Eure Meinung zu #1.07 Der Frühstücksclub

Moderator: Freckles*

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colinx

Eure Meinung zu #1.07 Der Frühstücksclub

Beitrag von colinx »

Wie hat euch die Folge "Der Frühstücksclub" gefallen?

In Anlehnung an den Film eine sehr spannende und emotionale Folge: Dawson und Joeys erster Kuss, und auch ansonsten ereignet sich sehr viel. :)

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Zuletzt geändert von colinx am 18.03.2006, 16:19, insgesamt 1-mal geändert.
castaways

Beitrag von castaways »

Der Frühstücksclub :)
Diese Episode war die erste DC Folge, die ich - damals noch auf SAT1(1999) und rein zufällig - gesehen hatte. Ich fand sie schon damals recht lustig, nur fehlte mir ein wenig der Zusammenhang und so ist bei mir die Serie für 3 Jahre wieder völlig in Vergessenheit geraten.
Aber das nur so nebenbei...
Zu den Facts:
Wir erleben wieder einmal einen ganz starken Vorspann mit dem ersten Hinweis auf das spätere unheilbringende Triangle: stärkerer Bizeps, Armdrücken, schnelleres Auto etc.
Und wir erleben eine extrem bissige Joey, die Dawson mit der Frage, warum denn Jen mit ihm keinen Sex wolle, kräftig in die Enge treibt.
Im ersten Teil bekommen wir Einblicke in die kleinstädtische Schulkultur in den USA und es wird beißende Kritik an ihr geübt. Die Strafmaßnahme des Samstag - Nachsitzens erscheint am Beispiel Jens unangemessen, bei Dawson und Joey noch eher.
Die wahren Gründe von Paceys und Abbys Bestrafung werden ja erst später klar.
Paceys Strafe erscheint mir im höchsten Maße unangebracht und heuchlerisch!
Ganz allgemein aber eine Folge der Wahrheit und das erste echte Triangle in DC wird estmals gänzlich offenkundig.

2. Teil folgt...
Isabel

Beitrag von Isabel »

Am besten in Erinnerung ist mir die Folge wegen dem ersten Kuss von Dawson und Joey :) Ich fand die Art und Weise witzig gemacht. Pacey wusste sowieso schon die ganze Zeit,dass Joey darauf aus war und hat die Gelegenheit gut genutzt. Nur tat mir Jen dabei Leid,denn der Kuss zwischen Pacey und Jen hatte ja nun keine Bedeutung,der zwischen Dawson und Joey irgendwie schon.
Am besten fand ich die Wandlung von Dawson und Joey in der Folge. Sonst nur mit Worten zuschlagend sind beide wegen Gewalt im Arrest gewesen ;)
Dawson_Leery

Beitrag von Dawson_Leery »

Hammermässig die Schlußszene, in der Joey fast zu weinen beginnt.
thehappyhippo

Beitrag von thehappyhippo »

Diese Episode zeigt eine bissige und starke Joey :up: die in den späteren Staffeln in den Hintergrund getreten ist :down:. Aber zurück zur Folge: Neben dem ganzen Gerede über Sex, Armdrücken usw und dem Kuss zwischen D&J hat diese Folge auch komische Momente. Zum einen natürlich der Auftritt von Abby als die "Ausgeburt des Bösen" zum anderen die Szene in der Dawson, Jen, Joey und Pacey sich über den Film Der Frühstücksclub unterhalten. Auf die Frage was aus denn Hauptdarstellern geworden sei, antwortet Pacey: Emilio Estevez spielte doch in den Mighty Duck Filmen mit die er persönlich stark finde. Ich finde diesen Gag sehr schön zu mal Joshua Jackson in allen Mighty Duck Filmen (D1-D3) mitspielte. :)
Lenya

Beitrag von Lenya »

Ich liebe diese Folge abgöttisch!
Von Anfang an hat sie mich begeistert weil ich den Film "Breakfast Club" ebenfalls vergöttere und die Folge ja ganz klar eine Anspielung darauf ist. Alle Charaktere in der Bibliothek versammelt, genial! Dass dann auch noch Abby dazu kommt um Konflikte zu schüren ist natürlich klasse durchdacht.

Joey mag ich in dieser Folge sehr. Ich farge mich immer noch ob Dawson eigentlich am Schluss geschnallt hat dass sie wegen ihm weint und in ihn verliebt ist. Auch das Wahrheit-Pflicht-Spiel mag ich total gerne weil sich Dawson udn Joey hier zum ersten Mal küssen. Ich weiß noch wie ich mit 15 bei dieser Szene geschmachtet habe und finde sie heute noch genial *seufz*.

Ich finde die Konfrontration von Joey und Jen in der Turnhalle auch gut Endlich kommt mal offen zur Sprache was beide schon lange wissen: Dass Joey heimlich in Dawson verliebt ist und Jen deshalb nicht leiden kann.

Mir tut Pacey mal wieder unheimlich leid, wegen seiner Nase und warum er dann den Arrest bekommen hat ;) In der 1. Staffel tut er mir ständig leid, man erkennt welches Potential in ihm steckt, aber auch, dass ihm dieses keiner zutraut, auch er selbst nicht.
Joe B.

Beitrag von Joe B. »

DER FRÜHSTÜCKSCLUB ist ein wahres Highlight der ersten Staffel – atmosphärisch, inhaltlich, emotional und inszenatorisch bewegt sich die Folge auf allerhöchstem Niveau. Der Titel lässt unschwer erkennen, dass es sich um eine Hommage des John Hughes-Films THE BREAKFAST CLUB aus dem Jahre 1984 handelt. Da die Figurenkonstellation und das Setting weitgehend übernommen wurden und die Handlung streckenweise analog einhergeht, kann man beinahe schon von einem Remake des Coming-of-Age-Klassikers sprechen. Dieser ist von seiner Handlung auf den 24. März 1984 datiert und liegt somit fast genau 22 Jahre zurück. Wieder einmal grüßen also die 80er Jahre. Mike White, der das Drehbuch schrieb, hat Außergewöhnliches geleistet. Basierend auf der Vorlage von John Hughes erzeugt er (nach der Exposition im ersten Akt) eine kammerspielartige Situation, um die Befindlichkeiten und Konflikte systematisch auf die Spitze zu treiben. Das Aussparen von externen Subplots und die reduzierte Einheit von Ort und Zeit gewährleistet darüberhinaus eine konsequente Verdichtung der Ereignisse. In der ersten Staffel hat Mike White überdies das Buch zur Horrorfilm-Persiflage # 111 geschrieben und war als Co-Autor am Season Finale # 113 beteiligt. White verfasste auch mehrere Folgen der zweiten Staffel und lieferte später u. a. das Drehbuch für den Richard Linklater-Film SCHOOL OF ROCK ab, in dem sein Freund Jack Black die Hauptrolle des musikbesessenen Lehrers übernahm. Ein großer Verdienst an der herausragenden Qualität von # 107 gebührt selbstredend Al Arkush, der mit dieser Episode sein einziges Gastspiel als Regisseur einer DC-Folge gab. Unter seiner Spielleitung wurden die Darsteller zu grandiosen Leistungen angetrieben.

Für ein tieferes Verständnis dieser Folge empfiehlt es sich, den John Hughes-Film zum Vergleich heranzuziehen (am besten beide als Double Feature anschauen). Dort versammeln sich fünf Teenager einen Samstag lang in der Bibliothek einer High School, weil sie aus unterschiedlichen Gründen nachsitzen müssen. Die Protagonisten sind archetypisch angelegt und haben ihre ganz individuellen Probleme mit dem Schulsystem und mit sich selbst. Die Figuren aus DC bleiben ihren bis dato etablierten Charaktereigenschaften treu und sind dennoch an die Personen aus dem Hughes-Original angelegt. So spiegeln sich unter anderem ihre Familienverhältnisse und ihre Außenseiterpositionen wieder. Joey kann mit der ausgeflippten Randexistenz Ally Sheedy verglichen werden, Jen mit der begehrenswerten Schulschönheit Molly Ringwald, Dawson entspricht am ehesten dem intelligenten Musterschüler und braven Sohn Michael Anthony Hall und Pacey kann man als Mischung aus dem Sportcrack Emilio Estevez und dem Rebellen Judd Nelson ansehen. Abby Morgan, die als außenstehende Figur neu eingeführt wird und als Katalysator für die verdrängten und offenen Konflikte der vier Freunde fungiert, vertritt den streitsüchtigen Lehrer Paul Gleason. Paul Gleason, der im Hughes-Film als desillusionierter und verbitterter Pädagoge seine ganze Autorität bis an die Grenze zur Unberechenbarkeit ausspielt, taucht später ebenfalls wieder im DC-Universum auf. In der sechsten Staffel liefert er eine köstliche Karikatur des sexbesessenen Hollywood-Studiochefs. Die Rolle der beaufsichtigenden Lehrkraft bleibt in dieser Folge jedoch Mrs Tringle vorbehalten, die eine frühe Schablone für das Kevin Williamson-Regiedebüt KILLING MRS TINGLE abgibt, in welchem wiederum Katie Holmes die Hauptrolle spielt. Man sieht, auf intertextueller Ebene lassen sich zahlreiche Verknüpfungen und Querverweise auffinden. Davon später aber noch mehr.

