Eure Meinung zu #1.12 Pretty Woman
Moderator: Freckles*
Eure Meinung zu #1.12 Pretty Woman
Das Finale steht kurz bevor. Heute geht es bereits mit der zwölften Folge weiter. Wie ist eure Meinung zu der Episode?
Joey entschließt sich an einem Schönheitswettbewerb teilzunehmen. Für ihre Zukunft könnte sie das Preisgeld gut gebrauchen, schließlich möchte sie unbedingt Capeside verlassen. Dawson hält ihre Teilnahme für einen Scherz, schließlich ist sie "Joey". Und auch Pacey sorgt für Aufregung, denn auch er nimmt an diesem Wettbewerb teil. Mit dem Wettbewerb steht ein Abend voller Veränderungen an.
Joey entschließt sich an einem Schönheitswettbewerb teilzunehmen. Für ihre Zukunft könnte sie das Preisgeld gut gebrauchen, schließlich möchte sie unbedingt Capeside verlassen. Dawson hält ihre Teilnahme für einen Scherz, schließlich ist sie "Joey". Und auch Pacey sorgt für Aufregung, denn auch er nimmt an diesem Wettbewerb teil. Mit dem Wettbewerb steht ein Abend voller Veränderungen an.

Liebe ist...
Mit PRETTY WOMAN kehrt die Serie wieder zum primären Plot der ersten Staffel zurück – der Love Story von Dawson und Joey. Diese erfährt hier einen folgenreichen Wendepunkt, womit das herzzereißende Staffelfinale in der nächsten Folge vorbereitet wird.
Das zentrale Thema dieser Episode ist Selbsterkenntnis. Alle vier Hauptfiguren geraten in eine Situation, in der sie mit sich und der eigenen Selbstwahrnehmung konfrontiert werden. Durch die geschilderten Ereignisse und die Interaktion mit den anderen Personen machen die Vier äußerst lehrreiche Erfahrungen.
Der A-Plot behandelt Dawsons emotionalen Wandel. Er wird sich innerlich von Jen lösen und endlich dahinterkommen, für wen sein Herz in Wahrheit schlägt. Joey wird durch die Teilnahme an der Miss-Windjammer-Wahl ein neues Selbstwertgefühl entwickeln. Step by Step verdrängt sie ihre Minderwertigkeitskomplexe und realisiert, dass sie sowohl innere wie äußere Schönheit besitzt. Der Jen-Plot, der sich anfangs auf den Aufbau der Freundschaft mit Joey konzentriert, erlebt einen etwas sprunghaften und konstruierten Bruch, als sie plötzlich dahinterkommt, dass sie Dawson zurückgewinnen will. Pacey schließlich begibt sich wieder mal als unterprivilegierter Außenseiter auf dünnes Eis. Er dringt auf fremdes, gesellschaftliches Terrain vor, was politisch-kontroverse, vor allem aber witzige Folgen hat. Als er sich auf seine Wurzeln und sein wahres Ich besinnt, feiert er einen glorreichen Triumph.
Die Folge ist voller emotionaler und filmischer Höhepunkte. Komik und Dramatik halten sich die Waage und bescheren dem Zuschauer eine turbulente Achterbahnfahrt der Gefühle. Es wird wieder viel geredet, die großen Momente spielen sich aber nonverbal ab. Gerade in den unscheinbaren Blicken der Protagonisten entfaltet sich die wahre Tiefe und die mitreißende Stärke dieser außergewöhnlichen Episode.
(to be continued)
Das zentrale Thema dieser Episode ist Selbsterkenntnis. Alle vier Hauptfiguren geraten in eine Situation, in der sie mit sich und der eigenen Selbstwahrnehmung konfrontiert werden. Durch die geschilderten Ereignisse und die Interaktion mit den anderen Personen machen die Vier äußerst lehrreiche Erfahrungen.
Der A-Plot behandelt Dawsons emotionalen Wandel. Er wird sich innerlich von Jen lösen und endlich dahinterkommen, für wen sein Herz in Wahrheit schlägt. Joey wird durch die Teilnahme an der Miss-Windjammer-Wahl ein neues Selbstwertgefühl entwickeln. Step by Step verdrängt sie ihre Minderwertigkeitskomplexe und realisiert, dass sie sowohl innere wie äußere Schönheit besitzt. Der Jen-Plot, der sich anfangs auf den Aufbau der Freundschaft mit Joey konzentriert, erlebt einen etwas sprunghaften und konstruierten Bruch, als sie plötzlich dahinterkommt, dass sie Dawson zurückgewinnen will. Pacey schließlich begibt sich wieder mal als unterprivilegierter Außenseiter auf dünnes Eis. Er dringt auf fremdes, gesellschaftliches Terrain vor, was politisch-kontroverse, vor allem aber witzige Folgen hat. Als er sich auf seine Wurzeln und sein wahres Ich besinnt, feiert er einen glorreichen Triumph.
Die Folge ist voller emotionaler und filmischer Höhepunkte. Komik und Dramatik halten sich die Waage und bescheren dem Zuschauer eine turbulente Achterbahnfahrt der Gefühle. Es wird wieder viel geredet, die großen Momente spielen sich aber nonverbal ab. Gerade in den unscheinbaren Blicken der Protagonisten entfaltet sich die wahre Tiefe und die mitreißende Stärke dieser außergewöhnlichen Episode.
(to be continued)
"Pretty Woman" ist wohl DIE Kultfolge der ersten Staffel, fallen doch Dawson endlich die Tomaten von den Augen und er erkennt Joeys Schönheit. Wie sie dann schon richtig auf dem Steg sagt: "Das ist nur Lippenstift... und Haarspray", doch auch unser Dawson ist nur ein 15-jähriger Teenager. Das Gespräch zwischen den beiden fand ich sehr schön, zeigt es doch Joeys innere Zerrissenheit, sie wollte dass er sie endlich "schön" sieht, auf der anderen Seite ist sie dann Enttäuscht, dass er erst so etwas oberflächliches wie Make Up braucht, um sie richtig als Frau zu sehen.
Eins muss man Kevin Williamson ja lassen, er macht einen Beauty-Contest, lässt Joey dann aber nicht gewinnenm, was die Sache nicht ganz so klischeehaft werden lässt, trotzdem gewinnt dann nicht eine der oberflächlichen Zicken, sondern ein anderes nettes Mädchen von nebenan.Dawson: This is the first time in my life that I've been completely speechless.
*Joey smiles*
Dawson: (cont.) What's happening Joey?
Joey: I don't know.
*Jen walks up in the background and sees Dawson and Joey and sadly stops. Dawson takes Joey's hand and they walk over to a bench and sit down.*
Dawson: I looked at you tonight, and I, and I, it was like you came completely out of your shell. There was like this total new found confidence that just seemed to burst from you. And I know what it must have taken for you to get up and do that tonight. God, look at you.
*Joey laughs*
Dawson: (cont.) It's like you transformed into this beautiful *missed the word*
Joey: Dawson...
Dawson: God, I mean, I'm sitting here with my best friend in the world, and my palms are sweating. I've known you forever, but I feel like I'm seeing you for the first time tonight. Joey? What's wrong?
Joey: I don't know, Dawson. There's something that's just not right about this.
Dawson: Joey I thought this was what you wanted. I mean...
Joey: Well, I was wrong. I mean, dressing up, playing the princess. You and I both know this isn't me.
Dawson: Of course it is.
Joey: I thought this was what I wanted. You to see me as beautiful. For you to look at me the way that you look at Jen. But the truth is, I don't want that at all Dawson. I want you to look at me and see the person you've always known and realize that what we have is so much more incredible than some passing physical attraction because you know what Dawson? This is just lipstick. And this is just hair spray. Tomorrow I'm going to wake up, and I'm going to be Joey. Just Joey. The too-tall girl from the wrong side of the creek.
Dawson: Joey this is all new we should talk about it. No matter what happens. We can't go back to the way things were.
Joey: Dawson, you've had a lifetime to process your feelings for me. And I can't spend the rest of my life hoping that you might throw a general glance in my direction between all the torture-teen romances when every Jen Lindley rolls around.
Dawson: Joey don't walk away from this.
Joey: I have to Dawson.
Das hab ich ach gedacht als ich das das erste Mal im Original gesehen hab. Das hört sich echt genial anNyah hat geschrieben: Josh spricht im schottischen " Braveheart" dealekt und das ist mir früher nie aufgefallen. Das fand ich grandios.

Die Szene finde ich aber sowieso voll toll, besonders wenn man Braveheart kennt (ich habe es mir doch tatsächlich nur wegen dieser einen Szene bei DC angeguckt

Pacey: Well I'm not William Wallace. But I am Pacey Whitter.
Dawson: Pacey Whitter's seven feet tall.
Pacey: So they say. So they say. And they say that this Pacey Whitter is a dangerous man who slaughters Capeside residents by the dozen with his bare hands. And if he were here he would destroy those who would judge him with sparks from his eyes and wits from his ass.
*Audience laughs*
Pacey: (cont.) Well I am Pacey Whitter. But who of you are in the position to judge me? Is it you, sir? And what sorts of human beings tolerate being judged? Well judgement stops today. And that which cons me, seems to own me. And I am willing to betray the trappings of my disfunctional life for one chance, just one chance, to stand in front of my fellow countrymen and tell them that you may take my life, but you will never take my freedom! Thank you and goodnight.
Das ist wirklich eine, wenn nicht sogar, die beste Folge der 1. Staffel.
In dieser Folge glänzt ja wirklich jeder Charakter.
Joey, die Mal aus sich raus kommt. Jen, die einfach Mal eine gute Freundin ist. Pacey, der sich wie immer kontrovers zur Schau stellt und nicht zu vergessen, Dawson, der endlich begreift, was er an Joey hat bzw. was er eigentlich für sie empfindet.
Allerdings fand und finde ich immer noch Joeys Verhalten, nach der Veranstaltung, Dawson gegenüber, bewundernswert. Er sagt ihr, was er für sie empfindet oder deutet es an und sie macht ihm klar, dass das vorhin nicht sie selbst war, dass sie nicht dieses auf getakeltes Püppchen ist und er sie so nehmen sollte wie sie wirklich ist.
In dieser Folge glänzt ja wirklich jeder Charakter.
Joey, die Mal aus sich raus kommt. Jen, die einfach Mal eine gute Freundin ist. Pacey, der sich wie immer kontrovers zur Schau stellt und nicht zu vergessen, Dawson, der endlich begreift, was er an Joey hat bzw. was er eigentlich für sie empfindet.
Allerdings fand und finde ich immer noch Joeys Verhalten, nach der Veranstaltung, Dawson gegenüber, bewundernswert. Er sagt ihr, was er für sie empfindet oder deutet es an und sie macht ihm klar, dass das vorhin nicht sie selbst war, dass sie nicht dieses auf getakeltes Püppchen ist und er sie so nehmen sollte wie sie wirklich ist.
Im Teaser sieht sich Dawson eine Tierdokumentation über Marienkäfer und Gottesanbeterinnen an, in der es um weibliche Partnerwahlkriterien geht. Joey sagt, dass sich die Insekten rein instinktiv für einen Fortpflanzungspartner entscheiden. Menschen hingegen tun das nicht. Insbesondere Männer orientieren sich an äußerlichen Merkmalen. Die Vorliebe für bestimmte Frauentypen wird durch die Medien oder den Zeitgeist geprägt. Das vom männlichen Geschlecht bevorzugte Frauenbild variiert in den unterschiedlichen Epochen und Kulturen – letztlich orientiert es sich aber immer am vorherrschenden Schönheitsideal. In Joeys Augen sind Männer deshalb völlig durchschaubar, Frauen hingegen sind geheimnisvoller und tiefgründiger. Auf Dawsons Frage hin, ob vielleicht nicht doch der bloße animalische Instinkt dafür verantwortlich ist, auf welchen Mann sie steht, gibt sie keine Antwort. Stattdessen zeigt sich ein vielsagendes Lächeln auf ihren Lippen. Dawson hat – ohne zu ahnen, dass es sich bei Joeys Love Interest um ihn selbst handelt – mit seiner Theorie den Nagel auf den Kopf getroffen. Mit dieser Szene wird die romantische Zusammenführung der beiden besten Freunde etabliert, die das emotionale Zentrum in der nun folgenden Episode bildet.
Nach der Titelsequenz haben sich die vier Freunde im Icehouse versammelt. Dawson berichtet, dass er für die diesjährige Miss-Windjammer-Wahl im Yachtclub, bei der seine Mutter Jury-Mitglied ist, ein kurzes Feature für den lokalen TV-Sender drehen wird. Als Jen wissen will, worum es sich bei der Veranstaltung handelt, liefert Joey eine sarkastische Beschreibung. Hier wird der Klassenunterschied zwischen der gesellschaftlich unterprivilegierten Joey und den reichen verwöhnten Bonzentöchterchen herausgestellt. Die Misswahl und die daran teilnehmenden Mädchen sind absolut nicht Joeys Fall. „Was da abläuft, ist an Verkalkung, Dämlichkeit und Sexismus nicht zu überbieten.“ Durch Joeys entschiedene Ablehnung dieses Rituals wird ihre Fallhöhe angesetzt. Pacey bringt hier den Spruch an, er könne ja als Aufheizer für die Bikini-Damen mitwirken. Als Jen sagt, dass sie von ihrer Mutter früher zu derartigen Events mitgeschleift wurde, schlägt Dawson vor, sie solle doch mitmachen, da sie unbestreitbar hübsch ist und Chancen auf den Sieg hat. Als Joey entnervt abzieht, blickt ihr Jen hinterher. Sie weiß über Joeys Gefühle für Dawson Bescheid. Daher weiß sie auch, dass seine Komplimente ihr gegenüber Joey in ihrem Innersten weh tun. Doch Jen hat definitiv keine Lust mehr auf solche Zurschaustellungen. Die 5000 $ Siegesprämie können sie auch nicht überzeugen. Nachdem Jen Joey gefolgt ist, analyisert Pacey Dawsons Bemerkungen: „Beleidigungen, die geschickt als Komplimente getarnt sind. Wirklich ein neuer Ansatz, um die Gefühle einer Frau zurückzugewinnen.“ Obwohl Dawson entgegnet, er sei mittlerweile über Jen hinweggekommen, hat er das „abstruse Hobby“ noch nicht ganz aufgegeben. Offenbar hegt er wirklich nicht mehr die tiefen Gefühle für seine Exfreundin, wie es noch in der vorletzten, teilweise sogar letzten Episode den Anschein hatte. So wie der Beinahe-Kuss in FREITAG, DER 13., so sind auch hier seine freundlichen Worte Relikte der Vergangenheit. Sein Verhalten Jen gegenüber resultiert nicht mehr aus einer liebevollen Zuneigung, sondern aus einem Automatismus heraus.
Jen bietet Joey indessen zum wiederholten Male ihre Freundschaft an: „Sieh mal, Joey. Nachdem nun der sprichwörtliche Keil, wie wir Dawson Leery nennen, nicht mehr zwischen uns ist, könnten wir tatsächlich Freundinnen sein.“ Joey ziert sich und enthält Jen eine Antwort vor. Diese fasst das als Nein auf und will sich beleidigt aus dem Staub machen. Joey realisiert, wie unhöflich sie ist und dass Jen eigentlich recht hat. Zwischen ihnen steht kein Hindernis mehr und sie haben tatsächlich einiges gemein. Typisch Joey-like nimmt sie Jens Angebot doch noch an: „Das heißt ja nicht, dass wir uns gegenseitig die Haare waschen müssen oder uns die Fingernägel lackieren, oder?“ Für ihr zaghaftes Okay wählt sie wieder Entsprechungen, die mit weiblichen Schönheits-Prozeduren zu tun haben. Und diese sind für die bodenständige Joey – genauso wie der ganze Kram mit dem Schönheitswettbewerb – gekünstelt und daher Tabu. Ironie des Schicksals, dass es aber genau auf so etwas hinauslaufen wird.
