Im Vergleich zur letzten eine sehr gute, fesselnde Folge. Auch erscheint mir der deutsche Episodentitel erstmals seit Langem wieder einmal passend (im Gegensatz zu der Folge zuvor, in der der sehr treffende Originaltitel "A Tale of two Citys" dem sinnfreien "Vasco da Gama und andere Mexikaner" weichen musste, was keinerlei Bezug zum Inhalt der Folge hat, außer dass es sich um einen lahmen Witz von Roger Sterling handelt. Wer denkt sich sowas aus?)
In der Zwickmühle sitzen hier so einige Charaktere.
Am offensichtlichsten Ted "Zuviele Memos" Chaough, bei dem der Haussegen schief hängt, da er so viel Zeit und Lebensenergie in seine Arbeit steckt. Andererseits hat Ted gerade jetzt keine andere Wahl als sich in der Agentur doppelt und dreifach reinzuhängen, um nicht Gefahr zu laufen, von Don und Roger abgesägt zu werden.
Die fusionierte Agentur "Sterling Cooper und Partner" hat jetzt zwar einen griffigen Namen, die eigentlichen Probleme, dass alle Partner miteinander konkurrieren, statt zusammenzuarbeiten, sind aber nicht vom Tisch. Es kommt zu einem (herrlich absurden) Meeting auf dem Flur, in dem sich herausstellt, dass Ted/Peggy/Pete und Don/Roger unabhängig voneinander zwei unterschiedliche Kunden an Land gezogen haben, die aber beide Orangensaft produzieren. Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden, müssen sie nun eines dieser Geschäfte sausen lassen.
Eigentlich unfassbar, dass in der Agentur so ein Chaos herrscht, dass so etwas nicht vorher abgesprochen wird. Schließlich haben beide Parteien extra Flugreisen zu ihren potentiellen Kunden unternommen, redet man da wirklich vorher kein Wort drüber?
Ted leidet nun also besonders an der Situation und findet deutliche Worte gegenüber Don.
Auffällig entlarvend fand ich allerdings Teds Aussage gegenüber Cutler, dass er "seinen Saft" und nicht "seinen Saft" als Kunden haben möchte. Wo er doch erst in der letzten oder vorletzten Folge Cutler vorgeworfen hat, dass dieser die Agentur immernoch nicht als "wir" sondern als "CGC" gegen "SCDP" denken kann...
Der Höhepunkt der Folge und das, was nachwirkt, war diesmal natürlich Sallys Entdeckung von Dons Affäre mit Silvia. Eigentlich wird ja nicht viel geredet und es ist auch nicht unbedingt ein origineller Einfall der Drehbuchschreiber. Allerdings sind die Szenen von Kiernan Shipka mal wieder dermaßen großartig gespielt, dass es mir regelrecht den Hals zuschnürt, wenn ich an Sallys arme kleine Seele denke. Die gleichen Szenen mit Bobby hätten nicht so funktioniert. Bobby hatte ja nun auch einige größere Auftritte in dieser Staffel, aber es war stets das typische Problem mit Kindern bei Fernsehserien-Aufnahmen: Man weiß zwar, wie die Szenen gemeint sind, aber es wird nicht viel Wert auf Schauspielkunst gelegt, sondern darauf, die Szenen endlich im Kasten zu haben und das Kind möglichst selten auftreten zu lassen, und das merkt man als Zuschauer nunmal auch.
Ganz anders bei Sally. Jede Szene mit ihr wirkt authentisch und man kann absolut mit ihr mitfühlen.
Hier sitzt nun also Sally in der Zwickmühle, einerseits zwischen Megan und Don, da sie vielleicht in Versuchung ist, Megan die Wahrheit zu sagen, bzw., wenn sie das nicht tut, Megan gegenüber ihre Wut auf Don zukünftig verbergen muss, was ihr als Teenager natürlich schwerfallen dürfte.
Andererseits sehe ich sie auch in einer Art Zwickmühle zwischen Betty und Don. Sally hat ihren Vater stets verklärt und gegenüber ihrer Mutter verteidigt. Sie hat sogar Betty die Schuld an der Scheidung gegeben. Nun hat sie mit eigenen Augen gesehen, dass Betty im Grund genommen Recht hatte, und ihr Vater ein Mistkerl ist. Mit Betty darüber reden wird sie aber selbstverständlich nicht. Eigentlich kann sie mit niemandem darüber reden, sondern ist wieder einmal mit all den angestauten inneren Konflikten völlig auf sich gestellt, und das ist das Traurigste daran.
