The OC alternative (OC FF)
The OC alternative (OC FF)
dies ist eine alternative staffel, in der ich so einiges einbaue, was viele sich vielleicht wünschen oder eher nicht so gern haben wollen. die erste episode (portland) schließt an die letzte der 3.staffel an.
ich habe (spoiler) dazugeschrieben, da es eine alternative 4.staffel ist, in der aber auch dinge passieren und personen vorkommen die auch in der originalen passieren/vorkommen.
Portland
"Marissas Tod"
Hektisches Treiben war in einem Krankenhaus der ganz normale Alltag, Schwestern liefen zu ihren Patienten, Ärzte rauschten vorbei, um eine wichtige Operation durchzuführen oder auch nur einem Kind eine Impfung zu verpassen. Ryan stand völlig entnervt an der Rezeption und versuchte sich mit viel Mühe im Zaum zu halten: „Ich möchte doch nur wissen, ob sie lebt, ist dass zu viel verlangt?!“ „Nein sicher nicht“, entgegnete die angesprochene Dame. „Aber wie schon gesagt: Sie sind kein Familienmitglied. Egal welche Informationen sie auch wollen, sie müssen sich wohl gedulden.“ Der Junge, von den Geschehnissen der vorangegangen Stunden deutlich gezeichnet, konnte und wollte einfach nicht mehr länger hier ausharren, doch bevor er alles auf seine bekannte Atwood-Art regeln konnte, erschien eine besorgte Julie Cooper-Nichol hinter ihm: „Können sie mir bitte sagen, welcher Arzt für Marissa Cooper zuständig ist?“ Noch bevor die junge Schwester eine zufriedenstellende Antwort geben konnte, war eine tiefe Männerstimme zu vernehmen: „Mrs. Cooper-Nichol? Könnte ich mal kurz unter vier Augen mit ihnen reden?“ Ein älterer Mann, der sich über seine grüne Operationskleidung einen weißen Kittel geworfen hatte, legte Julie einen Arm um die Schultern und führte sie mit leichtem Druck weg, einen verzweifelten Ryan zurücklassend.
Der Warteraum war vollbesetzt. Einer völlig aufgelösten Summer strömten Tränen über das hübsche Gesicht, Seth saß verunsichert neben ihr, man konnte ihm deutlich ansehen, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte und wie schrecklich gern er seine Freundin in die Arme genommen hätte, um sie zu trösten, doch Marissas beste Freundin hatte weder ein Wort geredet noch auch nur die kleinste Bewegung angedeutet. Kirsten tätschelte ihrem Sohn das Knie, nur eine Mutter wusste immer bescheid, zumindest fast immer. Sandy hatte sich von seinem Platz erhoben und stand nun neben Ryan, der einfach nicht zur Ruhe kam, Kaitlin hatte stumm, fast schon ein wenig apathisch ihren Kopf an die schutzbietende Schulter ihres Vaters gelehnt, obwohl Jimmy wahrscheinlich ebenso etwas dringend nötig hatte. Dr. Roberts saß auf einem Stuhl gegenüber seiner Tochter und starrte auf den gefliesten Boden. Alle hatten denselben Gedanken, keiner getraute es sich, ihn laut auszusprechen. Endlich durchbrach, wer hätte auch was anderes gedacht, Seth Cohen die brütende Stille: „Kaffee, oder...?“ Wie immer, wenn ihn etwas bedrückte, wäre er gerne in einen seiner berühmten Redeschwalls ausgebrochen, doch sieben entgeisterte Blicke ließen ihn beinahe wieder verstummen, aber nur beinahe: „Nein? Wäre wohl auch nichts für mich, ich vertrage Koffein nicht so besonders.“ „Cohen!“, fuhr Summer plötzlich zur allgemeinen Überraschung auf. „Lass es, Ok?“ „Klar“, meinte Seth, der wohl noch ein wenig erstaunter war als alle anderen. „Das – das kann ich, kein Problem.“ Ein Haufen Ungläubiger starrten ihn an.
Julie stand unschlüssig vor der schneeweißen Tür, die zu einem der Krankenzimmer führte. Es pochte schmerzhaft gegen ihre Schläfen, ihre Hände zitterten und so sehr ihr in diesem Moment auch nach weinen zumute war, suchte sich keine einzige Träne ihren Weg über das perfekte Make-up. Endlich gab sie sich innerlich einen Ruck und drückte die silberne Klinke hinunter, mit einem mehr oder weniger entschlossenen Schritt betrat sie den kleinen Raum. In dem einzigen Bett lag ihre Tochter, so ruhig, so als würde sie schlafen. Und dann, als hätte sie auf diesen Augenblick, diese Bestätigung nur gewartet, wurde Julie plötzlich von verzweifelten Schluchzern geschüttelt, eine Sintflut ergoss sich über ihr Gesicht, das geschundene Herz schmerzte dermaßen, sie hätte in dem Moment damit gerechnet ebenfalls einfach tot umzufallen. So plötzlich dieser Ausbruch begonnen hatte, so schnell hörte er auch wieder auf. Einmal noch tief Luft geholt, das teure Designerkostüm gerade gerichtet und ohne einen weiteren Blick auf Marissa, trat sie wieder hinaus auf den befliesten Gang des Krankenhauses. Wie in Trance machte sie sich auf in den Warteraum, als unheilvolle Botin.
Der Arzt, der eigentliche Bote der unheilvollen Nachricht, wurde von starken Armen zurückgehalten. Volchok stand hinter dem Mediziner und hielt ihm ein kühlendes Messer mit der behandschuhten Hand an den Hals, er trat die Tür des Schrankes auf und schob sich zusammen mit seinem Gefangen in dass beinahe leere Krankenzimmer. „Und sie lebt wirklich?“, zischte er Dr. Madison ins Ohr. Der arme Mann zitterte am ganzen Körper als er die an ihn gestellte Frage bejahte. „Gut so“, grinste Volchok. „Sie haben auch den ganzen Papierkram erledigt, wie ich es ihnen gesagt habe?“ Dieses mal war nur ein ängstliches Nicken die Antwort. „Kein anderer weiß davon? Nur sie und ich...“, es amüsierte ihn offenbar nicht wenig den Doktor noch ein bisschen zappeln zu lassen. „Ja“, keuchte Madison, sein Atem ging ungemein schnell, das Herz klopfte ihm bis zum Hals. „Ja doch.“ „Danke“, entgegnete Volchok höflich und vollführte anschließend eine schnelle Bewegung mit der einen Hand, die das Messer umklammert hielt, der Mediziner ging fast sofort zu Boden, der Schrei gefror ihm auf den Lippen. Erst jetzt wurde dem frischgebackenen Mörder bewusst, dass noch jeder das Zimmer betreten konnte, mit drei schnellen, geräuschlosen Schritten war er auch schon an der Tür und schloss diese ab, nun gab es kein zurück mehr, er hatte seinen Weg gewählt und zuckte gleichgültig mit den Schultern, was für eine Dramatik. Zurück bei dem Schrank, entnahm er diesem einen alten, zerfetzten Rucksack und holte daraus ein schwarzes Bündel hervor.
Die plötzliche Stille im Warteraum war unerträglich, keiner wollte zuerst der Unruhestifter sein, keiner außer Seth Cohen: „Sie ist also Tod, hm?“ Natürlich hätte er sich gleich darauf liebend gern selbst in den Hintern getreten, die Gabe des Sprechens war ein Geschenk und auch gleichzeitig ein Fluch was ihn betraf. Zu seinem Glück schienen die anderen seinen kleinen Ausbruch entweder nicht zu bemerken oder einfach gewohnheitsgemäß zu überhören. Endlich erhob Neil sich von seinem Platz, ging wortlos auf Julie zu, die sich seit der Überbringung der schockierenden Nachricht nicht mehr gerührt hatte, und nahm seine Verlobte in die Arme. Schluchzend ließ Mrs. Cooper-Nicol es geschehen, eine Welt brach in diesem Moment für sie zusammen, der Schmerz des Verlustes, des Unumkehrbaren machte sich in ihrem Herzen breit. Ryan stand daneben, seine Augen blieben trocken, seine Gesichtszüge unverändert, doch in ihm tobte ein Tornado und schien jeden Funken Glück auszulöschen, in seinen Gedanken halten die letzten Worte der Verstorbenen wieder: „Ich liebe dich...“ „Ich liebe dich auch“, flüsterte der junge Atwood leise und nur für sich selbst.
Volchok ließ einen, in den schwarzen Leichensack gehüllten Arzt auf Marissas Krankenbett zurück als er durch das Fenster ins Freie gelangte. Die Kapuze seines Sweatshirts half ihm dabei sein Gesicht möglichst gut zu bedecken, mit gesenktem Kopf eilte er zu seinem schäbigen Auto und ließ sich hinter das Lenkrad fallen, prüfend warf er einen raschen Blick auf die Rückbank. Das Mädchen lag noch immer dort, wo er es zurückgelassen hatte, eingehüllt in dunkle Decken.
ich habe (spoiler) dazugeschrieben, da es eine alternative 4.staffel ist, in der aber auch dinge passieren und personen vorkommen die auch in der originalen passieren/vorkommen.
Portland
"Marissas Tod"
Hektisches Treiben war in einem Krankenhaus der ganz normale Alltag, Schwestern liefen zu ihren Patienten, Ärzte rauschten vorbei, um eine wichtige Operation durchzuführen oder auch nur einem Kind eine Impfung zu verpassen. Ryan stand völlig entnervt an der Rezeption und versuchte sich mit viel Mühe im Zaum zu halten: „Ich möchte doch nur wissen, ob sie lebt, ist dass zu viel verlangt?!“ „Nein sicher nicht“, entgegnete die angesprochene Dame. „Aber wie schon gesagt: Sie sind kein Familienmitglied. Egal welche Informationen sie auch wollen, sie müssen sich wohl gedulden.“ Der Junge, von den Geschehnissen der vorangegangen Stunden deutlich gezeichnet, konnte und wollte einfach nicht mehr länger hier ausharren, doch bevor er alles auf seine bekannte Atwood-Art regeln konnte, erschien eine besorgte Julie Cooper-Nichol hinter ihm: „Können sie mir bitte sagen, welcher Arzt für Marissa Cooper zuständig ist?“ Noch bevor die junge Schwester eine zufriedenstellende Antwort geben konnte, war eine tiefe Männerstimme zu vernehmen: „Mrs. Cooper-Nichol? Könnte ich mal kurz unter vier Augen mit ihnen reden?“ Ein älterer Mann, der sich über seine grüne Operationskleidung einen weißen Kittel geworfen hatte, legte Julie einen Arm um die Schultern und führte sie mit leichtem Druck weg, einen verzweifelten Ryan zurücklassend.
Der Warteraum war vollbesetzt. Einer völlig aufgelösten Summer strömten Tränen über das hübsche Gesicht, Seth saß verunsichert neben ihr, man konnte ihm deutlich ansehen, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte und wie schrecklich gern er seine Freundin in die Arme genommen hätte, um sie zu trösten, doch Marissas beste Freundin hatte weder ein Wort geredet noch auch nur die kleinste Bewegung angedeutet. Kirsten tätschelte ihrem Sohn das Knie, nur eine Mutter wusste immer bescheid, zumindest fast immer. Sandy hatte sich von seinem Platz erhoben und stand nun neben Ryan, der einfach nicht zur Ruhe kam, Kaitlin hatte stumm, fast schon ein wenig apathisch ihren Kopf an die schutzbietende Schulter ihres Vaters gelehnt, obwohl Jimmy wahrscheinlich ebenso etwas dringend nötig hatte. Dr. Roberts saß auf einem Stuhl gegenüber seiner Tochter und starrte auf den gefliesten Boden. Alle hatten denselben Gedanken, keiner getraute es sich, ihn laut auszusprechen. Endlich durchbrach, wer hätte auch was anderes gedacht, Seth Cohen die brütende Stille: „Kaffee, oder...?“ Wie immer, wenn ihn etwas bedrückte, wäre er gerne in einen seiner berühmten Redeschwalls ausgebrochen, doch sieben entgeisterte Blicke ließen ihn beinahe wieder verstummen, aber nur beinahe: „Nein? Wäre wohl auch nichts für mich, ich vertrage Koffein nicht so besonders.“ „Cohen!“, fuhr Summer plötzlich zur allgemeinen Überraschung auf. „Lass es, Ok?“ „Klar“, meinte Seth, der wohl noch ein wenig erstaunter war als alle anderen. „Das – das kann ich, kein Problem.“ Ein Haufen Ungläubiger starrten ihn an.
Julie stand unschlüssig vor der schneeweißen Tür, die zu einem der Krankenzimmer führte. Es pochte schmerzhaft gegen ihre Schläfen, ihre Hände zitterten und so sehr ihr in diesem Moment auch nach weinen zumute war, suchte sich keine einzige Träne ihren Weg über das perfekte Make-up. Endlich gab sie sich innerlich einen Ruck und drückte die silberne Klinke hinunter, mit einem mehr oder weniger entschlossenen Schritt betrat sie den kleinen Raum. In dem einzigen Bett lag ihre Tochter, so ruhig, so als würde sie schlafen. Und dann, als hätte sie auf diesen Augenblick, diese Bestätigung nur gewartet, wurde Julie plötzlich von verzweifelten Schluchzern geschüttelt, eine Sintflut ergoss sich über ihr Gesicht, das geschundene Herz schmerzte dermaßen, sie hätte in dem Moment damit gerechnet ebenfalls einfach tot umzufallen. So plötzlich dieser Ausbruch begonnen hatte, so schnell hörte er auch wieder auf. Einmal noch tief Luft geholt, das teure Designerkostüm gerade gerichtet und ohne einen weiteren Blick auf Marissa, trat sie wieder hinaus auf den befliesten Gang des Krankenhauses. Wie in Trance machte sie sich auf in den Warteraum, als unheilvolle Botin.
Der Arzt, der eigentliche Bote der unheilvollen Nachricht, wurde von starken Armen zurückgehalten. Volchok stand hinter dem Mediziner und hielt ihm ein kühlendes Messer mit der behandschuhten Hand an den Hals, er trat die Tür des Schrankes auf und schob sich zusammen mit seinem Gefangen in dass beinahe leere Krankenzimmer. „Und sie lebt wirklich?“, zischte er Dr. Madison ins Ohr. Der arme Mann zitterte am ganzen Körper als er die an ihn gestellte Frage bejahte. „Gut so“, grinste Volchok. „Sie haben auch den ganzen Papierkram erledigt, wie ich es ihnen gesagt habe?“ Dieses mal war nur ein ängstliches Nicken die Antwort. „Kein anderer weiß davon? Nur sie und ich...“, es amüsierte ihn offenbar nicht wenig den Doktor noch ein bisschen zappeln zu lassen. „Ja“, keuchte Madison, sein Atem ging ungemein schnell, das Herz klopfte ihm bis zum Hals. „Ja doch.“ „Danke“, entgegnete Volchok höflich und vollführte anschließend eine schnelle Bewegung mit der einen Hand, die das Messer umklammert hielt, der Mediziner ging fast sofort zu Boden, der Schrei gefror ihm auf den Lippen. Erst jetzt wurde dem frischgebackenen Mörder bewusst, dass noch jeder das Zimmer betreten konnte, mit drei schnellen, geräuschlosen Schritten war er auch schon an der Tür und schloss diese ab, nun gab es kein zurück mehr, er hatte seinen Weg gewählt und zuckte gleichgültig mit den Schultern, was für eine Dramatik. Zurück bei dem Schrank, entnahm er diesem einen alten, zerfetzten Rucksack und holte daraus ein schwarzes Bündel hervor.
Die plötzliche Stille im Warteraum war unerträglich, keiner wollte zuerst der Unruhestifter sein, keiner außer Seth Cohen: „Sie ist also Tod, hm?“ Natürlich hätte er sich gleich darauf liebend gern selbst in den Hintern getreten, die Gabe des Sprechens war ein Geschenk und auch gleichzeitig ein Fluch was ihn betraf. Zu seinem Glück schienen die anderen seinen kleinen Ausbruch entweder nicht zu bemerken oder einfach gewohnheitsgemäß zu überhören. Endlich erhob Neil sich von seinem Platz, ging wortlos auf Julie zu, die sich seit der Überbringung der schockierenden Nachricht nicht mehr gerührt hatte, und nahm seine Verlobte in die Arme. Schluchzend ließ Mrs. Cooper-Nicol es geschehen, eine Welt brach in diesem Moment für sie zusammen, der Schmerz des Verlustes, des Unumkehrbaren machte sich in ihrem Herzen breit. Ryan stand daneben, seine Augen blieben trocken, seine Gesichtszüge unverändert, doch in ihm tobte ein Tornado und schien jeden Funken Glück auszulöschen, in seinen Gedanken halten die letzten Worte der Verstorbenen wieder: „Ich liebe dich...“ „Ich liebe dich auch“, flüsterte der junge Atwood leise und nur für sich selbst.
Volchok ließ einen, in den schwarzen Leichensack gehüllten Arzt auf Marissas Krankenbett zurück als er durch das Fenster ins Freie gelangte. Die Kapuze seines Sweatshirts half ihm dabei sein Gesicht möglichst gut zu bedecken, mit gesenktem Kopf eilte er zu seinem schäbigen Auto und ließ sich hinter das Lenkrad fallen, prüfend warf er einen raschen Blick auf die Rückbank. Das Mädchen lag noch immer dort, wo er es zurückgelassen hatte, eingehüllt in dunkle Decken.
