The OC: Welcome to Chino Bitch [abgeschlossen]

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The Nightheart

The OC: Welcome to Chino Bitch [abgeschlossen]

Beitrag von The Nightheart »

„Welcome to Chino Bitch!

Genre:Drama
Fic-Genre: Onshot, inspiriert durch einen Song
Song: Jay - Z „99 Problems“
Maincharakter:Ryan Atwood
Hörbeispiel:http://youtube.com/watch?v=WwoM5fLITfk

If your havin girl problems i feel bad for you son
I got 99 problems but a bitch ain't one


Keine zwei Stunden Autofahrt.

Es ist nicht wie in Bürgerkriegsländern, wo die Menschen durch Armeen, durch Panzer, Landminen und Stacheldraht von einander getrennt sind.

Nein, in der Theorie sind es nur zwei Stunden Autofahrt.

Mehr trennen Chino, San Bernardino County und Newport Beach, Orange County nicht.

Aber das ist unerheblich, denn Armeen, Panzer, Landminen und Stacheldraht würden die Grenze nicht undurchdringlicher machen, als sie ohnehin schon ist.
Dort im Südwesten ist nicht die Grenze von zwei Countys, sondern von zwei Welten. Eine Grenze so unüberwindlich wie unscheinbar, so real wie unauffällig.

Es geht nicht um Geographie, es geht nicht um Zahlen, um Fakten, um Demographie.

Es geht nur um die Wahrheit.

Und die Wahrheit ist, dass ich hier in der meinen Welt lebe und schon deshalb nie die Grenze überschreiten kann.

Chino, San Bernardino County.
Newport Beach, Orange County.

Erde, Sol-System.
Sirius, Sternbild des großen Hundes.

Zwei Stunden Autofahrt.
9,5 Billionen Kilometer.

Es gibt keinen Unterschied, das Eine ist so unerreichbar wie das Andere.

Jedenfalls für mich.

„Hey Ryan!“
Theresa sieht mich mit einer Mischung aus Ärger, Hektik und Genervtheit an. Ihr Gesicht sagt mehr als die Worte, die sie an mich richtet.
Ich ignoriere sie.
„Ryan...?“ Ein Kopfschütteln, den Rest des Satzes auf den Lippen, Verwirrung im Kopf und den Ärger im Herzen. Theresa fixiert mich, ohne mich anzusehen, fragt ohne eine Antwort zu wollen, hört mir zu ohne es verstehen zu wollen, kümmert sich um mich ohne mich lieben zu wollen. Will geliebt werden
„Ryan jetzt mach schon!“

Ich ziehe mir die Kapuze tiefer ins Gesicht, lasse meine Nackenmuskeln knacken, ziehe die Lederjacke straff und wende mich von dem Straßenschild ab.

Newport Beach 70 km.

Das klingt nicht nach einer anderen Welt.
Und Chino klingt nicht nach Dreck, Drogen und Gewalt.
Die Wahrheit ist manchmal nicht offensichtlich.

I'm from the hood stupid what type of facts are those
If you grew up with holes in your zapitos
You'd celebrate the minute you was havin doe
I'm like fuck critics you can kiss my whole asshole
If you don't like my lyrics you can press fast forward

i ain't dumb
I got 99 problems but a bitch ain't one


Chino.
Chino, das sind nicht 85 000 Einwohner, nicht die Koordinaten 34,01° Nord, 117,69° West, nicht die 54,4 Quadratkilometer.

Chino, das ist mein Leben, mein Drama, mein Schicksal, mein Weg, Chino ist mein Ziel, mein Ende, meine Zukunft, meine Vergangenheit.
Ich bin Chino, aber Chino, das ist nicht ich.

Chino, das heißt Probleme.
Meine Probleme.

I got 99 problems but a bitch ain't one

Chino, das ist meine Familie.

Mein Vater ist kriminell.
Mein Vater hat mich im Stich gelassen.
Meinem Vater bin ich egal.
Meinem Vater ist außer sich selbst alles egal.
Mein Vater ist im Gefängnis.
Mein Vater ist kein Vater.
Mein Vater ist Chino.
Und Chino, das bin ich.

