"Bildung nur für Reiche?"

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Gee

Beitrag von Gee »

Hier in Österreich gibt es seit 2002 Studiengebühren in Höhe von 363 Euro pro Semester (für Österreicher bzw. EU-/EWR-Bürger, für andere verdoppelt sich der Betrag gleich mal).
Ich bin nicht prinzipiell dagegen, aber so wie es hier ausgeführt wird schon. Die Unis sehen eigentlich nichts von den Studiengebühren, was offiziell auch erst seit ein oder zwei Jahren so is. Wie die Hintergründe sind, weiß ich leider nicht genau, aber auf jeden Fall werden die Studiensituationen, zumindest an der Hauptuni, immer schlimmer. Es is nicht genügend Personal vorhanden, es is kein Platz, das Lernen beschränkt sich zumindest bei meinem Studium auf eine dreistündige Einführung und der Rest der Zeit wird sinnlos damit verbraten, dass Referate gehalten werden.

In meiner Studienrichtung mit mittlerweile an die 700 Studenten gibt es beispielsweise lediglich drei Professoren, die Diplomarbeiten betreuen können, einer davon mehr oder weniger inoffiziell, da Pensionsalter seit zwei jahren erreicht. Wir müssen um jeden Hörsaal kämpfen; klappt selten, daher werden 30 bis zu 60 Studenten in einen Seminarraum gequetscht, der geschätzte 20qm groß is. Da frag ich mich schon, wozu ich bzw. meine Eltern die Studiengebühren bezahlen, die unsere "nette" Bildungsministerin, die selbst Handarbeitslehrerin in der Grundschule war und vermutlich keine Uni von innen gesehen hat, eingeführt hat :roll: Aber raunzen hilft da leider auch nicht.

Fazit: Also prinzipiell eher dafür, aber dann sollte man auch Ergebnisse sehen. In der Höhe und den momentanen Umständen entsprechend ein absolutes NEIN! :down:
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Lin@
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Beitrag von Lin@ »

Sandra hat geschrieben:Ach komm, das kennst Du doch sicher aus Deinem Bekanntenkreis, solche Fälle, in denen es z.B. kein Bafög gibt, weil Papi zu viel verdient, de facto muss Papi aber ein Haus abbezahlen und kann der Tochter daher nicht soviel geben, oder er verweigert aus irgendwelchen Gründen die Zahlung, usw. Und mal eben die Eltern verklagen macht eben auch nicht jeder. ;)
Okay, ich gebe zu, ich bin verwöhnt. Ich habe Eltern, die definitiv NICHT so viel verdienen wie die Eltern vieler meiner Freunde und Kommilitonen, die ebenfalls ein Haus abzubezahlen haben, es aber trotzdem irgendwie schaffen (bzw. geschafft haben) ihre 4 Kinder alle durch's Studium zu bringen ohne dass diese arbeiten gehen müssten.
Und was das Verklagen angeht: Ich glaube, bei vielen ist die Ursache dafür, dass sie keine Unterstützung von ihren Eltern bekommen eher in Ignoranz und/oder Stolz begründet und nicht darin, dass die Eltern sich schlicht weigern, ihren Kindern die Ausbildung zu bezahlen. Aber es kann natürlich sein, dass ich auch in diesem Fall wieder die Ausnahme bilde und eine der wenigen Studenten bin, die ein gesundes Verhältnis zu ihren Eltern hat...

Ich bin jetzt mitten im dritten Semester und hab nach einem Jahr Studium mehr Geld auf dem Konto als davor. Und das, obwohl ich nur unregelmäßig arbeite und im Monat vielleicht grad mal 50 Euro neben Bafög und Kindergeld dazu verdiene. Ich glaube im Endeffekt hängt vieles einfach vom eigenen Lebensstil ab. Raucher und Autofahrer z.B. haben's da prinzipiell einfach schon schwieriger. Leute wie ich, die keine großen Ansprüche und Laster haben (außer der Musik :D ) haben da vielleicht weniger Probleme.
Ele hat geschrieben:... ich sträube mich gegen die Vorstellung Schulden zu machen noch bevor ich beruflich auf eigenen Beinen stehe! Das mag mein Problem sein, aber ich denke ich stehe mit der Meinung nicht allein da und das hat nichts damit zu tun dass ich nicht wirklich hinter dem Studium stehe.
Das verstehe ich. Und deswegen meinte ich auch, dass man (die Banken, der Staat, whoever) einfach erst mal bestimmte Pläne entwickeln muss wie man Kredite, Stipendien oder ähnliche Programme so studentenfreundlich entwickelt, dass diese Meinung sich ändert.
Ele hat geschrieben:...insgesamt hilft es nicht so überstürzt Gebühren einzuführen ohne genügend "Auffangmöglichkeiten" über Bafög, Stipendien etc. zu haben und genau zu wissen welchne Verwendungsweck die Gelder haben werden.
Amen. ;)

Und was den "Mittel-Einsatz" angeht: Ich glaube, da liegt das haupsächliche Problem auch schlicht darin, dass die Gebühren - wie du sagst - zu überstürzt eingeführt wurden/werden, so dass die meisten Unis einfach noch gar keine Zeit hatten, sich ernsthaft zu überlegen wie sie das ganze Geld investieren. Ich seh's ja jetzt schon wie überfordert unsere Uni in Mannheim ist, weil sie die Semesterzeiten geändert (sprich: vorgezogen) hat. Das wird mit den Studiengebühren nicht anders sein. Theoretisch mögen die Unis ja vielleicht Pläne für das ganze Geld haben, aber diese dann wirklich zu realisieren bzw. richtig für verbesserte Studienbedingungen einzusetzen ist eine ganz andere und komplizierte Geschichte, die einfach Zeit braucht. Deswegen mach ich mir jetzt auch keine großen Hoffnungen, dass mein Studium ab nächstem Semester gleich viel angenehmer sein wird.
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Lenya

Beitrag von Lenya »

@Lin@:

Das ist nicht böse gemeint, aber ich glaube du hast keine Ahnung was Bafög bekommen heißt.

Das heißt erstens mal, dass mal ALLES Geld was man bekommt bis zum betrag von 10.000 Euro zurück bezahlen muss. Das ist schon nicht wenig, aber die meisten Studenten nehmen es in Kauf.