Zuletzt geändert von TheOCPudding am 14.10.2007, 19:04, insgesamt 2-mal geändert.
gut möglich . . .ich denke das beantwortet deine frage:
Portland
Das Leben danach
Vieles hat sich seit „Marissas Tod“ verändert: Das Leben geht weiter. Ryan hat, nach einem Boxerlebnis im Käfig, die Liebe wieder für sich entdeckt und führt zurzeit, nach Anfangsschwierigkeiten, eine krisenfreie Beziehung mit Taylor. Sandy ist zufrieden mit seinem neuen alten Job als Pflichtverteidiger. Summer hat in der Brown Che kennen gelernt und wird eine Art Hippie. Seth arbeitet in einem Comicladen. Die Beziehung zwischen Seth und Summer scheint den Bach hinunter zu gehen, sie haben noch kein Wort miteinander gewechselt. Marissa lebt bei Volchok, ohne Hoffnung. Kaitlin ist nun in Newport und geht auf die Harbor, wo sie sich mit Lukes Zwillingsbrüdern Eric und Brad anfreundet. Dr. Roberts fühlt sich ein wenig überfordert was seine Verlobte betrifft, denn Julie trinkt zuviel und Jimmy wagt sich nach der schrecklichen Nachricht von dem Tod seiner Tochter mit seinem Segelboot auf hohe See . . .
„Hey, Summer -“, Seth war guter Hoffnung, dass es dieses eine Mal endlich hinhauen würde. Heute würde es . . . Hi, ich bin im Moment nicht erreichbar, oder will einfach nicht mit dir reden, weil du was verbockt hast oder so. Seufzend würgte Cohen ein weiteres Mal den Anrufbeantworter seiner Freundin (zumindest nahm er an, dass sie seine Freundin war) ab. Ob er etwas verbockt hatte? So sehr es manche auch wundern würde: nein. Und das war eins von den wenigen Dingen, die er ganz genau wusste. Ob sie nicht mehr mit ihm reden wollte? Offensichtlich.
Wütend, vielleicht auf sich selbst, wahrscheinlich aber einfach auf die gesamte Situation, warf er sein Handy auf das Bett und ließ sich anschließend ebenfalls in die Kissen sinken. Frustriert schielte der Junge auf den kleinen Schrank neben dem Kopfende. Auch sein Plastikpferd und, neben Ryan, bester Freund, schien im Moment keine große Lust auf tiefschürfende Gespräche zu haben. „Tja Oats“, meinte Seth. „Nun sind wir weder auf uns allein gestellt. Du und ich. Wie in alten Zeiten.“ Alte Zeiten, die er nie wieder aufleben lassen wollte.
Summer schloss die dunkle Holztür hinter sich und stellte mit einem schnellen Blick auf das Bett ihrer Mitbewohnerin fest, dass sie allein im Zimmer war. Nervös nahm sie ihre buntgehäkelte Haube von den dunklen Haaren und drückte auf den Knopf am Anrufbeantworter, als sie den blinkenden Knopf bemerkte.
Sie haben 3 neue Nachrichten. Noch bevor die mechanische Stimme die erste ankündigte, wusste sie, von wem sie war. Früher hatte sie dieses Gefühl geliebt, wie so vieles an Cohen, sie hatte es gemocht, genau zu wissen, wann er die Tür öffnen würde, wann seine Nummer auf dem Handydisplay erscheinen würde. Doch in letzter Zeit hatte sie nur Angst davor, dass er irgendwann vor ihr stehen würde, und sie keinen Ausweg mehr hätte.
Hi Summer. Du bist wohl gerade nicht erreichbar. Na ja, ich wollte dir nur sagen wir vermissen dich – stimmts Captain Oats? Brrrr! Also ich versuch’s später wieder!
Schmunzelnd ließ Summer sich auf den harten und ungemütlichen Sessel nieder und legte ihre Haube auf dem Schreibtisch ab. Mit angezogenen Beinen lauschte sie der zweiten Nachricht – wieder kein Zweifel, wer es sein würde.
Hey! Ich bins wieder. Stell dir vor, Ryan scheint glücklich zu sein! Ja genau, er ist glücklich mit Taylor. Es ist richtig unheimlich... du weißt schon, sonst springt er nicht so in der Gegend herum und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Und jetzt rate mal, wer sich näher kommt! Dein Dad und ich, und zwar beim Golfschauen, nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Wie auch immer: da siehst du, zu was mich deine Abwesenheit treibt – nicht das was du jetzt denkst... Ruf mich doch einfach an.
Die dritte Nachricht. Leer. Genau wie ihr Herz in diesem Moment und wie ihr Kopf, in dem sie glaubte, das Meer rauschen zu hören, das glitzernde, türkisblaue Wasser von Newport Beach. Die braunen Augen füllten sich mit Tränen, doch noch ließ sie diese nicht frei. Nicht schon wieder.
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und Che stand mit zerschlissener Jeans und einem ausgewaschenen T-shirt mit der Aufschrift Rettet den Baum in ihrem Zimmer: „Sie wollen ihn fällen!“ Im nächsten Augenblick rauschte er auch schon wieder auf den Gang.
„Ich komme“, flüsterte Summer und streifte ein neues T-shirt über. Es zeigte einen Baum, in den bereits eine scharfe Axt gedrungen war. Rette mich.
Ein Glas Wein würde einen schon nicht umbringen. Aber vielleicht drei, vier... Man musste es nur ausprobieren.
Leicht angeheitert führte Julie ein weiteres Mal ihr Glas zu den vollen Lippen und nahm einen kräftigen Schluck.
„Mum?!“
„Ich bin hier!“, rief Julie und versuchte dabei nicht zu betrunken zu klingen, während sie hastig die halbvolle Flasche mit einer Hand hinter ihrem Rücken versteckte und das beinahe geleerte Glas auf den Boden stellte, sodass ihr bodenlanges Kleid darüber fiel.
„Wo ist hier?“, fragte Kaitlin nach, als sie die Treppe herunter kam.
„In der Küche!“
Als Julie ihre jüngste und seit einiger Zeit einzige Tochter erblickte, schluckte sie ihren Kummer hinunter und tat, was von einer Mutter erwartet wurde, nur ihrer kleinen Tochter sollte eine hilfreiche Schulter zum ausweinen zustehen. Sie straffte mit einem gezwungenen Lächeln den zuvor noch gebeugten Rücken und wartete ab.
„Ich bin dann weg“, Kaitlin schien nur so von guter Laune zu sprühen, doch Julie konnte den stechenden Schmerz in ihren traurigen Augen sehen. „Fährst du mich?“
„So früh schon? Wo – wohin denn?“, niemals konnte sie in ihrer jetzigen Verfassung fahren, nicht ohne ein weiteres ihrer Kinder in Gefahr zu bringen.
„Da ist diese Party bei -“, die Fünfzehnjährige stutzte, als ihre Mutter für eine Nanosekunde nicht auf das wertvolle Beweismittel geachtet hatte und die Flasche klirrend Bekanntschaft mit dem harten Boden machte. Scherben sprenkelten das dunkle Holz wie der Tau am frühen Morgen an den Grashalmen hing. Roter Wein bildete eine kleine Lache um die Markenschuhe von Julie Cooper-Nichol. Die Ertappte stand da, unsicher, unwissend was nun zu tun war.
„Ich nehm’ das Skateboard“, Kaitlin machte auf dem Absatz kehrt. Im nächsten Moment fiel die schwere Haustür ins Schloss. Bei dem plötzlichen Laut fuhr Julie zusammen und wurde sogleich von großer Trauer zu Boden gedrückt. Mit zitternden Knien hockte sie in den Scherben ihres bisherigen Lebens. Bevor die erste Träne sich ihren Weg durch ihr perfektes Make-up suchen konnte, griff Julie wieder nach ihrem Glas, ihrem Rettungsanker.
„Hey“, Kirsten wandte sich überrascht in ihrem Morgenmantel nach ihrem Mann um, der soeben die Cohen-Küche betrat. „Ich dachte du wärst schon weg?“
Sandy drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und griff nach einem Beagle. „Das dachte ich auch!“, er hob seine schwarze Aktentasche hoch und versuchte gleichzeitig von seinem Frühstück zu kosten. „Ich bin spät dran.“
Ein weiterer Kuss und der Pflichtverteidiger verlies das Haus, eine schmunzelnde Ehefrau zurücklassend.
Kirsten hob überrascht den Blick, als ihr Sohn (ebenfalls im Morgenmantel) vor den silbernen Kühlschrank trat. „Was ist denn heute mit der Arbeit?“
Seth fuhr erschrocken und ertappt herum, fing sich aber sogleich wieder: „Erstens: heute ist Wochenende. Und zweitens: ich bin krank.“
Bei den letzten paar Wörtern begann er zu röcheln, verdrehte die braunen Augen und täuschte gekonnt einen Hustenanfall vor.
„Seth-“, setzte Kirsten zu einer weiteren „in-Selbstmitleid-baden-ist-keine-Lösung“ Rede an.
„Ich weiß, ich weiß“, konnte sie der Junge (diese hellseherische Fähigkeit hatte er wohl von seinem Dad) noch stoppen. „Gib mir lieber die Zeitung.“
Kopfschüttelnd tat Mrs. Cohen wie ihr geheißen und sah ihrem Sohn dann traurig nach, als er sich schlürfend wieder in sein Zimmer begab, das ungekämmte Haar stand nach allen Seiten ab und ließ vermuten, dass die Dusche schon länger nicht mehr die Ehre hatte, den Sethman als Gast zu begrüßen. Seufzend ließ Kirsten ihre Augen nach unten wandern und entdeckte einen Brief, der an sie adressiert war. Sie stutze. Früher, als ihr Dad noch gelebt hatte, hatte dieser sich einen Spaß daraus gemacht nur ihren Namen und ab und zu den seines Enkels auf Postkarten und ähnlichem zu schreiben, da er seine Abneigung gegen Sandford nie unterdrückt hatte... Doch der gefürchtete Caleb Nichol war tot.
Unsicher wendete Kirsten den Brief in ihren Händen und las den Absender.
Marissa Cooper starrte stur auf ihre im Schoß gefalteten Hände und ignorierte hartnäckig Volchoks Worte, wie sie es sich in den letzten Monaten angewöhnt hatte. Jedes Mal wenn er sie berührt hatte, wenn sein Atem über ihre bloße Haut fuhr und seine rauen Hände über ihr stoppeliges Haar strichen, blendete sie ihn aus, denn nichts schmerzte mehr, als das Wissen, dass es wirklich passierte, dass es nicht nur eine Illusion war.
Auch jetzt achtete sie nicht auf ihn, als er sie hochzog und ihre Lippen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss vereinigten. In den Anfangszeiten, in den ersten paar Wochen, die schlimmste Zeit ihres Lebens, da hatte sie sich noch gewährt, da hatte sie noch so etwas wie Angst oder Abscheu gespürt. Damals hatte sie noch sein volles Gewicht auf sich gespürt, hatte den Geruch nach Alkohol und Dreck unfreiwillig in sich aufgesogen.
Doch heute, nach Tagen des Leidens, nach Wochen des Hassens, heute, fühlte sie nichts.
Ryan fuhr sacht mit dem Daumen das hübsche Gesicht der Verlorenen nach, die Konturen auf dem abgegriffenen Foto waren nichts weiter als eine Lüge, wunderschön und grausam zugleich. Und gerade, als er sich wieder von dieser undurchdringlichen Hölle umgeben fühlte, stand ein Engel plötzlich im Poolhaus.
„Ryan.“
Ryan schob schnell das Bild unter die Bettdecke und erhob sich. „Taylor.“
„Bist du soweit?“, Taylor sah ihn fragend an und legte soviel Liebe und wissendes Mitleid in diesen einen Blick das es wehtat.
Wann war Ryan Atwood das letzte mal soweit gewesen?
„Ryan?“, nun zitterte ihre Stimme, wie immer, wenn ihr bewusst wurde, dass er an jene Nacht dachte. Angst, pure Angst.
Schnell trat der Junge an sie heran und nahm sie schützend in die Arme, vor allem würde er sie verteidigen, nichts würde ihr schaden, niemand würde ihr etwas antun, nicht mal er selbst. „Ich bin soweit.“
Und seine Stimme, seine Haltung gewann an Sicherheit und Kraft zurück.
Taylor lächelte erleichtert, nun war er wieder der, in den sie sich verliebt hatte.
Portland
Das Leben danach
Vieles hat sich seit „Marissas Tod“ verändert: Das Leben geht weiter. Ryan hat, nach einem Boxerlebnis im Käfig, die Liebe wieder für sich entdeckt und führt zurzeit, nach Anfangsschwierigkeiten, eine krisenfreie Beziehung mit Taylor. Sandy ist zufrieden mit seinem neuen alten Job als Pflichtverteidiger. Summer hat in der Brown Che kennen gelernt und wird eine Art Hippie. Seth arbeitet in einem Comicladen. Die Beziehung zwischen Seth und Summer scheint den Bach hinunter zu gehen, sie haben noch kein Wort miteinander gewechselt. Marissa lebt bei Volchok, ohne Hoffnung. Kaitlin ist nun in Newport und geht auf die Harbor, wo sie sich mit Lukes Zwillingsbrüdern Eric und Brad anfreundet. Dr. Roberts fühlt sich ein wenig überfordert was seine Verlobte betrifft, denn Julie trinkt zuviel und Jimmy wagt sich nach der schrecklichen Nachricht von dem Tod seiner Tochter mit seinem Segelboot auf hohe See . . .
„Hey, Summer -“, Seth war guter Hoffnung, dass es dieses eine Mal endlich hinhauen würde. Heute würde es . . . Hi, ich bin im Moment nicht erreichbar, oder will einfach nicht mit dir reden, weil du was verbockt hast oder so. Seufzend würgte Cohen ein weiteres Mal den Anrufbeantworter seiner Freundin (zumindest nahm er an, dass sie seine Freundin war) ab. Ob er etwas verbockt hatte? So sehr es manche auch wundern würde: nein. Und das war eins von den wenigen Dingen, die er ganz genau wusste. Ob sie nicht mehr mit ihm reden wollte? Offensichtlich.
Wütend, vielleicht auf sich selbst, wahrscheinlich aber einfach auf die gesamte Situation, warf er sein Handy auf das Bett und ließ sich anschließend ebenfalls in die Kissen sinken. Frustriert schielte der Junge auf den kleinen Schrank neben dem Kopfende. Auch sein Plastikpferd und, neben Ryan, bester Freund, schien im Moment keine große Lust auf tiefschürfende Gespräche zu haben. „Tja Oats“, meinte Seth. „Nun sind wir weder auf uns allein gestellt. Du und ich. Wie in alten Zeiten.“ Alte Zeiten, die er nie wieder aufleben lassen wollte.
Summer schloss die dunkle Holztür hinter sich und stellte mit einem schnellen Blick auf das Bett ihrer Mitbewohnerin fest, dass sie allein im Zimmer war. Nervös nahm sie ihre buntgehäkelte Haube von den dunklen Haaren und drückte auf den Knopf am Anrufbeantworter, als sie den blinkenden Knopf bemerkte.
Sie haben 3 neue Nachrichten. Noch bevor die mechanische Stimme die erste ankündigte, wusste sie, von wem sie war. Früher hatte sie dieses Gefühl geliebt, wie so vieles an Cohen, sie hatte es gemocht, genau zu wissen, wann er die Tür öffnen würde, wann seine Nummer auf dem Handydisplay erscheinen würde. Doch in letzter Zeit hatte sie nur Angst davor, dass er irgendwann vor ihr stehen würde, und sie keinen Ausweg mehr hätte.
Hi Summer. Du bist wohl gerade nicht erreichbar. Na ja, ich wollte dir nur sagen wir vermissen dich – stimmts Captain Oats? Brrrr! Also ich versuch’s später wieder!
Schmunzelnd ließ Summer sich auf den harten und ungemütlichen Sessel nieder und legte ihre Haube auf dem Schreibtisch ab. Mit angezogenen Beinen lauschte sie der zweiten Nachricht – wieder kein Zweifel, wer es sein würde.
Hey! Ich bins wieder. Stell dir vor, Ryan scheint glücklich zu sein! Ja genau, er ist glücklich mit Taylor. Es ist richtig unheimlich... du weißt schon, sonst springt er nicht so in der Gegend herum und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Und jetzt rate mal, wer sich näher kommt! Dein Dad und ich, und zwar beim Golfschauen, nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Wie auch immer: da siehst du, zu was mich deine Abwesenheit treibt – nicht das was du jetzt denkst... Ruf mich doch einfach an.
Die dritte Nachricht. Leer. Genau wie ihr Herz in diesem Moment und wie ihr Kopf, in dem sie glaubte, das Meer rauschen zu hören, das glitzernde, türkisblaue Wasser von Newport Beach. Die braunen Augen füllten sich mit Tränen, doch noch ließ sie diese nicht frei. Nicht schon wieder.
