Im Netz der Spinne
Im Netz der Spinne
Vor ein paar Monaten habe ich bei einem Schreibwettbewerb teilgenommen zudem man Krimis schreiben sollte, die mit einer Schlossruine zutun haben, die bei mir in der Stadt steht.
Das ist meine Geschichte:
Im Netz der Spinne
Ängstliche Blicke. Wieso guckt sie nur so? Ich liebe es. Die Angst in ihren Augen zu sehen. Panik. Aber sie kann nicht weg. Nicht weg. Nein, nein. Nie mehr weg. Sie hat so zarte Haut. Sie häng wie eine Fliege im Netz. Aber die Fliege hat aufgegeben. Zappelt nicht mehr im Netz. Die Spinne kann kommen. Meine Beute. Das Messer ist schon geschärft. Ich fahre mit der Klinge an ihrem Hals entlang. Panik in ihren Augen. Sie kann mir nicht entkommen. Sie war dabei. Sie hat mir nicht weh getan, aber sie war dabei. Sie muss sterben, genauso wie die anderen sterben müssen. Später. Sie stirbt jetzt. Sie soll bluten. Ich schnitze in ihre Haut. Blut. Überall Blut. Keine Schreie. Sie ist ruhig. Wieso schreit sie nicht? Ich will, dass sie schreit. Schreit vor Schmerz. Den Schmerz, den ich immer verspürt habe. Der tödliche Stich. Die Spinne hat ihre Fliege getötet. Aber die Spinne wird ihr Opfer noch bluten lassen. Hier wird keiner herkommen. Es ist ein altes Gemäuer. Ein zugemauerter Teil. Habe mir ein Loch gebuddelt. Niemand wird hierher kommen. Niemand die Fliege finden. Sie sollte schreien. Sie hat nicht geschrien. Aber geblutet. Ich muss mich umziehen. Meine Sachen sind voll mit Blut. Zu auffällig. Habe aber andere Sachen mit.
Sie rührt ihren Kaffee um. Heute ist noch nichts passiert, somit konnte sie den ganzen Papierkram erledigen. Eine langweilige Arbeit. Aber sie gehört zu ihrem Job. Sie hätte auch einen ganz anderen Beruf wählen können. Aber sie liebte ihre Arbeit. Das Telefon schreckte sie aus ihren Gedanken. Sie nahm ab: „ Polizeistation Werl. Kommisarin Nikola Sterter am Apperat. ...Ja, wir kommen sofort.“ Sie legte auf. „He, Michi! Wach auf. Ein neuer Fall. Eine Frau, circa 40 Jahre, ermordet. Verblutet. An der Saline im Stadtpark.“
Ich mische die Karten. Memory ist ein schönes Spiel. Dies ist aber kein normales Spiel. Kein Tiermemory. Menschenmemory. Ein Pärchen hab ich schon gefunden. Ich lege die Karte ordentlich als ein Quadrat. Ich decke zwei Karten auf. Das war wohl nichts. Die nächsten Beiden. Pärchen. Du bist als nächstes dran. Mein Freund. Ich wollte dich eigentlich als letztes aufdecken, aber die Karten haben entschieden. Du bist dran.
