zwuckle hat geschrieben:Jetzt wo ich das aber geschrieben stehen seh, frage ich mich doch, wie erbärmlich es ist, zwei neue Seriencharaktere in einer Staffel einzuführen, bei denen dann die ganze Welt zusammenbricht. Klingt arg nach Effekthaschrei, oder?
Es kann einen schon verwundern, dass zwei neue Charaktere eingeführt wurden, die für zwei (P, J) bzw. drei (plus D) der Hauptcharaktere wie Katalysator wirken - und das durch für Teenager sehr extreme Probleme.
Wenn man sich aber mal überlegt, womit die Joey und Jen zu tun haben, wirkt das ganze gar nicht mehr so extrem: Joeys Mutter ist tot, ihr Vater ein Drogen-Dealer und Knacki. Jen hat viel zu früh sexuelle und dazu Drogen-Erfahrungen gemacht, wurde deswegen von ihren Eltern verstoßen. Pacey kommt auch aus recht verkorksten Verhältnissen und Dawson hat mit der Trennung seiner Eltern klarzukommen - leicht hats keiner der Vier. Und gerade Joeys und Jens Probleme würde ich fast auf die Ebene von Jacks Situation (Homosex.) setzen, wenn man die Familienprobleme mal außer Acht lässt.
Tatsache ist, dass die 2. Staffel weitaus dramatischer ist als die 1. Staffel.
In S1 litten sie auch alle - Joey unter der unerwiderten Liebe, Jen unter Einsamkeit und Selbstverachtung, Pacey unter der verbotenen Liebe zu Tamara und Dawson unter dem Liebeschaos mit Jen und dem Ärger seiner Eltern. In S2 kommt jedoch viel mehr dazu: Jens Opa stirbt, Dawson muss zusehen wie sich Joey von ihm trennt und was mit Jack anfängt, Joeys Freund outet sich als schwul, Jen versinkt im Alk- und Partysumpf, Paceys Freundin wird schizophren, Jens einzige Freundin stirbt, sie wird auch von ihrer Oma verstoßen, Joeys Dad dealt wieder udn sie muss ihn der Polizei ausliefern.
Das ist harter, harter Tobak - für Teenager, für ein 3/4 Jahr in ihrem Leben bzw. für eine Teenieserie. Die anderen Staffeln sind nicht mal vergleichsweise so dramatisch.
Man kann wohl darüber streiten, ob das zu viel des Guten ist und man auch anders ne gute Staffel hinbekommen hätte. Mir gefällt gerade wegen dieser Themen, der Tiefen, der Dramatik und Verzweiflung diese Staffel gerade so gut - ist meine Lieblingsstaffel "DC".
S1 war ohne Frage die
Joey/Dawson-Staffel. In S2 werden sie auseinander und wieder zusammen gebracht - auf für mich sehr nachvollziehbare Weise. Joeys Unsicherheit, ob sie weiß, wer sie OHNE Dawson ist, ist keineswegs weit hergeholt oder konstruiert. Für einen Teenager wie Joey MUSSTE das mMn sogar thematisiert werden (genauso wie für Pacey Tamaras Rückkehr)! Ob sie sich denn nun gefunden hat, wurde nicht ganz geklärt, und man kann darüber streiten, ob Joey das in 6 Staffeln je geschafft hat - doch vielleicht wäre es auch zu abgedreht und unrealistisch gewesen, wenn Joey irgendwann 100pro bewusst geworden wäre, wer sie ist und dann wieder zu Dawson zurückgekommen wäre.
Und keine Frage, auch für mich als PJer sind D&J eins der süßesten Fernsehpaare, die ich kenne, und das Besondere zwischen den beiden hat mich beim DCM-Schauen von S1 und S2 so fasziniert wie zuvor noch nie! Da könnte man fast DJer werden...
Wenn ich
Pacey&Andie sehe, wünschte ich mir fast, ich wäre DJer, weil ich dann auch APer sein könnte! Doch irgendwie ist P&J meine first love udn will nicht aus mir raus...
Doch keine Frage: Mit P&A wurde etwas Unvergleichliches kreiert! Und das Was ist genauso faszinierend wie das Wie. Auf das Konto dieser Zwei gehen mMn die schönsten, romantischsten Szenen in S2 - nicht auf D&J.