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und Che stand mit zerschlissener Jeans und einem ausgewaschenen T-shirt mit der Aufschrift Rettet den Baum in ihrem Zimmer: „Sie wollen ihn fällen!“ Im nächsten Augenblick rauschte er auch schon wieder auf den Gang.
„Ich komme“, flüsterte Summer und streifte ein neues T-shirt über. Es zeigte einen Baum, in den bereits eine scharfe Axt gedrungen war. Rette mich.
Ein Glas Wein würde einen schon nicht umbringen. Aber vielleicht drei, vier... Man musste es nur ausprobieren.
Leicht angeheitert führte Julie ein weiteres Mal ihr Glas zu den vollen Lippen und nahm einen kräftigen Schluck.
„Mum?!“
„Ich bin hier!“, rief Julie und versuchte dabei nicht zu betrunken zu klingen, während sie hastig die halbvolle Flasche mit einer Hand hinter ihrem Rücken versteckte und das beinahe geleerte Glas auf den Boden stellte, sodass ihr bodenlanges Kleid darüber fiel.
„Wo ist hier?“, fragte Kaitlin nach, als sie die Treppe herunter kam.
„In der Küche!“
Als Julie ihre jüngste und seit einiger Zeit einzige Tochter erblickte, schluckte sie ihren Kummer hinunter und tat, was von einer Mutter erwartet wurde, nur ihrer kleinen Tochter sollte eine hilfreiche Schulter zum ausweinen zustehen. Sie straffte mit einem gezwungenen Lächeln den zuvor noch gebeugten Rücken und wartete ab.
„Ich bin dann weg“, Kaitlin schien nur so von guter Laune zu sprühen, doch Julie konnte den stechenden Schmerz in ihren traurigen Augen sehen. „Fährst du mich?“
„So früh schon? Wo – wohin denn?“, niemals konnte sie in ihrer jetzigen Verfassung fahren, nicht ohne ein weiteres ihrer Kinder in Gefahr zu bringen.
„Da ist diese Party bei -“, die Fünfzehnjährige stutzte, als ihre Mutter für eine Nanosekunde nicht auf das wertvolle Beweismittel geachtet hatte und die Flasche klirrend Bekanntschaft mit dem harten Boden machte. Scherben sprenkelten das dunkle Holz wie der Tau am frühen Morgen an den Grashalmen hing. Roter Wein bildete eine kleine Lache um die Markenschuhe von Julie Cooper-Nichol. Die Ertappte stand da, unsicher, unwissend was nun zu tun war.
„Ich nehm’ das Skateboard“, Kaitlin machte auf dem Absatz kehrt. Im nächsten Moment fiel die schwere Haustür ins Schloss. Bei dem plötzlichen Laut fuhr Julie zusammen und wurde sogleich von großer Trauer zu Boden gedrückt. Mit zitternden Knien hockte sie in den Scherben ihres bisherigen Lebens. Bevor die erste Träne sich ihren Weg durch ihr perfektes Make-up suchen konnte, griff Julie wieder nach ihrem Glas, ihrem Rettungsanker.
„Hey“, Kirsten wandte sich überrascht in ihrem Morgenmantel nach ihrem Mann um, der soeben die Cohen-Küche betrat. „Ich dachte du wärst schon weg?“
Sandy drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und griff nach einem Beagle. „Das dachte ich auch!“, er hob seine schwarze Aktentasche hoch und versuchte gleichzeitig von seinem Frühstück zu kosten. „Ich bin spät dran.“
Ein weiterer Kuss und der Pflichtverteidiger verlies das Haus, eine schmunzelnde Ehefrau zurücklassend.
Kirsten hob überrascht den Blick, als ihr Sohn (ebenfalls im Morgenmantel) vor den silbernen Kühlschrank trat. „Was ist denn heute mit der Arbeit?“
Seth fuhr erschrocken und ertappt herum, fing sich aber sogleich wieder: „Erstens: heute ist Wochenende. Und zweitens: ich bin krank.“
Bei den letzten paar Wörtern begann er zu röcheln, verdrehte die braunen Augen und täuschte gekonnt einen Hustenanfall vor.
„Seth-“, setzte Kirsten zu einer weiteren „in-Selbstmitleid-baden-ist-keine-Lösung“ Rede an.
„Ich weiß, ich weiß“, konnte sie der Junge (diese hellseherische Fähigkeit hatte er wohl von seinem Dad) noch stoppen. „Gib mir lieber die Zeitung.“
Kopfschüttelnd tat Mrs. Cohen wie ihr geheißen und sah ihrem Sohn dann traurig nach, als er sich schlürfend wieder in sein Zimmer begab, das ungekämmte Haar stand nach allen Seiten ab und ließ vermuten, dass die Dusche schon länger nicht mehr die Ehre hatte, den Sethman als Gast zu begrüßen. Seufzend ließ Kirsten ihre Augen nach unten wandern und entdeckte einen Brief, der an sie adressiert war. Sie stutze. Früher, als ihr Dad noch gelebt hatte, hatte dieser sich einen Spaß daraus gemacht nur ihren Namen und ab und zu den seines Enkels auf Postkarten und ähnlichem zu schreiben, da er seine Abneigung gegen Sandford nie unterdrückt hatte... Doch der gefürchtete Caleb Nichol war tot.
Unsicher wendete Kirsten den Brief in ihren Händen und las den Absender.
Marissa Cooper starrte stur auf ihre im Schoß gefalteten Hände und ignorierte hartnäckig Volchoks Worte, wie sie es sich in den letzten Monaten angewöhnt hatte. Jedes Mal wenn er sie berührt hatte, wenn sein Atem über ihre bloße Haut fuhr und seine rauen Hände über ihr stoppeliges Haar strichen, blendete sie ihn aus, denn nichts schmerzte mehr, als das Wissen, dass es wirklich passierte, dass es nicht nur eine Illusion war.
Auch jetzt achtete sie nicht auf ihn, als er sie hochzog und ihre Lippen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss vereinigten. In den Anfangszeiten, in den ersten paar Wochen, die schlimmste Zeit ihres Lebens, da hatte sie sich noch gewährt, da hatte sie noch so etwas wie Angst oder Abscheu gespürt. Damals hatte sie noch sein volles Gewicht auf sich gespürt, hatte den Geruch nach Alkohol und Dreck unfreiwillig in sich aufgesogen.
Doch heute, nach Tagen des Leidens, nach Wochen des Hassens, heute, fühlte sie nichts.
Ryan fuhr sacht mit dem Daumen das hübsche Gesicht der Verlorenen nach, die Konturen auf dem abgegriffenen Foto waren nichts weiter als eine Lüge, wunderschön und grausam zugleich. Und gerade, als er sich wieder von dieser undurchdringlichen Hölle umgeben fühlte, stand ein Engel plötzlich im Poolhaus.
„Ryan.“
Ryan schob schnell das Bild unter die Bettdecke und erhob sich. „Taylor.“
„Bist du soweit?“, Taylor sah ihn fragend an und legte soviel Liebe und wissendes Mitleid in diesen einen Blick das es wehtat.
Wann war Ryan Atwood das letzte mal soweit gewesen?
„Ryan?“, nun zitterte ihre Stimme, wie immer, wenn ihr bewusst wurde, dass er an jene Nacht dachte. Angst, pure Angst.
Schnell trat der Junge an sie heran und nahm sie schützend in die Arme, vor allem würde er sie verteidigen, nichts würde ihr schaden, niemand würde ihr etwas antun, nicht mal er selbst. „Ich bin soweit.“
Und seine Stimme, seine Haltung gewann an Sicherheit und Kraft zurück.
Taylor lächelte erleichtert, nun war er wieder der, in den sie sich verliebt hatte.
na, weil er sie festhält, aber das kommt hier eh mehr zur sprache:
Portland
Entdeckungen
Ryan war glücklich. Wirklich glücklich. Und das war etwas, was man nicht zu schnell von ihm behaupten konnte. Er saß im Diner, ließ die aufsteigende Sonne seinen Rücken wärmen und nippte an seinem Kaffee, während er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen Taylor dabei beobachtete, wie sie fröhlich vor sich hin plapperte. Wie ein Wasserfall. „Ich meine ja nur, dass französisch eine Sprache ist, die zu dir passen könnte. Zu mir hat sie gepasst und wir passen zusammen und da müsste sie auch zu dir passen und...“, der jungen Frau, denn als solche konnte man sie ja wohl bezeichnen, entging nicht das geringste, was ihren Freund betraf und so bemerkte sie auch das amüsierte glitzern in seinen Augen. „...ich rede dummes Zeug.“ Eine kurze Pause, schnelles Nachdenken: „Ja, ich rede dummes Zeug, sogar sehr dummes. Schon wieder.“ Ryan grinste nun breit und zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. „Du könntest dich aber auch ein wenig mehr an unserem Gespräch beteiligen“, schmollte Taylor während sie mühsam versuchte einen Lachanfall zu unterdrücken und dabei scheinbar vor Scham und Entrüstung auf ihre Tasse hinuntersah und sie in ihren Händen hin und her wand. „Dabei höre ich dir doch so gern zu“, seufzte Ryan und spielte seiner Freundin gekonnt den unglücklichsten Menschen auf der Welt vor. Taylor sah abrupt auf und meinte versöhnt: „Tatsächlich?“ Sie beugte sich über den Tisch und Ryan tat es ihr gleich. Es war wie ein persönliches Ritual: sie feixten, machten sich gegenseitig lächerlich, spielten sich was vor und dann ... sollte eigentlich nicht das Handy läuten. „Tschuldigung“, murmelte Taylor und griff schnell in ihre Handtasche. Ryan ließ sich enttäuscht wieder zurück auf die gepolsterte Sitzbank fallen, da bemerkte er den überraschten Gesichtsausdruck seiner Gegenüber. „Es ist Summer“, verkündete Taylor und bedeutete Ryan, sie würde schnell nach draußen gehen, um das Gespräch anzunehmen. Und Ryan? Er blieb zurück und sah sich wieder mit Erinnerungen an Marissa Cooper konfrontiert.
„Summer?“, vergewisserte Taylor sich, als sie nun vor dem Diner stand. „Taylor“, die Freundin an der anderen Leitung klang mehr als erleichtert. „Hey, was gibt’s neues? Schon mal mit Seth geredet?“, erkundigte sich Miss Townsend kühl und zog die Augenbrauen zusammen.
„Das ist nicht fair!“, protestierte Summer sofort.
„Was ist nicht fair?“
„Na ja.. Das.“
„Meinst du mit „das“, deinen verwirrten und alleingelassenen Freund oder dass ich dich so behandle oder...“
„Dass sie tot ist, verdammt!“
„Marissa.“
„Natürlich – Marissa, wer denn sonst?“
„Wieso redest du nicht einfach mal mit Seth darüber, er würde es verstehen“, Taylor schlug einen sanfteren Ton ein, als sie das Schluchzen am anderen Ende der Leitung vernahm.
„Ich – ich kann nicht. Ich meine ich weiß nicht...“
„Was, Summer, was weißt du nicht?“
„Ob ich einfach so weitermachen kann, verstehst du, ich bin mir einfach nicht sicher ob ich überhaupt zurückkomme. Und ich habe Angst, unglaubliche Angst, dass er zu mir kommt und gleichzeitig möchte ich nichts mehr, als bei ihm zu sein.“
„Ich verstehe“, log Taylor schnell und wollte sogleich die richtigen, tröstenden Worte finden. „Summer, ich denke nicht, dass er jemals aufhören wird auf dich zu warten. Er wird dich immer lieben aber du solltest ihm zeigen, dass er dir nicht egal ist. Wenn du schon nicht mit ihm reden oder ihn sehen kannst dann... schreib einen Brief.“ Sie atmete einmal tief durch: „Und Summer, denk immer daran: du bist nicht allein.“
Einen Moment blieb es still und es hatte schon den Anschein, als hätte hier jemand gerade Selbstgespräche geführt, da meldete Summer sich auch schon wieder, wenn auch leise und unscheinbar: „Danke.“
Taylor konnte nicht anders, sie musste lächeln, denn das Glück, welches durch dieses eine Wort ausgelöst wurde war zuviel und drang nun aus ihr heraus.
„Du bist wirklich eine gute Freundin“, Summers Stimme gewann an Kraft zurück. „Die Beste.“
Wahrscheinlich wäre bei dieser Aussage Taylors Grinsen noch breiter geworden, doch nun erlosch es vollkommen. „Summer“, in ihren Augen, in ihrem ganzen Gesicht war Schrecken zu erkennen. „Ich muss aufhören. Bis bald.“ Und schon klappte das Handy zu.
Summer saß auf ihrem Bett starrte einen Moment verdutzt ihr Telefon an und hielt es wieder ans Ohr, ihre Stimme klang vorwurfsvoller denn je: „Taylor?!“
Seufzend lehnte Sandy sich in seinem Sitz zurück und betrachtete einen Moment die schneeweißen Wolkenfetzen, die an seinem Fenster vorbeizogen. Sein Blick schweifte ab, blieb an dem einen Flügel hängen und wanderte schließlich wieder ins Innere des Flugzeuges wo er dankend eine Stewardess abwehrte und dann die Unterlagen in seinen Händen überprüfte. Ein Mädchen, 15 Jahre alt, die Eltern: tot durch einen Autounfall, das Erbe: nichts, alles würde an die Schwester von Mrs. Brown gehen und da kam er ins Spiel. 20.11.1991 – da war er wieder, der Geburtstag. Stirnrunzelnd strich er darüber. Kimberly Brown. So könnte jeder heißen. Kimberly. Und doch war ihm dieser Name zu vertraut.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, die Hände zitterten, nervös versuchte sie den Hörer zu umklammern, vor ihr, auf der Kücheninsel lag der Brief.
„Gordon McAfee Anwaltskanzlei – was kann ich für sie tun?“, meldete sich fast schon mechanisch die Stimme einer Sekretärin.
„Kirsten Cohen“, ihr Mund war wie ausgetrocknet, sie schluckte. „Ich möchte bitte Mr. McAfee sprechen.
„Ihr Anliegen?“
„Es geht um das Testament von Sarah Brown.“
„Einen Moment, bitte.“
Kirstens Blick blieb an dem Wasserhahn hängen, er tropfte.
„Hier Gordon McAfee. Was kann ich für sie tun Mrs...“
„Cohen. Kirsten Cohen.“
„Also gut – was das Testament betrifft, so kann ich ihnen keine Auskünfte geben. Sie erscheinen zu dem festgelegten Termin in Mazatlan und wir klären das. Ist sonst noch was wichtigeres.“
„Mr. McAfee“, etwas in Kirstens Stimme ließ sogar den hart durchgreifenden Anwalt verstummen. „Ich habe Sarah seit 15 Jahren nicht mehr gesehen.“
„Das ist durchaus bedauerlich aber ...“
„Sie hatte eine Tochter“, ihre Stimme drohte zu brechen. „Lebt sie noch?“
„Ich wüsste nicht was das damit zu tun hätte...“
„Lebt sie?“, ihre Stimme nur noch ein Flüstern.
„Mrs. Cohen ...“
„Beantworten sie meine Frage!“
„Ja, sie lebt.“
Seth schreckte hoch, kaum das er den unverkennbaren Ton seines Handys vernahm, wühlte sich durch einen Berg schmutziger Wäsche, warf bei der Gelegenheit noch schnell seine Leselampe zu Boden, – Gott sei Dank wurde deren Sturz von einigen Hemden abgefangen – wagte sich auf allen Vieren zum Schreibtisch vor und fischte das gesuchte Objekt von seinem Sessel. „Hallo?“, keuchte der Junge etwas außer Atem gekommen.
„Seth, ich bin’s.“
„Ryan“, Seth würgte seine Enttäuschung hinunter und versuchte möglichst erfreut zu klingen. „Hey!“
„Hast du Taylor gesehen?“
Cohen stutzte: „Ich dachte ihr wärt frühstücken im Diner.“
„Nein. Ich meine ja. Ich meine das waren wir.“
„Und was ist passiert?“, Seth fuhr sich durch das dunkle Haar und stellte erstaunt fest, dass dieses länger als normal war, interessiert zog er eine Locke bis zu seinem rechten Auge.
„Sie ist weg.“
Doch Seth hörte gar nicht mehr zu. Er kniff die Augen zusammen und tatsächlich, das ihm nur allzu bekannte Mädchen stand noch immer knapp vor ihm – wie hatte es sich nur so lautlos hereinbewegt? – und versuchte zu lächeln, während es mit spitzen Fingern sich die Nase hielt. Wohl um nicht zu viel von dem Gestank mitzubekommen. Verständlicherweise.
„Hey Seth.“
„Seth?”, wunderte sich Ryan.