„Wer ist das?“ Michael Kroh sah das Opfer angeekelt an. „Isa Buller. Sie wohnte in der Steinerstraße. Aber was auffällig an der Leiche ist. Sehen Sie mal dorthin.“ Nikola beugte sich vor um die Stelle zu sehen die der Pathologe meinte. Am Hals war ein X in die Haut eingeritzt, dass sich direkt auf der Schlagader kreuzte. „Nehmt sie weg hier. Wer hat sie eigentlich gefunden?“ Michael sah den Pathologen fragend an. „ Die Leute von der Stadt. Sie wollten die Saline reparieren. Hat wohl beim Sturm gestern Nacht was abbekommen und dann lag sie oben auf der Plattform. Aber fragt sie selbst.“
Komm nur mit. Ich will dir etwas zeigen. Wunderschön. Wird dir gefallen. Komm meine Fliege. Die Spinne hat Hunger. Ab in die Höhle. Alte Gebäude magst du doch. Komm nur mit. Sehr schön. Sehr schön. Sieh dich nur um. Ist sowieso nur der Vorraum. Gleich wirst du nichts mehr sehen. Licht aus. Wo bist du jetzt? Lampe wieder an. Schlafe nun ein wenig. Du wirst die Kraft benötigen. Weit ausholen. Bleib so stehn und drauf. Nun siehst du schwarz. Schlaf nun. Du wirst zwar mit Kopfschmerzen aufwachen aber das ist dann auch egal. Er hat zugenommen. Ziemlich schwer. Hoffentlich bekommen ich ihn hoch. Geschafft. Er ist nun in meinem Raum. Jetzt bekommt er die Seile um die Arme und um die Beine, dass er genauso wie sie, wie ein X in der Luft hängt. Anstrengend. Dabei macht er doch regelmäßig Sport. Oder besser gesagt, hat er doch immer regelmäßig Sport gemacht. Er wacht auf. Das letzte Mal.
„Die Leiche hat Quetschungen an Armen und Beinen. Als ob sie irgendwo festgebunden worden ist. Außerdem hat sie auch noch einen Stich in den Bauch bekommen. Die Todesursache. Isa Buller ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Da müssen wir nun hin. Komm gib mal ein bisschen Gas, Niko. Ich will das hinter mich bringen. Ich hasse es Kindern zu sagen, dass ihre Mutter oder der Vater tot ist. So eine Scheisse!“ Michi saß an seinem Schreibtisch und schlug mit der Faust auf die Arbeitsplatte. Endlich konnten sie losfahren. Wenigstens fuhren sie mit seinem Auto und er konnte fahren. Das beruhigte ihn. Als sie vor dem Haus ankamen sahen sie zwei Kinder im Garten spielen. Das eine war ungefähr 14 das andere vielleicht neun, dachte Niko. „Sind sie das wohl?“, fragte Michi. Niko nickte nur. Sie parkten am Sraßenrand und stiegen aus.
Sie haben sie gefunden. Sie haben Isa gefunden. Aber die Polizei hat, wie immer, keinen Durchblick. Die Frau wurde nicht am Fundort getötet. Schlaue Polizei. Aber nicht schlau genug. Sie werden mich nicht bekommen. Ich bin schlau. Kann mich in den kleinsten Ritzen verstecken, wie eine Spinne.
„Scheisse! Verdammte Scheisse! Nicht nocheinmal! Dieses Mal ein Mann. Auch so circa 40 Jahre alt. Die selben Verletzungen. Auch das X an der Halsschlagader. Wohnte in der Unnaer Straße. Michi, das ist kein normaler Mörder. Die Kollegen haben was gefunden. Einen Zusammenhang zwischen den Beiden. Isa Buller und Reinhard Dohle sind früher zur selben Schule gegangen. Auch dieselbe Klasse. Bis zur zehnten, dann ist Isa abgegangen. Beide waren am Ursulinengymnasium.“ Niko war aufgebracht. Sie war noch geschockt von dem Gespräch mit den beiden Kindern und bekam dann sofort von einem Kollegen Bescheid von dem zweiten Opfer und, dass die Beiden eine gemeinsame Vergangenheit hatten.
Pärchen Nummer drei ist gefunden und erlegt. Endlich habe ich meine Schreie gehört. Er hat vor Angst gezittert und geschrien. Panik! Endlich schreiende Panik! Er muss nun weg. An einen anderen Platz als die ersten Beiden. Isa lag auf der Saline und Reinhard auf dem Marktplatz. An dem Maibaum angelehnt. Jörg Feldhaus wird auf den Rathausplatz gelegt. Für unseren Bürgermeister. Mich hat noch nie jemand gesehn als ich meine Freunde auf ihre Plätze brachte. Nie. Und das wird auch so bleiben.