In der Pre-Title-Sequence sehen sich Dawson und Joey einen Actionfilm an. Dawson unterbricht frustriert die Verfolgungsjagd auf dem Bildschirm, weil er den Film als unrealistisch empfindet und davon Kopfschmerzen bekommt. Joey, die den Film gerne zu Ende sehen würde, schmettert seine Einwände ab. Ihr Verständnis von Realität widerspricht dem seinen – dieses Mal in Bezug auf Filme. Sie behauptet Dawsons Lieblingsfilm ET sei alles andere als realistisch, worauf Dawson entgegnet, dass aber die Gefühle realistisch seien. Damit liefert er erneut ein Argument für seine Welt- und Film-Sicht. Wenn die Emotionen nachvollziehbar sind, akzeptiert er auch die „künstlichsten“ Umstände. Man erinnert sich an seinen ersten Kuss mit Jen, wo die von ihm künstlich erzeugte Szenerie zusammengebrochen ist. Dawson leidet in dieser Phase seines Lebens ganz offensichtlich unter eklatanter Realitätsverleugnung. Er würfelt filmische Welten und das echte Leben kunterbunt durcheinander – kein Wunder, dass er häufig neben sich steht und in manchen Lebensabschnitten völlig desorientiert und hilflos wirkt. Aber eines tritt deutlich zutage: seine Sehnsucht nach tief empfundenen Emotionen. Die ihm bislang eigentlich nur Filme vermittelt haben. Die ihm aber - so hofft er zumindest - demnächst Jen bescheren wird. Der Dialog zwischen Dawson und Joey dreht sich anschließend um die unterschiedlichen Formen des männlichen Imponierverhaltens. Es wird die Frage aufgeworfen, was Männer zu echten Kerlen macht und welche maskulinen Eigenschaften bei Frauen auf Resonanz stoßen. Die Uneinigkeit der beiden Freunde bei diesem Thema geht direkt in eine kindliche Rangelei über, wie wir sie zuletzt im Piloten gesehen haben. Im Gegensatz zur ersten Folge gibt sich dieses Mal allerdings Dawson nach Joeys Kitzelattacke geschlagen. Das Innehalten und der anschließende Blickaustausch (in profiligem Close Up) machen Joeys verborgene Zuneigung für Dawson deutlich. Zumindest für den Zuschauer. Dawson kann das an dieser Stelle noch nicht erkennen. Mit diesem Subtext verfährt die Szene weiter. Joey zieht sich wieder auf sicheres nonphysisches Terrain zurück und setzt die Konversation fort. Sie behauptet, dass der Film Dawson in Wahrheit Angst macht, weil er ihn mit Oberflächlichkeiten konfrontiert. Dawson sträubt sich für gewöhnlich gegen jede Form der Oberflächlichkeit und sucht stets nach tiefer verborgenen Wahrheiten. Er begreift sich als Individuum, das sich gegenüber anderen Jungs seines Alters durch Nonkonformität abgrenzt. Ihm sind Kopf, Bauch und Herz wichtig - menschliche Werte, die unter der Oberfläche schlummern. Äußerlichkeiten sind für ihn nur Schein. Seine Wertschätzung des Prinzips Wahrhaftigkeit lässt ihn daher häufig voreingenommen, manchmal sogar überheblich auftreten. Nun konfrontiert ihn Joey aber mit den Realitäten der Adoleszenz. Was sind die wahren Gründe, die ein Mädchen für einen Jungen attraktiv machen? Und umgekehrt? Joey vertritt die Ansicht, dass es eben doch in den meisten Fällen um das Äußere geht. Jungs stehen auf Mädchen mit „blonden Haaren, Schmollmund, dünnen Armen und prallem Busen“. Dawson fühlt sich auf den Schlips getreten und widerspricht ihr. In seiner idealisierten Vorstellung glaubt er, dass Frauen in erster Linie auf Romantik abfahren und umworben werden wollen. Joey belächelt seine Naivität nur. Sie holt ihn auf den Boden der Tatsachen zurück, weil sie als Vertreterin des weiblichen Geschlechts vielleicht doch mehr Einsichten in die feminine Psyche hat. Und dass Frauen möglicherweise auf alle Romantik pfeifen, wenn sie sich für einen Typen mit „dem schnelleren Wagen, den stärkeren Bizeps oder den größeren Joystick“ entscheiden. Damit wird eines der zentralen Leitmotive dieser Folge angesprochen: Warum will Jen (noch) keinen Sex mit Dawson haben? Als Joey einen Vergleich zwischen dem sportlichen Pacey und dem verträumten Kopfmenschen Dawson zieht, wird das zweite Thema aufgegriffen: die Rivalität zwischen den beiden Freunden. Das dritte Thema – die heimliche Liebe Joeys zu Dawson – wird bereits die ganze Zeit über unterschwellig vermittelt. Die Dominanz am Ende der Szene verteilt sich zugunsten von Joey. Sie hat ein paar wunde Punkte bei Dawson berührt, der wieder zu seinem bewährten Verhaltensmuster des Resignierens zurückkehrt. Da er Joeys Rhetorik nicht gewachsen ist, will er nun doch den Film weitersehen. Das Blatt wird sich aber schon bald wenden. Nun, da die wichtigen Fragen in den Raum geworfen wurden, kann die Story losgehen.

Während auf dem Soundtrack „Stupid“ von Chickenpox läuft, sehen wir zum ersten Mal Abby Morgan, der auf dem Schulflur ein kleines Malheur widerfährt, als sie ihre Tasche fallen lässt. Die Szenerie wechselt ins Klassenzimmer, wo Joey ein Referat über die altertümliche japanische Kultur hält. Als sie berichtet, dass der Shogun 600 Konkubinen unterhielt, weckt sie die Neugier ihres vorlauten Mitschülers Grant Bodean. Dieser ist ein stereotyper Teenager, der genau dem pubertären Abziehbild entspricht, das Joey zuvor beschrieben hatte: rein auf Äußerlichkeiten fixiert, nur an Sex denkend und nicht das Geringste in der Birne. Joey ärgert sich über die Kommentare des beschränkten Störenfrieds und wirft ihm an den Kopf, dass er einen „geringen IQ“ hat, worauf passenderweise „Stupid“ wieder aufgenommen wird.

Dawson beobachtet eine vergnügte Unterhaltung zwischen Jen und Pacey vor den Schulspinden. Pacey, der nun nicht mehr in den Zwängen des Tamara-Plots gefangen ist, wird hier als Antagonist für Dawson aufgebaut. Er erzählt Jen, dass man Dawson in seiner Kindheit als „Oompa Loompa“ bezeichnet hat. Damit bezieht er sich auf den kleinen grünen Zwerg aus CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK. Er meint damit die Erstverfilmung aus dem Jahr 1970 mit Gene Wilder in der Hauptrolle, nicht das Tim-Burton Remake mit Johnny Depp, das erst Jahre später entstand. Als Dawson hinzukommt und wissen will, worüber sich die beiden amüsieren, lenken diese ab. Der Zwist mit Pacey wurde aber bereits initiiert. Pacey hat – ohne dass es Dawson jetzt schon ahnen kann – bereits einen wunden Punkt bei seinem Freund offengelegt. Nun kommt der zweite dran: Sport. Im Gegensatz zu Pacey, der physisch einen recht fitten Eindruck macht, ist Dawson alles andere als eine Sportskanone. Pacey begeht einen folgenschweren Fehler, als er Dawson in Anwesenheit seiner Freundin demonstrativ seine Schwächen unter die Nase reibt. Diese Provokation wird noch ein Nachspiel haben. Dawson, misstrauisch geworden, will von Pacey in der Umkleidekabine in Erfahrung bringen, worüber er mit Jen geschäkert hat. Nachdem er Pacey ein Geständnis entlockt hat, regt er sich tierisch darüber auf, dass sein Kumpel Jen seinen verhassten Spitznamen verraten hat. Pacey kann sich nicht beherrschen und streut weiter Salz in die Wunde. „Komm Dawson, du bist jetzt kein kleiner Oompa Loompa mehr. Du bist jetzt ein großer männlicher Oompa Loompa.“ Er bringt Dawson damit soweit auf die Palme, dass dieser erstmals physische Gewalt gegen ihn anwendet und ihn von sich stößt. Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die schlummernde Rivalität der beiden voll ausbricht und sich in einem offenen Schlagabtausch entlädt. Pacey, dem hier der Schalk im Nacken sitzt, deutet spielerisch eine Boxer-Geste an. Er ahnt nicht, dass er sich tatsächlich schon mitten in einem „Ringkampf“ befindet.