„Ich muss schlußmachen.“
Das Tuch auf ihrem Kopf kratzte, die viel zu kleinen Schuhe drückten und der dicke, schwarze Rollkragenpullover machte die Hitze auch nicht gerade erträglicher, aber zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, konnte Marissa sich wieder halbwegs frei bewegen – wenn man von Volchok absah, der ihr nicht von der Seite wich. „Mach keine Dummheiten“, raunte er dem Mädchen zu und drückte, seine Worte bekräftigend die Pistole in seiner Hand unter ihrem langen, weiten Mantel noch ein wenig fester gegen Marissas Rücken. In dem Moment kam ein blonder junger Mann, wohl etwa in ihrem Alter vorbei, winkte einem Freund zu und konnte nur um ein Haar dem seltsamen Paar ausweichen. „Pass doch auf!“, fuhr Volchok den Störenfried wütend an. Dieser hob beschwichtigend die Hände, doch sein „entschuldigung“ blieb ihm im Halse stecken als er in das junge Gesicht des Mädchens blickte und eine alte Bekannte darin entdeckte. Eine tote alte Bekannte. Luke wandte sich mit klopfendem Herzen ab und versuchte so unauffällig wie möglich weiterzugehen um dann in die nächste Gasse einzubiegen und sein Handy zu zücken.
Neil seufzte schwer, als er nicht zum ersten Mal seine Verlobte friedlich schlafend auf der Couch vorfand: sie hatte wieder getrunken. In dem Moment vibrierte sein Handy in der linken Brusttasche, er zog es hervor und schon überkam ihn ein ungutes Gefühl, als er Kaitlins Gesicht auf dem Display erkannte.
Ein toter Mann, wo eigentlich die Leiche eines jungen Mädchens hätte sein sollen. Ein verschwundener Verdächtiger, keine Beweise und das Lügennetz, das man über alle Familienmitglieder und Bekannte von Marissa Cooper geworfen hatte. Inspektor Sharidon konnte sich wirklich nicht beklagen, keine Probleme zu haben. Schon gar nicht wenn sie keine Ahnung hatte, wieso man trotz allem einen leeren Sarg begraben hatte und einen Grabstein errichtet hatte, wo doch der Leichnam fehlte. Sie hasste es belogen zu werden und noch mehr hasste sie es, wenn es dabei um ihren Fall ging.
„Hey Sharidon, ein gewisser Luke Ward aus Portland auf Leitung eins.“
Portland
Entdeckungen
Ryan war glücklich. Wirklich glücklich. Und das war etwas, was man nicht zu schnell von ihm behaupten konnte. Er saß im Diner, ließ die aufsteigende Sonne seinen Rücken wärmen und nippte an seinem Kaffee, während er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen Taylor dabei beobachtete, wie sie fröhlich vor sich hin plapperte. Wie ein Wasserfall. „Ich meine ja nur, dass französisch eine Sprache ist, die zu dir passen könnte. Zu mir hat sie gepasst und wir passen zusammen und da müsste sie auch zu dir passen und...“, der jungen Frau, denn als solche konnte man sie ja wohl bezeichnen, entging nicht das geringste, was ihren Freund betraf und so bemerkte sie auch das amüsierte glitzern in seinen Augen. „...ich rede dummes Zeug.“ Eine kurze Pause, schnelles Nachdenken: „Ja, ich rede dummes Zeug, sogar sehr dummes. Schon wieder.“ Ryan grinste nun breit und zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. „Du könntest dich aber auch ein wenig mehr an unserem Gespräch beteiligen“, schmollte Taylor während sie mühsam versuchte einen Lachanfall zu unterdrücken und dabei scheinbar vor Scham und Entrüstung auf ihre Tasse hinuntersah und sie in ihren Händen hin und her wand. „Dabei höre ich dir doch so gern zu“, seufzte Ryan und spielte seiner Freundin gekonnt den unglücklichsten Menschen auf der Welt vor. Taylor sah abrupt auf und meinte versöhnt: „Tatsächlich?“ Sie beugte sich über den Tisch und Ryan tat es ihr gleich. Es war wie ein persönliches Ritual: sie feixten, machten sich gegenseitig lächerlich, spielten sich was vor und dann ... sollte eigentlich nicht das Handy läuten. „Tschuldigung“, murmelte Taylor und griff schnell in ihre Handtasche. Ryan ließ sich enttäuscht wieder zurück auf die gepolsterte Sitzbank fallen, da bemerkte er den überraschten Gesichtsausdruck seiner Gegenüber. „Es ist Summer“, verkündete Taylor und bedeutete Ryan, sie würde schnell nach draußen gehen, um das Gespräch anzunehmen. Und Ryan? Er blieb zurück und sah sich wieder mit Erinnerungen an Marissa Cooper konfrontiert.
„Summer?“, vergewisserte Taylor sich, als sie nun vor dem Diner stand. „Taylor“, die Freundin an der anderen Leitung klang mehr als erleichtert. „Hey, was gibt’s neues? Schon mal mit Seth geredet?“, erkundigte sich Miss Townsend kühl und zog die Augenbrauen zusammen.
„Das ist nicht fair!“, protestierte Summer sofort.
„Was ist nicht fair?“
„Na ja.. Das.“
„Meinst du mit „das“, deinen verwirrten und alleingelassenen Freund oder dass ich dich so behandle oder...“
„Dass sie tot ist, verdammt!“
„Marissa.“
„Natürlich – Marissa, wer denn sonst?“
„Wieso redest du nicht einfach mal mit Seth darüber, er würde es verstehen“, Taylor schlug einen sanfteren Ton ein, als sie das Schluchzen am anderen Ende der Leitung vernahm.
„Ich – ich kann nicht. Ich meine ich weiß nicht...“
„Was, Summer, was weißt du nicht?“
„Ob ich einfach so weitermachen kann, verstehst du, ich bin mir einfach nicht sicher ob ich überhaupt zurückkomme. Und ich habe Angst, unglaubliche Angst, dass er zu mir kommt und gleichzeitig möchte ich nichts mehr, als bei ihm zu sein.“
„Ich verstehe“, log Taylor schnell und wollte sogleich die richtigen, tröstenden Worte finden. „Summer, ich denke nicht, dass er jemals aufhören wird auf dich zu warten. Er wird dich immer lieben aber du solltest ihm zeigen, dass er dir nicht egal ist. Wenn du schon nicht mit ihm reden oder ihn sehen kannst dann... schreib einen Brief.“ Sie atmete einmal tief durch: „Und Summer, denk immer daran: du bist nicht allein.“
Einen Moment blieb es still und es hatte schon den Anschein, als hätte hier jemand gerade Selbstgespräche geführt, da meldete Summer sich auch schon wieder, wenn auch leise und unscheinbar: „Danke.“
Taylor konnte nicht anders, sie musste lächeln, denn das Glück, welches durch dieses eine Wort ausgelöst wurde war zuviel und drang nun aus ihr heraus.
„Du bist wirklich eine gute Freundin“, Summers Stimme gewann an Kraft zurück. „Die Beste.“
Wahrscheinlich wäre bei dieser Aussage Taylors Grinsen noch breiter geworden, doch nun erlosch es vollkommen. „Summer“, in ihren Augen, in ihrem ganzen Gesicht war Schrecken zu erkennen. „Ich muss aufhören. Bis bald.“ Und schon klappte das Handy zu.
Summer saß auf ihrem Bett starrte einen Moment verdutzt ihr Telefon an und hielt es wieder ans Ohr, ihre Stimme klang vorwurfsvoller denn je: „Taylor?!“
Seufzend lehnte Sandy sich in seinem Sitz zurück und betrachtete einen Moment die schneeweißen Wolkenfetzen, die an seinem Fenster vorbeizogen. Sein Blick schweifte ab, blieb an dem einen Flügel hängen und wanderte schließlich wieder ins Innere des Flugzeuges wo er dankend eine Stewardess abwehrte und dann die Unterlagen in seinen Händen überprüfte. Ein Mädchen, 15 Jahre alt, die Eltern: tot durch einen Autounfall, das Erbe: nichts, alles würde an die Schwester von Mrs. Brown gehen und da kam er ins Spiel. 20.11.1991 – da war er wieder, der Geburtstag. Stirnrunzelnd strich er darüber. Kimberly Brown. So könnte jeder heißen. Kimberly. Und doch war ihm dieser Name zu vertraut.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, die Hände zitterten, nervös versuchte sie den Hörer zu umklammern, vor ihr, auf der Kücheninsel lag der Brief.
„Gordon McAfee Anwaltskanzlei – was kann ich für sie tun?“, meldete sich fast schon mechanisch die Stimme einer Sekretärin.
„Kirsten Cohen“, ihr Mund war wie ausgetrocknet, sie schluckte. „Ich möchte bitte Mr. McAfee sprechen.
„Ihr Anliegen?“
„Es geht um das Testament von Sarah Brown.“
„Einen Moment, bitte.“
Kirstens Blick blieb an dem Wasserhahn hängen, er tropfte.
„Hier Gordon McAfee. Was kann ich für sie tun Mrs...“
„Cohen. Kirsten Cohen.“
„Also gut – was das Testament betrifft, so kann ich ihnen keine Auskünfte geben. Sie erscheinen zu dem festgelegten Termin in Mazatlan und wir klären das. Ist sonst noch was wichtigeres.“
„Mr. McAfee“, etwas in Kirstens Stimme ließ sogar den hart durchgreifenden Anwalt verstummen. „Ich habe Sarah seit 15 Jahren nicht mehr gesehen.“
„Das ist durchaus bedauerlich aber ...“
„Sie hatte eine Tochter“, ihre Stimme drohte zu brechen. „Lebt sie noch?“
„Ich wüsste nicht was das damit zu tun hätte...“
„Lebt sie?“, ihre Stimme nur noch ein Flüstern.
„Mrs. Cohen ...“
„Beantworten sie meine Frage!“
„Ja, sie lebt.“
Seth schreckte hoch, kaum das er den unverkennbaren Ton seines Handys vernahm, wühlte sich durch einen Berg schmutziger Wäsche, warf bei der Gelegenheit noch schnell seine Leselampe zu Boden, – Gott sei Dank wurde deren Sturz von einigen Hemden abgefangen – wagte sich auf allen Vieren zum Schreibtisch vor und fischte das gesuchte Objekt von seinem Sessel. „Hallo?“, keuchte der Junge etwas außer Atem gekommen.
„Seth, ich bin’s.“
„Ryan“, Seth würgte seine Enttäuschung hinunter und versuchte möglichst erfreut zu klingen. „Hey!“
„Hast du Taylor gesehen?“
Cohen stutzte: „Ich dachte ihr wärt frühstücken im Diner.“
„Nein. Ich meine ja. Ich meine das waren wir.“
„Und was ist passiert?“, Seth fuhr sich durch das dunkle Haar und stellte erstaunt fest, dass dieses länger als normal war, interessiert zog er eine Locke bis zu seinem rechten Auge.
„Sie ist weg.“
Doch Seth hörte gar nicht mehr zu. Er kniff die Augen zusammen und tatsächlich, das ihm nur allzu bekannte Mädchen stand noch immer knapp vor ihm – wie hatte es sich nur so lautlos hereinbewegt? – und versuchte zu lächeln, während es mit spitzen Fingern sich die Nase hielt. Wohl um nicht zu viel von dem Gestank mitzubekommen. Verständlicherweise.
„Hey Seth.“
„Seth?”, wunderte sich Ryan.
„Ich muss schlußmachen.“
Das Tuch auf ihrem Kopf kratzte, die viel zu kleinen Schuhe drückten und der dicke, schwarze Rollkragenpullover machte die Hitze auch nicht gerade erträglicher, aber zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, konnte Marissa sich wieder halbwegs frei bewegen – wenn man von Volchok absah, der ihr nicht von der Seite wich. „Mach keine Dummheiten“, raunte er dem Mädchen zu und drückte, seine Worte bekräftigend die Pistole in seiner Hand unter ihrem langen, weiten Mantel noch ein wenig fester gegen Marissas Rücken. In dem Moment kam ein blonder junger Mann, wohl etwa in ihrem Alter vorbei, winkte einem Freund zu und konnte nur um ein Haar dem seltsamen Paar ausweichen. „Pass doch auf!“, fuhr Volchok den Störenfried wütend an. Dieser hob beschwichtigend die Hände, doch sein „entschuldigung“ blieb ihm im Halse stecken als er in das junge Gesicht des Mädchens blickte und eine alte Bekannte darin entdeckte. Eine tote alte Bekannte. Luke wandte sich mit klopfendem Herzen ab und versuchte so unauffällig wie möglich weiterzugehen um dann in die nächste Gasse einzubiegen und sein Handy zu zücken.
Neil seufzte schwer, als er nicht zum ersten Mal seine Verlobte friedlich schlafend auf der Couch vorfand: sie hatte wieder getrunken. In dem Moment vibrierte sein Handy in der linken Brusttasche, er zog es hervor und schon überkam ihn ein ungutes Gefühl, als er Kaitlins Gesicht auf dem Display erkannte.
Ein toter Mann, wo eigentlich die Leiche eines jungen Mädchens hätte sein sollen. Ein verschwundener Verdächtiger, keine Beweise und das Lügennetz, das man über alle Familienmitglieder und Bekannte von Marissa Cooper geworfen hatte. Inspektor Sharidon konnte sich wirklich nicht beklagen, keine Probleme zu haben. Schon gar nicht wenn sie keine Ahnung hatte, wieso man trotz allem einen leeren Sarg begraben hatte und einen Grabstein errichtet hatte, wo doch der Leichnam fehlte. Sie hasste es belogen zu werden und noch mehr hasste sie es, wenn es dabei um ihren Fall ging.
„Hey Sharidon, ein gewisser Luke Ward aus Portland auf Leitung eins.“
Zuletzt geändert von TheOCPudding am 07.04.2007, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.
Portland
Plan und Ausführung(1)
Seth starrte noch immer wie gebannt auf die schlanke Gestalt, die plötzlich sein Zimmer, sein zugegeben sehr unaufgeräumtes Zimmer, betreten hatte. Sein blick wanderte zu seiner einen Hand, in der er vor kurzem noch sein handy gehalten hatte, nun schien es jedoch bereits in den Tiefen seiner vielen, wild aufeinandergeworfenen Comics verschwunden zu sein. Er war mehr als überrascht.
"Seth?", fragte das Mädchen nach, ihre Stimme klang etwas gedämpft, da sie sich, wie bereits erwähnt, die Nase hielt. "Nett hast du's hier. Hat sich was verändert?"
"Anna? Hey!", so schnell wie möglich versuchte Seth halt in seinem Durcheinander zu finden und rappelte sich schließlich auf. "Was tust du denn hier?"
"Ich war in der Gegend und dachte ich schau mal vorbei", entgegenete Anna und gab den Kampf gegen den Gestank auf, vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch Wäsche, Comics, CDs und anderes undeffinierbares Zeuch.
"Tatsächlich?", erstaunt beobachtete der Junge seine alte Freundin, zum einen überrschate ihn ihre Aussage und zum anderen, dass sie so verdammt schnell vorankam.
Das Mädchen hatte inzwischen ihr Ziel erreicht, erleichtert öffnete sie das Fenster, lehnte sich für einen Augenblick nach draußen und beantwortete dann die ihr gestellte Frage: "Nein, Seth. Eine Freundin ist gestorben. Ich dachte mir, ich schau mal nach wie's euch so geht, vielleicht kann ich ja helfen. Und-" Sie sah sich noch einmal eingehend in Seths Zimmer um. "-du scheinst sie ziemlich dringend zu benötigen, meine Hilfe. Ich möchte gar nicht wissen wie es Summer geht." Anna vermutete natürlich enen vollkommen falschen Anlass, was Cohens Verhalten betraf.
Seth fuhr sich seufzend mit einer hand übers Gesicht und ließ die Arme dann lustlos an sich herunterbaumeln: "Ich schon. Ich wüsste gerne irgendwas von ihr."
Die Besucherin runzelte nachdenklich die Stirn. "Wie meinst du-" Da traf sie plötzlich die Erkenntnis. "Oh nein. Doch nicht schon wieder so ein Seth-Summer-Problem?"
Ein weiterer Blick auf ihren unglücklichen Freund genügte, um die bereits zu erahnende Antwort, bestätigt zu bekommen.
Auch Seth schien wieder etwas einzufallen, er nahm ein eingerahmtes Bild von sich und seiner vielleicht Freundin von seinem Schreibtisch und betrachtete es einen Moment ehe er fast befällig meinte: "Anna, du bist weise."
"Seth, du bist dreckig", erwiederte Anna daraufhin und verschränkte die Arme vor der Brust. "Geh duschen, dann sehen wir weiter."
Seth stellte das Bild zurück an seinen Platz, hob einen Arm an und erkannte bei dem unangenehmen Geruch, dass Anna tatsächlich sehr weise war.
Luke schob sein Handy wieder in die linke Hosentasche. Überlegte einen Moment, ging ein paar Schritte nach vor, blieb wieder stehen und fasste schließlich einen Entschluss.
Kirsten kam gedankenverloren die Treppe hoch und blieb abrupt stehen, als sie ein paar Schuhe vor sich sah die eindeutig nicht zu ihrem Sohn gehören konnten. Erstaunt wanderten ihre Augen nach oben und erfassten schließlich das hübsche Gesicht von Anna Stern.
"Anna!", sie bemühte sich zu lächeln und nicht allzu mitgenommen auszusehen. "Was für eine Überraschung!"
"Ja, ich hoffe es macht ihnen ncihts aus, dass ich einfach so hereingeschneit komme, aber -" Anna deutete vielsagend zur geschlossenen Badezimmertür, durch die Geräusche von fließdenem Wasser drangen. "-ich denke, sie werden mir schon noch dankbar sein."
