[GG] - OneShot-Sammlung
[GG] - OneShot-Sammlung
Da "If You Leave" ja richtig anzukommen scheint, dachte ich mir, ich könnte meine OneShots auch hier posten. Je nachdem, ob der folgende gut ankommt, werde ich sie alle hier posten.
Also, dann auf zu neuen Ufern
1. Baby Be Brave
Challenge Fic aus dem GG Forum. "Wendepunkt im Leben eines Gilmore Girls" Das hier ist mein Wendepunkt im Leben von Lorelai.
2. Spiegel
Es heißt, die Augen sind der Spiegel der Seele. Durch sie kann man tief in das Innere eines Menschen sehen. Prolog zu einer möglichen FF.
Baby Be Brave
Ein lauter Knall ertönte und Lorelai schreckte verwirrt hoch. Müde rieb sich das fünfjährige Mädchen mit den dunkelbraunen Locken und den blausten Augen auf Erden den Schlaf weg. Kaum realisierte sie, wo sie war, liefen erneut Tränen über ihr Gesicht. Leise vergrub sie sich in ihrer schneeweißen Decke. Ihr Kopf fand keine Ruhe und schlafen schien auch unmöglich. Im Schlaf fing sie an zu träumen und genau das wollte sie nicht. Träumen. Jede Nacht das Gleiche. Jede Nacht der gleiche Ort. Jede Nacht die gleichen Menschen. Und jede Nacht stand sie nur daneben und musste zusehen, wie sich vor ihren Augen ein Ungeheures Spektakel abwickelte. Und jede Nacht konnte sie auch nichts dagegen unternehmen. Danach wachte sie immer schweißgebadet auf. Fieber war nichts Ungewöhnliches und nur tagsüber konnte sie in kleinen Nickerchen ein wenig Ruhe genießen. Nur in den Armen der ihr eigentlich fremden Frauen konnte sie sich jetzt noch sicher fühlen. Angsterfüllt wanderte ihr Blick durch den Raum. Jeden Tag sah sie die kleinen Mädchen und Jungen, doch mit keinem jener sprach sie. Ihr Blick blieb auf dem Rücken ihres Bettnachbarn liegen. Scott. Sie dachte an den gestrigen Tag. Alle Kinder hatten zusammen am Mittagstisch gesessen als eine der Schwestern den Saal betreten hatte. Alle hatten sich zur Tür umgedreht und den kleinen Jungen angestarrt. Lorelai hatte nicht von ihrem Teller aufgesehen. Sie fragte sich, wieso sie das alle taten. Jeder von ihnen war auf diese Weise dem Haus vorgestellt worden, und sie konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie es sich anfühlte, so von allen angestarrt zu werden. Ihr fünfjähriges Herz pochte laut als sie einen Schluchzer von Scotts Bett hörte. Leise stand sie auf, obwohl es in der Nacht verboten war. Sie schlich hinüber zu seinem Bett und klappte die Bettdecke hoch. Ihre kleine Hand rastete auf seinem Rücken und geschickt krabbelte sie neben ihn in sein Bett. Während sie die Bettdecke wieder zurückschlug drehte sich er kleine Junge mit tränenverschmierten Gesicht zu ihr um. Obwohl sie selbst weinte erschien ein kleines tröstendes Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Nicht traurig sein, Scott. Du heißt doch Scott, nicht wahr.“ Sie plapperte leise drauf los und strich sich immer wieder die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er nickte nur und starrte sie weiterhin verblüfft an.
„Ich bin Lorelai.“
„Lo… e… lei.“ Sanft strichen ihre weichen Kinderhände über sein Gesicht.
„Du darfst Lola sagen, wenn du möchtest.“ Nicken.
„Wie alt bist du denn, Kleiner?“ Nervös drehte sie sich kurz um. Hinter ihnen hatte sich jemand umgedreht und Lorelai hatte Angst, dass man sie hörte und man wieder Strafen verteilte.
„Drei.“ Seine stotternde Stimme war gebrochen und dass er flüstern musste, machte es ihm auch nicht leichter zu sprechen.