Das heißt zweitens, dass man zum 4. Semester einen leistungsnachweis für das afög-Amt einreichen muss. Und die nette Person die dafür zuständig ist verlangt, dass ALLE Scheine des Grundstudiums und unter Umständen auch schon Scheine des Hauptstudiums vorhanden sein müssen. Ich bin Gott sei Dank damals frühzeitig hingegangen, sonst wäre ich wegen 1 fehlenden Schein aus dem Bafög gefallen.

Das führt mich zu meinem nächsten Punkt, nämlich dass 8 von 10 tudenten die ich kenne und die Bafög bekommen haben zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Bafög gefallen sind oder spätestens da rausgeflogen sind.
Da hast du also deine Studenten die arbeiten gehen müssen, weil sie nämlich vom Bafög nichts mehr zu erwarten haben.

Eine Freundin von mir bekam sogar 3 Semester lang Bafög und plötzlich ist denen eingefallen, dass sie das Gehalt ihres Vaters falsch berechnet haben... sie wurde rausgekickt und sollte SOFORT alles Geld zurück bezahlen. Klar dass sie das nicht konnte.

Gut, gesetzt den Fall man hat den Leistungsnachweis bekommen und blieb weiter im Bafög, so bekommt man nur so lange Bafög, als bis die Regelstudienzeit vorbei ist. beträgt die wie bei mir 7 Semester, so bekomme ich auf jeden Fall nur 7 Semester Bafög. Und die meisten Studenten müssen nunmal um mindestens 1 oder 2 Semester überziehen.

Fazit: Auf Bafög kann man sich nicht verlassen.
Die WIRKLICH Motivierten (z.B. diejenigen, die schon ihr Leben lang Lehrer, Arzt oder Anwalt werden wollten) werden sich davon nicht abschrecken lassen. Sie werden entweder einen Kredit in Kauf nehmen oder zwei Tage im Monat arbeiten gehen, denn um mehr Geld geht es hier ja eigentlich nicht.
Das ist ja eine schnucklige Vorstellung, die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Ich selbst wäre nicht studieren gegangen wenn es die Gebühren damals schon gegeben hätte. Einfach weil ich wirklich nicht auf einem Haufen Schulden hätte sitzen wollen am Ende der vier Jahre.
Nebenbei ist das Lehramt ja noch ein relativ kurzer Studiengang. Denkst du ehrlich, dass ein Medizinstudent, der über mindestens 6 Jahre einen Kredit aufnehmen müsste, das tut?
Darüber hianus sind zwei Tage im Monat unheimlich untertrieben. Die Leute die ich kenne arbeiten nahezu jeden Tag, auch während des Semesters.
Sandra

Beitrag von Sandra »

Lenya hat geschrieben: Nebenbei ist das Lehramt ja noch ein relativ kurzer Studiengang. Denkst du ehrlich, dass ein Medizinstudent, der über mindestens 6 Jahre einen Kredit aufnehmen müsste, das tut?
Ein Medizinstudent vielleicht schon eher, weil er weiß, am Ende wird er relativ viel verdienen im Vergleich zu anderen Studiengängen. (Ich sage "relativ", weil auch ein Arzt nicht mehr das verdient, wie früher, und er dazu natürlich besch*** Arbeitsbedingungen hat.)

Aber was sagt denn der Sozialpädagoge, der sich nach dem Studium mit praktikantenähnlichen Gehältern durchschlägt, oder der Geisteswissenschaftler, der hofft, durch unbezahlte Praktika irgendwann mal einen bezahlten Job zu bekommen?

Tja, kann man sagen, warum studiert man dann auch Germanistik, Sozialpädagogik, Grundschullehramt, Soziologie & Co., wenn man doch weiß, dass man am Ende nie das Top-Gehalt bekommen wird (das Argument habe ich schon so oft gehört). Aber soll denn nun jeder, Fähigkeiten, Talente und Interessen beiseite gelassen, nun BWL studieren, nur weil man da Einstiegsgehälter von 3.000€/Monat hat?

Ich wäre, hätte ich Studiengebühren zahlen müssen, nicht studieren gegangen sondern hätte mir eine Ausbildung gesucht. Und ich denke, so geht es vielen.
Lenya

Beitrag von Lenya »

@Sandra:

Ja, genau das meine ich doch. Als Lehrerin verdient man auch kein Spitzengehalt und als Mediziner sieht es im Moment auch sehr bescheiden aus. Ein Bekannter von uns arbeitet im Krankenhaus als Arzt und bekommt nicht mal seine Überstunden bezahlt. Zeit für seine Familie hat er sowieso fast keine...

Ich wäre auch nicht studieren gegangen wenn es Studiengebühren gegeben hätte. Für mich hätte das wirklich bedeutet: Entweder studieren und schön Schulden ansammeln oder eine Ausbildung machen und gleich zumindest schonmal ein Lehrgehalt verdienen.
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Lin@
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Beitrag von Lin@ »