Jen wohnt derweil im Unterricht einer Euthanasie-Debatte bei. Während der Lehrer einen entschiedenen moralisch-ethischen Standpunkt gegen Sterbehilfe vertritt, äußert Jen ihre gegenteilige Ansicht. Ihre Herkunft aus der liberalen Großstadt, die im Gegensatz zur konservativen Provinzstadt steht, nicht zuletzt aber ihr eigenes familiäres Umfeld hat ihre oppositionelle Meinung gefestigt. Immerhin hat sie es Tag für Tag mit einem sterbenskranken Großvater zu tun. Da er die meiste Zeit im Koma liegt, bekommen wir zwar nicht mit, welches Leid er durchmacht – für Jen ist ein derartiger Zustand aber unmenschlich und entwürdigend. Sie tritt dafür ein, dass Ärzte kranken Menschen helfen sollen, in Würde zu sterben, wenn die Medizin sonst nichts mehr für sie tun kann. Ihr Lehrer, ein Vertreter strenger religiöser Normen (und somit der dramaturgische Vertreter von Grams in dieser Folge), echauffiert sich über Jens Standpunkt. Vorher wurde bereits gesagt, dass ihr Lehrer sie nicht ausstehen kann. Als sie ihn nun durch das Benutzen unflätiger Ausdrücke in Rage bringt, findet sich für ihn die willkommene Gelegenheit, seine Abneigung zu manifestieren. Er verdonnert sie zum Arrest am Samstag. Die Frage, ob diese Bestrafung angesichts des Wortes „beschissen“ gerechtfertigt ist, erübrigt sich, da das harte Urteil offensichtlich durch persönliche Antipathie motiviert ist.

Der Konflikt zwischen Joey und Grant Bodean wird in der nächsten Szene in der Schulmensa zur Eskalation geführt. Grant, egomanischer Trottel der er ist, hält sich für was Besonderes. Er drängt sich in der Schlange an der Essensausgabe vor und lädt dadurch weiteren Zorn Joeys auf sich. Vor seinen Buddies muss sich Grant als obercooler Anführer aufspielen. Sein pubertäres Imponiergehabe geht über in sexuelle Belästigung. Joey kann diese frauenverachtende Haltung nicht länger hinnehmen. Sie verliert die Kontrolle und schickt Stupid mit einem beeindruckenden rechten Haken auf den Boden. Auch wenn Gewalt kein Mittel zur Lösung von Auseinandersetzungen sein sollte – hier freut man sich doch, dass Joey den dummdreisten Grant niedergestreckt und er seine gerechtfertigte Abreibung bekommen hat.

In der Turnhalle ist mittlerweile der Sportunterricht vorüber. Pacey bittet Dawson, mit ihm noch etwas länger Basketball zu spielen. Seine Motivation wird durch die anwesenden Cheerleader gegeben. Pacey steckt mitten in seiner pubertierenden Brunftzeit und möchte sich daher durch auffällige Selbstdarstellung für das andere Geschlecht interessant machen. Nun braucht er noch ein dankbares Opfer, das ihn durch seine Unterlegenheit gut aussehen lässt. Indem er Dawson verspricht, ihm ein Mittagessen zu bezahlen, kriegt er seinen Kumpel rum. Bei Paceys selbstverliebter Show wird klar, dass es ihm nicht um den sportlichen Wettkampf geht. Er will Punkte bei den Mädels sammeln, indem er seinen Gegner nicht nur besiegt, sondern regelrecht demoralisiert. Dawson kotzt dieses nach außen getragene Gockel-Verhalten schon bald maßlos an. Die Stimmung spitzt sich zu, als die sportlichen Komponenten des Matches zunehmend durch psychologische Nebeneffekte abgelöst werden. Da Pacey mit seiner Aufmerksamkeit ganz bei den Mädels ist, bemerkt er gar nicht, dass er seinen Freund richtiggehend verletzt und demütigt. Er schießt den Vogel ab, als er ihn in aller Öffentlichkeit Oompa Looma nennt, was Dawson im Affekt zu einer brutalen Gegenmaßnahme hinreißt. Er wirft Pacey den Basketball mitten ins Gesicht. Diese Attacke ist knallhart inszeniert. Wir sehen Pacey in einer Halbnahen, er dreht den Kopf zu Dawson und bekommt in der nächsten Sekunde den Ball direkt auf die Nase. Der Ball prallt ab, fliegt direkt in die Kamera und wird von dort in die Tiefe des Raums abgelenkt. Das Geschoss trifft also auch direkt auf den Zuschauer und verleiht dem Angriff somit noch eine zusätzliche Wucht, die einen geradezu aus dem Stuhl hebt. Toll gemacht. Der Effekt wurde vermutlich durch ein softes Basketball-Imitat erreicht, der Joshua Jackson tatsächlich trifft und durch viel Glück auch noch mitten auf die Kamera zufliegt. Da die Kamera im nächsten Moment hochgerissen wird, ist davon auszugehen, dass dieser Take kein Special Effect ist, sondern real gedreht wurde (möglicherweise war der Kameramann durch das Abprallen selbst überrascht). Während sich Pacey im Folgenden vor Schmerzen am Boden krümmt, wo sich die Cheerleader seiner annehmen, erhält Dawson vom Sportlehrer seine (durchaus angemessene) Strafe. Auch er wird am Samstag nachsitzen müssen.

Akt 2 wird musikalisch mit „Saturday (is not that hard)“ von Colony eingeleitet. Dawson und Jen befinden sich auf dem Weg zu ihrem „Gefängnis“, der Schulbibliothek. Jen meint, dass es Dawson im Gegensatz zu ihr durchaus verdient hat, nachsitzen zu müssen. Dawson indessen betont noch einmal die wahren Gründe für seinen Unmut über Pacey. Es ist weniger die Geschichte in der Sporthalle, als ganz allgemein Paceys gegenwärtige Überheblichkeit. „Seit er mit einer Frau geschlafen hat, ist er so arrogant geworden.“ Ganz offensichtlich ist es Neid, der zu Dawson Verunstimmung beigetragen hat. Denn die Tatsache, dass Pacey ihm in sexueller Hinsicht einen Schritt voraus ist, belastet ihn. Er sehnt sich selbst danach, mit Jen zu schlafen, um seinen Erfahrungsschatz endlich auf das gleiche Level wie das von Pacey zu bringen. Seine „animalischen Instinkte“, wie sie Jen beschreibt, hat er nicht mehr unter Kontrolle. Hier wird noch einmal deutlich, dass die sexuelle Unausgeglichenheit bei Dawson zu erhöhtem Frust geführt hat und die Beziehung zu Jen überschattet. Als sie die Bibliothek betreten, ist zu ihrer Überraschung auch Pacey anwesend. Sofort stellt sich die Frage, was ihn wohl hierher verschlagen hat. Dieses Spannung erzeugende Rätsel, das aus dem John Hughes-Film übernommen wurde, wird bis kurz vor Schluss der Folge im Ungewissen bleiben. Pacey ist stinksauer, da ihm Dawson die Nase gebrochen hat. Auftritt Abby Morgan. „Die kommt aus der Hölle.“ Abby wird sogleich als Antagonistin eingeführt. The girl you love to hate. Sie kommt in Begleitung von Mrs Tringle in den Raum, die ihr zu verstehen gibt, dass Nachsitzen die Disziplin an der Schule fördern soll. „Jeder von euch sollte sich fragen, was habe ich getan, dass ich mir einen Arrest eingehandelt habe und was kann ich tun, um mein Benehmen zu verbessern?“ Die Reaktionen der Schüler machen aber klar, dass der beabsichtigte Zweck des Arrestes kaum Erfolgsaussichten bei ihnen haben wird. So übel ist die Strafe auch wieder nicht, da die jungen Leute immerhin sich selbst überlassen bleiben und den Tag in Unfreiheit frei gestalten können. Die Androhung, bei Maßregelungen Karteikarten sortieren zu müssen, wirkt wenig einschüchternd. Im Hughes-Film wurde eine härtere Gangart eingeschlagen. Die Schüler hatten die Straf-Aufgabe, einen Aufsatz über sich und ihr Fehlverhalten zu schreiben. Nachdem auch Joey eingetrudelt ist, werden die aufgestauten Aggressionen noch einmal laut. „Nach acht Stunden seid ihr wie eine große Familie.“ – „Acht Stunden? Wir werden uns gegenseitig umbringen.“ – „Macht mir nur ja keine Blutflecke auf die Bücher.“ Mrs Tringle zieht von dannen und überlässt die Kids ihrem Schicksal. An dieser Stelle ist es vielleicht angebracht, auf die Farbdramaturgie hinzuweisen. Die Kostüme der Darsteller sind bewusst auf ihren farbpsychologischen Effekt und ihre Symbolik hin ausgewählt. Joey trägt gelb, Jen blau, Abby rot, Pacey orange und Dawson grau. Die Farbe der Hoffnung bei Joey spielt auf ihr Begehren nach Dawson an, Jen zeigt Dawson in sexueller Hinsicht die kalte Schulter und trägt deshalb ein kaltes Blau, Abby als Aggressor sticht durch knalliges Rot heraus, Dawson in dieser Phase des Unzufriedenseins und der Zerrissenheit bleibt ein farbloses graues T-Shirt unter einem diffus karierten Hemd überlassen.