„Ist schon gut, Kleiner, ich pass auf dich auf.“ Beinahe mütterlich nahm sie ihn in den Arm und sie schliefen gemeinsam ein. Die ganze Nacht über hielt sie ihn in ihren Armen. Selbst als sie aufwachte versuchte sie nicht ihr mit Tränen benetztes Gesicht zu trocknen. Sie würde den Kleinen nie wieder allein lassen, das hatte sie ihn versprochen. In ihrem Herzen hatten sich bereits Muttergefühle entwickelt, zumindest dachte sie das. Lorelai würde schon auf ihn Acht geben, damit ihm nichts zustoßen würde. Nein, sie würde nicht gehen. Nicht so, wie ihre Mutter. Oder seine Mutter. Sie würde ihn nicht einfach so in Stich lassen und nie wieder zurückkehren. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass es nicht die Schuld ihrer Mutter war. Oder die ihres Vaters. Aber dennoch verspürte sie etwas, wenn sie an die beiden dacht, dass sie vielleicht als Hass bezeichnen würde. Vielleicht nicht direkt Hass, aber Wut. Wut darauf, dass sie sie nicht mitgenommen haben. Dass sie gegangen sind ohne sich zu verabschieden. Dass sie nun hier war und niemanden mehr hatte. Jede Nacht träumte sie von dem Tag an dem ihre Eltern sie wie jeden Morgen zum Kindergarten gebracht hatten. Sie wusste noch, dass sie es gefühlt hatte, als das Auto ihre Eltern überfahren hatte, ohne selbst dabei gewesen zu sein. Und sie wusste auch noch, wie man sie wenige Wochen später hierher gebracht hatte. Seitdem hatte sie nicht mehr geredet. Außer mit dem kleinen Jungen der selig in ihren Armen schlief.
Als am Morgen die Schwester hereinkam um alle zu wecken, da ließ sie die beiden schlafen. Seite an Seite, Körper an Körper. Obwohl es verboten war.
Die Wochen vergingen und Lorelai begann auch mit anderen zu reden. Es waren immer noch nur wenige und auch nur ausgesuchte Menschen mit denen sie redete, aber sie tat es. Meist sprach sie mit den Kindern, mit denen Scott redete, da sich beide kaum noch losließen. Es half ihr für jemanden da sein zu können und sie wusste, dass ihr kleiner Freund mindestens genauso glücklich darüber war, dass er in ihr eine kleine Ersatzmami gefunden hatte, wie sie. In jenen Wochen und Monaten bis hin zu ihrem Geburtstag blühte sie buchstäblich auf und wurde aktiver, was ihr Zusammensein mit anderen Kindern betraf. Sie vergrub sich nicht mehr in irgendeiner Ecke und das hatte sie auch Scott beigebracht. Im Prinzip tat er alles, was sie auch tat, ob sie das nun so wollte oder nicht, doch es war den Kindern anzusehen, dass sie unbeschwerter lebten. Trotz dem Verlust ihrer Eltern hatten jene zwei es geschafft innerlich zu überleben. Viele andere Kinder im heim waren bei ihrer Geburt schon zur Adoption freigegeben worden oder waren Straßenkinder. Diese waren es schon immer gewohnt gewesen allein zu sein, wohingegen Lorelai und Scott sehr viel Liebe benötigten um sich einem anderen Menschen zu öffnen.
Am Tag ihres sechsten Geburtstags wachte Lorelai schon in aller Frühe auf. Sie blinzelte als das Sonnenlicht sie blendete und wollte sich zur anderen Seite umdrehen als sie merkte, wie noch jemand anderes in ihrem Bett lag.
„Alles Gute zum Geburtstag, Lola.“ Ein paar leuchtende braune Augen strahlten sie an und sie verpasste dem kleinen Gesicht einen freudigen Kuss.
„Danke, mein Kleiner.“ In genau diesem Moment flog die Flügeltür des Schlafsaals auf und eine der Schwestern kam herein.[
„Alles Gute zum Geburtstag, Lola. Wir haben heute eine Überraschung für dich.“ Lorelais Augen weiteten sich. Eine Überraschung. Seit ihre Eltern nicht mehr da waren hatte sie keine Überraschungen mehr bekommen.
„Na los, zieh dich an.“ Mit leuchtenden Augen sprang sie auf doch Scott packte sie am Arm.
„Bleib hier.“ Lachend schüttelte sie den Kopf.