Lenya hat geschrieben:Das ist nicht böse gemeint, aber ich glaube du hast keine Ahnung was Bafög bekommen heißt.
Ist jetzt genauso wenig böse gemeint, aber ich glaube, du hast wahrscheinlich wesentlich weniger Ahnung von Bafög als ich. ;)
Lenya hat geschrieben:Das heißt erstens mal, dass mal ALLES Geld was man bekommt bis zum betrag von 10.000 Euro zurück bezahlen muss.
ALLES Geld ist schlicht und einfach schon mal falsch, weil Bafög zu 50% aus einem staatlichen Zuschuss besteht, der nicht zurückgezahlt werden muss. Und der Rest wird erst 5 Jahre nach Förderungsende in Raten abbezahlt, also zu einem Zeitpunt, zu dem viele schon ihr Studium abgeschlossen haben und regulär arbeiten. Und wenn jemand die Möglichkeit hat, das Geld in einem Schlag zurück zu zahlen, bekommt er/sie auch noch einen Rabatt gewährt. Aber das nur so nebenbei...
Lenya hat geschrieben:Das führt mich zu meinem nächsten Punkt, nämlich dass 8 von 10 tudenten die ich kenne und die Bafög bekommen haben zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Bafög gefallen sind oder spätestens da rausgeflogen sind.
Da hast du also deine Studenten die arbeiten gehen müssen, weil sie nämlich vom Bafög nichts mehr zu erwarten haben.
Das will ich ja gar nicht bestreiten. Ich sage ja auch nicht, dass jeder Mensch Anrecht auf Bafög hat und mit dem Geld klar kommen muss. Ich bekomme selbst bei weitem nicht den Höchstsatz und ab nächstem Jahr vermutlich gar nichts mehr. Was ich lediglich sagen wollte, ist das jeder Student, der - aus welchen Gründen auch immer! - kein Anspruch auf Bafög hat, nicht automatisch selbst sein Studium finanzieren und dafür arbeiten gehen muss, sondern im Normalfall IMMER von den Eltern unterstützt werden muss. Das sieht in der Realität teilweise vielleicht anders aus, aber das liegt an den Studenten bzw. an den Eltern selbst und nicht am deutschen Bildungssystem.
Lenya hat geschrieben:Gut, gesetzt den Fall man hat den Leistungsnachweis bekommen und blieb weiter im Bafög, so bekommt man nur so lange Bafög, als bis die Regelstudienzeit vorbei ist. beträgt die wie bei mir 7 Semester, so bekomme ich auf jeden Fall nur 7 Semester Bafög. Und die meisten Studenten müssen nunmal um mindestens 1 oder 2 Semester überziehen.
Das stimmt so auch nicht. Ausnahmen bestätigen nämlich auch hier die Regel. Wenn man sich die einzelnen Paragraphen vom Bafög-Gesetz nämlich genau durchliest (was die meisten aber wohl nicht tun), stellt man fest, dass man auch einen Antrag auf Bafög über die "normale" Förderungsdauer hinaus stellen darf und dieser unter bestimmten Umstände auch bewilligt wird. So geschehen bei meiner lieben Schwester, die sich momentan im 10. Semester befindet und immer noch Bafög erhält.
Lenya hat geschrieben:Fazit: Auf Bafög kann man sich nicht verlassen.
Das hab ich so auch nie behauptet.

Lenya hat geschrieben:Nebenbei ist das Lehramt ja noch ein relativ kurzer Studiengang.
Na ja, wie man's nimmt. LAG geht eigentlich schon ziemlich lange. Und wenn man noch zwei Jahre Referendariat machen muss... Aber dafür hat man danach auch einen verhältnismäßig sehr sichren Arbeitsplatz.
Lenya hat geschrieben:Denkst du ehrlich, dass ein Medizinstudent, der über mindestens 6 Jahre einen Kredit aufnehmen müsste, das tut?
Ja. Wenn er wirklich motiviert ist und die Kreditbedingungen günstig sind - definitiv.
Lenya hat geschrieben:Darüber hianus sind zwei Tage im Monat unheimlich untertrieben. Die Leute die ich kenne arbeiten nahezu jeden Tag, auch während des Semesters.
Nochmal: mir ging's hier lediglich um das Dazuverdienen der 100 Euro Studiengebühren in Zukunft. 100 Euro hab ICH locker drin, wenn ich zwei Mal im Monat arbeiten gahe. Dass manche Leute jetzt schon arbeiten gehen, weil sie wenig oder kein Bafög bekommen und ihre Eltern scheinbar zu geizig sind bzw. die Kinder zu stolz Geld von ihnen anzunehmen ist mir klar. Klar, nur meiner Ansicht nach nicht unbedingt notwendig.

Im Endeffekt kommt's glaub ich hauptsächlich auf die eigene Einstellung an. Mir persönlich ist noch nie in den Sinn gekommen eine Ausbildung zu machen. Ich wollte schon immer studieren. Auch wenn ich jahrelang nicht genau wusste was. Und Studiengebühren hätten mich daran auch nicht gehindert.
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Lenya

Beitrag von Lenya »

Lin@ hat geschrieben:
Lenya hat geschrieben:Das heißt erstens mal, dass mal ALLES Geld was man bekommt bis zum betrag von 10.000 Euro zurück bezahlen muss.
ALLES Geld ist schlicht und einfach schon mal falsch, weil Bafög zu 50% aus einem staatlichen Zuschuss besteht, der nicht zurückgezahlt werden muss. Und der Rest wird erst 5 Jahre nach Förderungsende in Raten abbezahlt, also zu einem Zeitpunt, zu dem viele schon ihr Studium abgeschlossen haben und regulär arbeiten. Und wenn jemand die Möglichkeit hat, das Geld in einem Schlag zurück zu zahlen, bekommt er/sie auch noch einen Rabatt gewährt. Aber das nur so nebenbei...
Bittesehr:
die Rückzahlungsbegrenzung:
Staatsdarlehen, die für Ausbildungsabschnitte gewährt werden, die nach dem 28.2.2001 begonnen haben, müssen nur bis zu einem Gesamtbetrag von 10.000 EURO zurückgezahlt werden.
Quelle: KLICK