Pacey steht vor seinem Spind in der Capeside High und ist offensichtlich aufgebracht. Als Dawson wissen will, was mit ihm los ist, kommt wieder mal Paceys Rolle als schwarzes Schaf der Familie Witter zum Ausdruck: „Ich habe mir nur den ganzen Morgen von meinem Vater anhören müssen, was für ein intellektuell fragwürdiger, sportlich unfähiger Versager ich bin.“ Nachdem die beiden Paceys Fehltritte der letzten drei Episoden aufgezählt haben (Biologie-Arbeit vermasselt, Schuleschwänzen wegen des Roadtrips nach Providence, geklauter/geliehener Wagen), äußert dieser sein Anliegen, von zuhause ausziehen zu wollen. Sein Vater hat ihm wohl zu verstehen gegeben, dass er jederzeit auf eigenen Beinen stehen kann – wenn er es selbst bezahlt. Aber sein kümmerlicher Lohn aus der Videothek reicht nicht einmal für ein verlaustes Wohnklo in Capesides einziger schäbiger Gegend aus. Der einzige schnelle Weg, an Geld zu kommen, wäre die 5000 $ an der Misswahl abzustauben. Doch wie Dawson so schön sagt, steht dem Paceys gottgegebene Fähigkeit, sich im Stehen zu erleichtern, entgegen. „Und wieder hebt die sexuelle Diskriminierung ihr hässliches Haupt… na wenn das nicht meinem Vater stinken würde.“ Pacey hat einen Geistesblitz. Die Umkehrung der traditionellen Geschlechterrollen, auf die er mit der sexuellen Diskriminierung anspielt, könnte sich dieses Mal auch als lohnenswert herausstellen. Mit seinem selbstgefälligen Grinsen wird klar, was seine wahren persönlichen Motive sind. Das Geld wäre schon nicht schlecht, doch noch viel lohnenswerter wäre es, ausnahmsweise mal seinem Vater eins auszuwischen. Wenn er, Pacey, sich auf eine geradzu lächerliche Teilnahme einließe, würde die Peinlichkeit viel weniger ihn, als seinen Alten treffen, der als moralisches Vorzeigebild in Uniform damit gedemütigt werden würde. Nachdem John Witter sonst keine Gelegenheit auslässt, um seinen Sohn zu erniedrigen, sieht dieser nun die willkommene Chance, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Joey und Jen stehen in der Schlange an der Essensausgabe der Schulmensa an, wobei im Hintergrund ein Plakat mit Antonio Banderas zu sehen ist, der offensichtlich auf die Vorzüge des Bücherlesens hinweist. Die pädagogischen Aufforderungen an die Schüler (Lest mehr! Oder: Lesen bildet!) findet man immer wieder im schulischen Umfeld von DC. Sogar im Staffelfinale in Jacks Unterricht. Hier wird eben mal durch einen populären Vertreter Hollywoods darauf hingewiesen. Jen will Joey dazu überreden, an der Misswahl teilzunehmen. Sie appelliert an ihre offensichtliche Schönheit, doch Joey hat diese bislang nicht wahrgenommen. Oder wollte sie nicht wahrhaben, weil Dawson sich statt in sie in das Babe Jen verguckt hat. Dieser Bereich der Selbstwahrnehmung ist bei Joey immer noch von Minderwertigkeitskomplexen überschattet. Doch Jen lässt nicht locker, worauf Joey frech entgegnet: „Auf welcher Droge bist du denn? Lass es uns nicht übertreiben mit dem Wir-sind-Freundinnen-weil-Weiblichkeit-verbindet, ja?!“ Wie sie bereits im Icehouse sagte, graut ihr viel zu sehr davor, mit den arroganten Schnepfen vom Yachtclub zu konkurrieren. Sie will sich nicht dazu herablassen, hat also ähnliche Vorurteile gegenüber der höheren Schicht, wie diese gegenüber einem armen Mädel wie Joey haben. Doch Jen schafft es mit beinahe mephistophelischer Verführungsgabe, Joey doch noch ins Grübeln zu bringen. 5000 $ für einen Abend voller Demütigungen – damit hätte sie ein stattliches finanzielles Polster fürs College.
Jen und Joey auf dem Weg zum Yachtclub. Joeys Umentscheidung wurde elliptisch ausgelassen, ihre innere Haltung ist aber weiterhin dieselbe: „Warum hab ich das Gefühl, ich würde die Frauenbewegung um 20 Jahre zurückwerfen?“ Der Schönheitswettbewerb steht für Joey nicht nur für die Überheblichkeit der sogenannten Schönen und Reichen, sondern hat auch einen politisch unkorrekten, weil anti-feministischen Beigeschmack. Sie treffen auf Pacey, der sich gerade trotz starkem Widerstandes von den Veranstaltern zur Teilnahme eintragen will. Da die Regularien für diesen Sonderfall keine eindeutige Aussage treffen, muss sich die Jury fügen. Dawson begleitet den kühnen Vormarsch seines Freundes mit einem EB-Team des Senders. Durch Paceys Aktion passiert etwas Außergewöhnliches, was der drögen Angelegenheit zusätzlich Pfeffer gibt. Wieder mal hat Dawson einen Konflikt gefunden, der die Grundlage eines filmischen Werks bildet. Als Dawson von Jen erfährt, dass sie als Coach für die in seiner Anwesenheit schweigsame Joey agiert, kann er es kaum fassen. Er ist amüsiert, erwartet dass etwas dahinter steckt, möglicherweise eine Enthüllungsstory für die Presse. Die sichtlich genervte Joey hat aber nichts dergleichen vor. „Ist nicht wahr. Joey Potter will an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen? Das ist ja ein Witz.“ Dawson verletzt Joey durch seine unabsichtlich herablassenden Kommentare. Da sie sich bereits eh total dumm und lächerlich vorkommt, treffen sie die Äußerungen ihres besten Freundes noch umso tiefer. Dass er nun auch noch über sie lacht, kann sie nicht verkraften und lässt ihn deshalb stehen. Hier wird der weitere Verlauf von Joeys kurzer Karriere auf dem Laufsteg vorweggenommen. In erster Linie dient das Preisgeld für sie als Motivation. Sie will aber auch, dass Dawson sie einmal mit anderen Augen wahrnimmt - als Prinzessin. Aus diesem Grund ist sie tief verletzt darüber, dass er sie auslacht. Indem sich Joey an dieser Stelle emotional und vom Selbstwertgefühl ganz unten befindet, wird in dramaturgischer Sicht ihr Aufstieg und Wandel vorbereitet.
(to be continued…)
Nach der Titelsequenz haben sich die vier Freunde im Icehouse versammelt. Dawson berichtet, dass er für die diesjährige Miss-Windjammer-Wahl im Yachtclub, bei der seine Mutter Jury-Mitglied ist, ein kurzes Feature für den lokalen TV-Sender drehen wird. Als Jen wissen will, worum es sich bei der Veranstaltung handelt, liefert Joey eine sarkastische Beschreibung. Hier wird der Klassenunterschied zwischen der gesellschaftlich unterprivilegierten Joey und den reichen verwöhnten Bonzentöchterchen herausgestellt. Die Misswahl und die daran teilnehmenden Mädchen sind absolut nicht Joeys Fall. „Was da abläuft, ist an Verkalkung, Dämlichkeit und Sexismus nicht zu überbieten.“ Durch Joeys entschiedene Ablehnung dieses Rituals wird ihre Fallhöhe angesetzt. Pacey bringt hier den Spruch an, er könne ja als Aufheizer für die Bikini-Damen mitwirken. Als Jen sagt, dass sie von ihrer Mutter früher zu derartigen Events mitgeschleift wurde, schlägt Dawson vor, sie solle doch mitmachen, da sie unbestreitbar hübsch ist und Chancen auf den Sieg hat. Als Joey entnervt abzieht, blickt ihr Jen hinterher. Sie weiß über Joeys Gefühle für Dawson Bescheid. Daher weiß sie auch, dass seine Komplimente ihr gegenüber Joey in ihrem Innersten weh tun. Doch Jen hat definitiv keine Lust mehr auf solche Zurschaustellungen. Die 5000 $ Siegesprämie können sie auch nicht überzeugen. Nachdem Jen Joey gefolgt ist, analyisert Pacey Dawsons Bemerkungen: „Beleidigungen, die geschickt als Komplimente getarnt sind. Wirklich ein neuer Ansatz, um die Gefühle einer Frau zurückzugewinnen.“ Obwohl Dawson entgegnet, er sei mittlerweile über Jen hinweggekommen, hat er das „abstruse Hobby“ noch nicht ganz aufgegeben. Offenbar hegt er wirklich nicht mehr die tiefen Gefühle für seine Exfreundin, wie es noch in der vorletzten, teilweise sogar letzten Episode den Anschein hatte. So wie der Beinahe-Kuss in FREITAG, DER 13., so sind auch hier seine freundlichen Worte Relikte der Vergangenheit. Sein Verhalten Jen gegenüber resultiert nicht mehr aus einer liebevollen Zuneigung, sondern aus einem Automatismus heraus.
Jen bietet Joey indessen zum wiederholten Male ihre Freundschaft an: „Sieh mal, Joey. Nachdem nun der sprichwörtliche Keil, wie wir Dawson Leery nennen, nicht mehr zwischen uns ist, könnten wir tatsächlich Freundinnen sein.“ Joey ziert sich und enthält Jen eine Antwort vor. Diese fasst das als Nein auf und will sich beleidigt aus dem Staub machen. Joey realisiert, wie unhöflich sie ist und dass Jen eigentlich recht hat. Zwischen ihnen steht kein Hindernis mehr und sie haben tatsächlich einiges gemein. Typisch Joey-like nimmt sie Jens Angebot doch noch an: „Das heißt ja nicht, dass wir uns gegenseitig die Haare waschen müssen oder uns die Fingernägel lackieren, oder?“ Für ihr zaghaftes Okay wählt sie wieder Entsprechungen, die mit weiblichen Schönheits-Prozeduren zu tun haben. Und diese sind für die bodenständige Joey – genauso wie der ganze Kram mit dem Schönheitswettbewerb – gekünstelt und daher Tabu. Ironie des Schicksals, dass es aber genau auf so etwas hinauslaufen wird.
Pacey steht vor seinem Spind in der Capeside High und ist offensichtlich aufgebracht. Als Dawson wissen will, was mit ihm los ist, kommt wieder mal Paceys Rolle als schwarzes Schaf der Familie Witter zum Ausdruck: „Ich habe mir nur den ganzen Morgen von meinem Vater anhören müssen, was für ein intellektuell fragwürdiger, sportlich unfähiger Versager ich bin.“ Nachdem die beiden Paceys Fehltritte der letzten drei Episoden aufgezählt haben (Biologie-Arbeit vermasselt, Schuleschwänzen wegen des Roadtrips nach Providence, geklauter/geliehener Wagen), äußert dieser sein Anliegen, von zuhause ausziehen zu wollen. Sein Vater hat ihm wohl zu verstehen gegeben, dass er jederzeit auf eigenen Beinen stehen kann – wenn er es selbst bezahlt. Aber sein kümmerlicher Lohn aus der Videothek reicht nicht einmal für ein verlaustes Wohnklo in Capesides einziger schäbiger Gegend aus. Der einzige schnelle Weg, an Geld zu kommen, wäre die 5000 $ an der Misswahl abzustauben. Doch wie Dawson so schön sagt, steht dem Paceys gottgegebene Fähigkeit, sich im Stehen zu erleichtern, entgegen. „Und wieder hebt die sexuelle Diskriminierung ihr hässliches Haupt… na wenn das nicht meinem Vater stinken würde.“ Pacey hat einen Geistesblitz. Die Umkehrung der traditionellen Geschlechterrollen, auf die er mit der sexuellen Diskriminierung anspielt, könnte sich dieses Mal auch als lohnenswert herausstellen. Mit seinem selbstgefälligen Grinsen wird klar, was seine wahren persönlichen Motive sind. Das Geld wäre schon nicht schlecht, doch noch viel lohnenswerter wäre es, ausnahmsweise mal seinem Vater eins auszuwischen. Wenn er, Pacey, sich auf eine geradzu lächerliche Teilnahme einließe, würde die Peinlichkeit viel weniger ihn, als seinen Alten treffen, der als moralisches Vorzeigebild in Uniform damit gedemütigt werden würde. Nachdem John Witter sonst keine Gelegenheit auslässt, um seinen Sohn zu erniedrigen, sieht dieser nun die willkommene Chance, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Joey und Jen stehen in der Schlange an der Essensausgabe der Schulmensa an, wobei im Hintergrund ein Plakat mit Antonio Banderas zu sehen ist, der offensichtlich auf die Vorzüge des Bücherlesens hinweist. Die pädagogischen Aufforderungen an die Schüler (Lest mehr! Oder: Lesen bildet!) findet man immer wieder im schulischen Umfeld von DC. Sogar im Staffelfinale in Jacks Unterricht. Hier wird eben mal durch einen populären Vertreter Hollywoods darauf hingewiesen. Jen will Joey dazu überreden, an der Misswahl teilzunehmen. Sie appelliert an ihre offensichtliche Schönheit, doch Joey hat diese bislang nicht wahrgenommen. Oder wollte sie nicht wahrhaben, weil Dawson sich statt in sie in das Babe Jen verguckt hat. Dieser Bereich der Selbstwahrnehmung ist bei Joey immer noch von Minderwertigkeitskomplexen überschattet. Doch Jen lässt nicht locker, worauf Joey frech entgegnet: „Auf welcher Droge bist du denn? Lass es uns nicht übertreiben mit dem Wir-sind-Freundinnen-weil-Weiblichkeit-verbindet, ja?!“ Wie sie bereits im Icehouse sagte, graut ihr viel zu sehr davor, mit den arroganten Schnepfen vom Yachtclub zu konkurrieren. Sie will sich nicht dazu herablassen, hat also ähnliche Vorurteile gegenüber der höheren Schicht, wie diese gegenüber einem armen Mädel wie Joey haben. Doch Jen schafft es mit beinahe mephistophelischer Verführungsgabe, Joey doch noch ins Grübeln zu bringen. 5000 $ für einen Abend voller Demütigungen – damit hätte sie ein stattliches finanzielles Polster fürs College.
Jen und Joey auf dem Weg zum Yachtclub. Joeys Umentscheidung wurde elliptisch ausgelassen, ihre innere Haltung ist aber weiterhin dieselbe: „Warum hab ich das Gefühl, ich würde die Frauenbewegung um 20 Jahre zurückwerfen?“ Der Schönheitswettbewerb steht für Joey nicht nur für die Überheblichkeit der sogenannten Schönen und Reichen, sondern hat auch einen politisch unkorrekten, weil anti-feministischen Beigeschmack. Sie treffen auf Pacey, der sich gerade trotz starkem Widerstandes von den Veranstaltern zur Teilnahme eintragen will. Da die Regularien für diesen Sonderfall keine eindeutige Aussage treffen, muss sich die Jury fügen. Dawson begleitet den kühnen Vormarsch seines Freundes mit einem EB-Team des Senders. Durch Paceys Aktion passiert etwas Außergewöhnliches, was der drögen Angelegenheit zusätzlich Pfeffer gibt. Wieder mal hat Dawson einen Konflikt gefunden, der die Grundlage eines filmischen Werks bildet. Als Dawson von Jen erfährt, dass sie als Coach für die in seiner Anwesenheit schweigsame Joey agiert, kann er es kaum fassen. Er ist amüsiert, erwartet dass etwas dahinter steckt, möglicherweise eine Enthüllungsstory für die Presse. Die sichtlich genervte Joey hat aber nichts dergleichen vor. „Ist nicht wahr. Joey Potter will an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen? Das ist ja ein Witz.“ Dawson verletzt Joey durch seine unabsichtlich herablassenden Kommentare. Da sie sich bereits eh total dumm und lächerlich vorkommt, treffen sie die Äußerungen ihres besten Freundes noch umso tiefer. Dass er nun auch noch über sie lacht, kann sie nicht verkraften und lässt ihn deshalb stehen. Hier wird der weitere Verlauf von Joeys kurzer Karriere auf dem Laufsteg vorweggenommen. In erster Linie dient das Preisgeld für sie als Motivation. Sie will aber auch, dass Dawson sie einmal mit anderen Augen wahrnimmt - als Prinzessin. Aus diesem Grund ist sie tief verletzt darüber, dass er sie auslacht. Indem sich Joey an dieser Stelle emotional und vom Selbstwertgefühl ganz unten befindet, wird in dramaturgischer Sicht ihr Aufstieg und Wandel vorbereitet.