„Komm mit.“ Und als ob er darauf gewartet hätte hüpfte er auch aus dem Bett und beide schnappten sich ihre Sachen und zogen sich an. Fünf Minuten später saßen die beiden am Frühstückstisch der Schwestern. Alle anderen Kinder schliefen noch und Lorelai hatte keine Ahnung, was für eine Überraschung auf sie zukommen würde. Scott ließ Lorelais Hand während des Frühstücks nicht los, als ob er wusste, dass etwas passieren würde. Nach dem Frühstück wurde Lorelai in einen separaten Raum gesteckt. Scott wollte sie nicht gehen lassen und so ließen ihn die Schwestern bei ihr. Keiner der beiden Kinder war jemals zuvor in diesem Raum gewesen und für Lorelai würde es wahrscheinlich das erste und letzte Mal sein. Ebenso wussten sie nicht, dass dies der Raum war für die Kinder, die nicht mehr zurückkamen, allerdings würden sie das bald erfahren. Man sagte ihnen, dass sie noch etwa eine halbe Stunde warten müssten. Geduldig saßen die beiden in jenem Raum und warteten. Der Raum war anders als die anderen. Normalerweise waren die Räume hier im Haus alle in verschiedenen Farben gestaltet, doch dieser hier war schlichtweg weiß. Zwar standen hier eine großer, massivbrauner Schrank, dazu ein ebenso brauner Sekretär und eine ebenfalls in braun gehaltene Sofaecke, doch deswegen wirkte er nicht weniger einschüchternd. Im Gegenteil, irgendetwas an diesem Raum missfiel sowohl Lorelai als auch Scott. Unbehaglich zappelten die beiden auf ihren Plätzen herum als sich die Tür öffnete.
„Scott, du musst jetzt gehen.“ Die Schwester wollte ihn an der Hand nehmen und mit hinausnehmen doch er rückte nur näher zu Lorelai.
„Kann er nicht hier bleiben? Dann bin ich nicht so allein.“ Lorelai nahm ihn beschützend in ihre Arme und sah der Schwester flehend in die Augen. Ihre kleinen Hände klammerten ihn dabei fest an ihren Körper.
„Na gut.“ Die Schwester nickte. Wohl wissend, dass sich die beiden kaum voneinander trennten. Sie wollte ihnen ein paar letzte Minuten zusammen schaffen, bevor endgültig ein Keil zwischen sie getrieben wurde. Es vergingen weitere Minuten des Wartens und Schweigens bis sich erneut die Tür öffnete. Diesmal betrat zusammen mit der Schwester ein Paar den Raum. Trotz des freundlich wirkenden Lächelns auf dem Gesicht der Frau spürte Lorelai, dass es nur aufgesetzt war.
„Und das ist nun unsere Lola.“ Ein scharfer Blick musterte Lorelai von oben bis unten.
„Lola. Was für ein Zigeunername. Von heute an wirst du nur noch mit deinem vollständigen Namen angesprochen.“ Lorelais Augen wurden kleiner, Angst kam in ihr auf. Die wollten sie hier wegholen.
„Und wenn dich jemand fragt, wie du heißt dann antwortest du mit ‚Lorelai Victoria Gilmore’. Und von nun an heißt du Lorelai, weil deine Großmutter diesen Namen trägt. Nur damit wir uns gleich verstehen.“ Emily Gilmores Stimme zeigte Lorelai deutlich, dass es keinen Widerspruch gab und Kälte, die von ihr ausging ließ Lorelai auch nicht aufatmen.
„Na los, komm schon. Wir haben nicht ewig Zeit. Wir müssen mit dir schließlich noch zum Friseur und zum Schneider, damit du wenigstens äußerlich den Standard unserer Familie erreichst.“ Sie hielt Lorelai ihre hand hin, doch jene machte keine Anstalten sich von ihrem Platz wegzubewegen.
„Aber… aber… ich will nicht gehen.“ Scott und Lorelai klammerte sich immer fester aneinander. Die Schwester warf den Kindern einen mitleidigen Blick zu. Sie wusste, dass dieses Paar nicht dazu geeignet war ein Kind großzuziehen. Allein an ihrem Auftreten erkannte man, dass sie sich der Liebe, die ein Kind benötigte, nicht bewusst waren. Und doch konnten sie nichts dagegen unternehmen. Die Schwesternschaft pflegte die Kinder nur während eine weitaus ranghöhere Institution sich um die elterliche Unterbringung der Kinder kümmerte. Emily ging auf Lorelai zu und packte sie an der Hand. Während die Schwester letzten Endes Scott festhielt, zog Emily Lorelai mit sich. Sie liefen bis zu Haustür hinter dem Dreigespann hinterher und blieben dann in der Tür stehen.
Als Lorelai in den teuren Wagen gezwängt wurde blieb Scotts Blick in ihren Augen liegen. Der Wagen fuhr and und Lorelai drehte sich um. Ihr Blick aus dem Fenster blieb auf Scott hängen.