Das heißt, du bezahlst alles was du bekommst zurück, solange es den Betrag von 10.000 Euro nicht übersteigt. Wenn du insgesamt nur 6.000 bekommen hast bezahlst du auch nur soviel zurück.
Früher war das mal so, dass man die Hälfte zurück bezahlen musste, aber das ist schon seit ein paar Jahren nicht mehr so wie du siehst.
Lin@ hat geschrieben:
Lenya hat geschrieben:Das führt mich zu meinem nächsten Punkt, nämlich dass 8 von 10 tudenten die ich kenne und die Bafög bekommen haben zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Bafög gefallen sind oder spätestens da rausgeflogen sind.
Da hast du also deine Studenten die arbeiten gehen müssen, weil sie nämlich vom Bafög nichts mehr zu erwarten haben.
Das will ich ja gar nicht bestreiten. Ich sage ja auch nicht, dass jeder Mensch Anrecht auf Bafög hat und mit dem Geld klar kommen muss. Ich bekomme selbst bei weitem nicht den Höchstsatz und ab nächstem Jahr vermutlich gar nichts mehr. Was ich lediglich sagen wollte, ist das jeder Student, der - aus welchen Gründen auch immer! - kein Anspruch auf Bafög hat, nicht automatisch selbst sein Studium finanzieren und dafür arbeiten gehen muss, sondern im Normalfall IMMER von den Eltern unterstützt werden muss. Das sieht in der Realität teilweise vielleicht anders aus, aber das liegt an den Studenten bzw. an den Eltern selbst und nicht am deutschen Bildungssystem.
Okay, nochmal: Nicht alle Eltern KÖNNEN ihre Kinder unterstützen. und es gibt auch genug Eltern, die einfach nciht wollen und wenn die nein sagen kann man da leder so gar nichts machen.
Ich wüsste zwar nicht, wie du jetzt auf das deutsche Bildungssystem kommst... aber ich finde dennoch, dass man es solchen Studenten nicht noch schwerer machen muss, indem man horrende Studeingebühren einführt.
Lin@ hat geschrieben:
Lenya hat geschrieben:Gut, gesetzt den Fall man hat den Leistungsnachweis bekommen und blieb weiter im Bafög, so bekommt man nur so lange Bafög, als bis die Regelstudienzeit vorbei ist. beträgt die wie bei mir 7 Semester, so bekomme ich auf jeden Fall nur 7 Semester Bafög. Und die meisten Studenten müssen nunmal um mindestens 1 oder 2 Semester überziehen.
Das stimmt so auch nicht. Ausnahmen bestätigen nämlich auch hier die Regel. Wenn man sich die einzelnen Paragraphen vom Bafög-Gesetz nämlich genau durchliest (was die meisten aber wohl nicht tun), stellt man fest, dass man auch einen Antrag auf Bafög über die "normale" Förderungsdauer hinaus stellen darf und dieser unter bestimmten Umstände auch bewilligt wird. So geschehen bei meiner lieben Schwester, die sich momentan im 10. Semester befindet und immer noch Bafög erhält.
Klar wird das bewilligt, und zwar zu den Konditionen eines normalen Kredites, mit dem ursprünglichen Bafög hat das also nicht mehr viel zu tun.
Und auch hierzu gern eine Quelle:
Studierende an Hochschulen, die sich in einem in sich selbständigen Studiengang befinden (nicht dagegen z. B. in einer Ergänzungsausbildung) befinden, können nach Überschreiten der Förderungshöchstdauer für maximal zwölf Monate Hilfe zum Studienabschluss erhalten, wenn sie innerhalb von vier Semestern nach Überschreiten der Förderungshöchstdauer zur Prüfung zugelassen werden und die Ausbildungsstätte bescheinigt, dass die Ausbildung innerhalb der Abschlusshilfedauer abgeschlossen werden kann. Die Hilfe zum Studienabschluss wird in Form von Bankdarlehen gewährt.
Quelle: siehe oben

Übrigens studiere ich Lehramt an Realschulen. Bei der Grundschule sieht es im Moment düster aus, man hat aber gute Jobchancen wenn man gewillt ist statt auf die Grundschule auf eine Hauptschule zu gehen.

Lin@ hat geschrieben:
Lenya hat geschrieben:Denkst du ehrlich, dass ein Medizinstudent, der über mindestens 6 Jahre einen Kredit aufnehmen müsste, das tut?
Ja. Wenn er wirklich motiviert ist und die Kreditbedingungen günstig sind - definitiv.
Die Kreditbedingungen günstig? Mit einem günstigen Kredit hat man nach einem 8 Semester langen Studium wenn man nichts dazu verdient hat etwa 30.000 Euro Schulden, man kann es also für einen Medizinstudenten hochrechnen.
Lin@ hat geschrieben:
Lenya hat geschrieben:Darüber hinaus sind zwei Tage im Monat unheimlich untertrieben. Die Leute die ich kenne arbeiten nahezu jeden Tag, auch während des Semesters.
Nochmal: mir ging's hier lediglich um das Dazuverdienen der 100 Euro Studiengebühren in Zukunft. 100 Euro hab ICH locker drin, wenn ich zwei Mal im Monat arbeiten gahe. Dass manche Leute jetzt schon arbeiten gehen, weil sie wenig oder kein Bafög bekommen und ihre Eltern scheinbar zu geizig sind bzw. die Kinder zu stolz Geld von ihnen anzunehmen ist mir klar. Klar, nur meiner Ansicht nach nicht unbedingt notwendig.
Okay... und mit wievielen Stunden soll er oder sie dann bitte die restlichen 500 Euro dazu verdienen, die es im Semester mehr zu bezahlen gilt?

Ich hab ehrlich gesagt auch nicht diese Einstellung, dass die Eltern das Kind unbedingt finanzieren müssen. Aber jemandem der meint Eltern seien zu geizig ( :wtf:) wenn sie ihr Kind nicht finanzieren brauch ich das wohl gar nicht zu erzählen :D
Lin@ hat geschrieben:
Lenya hat geschrieben:Das ist nicht böse gemeint, aber ich glaube du hast keine Ahnung was Bafög bekommen heißt.
Ist jetzt genauso wenig böse gemeint, aber ich glaube, du hast wahrscheinlich wesentlich weniger Ahnung von Bafög als ich. ;)
...ja, ganz offensichtlich ^_^
*Nobody*

Beitrag von *Nobody* »

Zunächt einmal: Da ich selbst nicht studiere, kann ich nichts aus der Praxis dazu sagen, sondern es handelt sich lediglich um (theoretische) Eindrücke.