Das dritte Paar, das wir in S2 bekamen, war
Joey&Jack. Es hatte durchaus seine Reize, gerade wegen Jacks sensiblem Verständnis. Doch wie die meisten hier (wenn nicht alle), gefällt auch mir die Freundschaft zwischen den beiden viel besser als die Liebesbeziehung, und es ist überaus schade, dass dieses Band zwischen den beiden in den weiteren Staffeln kaum mehr zu sehen ist...
Die genialste Freundschaft wurde aber erst in den letzten zwei Folgen geboren:
Jack udn Jen. Wie man will eine etwas überraschende und weit hergeholte oder eine logische und magische Wendung. Für mich - ich muss es wohl gar nicht betonen - letzteres.
Jen hatte mehr als die anderen ihre Einzelstory in S2. Eine schöne Staffel war es für sie nicht - aber, ich denke, eine genauso unabwendbare wie nötige. Im Grunde wurde ihr zwei Mal der Boden unter den Füßen weggezogen: Zuerst als sie die Beziehung zu Dawson nicht mehr hat und ihr Opa stirbt. Da hatte sie niemanden mehr außer ihre Grams, bei der sie sich aber auch nicht wohl und angenommen fühlte. Und ein zweites Mal geschah dies, als Abby stirbt und ihre Grams nicht mit ihr umgehen kann. Dass in all dem die anderen Capesider im Grunde nie für sie da waren, ist zwar traurig, aber anders wäre es - unter den Vorzeichen aus S1 - auch etwas unrealistisch gewesen.
Apropos
Abby, die in S2 fester als in S1 dabei war: Neben den McPhees die dritte große Bereicherung für die Staffel/Serie! Wie Drue in S4 ein als Fiesling aufgezogener Charakter, der aber notwendig ist, um die anderen zu beeinflussen, herauszufordern und sich entwickeln zu lassen. Und der nebenher noch für so manche unterhaltsame Szene sorgt.
In S2 gab es auch in jeder
Eltern-Kind-Beziehung schöne und bittere, und deshalb realistische Entwicklungen:
Pacey und sein Dad haben sich weiter aneinander gerieben, sind sich aber ein kleines Stück näher gekommen - überaus bewegende Situation zwischen den beiden, genauso wie bei
Jack und seinem Dad, für mich eine der bestgeschriebensten Storylines in der Serie ever!
Joey wurde durch das Auftauchen ihres Dads zuerst gefestigt und dann desillusioniert - doch im Endeffekt hat es auch sie näher zueinander gebracht.
Jen hatte nur einmal Kontakt zu ihrer Mutter und der war alles andere als schön - sie ist bereits, auf ihre Mom zuzugehen, doch hier wirds erst in S3 den nötigen 1. gemeinsamen Schritt geben.
Bei den Leerys hatten wir als einzige Familie keine schlechte Ausgangsituation im Eltern-Kind-Verhältnis, doch gab es schon Spannungen, vor allem zwischen
Dawson und Mitch.
Dawson musste lernen, seinen Dad nicht als unfehlbaren Helden zu sehen, und zu akzeptieren, dass sein Dad Zeit braucht um seiner Frau zu vergeben.
In S2 gab es einiges an Entwicklungen - wichtig vor allem die, die innerhalb der Charaktere stattfanden. Alle sind nicht mehr so wie in S1, werden aber auch nicht so wie in S2 bleiben (Ausnahme - je nach Betrachtungsweise - könnte Dawson sein.

). Im Nachhinein erkennt man, welche Erfahrungen für die Charaktere wichtig waren, um die Person zu werden, die sie im Serienfinale sind.
Gerade deswegen ist die S2 so wichtig wie kaum eine andere Staffel und gefällt mir so gut! Ich habe nicht wirklich was an ihr auszusetzen (das wird bei den folgenden Staffeln anders). Man merkt, wie die Autoren aus S1 gelernt haben und nun mit S2 ihr Meisterstück abliefern!
Meine Lieblingsfolgen sind 2.05 Vollmond, die Outing-Folgen 2.14 und 2.15, 2.19 Abby's Vermächtnis und 2.21 Der Abschied. Es gab auch schwache Folgen, doch ist keine schlecht und unnötig. Beim DCM-Schauen habe ich gemerkt, dass jede Folge (selbst 2.17 Blick in die Zukunft) imens wichtig für die Charaktere und nicht streichbar ist. Und das ist S2 "DC"!