„Lola!“ Er wollte ihr hinterher rennen doch die Schwester hielt ihn immer noch fest. Der Wagen fuhr weiter und Lorelais starrer Blick änderte sich nicht. Der kleine Junge rückte in weite Ferne und mit ihm ihr gesamtes Leben.
~Fin~
Also, dann auf zu neuen Ufern

1. Baby Be Brave
Challenge Fic aus dem GG Forum. "Wendepunkt im Leben eines Gilmore Girls" Das hier ist mein Wendepunkt im Leben von Lorelai.
2. Spiegel
Es heißt, die Augen sind der Spiegel der Seele. Durch sie kann man tief in das Innere eines Menschen sehen. Prolog zu einer möglichen FF.
Baby Be Brave
Ein lauter Knall ertönte und Lorelai schreckte verwirrt hoch. Müde rieb sich das fünfjährige Mädchen mit den dunkelbraunen Locken und den blausten Augen auf Erden den Schlaf weg. Kaum realisierte sie, wo sie war, liefen erneut Tränen über ihr Gesicht. Leise vergrub sie sich in ihrer schneeweißen Decke. Ihr Kopf fand keine Ruhe und schlafen schien auch unmöglich. Im Schlaf fing sie an zu träumen und genau das wollte sie nicht. Träumen. Jede Nacht das Gleiche. Jede Nacht der gleiche Ort. Jede Nacht die gleichen Menschen. Und jede Nacht stand sie nur daneben und musste zusehen, wie sich vor ihren Augen ein Ungeheures Spektakel abwickelte. Und jede Nacht konnte sie auch nichts dagegen unternehmen. Danach wachte sie immer schweißgebadet auf. Fieber war nichts Ungewöhnliches und nur tagsüber konnte sie in kleinen Nickerchen ein wenig Ruhe genießen. Nur in den Armen der ihr eigentlich fremden Frauen konnte sie sich jetzt noch sicher fühlen. Angsterfüllt wanderte ihr Blick durch den Raum. Jeden Tag sah sie die kleinen Mädchen und Jungen, doch mit keinem jener sprach sie. Ihr Blick blieb auf dem Rücken ihres Bettnachbarn liegen. Scott. Sie dachte an den gestrigen Tag. Alle Kinder hatten zusammen am Mittagstisch gesessen als eine der Schwestern den Saal betreten hatte. Alle hatten sich zur Tür umgedreht und den kleinen Jungen angestarrt. Lorelai hatte nicht von ihrem Teller aufgesehen. Sie fragte sich, wieso sie das alle taten. Jeder von ihnen war auf diese Weise dem Haus vorgestellt worden, und sie konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie es sich anfühlte, so von allen angestarrt zu werden. Ihr fünfjähriges Herz pochte laut als sie einen Schluchzer von Scotts Bett hörte. Leise stand sie auf, obwohl es in der Nacht verboten war. Sie schlich hinüber zu seinem Bett und klappte die Bettdecke hoch. Ihre kleine Hand rastete auf seinem Rücken und geschickt krabbelte sie neben ihn in sein Bett. Während sie die Bettdecke wieder zurückschlug drehte sich er kleine Junge mit tränenverschmierten Gesicht zu ihr um. Obwohl sie selbst weinte erschien ein kleines tröstendes Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Nicht traurig sein, Scott. Du heißt doch Scott, nicht wahr.“ Sie plapperte leise drauf los und strich sich immer wieder die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er nickte nur und starrte sie weiterhin verblüfft an.
„Ich bin Lorelai.“
„Lo… e… lei.“ Sanft strichen ihre weichen Kinderhände über sein Gesicht.
„Du darfst Lola sagen, wenn du möchtest.“ Nicken.
„Wie alt bist du denn, Kleiner?“ Nervös drehte sie sich kurz um. Hinter ihnen hatte sich jemand umgedreht und Lorelai hatte Angst, dass man sie hörte und man wieder Strafen verteilte.
„Drei.“ Seine stotternde Stimme war gebrochen und dass er flüstern musste, machte es ihm auch nicht leichter zu sprechen.