Aus dem Einstiegsbeitrag:
Eltern, die es sich leisten können, suchen die besten Schulen für den Nachwuchs - wer hingegen weniger Geld für die Ausbildung aufbringen kann, muss oft damit leben, dass die Kinder in Brennpunktschulen mit schlechterer Lehrmittelausstattung sitzen. Der Eindruck verfestigt sich bei vielen, dass Bildung von einem gesellschaftlichen Kulturgut zu einer marktwirtschaftlichen Ware wird - ähnlich wie bei der Gesundheit. Erhalten Kinder mit finanzkräftigen Eltern eine bessere Ausbildung? Können sich künftig nur noch Reiche Bildung leisten? Haben wir bald nach der Zweiklassenmedizin auch eine Zweiklassenbildung?
Meiner Meinung nach ist die Frage nach einer Zweiklassenbildung nicht eine Zukunftsfrage, sondern existiert gegenwärtig bereits und wurde dem deutschen Bildungssystem bereits in der vergangenen PISA-Studie bescheinigt. Der Hauptwurf aus PISA und das schon vor 5 Jahren ist, dass in keinem anderen Teilnehmerland die Unterschiede zwischen den Schülern aus "reichen" und ärmeren Familien so groß ist wie in Deutschland. Und anstatt diesem Trend entgegen zu wirken, macht unser Staat munter weiter, in dem er Hochschulgebühren einführt. Machmal hatte ich den Eindruck, dass die beim Gymnasium schon vornvornherein denken, dass wer zu ihnen kommt, dessen Eltern besser gestellt sind, bescheinigt ja auch PISA so. :wtf: :boese:
Die Tatsache dass durch die hohen Gebühren potentielle Ich-hab-keinen-Plan-vom-Leben-also-studier-ich-erst-mal-was-Typen eventuell der Uni fern bleiben ist ein Punkt der für die Studiengebühren spricht, aber insgesamt hilft es nicht so überstürzt Gebühren einzuführen ohne genügend "Auffangmöglichkeiten" über Bafög, Stipendien etc. zu haben und genau zu wissen welchne Verwendungsweck die Gelder haben werden.
Zuerst dachte ich, dass die Verringerung der potenziellen "Ich studiere einfach mal so, weil ich sonst keinen Plan habe" Studenten praktisch das Nebenziel unserer Regierung wäre bei der Einführung der Studiengebühren, quasi die Reduzierung der Studenten, bis mir dann aufgefallen, dass ja auch das unsinnig ist: Denn, je weniger Studenten, desto weniger Gelder bei den Hochschulen, also kann das auch nicht im Interesse der Hochschulen sein.
Aber was sagt denn der Sozialpädagoge, der sich nach dem Studium mit praktikantenähnlichen Gehältern durchschlägt, oder der Geisteswissenschaftler, der hofft, durch unbezahlte Praktika irgendwann mal einen bezahlten Job zu bekommen?
... Aber soll denn nun jeder, Fähigkeiten, Talente und Interessen beiseite gelassen, nun BWL studieren, nur weil man da Einstiegsgehälter von 3.000€/Monat hat?
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, will man durch die Studiengebühren die Qualität des Studiums verbessern (so wie es hier anklingt, scheint das ja bisher noch nicht gelungen zu sein, sondern die Uni stopft nur ihre Finanzlöcher), aber die Verbesserung des Studiums schafft meiner Meinung nach auch keine Arbeitsplätze.
Die Unsicherheit nach dem Studium und die Gefahr, dann auch keinen Job zu haben, sondern nur einen Haufen schulden, sehe ich als das große Problem bei der Einführung der Studiengebühren für die Studenten/Studentenwillige.
Apropos, soweit ich gehört habe, sind die Aussichten für BWLer einen Job zu finden, denkbar schlecht, weil der Studiengang völlig "überlaufen" ist, da nützen dann auch die hohen Einstiegsgehälter nichts.
Ich wäre, hätte ich Studiengebühren zahlen müssen, nicht studieren gegangen sondern hätte mir eine Ausbildung gesucht. Und ich denke, so geht es vielen.
Ich wäre auch nicht studieren gegangen wenn es Studiengebühren gegeben hätte. Für mich hätte das wirklich bedeutet: Entweder studieren und schön Schulden ansammeln oder eine Ausbildung machen und gleich zumindest schonmal ein Lehrgehalt verdienen.
Ich kann gut verstehen, dass man aus diesem Grund dann lieber eine Ausbildung machen würde. War einer der Gründe bei mir (nicht der Hauptgrund !), mal eigenes Geld verdienen zu wollen, als Gymnasiast verzichtet man darauf sozusagen ja ohnehin schon 3 Jahre länger als ein Realschüler.
Aber nur um das aufzugreifen und ich will niemanden persönlich angreifen, nur etwas feststellen, denn, wer von vornherein studieren gehen will, hat sich auch noch nie um eine Ausbildungsstelle bemüht (beworben etc.).Nur ich stelle mit gerade vor, alle, die demnächst Studiengebühren bezahlen müssen (ich gehöre vermutlich auch dazu), suchen sich eine Ausbildungsstelle: ;)
Ausbildungsstellen gibt es nicht wie "Sand am Meer". Da kommen 300 Bewerbungen auf 3 Stellen, mag sein, dass das nach dem Studium auch so ist. Und noch schlimmer, wird es, wenn die Ausbildung rum ist, denn übernommen werden wahrlich nicht viele, da geht es direkt in die Arbeitslosigkeit oder zurück auf die Schulbank.

Fazit: Der Staat muss mehr Arbeitsplätze und mehr Ausbildungsstellen für seine jungen Leute (ob Ausbildung oder Studium) schaffen, willkommen in Utopia. ;)
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Beitrag von Lin@ »

Lenya hat geschrieben:Bittesehr:
die Rückzahlungsbegrenzung:
Staatsdarlehen, die für Ausbildungsabschnitte gewährt werden, die nach dem 28.2.2001 begonnen haben, müssen nur bis zu einem Gesamtbetrag von 10.000 EURO zurückgezahlt werden.
Quelle: KLICK

Das heißt, du bezahlst alles was du bekommst zurück, solange es den Betrag von 10.000 Euro nicht übersteigt. Wenn du insgesamt nur 6.000 bekommen hast bezahlst du auch nur soviel zurück.
Ähm... :wtf: nein!?!
Studierende der Höheren Fachschulen, Akademien und Hochschulen erhalten die Förderung [...] zur Hälfte als unverzinsliches Staatsdarlehen.
Quelle

Das Staatsdarlehen muss in voller Höhe zurückbezahlt werden, aber Bafög besteht nur zu 50% aus einem Staatsdarlehen, der Rest ist Zuschuss vom Staat, der nicht zurückbezahlt werden muss. Deswegen auch Zuschuss/Staatsdarlehen genannt. HIER gibt's das auch in normalem Deutsch und nicht in Fachchinesisch.