Nachdem die Ausgangslage mitsamt den Spannungen etabliert wurde, wird der jugendliche Fight Club eröffnet. Zuerst wird Abby noch einmal als Miststück porträtiert, indem sie den anderen Kaugummi anbietet, diesen dann aber doch für sich behält. Abby steht zwar ebenfalls in der Reihe der klischeehaften Anti-Figuren, ist beileibe aber keine so stereotype Erscheinung, wie beispielsweise Grant Bodean oder Nellie Olsen. Ihr durchtriebendes Wesen besitzt durchaus einen gewissen Charme. Deshalb wurde sie in späteren Folgen auch noch öfter eingesetzt. In der zweiten Staffel wird ihr Charakter zunehmend komplexer. In # 107 bleibt sie vorerst das fiese Luder, das die Motivation für ihre Verbalattacken aus der Bekämpfung von Langeweile bezieht. Sie provoziert die anderen unentwegt und versucht herauszufinden, weshalb sie hier gelandet sind. Dawson attestiert sie „versuchten Totschlag“, bei Pacey beißt sie allerdings auf Granit. Sie wärmt noch einmal die Tamara-Gerüchte auf, um ihn aus der Reserve zu locken, doch Pacey bewahrt Stillschweigen. Nachdem sie Jens Verstoß gegen die Schulregeln in Erfahrung gebracht hat, hackt sie auf Joey rum. Wegen ihres bösartigen Naturells kann sie sich den Seitenhieb auf Joeys Ruf nicht verkneifen. „Eingesperrt sein ist ja ein guter alter Brauch in deiner Familie.“ Obwohl sich Joey zuvor wenig freundlich gegenüber Jen verhalten und ihr Großstädter-Arroganz unterstellt hat, schlägt sich Jen nun auf ihre Seite und beschimpft Abby. Diese beendet das „Damencatchen“, doch die Ursache für Joeys abneigende Haltung gegenüber Jen bleibt noch unausgesprochen. Der Eklat ist nun allerdings vorbereitet. Man kann auch durchaus sagen, dass bereits die Wurzeln für Jens und Abbys Freundschaft in der zweiten Staffel gelegt sind. Weniger von Jens, als von Abbys Seite. „Wenn du mit den schwarzen Schafen dieses Kaffs herumhängen willst, lass dich von mir nicht abhalten.“ Abby distanziert sich von den schwarzen Schafen Joey, Pacey und Dawson und empfiehlt auch Jen, dies zu tun. „Mrs Big Apple“ nimmt für Abby dementsprechend eine respektablere Stellung ein. Schnitt. In der folgenden Vierer-Einstellung wurde Dawson, mit dem Kopf auf dem Tisch liegend, zwischen Joey und Jen positioniert, steht also zwischen den Mädchen. Momentan hat Jen die Nase vorn, weil sie ihm den Kopf streichelt. Eine zärtliche Geste, wenngleich auch nicht genau das, was sich Dawson wünscht. Schließlich legt Joey den Grund für ihre Strafe offen. Wie nicht anders erwartet, wird sie für ihren Angriff gegen Grant Bodean zur Verantwortung gezogen. Abby bezeichnet Joeys Aktion als dämlich, da sie Joeys Opfer als „König der Schule“ bezeichnet, so wie er sich selbst zuvor als „Shogun der Schule“ bezeichnet hat. Zwischen dem Hohlkopf Bodean und Abby, beides negativ beladene Figuren, besteht also eine Art stilles Einverständnis, was die Machtstrukturen unter den Schülern anbelangt. Abby respektiert Bodean (in der zweiten Staffel wird sie sogar sagen, dass sie Dummköpfe geil findet, wenn diese Geld, Ansehen und trainierte Muskeln haben). Das grenzt Joey – und auch den Rest der Clique – von Personen wie Abby ab. Sie würden sich nie mit derartigen Unsympathen abgeben. Sie respektieren auch nicht die unausgesprochene Hackordnung unter den Schülern. Deshalb werden sie stets unterprivilegierte Außenseiter bleiben. Die im Gegensatz zur hierarchie-hörigen Schülerschaft aber das Herz auf dem rechten Fleck haben. Abby stellt die Clique nun noch einmal als „Gewaltverbrecher“ hin. Die Vorurteile brechen voll durch. Als man dann aber Abby ein Geständnis entlocken will, fantasiert diese nur Lügen über Ectasy und Sexorgien in der Umkleidekabine zusammen. Pacey erzeugt auch hier eine Art sportlichen Wettkampf: wer hat die beste „Straftat“ begangen? „Komm schon, mach mich fertig.“ Gegen sein Vergehen, das erst später aufgedeckt wird, können Abbys Hirngespinste nur abstinken. Zwischen diesen Handlungspassagen wird stets auf die Uhr umgeschnitten, die im Stundentakt nach vorne springt und das langsame Vergehen der Zeit kommuniziert.

Schließlich lässt Dawson die anderen an seinem schier unerschöpflichen Filmwissen teilhaben: „Ist ja hier wie im Breakfast Club. Dem John Hughes-Film, in dem fünf Leute den ganzen Tag Arrest haben.“ Auch Joey kennt den Film: „Ja, erst können sie sich nicht ausstehen und dann werden sie echt gute Freunde.“ Auch Jen hat ihn gesehen: „Ja, war ein Scheiß-Film.“ Das ist natürlich pure selbstreflexive Ironie. Auch als das wandelnde Filmlexikon Dawson erzählt, was aus den damaligen Hauptdarstellern geworden ist. Paceys Kommentar ist Selbstironie at its best: „Emilio Estevez war doch in diesen Mighty Ducks-Filmen. Gott, die waren stark.“ Sein selbstgefälliges Lachen und das betretene Schweigen seiner Freunde sind eine herrliche Pointe. Wie den meisten bekannt sein dürfte, hatte Joshua Jackson in eben diesen MIGHTY DUCKS-Filmen einen kindlichen Eishockey-Spieler gespielt, der von seinem Trainer Emilio Estevez hart rangenommen wurde. Hier werden die intertextuellen Ebenen hemmungslos durchmischt, was äußerst vergnüglich ist. Dem hinzuzufügen wäre, dass Joshua Jackson demnächst unter der Regie von Emilio Estevez in einer stargespickten Verfilmung über die Ermordung Bobby Kennedys mitspielen wird. Man hat sich also nicht aus den Augen verloren. Als Jen von einer Bekannten erzählt, die bei Ally Sheedy als Babysitterin gearbeitet hat, nimmt Joey dies erneut zum Anlass, um ihre Konflikte mit Jen fortzuführen. Sie legt deren name dropping als weiteres Anzeichen von Jens Arroganz aus.