„Ist schon gut, Kleiner, ich pass auf dich auf.“ Beinahe mütterlich nahm sie ihn in den Arm und sie schliefen gemeinsam ein. Die ganze Nacht über hielt sie ihn in ihren Armen. Selbst als sie aufwachte versuchte sie nicht ihr mit Tränen benetztes Gesicht zu trocknen. Sie würde den Kleinen nie wieder allein lassen, das hatte sie ihn versprochen. In ihrem Herzen hatten sich bereits Muttergefühle entwickelt, zumindest dachte sie das. Lorelai würde schon auf ihn Acht geben, damit ihm nichts zustoßen würde. Nein, sie würde nicht gehen. Nicht so, wie ihre Mutter. Oder seine Mutter. Sie würde ihn nicht einfach so in Stich lassen und nie wieder zurückkehren. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass es nicht die Schuld ihrer Mutter war. Oder die ihres Vaters. Aber dennoch verspürte sie etwas, wenn sie an die beiden dacht, dass sie vielleicht als Hass bezeichnen würde. Vielleicht nicht direkt Hass, aber Wut. Wut darauf, dass sie sie nicht mitgenommen haben. Dass sie gegangen sind ohne sich zu verabschieden. Dass sie nun hier war und niemanden mehr hatte. Jede Nacht träumte sie von dem Tag an dem ihre Eltern sie wie jeden Morgen zum Kindergarten gebracht hatten. Sie wusste noch, dass sie es gefühlt hatte, als das Auto ihre Eltern überfahren hatte, ohne selbst dabei gewesen zu sein. Und sie wusste auch noch, wie man sie wenige Wochen später hierher gebracht hatte. Seitdem hatte sie nicht mehr geredet. Außer mit dem kleinen Jungen der selig in ihren Armen schlief.
Als am Morgen die Schwester hereinkam um alle zu wecken, da ließ sie die beiden schlafen. Seite an Seite, Körper an Körper. Obwohl es verboten war.
Die Wochen vergingen und Lorelai begann auch mit anderen zu reden. Es waren immer noch nur wenige und auch nur ausgesuchte Menschen mit denen sie redete, aber sie tat es. Meist sprach sie mit den Kindern, mit denen Scott redete, da sich beide kaum noch losließen. Es half ihr für jemanden da sein zu können und sie wusste, dass ihr kleiner Freund mindestens genauso glücklich darüber war, dass er in ihr eine kleine Ersatzmami gefunden hatte, wie sie. In jenen Wochen und Monaten bis hin zu ihrem Geburtstag blühte sie buchstäblich auf und wurde aktiver, was ihr Zusammensein mit anderen Kindern betraf. Sie vergrub sich nicht mehr in irgendeiner Ecke und das hatte sie auch Scott beigebracht. Im Prinzip tat er alles, was sie auch tat, ob sie das nun so wollte oder nicht, doch es war den Kindern anzusehen, dass sie unbeschwerter lebten. Trotz dem Verlust ihrer Eltern hatten jene zwei es geschafft innerlich zu überleben. Viele andere Kinder im heim waren bei ihrer Geburt schon zur Adoption freigegeben worden oder waren Straßenkinder. Diese waren es schon immer gewohnt gewesen allein zu sein, wohingegen Lorelai und Scott sehr viel Liebe benötigten um sich einem anderen Menschen zu öffnen.
Am Tag ihres sechsten Geburtstags wachte Lorelai schon in aller Frühe auf. Sie blinzelte als das Sonnenlicht sie blendete und wollte sich zur anderen Seite umdrehen als sie merkte, wie noch jemand anderes in ihrem Bett lag.
„Alles Gute zum Geburtstag, Lola.“ Ein paar leuchtende braune Augen strahlten sie an und sie verpasste dem kleinen Gesicht einen freudigen Kuss.
„Danke, mein Kleiner.“ In genau diesem Moment flog die Flügeltür des Schlafsaals auf und eine der Schwestern kam herein.[
„Alles Gute zum Geburtstag, Lola. Wir haben heute eine Überraschung für dich.“ Lorelais Augen weiteten sich. Eine Überraschung. Seit ihre Eltern nicht mehr da waren hatte sie keine Überraschungen mehr bekommen.
„Na los, zieh dich an.“ Mit leuchtenden Augen sprang sie auf doch Scott packte sie am Arm.
„Bleib hier.“ Lachend schüttelte sie den Kopf.