Lenya hat geschrieben:Ich bin grundsätzlich GEGEN Studiengebühren!

Ich lasse da auch gar nicht mit mir reden, ...
Das habe ich gemerkt. Und deswegen sehe ich auch keinen Grund, weshalb ich auf den Rest deines Posts eingehen sollte, weil ich das Gefühl habe, du WILLST überhaupt nicht verstehen, was ich sagen möchte. Außerdem will ich hier nicht noch mehr ins Thema Bafög abdriften, denn eigentlich geht's hier ja um Studiengebühren, von daher: Ring frei für die Gebühren-Gegner! Ich zieh mich zurück und werde statt rumzujammern lieber mal auf die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für mein weiteres Studium gehen...
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Blondchen
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Beitrag von Blondchen »

Ich würde gerne was sagen, weil die Wahl zwischen Studium und Ausbildung bald auch für mich ein Thema sein wird (in guten drei Jahren), habe allerdings deshalb keinerlei praktische Erfahrungen, also bitte nicht gleich teeren und federn, wenn ich mit einer Ansicht aus der verstaubten Theorie auf großen Widerstand stoße:

Erstmal: Wenn das mit den Studiengebühren tatsächlich so dramatisch ist, wie Ihr das schildert, wie kommt es dann, dass es in z.B den USA super läuft, die ja bekanntermaßen weit mehr Gebühren verlangen, als es hierzulande jetzt verabschiedet/eingeführt wurde?
Sind wir da nicht irgendwie ein bisschen zu sozial-verwöhnt?

Und dann: Das von den Studenten gezahlte Geld soll ja in der Planvorstellung der Grundsanierung der deutschen Universitäten zu Gute kommen, deren Verhältnisse, so viel weiß ich von meiner studierenden Schwester und einem Freund der Familie, der Professor an der Uni ist, wirklich absolut grauenvoll sind. Wenn die Universitäten also ihr Geld bekommen, und das tun sie, ich bitte niemanden, mir jetzt mit diesem populistischen "Die Manager und Politiker stopfen sich erstmal damit die Taschen voll" - Argument zu kommen, liegt der Fehler nicht dann an der Fehlinvestition der Uni-Kanzler?
"Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen."
Marie Curie
Lenya

Beitrag von Lenya »

@Blondchen:

Naja, sooo gut funktioniert das in den USA auch nicht. Allerdings haben die dort ein viel besseres System was Stipendien angeht. Das wäre dann hier auch mal sinnvoll. Wenn man ein Stipendium hat muss man aber stetig gute Leistungen zeigen, sonst verliert man es unter Umständen wieder.
Und dann nehmen ja auch in den USA sehr viele Darlehen auf, also gehen die auch mit genug Schulden aus dem Studium. Von daher würde ich es nicht unbedingt besser nennen, denn auch dort gehen junge Erwachsene aus ärmeren Familien eher nicht studieren.

Naja, das mit den Studiengebühre ist so eine Sache. So richtig ist da wohl noch nicht raus, wofür die eingesetzt werden sollen. Am wichtigsten wäre es mal, mehr Dozenten einzustellen.
Bei uns in Kobelnz sieht es jetzt noch nciht so schlecht aus, die Uni wurde erst vor ein paar Jahren auf Metternich gebaut, ist also noch neu. Zu sanieren ist da nichts.
Naja, ich dneke man wird eben abwarten müssen was wirklich mit dem Geld passiert.
Soweit ich weiß wurde aber durchaus mal gesagt, dass nicht alles Geld tatsächlich an die Uni geht, sondern wirklich in die Politik... ob die Proteste da was genutzt haben weiß ich nicht.
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Amandil
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Beitrag von Amandil »

Also, obwohl ich studiere, habe ich zugegebenermaßen keinen hundertprozentigen Plan, wie das jetzt mit den Studiengebühren läuft, also für was genau sie verwendet werden sollen, und auch, welche Möglichkeiten es dann genau zur Finanzierung gibt, aber eins weiß ich sicher: Hätte es, als ich mit Studieren begonnen habe, schon Studiengebühren gegeben, hätte ich nicht angefangen zu studieren! Ganz einfach aus dem Grund, dass ich es mir nicht leisten könnte! Ich habe, Gott sei Dank, nur noch 2 Semester mit Studiengebühr vor mir, obwohl das echt schon zu viel ist, da ich keinerlei Ahnung habe, wo ich das Geld dafür hernehmen soll! Meine Mutter kann es mir definitiv nicht geben, da sie schauen muss, wie sie meine Schwester und sich über Wasser hält. Und auch wenn ich zu den Glücklichen gehöre, die BaföG bekommen, ist damit mein Problem noch lange nicht gelöst! Das, was ich an BaföG bekomme, reicht ja nicht einmal dazu, meine Miete zu zahlen! Wenn meine Mutter das nicht für mich tun würde, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten kann, wär ich wohl eher Arbeiterin, die nebenbei ein bischen studiert. Ich bin mir sowieso nicht sicher, wie die sich das so vorstellen beim BaföG-Amt. Nachdem mein Vater gestorben ist, haben die mir das BaföG einfach mal gut halbiert, weil ja jetzt eine Person weniger im Haushalt ist. Dass meine Mutter jetzt ja aber auch in einer anderen Steuerklasse ist und im Endeffekt weniger Geld am Ende des Monats hat, haben sie großzügigerweise mal außer Acht gelassen. Und das bischen Halbwaisenrente, das ich bekomme, gleicht diesen Unterschied in keinster Weise aus, denn auch mit BaföG und Halbwaisenrente, bin ich jetzt schon am Ende des Monats meist in den Miesen! Dabei pflege ich sicher keinen aufwändigen Lebensstil, ich habe kein Auto, ich rauche nicht, geh recht selten weg und leiste mir auch sonst nur sehr selten mal was.