„Wir haben endlich die gesamte Klassenliste bekommen. Wir müssen herrausfinden ob die Beiden Freunde waren und wenn ja, mit wem sie sonst noch zusammen waren. Die Leute könnten in Gefahr sein.“ Das Telefon klingelte. Michi nahm ab. Während des Gespräches wurde er kreidebleich. Ein neues Opfer ist gefunden worden. Jörg Feldhaus war auch in der Klasse und wohnte in der St. Georgstraße. Ein Wettlauf mit der Zeit begann, denn sie wussten nicht, wann der Mörder aufhören würde.
Mein letztes Opfer. Meine Liebste. Das süsseste, schönste und auch das hinterhältigste und böseste Mädchen, das ich kenne. Ich locke sie in mein Versteck um sie zu quälen und zu töten. Auch sie wird sterben. Sie weiß alles über das Gemäuer. Sie liebt Geschichte und redet mich voll. Ich habe mein Lager im Wassergraben aufgeschlagen. Aber der wurde 1828 überdacht und zu einem Weinkeller. Ich mag Wein. Nun wird der Weinkeller zu deinem Grab habe ich ihr gesagt. Aber nur leise. Ganz leise. So, dass sie es nicht verstand. Ich führte sie durch den Bruch in der Mauer in meinen Raum, ihrem Ende. Überall war noch Blut. Sie sah es an. Ich verschloss den einzigen Ausgang.
„Wir haben drei Opfer: eines aus der Steinerstraße, eines aus der Unnaer Straße und eines aus der St. Georgstraße. Wenn man die Häuser verbindet entsteht ein Dreieck. Alle drei haben ein X an der Halsschlagader.“ Michi brachte die Fakten noch einmal auf den Punkt. Niko starrte auf den Stadtplan von Werl, auf die drei Punkte und die Fäden, die Michi zwischen den Punkten gespannt hatte. „Das X! Natürlich! Michi, du musst es anders verbinden. Die Wohnhäuser der Opfer bilden ein X! Lass mich mal dahin.“ Niko sprang auf und löste die
Schnüre und verband sie wieder mit den Punkten. Dann zeigte sie auf die eine Ecke, wo noch kein Punkt war: „Dort irgendwo wohnt sein nächstes Opfer.“
Weißt du noch früher, als Isa, Reinhard und Jörg noch lebten? In der achten Klasse? Ich war noch in der Siebten, aber ich wollte auf jeden Fall zu euch gehören. Ich habe mir alles gefallen lassen, habe euch mein ganzes Geld gegeben, meine Pausenbrote und habe mich von euch verprügeln lassen, wenn ich mal nichts hatte. Ihr habt mich verachtet, verhöhnt und verspottet. Ich habe alles geduldet, weil ich dachte, dass ihr mich aufnehmen würdet. Nie geschah es. Ich habe meine Wut, meinen Hass solange mit mir herrumgetragen. Habe Rachepläne entworfen, sie wieder verworfen. Doch nun ist Schluss. Ich habe sie alle umgebracht und dich werde ich auch noch umbringen. Aber dazu später. Wieso hast du das getan? Wieso hast du mir das alles angetan? Ich habe dich vergöttert, aber als ich am Boden lag ,nachdem die anderen mich zusammengeschlagen haben, und ich dich um Hilfe bat hast du mich noch getreten und mich angespuckt. Ich rede auf sie ein. Ihr Blick wird ängstlich. Panik. Sie bricht zusammen. Ich gehe auf sie zu und trage sie zu den Seilen. Dort binde ich sie fest. Wie alle anderen auch. Ziehe sie hoch. So hängt sie in der Luft. Sie wacht auf. Verwirrt. Die Fliege im Netz. Jörg, Reinhard, Isa alle drei hingen sie da. Nun meine Vollendung. Ich gehe auf sie zu, wie eine Spinne die zu ihrem Opfer geht und aufpasst nicht auf die klebrigen Fäden zu treten. Sie hat Angst. Sie schreit. Hilfe wird nicht kommen sage ich, aber sie hört nicht. Schreit. Schreie der Todesangst. Zuerst ritze ich, wie bei allen anderen auch das X in den Hals. Erinnerungen. Damals war ich das X. X wie nix sagte Reinhard immer. Mein Erkennungszeichen. Ich seh sie ein letztes Mal an. Zeige ihr das Messer. Gleite mit der Klinge vom Hals bis zum Bauch. Ich setze das Messer an. Steche zu. Blut. Blut von meiner Liebsten, die ich nie hatte. Nun ist sie tot. Ich lege sie vor die Polizeistation.