(to be continued…)
Akt 2 beginnt mit Pacey, der sich unter die Teilnehmerinnen der Misswahl mischt. Wenn mich nicht alles täuscht, ist links hinter seiner Schulter Ali Larter alias Kristy Livingston zu sehen – hier noch als Statistin. Auftritt von Paceys Antagonistin Hannah van Wenning. Eine chargierende Intrigantin, die anfangs recht stereotyp wirkt und an solche austauschbaren Klischeegestalten wie Nellie Olsen erinnert. Paul Stupin hat in einem Audiokommentar erwähnt, dass die Produzenten auf der Suche nach einer wiederkehrenden Antagonistin für die zweite Staffel an Hannah dachten, sich dann aber (glücklicherweise) für Abby Morgan entschieden. Da Hannah ebenfalls eine Backstory erhält und letztlich als bemitleidenswerte Person eingestuft werden kann, ist dieser Subplot zwar schwach aufgebaut, endet aber nicht ganz so flach.
Nach den zu DC dazugehörenden Sonnenuntergangs-Inserts wechselt die Szenerie nachts zu Grams Haus über, wo Jen Joey gerade im High Heels-Laufen unterrichtet. Fachgerecht mit einem dicken Schmöker auf dem Kopf. Joey findet es albern, ist genervt und will deshalb von Jen in Erfahrung bringen, warum sie das tut. In den letzten Folgen hat sie ihr wiederholt vorgeworfen, sie würde etwas unternehmen, um es ihr schlecht gehen zu lassen. Dieser Verdacht ist scheinbar noch nicht ganz ausgeräumt. Nach einem kleinen Missverständnis fragt sie Jen geradeheraus, was sie davon hat. Sie unterstellt ihr Eigennutz. Doch Jen bleibt ihrem ursprünglichen Motiv treu: „Ich habe noch nie so etwas wie richtige Freundinnen gehabt. Und soweit ich weiß, hast du auch nie welche gehabt. Hast du denn nie das Gefühl, dass dir da irgendwas fehlt?“ Joey hat an dieser Stelle wenig Achtung vor sich selbst. Für sie spielt Jen immer noch in einer höheren, unerreichbar scheinenden Liga, der Von-Dawson-erwählt-Liga. Jen spricht genau die Wurzel von Joeys Problem an: „Wenn du siegen willst, müssen wir zuerst an deinem Selbstwertgefühl arbeiten.“
Pacey übt indessen seinen Auftritt mit einer ziemlich schrägen Interpretation von Frank Sinatras „New York, New York“. Mitch und Dawson als Testpublikum sind von Paceys Gesangstalent herzlich wenig überzeugt. Doch Pacey, ganz anders als Joey, hat überbordendes Selbstvertrauen. Sein Vorschlag, mit einem rosa Polyester-Kleid seiner Schwester (wohl kaum eines von Gretchens Kleidern) aufzutreten, würde ihn, Mr. Männlich, als Transe-Verschnitt und somit ziemlich lächerlich dastehen lassen. Pacey hätte genau deshalb wenig Scheu davor. Doch Dawson, wie auch Mitch, betrachten die Sache wesentlich ernsthafter. Dawson sieht schon die Schlagzeilen und seinen eigenen filmischen Bericht landesweit auf CNN. Für Dawson ist Paceys Joke also ein potentieller Karriereschub. Mitch betrachtet die Sache auf eine Weise, wie sie von Pacey, der aus rein persönlichen Gründen so handelt, garantiert nicht beabsichtigt war: „Dadurch, dass du dieses Experiment wagst, bist du ein politischer Aktivist, indem du gesellschaftliche Klischees anprangerst.“ Pacey reagiert verdutzt, nicht das letzte Mal in dieser Folge. Ganz pragmatisch will er nur an die Kohle ran. An dieser Stelle versucht er noch, in die Schuhe von jemand anderen zu schlüpfen. Sich in Frank Sinatra, einen Zauberer oder whatever zu verwandeln. Später wird er nach seiner Rückbesinnung auf sich selbst den eigentlichen Sieg davontragen. Den Sieg über sein angekratztes Ego und seine persönliche Unfreiheit. Passenderweise durch die Verkörperung eines Freiheitshelden.
Die nächste Szene am Fenster von Grams Haus, die lediglich durch einen Zwischenschnitt unterbrochen wird, reden Joey und Jen darüber, wie sich mittlerweile die Dinge zwischen Jen und Dawson aufgelöst haben. Es wirkt beinahe so, als würde Jen Joey nun den Teppich für Dawsons Gunst ausbreiten. An dieser Stelle deutet nichts darauf hin, das Jen ihre Gefühle selbst nochmal uminterpretieren würde. Diese Wendung kommt dann ziemlich unvorbereitet und wirkt aufgesetzt. Hier aber sieht es zumindest so aus, als würde sich die Freundschaft zwischen Joey und Jen ganz gut anlassen.
Nachdem wir soeben die Mädels gesehen haben, geht’s nun um das Seelenleben der Jungs. Dawson fragt Pacey, ob er sich letztens mit Joey getroffen hat. Als Pacey provokativ antwortet: „Nein, eigentlich nicht seit jenem leidenschaftlichen Abknutschabend“, reagiert Dawson mit einem unerfreuten Blick. Paceys Flirt mit Joey hat ihm gar nicht behagt. Was sagt das nun über ihn und seine Feelings für Joey aus? Diese Antwort ist er Pacey – und uns – bislang schuldig geblieben. Er gibt vor, dass ihn Joey gegenwärtig meidet. Dass ihre Freundschaft auf dem Spiel steht. Etwas, was für ihn mit Schmerzen verbunden ist. Aber ist es nur die Angst vor einem freundschaftlichen Verlust, oder ist es bereits Liebeskummer? Pacey drängt seinen Freund, wie schon einige Male zuvor, endlich klar Schiff zu machen: „Ah, endlich. Der Augenblick der Wahrheit. Gott sei es gedankt, Dawson. Vielleicht können wir jetzt endlich nach Hause gehen.“ Doch Dawson liefert die Pseudo-Erklärung, die er sich selbst mühsam aufrechterhält. Joey ist für ihn wie eine Schwester, nicht wie eine Geliebte. Daher empfindet er Paceys Theorie als geradezu inzestuös. Pacey lockt ihn aus der Reserve, mit einer Anspielung darauf, dass auch er selbst in GELIEBTE FEINDIN von Dawsons Zerrissenheit in Mitleidenschaft gezogen wurde:“Wenn ich recht verstehe, heißt das, du willst sie zwar nicht, aber du willst auch nicht, dass jemand anders sie hat?“ In Dawson unsicherem Blick spiegelt sich der Subtext seiner Antwort noch etwas ambivalent, aber bald wird er Klarheit erhalten.
Dawson und sein EB-Team führen die Interviews mit den Miss-Kandidatinnen durch. Nach einer weiteren oberflächlichen Tussi ist eine artige Musterschülerin an der Reihe. Ihr Name Roberta Crumb, was wohl eine Anspielung an den Comicautoren Robert Crumb sein soll. Der für seine freakigen Comics und seine recht individuelle Sicht der Frauen bekannte Künstler steht in völligem Kontrast zu der Figur, wie sie Roberta verkörpert. Schließlich ist Joey dran. Diese ist wenig erfreut, ihrem Kumpel Rede und Antwort stehen zu müssen. Auf Dawsons Frage, was sie tun würde, wenn sie einmal etwas ohne Konsequenzen anstellen könnte, reagiert Joey mit Zynismus. Doch Dawson drängt sie, die Sache ernst zu nehmen und ihre positiven Seiten herauszustellen. Immerhin wünscht er sich ja, sie möge fein aus der Sache rauskommen, und sieht es deshalb als seine Aufgabe an, sie durch seinen Beitrag zu protegieren. Als er sie nach einem Rat für zukünftige Kinder fragt, entgegnet Joey: „Dass sie andere so behandeln, wie sie selbst behandelt werden wollen. Das klingt ziemlich einfach. Aber das passt so ziemlich überall.“ Ein Rat, den Katie Holmes ihrer gestern Neugeborenen Suri in späteren Jahren auch mit auf den Weg geben kann. Aber auch ein Rat, der etwas mehr zu bedeuten hat, als nur Anstand und Gleichberechtigung. Sie sagt damit auch aus, wie sie von Dawson behandelt werden möchte. Nämlich wo, wie sie ihn emotional behandelt. Anders ausgedrückt: Lieb mich endlich, du blinder Trottel! Auf Dawons Frage, wo sie sich in fünf Jahren sieht, folgt eine Antwort, die – wenn man Staffel 5 zum Vergleich heranzieht - gar nicht so abwegig ist. Es ist vielleicht nicht das Abenteuer in einem fernen Land, aber Studien und Forschung sind zwei Themen, mit denen sie sich im Worthington College noch ausgiebig beschäftigen wird. Nostradamus Dawson sieht ihre Zukunft noch präziser, als er auf die Bostoner Universität anspielt. Hier geht es nun darum, dass sich Joey als Zukunftswunsch lossagen will. Los von ihrer Heimatstadt, los von ihrer Familie, vielleicht sogar los von ihren Freunden. Eine Entscheidung, die ihr in der nächsten Folge mit Paris bevorstehen wird. Es folgt wieder der obligatorische Dawson-Joey-Disput: „Dinge ändern sich. – Nein, das müssen sie nicht.“ Bislang stand diese Debatte immer im Kontext des Erwachsenwerdens. Hier geht es ebenfalls wieder darum. Aber auch um mehr. Um was, das werden die nächsten Szenen deutlich machen.
Der Miss-Windjammer-Contest geht los und wir sehen Jen und Joey in der Maske. Jen verwandelt die graue Maus Joey in Cinderella. Anfangs, mit den hochtoupierten Haaren und der Vaseline auf den Zähnen wirkt das noch ziemlich albern. Aber bald schon wird Joey in völlig neuem Glanze erstrahlen. Dawson sucht indessen Pacey in der Herrengarderobe auf. Da mit keinem Herrn gerechnet wurde, hat man ihn stilgerecht in der Besenkammer untergebracht. Pacey untersagt Dawson, sich über sein „Coming out“ lustig zu machen. Jetzt, wo es langsam ernst wird, ist selbst er, der Witzbold und Provokateur, nervös geworden. Dawson im Anzug und Pacey im Smoking hat man so bislang noch nicht gesehen. Um Pacey einen freundschaftlichen Selbstvertrauensschub zu geben, sagt Dawson: „Seit wann interessierst du dich, was die anderen meinen. Pacey, ich glaub, du hast Eier aus Stahl, wenn du das durchziehst.“ Diese machohaft formulierte Anerkennung gibt Pacey wieder Auftrieb. Seinen Freund hat er schon mal so weit, nun muss er nur noch das Publikum und die Jury rumkriegen. Im Gegensatz zu den Damen hat er aber keine Ahnung, wie er das anstellen soll – was will er auch mit Vaseline auf den Zähnen?
Die TeilnehmerInnen betreten den Laufsteg in Abendgarderobe. Die Einstellung, ein Schwenk in der Halbnahen, wird kontinuierlich fortgesetzt, wobei die einzelnen Darsteller durch Überblendungen ausgetauscht werden. Schließlich betritt Joey die Bühne. In einem schulterfreien schwarz-roten Samtkleid. Auf eine Art und Weise geschminkt und frisiert, wie man Joey zuvor noch nie gesehen hat – aber absolut modelhaft. Es überrascht nicht, dass Miss Holmes auch im echten Leben Angebote in diese Richtung bekam. Dawson sieht Joey zum ersten Mal in dieser Aufmachung. Offensichtlich braucht es wirklich Haarspray und Lippenstift, um ihn darauf hinzuweisen, dass Joey (eigentlich schon längst) eine Schönheit ist. Da er seinen Augen nicht trauen kann, oder anders formuliert, da er diese Realität an Joey nicht wahrhaben will, muss er sich bei dem ihm eigenen dritten Auge überzeugen – der Kamera. An dieser markanten Stelle in Dawsons Erkenntnisprozess wird passenderweise noch einmal auf Dawsons Film-Welt-Sicht eingegangen. Im Sucher der Beta-SP-Kamera ist Joey in einem Close Up zu sehen. Joey fühlt sich nicht sonderlich wohl und lächelt deshalb nicht, sondern bleibt verbissen. Aber gerade diese Natürlichkeit, die für ihr eigentliches Wesen spricht, zeichnet ihre wahre Schönheit aus. In den Umschnitten auf Gale und Jen wird der ganze Stolz ihres näheren Umfeldes deutlich. Pacey tritt zu Jen: „Kann es sein, dass Aschenputtels Fee ihren Job vielleicht zu gut gemacht hat? Sieht aus, als hätte der Prinz entdeckt, wem der Schuh passt.“ Hier wird zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass Jen mit den Konsequenzen ihres Handelns, indem sie Joey für Dawson schön gemacht hat, vielleicht eine unbedachte Tat begangen hat, die ihr selbst noch Kummer bereiten könnten. „Sag mal, ist es die Möglichkeit, dass du ihn an jemand anderen verlierst, die ihn auf einmal so attraktiv macht? – Hältst du mich für so oberflächlich? – Nein, ich halte das nur für menschlich.“ Pacey liefert zwar eine potentielle Erklärung, was für ein Comeback Jens bei Dawson sprechen könnte, doch eigentlich ist das zu weit hergeholt. Da hat Pacey seinen großen Auftritt. Wenn man Behind-the-Scenes-Material zum Vergleich heranzieht, wenn sich Joshua Jackson vor seinen Fans oder Publikum als er selbst präsentiert, dann ist er hier ganz bei sich. Sein breit grinsender selbstbewusster Gang über den Laufsteg ist Joshua Jackson himself und wirkt deshalb so natürlich-sympathisch und witzig.
In einer kurzen Montagesequenz sehen wir die künstlerischen Darbietungen der Kandidatinnen, wobei Hannah van Wenning durch ihr theatralisches Spiel abtörnt. Pacey liefert ein paar selbstironische Breitseiten auf seine Rolle als Mann in dieser Misswahl und als Außenseiter in der Gesellschaft ab und gewinnt dadurch die Gunst der Zuschauer. Allerdings weniger die der humorlosen Jury (mit Ausnahme von Gale), wie sich sogleich herausstellen wird. Pacey ist ganz in seinem Element und beweist sein Talent als Stand-up-Comedian. Als ihm Gale schließlich mitteilt, er hätte nicht den Hauch einer Chance, zu gewinnen, ist er angepisst. Seinen Vater zu ärgern, ist schon eine coole Sache. Aber mittlerweile hatte er sich wirklich Chancen auf den Titel und somit auf die Kohle ausgerechnet. Seine von Wut und Frustration geprägte Enttäuschung wird sich nun ein Ventil suchen, um auszubrechen und sich gegen den Kern des Übels zu richten. Er muss letztlich erkennen, dass er nicht hier dazugehört. Dass er weiterhin der Underdog bleibt. Und als er das realisiert hat, lernt er zu sich selbst zu stehen und einen glorreichen Abgang hinzulegen. Aber zuerst ist es Zeit für Joeys legendären Auftritt.
Verlegen betritt sie die Bühne. Mit ungelenk hängenden Armen tritt sie ans Mikrofon. Das Klavier setzt ein. Dawson tritt neben Jen. „Unglaublich, wie du das gemacht hast.“ Als Jen nun zu ihm spricht, ist er schon gar nicht mehr bei ihr. Er ist völlig von Joey verzaubert. Jens Sätze verklingen deshalb ungehört. „Mir fehlt unsere Freundschaft, Dawson. Und nicht nur unsere Freundschaft. Was ich damit eigentlich sagen will, ist…“ Hier bricht sie ab, weil die nun folgenden zweieinhalt Minuten ganz der musikalischen Darbietung von Joey gehören. Sie singt „On my own“ aus dem Musical LES MISÉRABLES. Hinreißend interpretiert von Katie Holmes. Und weil´s so schön ist, hier der Text in voller Länge. Der Song wurde kongenial ausgewählt, reflektiert er doch 1:1 Joeys unerwiderte Liebe zu Dawson:
On my own
Pretending he’s beside me
All alone
I walk with him till morning
Without him
I feel his arms around me
And when I loose my way
I close my eyes and he has found me
[...]