Was ich damit nur ausdrücken will ist, dass es jetzt schon nicht immer einfach ist, sich sein Studium zu finanzieren, und ich jetzt schon, wenn ich nur ein kleines wenig gut leben möchte, ganz schön nebenher arbeiten müsste. Wie ich das mit den Studiengebühren machen will, ist mir noch nicht klar, da ich dann auch kein BaföG sondern nur noch diese Ausbildungsabschlusshilfe bekomme. Einen Kredit möchte ich nun wirklich nicht aufnehmen, da ich auch von vielen Seiten gehört habe, dass die, die zur Zeit angeboten werden, alle sehr ungünstige Bedingungen haben. Einen Kredit muss man außerdem direkt nach dem Studium zurückzahlen und hat nicht diese Frist, bis man ein gesichertes Einkommen hat. Außerdem müsste ich dann ja BaföG und Kredit zurückzahlen, und dass, obwohl ich mir nicht einmal sicher sein kann, dass ich nach dem Studium überhaupt einen Arbeitsplatz bekomme! Das ist nämlich auch nicht immer sicher, wenn man studiert hat! Ich z.B. studiere Sonderschullehramt und da sehen die Arbeitschancen im Augenblick äußerst düster aus, vor allem, wenn man, wie ich, die Fachrichtung Geistigbehindertenpädagogik als Schwerpunkt hat. Für, ich glaube, ca. 70 Sonderschullehrer, die letztes Jahr mit ihrem Referendariat fertig waren, gab es in Bayern gerade mal 2 Festanstellungen! Alle anderen mussten an andere Schularten oder in die Arbeitslosigkeit ausweichen, oder auch Teilzeitanstellungen annehmen, bei denen man es sich aber kaum leisten kann, etwas zurückzuzahlen.

Wenn ich nun bedenke, dass die Studiengebühren zu einem Großteil dann nicht einmal mir etwas bringen, da ich immer noch nicht genug Dozenten und freie Hörsäle und damit weiterhin total überfüllte Seminare habe, finde ich es schon gerechtfertig, an der Einführung der Studiengebühren zu zweifeln!

Nun gut, wer auch immer sich durch meinen Wust von Ausführungen gekämpft hat, herzlichen Glückwunsch, du hast es überstanden! :D Ich hoffe, ich habe nicht zu großen Müll erzählt und lasse mich gerne belehren, vielleicht bringt es mir ja sogar was! :D
It was worth a wound - it was worth many wounds - to know the depth of loyalty and love which lay behind that cold mask.
*Nobody*

Beitrag von *Nobody* »

Zum Thema USA:
Ich habe den persönlichen Eindruck, dass Bildung in den USA von vornherein einen höheren Stellenwert hat als in Deutschland und das dort das 2 Klassenbildungssystem (Privat und staatlich), was ja auch im Einstiegsbeitrag angeklungen ist, bereits viel deutlicher ausgeprägt ist.
Uns so lange es dort Eltern gibt, denen die Bildung ihrer Kinder so wichtig ist und die in der Lage sind, die hohen Gebühren bezahlen, werden sie natürlich auch nicht gesenkt, so dass sich Jugendliche aus ärmeren Familien sich das nicht leisten können, bzw. ein Stpendium erhalten müssen oder Schulden machen müssen.
In Deutschland dagegen hat es jahrelang keine Gebühren gegeben, so dass jedem der Weg zur Uni frei stand und jetzt führt man Gebühren ein, ohne dass man wirklich mehr dafür bekommt, ist doch klar, dass man dann unzufrieden ist.
Im übrigen glaube ich, dass das unterschiedliche Verhältnis zum Thema Bildung bereits im eigentlichen Schulsystem entsteht. So weit ich weiß, sind amerikanische Jugendliche im Rahmen ihrer Freizeitgestaltung, Wahlkurse etc. viel mehr an die Schule gebunden. Nachmittagsunterricht, AG`s etc., all das sind Dinge, die in Deutschland gestrichen werden, weil schlicht und einfach sparen will.
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Blondchen
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Beitrag von Blondchen »

~Katja~ hat geschrieben:In Deutschland dagegen hat es jahrelang keine Gebühren gegeben, so dass jedem der Weg zur Uni frei stand und jetzt führt man Gebühren ein, ohne dass man wirklich mehr dafür bekommt, ist doch klar, dass man dann unzufrieden ist.
Mmh, dazu kann ich sagen, dass das, glaube ich, sowieso momentan ein Grundproblem in der Sanierung unseres Schulsystems ist, dass man erkennt, wo die Fehler liegen, und nun nach und nach versucht, die Ecken zu verbessern. Doch provitieren werden sicher erst die nachfolgenden Generationen, die zum Beispiel jetzt erst in die Kindergärten kommen. Wir hingegen sehen ziemlich alt aus, weil gerade mitten drin stecken. Man macht sozusagen den Boden kaputt, auf dem wir stehen, der zwar wieder neu und dann viel schöner gebaut wird, aber wir wissen jetzt vorerst nicht mehr wohin mit uns.


Klar, Studiengebühren sind nervig, unangenehm, sehr einschränkend, aber in vielen Ländern Gang und Gebe. Deshalb habe ich das Gefühl, dass wir einfach in dieser Hinsicht verwöhnt sind.

Lenya hat geschrieben:Naja, sooo gut funktioniert das in den USA auch nicht.
Haben die dieselben Probleme wie wir auch? Wie äußert sich das bei denen?
"Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen."
Marie Curie
Lenya

Beitrag von Lenya »

@Blondchen:
Wie gesagt, wenn die Familie sich das Studium nicht leisten kann, kann man in den USA ein Stipendium bekommen wenn die Leistungen gut genug sind. Aber ich denke, da muss man schon überdurchschnittlich gut sein.
Ein weiteres Problem ist, dass dort auch halbe Stipendien vergeben werden, das heißt die Familie muss trotzdem noch ordentlich was drauf bezahlen, so dass deswegen dann auch einige nicht studieren gehen können.
Allerdings haben die dort ja auch staatliche Colleges, die nicht viel kosten, aber ich glaube die haben eher den Ruf von unseren Berufschulen, will sagen, Arzt o.ä. kann man dort nicht werden.
*Nobody*

Beitrag von *Nobody* »