"Duscht da etwa jemand?", fragte Kirsten ein wenig irritiert nach und zählte im Kopf schnell die Bewohner des Cohen Anwesens auf. Sandy war bereits außer Haus, Ryan war bei Taylor, sie selbst hatte erst vor einer Stunde geduscht und Seth... "Ist das etwa mein schmutziger Sohn unter dieser Dusche?!"
"Wie gesagt", Anna grinste breit. "Sie werden mir noch dankbar sein."
"Ich hätte ehrlichgesagt nie daran gedacht, dass ich Seth noch mal sauber erlebe, ohne diesen..."
"Oh ja."
"Und dieses..."
"Mhm!"
"Und natürlich nicht zu vergessen..."
"Genau!"
Kirsten nickte knapp. "Anna, würdest du Seth bitte ausrichten, dass er für den restlichen tag auf sich alleingestellt ist?"
"Klar, Mrs. Cohen", erklärte sich das Mädchen sofort bereit.
"Es könnte spät werden..."
"Machen sie sich keine Sorgen", erwiederte Anna schnell und lächelte Kirsten aufmunternd zu. Ihre Weisheit ermöglichte es ihr, zu erkennen, wenn etwas nicht stimmte und zu wissen welche Worte sie verwenden sollte. "Mrs. Cohen-", hielt sie die Mutter ihres Freundes noch einmal zurück, als diese bereits wieder die Treppe hinunterschritt. "Sie sollten sich vielleicht etwas anderes anziehen."
Kirsten sah überrascht an sich hinunter und bemerkte den rosanen Morgenmantel, verwirrt fuhr sie sich mit einer Hand durch das blonde Haar und erkannte, dass sie sich nicht einmal frisiert hatte. "Oh, natürlich." Sie ging die paar Stufen wieder hinauf und machte sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer. Nach ein paar Schritten wandte sie sich noch einmal um. "Danke."
Anna nickte der Älteren noch einmal freundlich zu und sah ihr dann nachdenklich nach. Doch bevor sie sich noch weiter Gedanken über Kirsten Cohens Wohlbefinden machen konnte, bemerkte sie, dass der Duschhahn nicht mehr länger lief. Strinrunzelnd stellte sie sich neben die Tür.
"Seth?"
"Anna?"
"Du hast aufgehört?"
"Ja."
"Bist du sauber?"
"Sicher!"
"Das glaube ich eher nicht. Hast du schon gebadet?"
"Ich habe geduscht."
"Und gebadet?"
"Ich habe geduscht?"
"Seth, wie lange ist es her, dass du das letzte mal gebadet hast?"
Da blieb es stumm im Badezimmer. Kurze Zeit später konnte man bereits wieder Wasser plätschern hören.
"Und vergiss das Shampoo nicht!"
Taylor versuchte nun schon seit geraumer Zeit nicht allzusehr hinter ihrem Blumenstockversteck aufzufallen. Vorsichtig bog sie ein weiteres Mal ein breites Blatt des grünen, palmenartigen Gewächs nach unten un lugte zu dem kleien Buchladen auf der anderen Straßenseite hinüber. Tatsächlich, da stand er noch immer und schrieb mehr oder weniger nette und witzige Grüße an seine Fans, hauptsächlich weiblichen Geschlechts, in seinen neusten Roman. Ein kichernder Haufen fünfzehnjähriger verpserrte ihr für einen Moment die Sicht, stirnrunzelnd veruschte sie etwas zu erkennen und einen Blick auf den gutaussehnden Franzosen zu erhaschen.
"Taylor?"
Das Mädchen fuhr erschrocken zusammen, atmete einmal tief durch und stellte sich schließlich der Herausforderung. sie setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und wandte sich schließlich nach ihrem Freund um.
"Ryan", sie wollte einfach nicht aufhören zu grinsen. "Ich hab dich gar nicht kommen hören."
Ryan grinste zurück und sah seine Freundin misstrauisch an. "Taylor", auch er konnte die gespielte Fröhlichkeit einfach nicht lassen. "Was tust du da?"
"Nichts, lass uns gehen", erwiderte Taylor schnell und wollte sich auch schon bei Ryan einhaken und ihn mit sich ziehen, doch es war zu spät.
"Wer ist das?", der Junge war neben die Pflanze getreten und betrachtete den Mann, wohl ein Franzose, mit schiefgelegtem Kopf. Kreischende Mädchen ließen ihn zurückschrecken.
"Ach das, das ist niemand", Taylor versuchte verzweifelt so beiläufig wie möglich zu klingen. "Ein Autor, nichts weiter."
"Gefallen dir denn etwa seine Bücher?"
"Äh", da ergriff das Mädchen den Rettungsring, der ihr überraschend zugeworfen wurde. "Ja!"
"Dann lass und doch hingehen und ..."
"Nein!", sie reagierte wohl ein wenig zu hefftig den ryan zog die Brauen hoch und betarchtete seine Freundin eingehend. "Ich meine: nein, ich bin doch nicht so wie - die."
In dem Moment schrie ein weiterer Fan des Schriftstellers plötzlich in den höchsten Tönen auf und warf sich dem dunkelhaarigen Franzosen um den Hals, sodass der arme Mann fast zu Boden ging.
"In Ordnung", meinte Ryan achselzucken. "Gehen wir."
Und während ihr Freund schon vorausschländerte, seufzte Taylor erleichter, warf noch einen flüchtigen Blick auf den Grund der vorangegangenen Unterhaltung und beeilte sich dann, Ryan hinterherzukommen.
Summer lehnte sich vorsichtig gegen den harten Stamm des Baumes und versuchte sich ein wenig Schalf zu gönnen. Der erhoffte Erfolg blieb aus. Der Baum war zu hart, der Boden war zu hart und das Leben natürlich auch.
"Summer", da kam Che hocherfreut auf sie zugerannt. "Der Streik ist vorbei!"
"Tatsächlich", stöhnend rappelte sich das Mädchen hoch. "Wir haben gewonnen?"
"Nein", für einen Moment schien die Begeisterung des Jungen abzuflauen doch dann leuchte sein Gesicht wieder auf. "Aber ich hab was viel besseres." Er hielt Summer ein zerknitertes Blatt entgegen.
Kaninchenbefreiungsaktion, wer macht mit?
"Woher hast du das?"
"Nancy."
"Oh, Nancy."
"Was?", verteidigte Che die Mitstreiterin. "Sie hilft den Armen und Schwachen."
"Und trägt eine Handtasche aus Krkodilleder mit sich herum", die junge Studentin verschränkte stirnrunzelnd die Arme vor der Brust.
"Es könnte eine Fälschung sein...", machte der Junge einen kläglichen Versuch seine Freundin zu beruhigen.
"Aber du bist dir nicht sicher."
"Summer...", setzte Che verzweifelt an, sein Grinsen war nur noch ein schmaler Strich in seinem bärtigen Gesicht.
"Ja Ok, ich bin dabei."
Und schon lächelte er wieder: "Übermorgen geht's los."
Seufzend ließ Summer sich auf ihr schmales Bett fallen und musste einmal mehr an Newport Beach denken, an ihr breites Bett, was irgendwie wieder dazu führt, dass sie an Cohen erinnert wurde... frustriert richtete sie sich wieder auf und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht allein war.
ihre Zimmergenossin Jane stand über ihr eigenes, ebenfalls eher schmales Bett gebäugt und pinnte ein weiters Foto an ihre bereits unglaublich volle Wand.
"Ein wunder, dass du überhaupt noch Platz findest", meinte Summer verwundert.
Jane fuhr herum, wohl hatte sie vor Konzentration den Neuankömmling gar nicht bemerkt, doch schon hatte sie die richtige Antwort parat: "Wenn ich tatsächlich nichts mehr draufkriege kann ich ja deine verwenden."
Automatisch wanderten Summers Augen zu ihrer eigenen, total leeren Wand und ihr Herz wurde schwer, doch ehe sie noch weiter in Trübsal versinken konnte, musste sie sich um eine weitere Aussage ihrer Zimmergenossin den Kopf zerbrechen.
"Ich dachte du wärst bei deinem Freund."
"Meinem was?", wunderte sich das Mädchen, denn es war sicher Seth Cohen niemals an der Brown erwähnt zu haben, was sie wiederum nachdenklich stimmte.
"Deinem Freund", meinte Jane ganz beiläufig. "Che, glaube ich."
"Che?", nun sah Summer den blonden Jungen vor sich, mit dem wild wuchernden Bart und dem interessanten Outfit. "Der ist nicht meine Freund, ich meine er ist ein Freund aber nicht mein Freund, ich meine schon, aber er ist eben nicht der Freund, von mir."
"Immer mit der Ruhe", grinste Jane und durchquerte den Raum. "Hat ja keiner was gesagt." Sie war schon bei der Tür und öffnete sie, da wandte sie sich noch einmal um. "Du bist mir ein Rätsel Summer Roberts. Hast du überhaupt eine Vergangenheit?" Und weg war sie.
Summer blieb nachdenklicher als je zuvor auf ihrem schmalen Bett zurück. Ihr Blick viel wie zufällig auf den kleinen Kalender auf ihrem Nachttisch. Es war Wochenende.
"Ich suche Miss Brown."
"Und ich habe ihnen schon gesagt: die wohnt nicht mehr bei mir", erwiederte eine in die Jahre gekommene Frau, deren Gesicht in den ganzen Falten unterzugehen drohte und deren sperliche Haare allesamt schneeweiß waren. "Die is abgehauen, mit irgendsoeinem Typen vom Hafen."
Sandy atmete einmal tief durch um nicht seinem Ärger laut Luft zu machen: "Mrs. Brown, sind sie nicht ihre Grandma?"
"Nein", meinte die Ältere gelassen. "Dass war ich nie." Und schon verschwand sie in ihrem kleinen Häuschen, wo höchst wahrscheinlich eine Horde geifender Katzen auf sie wartete.
Sandy fühlte sich an die Zeit zurückerinnert, da er Ryan das erste Mal getroffen hatte. Seufzend fuhr er sich mit der einen Hand durch das rabenschwarze Haar und machte sich schließlich auf richtung Hafen, er würde sich wohl noch längere Zeit über das seltsame verhalten der alten Dame wundern. Kinder waren doch das wichtigste für jeden Vater oder jede Mutter, und auch für jede Großmutter, man konnte keinen ruhigen Atemzug mehr machen (ganz wie Asthma), wenn man nicht wusste, ob es ihnen gut ging. Nun stand Sandy Cohen vor der Herausvorderung ein Mädchen irgendwo in Los Mochis zu finden, von dem er nicht einmal wusste, wie es aussah. Und unverständlciher Weise spürte er bei dem Gedanken daran, es könnte ihr etwas zugestoßen sein, das gleiche seltsame, ungute Gefühl wie bei seinen Söhnen - ganz wie Asthma, eindeutig.
Plan und Ausführung(1)
Seth starrte noch immer wie gebannt auf die schlanke Gestalt, die plötzlich sein Zimmer, sein zugegeben sehr unaufgeräumtes Zimmer, betreten hatte. Sein blick wanderte zu seiner einen Hand, in der er vor kurzem noch sein handy gehalten hatte, nun schien es jedoch bereits in den Tiefen seiner vielen, wild aufeinandergeworfenen Comics verschwunden zu sein. Er war mehr als überrascht.
"Seth?", fragte das Mädchen nach, ihre Stimme klang etwas gedämpft, da sie sich, wie bereits erwähnt, die Nase hielt. "Nett hast du's hier. Hat sich was verändert?"
"Anna? Hey!", so schnell wie möglich versuchte Seth halt in seinem Durcheinander zu finden und rappelte sich schließlich auf. "Was tust du denn hier?"
"Ich war in der Gegend und dachte ich schau mal vorbei", entgegenete Anna und gab den Kampf gegen den Gestank auf, vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch Wäsche, Comics, CDs und anderes undeffinierbares Zeuch.
"Tatsächlich?", erstaunt beobachtete der Junge seine alte Freundin, zum einen überrschate ihn ihre Aussage und zum anderen, dass sie so verdammt schnell vorankam.
Das Mädchen hatte inzwischen ihr Ziel erreicht, erleichtert öffnete sie das Fenster, lehnte sich für einen Augenblick nach draußen und beantwortete dann die ihr gestellte Frage: "Nein, Seth. Eine Freundin ist gestorben. Ich dachte mir, ich schau mal nach wie's euch so geht, vielleicht kann ich ja helfen. Und-" Sie sah sich noch einmal eingehend in Seths Zimmer um. "-du scheinst sie ziemlich dringend zu benötigen, meine Hilfe. Ich möchte gar nicht wissen wie es Summer geht." Anna vermutete natürlich enen vollkommen falschen Anlass, was Cohens Verhalten betraf.
Seth fuhr sich seufzend mit einer hand übers Gesicht und ließ die Arme dann lustlos an sich herunterbaumeln: "Ich schon. Ich wüsste gerne irgendwas von ihr."
Die Besucherin runzelte nachdenklich die Stirn. "Wie meinst du-" Da traf sie plötzlich die Erkenntnis. "Oh nein. Doch nicht schon wieder so ein Seth-Summer-Problem?"
Ein weiterer Blick auf ihren unglücklichen Freund genügte, um die bereits zu erahnende Antwort, bestätigt zu bekommen.
Auch Seth schien wieder etwas einzufallen, er nahm ein eingerahmtes Bild von sich und seiner vielleicht Freundin von seinem Schreibtisch und betrachtete es einen Moment ehe er fast befällig meinte: "Anna, du bist weise."
"Seth, du bist dreckig", erwiederte Anna daraufhin und verschränkte die Arme vor der Brust. "Geh duschen, dann sehen wir weiter."
Seth stellte das Bild zurück an seinen Platz, hob einen Arm an und erkannte bei dem unangenehmen Geruch, dass Anna tatsächlich sehr weise war.
Luke schob sein Handy wieder in die linke Hosentasche. Überlegte einen Moment, ging ein paar Schritte nach vor, blieb wieder stehen und fasste schließlich einen Entschluss.
Kirsten kam gedankenverloren die Treppe hoch und blieb abrupt stehen, als sie ein paar Schuhe vor sich sah die eindeutig nicht zu ihrem Sohn gehören konnten. Erstaunt wanderten ihre Augen nach oben und erfassten schließlich das hübsche Gesicht von Anna Stern.
"Anna!", sie bemühte sich zu lächeln und nicht allzu mitgenommen auszusehen. "Was für eine Überraschung!"
"Ja, ich hoffe es macht ihnen ncihts aus, dass ich einfach so hereingeschneit komme, aber -" Anna deutete vielsagend zur geschlossenen Badezimmertür, durch die Geräusche von fließdenem Wasser drangen. "-ich denke, sie werden mir schon noch dankbar sein."
"Duscht da etwa jemand?", fragte Kirsten ein wenig irritiert nach und zählte im Kopf schnell die Bewohner des Cohen Anwesens auf. Sandy war bereits außer Haus, Ryan war bei Taylor, sie selbst hatte erst vor einer Stunde geduscht und Seth... "Ist das etwa mein schmutziger Sohn unter dieser Dusche?!"
"Wie gesagt", Anna grinste breit. "Sie werden mir noch dankbar sein."
"Ich hätte ehrlichgesagt nie daran gedacht, dass ich Seth noch mal sauber erlebe, ohne diesen..."
"Oh ja."
"Und dieses..."
"Mhm!"
"Und natürlich nicht zu vergessen..."
"Genau!"
Kirsten nickte knapp. "Anna, würdest du Seth bitte ausrichten, dass er für den restlichen tag auf sich alleingestellt ist?"
"Klar, Mrs. Cohen", erklärte sich das Mädchen sofort bereit.
"Es könnte spät werden..."
"Machen sie sich keine Sorgen", erwiederte Anna schnell und lächelte Kirsten aufmunternd zu. Ihre Weisheit ermöglichte es ihr, zu erkennen, wenn etwas nicht stimmte und zu wissen welche Worte sie verwenden sollte. "Mrs. Cohen-", hielt sie die Mutter ihres Freundes noch einmal zurück, als diese bereits wieder die Treppe hinunterschritt. "Sie sollten sich vielleicht etwas anderes anziehen."
Kirsten sah überrascht an sich hinunter und bemerkte den rosanen Morgenmantel, verwirrt fuhr sie sich mit einer Hand durch das blonde Haar und erkannte, dass sie sich nicht einmal frisiert hatte. "Oh, natürlich." Sie ging die paar Stufen wieder hinauf und machte sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer. Nach ein paar Schritten wandte sie sich noch einmal um. "Danke."
Anna nickte der Älteren noch einmal freundlich zu und sah ihr dann nachdenklich nach. Doch bevor sie sich noch weiter Gedanken über Kirsten Cohens Wohlbefinden machen konnte, bemerkte sie, dass der Duschhahn nicht mehr länger lief. Strinrunzelnd stellte sie sich neben die Tür.
"Seth?"
"Anna?"
"Du hast aufgehört?"
"Ja."
"Bist du sauber?"
"Sicher!"
"Das glaube ich eher nicht. Hast du schon gebadet?"
"Ich habe geduscht."
"Und gebadet?"
"Ich habe geduscht?"
"Seth, wie lange ist es her, dass du das letzte mal gebadet hast?"
Da blieb es stumm im Badezimmer. Kurze Zeit später konnte man bereits wieder Wasser plätschern hören.