Abby bringt schließlich ein wenig Bewegung in die Bude, als sie Mrs Tringle um Erlaubnis bittet, die Toilette aufsuchen zu dürfen. Geschlossen marschiert die Truppe aufs Klo. Im Jungsklo wird allein durch den Blickkontakt zwischen Pacey und Dawson deren Privatfehde vorangetrieben, während auf dem Mädchenklo Abby die Kluft zwischen Joey und Jen auf den Punkt bringt: „Ich vermute, zwischen euch vier gibt es eine merkwürdige sexuelle Spannung.“ So gemein Abby auch sein mag, ganz dumm ist sie nicht. Schnitt auf die Uhr und man befindet sich wieder in der Bibliothek. Abby langweilt sich zu Tode – ganz im Gegensatz zum Zuschauer, der sich nun über eine der brillantesten Szenen innerhalb der ersten Staffel freuen darf. Abby schlägt vor, ein Spiel zu spielen. „Wahrheit oder Pflicht“ ist jedoch erstmal nicht das, was die anderen aufheitern würde, zählt es doch zu den Kinderspielen. Bei DC greift man gerne mal auf Kinderspiele zurück, um dem jeweiligen Beziehungsgeflecht Nachdruck zu verleihen (z.B. auch das Flaschendrehen in # 614). Abby gelingt es schließlich, den Rest der Truppe, der sich ebenfalls langweilt, zum Mitspielen zu animieren. Als sie Dawson als erstem die Möglichkeit gibt, sie etwas zu fragen, befindet sich der noch in seiner Antihaltung und nimmt die Sache nicht ernst. „Bist du wirklich ein Alien und von welchem Planeten kommst du?“ Damit hat er seine Chance vertan, denn Abby ignoriert die Ironie und setzt das Spiel ernsthaft fort. Natürlich fordert sie als nächstes Pacey dazu auf, die Wahrheit für sein Nachsitzen rauszurücken. In der Halbtotalen zeigen nun auch die anderen in ihren Reaktionen erhöhtes Interesse. Pacey entscheidet sich dann doch lieber für Pflicht. Abby kontert schlagfertig: „Dann riskiers, zehn Sekunden lang, auf die Lippen – ja wen nehmen wir denn da – Jen zu küssen.“ Dawson ist ziemlich angepisst, doch Joey im Hintergrund kann sich ihr Lächeln nicht verkneifen. Alles, was gegenwärtig einen Keil zwischen Jen und Dawson treibt, gefällt ihr. Jen und Pacey sträuben sich zuerst, doch Joey besteht auf den Regeln des Spiels. Die Reaktionen der Umstehenden verleihen diesem eigentlich harmlosen Kuss eine zusätzliche Brisanz. Dawson steht auf die Stirn geschrieben, was er empfindet. Die gleiche Situation hatte er schon einmal – beim Dreh für das „Ungeheuer aus der Tiefe“ – wo er sie jedoch sogleich unterbunden hat. Dieses Mal kann er nicht einschreiten. Die Regie abgeben zu müssen, wurmt ihn enorm. Pacey wendet sich nun gegen Joey, die ihm zuvor eine Spur zu vorlaut war. Auch Joey wählt zuerst Wahrheit. Die Frage von Pacey, auf wen sie steht, in wen sie verliebt ist, lässt sie aber unbeantwortet. Ihr Geheimnis hat sie solange bewahrt, da wird sie einen Teufel tun und es jetzt verraten. Sie entscheidet sich schließlich ebenfalls für Pflicht. Pacey bleibt dem Motto treu: „Joey, ich möchte, dass du 15 Sekunden lang, auf die Lippen – wen nehmen wir denn – Dawson küsst.“ Die nun folgende Situation steht unter einem ganz anderen Subtext als der Kuss zuvor. Hier sind nun Gefühle im Spiel. Was Pacey im Gegensatz zu Dawson auch ahnt. Joey und Dawson sträuben sich genauso, doch bleibt auch ihnen keine andere Wahl. Wunderbar, wie Katie Holmes und James van der Beek der Szene durch ihr exzellentes Spiel einen Höhepunktcharakter verleihen. Die Situation pendelt stimmungsvoll zwischen kindlichen Verhaltensmustern und mitreißenden Wechselwirkungen. Eine kleine feine Achterbahnfahrt der Gefühle, eingefangen in einem Kuss, der alles andere als harmlos ist. Die einsetzende Musik, die Reaktionen der anderen, die Verdichtung mit beiden auf einen Close Up, Joeys Geste mit der Handberührung – all das trifft direkt ins Herz. Joey raubt es offensichtlich sogar für einen Augenblick die Sinne, so dass sie das Zeitgefühl verliert und erst durch Jen darauf hingewiesen werden muss, dass die 15 Sekunden bereits vorbei sind. Aber auch Dawson hat nicht unterbrochen. Hat er den Kuss möglicherweise auch genossen? Davon ist auszugehen. Auch wenn er Joey fortan noch nicht anders wahrnehmen wird, in gewisser Weise ist zwischen beiden nun das Eis gebrochen. So nah waren sie sich noch nie. Während die unwissende Jen ähnlich unerfreut reagiert, wie zuvor Dawson, lacht sich Pacey ins Fäustchen. Vor seinen Augen spielt sich ein Schauspiel ab, das er eigentlich als zusammenpassend empfinden muss, da es seiner Vorahnung entspricht.

Nach dem Commercial Break ist Joey an der Reihe. Nach den vorangegangenen Wem-wische-ich-eins-aus-Aktionen wendet sie sich nun konsequenterweise an Jen. Sie stellt ihr die Frage, ob sie von allen Jungs Dawson am attraktivsten findet. Da Jen zuerst nicht kapiert, worauf sie hinaus will, wird Joey konkreter: „Ist es er, auf den du scharf bist? Möchtest du mit ihm ins Bett, wen du ihn ansiehst? Oder ist es so, dass du ihn vom Charakterlichen her zwar magst, aber du lieber mit jemand anderen bumsen würdest? Vielleicht mit Pacey.“ Dadurch irritiert sie Jen, die trotz gegenteiliger Behauptung wirklich nicht sonderlich heiß auf ihren Freund ist. Womit erklärt wäre, warum sie Dawson nicht ranlässt und dieser frustriert ist. Jen ist sauer, da sie Joey in so eine Situation gebracht hat, wo ihre Unnahbarkeit nach außen gekehrt wird. Der schwelende Konflikt bricht aus, als Jen Joey kalt erwischt: „Wenn du dich weniger um uns kümmern würdest, hättest du vielleicht selbst einen Freund.“ Der Streit eskaliert und Joey sieht sich gezwungen, sich zu verteidigen. Sie stellt sich als wählerisch hin, doch Abby bezeichnet sie als Lesbe. Wieder einmal wird Joeys Verhalten also als das einer Lesbe angesehen. Und nicht das letzte Mal. Da die Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt ist, macht Dawson – harmoniebedürftig wie er ist – einen spontanen Vorschlag, der die Sache beendet, noch bevor sie ausdiskutiert wurde. Eine Verdrängungstaktik, die typisch Dawson ist. „Eine Risikoaufgabe an alle. Es wird Zeit für einen Ausbruchsversuch.“

Die nun folgende Sequenz geht ebenfalls auf den John Hughes-Film zurück. Die Gruppe schleicht sich heimlich davon, vorbei am Audiovideo-Raum, wo Mrs Tringle sich die Soap Opera DIE BESTEN TAGE UNSERES LEBENS ansieht, die sie noch einige Zeit vor den Bildschirm fesseln wird. Die Kids haben nun „eine Stunde Freiheit für uns.“ Jen bringt einen neuen Vorschlag: „Diesmal ein familienfreundliches lustiges Spiel. Es heißt Rate meinen Arsch.“ Im Kopierraum fertigen sie Ausdrucke ihrer offensichtlich nackt abgelichteten Hinterteile an. In der Vogelperspektive über den Tisch, wo die Kopien ausgebreitet werden, sehen auch wir die Allerwertesten, wobei sich jedoch die Frage stellt, ob das wirklich nackte Ärsche sein sollen? Nun wird wieder zu Dawsons Dilemma übergeleitet. Jen behauptet, Paceys Arsch zu erkennen. Was Dawson vermuten lässt, dass sie bereits zuvor ein Auge auf den Hintern seines Freundes geworfen hat. Wenn sich Jen für Paceys attraktive Seiten interessiert, würde ihn das zu einem eindeutigen Nebenbuhler für Dawson machen. Pacey reagiert wie zuvor und zieht eine Show ab, wobei er die Ausstrahlung seines Arsches ins Zentrum rückt. Very funny für die Damen, für Dawson weniger. Pacey bringt nun auch den schwelenden Konflikt mit Dawson zum Eklat, indem er ihm Eifersucht vorwirft. Als er ihn auch noch als Kotzbrocken und Oompa Loompa bezeichnet, geht Dawson in die Gegenoffensive. Seine Reaktion, eingefangen in einer Kamerafahrt, die Dawsons Schritte nach vorne auf Pacey einfängt, während ein schriller Gitarrensound ertönt, verleiht seinem Ausbruch die entsprechende Schärfe. „Die Wahrheit ist, das du zu gar nichts nutze bist. Du bist ein totaler Versager, ganz zu schweigen davon, dass du der Schulidiot bist.“ Nachdem Pacey zuvor in Dawsons Wunde gestochert hat, packt auch dieser Pacey bei den Eiern und hält ihm seine Minderwertigkeitskomplexe vor. All die unterdrückte Wut und die Selbstzweifel kollidieren nun an der anderen Person. In ihren Bemühungen, den Freund zu verletzen, herrscht Unentschieden. Deswegen weichen die Jungs auf das naheliegende Schlachtfeld namens Basketball Court aus. Sie werden ihren Disput eben physisch austragen, um somit zu klären, wer von ihnen der Bessere ist. Dieses Konkurrenzdenken unter Jugendlichen, insbesondere unter Freunden, wird plausibel in die Welt von DC verpflanzt.