Don weiß natürlich selbst, dass Sally kein Baby mehr ist, die Situation sehr eindeutig war und seine Ausreden äußerst lahm waren. Letztlich kann er gar nichts tun, außer zu hoffen, dass Sally schweigt. Dass er sich zukünftig nicht mehr vormachen kann, dass seine Tochter ihn als fehlerfreien Helden wahrnimmt, hat er sicherlich verstanden. Traurig, sein unmittelbar anschließender Alkoholabsturz, und schmerzhaft mitanzusehen.
Für mich bleibt die Frage, warum sich Don für Silvias Sohn eingesetzt hat. Hat er damit wirklich nur das Ziel verfolgt, wieder bei Silvia zu landen (was ja auch geklappt hat)? Oder waren doch eher altruistische Motive dahinter, auch im Hinblick auf seine eigene Militärzeit? Schlechtes Gewissen gegenüber Arnold? Ich denke, all das dürfte eine Rolle gespielt haben.
Sehr gut gefallen haben mir diesmal alle Szenen mit Peggy (die sowieso in dieser Staffel viele, viele Sympathiepunkte bei mir geholt hat). Angefangen natürlich mit der herrlich hintergründigen Szene mit Petes Mutter, die Peggy stutzen lässt, weil sie davon redet, wie sehr sie sich freue, dass Pete und sie wieder zusammengefunden haben auch im Interesse ihres "gemeinsamen Kindes". Es stellt sich aber heraus, dass Petes Mutter Peggy hier nur mit Trudy verwechselt hat.
Dann natürlich die wunderbare Szene mit Ted und Pete beim Absacker. Schön, dass es hier auch ein freundschaftliches und vorwurfsfreies Gespräch zwischen Peggy und Pete gibt. Da ging mir wirklich das Herz auf.
Dann die Szenen mit der Ratte in Neusingle Peggys Wohnung. Ich war ja wirklich gespannt, wen genau sie in dieser Situation anrufen wird und war etwas überrascht, dass es tatsächlich Stan war. Dass Peggy ihm dann ... wie soll man das ausdrücken ... sexuelle Gefälligkeiten dafür anbietet, dass er die Ratte für sie erlegt, war natürlich ... krass.
Klar, hätte sie das hinterher irgendwie noch als freundschaftlich ironische Scherzerei darstellen können, andererseits glaube ich, dass man Peggys Aussage über Stans "sexy Stimme" durchaus als Hinweis darauf nehmen darf, dass sie ihn doch ziemlich anziehend findet und sich auch von ihrer Seite in Zukunft Gefühle gegenüber Stan entwickeln könnten (dass ER auf sie steht, wurde ja bereits ein paar Folgen zuvor klargemacht).
Am wenigsten mochte ich in dieser Folge die Szenen rund um Petes Probleme mit seiner Mutter. Zunächst mal finde ich die Geschichte um Heiratsschwindler Manolo einfach viel zu seifenopernmäßig (ähnlich wie Beths Amnesie in der Staffel zuvor).
Bob Benson hat hier eine Katastrophe verursacht, was sich später ja noch extremer erweisen wird. Ich frage mich ja schon, was Bob dabei geritten hat, diesen Manolo, den er offenbar kaum kennt (wenn doch: umso schlimmer!) an Pete und seine Familie zu vermitteln. Petes Unbehagen kann ich gut nachvollziehen, nicht weil er seiner Mutter keine Liebe gönnt, sondern weil Pete Manolo als Pfleger bezahlt, dieser aber offenbar die Situation schamlos ausnutzt. Ob es hier tatsächlich zu sexuellen Handlungen gekommen ist, oder Petes demente Mutter sich dies nur einredet (oder einreden lässt), wird nicht ganz klar. Tatsache ich jedoch, dass hier eine hilflose Person von ihrem sogenannten Pfleger gnadenlos manipuliert wird, was Pete zu Recht wütend macht.
Was sich die Serienmacher dann dabei gedacht haben, dass Bob Benson nicht nur den 10 Meilen gegen den Wind homophob riechenden Pete Campbell als Objekt seiner Zuneigung auserkoren hat, sondern er ihm das auch noch ziemlich offensiv gesteht, dazu noch in einer Situation, in der Pete zu Recht stinksauer auf Bob ist, ist mir leider ein Rätsel.
Die Szene mit seiner Mutter, in der diese Pete vorwirft, nicht einmal als Kind liebenswert gewesen zu sein, wird dagegen von mir im "Warum ich Pete Campbell verzeihe, manchmal so ein Arsch zu sein"-Archiv gespeichert.