"Und vergiss das Shampoo nicht!"
Taylor versuchte nun schon seit geraumer Zeit nicht allzusehr hinter ihrem Blumenstockversteck aufzufallen. Vorsichtig bog sie ein weiteres Mal ein breites Blatt des grünen, palmenartigen Gewächs nach unten un lugte zu dem kleien Buchladen auf der anderen Straßenseite hinüber. Tatsächlich, da stand er noch immer und schrieb mehr oder weniger nette und witzige Grüße an seine Fans, hauptsächlich weiblichen Geschlechts, in seinen neusten Roman. Ein kichernder Haufen fünfzehnjähriger verpserrte ihr für einen Moment die Sicht, stirnrunzelnd veruschte sie etwas zu erkennen und einen Blick auf den gutaussehnden Franzosen zu erhaschen.
"Taylor?"
Das Mädchen fuhr erschrocken zusammen, atmete einmal tief durch und stellte sich schließlich der Herausforderung. sie setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und wandte sich schließlich nach ihrem Freund um.
"Ryan", sie wollte einfach nicht aufhören zu grinsen. "Ich hab dich gar nicht kommen hören."
Ryan grinste zurück und sah seine Freundin misstrauisch an. "Taylor", auch er konnte die gespielte Fröhlichkeit einfach nicht lassen. "Was tust du da?"
"Nichts, lass uns gehen", erwiderte Taylor schnell und wollte sich auch schon bei Ryan einhaken und ihn mit sich ziehen, doch es war zu spät.
"Wer ist das?", der Junge war neben die Pflanze getreten und betrachtete den Mann, wohl ein Franzose, mit schiefgelegtem Kopf. Kreischende Mädchen ließen ihn zurückschrecken.
"Ach das, das ist niemand", Taylor versuchte verzweifelt so beiläufig wie möglich zu klingen. "Ein Autor, nichts weiter."
"Gefallen dir denn etwa seine Bücher?"
"Äh", da ergriff das Mädchen den Rettungsring, der ihr überraschend zugeworfen wurde. "Ja!"
"Dann lass und doch hingehen und ..."
"Nein!", sie reagierte wohl ein wenig zu hefftig den ryan zog die Brauen hoch und betarchtete seine Freundin eingehend. "Ich meine: nein, ich bin doch nicht so wie - die."
In dem Moment schrie ein weiterer Fan des Schriftstellers plötzlich in den höchsten Tönen auf und warf sich dem dunkelhaarigen Franzosen um den Hals, sodass der arme Mann fast zu Boden ging.
"In Ordnung", meinte Ryan achselzucken. "Gehen wir."
Und während ihr Freund schon vorausschländerte, seufzte Taylor erleichter, warf noch einen flüchtigen Blick auf den Grund der vorangegangenen Unterhaltung und beeilte sich dann, Ryan hinterherzukommen.
Summer lehnte sich vorsichtig gegen den harten Stamm des Baumes und versuchte sich ein wenig Schalf zu gönnen. Der erhoffte Erfolg blieb aus. Der Baum war zu hart, der Boden war zu hart und das Leben natürlich auch.
"Summer", da kam Che hocherfreut auf sie zugerannt. "Der Streik ist vorbei!"
"Tatsächlich", stöhnend rappelte sich das Mädchen hoch. "Wir haben gewonnen?"
"Nein", für einen Moment schien die Begeisterung des Jungen abzuflauen doch dann leuchte sein Gesicht wieder auf. "Aber ich hab was viel besseres." Er hielt Summer ein zerknitertes Blatt entgegen.
Kaninchenbefreiungsaktion, wer macht mit?
"Woher hast du das?"
"Nancy."
"Oh, Nancy."
"Was?", verteidigte Che die Mitstreiterin. "Sie hilft den Armen und Schwachen."
"Und trägt eine Handtasche aus Krkodilleder mit sich herum", die junge Studentin verschränkte stirnrunzelnd die Arme vor der Brust.
"Es könnte eine Fälschung sein...", machte der Junge einen kläglichen Versuch seine Freundin zu beruhigen.
"Aber du bist dir nicht sicher."
"Summer...", setzte Che verzweifelt an, sein Grinsen war nur noch ein schmaler Strich in seinem bärtigen Gesicht.
"Ja Ok, ich bin dabei."
Und schon lächelte er wieder: "Übermorgen geht's los."
Seufzend ließ Summer sich auf ihr schmales Bett fallen und musste einmal mehr an Newport Beach denken, an ihr breites Bett, was irgendwie wieder dazu führt, dass sie an Cohen erinnert wurde... frustriert richtete sie sich wieder auf und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht allein war.
ihre Zimmergenossin Jane stand über ihr eigenes, ebenfalls eher schmales Bett gebäugt und pinnte ein weiters Foto an ihre bereits unglaublich volle Wand.
"Ein wunder, dass du überhaupt noch Platz findest", meinte Summer verwundert.
Jane fuhr herum, wohl hatte sie vor Konzentration den Neuankömmling gar nicht bemerkt, doch schon hatte sie die richtige Antwort parat: "Wenn ich tatsächlich nichts mehr draufkriege kann ich ja deine verwenden."
Automatisch wanderten Summers Augen zu ihrer eigenen, total leeren Wand und ihr Herz wurde schwer, doch ehe sie noch weiter in Trübsal versinken konnte, musste sie sich um eine weitere Aussage ihrer Zimmergenossin den Kopf zerbrechen.
"Ich dachte du wärst bei deinem Freund."
"Meinem was?", wunderte sich das Mädchen, denn es war sicher Seth Cohen niemals an der Brown erwähnt zu haben, was sie wiederum nachdenklich stimmte.
"Deinem Freund", meinte Jane ganz beiläufig. "Che, glaube ich."
"Che?", nun sah Summer den blonden Jungen vor sich, mit dem wild wuchernden Bart und dem interessanten Outfit. "Der ist nicht meine Freund, ich meine er ist ein Freund aber nicht mein Freund, ich meine schon, aber er ist eben nicht der Freund, von mir."
"Immer mit der Ruhe", grinste Jane und durchquerte den Raum. "Hat ja keiner was gesagt." Sie war schon bei der Tür und öffnete sie, da wandte sie sich noch einmal um. "Du bist mir ein Rätsel Summer Roberts. Hast du überhaupt eine Vergangenheit?" Und weg war sie.
Summer blieb nachdenklicher als je zuvor auf ihrem schmalen Bett zurück. Ihr Blick viel wie zufällig auf den kleinen Kalender auf ihrem Nachttisch. Es war Wochenende.
"Ich suche Miss Brown."
"Und ich habe ihnen schon gesagt: die wohnt nicht mehr bei mir", erwiederte eine in die Jahre gekommene Frau, deren Gesicht in den ganzen Falten unterzugehen drohte und deren sperliche Haare allesamt schneeweiß waren. "Die is abgehauen, mit irgendsoeinem Typen vom Hafen."
Sandy atmete einmal tief durch um nicht seinem Ärger laut Luft zu machen: "Mrs. Brown, sind sie nicht ihre Grandma?"
"Nein", meinte die Ältere gelassen. "Dass war ich nie." Und schon verschwand sie in ihrem kleinen Häuschen, wo höchst wahrscheinlich eine Horde geifender Katzen auf sie wartete.
Sandy fühlte sich an die Zeit zurückerinnert, da er Ryan das erste Mal getroffen hatte. Seufzend fuhr er sich mit der einen Hand durch das rabenschwarze Haar und machte sich schließlich auf richtung Hafen, er würde sich wohl noch längere Zeit über das seltsame verhalten der alten Dame wundern. Kinder waren doch das wichtigste für jeden Vater oder jede Mutter, und auch für jede Großmutter, man konnte keinen ruhigen Atemzug mehr machen (ganz wie Asthma), wenn man nicht wusste, ob es ihnen gut ging. Nun stand Sandy Cohen vor der Herausvorderung ein Mädchen irgendwo in Los Mochis zu finden, von dem er nicht einmal wusste, wie es aussah. Und unverständlciher Weise spürte er bei dem Gedanken daran, es könnte ihr etwas zugestoßen sein, das gleiche seltsame, ungute Gefühl wie bei seinen Söhnen - ganz wie Asthma, eindeutig.
Zuletzt geändert von TheOCPudding am 07.04.2007, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
sorry wegen verspätung
Portland
Plan und Ausführung (2)
Dr. Roberts hätte liebend gern seine Entscheidung, die anfangs eigentlich recht vernünftig auf ihn gewirkt hatte, noch mal überdacht, nun, da er seinen teuren Wagen vor dem Haus der Wards geparkt hatte. Jugendliche schienen von überall her in das riesige Anwesen zu strömen, wobei sie Lärm und Alkohol mit sich führten und davon mehr als genug. Und obwohl der Platz, der ihnen hier zur Verfügung stand wirklich ungemein groß war, zog es manche der Jungen und Mädchen auf die Straße, wo sie laut dröhnend bekannt gaben, wie betrunken sie eigentlich waren. Nie hätte Neil Eric und Brad eine solche Party zugetraut. Eine Feier, die unglaublich gut durchdacht war, da doch sowohl die Mutter als auch die Nachbarn zu einem Golfturnier aufgebrochen waren und erst am Montag wieder zurückerwartet wurden. Wie konnte es möglich sein, dass diese zeitweise etwas tollpatschigen Zwillinge etwas derart großes planen konnten?
Seufzend schnallte Dr. Roberts sich ab und öffnete vorsichtig die Autotüre, wollte er doch keinen der Trunkenbolde damit erwischen. Sorgfältig schloss er das sündhaftteure Gefährt schließlich ab und ließ es dann nur recht wiederwillig so ganz alleine zurück.
Neil sah sich auf seinem Weg zum Hauseingang noch einmal sorgfältig um und staunte erneut über diese List die die Brüder ausgeheckt hatten, da kam ihm ein nur allzu bekanntes, junges Mädchen entgegen. Ihr Gang war herrisch und ihr Auftreten unglaublich einnehmend, die beiden Jungen, die hinterher geeilt kamen, sahen neben ihr wie zwei armselige Clowns aus, aber schließlich waren es ja auch Eric und Brad...
„Kaitlin“, begrüßte Neil seine Faststieftochter ein wenig unterkühlt und plötzlich wurde ihm so einiges klar was diese „kleine“ Feier anbelangte.
„Dr. Roberts!“, war die gewohnte Entgegnung. Kaitlin stand nun direkt vor dem älteren Mann und stemmte die Hände in die Hüften, wie um zu beweisen, dass doch wirklich alles unter Kontrolle war. „Kann ich behilflich sein?“
Neil hob ein wenig überrascht die ergrauten Brauen und betrachtete die zwei Unglücksgestalten, die nun nachgekommen waren fragend und auch etwas verwirrt. „Ich wurde informiert“, er hatte seinen Blick wieder von den Brüdern losgerissen und versuchte nun so etwas wie Angst und Unsicherheit in dem ausdruckslosen Gesicht des Mädchens zu entdecken, ohne Erfolg. „Dass es hier – dass hier eine kleine Party“, er gestattete sich noch eine kurze Pause, die seinen Worten mehr Stärke verleihen sollte. „Ein wenig außer Kontrolle geraten ist?“
Doch Kaitlin starrte Dr.Roberts nur herausfordernd an und verschränkte nun die Arme vor der Brust: „Tatsächlich. Und wer...“
„D-dein Handy“, meldete sich da Eric etwas nervös zu Wort und reichte dem Mädchen das Beweismittel. „Kaitlin?“, verunsichert verharrte er mit ausgestrecktem Arm und wartete vergeblich darauf, dass sie auf seine Worte reagierte.
„Ich bin etwas enttäuscht, dass nicht du es warst, der mich angerufen hat“, Neil fuhr sich seufzend mit einer Hand durch das helle Haar und wirkte in dem Moment um einige Jahre gealtert.
„Es ist alles unter Kontrolle“, entgegnete Kaitlin kühl und schien dabei Eric noch immer kein bisschen Beachtung zu schenken, was ihn womöglich noch mehr strafte, als irgendwas sonst.
„Eric hat gemeint, die Jackson-Schwestern seien bereits auf die Theke gesprungen...“, Neil schüttelte verständnislos den Kopf, Sturheit war unter den Cooperfrauen weitverbreitet.
Brad entdeckte seine Chance etwas zu der kleinen Unterhaltung beizutragen und nutzte diese auch sofort: „D-das stimmt.“ Er nickte bekräftigend und dachte dabei wohlan die knapp bekleideten jungen Mädchen von denen gerade die Rede war.
Doch Kaitlin ließ sich nicht unterkriegen: „Ich kenne jemanden, der das auch ohne Alkohol zustandebringt.“ Sie grinste spöttisch: „Oder vielleicht zwei?“
„Ich werde das jetzt in Ordnung bringen“, Neil ging einfach über die letzte Bemerkung hinweg, als hätte sie nie gegeben. „Wäre deine Mutter nicht zu betrunken dafür, sie hätte sich sicher eine angemessene Strafe für dich ausgedacht.“ Wieder schüttelte er den Kopf und griff in seine linke Gesäßtasche. „Aber ich bin ja auch noch da.“ Dann drehte er sich um, wohlwissend, dass er von dem wütenden Blick des Mädchens geradezu durchbohrt wurde und hielt die Hand mit dem soeben gezückten Handy in die Höhe. „In einer halben Stunde rufe ich die Bullen!“, schrie er so laut er konnte in die Menge und ging dabei in Richtung Straße.
Brad kam sofort begeistert hinterher. „Ja genau“, stimmte er Dr. Roberts eifrig zu und warf sich gebieterisch in die Brust, als wäre ihm selbst diese wundervolle Idee gekommen.
Sein Bruder hätte es ihm womöglich auch nachgetan, doch war er dazu verdammt neben Kaitlin zu verharren und ihr das Handy entgegen zu halten, obwohl sie es womöglich nie wieder auch nur eines Blickes würdigen würde.
Wann immer dieser störende hohe Ton erklang, durchzuckte sie ein unglaublich hartnäckiger Schmerz, der in ihrem Kopf dröhnte und gegen ihre Schläfen pochte. Stöhnend versuchte Julie sich zu erheben, sank jedoch fast sofort wieder von eben diesem Schmerz übermannt auf die Couch zurück, wo sie wohl die vergangene Stunde gelegen hatte, obwohl sie sich einfach nicht erinnern konnte, dem Möbelstück auch nur nahe gekommen zu sein. Ein zweiter Versuch wurde unternommen und dieses Mal saß sie tatsächlich für ihre Verhältnisse ziemlich aufrecht. Einen Moment rührte sie sich nicht mehr, sie schloss die Augen und atmete schwer. Ihre sonst so perfekt gestylte Frisur hatte sich gelöst und ihr rot-braunes Haar machte einen etwas unfrisierten und zerzausten Eindruck. Es schien fast so, als würde längere Zeit nicht mehr viel geschehen und da das Klingeln, wo immer es auch herkommen mochte, inzwischen aufgehört hatte, schien es nur allzu verständlich, wenn sich eine verkaterte Frau noch mal hinlegen durfte. Oder sterben, Herrgott – wie gern wäre sie jetzt einfach tot umgefallen.
Plötzlich regte sich wieder etwas in Mrs. Cooper-Nichol. Sie griff in einer ruckartigen Bewegung, die sie sofort wieder bereute, nach vorn und bekam den niedrigen Wohnzimmertisch zu fassen. In dem Moment läutete es erneut.
„Ja doch“, fauchte Julie das Telefon an, denn den Verantwortlichen hatte sie bereits identifizieren können. Leider stand ihr klingelndes Ziel in der Küche und das schien gleichbedeutend wie mit dem anderen Ende der Welt.
Vorsichtig erhob sie sich und presste, kaum da sie nun tatsächlich stand, die Hände gegen die Stirn und schien wohl so den Schmerz herausdrücken zu wollen. Das nervtötende Läuten schien lauter zu werden, aber womöglich lag es nur daran, dass sie sich endlich entschieden hatte ein paar Schritte drauf zuzugehen. Langsam taumelte sie der Küche entgegen und stützte sich dabei an allem ab, was sie nur finden konnte, wobei sie hartnäckig den immer stärkerwerdenden Brechreiz zu unterdrücken versuchte.
Endlich, es schien eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, erreichte sie ihr Ziel. Stöhnend ließ sie sich mit dem Rücken zur Wand auf den Holzfußboden gleiten und griff noch bevor sie sich richtig hinsetzten konnte nach dem Hörer.
„Hallo?“, ihre Stimme war nicht mehr als ein flüstern und es würde wohl jeden erstaunen, dass sie dennoch verstanden wurde.
„Mrs. Cooper-Nichol?”, die Frau am anderen Ende der Leitung klang mehr als misstrauisch, war sie doch schon ganz andere Seiten von Julie gewohnt.
„Ja“, die „neue“ Mrs. Cooper-Nichol war sich ziemlich sicher, dass sich die vielen Möbel nun auf sie zugbewegten und die Wände sich zu drehen begannen.