„Komm mit.“ Und als ob er darauf gewartet hätte hüpfte er auch aus dem Bett und beide schnappten sich ihre Sachen und zogen sich an. Fünf Minuten später saßen die beiden am Frühstückstisch der Schwestern. Alle anderen Kinder schliefen noch und Lorelai hatte keine Ahnung, was für eine Überraschung auf sie zukommen würde. Scott ließ Lorelais Hand während des Frühstücks nicht los, als ob er wusste, dass etwas passieren würde. Nach dem Frühstück wurde Lorelai in einen separaten Raum gesteckt. Scott wollte sie nicht gehen lassen und so ließen ihn die Schwestern bei ihr. Keiner der beiden Kinder war jemals zuvor in diesem Raum gewesen und für Lorelai würde es wahrscheinlich das erste und letzte Mal sein. Ebenso wussten sie nicht, dass dies der Raum war für die Kinder, die nicht mehr zurückkamen, allerdings würden sie das bald erfahren. Man sagte ihnen, dass sie noch etwa eine halbe Stunde warten müssten. Geduldig saßen die beiden in jenem Raum und warteten. Der Raum war anders als die anderen. Normalerweise waren die Räume hier im Haus alle in verschiedenen Farben gestaltet, doch dieser hier war schlichtweg weiß. Zwar standen hier eine großer, massivbrauner Schrank, dazu ein ebenso brauner Sekretär und eine ebenfalls in braun gehaltene Sofaecke, doch deswegen wirkte er nicht weniger einschüchternd. Im Gegenteil, irgendetwas an diesem Raum missfiel sowohl Lorelai als auch Scott. Unbehaglich zappelten die beiden auf ihren Plätzen herum als sich die Tür öffnete.
„Scott, du musst jetzt gehen.“ Die Schwester wollte ihn an der Hand nehmen und mit hinausnehmen doch er rückte nur näher zu Lorelai.
„Kann er nicht hier bleiben? Dann bin ich nicht so allein.“ Lorelai nahm ihn beschützend in ihre Arme und sah der Schwester flehend in die Augen. Ihre kleinen Hände klammerten ihn dabei fest an ihren Körper.
„Na gut.“ Die Schwester nickte. Wohl wissend, dass sich die beiden kaum voneinander trennten. Sie wollte ihnen ein paar letzte Minuten zusammen schaffen, bevor endgültig ein Keil zwischen sie getrieben wurde. Es vergingen weitere Minuten des Wartens und Schweigens bis sich erneut die Tür öffnete. Diesmal betrat zusammen mit der Schwester ein Paar den Raum. Trotz des freundlich wirkenden Lächelns auf dem Gesicht der Frau spürte Lorelai, dass es nur aufgesetzt war.
„Und das ist nun unsere Lola.“ Ein scharfer Blick musterte Lorelai von oben bis unten.
„Lola. Was für ein Zigeunername. Von heute an wirst du nur noch mit deinem vollständigen Namen angesprochen.“ Lorelais Augen wurden kleiner, Angst kam in ihr auf. Die wollten sie hier wegholen.
„Und wenn dich jemand fragt, wie du heißt dann antwortest du mit ‚Lorelai Victoria Gilmore’. Und von nun an heißt du Lorelai, weil deine Großmutter diesen Namen trägt. Nur damit wir uns gleich verstehen.“ Emily Gilmores Stimme zeigte Lorelai deutlich, dass es keinen Widerspruch gab und Kälte, die von ihr ausging ließ Lorelai auch nicht aufatmen.
„Na los, komm schon. Wir haben nicht ewig Zeit. Wir müssen mit dir schließlich noch zum Friseur und zum Schneider, damit du wenigstens äußerlich den Standard unserer Familie erreichst.“ Sie hielt Lorelai ihre hand hin, doch jene machte keine Anstalten sich von ihrem Platz wegzubewegen.
„Aber… aber… ich will nicht gehen.“ Scott und Lorelai klammerte sich immer fester aneinander. Die Schwester warf den Kindern einen mitleidigen Blick zu. Sie wusste, dass dieses Paar nicht dazu geeignet war ein Kind großzuziehen. Allein an ihrem Auftreten erkannte man, dass sie sich der Liebe, die ein Kind benötigte, nicht bewusst waren. Und doch konnten sie nichts dagegen unternehmen. Die Schwesternschaft pflegte die Kinder nur während eine weitaus ranghöhere Institution sich um die elterliche Unterbringung der Kinder kümmerte. Emily ging auf Lorelai zu und packte sie an der Hand. Während die Schwester letzten Endes Scott festhielt, zog Emily Lorelai mit sich. Sie liefen bis zu Haustür hinter dem Dreigespann hinterher und blieben dann in der Tür stehen.
Als Lorelai in den teuren Wagen gezwängt wurde blieb Scotts Blick in ihren Augen liegen. Der Wagen fuhr and und Lorelai drehte sich um. Ihr Blick aus dem Fenster blieb auf Scott hängen.
„Lola!“ Er wollte ihr hinterher rennen doch die Schwester hielt ihn immer noch fest. Der Wagen fuhr weiter und Lorelais starrer Blick änderte sich nicht. Der kleine Junge rückte in weite Ferne und mit ihm ihr gesamtes Leben.