Mein Bruder ist kriminell.
Mein Bruder lässt mich immer wieder im Stich.
Meinem Bruder bin ich meistens egal.
Mein Bruder kommt bestimmt ins Gefängnis.
Mein Bruder ist mir kein Bruder.
Mein Bruder ist wie mein Vater.
Mein Bruder ist Chino.
Und Chino, das bin ich.

Meine Mutter ist eine Versagerin.
Meine Mutter lässt mich immer im Stich.
Meine Mutter sieht in mir das Gute.
Meine Mutter ist zu schwach um mich zu schützen.
Meine Mutter kann keine Mutter sein.
Meine Mutter ist Chino.
Und Chino, das bin ich.

Chino, das ist wo ich lebe und dem ich mich verbunden fühle, obwohl es mir wehtut, mich in die Tiefe zerrt, von wo ich keine Luft mehr schmecken und kein Licht mehr sehen kann.
Chino ist wie meine Familie.

„Hey Kleiner Bruder.“ Trey nennt mich Bruder, wenn er etwas will. Er riecht nach Alkohol und Schweiß, er rinnt ihm von der Haut, verläuft in seinen alten Klamotten. In seinen Augen stille Wut auf mich, auf Mom, auf Dad, auf Chino und die ganze Welt. „Kannst du mir ein Gefallen tun?“
Keine Frage, obwohl als solche formuliert. Es ist eine Drohung, eine Erinnerung daran, dass eine gerade noch schützende Hand zur gefährlichen Faust geballt werden kann.
„Ja...ja sicher.“ Höre ich mich sagen.
„Ich hab gewusst, dass du mir hilfst.“ Ein Lächeln, das keines ist, für eine Gefallen, der keiner ist. Ich helfe ihm kriminell zu sein.
Ich helfe ihm zu Dad zu werden.
Ich tue ihm keinen Gefallen.
Ich soll Trey bei einem Geschäft mit Drogen helfen, heute Nachmittag.

Ich mache mich auf den Weg zu Theresa.

In my rear view mirror is the mother fuckin law
I got two choices yall pull over the car or
Bounce on the devil put the pedal to the floor


Chino, das ist Theresa.

„Hi, freut mich das du konntest.“
Sie weiß, dass ich nirgends sonst hin konnte. Sie ist ein guter Mensch, gezwungen so zu tun, als wäre das anders. Die interessiert sich für mich, weil sie hofft, dass ich mich auch für die interessiere, dass ich nicht morgens gehe ohne etwas zu sagen, dass ich abends komme um auszugehen und nicht um einfach mit ihr auf der Rückbank zu bleiben.
Sie ist ein guter Mensch, deshalb hofft sie.
Aber Chino ist voll von Abschaum, zu voll für Hoffnung.
Chino, das bin ich, denn auch in mir ist keine.

„Was zu trinken?“ Sie kennt die Antwort, sie kennt mich, sie glaubt es zumindest.

Theresa ist der beste Teil meines Lebens, ohne mich glücklich zu machen, ich bin Teil des ihrigen, ohne sie glücklich zu machen.
Zu viel Angst vor Enttäuschungen, zu viel Verrat wurde an uns begangen, zu viel Schmerzen wurden uns zugefügt. Wir klammern uns aneinander um zusammen unterzugehen, nicht stark genug um den anderen halten zu können, zu feige ihm das zu sagen, zu verängstigt um ihn dennoch loszulassen.

„Was war heute morgen mit dir?“
Ich sage nichts, denn sie versteht nicht, kann nicht verstehen.
Ich liebe sie nicht.
Liebe ist Vertrauen, Glück, Sicherheit, uneigennützige Hilfe.
Ich vertraue Theresa nicht, weil ich niemandem traue.
Ich bin nicht glücklich mit ihr, weil ich nicht in ihrer Nähe sein kann ohne zu vergessen wo ich bin.
Ich fühle mich nicht sicher bei ihr, weil ich mich nirgends sicher fühle.
Ich helfe ihr um nicht allein zu sein.
Ich liebe sie nicht.
Sie liebt mich nicht, sie will lieben, aber sie versagt, weil ich wie Chino bin.
Weil sie Chino ist.

