Schön hier wieder was zu lesen
bin ganz überrascht und erfreut über die neuen Beiträge.
creekler hat geschrieben:Also wenn ich das lese, dann bin ich ehrlich froh, dass es anscheinend vielen Fans von DC so geht wie mir.
Freut mich

Ging mir im Verlauf dieses Threads ganz genauso, ist wie Balsam. Habe auch erst mit viel weniger (und auch anderer) Resonanz gerechnet. Die Beiträge hier stimmten und stimmen mich immer noch froh, weil sie Verständnis und Empathie aller Beteiligten ausdrücken, und so (wie castaways es so schön formuliert hat) grundehrlich verfasst sind.
creekler hat geschrieben:Ich habe mich teilweise schon gefragt, ob es ungesund ist, sich die Serie so oft anzusehen, wie ich das mache. Oft nachdem ich eine Folge auf DVD gesehen habe, dann ergeht es mir so wie Euch, ich sitze noch 15 Min. auf dem Sofa und denke darüber nach!
Das meinte ich u.a. mit dem, dass es manchmal fast schon erdrücken kann und einfach zuviel wird, weil man zu sehr mitfühlt und das mit seinem eigenen Leben in irgendeiner Weise in Verbindung bringt. Musik und Atmosphäre verstärken das natürlich noch.
castaways hat geschrieben:Es ist von einer gewissen "Gefahr" die Rede, sich DC immer wieder anzusehen. (…) Sollte eine gewisse depressive oder hoffnungarme Grundstimmung vorhanden sein, so scheint DC nicht unbedingt geeignet, diese zu verbessern.
Sehr gut analysiert und zusammengefasst.
Im Nachhinein, wenn ich zurückblicke, dann war es immer am intensivsten, wenn ich selber innerlich niedergedrückt war. Dieses Mitfühlen mit den Charakteren in traurigen wie schönen Momenten war manchmal einfach so stark, dass man sich tatsächlich öfter mal fragte, wieso? Wieso weiter schauen? Wieso weiter mitfühlen, weiter (mit)leiden? Kann das gesund sein? Aber ganz ohne ging es dann doch nicht.
Identifikation spielte da
auch eine große Rolle bei mir. Später wollte ich auch viel "mitnehmen" aus der Serie. Die Autoren haben keine zusammenhanglosen (unlogischen) Geschichten geschrieben – nein, man merkt immer wieder, dass da auch viel Lebenserfahrung mit eingeflossen sein muss.
creekler hat geschrieben:Auch das "Wunschdenken" macht sich sehr viel bei mir bemerkbar, weil ich Joey ganz ehrlich um Dawson und Pacey beneide, ich wünschte wirklich, ich hätte auch solche Freunde aus meiner Kinder-/Jugendzeit.
Mir ging's ähnlich. Klingt natürlich wieder etwas überzogen, aber es war wirklich so.
Mittlerweile "versinke" ich aber nicht mehr so wie früher in diesem Wunschdenken.
Das Leben geht weiter. Ich hab meine eigenen Erfahrungen gemacht und muss mir eingestehen, dass vieles beschönigt und übertrieben dargestellt wurde (gerade im Bezug auf die Liebe und Seelenverwandtschaft), das Leben ist (leider) nicht immer so einfach.
Eigene Lebenserfahrungen, Enttäuschungen - die Realität bringen einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. So eine Beziehung, wie sie beispielsweise bei Joey und Dawson (bedingungslose Liebe, m.A.n) dargestellt ist, so was kriegt man einfach nicht geschenkt, das ist nicht selbstverständlich. Man muss dafür kämpfen, jeden Tag versuchen das Beste aus dem zu machen, was man hat, was man ist. Dann zahlt sich das auch irgendwann aus.
castaways hat geschrieben:Vielleicht ist das gerade jener Faktor, der uns hier miteinander verbindet; nicht der Nerv des Vergnügens an der Melancholie oder Traurigkeit, sondern jener der wehmütigen Sehnsucht.
Und da besteht für mich schon ein gewisser Unterschied.