Als das Telefon klingelte schraken Niko und Michi zusammen. Bis jetzt hatten sie noch nicht rausgefunden, wer das nächste Opfer war. Sie haben die ganze Nacht durchgearbeitet und nicht einmal das Polizeigebäude verlassen. Der Hausmeister war immer die erste Person, die bei der Polizei morgens kommt. Er hat die vierte Leiche gefunden. Genau vor der Tür der Polizei. Anja Straub wohnte im Waltringer Weg. Auf dem Stadtplan war nun ein Quadrat. Der entscheidene Moment war gekomen. Niko verband die vier punkte zu einem X und sah auf den Plan. „Und? Was ist auf der Kreuzung?“ Michi kam zu ihr und blickte ihr über die Schulter. „Die Schlossruine! Die Mitte! Dort muss er sein!“
The Final Countdown. Das allerletzte Mal gehe ich zu meinem Netz. Ich stelle mich auf zwei Leitern, so, dass meine Beine gegrätscht sind. Dann binde ich mich fest. Erst die Füßen, dann einen Arm. Ich habe mein T-Shirt ausgezogen. Mein Oberkörper ist nackt. Ich nehme das Messer. Setze es an und ritze mir ein X auf den Oberkörper. Schön tief. Es tut weh. Ich will schreien. Ich kann nicht. Ich reiße mich zusammen und binde meine zweite Hand auch noch fest. Mit dem Mund. Dann schmeiße ich die Leitern um. Nun hänge ich in meinem eigenen Netz. Die Spinne ist ihr eigener Gefangener. Ich verliere Blut. Alles wird nach und nach dunkeler um mich herrum. Der Eingang wird geöffnet. Ich sehe in meiner verdunkelten Welt Menschen, die in mein Reich eintreten. Dann sehe ich nichts mehr.
Das ist meine Geschichte:
Im Netz der Spinne
Ängstliche Blicke. Wieso guckt sie nur so? Ich liebe es. Die Angst in ihren Augen zu sehen. Panik. Aber sie kann nicht weg. Nicht weg. Nein, nein. Nie mehr weg. Sie hat so zarte Haut. Sie häng wie eine Fliege im Netz. Aber die Fliege hat aufgegeben. Zappelt nicht mehr im Netz. Die Spinne kann kommen. Meine Beute. Das Messer ist schon geschärft. Ich fahre mit der Klinge an ihrem Hals entlang. Panik in ihren Augen. Sie kann mir nicht entkommen. Sie war dabei. Sie hat mir nicht weh getan, aber sie war dabei. Sie muss sterben, genauso wie die anderen sterben müssen. Später. Sie stirbt jetzt. Sie soll bluten. Ich schnitze in ihre Haut. Blut. Überall Blut. Keine Schreie. Sie ist ruhig. Wieso schreit sie nicht? Ich will, dass sie schreit. Schreit vor Schmerz. Den Schmerz, den ich immer verspürt habe. Der tödliche Stich. Die Spinne hat ihre Fliege getötet. Aber die Spinne wird ihr Opfer noch bluten lassen. Hier wird keiner herkommen. Es ist ein altes Gemäuer. Ein zugemauerter Teil. Habe mir ein Loch gebuddelt. Niemand wird hierher kommen. Niemand die Fliege finden. Sie sollte schreien. Sie hat nicht geschrien. Aber geblutet. Ich muss mich umziehen. Meine Sachen sind voll mit Blut. Zu auffällig. Habe aber andere Sachen mit.