~Fin~
Zuletzt geändert von Hailey-Paige am 16.03.2007, 19:42, insgesamt 3-mal geändert.


Weiter so, die andern möchte ich gern auch noch lesen

Edit: Mensch, Tabby und Jette, jetzt hab ich tatsächlich von mir im Plural geschrieben!

Zuletzt geändert von Vendola am 16.03.2007, 23:00, insgesamt 1-mal geändert.
Tolle Geschichte
, obwohl sie sehr, sehr traurig ist. Die armen Kleinen tun mir richtig leid.
Du schreibst wirklich sehr gut. Ich bin schon auf die anderen One-Shots gespannt.
Was mich noch interessieren würde: Gibt's eigentlich auch fröhlichere Geschichten oder sind alle deine Stories so traurig/dramatisch?


Du schreibst wirklich sehr gut. Ich bin schon auf die anderen One-Shots gespannt.

Was mich noch interessieren würde: Gibt's eigentlich auch fröhlichere Geschichten oder sind alle deine Stories so traurig/dramatisch?
Das hab ich mich auch schon gefragt. Deine Geschichten sind gut und durchaus fässelnd, aber am Ende bleibt immer so ein komisches Gefühl.Was mich noch interessieren würde: Gibt's eigentlich auch fröhlichere Geschichten oder sind alle deine Stories so traurig/dramatisch?
Nichts desto trotz will ich trotzdem mehr lesen...(vllt ist ja auch was fröhliches dabei?)
Das hier ist eigentlich der Prolog zu einer FF, aber irgendwie weiß ich nicht, ob diese FF überhaupt jemals fertig wird, daher wollte ich den Prolog trotzdem schon mal mit euch teilen. Es ist zwar recht kurz, aber wie gesagt, als Prolog gedacht.
Spiegel
Es heißt, die Augen sind der Spiegel der Seele. Durch sie kann man tief in das Innere eines Menschen sehen.
Wenn ich daran denke, sehe ich immer sein Gesicht vor meinen Augen, wie er sich zu mir dreht und mit mir reden will und dann mit einem traurigen Blick das Reden vergisst und versucht zu lächeln.
Manchmal, wenn ich nachts nicht schlafen kann, denke ich darüber nach. Über ihn, unsere Kinder, unser Leben. Und über seine Augen.
Jedes Mal, wenn er an meinem Bett sitzt und meine Hand hält, sieht er in meine Augen und ich in seine. Und jedes Mal wird sein Griff ein wenig stärker. Er will mich nicht gehen lassen, das sehe ich in seinen Augen. Sie sind trüb und dunkel. Und wenn ich seinen Griff spüre, dann weiß ich, dass er mich zurückhalten will, dass er mich festhalten will, damit ich ihn nicht allein auf dieser Erde lasse.
Er liebt mich, das sagt er mir jeden Tag. Er braucht mir das nicht zu sagen, ich weiß es. Trotzdem tut er das. Um sich selbst zu bestätigen, vermute ich. Und alles, was ich tun kann, ist lächeln. Trotz der Schmerzen und der Gewissheit, dass ich bald sterben werde, lächle ich.
Er sagt immer, dass er das Funkeln in meinen Augen so liebt, wenn ich lächle. Ich glaube ihm das, denn er hat Recht. Wenn ich ihm ein Lächeln schenke und meine Augen zu funkeln beginnen, dann hellt sich sein Gesicht für einige Momente auf und er sieht mich wieder so an wie früher und ich sehe in seinen Augen für einen kurzen Augenblick all die Worte, die er mir sagen will. Und genau das will ich. Sie sprechen Bände und ich weiß genau, wie schwer es ihm fällt, normal mit mir zu reden. Ich sehe, wie er schlucken muss, bevor er spricht, und ich sehe, wie seine Augen flimmern, wenn er mich ansieht.
Er wird nicht vor mir weinen, aber ich sehe in seinen Augen wie weh es tut, mich anzusehen. Wenn er merkt, dass ich ihn beobachte, dreht er sich immer schüchtern weg. Er weiß, dass ich in seinen Augen sehe, wie sehr er mich liebt und wie sehr er mich jetzt schon vermisst. Und dann drücke ich seine Hand. Ich brauche keine Worte mehr, um ihm zu sagen, dass ich ihn liebe. Ich will auch gar nichts sagen in solchen Momenten. Wir werden nicht mehr viele davon haben und ich weiß genau, wenn ich anfange zu sprechen, wenn ich ihm sage, wie sehr ich ihn liebe in solchen Momenten, dann werde ich auch weinen. Und ich will nicht weinen. Nicht, weil er es nicht sehen soll, sondern weil ich keine Tränen mehr vergießen will.