Während die Jungs fortan um die Revanche kämpfen, nehmen die Mädchen auf den Zuschauerrängen Platz. Pacey und Dawson benehmen sich nun auch nicht anders wie die üblichen Halbstarken. Zuvor bricht Dawsons Frust gegenüber Jen aber noch heraus. „Weißt du, was ich demütigend finde? Dass ich zwar eine Freundin habe, aber er mir Sextipps gibt.“ Ganz klar, der Bursche steht unter Strom. Die angestaute Energie kann er ja nun beim Basketball herauslassen. Dass er Jen einen Vorwurf macht, dass sie nicht mit ihm schläft, ist allerdings kaum der richtige Weg, um ein Mädchen dazu zu überreden. Es entspricht auch gar nicht Dawsons sensiblen Charakter. Doch wie er bereits sagte: er hat keine Kontrolle mehr über seine animalischen Instinkte. Das verleitet ihn zu uncharmanten Verhaltensweisen, die für Teenager zwar authentisch sein mögen, Dawson aber in ein schlechtes Licht rücken. Diese Schwäche ist allerdings gleichzeitig auch ein menschlicher Aspekt, der Dawson zu einer komplexen und facettenreichen Filmfigur macht. Im weiteren Verlauf der Serie wird Dawson noch öfter an den Rand gedrängt werden, was bei ihm wenig sympathische Verhaltensweisen auslöst. Dawson und Pacey starten nun also ihr Match, das sinnbildlich genau dem „Armdrücken“ entspricht, dass Dawson in der ersten Szene noch als lächerlich abgetan hat. Und nun ist er genau da gelandet. Die Sportsequenzen werden unterschnitten von den Ereignissen auf den Rängen. Jen findet das Fighten der Jungs zwar peinlich, doch Abby räumt ein: „Oh ja, wir Schwestern konkurrieren ja nie in Irgendetwas.“ Auch wenn sich die Geschlechter in der Wahl ihrer Mittel unterscheiden mögen, im Endeffekt sind sie sich viel ähnlicher als sie gedacht haben. Die Szene konzentriert sich nun wieder auf den Joey-Jen-Konflikt. Als Joey Jen abermals einen unschmeichelhaften Kommentar um die Ohren haut, bricht aus Jen die Hilflosigkeit hervor: „Also gut, Joey. Ich gebe auf. Du hast gewonnen. Ich habe wirklich alles versucht, dass du mich magst, aber ich schaffe es einfach nicht.“ Stark, wie Michelle Williams und Katie Holmes die Szene spielen. Joey fühlt sich angesichts von Jens Strategie in die Ecke gedrängt. Denn auch sie muss anerkennen, dass sich Jen bis vor kurzem ihr gegenüber immer sehr liebenswürdig und hilfsbereit gezeigt hat. So, wie das echte Freundinnen tun. Warum nun also führt sie sich gerade so zickig auf? Katie Holmes zieht die Knie an, rutscht zurück und setzt einen klaren ich-weiß-nicht-was-du-meinst-Blick auf, doch nun kann sie nicht länger der Wahrheit entkommen. Ihr großes Geheimnis wird jeden Augenblick ans Licht kommen. Unglücklicherweise ist es Abby, die Joey entlarvt: „Ihr könnt nie Freundinnen sein, solange ihr um denselben Jungen konkurriert. Joey, es ist nicht zu übersehen, dass du in Dawson verknallt bist. Dieser Kuss vorhin hätte den Atlantik in Flammen setzen können.“ Katie Holmes und Michelle Williams haben die Szene fest im Griff. Ihre Überraschung, dass sie nun an diesem Punkt angelangt sind, insbesondere Joeys verängstigt-hilflose Reaktion, sind stark gespielt. Jen zeigt sich auch jetzt wieder verständnisvoll, was es für Joey umso schlimmer macht: „Warum musst du nur so sein? So nett. Gott, es wäre soviel leichter, wenn du nur irgendeine Tussi wärst und nichts weiter.“ Toll, wie Joeys Schuldgefühle ausbrechen. Sie weiß, dass sie sich ungerechtfertigterweise unfair verhalten hat. Sie hat Jen mies behandelt, die sie ja eigentlich mag und die schließlich nichts für ihre Gefühle kann. Dawson nutzt indessen einen Augenblick der Ablenkung, um den Ball in den Korb zu befördern. Doch für Triumph ist jetzt keine Gelegenheit, denn sie haben total die Zeit vergessen.

Bei der nun folgenden Lauf-Passage, die enorm dynamisch inszeniert ist, werden teilweise Einstellungen aus dem John-Hughes-Film identisch kopiert. Aber Pech gehabt. Sie kommen zu spät. Mrs Tringle erwartet die Ausreißer bereits mit vorwurfsvoller Miene. Der dritte Akt wird eingeleitet mit ihrer Strafpredigt. Als stupide Disziplinarmaßnahme lässt sie die Kids die Karteikarten einsortieren. Abby schließt sich den anderen nicht an, da sie behauptet, sie leide unter dem Capal Tunnel Syndrom. Schließlich werden die anderen vier rechtzeitig fertig. Abby streicht die Lorbeeren für deren Arbeit ein, als Mrs Tringle zurückkehrt. Diese weist ihre Schmeicheleien zurück und erwähnt dabei den wahren Grund für ihren Arrest. Abby wurde für „exzessives Zuspätkommen“ bestraft. Ein eigentlich unglamouröses Fehlverhalten, das sich auch durch Abbys Ungeschicklichkeit erklärt (die anfangs fallen gelassene Tasche). Auch wenn sich Abby von den vier Freunden abgrenzt, sie wäre offensichtlich selbst gerne etwas freakiger. Und damit nicht so langweilig, was für sie das Übelste überhaupt darstellt. Ihr unangenehmes Verhalten resultiert letztlich auch nur daraus, dass sie mit sich selbst unzufrieden ist. Pacey bezeichnet sie als „provinzielle Maulhure“ und trifft damit ihren wunden Punkt. Abby nutzt nun die Gelegenheit, um Pacey endlich zu seinem Geständnis zu bewegen. Auch Dawson, Jen und Joey wollen jetzt endlich die Wahrheit hören. Als sich Pacey sträubt, hält ihm Dawson wieder seine Unzulänglichkeiten vor, was zum erneuten Ausbruch ihrer Differenzen führt. Dawson behauptet, er könne Pacey nicht mehr trauen. Möglicherweise will er ihm sogar seine Freundin stehlen, da er ja alles für Sex tut. Die aufgestaute Wut bricht nun vollend aus Dawson heraus. Er hat die Kuss-Geschichte immer noch nicht verkraftet. Außerdem hängt er sich an dem Oompa Loompa-Stänkern auf. „Du kapierst es nicht. Diese zwei Wörter Oompa Loompa hasse ich einfach. Es sind sämtliche Unsicherheiten, die ich je verspürt habe, in diesen beiden Wörtern. Und wenn du mich so nennst, ist es, als würdest du mich bloßstellen. Dafür, dass ich keine Sportskanone bin, dafür, dass ich keine sexuelle Erfahrung habe.“ Pacey unterstellt Pacey damit nichts weniger, als dass er ihre Freundschaft verraten hat. So verhält sich kein Freund. Doch als genau dieser zeigt sich Pacey sogleich wieder. Um Frieden zu schaffen, springt er über seinen eigenen Schatten und rückt endlich mit der Wahrheit für sein Nachsitzen heraus. Mit seiner Story stellt er sich selbst in schlechtem Licht dar und nimmt in Kauf, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Eine Selbstentblößung, die in ihrem Mut Paceys finalem Einsatz für Tamara entspricht. Pacey sagt aus, dass er nach seiner Verletzung von den Cheerleadern derartig erregt wurde, dass er sich aufs Schulklo zurückgezogen hat, um die sexuelle Spannung abzubauen. Peinlich nur, dass ihn der Coach beim Onanieren überrascht hat. Mit dieser Geschichte, die er aus verständlichen Gründen für sich behalten wollte, reicht Pacey Dawson symbolisch die Hand zum Friedensschluss. Dawson geht darauf ein und entschuldigt sich dafür, dass er seinen Frust an ihm ausgelassen hat. Und damit einen Unbetroffenen geschadet hat. Denn was ihn wirklich fertig macht, ist das ungeklärte Kapitel Sex mit Jen. Wo nun wieder allgemeine Entspannung herrscht und das freundschaftliche Gleichgewicht wiederhergestellt wurde, reagiert Dawson auch versöhnlicher gegenüber Jen. Seine Befürchtung, dass ihn Jen nicht liebt, weil sie nicht mit ihm schlafen will, trifft jedoch nicht zu. Sie erklärt ihr zurückhaltendes Begehren damit, dass sie zuerst mit sich selbst ins Reine kommen will, bevor sie den nächsten Schritt in ihrer Beziehung mit Dawson ausführt. Jens Liebesgeständnis trifft nun wieder genau seinen Nerv. All die romantischen Dinge, die Dawson in der ersten Szene als essentiell hingestellt hat, sind es, die Jen an ihm so schätzt. Nun kehrt auch wieder Dawson zu seinem angestammten Verhalten zurück und zeigt sich sensibel und einfühlsam: „Ich verstehe, dass du die Dinge langsam angehen willst. Das will ich auch. Ich will dich nicht unter Druck setzen. So ein Typ bin ich nicht. Ich bin ein Mensch und ich habe Hormone.“ Zwischen Jen und Dawson ist anschließend alles wieder paletti. Nun fehlt nur noch einer aus dem Quartett, dessen angeschlagenes Seelenleben noch keinen Frieden gefunden hat. Während Dawson noch über seine sexuellen Träume redet, wird bereits auf Joey umgeschnitten. Sie leidet. Dieses Begehren, dass ihr geliebter Schwarm gegenüber einer anderen Frau äußert, bricht ihr das Herz. Nachdem sich Dawson und Pacey wieder zu ihrer Freundschaft bekannt haben, verschafft sich Joey Luft. „Warum sind bloß auf einmal alle so sexbesessen? Und jetzt auch noch du, Dawson. Wenn du dir Sorgen machst, dass alle um dich herum mehr Erfahrung haben als du, kannst du beruhigt sein. Es gibt immer noch eine Freundin, die wahrscheinlich als Jungfrau ins Grab steigen wird.“ Als Dawson sie aufbauen will, dass es nur so lange dauern wird, bis sie den richtigen Mann gefunden hat, entgegnet Joey in einem erstaunlichen Akt von Selbstüberwindung: „Das habe ich schon.“ Wow, hier hören wir das erste Liebesgeständnis von Joey an Dawson. Dawson rafft es natürlich nicht, Jen und Pacey aber schon. Die Dreiereinstellung, wo Dawson und Jen im Vordergrund einen Rahmen für die klein im Hintergrund platzierte Joey bilden, verdeutlicht Joeys Niedergeschlagenheit. Die Frau im Hintergrund, unbeachtet und ungeliebt. So fühlt sie sich. Wunderschön, als Dawson die streng symetrische Einstellung bricht und zu Joey nach hinten geht. Er sucht ihre Nähe, will ihr Freund sein, ihr helfen – doch wie kann er das, wo er noch nicht einmal weiß, dass Joey seinetwegen so leidet. Die emotionale Wirkung wird noch stärker, als Joey mit Tränen in den Augen ihre völlige Verlorenheit artikuliert: „Entschuldige Dawson, aber ich weiß auch nicht, was los ist. Aber all diese Gefühle, diese komischen Gefühle. Ich kann nicht darüber reden und das kann ich nicht aushalten. Ich meine, wir beide kennen uns jetzt schon so lange und du weißt alles über mich, einfach alles. Und ich kann es trotzdem nicht sagen. Ich kann es nicht. Ich fühle mich einfach nur allein.“ Hinreißend, wie Katie Holmes auch beim Zuschauer den Druck auf die Tränendrüsen erzeugt. Dawson versteht noch immer nicht. Er will ihr nur einfach der Freund sein, der er immer war. Der, mit dem sie über alles reden konnte. Der ihr stets geholfen hat. Doch angesichts ihres Liebeskummers ist er nicht derjenige, mit dem sie darüber reden kann. Denn Joey ist trotz ihrer Rivalität zu Jen noch immer ein zutiefst anständiger Charakter, der keinesfalls eine andere Beziehung zerstören würde, nur um sich vielleicht selbst besser zu fühlen. Diese zutiefst ehrenvolle Aufopferungsbereitschaft macht Joey schon beinahe zu einer Heiligen. Und wie sich in späteren Staffeln herausstellen wird, ist eigentlich sie der Prototyp Mensch, der anderen das Herz bricht. Dessen Herz aber eben auch sehr fragil ist und eine Menge ertragen muss. An diesem Punkt ihres Lebens aber hat sie mit einem recht: Sie ist allein, zumindest in Liebesfragen. Ihr letzter Satz unterstreicht die Tragik: „Denn wenn ich diese Dinge sage, kann ich sie nicht mehr zurücknehmen. Es würde alles ändern und das kann ich nicht. Das darf nicht sein, das kann ich nicht ertragen. Ich kann nicht.“ Ihre Angst beruht zu einem Großteil darauf, dass selbst wenn sie Dawson ihre Gefühle gestehen würde – es wäre der falsche Zeitpunkt. Denn Dawson liebt Jen und nicht Joey. Er würde sie zurückweisen. Und um das nicht zu riskieren, behält sie ihr Geheimnis gegenüber Dawson weiter in ihrem Herzen verschlossen. Die aufgeladene Stimmung wird nun von Mrs Tringle unterbrochen, die die Schüler wieder in die Freiheit entlässt. Nach den vielen emotionalen Höhepunkten dieser Episode ist es erstaunlich, dass für den Ausgang ein betrübliches Gefühl statt eines feel good-Endings gewählt wurde. Im Gegensatz zu anderen Folgen, die meist mit einem Hoffnungsschimmer am Horizont enden, überwiegt hier ein ambivalentes Gefühl der Betroffenheit. Was aber auch Sinn macht, da man als Zuschauer so mitgerissen wurde, dass man es kaum erwarten kann, wie diese innere Unausgeglichenheit in Joey ihren befriedigenden Abschluss findet. In dieser Folge würde für den boy-meets-girl-Topos zwischen Joey und Dawson, der die gesamte erste Staffel zusammenhält, der Midpoint gesetzt. Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen mit den beiden.
Zuletzt geändert von Joe B. am 13.03.2006, 10:51, insgesamt 1-mal geändert.
Josey*