Sie rührt ihren Kaffee um. Heute ist noch nichts passiert, somit konnte sie den ganzen Papierkram erledigen. Eine langweilige Arbeit. Aber sie gehört zu ihrem Job. Sie hätte auch einen ganz anderen Beruf wählen können. Aber sie liebte ihre Arbeit. Das Telefon schreckte sie aus ihren Gedanken. Sie nahm ab: „ Polizeistation Werl. Kommisarin Nikola Sterter am Apperat. ...Ja, wir kommen sofort.“ Sie legte auf. „He, Michi! Wach auf. Ein neuer Fall. Eine Frau, circa 40 Jahre, ermordet. Verblutet. An der Saline im Stadtpark.“
Ich mische die Karten. Memory ist ein schönes Spiel. Dies ist aber kein normales Spiel. Kein Tiermemory. Menschenmemory. Ein Pärchen hab ich schon gefunden. Ich lege die Karte ordentlich als ein Quadrat. Ich decke zwei Karten auf. Das war wohl nichts. Die nächsten Beiden. Pärchen. Du bist als nächstes dran. Mein Freund. Ich wollte dich eigentlich als letztes aufdecken, aber die Karten haben entschieden. Du bist dran.
„Wer ist das?“ Michael Kroh sah das Opfer angeekelt an. „Isa Buller. Sie wohnte in der Steinerstraße. Aber was auffällig an der Leiche ist. Sehen Sie mal dorthin.“ Nikola beugte sich vor um die Stelle zu sehen die der Pathologe meinte. Am Hals war ein X in die Haut eingeritzt, dass sich direkt auf der Schlagader kreuzte. „Nehmt sie weg hier. Wer hat sie eigentlich gefunden?“ Michael sah den Pathologen fragend an. „ Die Leute von der Stadt. Sie wollten die Saline reparieren. Hat wohl beim Sturm gestern Nacht was abbekommen und dann lag sie oben auf der Plattform. Aber fragt sie selbst.“
Komm nur mit. Ich will dir etwas zeigen. Wunderschön. Wird dir gefallen. Komm meine Fliege. Die Spinne hat Hunger. Ab in die Höhle. Alte Gebäude magst du doch. Komm nur mit. Sehr schön. Sehr schön. Sieh dich nur um. Ist sowieso nur der Vorraum. Gleich wirst du nichts mehr sehen. Licht aus. Wo bist du jetzt? Lampe wieder an. Schlafe nun ein wenig. Du wirst die Kraft benötigen. Weit ausholen. Bleib so stehn und drauf. Nun siehst du schwarz. Schlaf nun. Du wirst zwar mit Kopfschmerzen aufwachen aber das ist dann auch egal. Er hat zugenommen. Ziemlich schwer. Hoffentlich bekommen ich ihn hoch. Geschafft. Er ist nun in meinem Raum. Jetzt bekommt er die Seile um die Arme und um die Beine, dass er genauso wie sie, wie ein X in der Luft hängt. Anstrengend. Dabei macht er doch regelmäßig Sport. Oder besser gesagt, hat er doch immer regelmäßig Sport gemacht. Er wacht auf. Das letzte Mal.
„Die Leiche hat Quetschungen an Armen und Beinen. Als ob sie irgendwo festgebunden worden ist. Außerdem hat sie auch noch einen Stich in den Bauch bekommen. Die Todesursache. Isa Buller ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Da müssen wir nun hin. Komm gib mal ein bisschen Gas, Niko. Ich will das hinter mich bringen. Ich hasse es Kindern zu sagen, dass ihre Mutter oder der Vater tot ist. So eine Scheisse!“ Michi saß an seinem Schreibtisch und schlug mit der Faust auf die Arbeitsplatte. Endlich konnten sie losfahren. Wenigstens fuhren sie mit seinem Auto und er konnte fahren. Das beruhigte ihn. Als sie vor dem Haus ankamen sahen sie zwei Kinder im Garten spielen. Das eine war ungefähr 14 das andere vielleicht neun, dachte Niko. „Sind sie das wohl?“, fragte Michi. Niko nickte nur. Sie parkten am Sraßenrand und stiegen aus.