And I know
It’s only in my mind
That I’m talking to myself
And not to him
And although
I know that he is blind
Still I say
There’s a way for us
[...]
I love him
I love him
I love him
But only on my own

In dieser schön gefilmt und geschnittenen Sequenz ist auch das Schauspiel erstklassig. Katie Holmes bleibt beim Text aus dem Musical, spielt aber unterschwellig ihre gesamte emotionale Palette als schmachtende Joey durch. Anfangs fühlt sie sich unwohl, ihre Haltung ist nicht sonderlich elegant oder selbstbewusst. Durch einen Seitenblick auf Dawson holt sie sich Mut. Dieser Blick ist nicht zufällig bei der Verszeile „I walked with him til morning“ angebracht. Mit Dawson hat sie schon zahllose Nächte durchgestanden. Wenngleich bisher nicht als Geliebte, sondern als beste Freundin, als Seelentrösterin, als Video-Mitseherin. Dawson ist von Joeys Ausstrahlung fasziniert. Der Mensch, den er bisher am besten kannte, präsentiert sich ihm nun in völlig anderer Gestalt. Bald wird er noch mehr in ihr erkennen. Langsam taut Joey auf. Sie singt mit ein wenig mehr Hingabe, ihre Stimme wird stärker, ihre Haltung zunehmend selbstbewusster, sogar ein flüchtiges Lächeln tritt hervor. Als die Stimmung des Songs wechselt, ins Bedauerlich-Dramatische hinein, blickt sie seitlich zu Boden. Sie taucht in ihre schmerzhaften Erinnerungen ein. Daran wie es war, von Dawson nicht bemerkt, nicht zurück-geliebt zu werden. Immer wieder unterbricht ein scheues Lächeln, das sie nicht dem Publikum zuwirft, sondern mit gesenktem Kopf sich selbst schenkt, ihre bittersüß-melancholische, aber nicht hoffnungslose Lage. Der nächste Seitenblick zu Dawson wird genau zwischen zwei bedeutungsschwangere Verszeilen eingeschnitten: „Still I say, there´s a way for us.“ – Blick – „I love him.“ Sie hegt die Hoffnung, sie werde ihn eines Tages doch noch für sich gewinnen können. Und wegen des Blickes ist das als das erste direkt an Dawson gerichtete Liebesgeständnis zu werten. Wieder kippt die Atmosphäre des Songs, hin zur Aussichtslosigkeit. Das Leiden ist auf Joeys Miene deutlich zu erkennen. Dennoch ist sie nicht völlig zerstört. Sie mag zwar Selbstmitleid mit sich haben, wie es der Song vorgibt, aber sie trägt es mit Fassung und verliert nicht den Humor. Was das darauf einsetzende Lächeln signalisiert. Zuletzt, in ihren letzten drei „I love him“ ist anfangs ein schüchternes Lächeln zu sehen, gen Boden gerichtet, das wieder von Traurigkeit und einer peinvollen Miene abgelöst wird. Schließlich blickt sie am Ende ihrer Darbietung noch einmal zu Dawson. Schärfeverlagerung von der links im Profil angeschnittenen Joey auf die im Hintergrund stehenden Dawson und Jen. Aus Jens Haltung geht hervor, sie hat Joeys Liebesgeständnis als genau dieses erkannt. Für Jen in diesem Augenblick ein Tiefschlag. Dawson hingegen ist völlig paralysiert. Der nächste große Schritt zur Selbsterkenntnis und somit zur Erkenntnis, was Joey wirklich für ihn bedeutet. Als Joey unter Applaus die Bühne verlässt, ist er hingerissen und klatscht begeistert.
Umschnitt auf Pacey, der sich im Besenraum auf seinen nächsten Auftritt vorbereitet. Nachdem er vergrätzt wurde, will er nun von Dawson wissen, was er wirklich von seinem Vorhaben hält. Ist es nur eine weitere Dummheit oder glaubt er wirklich an ihn? Dawson bleibt ihm eine Antwort schuldig, weshalb Pacey davon überzeugt ist, dass seine ganze Aktion letztlich nur dazu dient, dass er sich lächerlich macht. Nicht in der Weise, die seinen Vater ärgern könnte, sondern er macht sich vor sich selbst zum Narren. Und damit kann er nicht leben. Deshalb richtet sich seine Wut nun gegen die, die in dieser Situation die Macht über ihn und seinen Ruf haben – die Jury. „Das ist mal wieder was, worüber sich die anderen Schüler amüsieren können. Und die will ich doch sicher nicht enttäuschen. Diese Leute sind Scheiße. Wie könnte ich von der Bühne gehen, ohne ihnen das ins Gesicht zu sagen? Immerhin gehe ich den Bach runter, ich habe nichts zu verlieren.“
Er ändert sein Programm und statt eines nichtssagenden Zaubertricks liefert er eine hervorragende parodistische Imitation von Mel Gibson alias William Wallace in BRAVEHEART. Joshua Jackson spielt die Szene extrem witzig, was nicht zuletzt daran liegt, dass er – zumindest im Original – auch den schottischen Akzent imitiert. Mindestens so gut, wie es der Australier Mel Gibson in seinem Film hinbekommen hat. Blaubemalt wie die Pikten dieser Epoche tritt Pacey vor das Mikro und lässt seine Sprüche los. Dawson, der erwartet hatte, Pacey würde seine Frechheit viel direkter bringen, ist von der künstlerischen Interpretation seines Freundes überrascht. Er kennt den Film, deshalb ruft er in das erste peinliche Schweigen einen Satz hinein, der direkt aus dem Gibson-Epos stammt. Auch wenn Pacey nicht auf dem hohen Ross vor seinen schottischen Gefolgsleuten reitet, um sie für die Schlacht zu motivieren, so bringt er es doch fertig, seinen Gegnern eins originell vor den Latz zu knallen. Mit derben Onelinern, die zuerst noch aus dem Film kommen, die aber zunehmend auf seine eigene Person zugemüntzt sind. Als das Publikum lacht, neigt sich Dawson vorsichtig hinter dem Vorhang hervor. Paceys Auftritt scheint den Leuten wider Erwarten zu gefallen. Pacey geht zum Angriff über „Wer von euch ist in der Position, mich zu beurteilen? Und welcher Mensch lässt sich schon gerne beurteilen? Jetzt ist Schluss mit dem Beurteilen. Denn wer mich beurteilen will, will mich offenbar beherrschen. Und ich bin gewillt, die Zeichen meines kaputten Lebens einzutauschen gegen eine einzige Chance. Einfach gegen die Chance, mich vor meinen geschätzten Mitbürgern aufzustellen und ihnen schlicht und einfach zu sagen…“ Pacey redet sich in Rage. Er ist wieder ganz der Alte, spielt keine Spielchen mehr, sondern rebelliert voller Zivilcourage gegen das System. Und das tut er aufrichtig als der, der er ist. Ein Angry Young Man in bester James Dean-Tradition. Es wird die Erwartungshaltung aufgebaut, dass er nun der Jury eine Beleidigung an den Kopf werfen wird. Diese wird gebrochen, indem er an der Stelle höchster Spannung zum Originaltext des schottischen Freiheitskämpfers zurückkehrt: „…Ihr könnt mir vielleicht mein Leben nehmen. Aber ihr werdet mir niemals meine Freiheit nehmen!“ Mit diesem starken Auftritt hat sich der vorbestimmte Verlierer Pacey schließlich doch noch als Sieger entpuppt. Als Sieger über Heuchelei, konservative Moralvorstellungen und die Diskriminierung von gesellschaftlichen Außenseitern. Sein Triumph beschert ihm zwar keine 5000 $, aber eine ausreichende persönliche Genugtuung.
(to be continued)
Edit von Schnupfen: Songtext gekürzt - siehe Regeln.
Nach den zu DC dazugehörenden Sonnenuntergangs-Inserts wechselt die Szenerie nachts zu Grams Haus über, wo Jen Joey gerade im High Heels-Laufen unterrichtet. Fachgerecht mit einem dicken Schmöker auf dem Kopf. Joey findet es albern, ist genervt und will deshalb von Jen in Erfahrung bringen, warum sie das tut. In den letzten Folgen hat sie ihr wiederholt vorgeworfen, sie würde etwas unternehmen, um es ihr schlecht gehen zu lassen. Dieser Verdacht ist scheinbar noch nicht ganz ausgeräumt. Nach einem kleinen Missverständnis fragt sie Jen geradeheraus, was sie davon hat. Sie unterstellt ihr Eigennutz. Doch Jen bleibt ihrem ursprünglichen Motiv treu: „Ich habe noch nie so etwas wie richtige Freundinnen gehabt. Und soweit ich weiß, hast du auch nie welche gehabt. Hast du denn nie das Gefühl, dass dir da irgendwas fehlt?“ Joey hat an dieser Stelle wenig Achtung vor sich selbst. Für sie spielt Jen immer noch in einer höheren, unerreichbar scheinenden Liga, der Von-Dawson-erwählt-Liga. Jen spricht genau die Wurzel von Joeys Problem an: „Wenn du siegen willst, müssen wir zuerst an deinem Selbstwertgefühl arbeiten.“
Pacey übt indessen seinen Auftritt mit einer ziemlich schrägen Interpretation von Frank Sinatras „New York, New York“. Mitch und Dawson als Testpublikum sind von Paceys Gesangstalent herzlich wenig überzeugt. Doch Pacey, ganz anders als Joey, hat überbordendes Selbstvertrauen. Sein Vorschlag, mit einem rosa Polyester-Kleid seiner Schwester (wohl kaum eines von Gretchens Kleidern) aufzutreten, würde ihn, Mr. Männlich, als Transe-Verschnitt und somit ziemlich lächerlich dastehen lassen. Pacey hätte genau deshalb wenig Scheu davor. Doch Dawson, wie auch Mitch, betrachten die Sache wesentlich ernsthafter. Dawson sieht schon die Schlagzeilen und seinen eigenen filmischen Bericht landesweit auf CNN. Für Dawson ist Paceys Joke also ein potentieller Karriereschub. Mitch betrachtet die Sache auf eine Weise, wie sie von Pacey, der aus rein persönlichen Gründen so handelt, garantiert nicht beabsichtigt war: „Dadurch, dass du dieses Experiment wagst, bist du ein politischer Aktivist, indem du gesellschaftliche Klischees anprangerst.“ Pacey reagiert verdutzt, nicht das letzte Mal in dieser Folge. Ganz pragmatisch will er nur an die Kohle ran. An dieser Stelle versucht er noch, in die Schuhe von jemand anderen zu schlüpfen. Sich in Frank Sinatra, einen Zauberer oder whatever zu verwandeln. Später wird er nach seiner Rückbesinnung auf sich selbst den eigentlichen Sieg davontragen. Den Sieg über sein angekratztes Ego und seine persönliche Unfreiheit. Passenderweise durch die Verkörperung eines Freiheitshelden.
Die nächste Szene am Fenster von Grams Haus, die lediglich durch einen Zwischenschnitt unterbrochen wird, reden Joey und Jen darüber, wie sich mittlerweile die Dinge zwischen Jen und Dawson aufgelöst haben. Es wirkt beinahe so, als würde Jen Joey nun den Teppich für Dawsons Gunst ausbreiten. An dieser Stelle deutet nichts darauf hin, das Jen ihre Gefühle selbst nochmal uminterpretieren würde. Diese Wendung kommt dann ziemlich unvorbereitet und wirkt aufgesetzt. Hier aber sieht es zumindest so aus, als würde sich die Freundschaft zwischen Joey und Jen ganz gut anlassen.
Nachdem wir soeben die Mädels gesehen haben, geht’s nun um das Seelenleben der Jungs. Dawson fragt Pacey, ob er sich letztens mit Joey getroffen hat. Als Pacey provokativ antwortet: „Nein, eigentlich nicht seit jenem leidenschaftlichen Abknutschabend“, reagiert Dawson mit einem unerfreuten Blick. Paceys Flirt mit Joey hat ihm gar nicht behagt. Was sagt das nun über ihn und seine Feelings für Joey aus? Diese Antwort ist er Pacey – und uns – bislang schuldig geblieben. Er gibt vor, dass ihn Joey gegenwärtig meidet. Dass ihre Freundschaft auf dem Spiel steht. Etwas, was für ihn mit Schmerzen verbunden ist. Aber ist es nur die Angst vor einem freundschaftlichen Verlust, oder ist es bereits Liebeskummer? Pacey drängt seinen Freund, wie schon einige Male zuvor, endlich klar Schiff zu machen: „Ah, endlich. Der Augenblick der Wahrheit. Gott sei es gedankt, Dawson. Vielleicht können wir jetzt endlich nach Hause gehen.“ Doch Dawson liefert die Pseudo-Erklärung, die er sich selbst mühsam aufrechterhält. Joey ist für ihn wie eine Schwester, nicht wie eine Geliebte. Daher empfindet er Paceys Theorie als geradezu inzestuös. Pacey lockt ihn aus der Reserve, mit einer Anspielung darauf, dass auch er selbst in GELIEBTE FEINDIN von Dawsons Zerrissenheit in Mitleidenschaft gezogen wurde:“Wenn ich recht verstehe, heißt das, du willst sie zwar nicht, aber du willst auch nicht, dass jemand anders sie hat?“ In Dawson unsicherem Blick spiegelt sich der Subtext seiner Antwort noch etwas ambivalent, aber bald wird er Klarheit erhalten.
Dawson und sein EB-Team führen die Interviews mit den Miss-Kandidatinnen durch. Nach einer weiteren oberflächlichen Tussi ist eine artige Musterschülerin an der Reihe. Ihr Name Roberta Crumb, was wohl eine Anspielung an den Comicautoren Robert Crumb sein soll. Der für seine freakigen Comics und seine recht individuelle Sicht der Frauen bekannte Künstler steht in völligem Kontrast zu der Figur, wie sie Roberta verkörpert. Schließlich ist Joey dran. Diese ist wenig erfreut, ihrem Kumpel Rede und Antwort stehen zu müssen. Auf Dawsons Frage, was sie tun würde, wenn sie einmal etwas ohne Konsequenzen anstellen könnte, reagiert Joey mit Zynismus. Doch Dawson drängt sie, die Sache ernst zu nehmen und ihre positiven Seiten herauszustellen. Immerhin wünscht er sich ja, sie möge fein aus der Sache rauskommen, und sieht es deshalb als seine Aufgabe an, sie durch seinen Beitrag zu protegieren. Als er sie nach einem Rat für zukünftige Kinder fragt, entgegnet Joey: „Dass sie andere so behandeln, wie sie selbst behandelt werden wollen. Das klingt ziemlich einfach. Aber das passt so ziemlich überall.“ Ein Rat, den Katie Holmes ihrer gestern Neugeborenen Suri in späteren Jahren auch mit auf den Weg geben kann. Aber auch ein Rat, der etwas mehr zu bedeuten hat, als nur Anstand und Gleichberechtigung. Sie sagt damit auch aus, wie sie von Dawson behandelt werden möchte. Nämlich wo, wie sie ihn emotional behandelt. Anders ausgedrückt: Lieb mich endlich, du blinder Trottel! Auf Dawons Frage, wo sie sich in fünf Jahren sieht, folgt eine Antwort, die – wenn man Staffel 5 zum Vergleich heranzieht - gar nicht so abwegig ist. Es ist vielleicht nicht das Abenteuer in einem fernen Land, aber Studien und Forschung sind zwei Themen, mit denen sie sich im Worthington College noch ausgiebig beschäftigen wird. Nostradamus Dawson sieht ihre Zukunft noch präziser, als er auf die Bostoner Universität anspielt. Hier geht es nun darum, dass sich Joey als Zukunftswunsch lossagen will. Los von ihrer Heimatstadt, los von ihrer Familie, vielleicht sogar los von ihren Freunden. Eine Entscheidung, die ihr in der nächsten Folge mit Paris bevorstehen wird. Es folgt wieder der obligatorische Dawson-Joey-Disput: „Dinge ändern sich. – Nein, das müssen sie nicht.“ Bislang stand diese Debatte immer im Kontext des Erwachsenwerdens. Hier geht es ebenfalls wieder darum. Aber auch um mehr. Um was, das werden die nächsten Szenen deutlich machen.
