Ich kenne die Buchvorlage im Gegensatz zu "HDR", das ich aber erst nach den Filmen gelesen habe, nicht, weiß aber, dass es eher ein für Kinder geschriebenes kürzeres Werk ist. Und ich finde, das merkt man "Hobbit 1" auch an. Zum einen daran, dass wegen Bilbo und den Zwergen (und die Shreks... äh... Trolle... Goblins... whatever...) viel mehr Witz und Ulk drin ist als in "HDR" (und Disney-Zwergengesang!), zum anderen daran, dass der Gegner nicht die bedrohliche, alles betreffende Stimmung verbreitet, die "HDR" hatte. Das wären für mich aber keine Kritikpunkte.
Was aber "Hobbit", zumindest Teil 1, fehlt, ist die Komplexität, der Tiefgang, was Charaktere, Motivationen, Ängste, Träume, Beziehungen, usw. angeht. Besonders bei Thorin, der übrigens so kaum wie ein Zwerg aussieht, wird das versucht, während alle anderen Zwerge teilweise echt zum Vergessen sind, aber weit sind die Autoren da bisher noch nicht gekommen. Wirkt relativ simpel und platt - nicht oberflächlich, aber einfach nicht vielschichtig. Und Bilbos Motivationen sind mir teilweise sogar recht rätselhaft - wobei ich mir da noch nicht sicher bin, ob die Autoren das bewusst bisher so machen oder ob da einfach nicht viel ist. Versteht ihr, wie das sehe? Er ist leider viel zu passiv. Hätte ich nicht das "HDR"-Buch gelesen (Da wirkt er nämlich etwas anders bzw. wird besser erklärt), hätte ich wohl erst jetzt Frodo als Hauptfigur so richtig zu schätzen gewusst. Er bietet für mich mehr als Bilbo, zumal Bilbo hier für mich auch total an Pippin erinnert...
Ein großer genereller Kritikpunkt - aber da ich meine Erwartungen vorher bewusst nicht hochgehängt habe, weil ich nämlich schon die Sorge hatte, dass ich dann enttäuscht würde, weil mir "HDR" eben so viel bedeutet und ich "HDR" als so faszinierende Literatur udn (mit einigen verziehenen Schwächen) gelungene Filmadaption empfinde. Aber abgesehen von diesem Punkt macht Jackson für mich alles richtig: Produktionstechnisch, visuell wirkt alles wie bei "HDR". Und es ist schön, die alten Bekannten wieder zu sehen - ähnlich wie bei einer Serie im Serienfinale. Oder die alten Handlungsorte.
Es gibt viele, viele Referenzen zu "HDR" - an für sich auch legitim. Man soll sich ja heimisch fühlen, sich erinnern, lächelnd zurück (bzw. meistens eher vor-)blicken. Wenn gewisse Lücken geschlossen werden - z.B. wenn die Trolle versteinert werden, Radagast endlich auftaucht oder auch in der gelungenen Anfangsmontage, in der man Frodo wiedersieht - funktioniert das auch wunderbar. Wenn dann aber Szenen immer wieder an bekannten Orten spielen, obwohl der Ort gar nicht wichtig wäre (z.B. die Orks auf dem alten Wachturmgelände), dann entwickelt man da weniger Interesse als eigentlich machbar und es macht sich auch Abnutzung breit. Oder wenn Gandalf wieder per Insekt die Adler ruft - man weiß doch schon, dass die dann gleich zur Rettung kommen, also: Null Spannung. Und ein Gefühl von "Hab ich schonmal gesehen". Siehe Kili und Fili = Merry und Pippin. Oder wenn Thorin wie Boromir am Ende des 1. Teils auf dem Boden liegt und kurz vorm Gekilltwerden ist. Oder aufm Berg Steine von oben kommen wie damals der Schnee. Oder oder - da gibts LEIDER einige Beispiele. Gerade weil die eigentliche Story, die ja nun mal nicht zu ändern ist, - also: Die Reise, eine Truppe an Gefährten, Vorurteile, unterschiedlcieh Motivationen, die Reise ausm Auenland gen Osten,... - ja eben auch an "HDR" erinnert und man ja nun wirklich keine filmische B-Seite oder Alternativversion will...!
Letztlich ist "Hobbit 1" für mich nette Unterhaltung für "HDR"-Liebhaber mit guten Effekten/Actionszenen und einigem zum Lachen und somit gutes Blockbuster-Kino, letztlich aber ohne Tiefgang und mit zu wenig Herz, das nicht aus "HDR" kommt.
Celinaaaa hat geschrieben:weshalb ich umso enttäuschter war, dass man Legolas hier ausgelassen hatte. Hätte ich mich davor besser informiert, hätte ich gewusst, dass sein Auftritt erst im letzten Film geplant ist, so habe ich ständig darauf gewartet, dass er irgendwo um die Ecke geritten kommt und den Zwergen aus der Patsche hilft.
Finde es äußerst weise, nicht alle Figuren im 1. Teil wieder zu bringen.