Theresa, das ist verborgene Hoffnungslosigkeit, Angst, gemeinsames Leiden, keine gemeinsame Hilfe, das ist enttäuschte Liebe.

Theresa ist wie Chino.

Ich bin Chino.

Das ich Theresa nicht liebe ist kein Problem.
Nicht für mich.
I got 99 problems but this bitch ain't one

Ich sage nach einer Weile, dass ich gehen muss. Ich sage nicht warum.
Auf der Straße streife ich die Kapuze herunter und sehe in den Sonnenschein.
Die Sonne scheint überall gleich.
Das Traurige ist, dass sie dennoch auf unterschiedliche Welten brennt.

All because ths fool was horrasin them
Tryin to play the boy like hes saccarin
But ain't nothin sweet 'bout how i hold my gun


Ich laufe die Straße zum Treffpunkt hinunter.

An der Wand ein Graffiti. „Eines Tages werden wir alle frei sein.“
Hoffnung als Farbkleckse auf einer schmutzigen Wand.
Das ist Chino.

Chino, das bin ich.
Ich bin ein Teil von Chino, ich mache aus der Stadt das, was sie ist, so wie meine Familie, so wie Theresa Chino ist, so bin ich es auch.
Aber Chino ist nicht wie ich.
Ich weiß, dass ich hier nicht her gehöre, ich weiß, dass ich das, was ich bin nicht bleiben möchte. Ich will nicht nur nicht mehr in Chino leben, ich möchte aufhören Chino zu sein .

Aber Chino will das nicht.
Chino, das bin ich, ohne wie ich zu sein.
Ich bin gefangen, so wie alle anderen, versinke, wie alle anderen, ich wehre mich wie alle anderen und dennoch gehöre ich hier nicht her.

Ich habe Träume gehabt.
Trey hat gesagt, dass man sich die hier nicht leisten kann.
Ich hab sie nicht vollständig aufgegeben.

Chino hat sich aufgegeben.

+++

Ich warte mit Trey und Arturo am Treffpunkt.
Ein paar Jungs tauchen auf.
Trey redet mit ihnen, sie werden lauter.
Sie streiten, sie schreien.
Einer der Jungs zieht eine Waffe, als mein Bruder gehen will.
Er drückt ab.
Ein Knall schallt durch die Luft.
Trey packt mich, er zieht mich vor sich.
Ich spüre harte Schläge auf der Brust und im Bauch, sie werfen mich zurück, ich falle. Der Stein ist hart als ich auf ihn pralle, er hat die Hitze gespeichert, die die Sonne auf uns geworfen hat.
„Ryan!“ Arturo brüllt meine Namen.
„Lass ihn!“ Trey schreit panisch, ich höre den Wagen, ich weiß ich bin allein.

Ich habe keine Schmerzen vom Fall, aber ich spüre das Feuer in meiner Brust, in meinem Bauch. Ein Brennen, dass sich durch meinen Körper zieht, mir den Atem raubt. Ich kann nicht aufstehen, das Feuer verbrennt meine Kraft, es breitet sich aus, es ist überall, es durchdringt mich, es beherrscht meine Gedanken.
Ich drehe mich um, auf den Rücken, ich sehen an mir nach unten um die flammen zusehen, aber da sind nur rote Seen, die sich langsam ausbreiten, mein Shirt durchtränken.
Die roten Seen werden größer, das Brennen lässt nach, lässt gespenstische Kälte zurück.
Wo eben noch Brennen war ist nun kalte Leere, dunkler Abgrund, entseeltes Nichts.
Ich drücke meine Hand auf einen roten See, doch es nützt nichts, das Blut rinnt durch meine Finger, breitet sich auf dem steinigen Boden aus.
Kälte ersetzt nun alle Flammen.

Ich will die Sonne sehen.