Der Miss-Windjammer-Contest geht los und wir sehen Jen und Joey in der Maske. Jen verwandelt die graue Maus Joey in Cinderella. Anfangs, mit den hochtoupierten Haaren und der Vaseline auf den Zähnen wirkt das noch ziemlich albern. Aber bald schon wird Joey in völlig neuem Glanze erstrahlen. Dawson sucht indessen Pacey in der Herrengarderobe auf. Da mit keinem Herrn gerechnet wurde, hat man ihn stilgerecht in der Besenkammer untergebracht. Pacey untersagt Dawson, sich über sein „Coming out“ lustig zu machen. Jetzt, wo es langsam ernst wird, ist selbst er, der Witzbold und Provokateur, nervös geworden. Dawson im Anzug und Pacey im Smoking hat man so bislang noch nicht gesehen. Um Pacey einen freundschaftlichen Selbstvertrauensschub zu geben, sagt Dawson: „Seit wann interessierst du dich, was die anderen meinen. Pacey, ich glaub, du hast Eier aus Stahl, wenn du das durchziehst.“ Diese machohaft formulierte Anerkennung gibt Pacey wieder Auftrieb. Seinen Freund hat er schon mal so weit, nun muss er nur noch das Publikum und die Jury rumkriegen. Im Gegensatz zu den Damen hat er aber keine Ahnung, wie er das anstellen soll – was will er auch mit Vaseline auf den Zähnen?
Die TeilnehmerInnen betreten den Laufsteg in Abendgarderobe. Die Einstellung, ein Schwenk in der Halbnahen, wird kontinuierlich fortgesetzt, wobei die einzelnen Darsteller durch Überblendungen ausgetauscht werden. Schließlich betritt Joey die Bühne. In einem schulterfreien schwarz-roten Samtkleid. Auf eine Art und Weise geschminkt und frisiert, wie man Joey zuvor noch nie gesehen hat – aber absolut modelhaft. Es überrascht nicht, dass Miss Holmes auch im echten Leben Angebote in diese Richtung bekam. Dawson sieht Joey zum ersten Mal in dieser Aufmachung. Offensichtlich braucht es wirklich Haarspray und Lippenstift, um ihn darauf hinzuweisen, dass Joey (eigentlich schon längst) eine Schönheit ist. Da er seinen Augen nicht trauen kann, oder anders formuliert, da er diese Realität an Joey nicht wahrhaben will, muss er sich bei dem ihm eigenen dritten Auge überzeugen – der Kamera. An dieser markanten Stelle in Dawsons Erkenntnisprozess wird passenderweise noch einmal auf Dawsons Film-Welt-Sicht eingegangen. Im Sucher der Beta-SP-Kamera ist Joey in einem Close Up zu sehen. Joey fühlt sich nicht sonderlich wohl und lächelt deshalb nicht, sondern bleibt verbissen. Aber gerade diese Natürlichkeit, die für ihr eigentliches Wesen spricht, zeichnet ihre wahre Schönheit aus. In den Umschnitten auf Gale und Jen wird der ganze Stolz ihres näheren Umfeldes deutlich. Pacey tritt zu Jen: „Kann es sein, dass Aschenputtels Fee ihren Job vielleicht zu gut gemacht hat? Sieht aus, als hätte der Prinz entdeckt, wem der Schuh passt.“ Hier wird zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass Jen mit den Konsequenzen ihres Handelns, indem sie Joey für Dawson schön gemacht hat, vielleicht eine unbedachte Tat begangen hat, die ihr selbst noch Kummer bereiten könnten. „Sag mal, ist es die Möglichkeit, dass du ihn an jemand anderen verlierst, die ihn auf einmal so attraktiv macht? – Hältst du mich für so oberflächlich? – Nein, ich halte das nur für menschlich.“ Pacey liefert zwar eine potentielle Erklärung, was für ein Comeback Jens bei Dawson sprechen könnte, doch eigentlich ist das zu weit hergeholt. Da hat Pacey seinen großen Auftritt. Wenn man Behind-the-Scenes-Material zum Vergleich heranzieht, wenn sich Joshua Jackson vor seinen Fans oder Publikum als er selbst präsentiert, dann ist er hier ganz bei sich. Sein breit grinsender selbstbewusster Gang über den Laufsteg ist Joshua Jackson himself und wirkt deshalb so natürlich-sympathisch und witzig.
In einer kurzen Montagesequenz sehen wir die künstlerischen Darbietungen der Kandidatinnen, wobei Hannah van Wenning durch ihr theatralisches Spiel abtörnt. Pacey liefert ein paar selbstironische Breitseiten auf seine Rolle als Mann in dieser Misswahl und als Außenseiter in der Gesellschaft ab und gewinnt dadurch die Gunst der Zuschauer. Allerdings weniger die der humorlosen Jury (mit Ausnahme von Gale), wie sich sogleich herausstellen wird. Pacey ist ganz in seinem Element und beweist sein Talent als Stand-up-Comedian. Als ihm Gale schließlich mitteilt, er hätte nicht den Hauch einer Chance, zu gewinnen, ist er angepisst. Seinen Vater zu ärgern, ist schon eine coole Sache. Aber mittlerweile hatte er sich wirklich Chancen auf den Titel und somit auf die Kohle ausgerechnet. Seine von Wut und Frustration geprägte Enttäuschung wird sich nun ein Ventil suchen, um auszubrechen und sich gegen den Kern des Übels zu richten. Er muss letztlich erkennen, dass er nicht hier dazugehört. Dass er weiterhin der Underdog bleibt. Und als er das realisiert hat, lernt er zu sich selbst zu stehen und einen glorreichen Abgang hinzulegen. Aber zuerst ist es Zeit für Joeys legendären Auftritt.
Verlegen betritt sie die Bühne. Mit ungelenk hängenden Armen tritt sie ans Mikrofon. Das Klavier setzt ein. Dawson tritt neben Jen. „Unglaublich, wie du das gemacht hast.“ Als Jen nun zu ihm spricht, ist er schon gar nicht mehr bei ihr. Er ist völlig von Joey verzaubert. Jens Sätze verklingen deshalb ungehört. „Mir fehlt unsere Freundschaft, Dawson. Und nicht nur unsere Freundschaft. Was ich damit eigentlich sagen will, ist…“ Hier bricht sie ab, weil die nun folgenden zweieinhalt Minuten ganz der musikalischen Darbietung von Joey gehören. Sie singt „On my own“ aus dem Musical LES MISÉRABLES. Hinreißend interpretiert von Katie Holmes. Und weil´s so schön ist, hier der Text in voller Länge. Der Song wurde kongenial ausgewählt, reflektiert er doch 1:1 Joeys unerwiderte Liebe zu Dawson:
On my own
Pretending he’s beside me
All alone
I walk with him till morning
Without him
I feel his arms around me
And when I loose my way
I close my eyes and he has found me
[...]
And I know
It’s only in my mind
That I’m talking to myself
And not to him
And although
I know that he is blind
Still I say
There’s a way for us
[...]
I love him
I love him
I love him
But only on my own

In dieser schön gefilmt und geschnittenen Sequenz ist auch das Schauspiel erstklassig. Katie Holmes bleibt beim Text aus dem Musical, spielt aber unterschwellig ihre gesamte emotionale Palette als schmachtende Joey durch. Anfangs fühlt sie sich unwohl, ihre Haltung ist nicht sonderlich elegant oder selbstbewusst. Durch einen Seitenblick auf Dawson holt sie sich Mut. Dieser Blick ist nicht zufällig bei der Verszeile „I walked with him til morning“ angebracht. Mit Dawson hat sie schon zahllose Nächte durchgestanden. Wenngleich bisher nicht als Geliebte, sondern als beste Freundin, als Seelentrösterin, als Video-Mitseherin. Dawson ist von Joeys Ausstrahlung fasziniert. Der Mensch, den er bisher am besten kannte, präsentiert sich ihm nun in völlig anderer Gestalt. Bald wird er noch mehr in ihr erkennen. Langsam taut Joey auf. Sie singt mit ein wenig mehr Hingabe, ihre Stimme wird stärker, ihre Haltung zunehmend selbstbewusster, sogar ein flüchtiges Lächeln tritt hervor. Als die Stimmung des Songs wechselt, ins Bedauerlich-Dramatische hinein, blickt sie seitlich zu Boden. Sie taucht in ihre schmerzhaften Erinnerungen ein. Daran wie es war, von Dawson nicht bemerkt, nicht zurück-geliebt zu werden. Immer wieder unterbricht ein scheues Lächeln, das sie nicht dem Publikum zuwirft, sondern mit gesenktem Kopf sich selbst schenkt, ihre bittersüß-melancholische, aber nicht hoffnungslose Lage. Der nächste Seitenblick zu Dawson wird genau zwischen zwei bedeutungsschwangere Verszeilen eingeschnitten: „Still I say, there´s a way for us.“ – Blick – „I love him.“ Sie hegt die Hoffnung, sie werde ihn eines Tages doch noch für sich gewinnen können. Und wegen des Blickes ist das als das erste direkt an Dawson gerichtete Liebesgeständnis zu werten. Wieder kippt die Atmosphäre des Songs, hin zur Aussichtslosigkeit. Das Leiden ist auf Joeys Miene deutlich zu erkennen. Dennoch ist sie nicht völlig zerstört. Sie mag zwar Selbstmitleid mit sich haben, wie es der Song vorgibt, aber sie trägt es mit Fassung und verliert nicht den Humor. Was das darauf einsetzende Lächeln signalisiert. Zuletzt, in ihren letzten drei „I love him“ ist anfangs ein schüchternes Lächeln zu sehen, gen Boden gerichtet, das wieder von Traurigkeit und einer peinvollen Miene abgelöst wird. Schließlich blickt sie am Ende ihrer Darbietung noch einmal zu Dawson. Schärfeverlagerung von der links im Profil angeschnittenen Joey auf die im Hintergrund stehenden Dawson und Jen. Aus Jens Haltung geht hervor, sie hat Joeys Liebesgeständnis als genau dieses erkannt. Für Jen in diesem Augenblick ein Tiefschlag. Dawson hingegen ist völlig paralysiert. Der nächste große Schritt zur Selbsterkenntnis und somit zur Erkenntnis, was Joey wirklich für ihn bedeutet. Als Joey unter Applaus die Bühne verlässt, ist er hingerissen und klatscht begeistert.
Umschnitt auf Pacey, der sich im Besenraum auf seinen nächsten Auftritt vorbereitet. Nachdem er vergrätzt wurde, will er nun von Dawson wissen, was er wirklich von seinem Vorhaben hält. Ist es nur eine weitere Dummheit oder glaubt er wirklich an ihn? Dawson bleibt ihm eine Antwort schuldig, weshalb Pacey davon überzeugt ist, dass seine ganze Aktion letztlich nur dazu dient, dass er sich lächerlich macht. Nicht in der Weise, die seinen Vater ärgern könnte, sondern er macht sich vor sich selbst zum Narren. Und damit kann er nicht leben. Deshalb richtet sich seine Wut nun gegen die, die in dieser Situation die Macht über ihn und seinen Ruf haben – die Jury. „Das ist mal wieder was, worüber sich die anderen Schüler amüsieren können. Und die will ich doch sicher nicht enttäuschen. Diese Leute sind Scheiße. Wie könnte ich von der Bühne gehen, ohne ihnen das ins Gesicht zu sagen? Immerhin gehe ich den Bach runter, ich habe nichts zu verlieren.“
Er ändert sein Programm und statt eines nichtssagenden Zaubertricks liefert er eine hervorragende parodistische Imitation von Mel Gibson alias William Wallace in BRAVEHEART. Joshua Jackson spielt die Szene extrem witzig, was nicht zuletzt daran liegt, dass er – zumindest im Original – auch den schottischen Akzent imitiert. Mindestens so gut, wie es der Australier Mel Gibson in seinem Film hinbekommen hat. Blaubemalt wie die Pikten dieser Epoche tritt Pacey vor das Mikro und lässt seine Sprüche los. Dawson, der erwartet hatte, Pacey würde seine Frechheit viel direkter bringen, ist von der künstlerischen Interpretation seines Freundes überrascht. Er kennt den Film, deshalb ruft er in das erste peinliche Schweigen einen Satz hinein, der direkt aus dem Gibson-Epos stammt. Auch wenn Pacey nicht auf dem hohen Ross vor seinen schottischen Gefolgsleuten reitet, um sie für die Schlacht zu motivieren, so bringt er es doch fertig, seinen Gegnern eins originell vor den Latz zu knallen. Mit derben Onelinern, die zuerst noch aus dem Film kommen, die aber zunehmend auf seine eigene Person zugemüntzt sind. Als das Publikum lacht, neigt sich Dawson vorsichtig hinter dem Vorhang hervor. Paceys Auftritt scheint den Leuten wider Erwarten zu gefallen. Pacey geht zum Angriff über „Wer von euch ist in der Position, mich zu beurteilen? Und welcher Mensch lässt sich schon gerne beurteilen? Jetzt ist Schluss mit dem Beurteilen. Denn wer mich beurteilen will, will mich offenbar beherrschen. Und ich bin gewillt, die Zeichen meines kaputten Lebens einzutauschen gegen eine einzige Chance. Einfach gegen die Chance, mich vor meinen geschätzten Mitbürgern aufzustellen und ihnen schlicht und einfach zu sagen…“ Pacey redet sich in Rage. Er ist wieder ganz der Alte, spielt keine Spielchen mehr, sondern rebelliert voller Zivilcourage gegen das System. Und das tut er aufrichtig als der, der er ist. Ein Angry Young Man in bester James Dean-Tradition. Es wird die Erwartungshaltung aufgebaut, dass er nun der Jury eine Beleidigung an den Kopf werfen wird. Diese wird gebrochen, indem er an der Stelle höchster Spannung zum Originaltext des schottischen Freiheitskämpfers zurückkehrt: „…Ihr könnt mir vielleicht mein Leben nehmen. Aber ihr werdet mir niemals meine Freiheit nehmen!“ Mit diesem starken Auftritt hat sich der vorbestimmte Verlierer Pacey schließlich doch noch als Sieger entpuppt. Als Sieger über Heuchelei, konservative Moralvorstellungen und die Diskriminierung von gesellschaftlichen Außenseitern. Sein Triumph beschert ihm zwar keine 5000 $, aber eine ausreichende persönliche Genugtuung.
(to be continued)
Edit von Schnupfen: Songtext gekürzt - siehe Regeln.
In der Tat erscheint mir "Pretty Woman" nicht nur eine der Zentralepisoden der 1. Staffel, sondern von GANZ DC zu sein!
Ich möchte jetzt nicht auf die D/J Storyline eingehen, sonder die anderen Figuren kurz beleuchten.
Wie Joe B. völlig richtig bemerkt hat, ist 112 die Folge der Erkenntnis.
Bleiben wir kurz bei Pacey:
Er macht IMO eine gewaltige Metamorphose hin zu den Entwicklungen in der 2. Staffel durch. Er steigt aus dem Schatten des "Looser - Image", beweist machtvoll seinen Mut und seine Zivilcourage und er bricht Konventionen, führt das Gedankengut der Kleingeister ad absurdum und wird so zum eigentlichen Winner.
Thema Erkenntnis: Hannah, das verwöhnt/vernachlässigte Bonzentöchterchen muss erkennen, dass man Siege nicht so einfach abholen kann und schlüpft prinzipiell in Paceys frühere Rolle.
Jen: Sie geht IMO high risk ein! Ich denke, dass der vordergründige "Freundschaftsdienst" an Joey nicht anderes war, als endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und es gelingt ihr letztendlich!