„Inspektor Sharidon hier“, es folgte eine kurze, fast nachdenkliche Pause, in der Julie plötzlich auffiel, wie laut und regelmäßig das Ticken der Wanduhr zu vernehmen war.. „Es gibt da einiges, das sie wissen müssen.“
„Also“, Anna stand mit Seth in der cohenschen Küche, da sich dieser noch schnell eine Stärkung genehmigen hatte wollen, doch irgendwie hatte das Mädchen so den Verdacht, dass er nur einen Grund zum Hinauszögern seiner Abreise gesucht hatte, genau wie die Tatsache, dass sie sich vorhin noch eine halbe Stunde darüber gestritten hatten, ob Sesambagles nun wirklich besser waren als die mit Salz bestreuten. „Bist du soweit.“
Cohen schluckte seinen letzten Bissen hinunter, an dem er besonders lange gekaut hatte: „Ich habe auch noch Pudding im Kühlschrank gesehen...“ Stern sah ihren Freund entgeistert an. „..falls du noch Hunger bekommen solltest“, rettete sich der Junge hastig aus seiner misslichen Lage. „Ein wirklich guter Pudding.“
„Seth!“, Anna wollte auf keinen Fall in eine Diskussion über Vanille oder Schoko geraten und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.
„Ob ich bereit bin, hm?“, er blickte verunsichert an sich hinunter und richtete seine dunklen Augen anschließend wieder auf seine Freundin. „Ich habe frische Sachen an“, stellte er fest, als wäre ihm diese Tatsache erst gerade eben bewusst geworden. „Sehr vorteilhaft.“
Anna konnte nur zustimmend nicken.
„Ich bin geduscht und gebadet und ich war beim Friseur“, er fuhr sich, wie um sich die letzte Aussage selbst noch mal zu beweisen durch die braunen Locken, die nun um einiges kürzer waren.
„Und das alles lässt darauf schließen...“, begann Anna hilfreich und sah Seth dann auffordernd an.
„Dass ich schon morgen loskann.“
„Heute! Seth!“, sie packte den Jungen entschieden an einem seiner Hühnerärmchen und zog ihn hinter sich her zur Haustür. „Und zwar jetzt.“ Sie riss die Tür auf und schob Cohen vor sich her nach draußen.
Seth verstand sich jedoch darauf zu wiedersprechen und er konnte sehr hartnäckig darin sein: „Vielleicht sollte ich doch noch schnell anrufen, bescheid geben.“
„Du könntest sie jedoch auch einfach überraschen.“
„Meine Eltern...“
„Sind ebenfalls außer Haus.“
„Haus – mein Stichwort. Ich kann es doch nicht einfach so zurücklassen.“
„Ich bin da“, die zwei hatten inzwischen Annas Wagen erreicht. „Ryan ist da.“ Sie riss die Tür auf und drückte Seth auf den Fahrersitz und die Schlüssel in seine Hand.
Doch der Junge saß, plötzlich nachdenklich und tatsächlich auch stumm geworden da und rührte sich nicht.
„Sie wartet sicher schon sehnsüchtig auf dich“, erkannte Anna sofort das Problem und war nun im Begriff es zu beheben. „Du verpasst noch deinen Flug.“
„Du bist zwar weise“, stellte Cohen fest und drehte die Schlüssel in seiner Hand. „Aber bist du auch Hellseherin?“
„Dafür muss man nicht in die Zukunft sehen können“, das Mädchen bedachte ihren Freund mit einem Blick, der so voller Zuversicht war, dass selbst Seth Cohen es nicht mehr wagte ihr zu wiedersprechen. „Selbstvertrauen, Cohen!“ Sie schluckte schwer, als ihr bewusst wurde, wie gern sie dieses Mädchen sein wollte, für das er wirklich alles tun würde und wie sicher es war, dass Träume nie in Erfüllung gehen.
Kaitlin saß mit vor der Brust verschränkten Armen neben Neil auf dem Beifahrersitz und starrte stur aus dem Fenster. Die zwei hatten sicher während der gesamten Fahrt hierher kein Wort miteinander gewechselt, was womöglich auch ganz gut so war, da man sich nie sicher sein konnte, wer dem anderen dann zuerst zu Leibe rücken würde.
Dr. Roberts hielt das Lenkrad ziemlich verkrampft in den Händen und sein Gesicht war vor Wut verzerrt, dieser Zorn konnte natürlich auch durch die neue Lackierung seines Wagens verstärkt worden sein, die ihm die Jugendlichen noch schnell verpasst hatten. Nun begann Neil mit dem einen Finger regelmäßig gegen das Leder unter seinen Händen zu klopfen und rückte sich derweil mit der weniger beschäftigten Hand die schwarze Sonnenbrille zurecht.
„Julie?!“, erkannte er plötzlich seine Verlobte, die etwas ungepflegt die Straße entlang taumelte und sich gerade über das nächste Gebüsch beugte und würgend ihr Frühstück wieder zu Tage förderte. Schnell nahm Neil das Fahrtempo zurück und lenkte sein Auto auf den Grasstreifen neben Mrs. Cooper-Nichol. Schon wollte er ihr zur Hilfe eilen, da ihre Tochter noch immer unbeweglich sitzen blieb und ihre Mutter kaum eines Blickes würdigte, doch da richtete sich Mum auch schon wieder auf und entdeckte zwei bekannte Menschen in einem ihr nicht mehr so bekannten Wagen. In dem Moment geschah etwas, das selbst Kaitlin von ihrem Trotz erlöste, etwas, dass Neil Roberts ganz und gar die neue Verzierung seines Autos vergessen ließ: Ein Lächeln erhellte Julies Gesicht.
Anna konnte es kaum glauben, als Seth tatsächlich mit ihrem Auto hinter der nächsten Biegung verschwunden war. Sie stand nun nachdenklich geworden in Cohens Zimmer und betrachtete interessiert die wilddurcheinandergeworfene Wäsche, die Comicstapel und die vielen CDs die vereinzelt überall verteilt waren. Seufzend bückte sie sich und befreite Captain Oats mit spitzen Fingern von einer Socke, die nicht mehr sonderlich frisch zu sein schien. Sie stellte das Plastikpferd auf dem kleinen Nachttisch ab, wobei ihre Aufmerksamkeit auf ein in einen Holzrahmen eingefasstes Bild gezogen wurde, das Summer und Seth am Strand sitzend zeigte und verweilte einen Moment nur um sich zu vergewissern, dass nicht sie das Mädchen an seiner Seite war. Schließlich konnte sie sich mit Mühe von dem Foto abwenden und richtete nun ihre gesamte Aufmerksamkeit auf das durcheinander, dass sich ihr hier darbot. Sie hatte eine neue Aufgabe.
Volchok war nicht dumm, oder zumindest nicht sonderlich. Er wusste wenigsten wenn man ihm etwas vormachte und er hasste es abgrundtief. Schon seit geraumer Zeit hatte er kein Wort mehr gesprochen, was Marissa an seiner Seite nur allzu recht war. die Hitze war inzwischen unerträglich geworden, trug sie doch, um nicht entdeckt zu werden diesen viel zu dicken langen Mantel. Nur das Kopftuch schützte ihren Kopf vor den heißen Sonnenstrahlen, sodass sie wenigstens diese Schmerzen vermeiden konnte.
Und da Kevin Volchok nicht allzu dumm war, hatte er während dem schweigenden Marsch nur eines oder besser jemanden im Blick gehabt: der blonde, unvorsichtige Kerl, mit dem sie erst kürzlich zusammengestoßen waren und der seitdem die zwei zu verfolgen schien.
Luke war sich ziemlich sicher, dass es ihm recht gut gelungen war möglichst unentdeckt zu bleiben. Sein Atem ging unheimlich ruhig und seine Schritte waren zielstrebig aber doch so ausgerichtet, dass man eigentlich nicht merken sollte auf was er es genau abgesehen hatte. Und obwohl er nach Außen hin selbstbewusst und ausgeglichen schien, legte sich etwas um sein Herz, als griffe eine eiskalte Hand danach und es pochte gegen seine Schläfen, sodass er kaum die Geräusche der Umgebung wahrnehmen konnte. Er ging zwar vorwärts und doch hatte er das Gefühl nicht voranzukommen.
„Wohin gehen wir?“, getraute sich Marissa das Wort an ihren Peiniger zu richten, denn auch ihr war nicht die Anwesenheit ihres alten Freundes entgangen und nun fürchtete sie mehr als alles andere, dass es ihm nicht gelingen würde, dass sie weiterhin hier bleiben musste, dass es keine Hoffnung gab.
Die Antwort fiel ziemlich kläglich aus. Volchok sprach noch immer kein Wort.
Ein ungutes Gefühl nahm Luke mehr und mehr ein und er glaubte schon nicht mehr daran sein Ziel jemals zu erreichen. Er achtete weder auf den Straßenverkehr noch auf die vielen Passanten die ihm entgegenkamen. Hastig schritt er voran, da auch Volchok an Tempo zugelegt hatte und langsam in dem Menschenmeer unterzugehen drohte. Seit wann waren so viele Menschen erpicht auf einen kleinen Spaziergang am Hafen?
In dem Moment verlor er Kevin entgültig aus den Augen und begann nun zu rennen so schnell er es noch vermochte. Keuchend und schwitzend bog er in die Seitengasse ein, in der er die zwei vermutete. Plötzlich legte sich der Lärm von den Straßen und die Sonne schien nicht mehr so hell. Stille. Luke schlich vorsichtig weiter und fand sich schon bald nicht mehr zurecht, da die Gasse immer enger wurde und immer mehr kleinere Seitenwege abzweigten die er lieber vermied. Sein Atem ging plötzlich stoßweise und unregelmäßig, das Pochen in seinem Kopf schien alles um ihn herum auszufüllen. Er spürte wie trocken sein Mund war und schluckte schwer ehe er sich die spröden Lippen benetzte. Wie ein gehetztes Tier duckte er sich und kam nur langsam voran.
Volchok stand an eine dunkle Wand gelehnt und presste die eine Hand gegen den Mund seiner sich währenden Geisel während er mit der anderen die Pistole fest umklammert hielt. Nur noch ein paar Schritte und der Junge würde direkt neben ihnen sein.
Marissa versuchte zu Schreien, sie schlug um sich wurde jedoch sogleich von einem kräftigen Arm zurückgehalten. Ein schwaches Winseln war das Einzige, was sie zustande brachte, doch es genügte um Lukes Aufmerksamkeit zu regen.
„Es tut mir leid“, versicherte Volchok und meinte es nicht so. Ohne auch nur ein wenig zu zögern richtete er die Pistole auf den Störenfried.
Marissa schrie,
er drückte ab.
„Kaitlin?!“, Taylor zog Ryan bei der Hand in das Roberts-Anwesen. „Dr. Roberts?“, auch sie hatte es sich angewohnt ihn so zu nennen. „Scheint niemand dazusein“, die Tür fiel ins Schloss. Lächelnd legte sie die Arme um den Hals ihres Freundes und führte sein Gesicht zu ihrem heran. „Und dagegen habe ich eigentlich nichts“, flüsterte sie liebevoll und küsste ihn sanft und zaghaft zuerst, dann drängend und voller Leidenschaft.
Summer hob noch etwas verunsichert ihre kleine Reisetasche an, der kaum Gewicht zu haben schien, doch hatte sie genug für etwa zwei Tage darin verstaut. Sie konnte kaum fassen wo sie sich nun schließlich doch noch nach so langer Zeit befand und was noch auf sie zukommen würde. Vorfreude machte sich in ihr breit und schien sie von innen heraus zu wärmen. Plötzlich kamen ihr die anfänglichen Zweifel mehr als lächerlich vor, augenblicklich wünschte sie sich nichts sehnlicher als von Seth Cohen in die Arme genommen zu werden, an seine Brust gedrückt, geschützt und geborgen von seiner Liebe. Ein Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht, ihre braunen Augen blitzten zum ersten Mal seit langem unternehmungslustig auf.
Das Mädchen packte die Griffe ihrer Tasche noch ein wenig fester und verlies für ihre jetzigen Verhältnisse recht zuversichtlich den Flughafen von Orange County.
Sandy gab die Hoffnung nun nach stundenlanger Suche am Hafen langsam entgültig auf. Seufzend fuhr er sich mit der einen Hand über das Gesicht und schloss für einen Moment die Augen um sich eine kurze Zeit der Ruhe zu gönnen. Seine Füße fühlten sich taub und heiß an, als wäre er über glühende Kohlen gegangen und nicht über die hölzernen Stege, am liebsten hätte er sich die Kleider vom Leib gerissen und wäre ins kühle Nass gesprungen, Notfalls hätte er den teuren Designeranzug auch gleich anbehalten.
„Sandy?“
Mr. Cohen schlug überrascht beim klang der ihm vertrauten Stimme sofort die Augen auf. Ungläubig musterte er seinen Gegenüber und schüttelte mit einem fast spitzbübischen Grinsen den Kopf: „Jimmy Cooper."
Portland
Plan und Ausführung (2)
Dr. Roberts hätte liebend gern seine Entscheidung, die anfangs eigentlich recht vernünftig auf ihn gewirkt hatte, noch mal überdacht, nun, da er seinen teuren Wagen vor dem Haus der Wards geparkt hatte. Jugendliche schienen von überall her in das riesige Anwesen zu strömen, wobei sie Lärm und Alkohol mit sich führten und davon mehr als genug. Und obwohl der Platz, der ihnen hier zur Verfügung stand wirklich ungemein groß war, zog es manche der Jungen und Mädchen auf die Straße, wo sie laut dröhnend bekannt gaben, wie betrunken sie eigentlich waren. Nie hätte Neil Eric und Brad eine solche Party zugetraut. Eine Feier, die unglaublich gut durchdacht war, da doch sowohl die Mutter als auch die Nachbarn zu einem Golfturnier aufgebrochen waren und erst am Montag wieder zurückerwartet wurden. Wie konnte es möglich sein, dass diese zeitweise etwas tollpatschigen Zwillinge etwas derart großes planen konnten?
Seufzend schnallte Dr. Roberts sich ab und öffnete vorsichtig die Autotüre, wollte er doch keinen der Trunkenbolde damit erwischen. Sorgfältig schloss er das sündhaftteure Gefährt schließlich ab und ließ es dann nur recht wiederwillig so ganz alleine zurück.
Neil sah sich auf seinem Weg zum Hauseingang noch einmal sorgfältig um und staunte erneut über diese List die die Brüder ausgeheckt hatten, da kam ihm ein nur allzu bekanntes, junges Mädchen entgegen. Ihr Gang war herrisch und ihr Auftreten unglaublich einnehmend, die beiden Jungen, die hinterher geeilt kamen, sahen neben ihr wie zwei armselige Clowns aus, aber schließlich waren es ja auch Eric und Brad...
„Kaitlin“, begrüßte Neil seine Faststieftochter ein wenig unterkühlt und plötzlich wurde ihm so einiges klar was diese „kleine“ Feier anbelangte.
„Dr. Roberts!“, war die gewohnte Entgegnung. Kaitlin stand nun direkt vor dem älteren Mann und stemmte die Hände in die Hüften, wie um zu beweisen, dass doch wirklich alles unter Kontrolle war. „Kann ich behilflich sein?“
Neil hob ein wenig überrascht die ergrauten Brauen und betrachtete die zwei Unglücksgestalten, die nun nachgekommen waren fragend und auch etwas verwirrt. „Ich wurde informiert“, er hatte seinen Blick wieder von den Brüdern losgerissen und versuchte nun so etwas wie Angst und Unsicherheit in dem ausdruckslosen Gesicht des Mädchens zu entdecken, ohne Erfolg. „Dass es hier – dass hier eine kleine Party“, er gestattete sich noch eine kurze Pause, die seinen Worten mehr Stärke verleihen sollte. „Ein wenig außer Kontrolle geraten ist?“
Doch Kaitlin starrte Dr.Roberts nur herausfordernd an und verschränkte nun die Arme vor der Brust: „Tatsächlich. Und wer...“
„D-dein Handy“, meldete sich da Eric etwas nervös zu Wort und reichte dem Mädchen das Beweismittel. „Kaitlin?“, verunsichert verharrte er mit ausgestrecktem Arm und wartete vergeblich darauf, dass sie auf seine Worte reagierte.
„Ich bin etwas enttäuscht, dass nicht du es warst, der mich angerufen hat“, Neil fuhr sich seufzend mit einer Hand durch das helle Haar und wirkte in dem Moment um einige Jahre gealtert.
„Es ist alles unter Kontrolle“, entgegnete Kaitlin kühl und schien dabei Eric noch immer kein bisschen Beachtung zu schenken, was ihn womöglich noch mehr strafte, als irgendwas sonst.
„Eric hat gemeint, die Jackson-Schwestern seien bereits auf die Theke gesprungen...“, Neil schüttelte verständnislos den Kopf, Sturheit war unter den Cooperfrauen weitverbreitet.
Brad entdeckte seine Chance etwas zu der kleinen Unterhaltung beizutragen und nutzte diese auch sofort: „D-das stimmt.“ Er nickte bekräftigend und dachte dabei wohlan die knapp bekleideten jungen Mädchen von denen gerade die Rede war.