Für einen kurzen Augenblick vergesse ich Trey, das Blut, die Schüsse, die Kälte, den Tod und will mich nur so hinlegen, dass ich die Sonne sehen kann.
Die Sonne, die überall scheint, die Sonne, die nicht an Chino gebunden ist!
Ich will sie sehen, die Freiheit, die ich nie kannte.

Ich drehe mich auf den Rücken, so dass ich flach auf dem Boden liege.
Ich sehe in die Sonne.

Ich schmecke mein Blut, als ich lächle.

Die Sonne scheint in meine Augen, doch sie blendet mich nicht, brennt auf mich, ohne die Kälte vertreiben zu können.

Doch sie scheint.

„Ryan?“
Es ist wie ein weit entferntes Rufen, ein hauchendes Flüstern.
„Ryan!“
Lauter.
„Ryan!“

Ich fahre hoch, keuchend, schwitzend, ich ringe um Atem, kämpfe um jedes bisschen Luft.
Die Sonne...sie scheint ins Poolhaus, blendet mich nicht.
Ich sitze in meinem Bett, schwer atmend, ich wische mir mit der Hand über die Stirn, streiche Angstschweiß weg.
Meine Lungen wollen sich nicht mit Luft füllen, ich schnaufe, doch es hilft nicht.
„Ryan?“
Die Stimme.
Sie ist panisch, klingt besorgt, ehrlich besorgt.
Ich sehe mich verwirrt um.
Marissa sitzt neben mir im Bett, mit sorgenvollen, doch wunderschönen Augen sieht sie mich an. „Du hast geträumt, ich...“ Ich falle ihr um den Hals, ich glaube erst, dass es echt ist wenn ich sie spüre.
Ich drücke sie so fest an mich wie ich kann, immer fester umfasse ich sie, vor Glück, dass sie nicht verschwindet.
Ich bin hier.
Ich bin nicht in Chino.
„Ryan was ist denn los?“.
Lautes Schluchzen.
Ich brauche ein bisschen Zeit bis ich bemerke, dass ich es bin.
Ich weine heftig.
Marissa drückt mich an ihren zarten, warmen Körper, legt meinen Kopf an ihre Schulter, sie flüstert mir ins Ohr.
„Es ist ok, es ist ok...“
Sie hält mich, sie stützt mich. Immer mehr Tränen kommen, kämpfen sich ihren Weg aus den Augen, die mehr Leid gesehen haben, als sie je wollten, Schluchzer bahnen sich aus dem Mund, der Dinge gesagt hat, die er nie von sich geben mochte.
„Hey, hey ihr Beiden, Zeit für Frühstück und eure tägliche Dosis Seth, ohne die niemand...“ Er verstummt, als er mich sieht. „Hey was...?“ Er kommt näher, setzt sich neben mich.
Ich lösen einen Arm von Marissa und schlinge ihn um Seth, der verwirrt eine um mich legt.
Ich weine in Seth und Marissa hinein.
„Es ist alles in Ordnung Mann, es ist alle in Ordnung...“, flüstert er leise.
Ich versinke in Marissa und Seth, ich kann nicht aufhören zu weinen und drücke beide immer fester.
Ich weine, weil sie jetzt meine Familie sind.
Ich weine, weil ich sie liebe, weil ich weiß, dass sie mich lieben.
Ich weine, weil sie mir Hoffnung gegeben haben.

Ich weine, weil ich bei ihnen endlich weinen kann.

Sie sind nicht Chino.

Und dank ihnen bin ich es auch nicht mehr.

ENDE[/center]
TheOCPudding

Beitrag von TheOCPudding »

Wow :up:

Also mir gefällt dein Schreibstil echt total. Wirklich gut geschrieben ;)
~Juicy~

Beitrag von ~Juicy~ »

Oh mein Gott...Gänsehaut...ich fang gleich an zu heulen
Ich find deine geschichte echt klasse...dein Schreibstil ist echt klasse...ich liebe solche Stile...einzelnen Wörter als Sätze...so schreib ich auch gerne!
Würd gerne mehr Geschichten von dir lesen!

lg, juicy :)
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