Zu ihrem großen Pech und zu ihrer maßlosen Enttäuschung muss sie erkennen, dass sich ihre Vermutung (siehe "Männer" - "...Dawson ist ja nur in eine von uns beiden verliebt..") tatsächlich bewahrheitet.
Und sie muss erkennen, dass sie verloren hat...
Ein Wort noch zu den schauspielerischen Leistungen: Ich denke, dass "Pretty Woman" auch in diesem Zusammenhang den bisherigen Höhepunkt gebracht hat. Aber das wurde ohnehin schon entsprechend gewürdigt.
Ich möchte jetzt nicht auf die D/J Storyline eingehen, sonder die anderen Figuren kurz beleuchten.
Wie Joe B. völlig richtig bemerkt hat, ist 112 die Folge der Erkenntnis.
Bleiben wir kurz bei Pacey:
Er macht IMO eine gewaltige Metamorphose hin zu den Entwicklungen in der 2. Staffel durch. Er steigt aus dem Schatten des "Looser - Image", beweist machtvoll seinen Mut und seine Zivilcourage und er bricht Konventionen, führt das Gedankengut der Kleingeister ad absurdum und wird so zum eigentlichen Winner.
Thema Erkenntnis: Hannah, das verwöhnt/vernachlässigte Bonzentöchterchen muss erkennen, dass man Siege nicht so einfach abholen kann und schlüpft prinzipiell in Paceys frühere Rolle.
Jen: Sie geht IMO high risk ein! Ich denke, dass der vordergründige "Freundschaftsdienst" an Joey nicht anderes war, als endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und es gelingt ihr letztendlich!
Zu ihrem großen Pech und zu ihrer maßlosen Enttäuschung muss sie erkennen, dass sich ihre Vermutung (siehe "Männer" - "...Dawson ist ja nur in eine von uns beiden verliebt..") tatsächlich bewahrheitet.
Und sie muss erkennen, dass sie verloren hat...
Ein Wort noch zu den schauspielerischen Leistungen: Ich denke, dass "Pretty Woman" auch in diesem Zusammenhang den bisherigen Höhepunkt gebracht hat. Aber das wurde ohnehin schon entsprechend gewürdigt.
Auf dem Weg zurück zur Garderobe belauscht Joey zufällig, wie Hannah bei einer anderen Teilnehmerin über sie ablästert. Sie bezeichnet Joey als asozial, als jemanden, der in ihrer Welt nichts verloren hat. Die widerliche Arroganz Hannahs und das klischeehafte Schauspiel verstärken die Antipathie gegen sie. Die Schmährede hat den dramaturgischen Zweck, bei Joey nach ihren „15 Minuten Berühmtheit“ wieder die Selbstzweifel zu schüren. Sie gehört nicht in diese Umgebung. Sie ist ein Fremdkörper und wird es wohl immer bleiben. Joey ist den Tränen nahe und will das Handtuch werfen. Dawson übernimmt es, ihr angeschlagenes Selbstvertrauen wieder auf Vordermann zu bringen. Für ihn ist klar, dass die Missgunst ihrer Konkurrentinnen daher rührt, dass sie in Panik geraten sind. Denn Joey hat nun eine reelle Chance, den Wettbewerb zu gewinnen und das versnobte Pack auf die hinteren Ränge zu verweisen. Es geht nun nicht mehr ums Geld, es geht um mehr: ums Prinzip, um die Ehre Joeys, um das Revoltieren gegen die festgefahrenen Strukturen einer sich selbst überschätzenden Gesellschaftsschicht – und nicht zuletzt um eine persönliche Sache: „Joey, ich weiß, dass wir jetzt nicht miteinander reden können. Aber wenn, dann würde ich meiner besten Freundin sagen, die immer zu schüchtern war, um vor der Klasse aufzustehen und sich zu melden, wie unglaublich stolz ich jetzt auf sie bin. Denn ich finde, dass sie mehr Mut hat und Talent und Charakterstärke als alle Hannah van Wennings auf der ganzen Welt zusammen.“ Dawson vermag es durch seine anrührende Ansprache an die Qualitäten Joeys, sie schließlich doch zur Umkehr zu bewegen. Er blendet die widrigen Umstände aus und konzentriert sich wieder auf die menschliche Ebene. Sein Trost ist der eines Freundes. Im Spiel von James van der Beek kommt aber noch eine zusätzliche Dimension hinzu. Beinahe wirkt es so, als würde er Joeys Liebesgeständnis verklausuliert erwidern. Weil er fest an sie glaubt, schöpft Joey schließlich neuen Mut und überwindet ihre innere Blockade.
Als Joey zum letzten Mal auf die Bühne tritt, wird sie öffentlich gefragt, welchen Rat sie der heutigen Jugend mitgeben möchte. Sie geht nun noch einen Schritt weiter als im Interview mit Dawson. Wie sich im weiteren Verlauf der Serie noch öfter zeigen wird, ist sie gerade dann besonders stark, wenn sie einer größeren Menge Menschen etwas mitzuteilen hat. In all ihren Reden (z.B. vor der Enthüllung ihres Gemäldes in der Schule, ihr Engagement für Direktor Greene, auf dem High School-Abschluss, etc.) appelliert Joey an Zivilcourage und humanistische Werte. So auch hier. „Ich möchte der heutigen Jugend folgendes sagen: Egal, wohin das Leben euch führt. Ob in die Großstadt oder ein kleines Dorf. Euch werden auf jeden Fall Kleingeister über den Weg laufen. Menschen, die glauben, sie wären was Besseres als ihr. Menschen die glauben, das materielle Dinge, oder hübsch und beliebt zu sein schon automatisch einen wertvollen Menschen ausmachen. Ich möchte den jungen Leuten sagen, dass nichts davon etwas wert ist, wenn man nicht Charakterstärke hat, Integrität und ein Gefühl für Stolz. Und wenn du das große Glück hast, einige dieser Eigenschaften zu besitzen, verrate sie nicht. Verkauf dich nie. Wenn du zum ersten Mal jemanden begegnest, beurteile ihn bitte nicht nach seinem Lebenslauf. Denn wer weiß, dieser Mensch könnte vielleicht mal dein bester Freund werden.“ Mit ihrem emotional ergreifenden Statement eweist sich Joey einerseits gegenüber Hannah als die moralisch Überlegenere, andererseits sind ihre Worte als Dank und Wertschätzung an Dawson addressiert. Joeys Sendungsbewusstsein richtet sich aber auch an die jugendlichen Zuschauer von DC. Die Serie ergreift immer dann Partei, wenn es darum geht, liberales Denken, Toleranz und menschlichen Anstand hochzuhalten. Da die politische Message nicht aufdringlich mit erhobenem Zeigefinger rüberkommt, sondern in den Kontext der inhaltlichen und emotionalen Entwicklungen eingebettet ist, kann man ihre Aussage durchaus als subtile Propaganda bezeichnen. Eine Propaganda, die den häufig festgefahrenen Wertvorstellungen und der mitunter überholten Mentalität innerhalb der USA aber nur gut tun kann.
Der dritte Akt beginnt mit der Preisverleihung. Während Joey die Verkündigung der Gewinner mit einem ernsten Gesicht erwartet, strahlt Hannah siegesgewiss in die Runde. Ihr künstliches Lächeln bricht sofort zusammen, als sie nur den dritten Platz und somit lediglich Kinofreikarten gewinnt. Eine schlechte Verliererin, aber sie hat es auch nicht besser verdient. Für den Zuschauer wächst die Spannung, da Joey nun in die engere Auswahl der potentiellen Siegerin kommt. Doch auch sie geht mehr oder weniger leer aus. Sie macht den zweiten Platz und erhält einen Tag in einem Schönheitssalon. In der Bewertung der Jury wurde sie aber immer noch höher eingestuft als die überhebliche Hannah und somit erhält somit ihre Genugtuung. Sie selbst hatte das aber wohl kaum erwartet, wie in ihrer Miene zu sehen ist. Der erste Preis geht schließlich an Roberta Crumb. Eine überraschende Wendung, die in Ordnung geht, da sich die Siegerin zuvor als sozial engagiert präsentiert hat. Auch ihre Reaktion, die von Bescheidenheit und Fassungslosigkeit begleitet wird, stellt sie sympathisch dar und lässt die Entscheidung der Jury letztlich als gerechtfertigt erscheinen. Als die Damen von der Bühne abgehen, kommt Joey an Dawson vorbei. Sie hat die Veranstaltung bis auf ein paar seelische Blessuren ganz gut überstanden und lächelt ihren Freund an. Dieser ist stolz und freut sich mit ihr. Aber da ist auch noch etwas mehr. Etwas, dass sich bisher tief in seinem Inneren verborgen hat und das in der nächsten Szene endlich an die Oberfläche kommen wird.
Gale und Dawson treten zu Joey auf den Steg vor dem Yachtclub. Gale rühmt Joey noch einmal für ihren fantastischen Auftritt und fährt dann nach Hause. Dawson und Joey wollen noch ein wenig allein sein. Dawson betrachtet Joey eingehend, findet aber keine Worte: „Zum ersten Mal in meinem Leben hast du mich wirklich sprachlos gemacht... Was ist denn passiert, Joey?“ Joey sieht ihren Freund an. Jeder ihrer Blicke sagt viel mehr aus, als das Worte vermögen würden. „Du meinst, du weißt das nicht?“ Jen tritt im Hintergrund ins Bild, von den beiden unbeachtet. Dawson ergreift Joeys Hand. Er hat das schon früher getan, beispielsweise in # 102, als er sie auf die Tanzfläche schleifte, aber er hat es noch nie in dieser zärtlichen Weise getan. Auf diese Weise hat er im Pilotfilm Jens Hand ergriffen. So wie es ein frischverliebtes Pärchen tut. Und dieser Stich ist zuviel für Jen. Sie geht wortlos ab und überlässt die Szenerie voll und ganz Dawson und Joey. Da der Wind eine frische Brise vom Meer heranweht, ist es kühl und Dawson legt Joey sein Jackett über die Schultern. Ganz der romantische Gentleman, der er sich immer wünschte bei derartigen Anlässen zu sein. Die beiden setzen sich und Dawson geht nun dazu über, seine Gefühle behutsam in Worte zu kleiden: „Ich weiß, wie schwer es dir gefallen sein muss, heute da aufzutreten. Es ist, als hättest du dich… als hättest du dich in diese wunderhübsche… Joey verwandelt… Gott, ist das nicht merkwürdig? Ich sitze hier mit meiner besten Freundin und habe auf einmal feuchte Hände. Ich kenne dich schon ewig, aber… ich habe das Gefühl, als würde ich dich heute Abend zum ersten Mal sehen.“ Dawson ist selbst fassungslos über die Tatsache, dass es so lange gedauert hat, bis er Joey in ihrer wahren inneren und äußeren Schönheit erkannt hat. Die verschwitzten Hände sind ein Symbol für seine Gefühle, für seine Verliebtheit. Auch wenn er es an dieser Stelle noch nicht bewusst akzeptiert hat. Alles spricht dafür, dass er ebenfalls in Joey verliebt ist, er kann es sich aber noch nicht ganz eingestehen. Was er sich aber endlich eingesteht, ist, dass sie viel mehr als nur die beste Freundin ist. Doch Joey, der Dawsons Vortrag im Herzen zutiefst geschmeichelt hat, ist noch nicht restlos davon überzeugt, was ihre plötzliche Faszination auf Dawson ausgelöst haben könnte. Sie ist immer noch von den nicht ganz verdrängten Selbstzweifeln befallen. Sie glaubt, es ist nicht wirklich sie selbst, die Dawson nun sieht. Sondern es ist nur die gegenwärtige Hülle. Geschminkt und hergerichtet, um zu gefallen. „Ich weiß nicht, Dawson. Irgendetwas stimmt nicht an der ganzen Sache. – Aber ich dachte, genau das hast du gewollt? – Ich bin selber daran schuld. Weil ich mich verkleidet habe und Prinzessin gespielt. Und wir beide wissen, dass ich das nicht bin. – Natürlich bist du das. – Ich denke schon, dass ich das wollte. Dass du mich einmal hübsch siehst. Dass du mich endlich mal so ansiehst wie Jen… Aber im Grunde genommen will ich das ja gar nicht. Ich möchte, dass du, wenn du mich ansiehst, den Menschen siehst, den du schon immer kennst. Und dass dir klar wird, dass das was wir haben viel mehr wert ist als irgendeine vergängliche physische Schönheit. Und weißt du was, Dawson? Das ist nur Lippenstift und das ist nur Haarspray. Morgen wache ich auf und bin wieder Joey. Einfach Joey. Du weißt schon, das zu große Mädchen von der falschen Seite des Flusses.“ In Joeys Reaktion wird komplex auf ihre Unsicherheiten, ihre Situation als Außenseiterin und auf ihr Begehren nach Dawson verwiesen. Dawson wiederum gibt zuerst zu verstehen, dass er endlich kapiert, dass Joey in ihn verliebt ist. Und dass es nun eigentlich an ihm liegen müsste, den nächsten Schritt zum Miteinander-gehen auszuüben. Doch Joey nimmt ihm durch ihre Antwort den Wind aus den Segeln. Sie ist nun diejenige, die das wann und wie bestimmen will. Un das ist jetzt, in genau dieser Situation nicht der richtige Augenblick für Dawsons Vorstoß. Er muss erst wieder objektiver denken können und sie nicht nur als die Prinzessin des Abends wahrnehmen, sondern als sie selbst – das Mädchen, das sie immer war, mitsamt ihren Fehlern und Schwächen. Denn dieses Mächen liebt ihn und will seine Liebe erwidert haben. Dawson ist von Joeys Verhaltenswechsel überrascht, sucht eine intellektuelle Erklärung. Eine Definition für den Standpunkt, wo sie in ihrer Beziehung nun angelangt sind. Wie so oft versaut sich Dawson seine Chancen bei Mädels durch zuviel Herumgerede. Joey will aber, dass er sich erst selbst absolut sicher wird, durch die Verknüpfung von Herz und Verstand, ob er sie auch wirklich liebt. „Dawson, du hattest soviele Jahre lang Zeit, Gefühle für mich zu entwickeln. Ich kann nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, zu hoffen, dass du vielleicht mal einen Blick in meine Richtung wirfst. Zwischen deinen qualvollen Teenager-Romanzen und welche Jen Linley dir gerade über den Weg läuft. Ich kann das nicht.“Joey mag sich zwar auf eine demütigende Veranstaltung wie den Miss-Contest einlassen, aber wenn es um ihr Herz geht, will sie absolut auf der sicheren Seite stehen. Ihr Herz ist bereits fragil und sie will nicht riskieren, für Dawson nur zu einer Fußnote in seinem romantischen Leben zu werden. Sie will sein gesamtes romantisches Leben beanspruchen. Sie will, dass er genauso für sie empfindet, nämlich tief und aufrichtig, wie sie für ihn empfindet. Und wann das der Fall sein wird, steht noch in den Sternen. Deshalb schiebt Joey die Klärung ihrer Beziehung auf und entzieht sich ihm. Ein bemerkenswerter Dialog zwischen den beiden, der die ganze Gefühlsskala durchspielt, von umwerfenden Glücksmomenten über das Prinzip Hoffnung hin zum ambivalenten Feeling des offengebliebenens Zusammenführungsprozesses. Dawson und Joey wissen nun also über die Gefühle, die sie füreinander hegen, mehr oder weniger Bescheid. Nun müssen sie diese Erkenntnis auf sich einwirken lassen, dann kann es zum großen emotionalen Höhepunkt kommen. Der sich dann erwartungsgemäß in einem Kuss manifestieren wird. Aber dieses Highlight wird uns noch eine Folge vorenthalten werden. Die Szene mag mancher vielleicht in die Nähe von Kitsch stellen, durch die nachvollziehbaren psychologischen Wechselwirkungen, die vielschichtig aufgebauten Charaktere und die mitreißende Entwicklung der Ereignisse ist sie aber enorm facettenreich und „echt“ inszeniert worden. Die Darsteller Holmes und van der Beek liefern obendrein eine absolut glaubwürdige Leistung. Auch die Wiederkehr des Love-Themes auf der Musikspur unterstützt die Wirkung. Man hat es mit Teenagern mit all ihren Unsicherheiten zu tun, aber auch mit Figuren, die einem im Laufe der letzen 12 Episoden ans Herz gewachsen sind. Und deshalb lässt die Szene trotz ihres eher enttäuschenden Ausgangs die Spannung auf das große Finale enorm ansteigen. Bei ihrem Abschied, als sich Joey das Sakko auszieht und es Dawson zurückgibt, was in übertragener Weise für ihre Zurückweisung steht, wird noch einmal eine melancholische Stimmung erzeugt. Damit wollen uns die Serienschöpfer aber nicht in den Feierabend schicken. Sie werden noch den Daumen nach oben richten und uns ein Feel-Good-Ende der schönsten Art bescheren.