Meine Augen wurden schon zu oft wegen dieser Tränen überschwemmt. Sie sollen strahlen solange ich noch auf dieser Erde weile.
Auch jetzt liege ich wieder wach in meinem Bett. Er ist schon nach Hause gegangen, schließlich haben wir zwei Kinder. Trotzdem sehe ich immer noch sein Gesicht, seine Augen vor mir. Heute haben sie wieder kurz geflimmert. Es geht ihm und den beiden Kleinen gut. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Wieder ist ein Tag vergangen. Wieder ein Tag weniger, der uns bleibt. Und ich frage mich, was ist, wenn man blind ist und die Augen keinen Ausdruck haben?
Spiegel
Es heißt, die Augen sind der Spiegel der Seele. Durch sie kann man tief in das Innere eines Menschen sehen.
Wenn ich daran denke, sehe ich immer sein Gesicht vor meinen Augen, wie er sich zu mir dreht und mit mir reden will und dann mit einem traurigen Blick das Reden vergisst und versucht zu lächeln.
Manchmal, wenn ich nachts nicht schlafen kann, denke ich darüber nach. Über ihn, unsere Kinder, unser Leben. Und über seine Augen.
Jedes Mal, wenn er an meinem Bett sitzt und meine Hand hält, sieht er in meine Augen und ich in seine. Und jedes Mal wird sein Griff ein wenig stärker. Er will mich nicht gehen lassen, das sehe ich in seinen Augen. Sie sind trüb und dunkel. Und wenn ich seinen Griff spüre, dann weiß ich, dass er mich zurückhalten will, dass er mich festhalten will, damit ich ihn nicht allein auf dieser Erde lasse.
Er liebt mich, das sagt er mir jeden Tag. Er braucht mir das nicht zu sagen, ich weiß es. Trotzdem tut er das. Um sich selbst zu bestätigen, vermute ich. Und alles, was ich tun kann, ist lächeln. Trotz der Schmerzen und der Gewissheit, dass ich bald sterben werde, lächle ich.
Er sagt immer, dass er das Funkeln in meinen Augen so liebt, wenn ich lächle. Ich glaube ihm das, denn er hat Recht. Wenn ich ihm ein Lächeln schenke und meine Augen zu funkeln beginnen, dann hellt sich sein Gesicht für einige Momente auf und er sieht mich wieder so an wie früher und ich sehe in seinen Augen für einen kurzen Augenblick all die Worte, die er mir sagen will. Und genau das will ich. Sie sprechen Bände und ich weiß genau, wie schwer es ihm fällt, normal mit mir zu reden. Ich sehe, wie er schlucken muss, bevor er spricht, und ich sehe, wie seine Augen flimmern, wenn er mich ansieht.
Er wird nicht vor mir weinen, aber ich sehe in seinen Augen wie weh es tut, mich anzusehen. Wenn er merkt, dass ich ihn beobachte, dreht er sich immer schüchtern weg. Er weiß, dass ich in seinen Augen sehe, wie sehr er mich liebt und wie sehr er mich jetzt schon vermisst. Und dann drücke ich seine Hand. Ich brauche keine Worte mehr, um ihm zu sagen, dass ich ihn liebe. Ich will auch gar nichts sagen in solchen Momenten. Wir werden nicht mehr viele davon haben und ich weiß genau, wenn ich anfange zu sprechen, wenn ich ihm sage, wie sehr ich ihn liebe in solchen Momenten, dann werde ich auch weinen. Und ich will nicht weinen. Nicht, weil er es nicht sehen soll, sondern weil ich keine Tränen mehr vergießen will.
Meine Augen wurden schon zu oft wegen dieser Tränen überschwemmt. Sie sollen strahlen solange ich noch auf dieser Erde weile.
Auch jetzt liege ich wieder wach in meinem Bett. Er ist schon nach Hause gegangen, schließlich haben wir zwei Kinder. Trotzdem sehe ich immer noch sein Gesicht, seine Augen vor mir. Heute haben sie wieder kurz geflimmert. Es geht ihm und den beiden Kleinen gut. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Wieder ist ein Tag vergangen. Wieder ein Tag weniger, der uns bleibt. Und ich frage mich, was ist, wenn man blind ist und die Augen keinen Ausdruck haben?