Ja, es ist wirklich zum Teil wie eine wehmütige Sehnsucht, aber nicht nur (zumindest bei mir) – dazu kommt noch ein Hauch Hoffnung, diese im eigenen Leben zu erfüllen und natürlich die unaufhaltbaren Zweifel (die wir alle mal haben, so denke ich), dieses auch wirklich zu schaffen, ohne sich vorher resignierend zu einem zynischen oder verbitterten Menschen zu entwickeln.
Ich glaube ich habe mich auch teilweise etwas zu einfach ausgedrückt. Es ist bei mir nicht das Kriterium Nr.1, "Leiden" zu wollen (beim DC-Schauen), oder
das ausschließlich zu mögen (diese Traurigkeit). Nein, es ist eher so, dass diese Melancholie, auch zwangsläufig
andere intensive Gefühle (und emotionale Wunschvorstellungen) auslöst, die man im Leben vielleicht nicht immer so stark (bisher) gefühlt oder erfahren hat. Und das war
auch immer eines der Gründe, weshalb ich DC geschaut habe (natürlich auch Sympathien für die Darsteller, Identifikation, Interesse an der Geschichte). Da besteht natürlich ein Unterschied (wie du schon schreibst). Es ist also nicht nur die Melancholie oder Traurigkeit, sondern eine Mischung aus vielem: Traurigkeit, Melancholie, Sehnsucht, Interesse, Hoffnung und Identität. Schwer zu beschreiben … trotzdem blieb bei mir die Melancholie immer am stärksten haften (nicht jede Folge hat ja so gewirkt, aber diese Stimmung war hintergründig immer präsent)
Es ist aber auch nicht so, dass DC quasi als Lebensphilosophie (als eine Art Modell) gedient hat. Das wäre fanatisch und unrealistisch. Nein, aber DC hat in mir vieles ausgelöst, dass mir vielleicht vorher nicht so bewusst war und mir gleichzeitig neue Ansichten eröffnet - wie ein gutes Buch, nur prägender und intensiver. Vieles schwimmt bei mir unbewusst mit.
Sagen wir mal so, der Hauptstrang (so sehe ich das zumindest) die Erfüllung (in Liebe, Freundschaft, Beruf...) zu finden, also das zu finden/erreichen was einen glücklich macht, das hab ich auch u.a. aus DC mitgenommen. Zwar war das auch ohne DC immer präsent, aber es hat sich durch DC auch in Zeiten, in denen es mir vielleicht nicht so bewusst war, stärker gezeigt.
castaways hat geschrieben:(…)Interessierten an DC in zwei Gruppe einteilen lassen: jene, die die Serie an sich vorbeiziehen lassen, sich auf die Gags und die Pärchen konzentrieren, ohne viel zu hinterfragen.
Dann aber gibt es die Gruppe, die sich tatsächlich damit auseinandersetzt, in der Tiefe schürft, sich identifiziert und jenen sensiblen Nerv mitbringt, der erst für den DC Kosmos empfänglich macht.
Ich denke, das hast du grundsätzlich gut zusammengefasst, aber ich glaube auch, dass es innerhalb dieser Gruppen noch Schwankungen ins Extreme und Mäßige gibt (hast du ja aber auch nicht ausgeschlossen).
castaways hat geschrieben:Ich selbst habe beim Verfassen des "Griffs" und der "DC-Trilogie" den ganzen komplexen Stoff für mich aufgearbeitet; seit dem letzten geschriebenen Wort sehe ich DC ein wenig anders, nicht mehr so emotional, sondern als abgeschlossenes Kapitel in sich und in meinem Leben, das letzten Endes eben durch DC eine neue Qualität gewonnen hat.
Kann ich mir vorstellen - sicher ähnlich, wie auch ein Tagebuch helfen kann, sich mit den eigenen Gefühlen und Meinungen auseinander zu setzten (Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, nüchterner, einfach objektiver zu betrachten), die man sonst vielleicht eher ignoriert, vernachlässigt, oder unbewusst, wie eine verschwommene Last hinter sich hergetragen hätte. Ich merke das auch beim Verfassen meiner Beiträge hier. Habe mich damit bisher nicht so ausführlich (schriftlich) auseinandergesetzt; und kann meine Gedanken zu DC jetzt etwas besser einordnen, deshalb kann ich deinen Standpunkt auch gut nachvollziehen.