Beitrag von Josey* »

Nun werden also endlich die tieferen Konflikte unserer Hauptfiguren mit sich selbst ausgetragen. Da haben wir Dawson, der verunsichert ist, weil Jen und er noch keinen Sex hatten; Pacey, der sich selbst beweisen will, dass er kein Versager ist; Jen, die sich von den "Provinzlern" abgewiesen fühlt; und schließlich Joey, die in ihren besten Freund verknallt ist. Zündstoff bietet Abby, eine neue Figur, die alles aus den Freunden herauslockt.
Genial finde ich die Szene, als Joey Grant Bodean mit dem Tablett niederschlägt. Der große Shogun von einer seiner Konkubinen k.o. geschlagen :D
Jen für ein "Scheiße" Nachsitzen zu lassen ist natürlich unverhältnismäßig, zeigt aber das erste mal, dass sie anscheinend wirklich abgelehnt wird, nur weil sie aus New York kommt. Der Lehrer hört lieber einen auswendiggelernten Spruch á la "Ärzte sind dazu da, Menschen zu heilen...", als eine richtige Meinung von einer Person, die so etwas gerade miterlebt (ihr Grandpa). Auch Paceys "Erwischt werden" ist eigentlich kein Grund für einen Arrest, stellt Pacey aber wieder mal als den armen Trottel dar. Dawson's Ausraster fand ich schon heftig, wenn Pacey es mit dem Spaß auch sehr übertrieben hat und hätte merken müssen, dass er dawson sehr verletzt.
So finden sich die 4 einschließlich "The girl from hell" also am Samstag in der Schulbibliothek wieder. Joeys Zickigkeit erreicht einen Höhepunkt, genauso endet Jens Freundlichkeit aber
Maybe if you spent less time dwelling on me and Dawson you might have a boyfriend of your own.
Joey treibt sie in die Enge und deckt auf, dass Dawson für Jen zwar jemand zum Anlehnen, aber kein Lustobjekt ist, womit dann auch Dawson's Frage beantwortet ist, warum sie keinen Sex mit ihm will.
Der Höhepunkt, nämlich der Kuss zwischen Joey und Dawson, einfach hammer. Wie sie ihre Hand an sein Gesicht legt und den Kuss genießt...
Dawson scheint aber immernoch nichts zu bemerken, auch Jen nicht, bis Abby Joey's Geheimnis aufdeckt... Sehr emotional das finale Gespräch zwischen Dawson und Joey, bei dem er aber immernoch nichts zu begreifen scheint.

Den Film "Der Frühstücksclub" habe ich erst nach der Folge gesehen, er ist echt gut und zeigt so einige Gemeinsamkeiten, wie sie ja schon von Joe B. genannt wurden.

Abby ist einfach genial, ihre Witze über Paceys Nase und überhaupt ihre Figur werden mit dieser Folge ein wichtiger Bestandteil der Serie, wenn sie auch erst später wieder auftritt.

Für mich ist diese Folge eines der Highlights der Serie.
castaways

Beitrag von castaways »

Einige Anmerkungen zu Joe B. s Analyse, die in ihrer Qualität und Ausführlichkeit genau zu dieser Episode passt:
Die Interpretation des farblichen Outfits der Darsteller ist hochinteressant!
Ich selbst wäre nie darauf gekommen.
Eines aber möchte ich in diesem Zusammenhang hinterfragen. Joeys Outfit ist in gelb gehalten - richtig. Nur drückt die Farbe gelb keineswegs Hoffnung aus, sondern Neid und Missgunst!
Grün wäre die Farbe der Hoffnung!
Wobei aber natürlich auch die Interpretation "Neid und Missgunst von Joey gegenüber Jen" zulässig wäre und ganz gut passen könnte. Damit wäre die Farbe gelb gerechtfertigt.
Ich denke weiterhin, dass in dieser Epi die Leistungen ALLER Darteller einen ersten Höhepunkt erreicht haben, wobei IMO Katie Holmes´ schauspielerische Leistung am Höchsten zu bewerten ist: Die Körpersprache beim Kuss mit dem zärtlichen Streicheln von Dawsosns Hals und der finale Dialog mit Dawson, der das gebrochene Herz und die Tristesse ihrer momentanen Situation in unglaublich eindringlicher Form wiederspiegelt.
Ein weiterer Faktor, der mir aufgefallen ist: Katie und James sind ja, wie wir spätestens seit dem Tanz in 601 wissen, ziemlich gleich groß.
Es gelingt aber dennoch, Katie zumindest in den ersten Staffeln wesentlich kleingewachsener wirken zu lassen, was ja eigentlich physiologisch nicht ganz passt. Bilde ich mir das nur ein oder hat dieser Umstand auch wieder eine starke Symbolkraft (z.B. Über jemanden hinauswachsen)?
Zu Abby Morgan: Für mich ist sie trotz aller negativen Behaftungen eine ganz wichtige und schillerne Figur. Sie ist nun einmal Scheidungsweise, ein emotionaler Krüppel und - wie wir ja in der 2. Staffel (206 "The dance") erfahren - ohnedies bei einem Psychologen in Betreuung. Durch die zerrütteten Familienstrukturen und durch ihre offensichtlich auch angeborenen Charakterzüge ist jedoch ihr Verhalten durchaus verständlich.
Joe B.