Doch Kaitlin ließ sich nicht unterkriegen: „Ich kenne jemanden, der das auch ohne Alkohol zustandebringt.“ Sie grinste spöttisch: „Oder vielleicht zwei?“
„Ich werde das jetzt in Ordnung bringen“, Neil ging einfach über die letzte Bemerkung hinweg, als hätte sie nie gegeben. „Wäre deine Mutter nicht zu betrunken dafür, sie hätte sich sicher eine angemessene Strafe für dich ausgedacht.“ Wieder schüttelte er den Kopf und griff in seine linke Gesäßtasche. „Aber ich bin ja auch noch da.“ Dann drehte er sich um, wohlwissend, dass er von dem wütenden Blick des Mädchens geradezu durchbohrt wurde und hielt die Hand mit dem soeben gezückten Handy in die Höhe. „In einer halben Stunde rufe ich die Bullen!“, schrie er so laut er konnte in die Menge und ging dabei in Richtung Straße.
Brad kam sofort begeistert hinterher. „Ja genau“, stimmte er Dr. Roberts eifrig zu und warf sich gebieterisch in die Brust, als wäre ihm selbst diese wundervolle Idee gekommen.
Sein Bruder hätte es ihm womöglich auch nachgetan, doch war er dazu verdammt neben Kaitlin zu verharren und ihr das Handy entgegen zu halten, obwohl sie es womöglich nie wieder auch nur eines Blickes würdigen würde.
Wann immer dieser störende hohe Ton erklang, durchzuckte sie ein unglaublich hartnäckiger Schmerz, der in ihrem Kopf dröhnte und gegen ihre Schläfen pochte. Stöhnend versuchte Julie sich zu erheben, sank jedoch fast sofort wieder von eben diesem Schmerz übermannt auf die Couch zurück, wo sie wohl die vergangene Stunde gelegen hatte, obwohl sie sich einfach nicht erinnern konnte, dem Möbelstück auch nur nahe gekommen zu sein. Ein zweiter Versuch wurde unternommen und dieses Mal saß sie tatsächlich für ihre Verhältnisse ziemlich aufrecht. Einen Moment rührte sie sich nicht mehr, sie schloss die Augen und atmete schwer. Ihre sonst so perfekt gestylte Frisur hatte sich gelöst und ihr rot-braunes Haar machte einen etwas unfrisierten und zerzausten Eindruck. Es schien fast so, als würde längere Zeit nicht mehr viel geschehen und da das Klingeln, wo immer es auch herkommen mochte, inzwischen aufgehört hatte, schien es nur allzu verständlich, wenn sich eine verkaterte Frau noch mal hinlegen durfte. Oder sterben, Herrgott – wie gern wäre sie jetzt einfach tot umgefallen.
Plötzlich regte sich wieder etwas in Mrs. Cooper-Nichol. Sie griff in einer ruckartigen Bewegung, die sie sofort wieder bereute, nach vorn und bekam den niedrigen Wohnzimmertisch zu fassen. In dem Moment läutete es erneut.
„Ja doch“, fauchte Julie das Telefon an, denn den Verantwortlichen hatte sie bereits identifizieren können. Leider stand ihr klingelndes Ziel in der Küche und das schien gleichbedeutend wie mit dem anderen Ende der Welt.
Vorsichtig erhob sie sich und presste, kaum da sie nun tatsächlich stand, die Hände gegen die Stirn und schien wohl so den Schmerz herausdrücken zu wollen. Das nervtötende Läuten schien lauter zu werden, aber womöglich lag es nur daran, dass sie sich endlich entschieden hatte ein paar Schritte drauf zuzugehen. Langsam taumelte sie der Küche entgegen und stützte sich dabei an allem ab, was sie nur finden konnte, wobei sie hartnäckig den immer stärkerwerdenden Brechreiz zu unterdrücken versuchte.
Endlich, es schien eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, erreichte sie ihr Ziel. Stöhnend ließ sie sich mit dem Rücken zur Wand auf den Holzfußboden gleiten und griff noch bevor sie sich richtig hinsetzten konnte nach dem Hörer.
„Hallo?“, ihre Stimme war nicht mehr als ein flüstern und es würde wohl jeden erstaunen, dass sie dennoch verstanden wurde.
„Mrs. Cooper-Nichol?”, die Frau am anderen Ende der Leitung klang mehr als misstrauisch, war sie doch schon ganz andere Seiten von Julie gewohnt.
„Ja“, die „neue“ Mrs. Cooper-Nichol war sich ziemlich sicher, dass sich die vielen Möbel nun auf sie zugbewegten und die Wände sich zu drehen begannen.
„Inspektor Sharidon hier“, es folgte eine kurze, fast nachdenkliche Pause, in der Julie plötzlich auffiel, wie laut und regelmäßig das Ticken der Wanduhr zu vernehmen war.. „Es gibt da einiges, das sie wissen müssen.“
„Also“, Anna stand mit Seth in der cohenschen Küche, da sich dieser noch schnell eine Stärkung genehmigen hatte wollen, doch irgendwie hatte das Mädchen so den Verdacht, dass er nur einen Grund zum Hinauszögern seiner Abreise gesucht hatte, genau wie die Tatsache, dass sie sich vorhin noch eine halbe Stunde darüber gestritten hatten, ob Sesambagles nun wirklich besser waren als die mit Salz bestreuten. „Bist du soweit.“
Cohen schluckte seinen letzten Bissen hinunter, an dem er besonders lange gekaut hatte: „Ich habe auch noch Pudding im Kühlschrank gesehen...“ Stern sah ihren Freund entgeistert an. „..falls du noch Hunger bekommen solltest“, rettete sich der Junge hastig aus seiner misslichen Lage. „Ein wirklich guter Pudding.“
„Seth!“, Anna wollte auf keinen Fall in eine Diskussion über Vanille oder Schoko geraten und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.
„Ob ich bereit bin, hm?“, er blickte verunsichert an sich hinunter und richtete seine dunklen Augen anschließend wieder auf seine Freundin. „Ich habe frische Sachen an“, stellte er fest, als wäre ihm diese Tatsache erst gerade eben bewusst geworden. „Sehr vorteilhaft.“
Anna konnte nur zustimmend nicken.
„Ich bin geduscht und gebadet und ich war beim Friseur“, er fuhr sich, wie um sich die letzte Aussage selbst noch mal zu beweisen durch die braunen Locken, die nun um einiges kürzer waren.
„Und das alles lässt darauf schließen...“, begann Anna hilfreich und sah Seth dann auffordernd an.
„Dass ich schon morgen loskann.“
„Heute! Seth!“, sie packte den Jungen entschieden an einem seiner Hühnerärmchen und zog ihn hinter sich her zur Haustür. „Und zwar jetzt.“ Sie riss die Tür auf und schob Cohen vor sich her nach draußen.
Seth verstand sich jedoch darauf zu wiedersprechen und er konnte sehr hartnäckig darin sein: „Vielleicht sollte ich doch noch schnell anrufen, bescheid geben.“
„Du könntest sie jedoch auch einfach überraschen.“
„Meine Eltern...“
„Sind ebenfalls außer Haus.“
„Haus – mein Stichwort. Ich kann es doch nicht einfach so zurücklassen.“
„Ich bin da“, die zwei hatten inzwischen Annas Wagen erreicht. „Ryan ist da.“ Sie riss die Tür auf und drückte Seth auf den Fahrersitz und die Schlüssel in seine Hand.
Doch der Junge saß, plötzlich nachdenklich und tatsächlich auch stumm geworden da und rührte sich nicht.
„Sie wartet sicher schon sehnsüchtig auf dich“, erkannte Anna sofort das Problem und war nun im Begriff es zu beheben. „Du verpasst noch deinen Flug.“
„Du bist zwar weise“, stellte Cohen fest und drehte die Schlüssel in seiner Hand. „Aber bist du auch Hellseherin?“
„Dafür muss man nicht in die Zukunft sehen können“, das Mädchen bedachte ihren Freund mit einem Blick, der so voller Zuversicht war, dass selbst Seth Cohen es nicht mehr wagte ihr zu wiedersprechen. „Selbstvertrauen, Cohen!“ Sie schluckte schwer, als ihr bewusst wurde, wie gern sie dieses Mädchen sein wollte, für das er wirklich alles tun würde und wie sicher es war, dass Träume nie in Erfüllung gehen.
Kaitlin saß mit vor der Brust verschränkten Armen neben Neil auf dem Beifahrersitz und starrte stur aus dem Fenster. Die zwei hatten sicher während der gesamten Fahrt hierher kein Wort miteinander gewechselt, was womöglich auch ganz gut so war, da man sich nie sicher sein konnte, wer dem anderen dann zuerst zu Leibe rücken würde.
Dr. Roberts hielt das Lenkrad ziemlich verkrampft in den Händen und sein Gesicht war vor Wut verzerrt, dieser Zorn konnte natürlich auch durch die neue Lackierung seines Wagens verstärkt worden sein, die ihm die Jugendlichen noch schnell verpasst hatten. Nun begann Neil mit dem einen Finger regelmäßig gegen das Leder unter seinen Händen zu klopfen und rückte sich derweil mit der weniger beschäftigten Hand die schwarze Sonnenbrille zurecht.
„Julie?!“, erkannte er plötzlich seine Verlobte, die etwas ungepflegt die Straße entlang taumelte und sich gerade über das nächste Gebüsch beugte und würgend ihr Frühstück wieder zu Tage förderte. Schnell nahm Neil das Fahrtempo zurück und lenkte sein Auto auf den Grasstreifen neben Mrs. Cooper-Nichol. Schon wollte er ihr zur Hilfe eilen, da ihre Tochter noch immer unbeweglich sitzen blieb und ihre Mutter kaum eines Blickes würdigte, doch da richtete sich Mum auch schon wieder auf und entdeckte zwei bekannte Menschen in einem ihr nicht mehr so bekannten Wagen. In dem Moment geschah etwas, das selbst Kaitlin von ihrem Trotz erlöste, etwas, dass Neil Roberts ganz und gar die neue Verzierung seines Autos vergessen ließ: Ein Lächeln erhellte Julies Gesicht.
Anna konnte es kaum glauben, als Seth tatsächlich mit ihrem Auto hinter der nächsten Biegung verschwunden war. Sie stand nun nachdenklich geworden in Cohens Zimmer und betrachtete interessiert die wilddurcheinandergeworfene Wäsche, die Comicstapel und die vielen CDs die vereinzelt überall verteilt waren. Seufzend bückte sie sich und befreite Captain Oats mit spitzen Fingern von einer Socke, die nicht mehr sonderlich frisch zu sein schien. Sie stellte das Plastikpferd auf dem kleinen Nachttisch ab, wobei ihre Aufmerksamkeit auf ein in einen Holzrahmen eingefasstes Bild gezogen wurde, das Summer und Seth am Strand sitzend zeigte und verweilte einen Moment nur um sich zu vergewissern, dass nicht sie das Mädchen an seiner Seite war. Schließlich konnte sie sich mit Mühe von dem Foto abwenden und richtete nun ihre gesamte Aufmerksamkeit auf das durcheinander, dass sich ihr hier darbot. Sie hatte eine neue Aufgabe.
Volchok war nicht dumm, oder zumindest nicht sonderlich. Er wusste wenigsten wenn man ihm etwas vormachte und er hasste es abgrundtief. Schon seit geraumer Zeit hatte er kein Wort mehr gesprochen, was Marissa an seiner Seite nur allzu recht war. die Hitze war inzwischen unerträglich geworden, trug sie doch, um nicht entdeckt zu werden diesen viel zu dicken langen Mantel. Nur das Kopftuch schützte ihren Kopf vor den heißen Sonnenstrahlen, sodass sie wenigstens diese Schmerzen vermeiden konnte.
Und da Kevin Volchok nicht allzu dumm war, hatte er während dem schweigenden Marsch nur eines oder besser jemanden im Blick gehabt: der blonde, unvorsichtige Kerl, mit dem sie erst kürzlich zusammengestoßen waren und der seitdem die zwei zu verfolgen schien.
Luke war sich ziemlich sicher, dass es ihm recht gut gelungen war möglichst unentdeckt zu bleiben. Sein Atem ging unheimlich ruhig und seine Schritte waren zielstrebig aber doch so ausgerichtet, dass man eigentlich nicht merken sollte auf was er es genau abgesehen hatte. Und obwohl er nach Außen hin selbstbewusst und ausgeglichen schien, legte sich etwas um sein Herz, als griffe eine eiskalte Hand danach und es pochte gegen seine Schläfen, sodass er kaum die Geräusche der Umgebung wahrnehmen konnte. Er ging zwar vorwärts und doch hatte er das Gefühl nicht voranzukommen.
„Wohin gehen wir?“, getraute sich Marissa das Wort an ihren Peiniger zu richten, denn auch ihr war nicht die Anwesenheit ihres alten Freundes entgangen und nun fürchtete sie mehr als alles andere, dass es ihm nicht gelingen würde, dass sie weiterhin hier bleiben musste, dass es keine Hoffnung gab.
Die Antwort fiel ziemlich kläglich aus. Volchok sprach noch immer kein Wort.
Ein ungutes Gefühl nahm Luke mehr und mehr ein und er glaubte schon nicht mehr daran sein Ziel jemals zu erreichen. Er achtete weder auf den Straßenverkehr noch auf die vielen Passanten die ihm entgegenkamen. Hastig schritt er voran, da auch Volchok an Tempo zugelegt hatte und langsam in dem Menschenmeer unterzugehen drohte. Seit wann waren so viele Menschen erpicht auf einen kleinen Spaziergang am Hafen?
In dem Moment verlor er Kevin entgültig aus den Augen und begann nun zu rennen so schnell er es noch vermochte. Keuchend und schwitzend bog er in die Seitengasse ein, in der er die zwei vermutete. Plötzlich legte sich der Lärm von den Straßen und die Sonne schien nicht mehr so hell. Stille. Luke schlich vorsichtig weiter und fand sich schon bald nicht mehr zurecht, da die Gasse immer enger wurde und immer mehr kleinere Seitenwege abzweigten die er lieber vermied. Sein Atem ging plötzlich stoßweise und unregelmäßig, das Pochen in seinem Kopf schien alles um ihn herum auszufüllen. Er spürte wie trocken sein Mund war und schluckte schwer ehe er sich die spröden Lippen benetzte. Wie ein gehetztes Tier duckte er sich und kam nur langsam voran.
Volchok stand an eine dunkle Wand gelehnt und presste die eine Hand gegen den Mund seiner sich währenden Geisel während er mit der anderen die Pistole fest umklammert hielt. Nur noch ein paar Schritte und der Junge würde direkt neben ihnen sein.
Marissa versuchte zu Schreien, sie schlug um sich wurde jedoch sogleich von einem kräftigen Arm zurückgehalten. Ein schwaches Winseln war das Einzige, was sie zustande brachte, doch es genügte um Lukes Aufmerksamkeit zu regen.
„Es tut mir leid“, versicherte Volchok und meinte es nicht so. Ohne auch nur ein wenig zu zögern richtete er die Pistole auf den Störenfried.
Marissa schrie,
er drückte ab.
„Kaitlin?!“, Taylor zog Ryan bei der Hand in das Roberts-Anwesen. „Dr. Roberts?“, auch sie hatte es sich angewohnt ihn so zu nennen. „Scheint niemand dazusein“, die Tür fiel ins Schloss. Lächelnd legte sie die Arme um den Hals ihres Freundes und führte sein Gesicht zu ihrem heran. „Und dagegen habe ich eigentlich nichts“, flüsterte sie liebevoll und küsste ihn sanft und zaghaft zuerst, dann drängend und voller Leidenschaft.
Summer hob noch etwas verunsichert ihre kleine Reisetasche an, der kaum Gewicht zu haben schien, doch hatte sie genug für etwa zwei Tage darin verstaut. Sie konnte kaum fassen wo sie sich nun schließlich doch noch nach so langer Zeit befand und was noch auf sie zukommen würde. Vorfreude machte sich in ihr breit und schien sie von innen heraus zu wärmen. Plötzlich kamen ihr die anfänglichen Zweifel mehr als lächerlich vor, augenblicklich wünschte sie sich nichts sehnlicher als von Seth Cohen in die Arme genommen zu werden, an seine Brust gedrückt, geschützt und geborgen von seiner Liebe. Ein Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht, ihre braunen Augen blitzten zum ersten Mal seit langem unternehmungslustig auf.
Das Mädchen packte die Griffe ihrer Tasche noch ein wenig fester und verlies für ihre jetzigen Verhältnisse recht zuversichtlich den Flughafen von Orange County.
Sandy gab die Hoffnung nun nach stundenlanger Suche am Hafen langsam entgültig auf. Seufzend fuhr er sich mit der einen Hand über das Gesicht und schloss für einen Moment die Augen um sich eine kurze Zeit der Ruhe zu gönnen. Seine Füße fühlten sich taub und heiß an, als wäre er über glühende Kohlen gegangen und nicht über die hölzernen Stege, am liebsten hätte er sich die Kleider vom Leib gerissen und wäre ins kühle Nass gesprungen, Notfalls hätte er den teuren Designeranzug auch gleich anbehalten.
„Sandy?“
Mr. Cohen schlug überrascht beim klang der ihm vertrauten Stimme sofort die Augen auf. Ungläubig musterte er seinen Gegenüber und schüttelte mit einem fast spitzbübischen Grinsen den Kopf: „Jimmy Cooper."
Zuletzt geändert von TheOCPudding am 09.04.2007, 20:12, insgesamt 2-mal geändert.