Um die Spannung zu steigern, wird als retardierendes Moment das Ende des Pacey-Plots dazwischen geschoben. Dieser läuft am Pier noch einmal der ausgebooteten Selbstüberschätzungs-Prinzessin Hannah über den Weg, die desillusioniert ist und den Blues schiebt. Pacey ist ein anständiger Kerl und zeigt gegenüber seiner Intimfeindin zuletzt doch noch Verständnis. Die beiden stehen von ihrer Herkunft zwar an unterschiedlichen Polen, haben innerfamiliär in ihrem persönlichen Elend aber einiges gemein. So wie Pacey immer am Vergleich mit seinem großen Bruder Doug scheitert, nimmt der Hund der Familie van Wenning mehr Gunst bei ihren Angehörigen ein als die eigene Tochter. Hannah ist folglich ein bemitleidenswerter Charakter, der auch nur nach Anerkennung strebt. Sie ist Pacey gegenüber nun auch gar nicht mehr so biestig: „Übrigens war das eine unheimlich mutige Sache, die du da abgezogen hast.“
Die Kiss Off-Szene nimmt die anhaltende Spannung zwischen Dawson und Joey wieder auf und lässt sie großartig ausklingen. Dawson steht gedankenverloren vor der Veranda seines Elternhauses, als sich Jen von hinten annähert. Auf ihre Frage, wie sein Debut als Reporter ausgegangen ist, antwortet er, dass es doch nur zu einer Kurzmeldung in den Spätnachrichten gereicht hat. Er ist aber keineswegs verbittert oder enttäuscht. In seinen Gemütszustand haben sich andere, wichtigere Dinge eingeschoben, die ihn das filmische Weiterkommen zweitrangig erscheinen lassen. Jen lassen ihre wiederentdeckten Gefühle für Dawson keine Ruhe. Der Plot zwischen den beiden, der in der ersten Staffel abwechslungsreich zwischen Annäherung und Entfremdung hin- und herpendelte, steuert nun wieder auf ein Comeback hinaus. Sie will ihn zurückgewinnen, obwohl alles dagegenspricht: „Das klingt vielleicht, als käme es aus heiterem Himmel. Aber offen gesagt, habe ich in letzter Zeit kaum über etwas anderes nachgedacht. Ich weiß, dass wir unserer Beziehung keine besonders große Chance gegeben hatten. Das heißt, ich war es, die ihr keine Chance gegeben hat. Und du hast Recht, ich habe dir keine besonders gute Begründung für das Schlussmachen genannt. Aber offen gesagt weiß ich gar nicht, ob ich einen Grund dafür hatte… Ist es zu spät, um dich zu bitten, uns noch eine Chance zu geben?“ Dawson, der in eine andere Richtung geblickt hatte, weil er mit seinen Gedanken soeben noch ganz woanders war, wendet sich nach dieser für ihn mehr als unerwarteten Wendung Jen zu. Er kann es kaum fassen, was ihm seine Exfreundin anträgt. Jen, die gerade noch voller Hoffnung war, erkennt, dass es bereits zu spät ist. Dawson bleibt Gentleman und kleidet seine Zurückweisung in Worte, die nach außen hin noch alle Türen offen lassen: „Jetzt ist wirklich kein guter Zeitpunkt. Es gibt gewisse Dinge, über die ich mir erst noch klar werden muss.“ Wieder wendet er seinen Kopf von Jen ab und meidet den direkten Blickkontakt. Obwohl er sich nicht auf eine Entscheidung festnageln lassen will und vordergründig unverbindlich bleibt, hat er sich innerlich längst von ihr distanziert. Diese Abwendung ist schrittweise geschehen: von den als Beleidigungen getarnten Komplimenten, über die Reaktion auf Joeys Lied bis zu dieser Stelle, wo in seinem Herzen nur noch Platz für einen Menschen ist. Der Mensch, der dort schon immer einen Platz hatte, der aber vorübergehend von Jen verdrängt wurde. Und nun ist die Zeit gekommen, in der Jen ausgeschlossen wird. So ist das nun mal bei Teenagerromanzen – und nicht zuletzt im Leben. Geliebte Menschen kommen und gehen und letzten Endes schenkt man sein Herz demjenigen, der den tiefsten Eindruck hinterlässt – oder wie im Falle von Dawson – schon immer hinterlassen hatte. Dawson erteilt Jen einen Korb. Diese nimmt es gefasst auf und verabschiedet sich. Nun, da alles gesagt wurde, folgt eine Parallelmontage ohne Worte, die den zutiefst ergreifenden Abschluss der Folge bildet. Dawson sitzt vor der Veranda und blickt in die Nacht hinaus. Die Kamera verdichtet langsam auf sein Gesicht, während im Hintergrund leise die Musik eingespielt wird, die letztlich für seine finale Erkenntnis steht. Während wir nun zum wiederholten Male Joeys „On my own“ hören, dass sich im Gegensatz zur ersten Darbietung an Intensität steigert (zu dem einzelnen Piano kommt nun der gesamte Orchestereinsatz hinzu – übrigens schade, dass diese Version nirgendwo in voller Länge herzukriegen ist), wird auf Joey umgeschnitten. Die Pretty Woman steht vor dem Spiegel und bürstet ihre Haare. Auch sie erlebt an dieser Stelle ihre Katharsis. Sie betrachtet sich, legt den Kopf schief und schenkt sich selbst ein Lächeln. Dieses steht einerseits für ihre Zufriedenheit, da sie sich nun selbst als hübsch akzeptieren kann. Andererseits steht es für ihre Vorfreude. Denn sie weiß, dass zwischen ihr und Dawson nun keine Barrieren mehr stehen. Ihr großer Traum von der ersten großen Liebe steht unmittelbar davor, in Erfüllung zu gehen. Joeys Lächeln wird durch den nächsten Schnitt von Dawson erwidert. Es hat beinahe den Anschein, als würden sie sich in ihrer Imagination direkt gegenüber stehen. Die Kamerafahrt auf Dawson und sein Lächeln bringt es nun auf den Punkt: genau hier überwindet er alle letzten Unsicherheiten und realisiert: auch er ist in Joey verliebt. Er war es eigentlich längst, aber nun weiß er es auch endlich. Ein unglaublich mitreißender Augenblick, großes Kino, das keinen kalt lässt. Dem Druck auf die Tränendrüsen kann man sich schwerlich entziehen. Nach diesem rundum gelungenen, gefühlvollen Höhepunkt sind die Weichen fürs große Staffelfinale gestellt. Beide wissen für sich selbst, wie sie zueinander stehen. Nun müssen sie nur noch den Mut aufbringen, es dem anderen auch direkt mitzuteilen. Da das keine einfache Sache wird, sind die inneren Konflikte in der nächsten Episode, aber auch das harmonische Zusammenfügen des gesamten horizontalen Handlungsbogens garantiert. Es wird also noch einmal so richtig spannend, bitte bleiben Sie am Apparat…
Als Joey zum letzten Mal auf die Bühne tritt, wird sie öffentlich gefragt, welchen Rat sie der heutigen Jugend mitgeben möchte. Sie geht nun noch einen Schritt weiter als im Interview mit Dawson. Wie sich im weiteren Verlauf der Serie noch öfter zeigen wird, ist sie gerade dann besonders stark, wenn sie einer größeren Menge Menschen etwas mitzuteilen hat. In all ihren Reden (z.B. vor der Enthüllung ihres Gemäldes in der Schule, ihr Engagement für Direktor Greene, auf dem High School-Abschluss, etc.) appelliert Joey an Zivilcourage und humanistische Werte. So auch hier. „Ich möchte der heutigen Jugend folgendes sagen: Egal, wohin das Leben euch führt. Ob in die Großstadt oder ein kleines Dorf. Euch werden auf jeden Fall Kleingeister über den Weg laufen. Menschen, die glauben, sie wären was Besseres als ihr. Menschen die glauben, das materielle Dinge, oder hübsch und beliebt zu sein schon automatisch einen wertvollen Menschen ausmachen. Ich möchte den jungen Leuten sagen, dass nichts davon etwas wert ist, wenn man nicht Charakterstärke hat, Integrität und ein Gefühl für Stolz. Und wenn du das große Glück hast, einige dieser Eigenschaften zu besitzen, verrate sie nicht. Verkauf dich nie. Wenn du zum ersten Mal jemanden begegnest, beurteile ihn bitte nicht nach seinem Lebenslauf. Denn wer weiß, dieser Mensch könnte vielleicht mal dein bester Freund werden.“ Mit ihrem emotional ergreifenden Statement eweist sich Joey einerseits gegenüber Hannah als die moralisch Überlegenere, andererseits sind ihre Worte als Dank und Wertschätzung an Dawson addressiert. Joeys Sendungsbewusstsein richtet sich aber auch an die jugendlichen Zuschauer von DC. Die Serie ergreift immer dann Partei, wenn es darum geht, liberales Denken, Toleranz und menschlichen Anstand hochzuhalten. Da die politische Message nicht aufdringlich mit erhobenem Zeigefinger rüberkommt, sondern in den Kontext der inhaltlichen und emotionalen Entwicklungen eingebettet ist, kann man ihre Aussage durchaus als subtile Propaganda bezeichnen. Eine Propaganda, die den häufig festgefahrenen Wertvorstellungen und der mitunter überholten Mentalität innerhalb der USA aber nur gut tun kann.
Der dritte Akt beginnt mit der Preisverleihung. Während Joey die Verkündigung der Gewinner mit einem ernsten Gesicht erwartet, strahlt Hannah siegesgewiss in die Runde. Ihr künstliches Lächeln bricht sofort zusammen, als sie nur den dritten Platz und somit lediglich Kinofreikarten gewinnt. Eine schlechte Verliererin, aber sie hat es auch nicht besser verdient. Für den Zuschauer wächst die Spannung, da Joey nun in die engere Auswahl der potentiellen Siegerin kommt. Doch auch sie geht mehr oder weniger leer aus. Sie macht den zweiten Platz und erhält einen Tag in einem Schönheitssalon. In der Bewertung der Jury wurde sie aber immer noch höher eingestuft als die überhebliche Hannah und somit erhält somit ihre Genugtuung. Sie selbst hatte das aber wohl kaum erwartet, wie in ihrer Miene zu sehen ist. Der erste Preis geht schließlich an Roberta Crumb. Eine überraschende Wendung, die in Ordnung geht, da sich die Siegerin zuvor als sozial engagiert präsentiert hat. Auch ihre Reaktion, die von Bescheidenheit und Fassungslosigkeit begleitet wird, stellt sie sympathisch dar und lässt die Entscheidung der Jury letztlich als gerechtfertigt erscheinen. Als die Damen von der Bühne abgehen, kommt Joey an Dawson vorbei. Sie hat die Veranstaltung bis auf ein paar seelische Blessuren ganz gut überstanden und lächelt ihren Freund an. Dieser ist stolz und freut sich mit ihr. Aber da ist auch noch etwas mehr. Etwas, dass sich bisher tief in seinem Inneren verborgen hat und das in der nächsten Szene endlich an die Oberfläche kommen wird.
Gale und Dawson treten zu Joey auf den Steg vor dem Yachtclub. Gale rühmt Joey noch einmal für ihren fantastischen Auftritt und fährt dann nach Hause. Dawson und Joey wollen noch ein wenig allein sein. Dawson betrachtet Joey eingehend, findet aber keine Worte: „Zum ersten Mal in meinem Leben hast du mich wirklich sprachlos gemacht... Was ist denn passiert, Joey?“ Joey sieht ihren Freund an. Jeder ihrer Blicke sagt viel mehr aus, als das Worte vermögen würden. „Du meinst, du weißt das nicht?“ Jen tritt im Hintergrund ins Bild, von den beiden unbeachtet. Dawson ergreift Joeys Hand. Er hat das schon früher getan, beispielsweise in # 102, als er sie auf die Tanzfläche schleifte, aber er hat es noch nie in dieser zärtlichen Weise getan. Auf diese Weise hat er im Pilotfilm Jens Hand ergriffen. So wie es ein frischverliebtes Pärchen tut. Und dieser Stich ist zuviel für Jen. Sie geht wortlos ab und überlässt die Szenerie voll und ganz Dawson und Joey. Da der Wind eine frische Brise vom Meer heranweht, ist es kühl und Dawson legt Joey sein Jackett über die Schultern. Ganz der romantische Gentleman, der er sich immer wünschte bei derartigen Anlässen zu sein. Die beiden setzen sich und Dawson geht nun dazu über, seine Gefühle behutsam in Worte zu kleiden: „Ich weiß, wie schwer es dir gefallen sein muss, heute da aufzutreten. Es ist, als hättest du dich… als hättest du dich in diese wunderhübsche… Joey verwandelt… Gott, ist das nicht merkwürdig? Ich sitze hier mit meiner besten Freundin und habe auf einmal feuchte Hände. Ich kenne dich schon ewig, aber… ich habe das Gefühl, als würde ich dich heute Abend zum ersten Mal sehen.“ Dawson ist selbst fassungslos über die Tatsache, dass es so lange gedauert hat, bis er Joey in ihrer wahren inneren und äußeren Schönheit erkannt hat. Die verschwitzten Hände sind ein Symbol für seine Gefühle, für seine Verliebtheit. Auch wenn er es an dieser Stelle noch nicht bewusst akzeptiert hat. Alles spricht dafür, dass er ebenfalls in Joey verliebt ist, er kann es sich aber noch nicht ganz eingestehen. Was er sich aber endlich eingesteht, ist, dass sie viel mehr als nur die beste Freundin ist. Doch Joey, der Dawsons Vortrag im Herzen zutiefst geschmeichelt hat, ist noch nicht restlos davon überzeugt, was ihre plötzliche Faszination auf Dawson ausgelöst haben könnte. Sie ist immer noch von den nicht ganz verdrängten Selbstzweifeln befallen. Sie glaubt, es ist nicht wirklich sie selbst, die Dawson nun sieht. Sondern es ist nur die gegenwärtige Hülle. Geschminkt und hergerichtet, um zu gefallen. „Ich weiß nicht, Dawson. Irgendetwas stimmt nicht an der ganzen Sache. – Aber ich dachte, genau das hast du gewollt? – Ich bin selber daran schuld. Weil ich mich verkleidet habe und Prinzessin gespielt. Und wir beide wissen, dass ich das nicht bin. – Natürlich bist du das. – Ich denke schon, dass ich das wollte. Dass du mich einmal hübsch siehst. Dass du mich endlich mal so ansiehst wie Jen… Aber im Grunde genommen will ich das ja gar nicht. Ich möchte, dass du, wenn du mich ansiehst, den Menschen siehst, den du schon immer kennst. Und dass dir klar wird, dass das was wir haben viel mehr wert ist als irgendeine vergängliche physische Schönheit. Und weißt du was, Dawson? Das ist nur Lippenstift und das ist nur Haarspray. Morgen wache ich auf und bin wieder Joey. Einfach Joey. Du weißt schon, das zu große Mädchen von der falschen Seite des Flusses.“ In Joeys Reaktion wird komplex auf ihre Unsicherheiten, ihre Situation als Außenseiterin und auf ihr Begehren nach Dawson verwiesen. Dawson wiederum gibt zuerst zu verstehen, dass er endlich kapiert, dass Joey in ihn verliebt ist. Und dass es nun eigentlich an ihm liegen müsste, den nächsten Schritt zum Miteinander-gehen auszuüben. Doch Joey nimmt ihm durch ihre Antwort den Wind aus den Segeln. Sie ist nun diejenige, die das wann und wie bestimmen will. Un das ist jetzt, in genau dieser Situation nicht der richtige Augenblick für Dawsons Vorstoß. Er muss erst wieder objektiver denken können und sie nicht nur als die Prinzessin des Abends wahrnehmen, sondern als sie selbst – das Mädchen, das sie immer war, mitsamt ihren Fehlern und Schwächen. Denn dieses Mächen liebt ihn und will seine Liebe erwidert haben. Dawson ist von Joeys Verhaltenswechsel überrascht, sucht eine intellektuelle Erklärung. Eine Definition für den Standpunkt, wo sie in ihrer Beziehung nun angelangt sind. Wie so oft versaut sich Dawson seine Chancen bei Mädels durch zuviel Herumgerede. Joey will aber, dass er sich erst selbst absolut sicher wird, durch die Verknüpfung von Herz und Verstand, ob er sie auch wirklich liebt. „Dawson, du hattest soviele Jahre lang Zeit, Gefühle für mich zu entwickeln. Ich kann nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, zu hoffen, dass du vielleicht mal einen Blick in meine Richtung wirfst. Zwischen deinen qualvollen Teenager-Romanzen und welche Jen Linley dir gerade über den Weg läuft. Ich kann das nicht.“Joey mag sich zwar auf eine demütigende Veranstaltung wie den Miss-Contest einlassen, aber wenn es um ihr Herz geht, will sie absolut auf der sicheren Seite stehen. Ihr Herz ist bereits fragil und sie will nicht riskieren, für Dawson nur zu einer Fußnote in seinem romantischen Leben zu werden. Sie will sein gesamtes romantisches Leben beanspruchen. Sie will, dass er genauso für sie empfindet, nämlich tief und aufrichtig, wie sie für ihn empfindet. Und wann das der Fall sein wird, steht noch in den Sternen. Deshalb schiebt Joey die Klärung ihrer Beziehung auf und entzieht sich ihm. Ein bemerkenswerter Dialog zwischen den beiden, der die ganze Gefühlsskala durchspielt, von umwerfenden Glücksmomenten über das Prinzip Hoffnung hin zum ambivalenten Feeling des offengebliebenens Zusammenführungsprozesses. Dawson und Joey wissen nun also über die Gefühle, die sie füreinander hegen, mehr oder weniger Bescheid. Nun müssen sie diese Erkenntnis auf sich einwirken lassen, dann kann es zum großen emotionalen Höhepunkt kommen. Der sich dann erwartungsgemäß in einem Kuss manifestieren wird. Aber dieses Highlight wird uns noch eine Folge vorenthalten werden. Die Szene mag mancher vielleicht in die Nähe von Kitsch stellen, durch die nachvollziehbaren psychologischen Wechselwirkungen, die vielschichtig aufgebauten Charaktere und die mitreißende Entwicklung der Ereignisse ist sie aber enorm facettenreich und „echt“ inszeniert worden. Die Darsteller Holmes und van der Beek liefern obendrein eine absolut glaubwürdige Leistung. Auch die Wiederkehr des Love-Themes auf der Musikspur unterstützt die Wirkung. Man hat es mit Teenagern mit all ihren Unsicherheiten zu tun, aber auch mit Figuren, die einem im Laufe der letzen 12 Episoden ans Herz gewachsen sind. Und deshalb lässt die Szene trotz ihres eher enttäuschenden Ausgangs die Spannung auf das große Finale enorm ansteigen. Bei ihrem Abschied, als sich Joey das Sakko auszieht und es Dawson zurückgibt, was in übertragener Weise für ihre Zurückweisung steht, wird noch einmal eine melancholische Stimmung erzeugt. Damit wollen uns die Serienschöpfer aber nicht in den Feierabend schicken. Sie werden noch den Daumen nach oben richten und uns ein Feel-Good-Ende der schönsten Art bescheren.