Sie haben sie gefunden. Sie haben Isa gefunden. Aber die Polizei hat, wie immer, keinen Durchblick. Die Frau wurde nicht am Fundort getötet. Schlaue Polizei. Aber nicht schlau genug. Sie werden mich nicht bekommen. Ich bin schlau. Kann mich in den kleinsten Ritzen verstecken, wie eine Spinne.
„Scheisse! Verdammte Scheisse! Nicht nocheinmal! Dieses Mal ein Mann. Auch so circa 40 Jahre alt. Die selben Verletzungen. Auch das X an der Halsschlagader. Wohnte in der Unnaer Straße. Michi, das ist kein normaler Mörder. Die Kollegen haben was gefunden. Einen Zusammenhang zwischen den Beiden. Isa Buller und Reinhard Dohle sind früher zur selben Schule gegangen. Auch dieselbe Klasse. Bis zur zehnten, dann ist Isa abgegangen. Beide waren am Ursulinengymnasium.“ Niko war aufgebracht. Sie war noch geschockt von dem Gespräch mit den beiden Kindern und bekam dann sofort von einem Kollegen Bescheid von dem zweiten Opfer und, dass die Beiden eine gemeinsame Vergangenheit hatten.
Pärchen Nummer drei ist gefunden und erlegt. Endlich habe ich meine Schreie gehört. Er hat vor Angst gezittert und geschrien. Panik! Endlich schreiende Panik! Er muss nun weg. An einen anderen Platz als die ersten Beiden. Isa lag auf der Saline und Reinhard auf dem Marktplatz. An dem Maibaum angelehnt. Jörg Feldhaus wird auf den Rathausplatz gelegt. Für unseren Bürgermeister. Mich hat noch nie jemand gesehn als ich meine Freunde auf ihre Plätze brachte. Nie. Und das wird auch so bleiben.
„Wir haben endlich die gesamte Klassenliste bekommen. Wir müssen herrausfinden ob die Beiden Freunde waren und wenn ja, mit wem sie sonst noch zusammen waren. Die Leute könnten in Gefahr sein.“ Das Telefon klingelte. Michi nahm ab. Während des Gespräches wurde er kreidebleich. Ein neues Opfer ist gefunden worden. Jörg Feldhaus war auch in der Klasse und wohnte in der St. Georgstraße. Ein Wettlauf mit der Zeit begann, denn sie wussten nicht, wann der Mörder aufhören würde.
Mein letztes Opfer. Meine Liebste. Das süsseste, schönste und auch das hinterhältigste und böseste Mädchen, das ich kenne. Ich locke sie in mein Versteck um sie zu quälen und zu töten. Auch sie wird sterben. Sie weiß alles über das Gemäuer. Sie liebt Geschichte und redet mich voll. Ich habe mein Lager im Wassergraben aufgeschlagen. Aber der wurde 1828 überdacht und zu einem Weinkeller. Ich mag Wein. Nun wird der Weinkeller zu deinem Grab habe ich ihr gesagt. Aber nur leise. Ganz leise. So, dass sie es nicht verstand. Ich führte sie durch den Bruch in der Mauer in meinen Raum, ihrem Ende. Überall war noch Blut. Sie sah es an. Ich verschloss den einzigen Ausgang.