Beitrag von Joe B. »

castaways hat geschrieben:Einige Anmerkungen zu Joe B. s Analyse, die in ihrer Qualität und Ausführlichkeit genau zu dieser Episode passt:
Die Interpretation des farblichen Outfits der Darsteller ist hochinteressant!
Ich selbst wäre nie darauf gekommen.
Eines aber möchte ich in diesem Zusammenhang hinterfragen. Joeys Outfit ist in gelb gehalten - richtig. Nur drückt die Farbe gelb keineswegs Hoffnung aus, sondern Neid und Missgunst!
Grün wäre die Farbe der Hoffnung!
Wobei aber natürlich auch die Interpretation "Neid und Missgunst von Joey gegenüber Jen" zulässig wäre und ganz gut passen könnte. Damit wäre die Farbe gelb gerechtfertigt.
Hoppla, hab ich tatsächlich durcheinander gebracht. Du hast natürlich völlig recht. Grün ist die Farbe der Hoffnung. Und deine Interpretation von Gelb bezüglich Joeys Seelenzustand passt. Immerhin ist es Neid und Missgunst, die sie zu ihrer Auseinandersetzung mit Jen antreibt.

Ich hatte noch vergessen, auf Paceys Orange hinzuweisen. Dies steht für Ausgelassenheit, Lebendigkeit. Entspricht also dem quirligen Wesen von Pacey.
Zuletzt geändert von Joe B. am 14.03.2006, 10:17, insgesamt 1-mal geändert.
castaways

Beitrag von castaways »

Ja, Joe B.!
Orange für Pacey ist völlig nachvollziebar!

Ich habe mir soeben die betreffenden Szenen nochmals angesehen.
Und eines ist mir noch zusätzlich aufgefallen: Während sich Jens Bluse (eine undefinierbare Mischung aus dem von Joe B. erwähnten kalten Blau und einem Stich Grün an die farblich unscheinbare Kleidung Dawsons annähert, sind Paceys Orange und Joeys zartes Gelb ein interessanter Kontrast dazu. Ob das bereits ein Ausblick in die fernere Zukunft sein soll?
Denn bei DC glaube ich nirgendwo an Zufall, wenn es um die Symbolik geht. ;)
Es ist immer wieder faszinierend, welche Details man findet, die in der ganzen DC - Welt offensichtlich von Bedeutung sind.
Josey*

Beitrag von Josey* »

Mal wieder so am Rande, ich finds echt toll wie intensiv ihr beide euch mit den Folgen beschäftigt und was für interessante Details dabei auffallen. Auch die Infos über die Produktion und Verweise auf andere/erwähnte Filme finde ich echt toll. Ich beschäftige mich ja auch mit DC und gucke Filme nur, weil sie erwähnt werden, aber irgendwie habt ihr anscheinend noch einen feineren Blick fürs Detail.Btw: Im Buffy-Board könnten wir auch noch solche gebrauchen wie euch. :)
castaways

Beitrag von castaways »

Ich weiß zwar jetzt nicht, wie das Joe B. sieht, aber ich glaube nicht unbedingt, dass wir so viel mehr Details mitbekommen, als andere. Ich galube, dass es an der Begeisterung am und an der Liebe zum Stoff und an dessen Umsetzung liegt. Außerdem denke ich, dass wir jetzt für solche Detaildiskussionen den nötigen Abstand haben.
Außerdem sind Joe B. s Beiträge für mich die Herausforderung, sich mit diesen Details zu beschäftigen bzw. mental zu hinterfragen.

Gestern lief übrigens im ORF 220 "Projekt Wiedervereinigung"
Die Bootsszene und der dazugehörige DJ - Dialog hat mir wieder einmal klar gemacht, warum ich DC so liebe... :)
Joe B.

Beitrag von Joe B. »

castaways hat geschrieben:Ich weiß zwar jetzt nicht, wie das Joe B. sieht, aber ich glaube nicht unbedingt, dass wir so viel mehr Details mitbekommen, als andere. Ich galube, dass es an der Begeisterung am und an der Liebe zum Stoff und an dessen Umsetzung liegt. Außerdem denke ich, dass wir jetzt für solche Detaildiskussionen den nötigen Abstand haben.
Ich schließe mich deinem Statement in aller Bescheidenheit an.
:anbet:

Ich betrachte meine Kommentare auch keineswegs als das Amen in der Kirche. Ich möchte einfach nur Diskussions-Anreize anbieten. Ich freue mich über jeden Beitrag von euch, der von einem anderen Interpretationsansatz ausgeht. Aber wie castaways schon sagte, es ist der Blick aufs Detail, der einen Aufschluss über das Gesamtwerk DC liefert. Daher nehme ich eben gerne die Lupe her, um tiefer in die Materie vorzudringen. Denn dort lassen sich erstaunliche Entdeckungen machen, die selbst nach dem soundsovielsten Sehen der Serie immer noch neue Facetten offenlegen.
castaways

Beitrag von castaways »

@ Joe B.

Ebenfalls in aller Bescheidenheit:
Womit Du wieder einmal 100% ig Recht hast!

Man muss von den Details ausgehen, um das Gesamtwerk in all seiner Komplexität, die verschiedenen Ebenen, die Symbolik und den Aussagewert begreifen zu können.
Nochmals - ich sage ganz bewusst: BEGREIFEN!
Darum geht es meiner Ansicht nach letztendlich...
colinx

Beitrag von colinx »

castaways hat geschrieben:
Gestern lief übrigens im ORF 220 "Projekt Wiedervereinigung"
Die Bootsszene und der dazugehörige DJ - Dialog hat mir wieder einmal klar gemacht, warum ich DC so liebe... :)
Das wollte ich auch gerade erwähnen. Durch Zufall (normalerweise komme ich um diese Uhrzeit nicht zum Fernsehen) habe ich den letzten Teil der Folge gesehen. Meine Freundin war bei mir und ich konnte ihr durch die Bootsszene wieder einmal klar machen, warum ich DC und vorallem DJ so liebe. Wie ich finde eine wunderschöne, romantische und humorvolle Szene zum Abschluss, in der Dawson und Joey voll und ganz "aufgehen". :)
Nyah

Beitrag von Nyah »

Ich finde eure Theorien über die Farben mit den Kleidungsstücken echt genial. Wäre nie auf so etwas gekommen. Die Folge fand ich klasse. Das Gespräch von Joey und Jen finde ich schön, weil sie sich da endlich mal näher gekommen sind. Sie werden zwar nie die besten Freundinnen, aber ich denke mal das in dieser Folge ein kleiner Meilenstein gelegt wurde. Das Gespräch von Joey und Dawson am Schluss fand ich sehr bewegend. Wir wissen ja, dass sie in ihn verliebt ist und Dawson weiß es nicht und kümmert sich doch um sie. Das find ich schön. Das zeigt uns ihre Freundschaft.

@ Joe B. Ich bin von deinen langen Auseinandersetzungen total beeindruckt, das sind ja fast immer über 1000 Worte die du da von dir gibst. :up: Und wer ist eigentlich der gutaussehende Typ auf deinem Ava? Bist das du? :)
Joe B.

Beitrag von Joe B. »

Nyah hat geschrieben:@ Joe B. Ich bin von deinen langen Auseinandersetzungen total beeindruckt, das sind ja fast immer über 1000 Worte die du da von dir gibst. :up: Und wer ist eigentlich der gutaussehende Typ auf deinem Ava? Bist das du? :)
Ich weiß, ich weiß, sich kurz zu fassen ist nicht gerade meine Stärke. :roll: Angesichts der Themenfülle in DC muss ich aber eben etwas weiter ausholen. Man sehe mir das nach...

Der "gutaussehende Typ" bin nicht ich, muss dich leider enttäuschen. :D Dabei handelt es sich um Tom Cody (Michael Paré), Hauptdarsteller aus "Straßen in Flammen" von 1984 und Held meiner Jugend.
castaways

Beitrag von castaways »

Kurze Anfrage:

Wo ist eigentlich der Rest vom "Club"?
Ich muss nämlich mit einiger Enttäuschung feststellen, dass das Interesse und auch die Beiträge immer weniger werden. Wir können doch nicht schon in der ersten Staffel canceln :(
Josey*

Beitrag von Josey* »

castaways hat geschrieben:Kurze Anfrage:

Wo ist eigentlich der Rest vom "Club"?
Ich muss nämlich mit einiger Enttäuschung feststellen, dass das Interesse und auch die Beiträge immer weniger werden. Wir können doch nicht schon in der ersten Staffel canceln :(
Das ist halt der typische Schwund... im WWBC sind wir bei der aktuellen Folge gerade noch zu zweit... :ohwell:
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