Um die Spannung zu steigern, wird als retardierendes Moment das Ende des Pacey-Plots dazwischen geschoben. Dieser läuft am Pier noch einmal der ausgebooteten Selbstüberschätzungs-Prinzessin Hannah über den Weg, die desillusioniert ist und den Blues schiebt. Pacey ist ein anständiger Kerl und zeigt gegenüber seiner Intimfeindin zuletzt doch noch Verständnis. Die beiden stehen von ihrer Herkunft zwar an unterschiedlichen Polen, haben innerfamiliär in ihrem persönlichen Elend aber einiges gemein. So wie Pacey immer am Vergleich mit seinem großen Bruder Doug scheitert, nimmt der Hund der Familie van Wenning mehr Gunst bei ihren Angehörigen ein als die eigene Tochter. Hannah ist folglich ein bemitleidenswerter Charakter, der auch nur nach Anerkennung strebt. Sie ist Pacey gegenüber nun auch gar nicht mehr so biestig: „Übrigens war das eine unheimlich mutige Sache, die du da abgezogen hast.“
Die Kiss Off-Szene nimmt die anhaltende Spannung zwischen Dawson und Joey wieder auf und lässt sie großartig ausklingen. Dawson steht gedankenverloren vor der Veranda seines Elternhauses, als sich Jen von hinten annähert. Auf ihre Frage, wie sein Debut als Reporter ausgegangen ist, antwortet er, dass es doch nur zu einer Kurzmeldung in den Spätnachrichten gereicht hat. Er ist aber keineswegs verbittert oder enttäuscht. In seinen Gemütszustand haben sich andere, wichtigere Dinge eingeschoben, die ihn das filmische Weiterkommen zweitrangig erscheinen lassen. Jen lassen ihre wiederentdeckten Gefühle für Dawson keine Ruhe. Der Plot zwischen den beiden, der in der ersten Staffel abwechslungsreich zwischen Annäherung und Entfremdung hin- und herpendelte, steuert nun wieder auf ein Comeback hinaus. Sie will ihn zurückgewinnen, obwohl alles dagegenspricht: „Das klingt vielleicht, als käme es aus heiterem Himmel. Aber offen gesagt, habe ich in letzter Zeit kaum über etwas anderes nachgedacht. Ich weiß, dass wir unserer Beziehung keine besonders große Chance gegeben hatten. Das heißt, ich war es, die ihr keine Chance gegeben hat. Und du hast Recht, ich habe dir keine besonders gute Begründung für das Schlussmachen genannt. Aber offen gesagt weiß ich gar nicht, ob ich einen Grund dafür hatte… Ist es zu spät, um dich zu bitten, uns noch eine Chance zu geben?“ Dawson, der in eine andere Richtung geblickt hatte, weil er mit seinen Gedanken soeben noch ganz woanders war, wendet sich nach dieser für ihn mehr als unerwarteten Wendung Jen zu. Er kann es kaum fassen, was ihm seine Exfreundin anträgt. Jen, die gerade noch voller Hoffnung war, erkennt, dass es bereits zu spät ist. Dawson bleibt Gentleman und kleidet seine Zurückweisung in Worte, die nach außen hin noch alle Türen offen lassen: „Jetzt ist wirklich kein guter Zeitpunkt. Es gibt gewisse Dinge, über die ich mir erst noch klar werden muss.“ Wieder wendet er seinen Kopf von Jen ab und meidet den direkten Blickkontakt. Obwohl er sich nicht auf eine Entscheidung festnageln lassen will und vordergründig unverbindlich bleibt, hat er sich innerlich längst von ihr distanziert. Diese Abwendung ist schrittweise geschehen: von den als Beleidigungen getarnten Komplimenten, über die Reaktion auf Joeys Lied bis zu dieser Stelle, wo in seinem Herzen nur noch Platz für einen Menschen ist. Der Mensch, der dort schon immer einen Platz hatte, der aber vorübergehend von Jen verdrängt wurde. Und nun ist die Zeit gekommen, in der Jen ausgeschlossen wird. So ist das nun mal bei Teenagerromanzen – und nicht zuletzt im Leben. Geliebte Menschen kommen und gehen und letzten Endes schenkt man sein Herz demjenigen, der den tiefsten Eindruck hinterlässt – oder wie im Falle von Dawson – schon immer hinterlassen hatte. Dawson erteilt Jen einen Korb. Diese nimmt es gefasst auf und verabschiedet sich. Nun, da alles gesagt wurde, folgt eine Parallelmontage ohne Worte, die den zutiefst ergreifenden Abschluss der Folge bildet. Dawson sitzt vor der Veranda und blickt in die Nacht hinaus. Die Kamera verdichtet langsam auf sein Gesicht, während im Hintergrund leise die Musik eingespielt wird, die letztlich für seine finale Erkenntnis steht. Während wir nun zum wiederholten Male Joeys „On my own“ hören, dass sich im Gegensatz zur ersten Darbietung an Intensität steigert (zu dem einzelnen Piano kommt nun der gesamte Orchestereinsatz hinzu – übrigens schade, dass diese Version nirgendwo in voller Länge herzukriegen ist), wird auf Joey umgeschnitten. Die Pretty Woman steht vor dem Spiegel und bürstet ihre Haare. Auch sie erlebt an dieser Stelle ihre Katharsis. Sie betrachtet sich, legt den Kopf schief und schenkt sich selbst ein Lächeln. Dieses steht einerseits für ihre Zufriedenheit, da sie sich nun selbst als hübsch akzeptieren kann. Andererseits steht es für ihre Vorfreude. Denn sie weiß, dass zwischen ihr und Dawson nun keine Barrieren mehr stehen. Ihr großer Traum von der ersten großen Liebe steht unmittelbar davor, in Erfüllung zu gehen. Joeys Lächeln wird durch den nächsten Schnitt von Dawson erwidert. Es hat beinahe den Anschein, als würden sie sich in ihrer Imagination direkt gegenüber stehen. Die Kamerafahrt auf Dawson und sein Lächeln bringt es nun auf den Punkt: genau hier überwindet er alle letzten Unsicherheiten und realisiert: auch er ist in Joey verliebt. Er war es eigentlich längst, aber nun weiß er es auch endlich. Ein unglaublich mitreißender Augenblick, großes Kino, das keinen kalt lässt. Dem Druck auf die Tränendrüsen kann man sich schwerlich entziehen. Nach diesem rundum gelungenen, gefühlvollen Höhepunkt sind die Weichen fürs große Staffelfinale gestellt. Beide wissen für sich selbst, wie sie zueinander stehen. Nun müssen sie nur noch den Mut aufbringen, es dem anderen auch direkt mitzuteilen. Da das keine einfache Sache wird, sind die inneren Konflikte in der nächsten Episode, aber auch das harmonische Zusammenfügen des gesamten horizontalen Handlungsbogens garantiert. Es wird also noch einmal so richtig spannend, bitte bleiben Sie am Apparat…
@Joe B: In den Regeln steht, dass keine Songtexte mehr gepostet werden dürfen (ich sag's nur weil ich vor zwei oder drei Wochen deshalb eins auf den Deckel bekommen hab
)
Also ich will auch mal meine Meinung kund tun: Ich liebe dise Folge.
Ich erinnere mich noch wie ich sie zu ersten Mal gesehen habe,e s war fantastisch. Wie Dawson ENDLICH die Schuppen von den Augen fallen, einfach traumhaft. Und dann war ich auch richtig sauer auf Jen weil ihr jetzt plötzlich einfällt, dass sie doch noch was von Dawsón will
Naja, sei's drum. Joeys Auftritt war unglaublich, ich liebe diese Szene. Katie Holmes hat das schon selbst gesungen, oder?
Naja, und zu Pacey kann man nur sagen: Klasse
Ich liebe es wenn er aus der Rolle fällt, was er ja schon recht häufig tut.

Also ich will auch mal meine Meinung kund tun: Ich liebe dise Folge.
Ich erinnere mich noch wie ich sie zu ersten Mal gesehen habe,e s war fantastisch. Wie Dawson ENDLICH die Schuppen von den Augen fallen, einfach traumhaft. Und dann war ich auch richtig sauer auf Jen weil ihr jetzt plötzlich einfällt, dass sie doch noch was von Dawsón will

Naja, sei's drum. Joeys Auftritt war unglaublich, ich liebe diese Szene. Katie Holmes hat das schon selbst gesungen, oder?
Naja, und zu Pacey kann man nur sagen: Klasse

Zuletzt geändert von Lenya am 23.04.2006, 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Eure Meinung zu #1.12 Pretty Woman
Josey* hat geschrieben:"Pretty Woman" ist wohl DIE Kultfolge der ersten Staffel
Nyah hat geschrieben:Früher fand ich diese Folge immer total klasse, weil Dawson endlich seine beste Freundin neu entdeckt.
Maynoonth160 hat geschrieben:Das ist wirklich eine, wenn nicht sogar, die beste Folge der 1. Staffel.
castaways hat geschrieben:In der Tat erscheint mir "Pretty Woman" nicht nur eine der Zentralepisoden der 1. Staffel, sondern von GANZ DC zu sein!
Da trau ich mich ja fast gar nicht mehr, meine 3 Punkte hier kundzutuen - also ich fand 10 von 12 Folgen (klar) besser als diese Folge - achja, ich werd's dennoch riskieren, meine Meinung zu posten...Lenya hat geschrieben:Also ich will auch mal meine Meinung kund tun: Ich liebe dise Folge.

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„we could actually be friends…“ schlägt Jen Joey vor. Mein erster Kommentar, davor bekam ich außer einem sexistischen Yacht-Schönheits-Wettbewerb von reichgeborenen Schnöseln ziemlich wenig mit – was für ein Vokabular, was für Schachtelsätze! Okay Leute, jetzt reicht’s mir aber, boah, nix verstehen tu ich! Also muss der deutsche Sub her – oder ich flipp aus!

„I know I’m not pretty!“ Warum so schüchtern, Miss Potter? Das ganze lief natürlich – offensichtlich – darauf hinaus, dass Joey an der Miss-Wahl teilnimmt. Nach zuletzt 3 Folgen mit weniger als einer guten Bewertung, klingt dass nicht sonderlich toll in meinen Ohren… Dawson mochte ich zu Beginn der Serie am meisten, der Filmfreak, der in einer Traumwelt lebte. Spätestens letzte Folge hat er es sich mit seinem nervigen Doppeldate bei mir verspielt, er lacht Joey auch noch aus, weil sie beim Wettbewerb mitmachen will – derzeit mag ich ihn von den fantastischen vier am wenigsten.


Pacey, will allen ernstes an der Misswahl teilnehmen – dachte zuerst, dass sei nur so ein Gerede von ihm. Okay, so schlimm wie Dawson war Pacey nicht – er hat Ausstrahlung, nimmt die Sache nicht so ernst wie sein Kollege – da kann man schon ein Auge zudrücken! Alleine aufgrund seiner Dreistheit, vor Dawson und Mitch sein Sangeskünste zu präsentieren, da gibt’s auch von mir Beifall!


Was kann diese Folge also retten, wenn die beiden Jungs versagen? Joey und Jen, wie sie sich auf den Schönheitswettbewerb vorbereiten – und miteinander reden! Dieser Teil gefiel mir gut! Dawson und Pacey können auch reden – gut so. Dawson interviewt Joey – ihre wenig vorhandenen Hoffnungen und Zukunftsideen war die beste Szene der Folge.

Pacey war dann auch nicht mehr sonderlich aufregend, bitte, müsste ihm doch klar sein, dass er nicht ernsthaft gewinnen kann, da er sich aber sehr gut gemacht hat, hätte er sich lieber freuen sollen…am Ende war’s doch ganz nett, Josephine Platz 2, tolle Rede gegen Oberflächlichkeit.

Leider die 4 knapp nicht gute, aber halt nicht gute Folge hintereinander – solangsam mach ich mir schon Sorgen, ob die Serie mir nach sensationellem, überragendem Beginn in Staffel 2 auch noch ähnlich gut gefällt. Der Schönheitswettbewerb brachte außer ein paar schöne Joey-Jen-Szenen, sowie einem gut gelaunten Pacey und Joey beim Interview mit Dawson wenig interessante Sachen. Später noch ein paar schöne Aussagen, keinesfalls schlecht, aber für mich zu wenig – 3 Punkte – schade. „Everything changes eventually!“ Würd ich mir für die nächsten Folgen/Staffeln auch wünschen…