„Wir haben drei Opfer: eines aus der Steinerstraße, eines aus der Unnaer Straße und eines aus der St. Georgstraße. Wenn man die Häuser verbindet entsteht ein Dreieck. Alle drei haben ein X an der Halsschlagader.“ Michi brachte die Fakten noch einmal auf den Punkt. Niko starrte auf den Stadtplan von Werl, auf die drei Punkte und die Fäden, die Michi zwischen den Punkten gespannt hatte. „Das X! Natürlich! Michi, du musst es anders verbinden. Die Wohnhäuser der Opfer bilden ein X! Lass mich mal dahin.“ Niko sprang auf und löste die
Schnüre und verband sie wieder mit den Punkten. Dann zeigte sie auf die eine Ecke, wo noch kein Punkt war: „Dort irgendwo wohnt sein nächstes Opfer.“
Weißt du noch früher, als Isa, Reinhard und Jörg noch lebten? In der achten Klasse? Ich war noch in der Siebten, aber ich wollte auf jeden Fall zu euch gehören. Ich habe mir alles gefallen lassen, habe euch mein ganzes Geld gegeben, meine Pausenbrote und habe mich von euch verprügeln lassen, wenn ich mal nichts hatte. Ihr habt mich verachtet, verhöhnt und verspottet. Ich habe alles geduldet, weil ich dachte, dass ihr mich aufnehmen würdet. Nie geschah es. Ich habe meine Wut, meinen Hass solange mit mir herrumgetragen. Habe Rachepläne entworfen, sie wieder verworfen. Doch nun ist Schluss. Ich habe sie alle umgebracht und dich werde ich auch noch umbringen. Aber dazu später. Wieso hast du das getan? Wieso hast du mir das alles angetan? Ich habe dich vergöttert, aber als ich am Boden lag ,nachdem die anderen mich zusammengeschlagen haben, und ich dich um Hilfe bat hast du mich noch getreten und mich angespuckt. Ich rede auf sie ein. Ihr Blick wird ängstlich. Panik. Sie bricht zusammen. Ich gehe auf sie zu und trage sie zu den Seilen. Dort binde ich sie fest. Wie alle anderen auch. Ziehe sie hoch. So hängt sie in der Luft. Sie wacht auf. Verwirrt. Die Fliege im Netz. Jörg, Reinhard, Isa alle drei hingen sie da. Nun meine Vollendung. Ich gehe auf sie zu, wie eine Spinne die zu ihrem Opfer geht und aufpasst nicht auf die klebrigen Fäden zu treten. Sie hat Angst. Sie schreit. Hilfe wird nicht kommen sage ich, aber sie hört nicht. Schreit. Schreie der Todesangst. Zuerst ritze ich, wie bei allen anderen auch das X in den Hals. Erinnerungen. Damals war ich das X. X wie nix sagte Reinhard immer. Mein Erkennungszeichen. Ich seh sie ein letztes Mal an. Zeige ihr das Messer. Gleite mit der Klinge vom Hals bis zum Bauch. Ich setze das Messer an. Steche zu. Blut. Blut von meiner Liebsten, die ich nie hatte. Nun ist sie tot. Ich lege sie vor die Polizeistation.
Als das Telefon klingelte schraken Niko und Michi zusammen. Bis jetzt hatten sie noch nicht rausgefunden, wer das nächste Opfer war. Sie haben die ganze Nacht durchgearbeitet und nicht einmal das Polizeigebäude verlassen. Der Hausmeister war immer die erste Person, die bei der Polizei morgens kommt. Er hat die vierte Leiche gefunden. Genau vor der Tür der Polizei. Anja Straub wohnte im Waltringer Weg. Auf dem Stadtplan war nun ein Quadrat. Der entscheidene Moment war gekomen. Niko verband die vier punkte zu einem X und sah auf den Plan. „Und? Was ist auf der Kreuzung?“ Michi kam zu ihr und blickte ihr über die Schulter. „Die Schlossruine! Die Mitte! Dort muss er sein!“
The Final Countdown. Das allerletzte Mal gehe ich zu meinem Netz. Ich stelle mich auf zwei Leitern, so, dass meine Beine gegrätscht sind. Dann binde ich mich fest. Erst die Füßen, dann einen Arm. Ich habe mein T-Shirt ausgezogen. Mein Oberkörper ist nackt. Ich nehme das Messer. Setze es an und ritze mir ein X auf den Oberkörper. Schön tief. Es tut weh. Ich will schreien. Ich kann nicht. Ich reiße mich zusammen und binde meine zweite Hand auch noch fest. Mit dem Mund. Dann schmeiße ich die Leitern um. Nun hänge ich in meinem eigenen Netz. Die Spinne ist ihr eigener Gefangener. Ich verliere Blut. Alles wird nach und nach dunkeler um mich herrum. Der Eingang wird geöffnet. Ich sehe in meiner verdunkelten Welt Menschen, die in mein Reich eintreten. Dann sehe ich nichts mehr.