Blondchen hat geschrieben:Mmh, dazu kann ich sagen, dass das, glaube ich, sowieso momentan ein Grundproblem in der Sanierung unseres Schulsystems ist, dass man erkennt, wo die Fehler liegen, und nun nach und nach versucht, die Ecken zu verbessern. Doch provitieren werden sicher erst die nachfolgenden Generationen, die zum Beispiel jetzt erst in die Kindergärten kommen. Wir hingegen sehen ziemlich alt aus, weil gerade mitten drin stecken. Man macht sozusagen den Boden kaputt, auf dem wir stehen, der zwar wieder neu und dann viel schöner gebaut wird, aber wir wissen jetzt vorerst nicht mehr wohin mit uns.
Zunächst mal heiße ich Kaja, aber ist auch nicht so schlimm, bin Katja fast gewöhnt. ;) Im übrigen studiere ich auch nicht, daher auch nur theoretische Eindrücke.
Prinzipiell richtig, was du da sagst. Nur wenn man die Fehler unseres Schulsystems erkannt hat und versucht, es zu verbessern, wieso fängt man dann nicht ganz unten an, in den Grundschulen und Vorschulen, sondern oben bei den Unis, aber das ist ein Thema für sich...

Nochmal zum Thema andere Länder: Ich glaube einfach, dass man dort, insbesondere in den USA, bereits damit abgefunden hat, dass es das 2 Klassen-Bildungssystem gibt und Bildung eine Ware ist, für die man halt bezahlen soll. Wenn man von dieser abstrakten Darstellung, von der ja auch im Einstiegsbeitrag die Rede ist, ausgeht, ist es einfach so, dass es eine Ware ist, die sich nicht jeder leisten kann. Folglich hat man sich dort, wenn man keine "reichen" Eltern hat, von dem Wunsch, richtig studieren zu können, entweder bereits verabschiedet, sich also damit abgefunden oder man startet mit einem Kredit bzw. mit einem Haufen Schulden. Deutschland aber versteht aich als Sozialstaat und hat meiner Meinung nach im Kern bereits ein anders strukturiertes Bildungssystem als die USA.
Lenya

Beitrag von Lenya »

~Kaja~ hat geschrieben:
Nochmal zum Thema andere Länder: Ich glaube einfach, dass man dort, insbesondere in den USA, bereits damit abgefunden hat, dass es das 2 Klassen-Bildungssystem gibt und Bildung eine Ware ist, für die man halt bezahlen soll. Wenn man von dieser abstrakten Darstellung, von der ja auch im Einstiegsbeitrag die Rede ist, ausgeht, ist es einfach so, dass es eine Ware ist, die sich nicht jeder leisten kann. Folglich hat man sich dort, wenn man keine "reichen" Eltern hat, von dem Wunsch, richtig studieren zu können, entweder bereits verabschiedet, sich also damit abgefunden oder man startet mit einem Kredit bzw. mit einem Haufen Schulden. Deutschland aber versteht aich als Sozialstaat und hat meiner Meinung nach im Kern bereits ein anders strukturiertes Bildungssystem als die USA.
Ich bin begeistert, genau so würde ich das auch sehen (nur dass du bessere Worte dafür gefunden hast :D )

Dass unsre Bildungssystem mal überarbeitet werden müsste weiß man ja schon seit PISA. In der Schule, das habe ich gerade im Praktikum erst gemerkt, fehlt es einem als Lehrer wirklich hinten und vorne an ZEIT. Man hat nicht genug Zeit um den Kindern effektiv was beizubringen.
Wierso das aber auf dem Rücken der Betroffenen ausgelassen wird ist mir aber unbegreiflich!
allyson

Beitrag von allyson »

Hallo

Ich studiere im Moment in Hessen (Marburg) und wir werden ab WS 2007/08 Studiengebühren zahlen müssen. Allerdings werden das bei uns nicht "nur" 500€ sein, sondern Studiengebühren von 550€ zuzüglich den Semestergebühren von ca. 220€. Also insgesamt 770€ beziehungsweise 1440€ im Jahr! Und es besteht keine Regelung, dass die Gebühren nicht NOCH höher steigen werden.
ICH kann den Betrag nicht aufbringen und werde einen Kredit aufnehmen müssen, der mich zusätzlich zu dem Bafög auch noch belastet.
An was ich mich noch erinnert habe (schreibt wenn ich mich falsch erinnere ;) ): Ursprünlich sollten Bafög-Empfänger KEINE Studiengebühren zahlen, weil damit der Sinn des Bafögs aufgehoben sei. Was ist daraus geworden?

Liebe Grüsse

allyson
Blacksun

Beitrag von Blacksun »

allyson hat geschrieben:Hallo

Ich studiere im Moment in Hessen (Marburg) und wir werden ab WS 2007/08 Studiengebühren zahlen müssen. Allerdings werden das bei uns nicht "nur" 500€ sein, sondern Studiengebühren von 550€ zuzüglich den Semestergebühren von ca. 220€. Also insgesamt 770€ beziehungsweise 1440€ im Jahr! Und es besteht keine Regelung, dass die Gebühren nicht NOCH höher steigen werden.
ICH kann den Betrag nicht aufbringen und werde einen Kredit aufnehmen müssen, der mich zusätzlich zu dem Bafög auch noch belastet.
An was ich mich noch erinnert habe (schreibt wenn ich mich falsch erinnere ;) ): Ursprünlich sollten Bafög-Empfänger KEINE Studiengebühren zahlen, weil damit der Sinn des Bafögs aufgehoben sei. Was ist daraus geworden?

Liebe Grüsse

allyson
Ja an diese Regelung kann ich mich auch noch erinnern.

Hier:

Besonders umstritten ist die Ausnahmeregelung für Bafög-Empfänger. Im Wahlkampf hatte der jetzige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) noch betont, Bafög-Empfänger müssten keine Studiengebühren zahlen. So vereinbarten es CDU und FDP auch Mitte Juni: "Bafög-Empfänger entrichten kein Studienentgelt", heißt es wörtlich auf Seite 67 des Koalitionsvertrages.

Keine Ausnahme für Bafög-Empfänger

Das gilt nun nicht mehr, aus der neuen Sicht der Landesregierung eine Frage der Gerechtigkeit. Dass Studenten mit nur wenig Bafög befreit und andere Studenten zur Kasse gebeten würden, sei "nicht vermittelbar". Dieses Argument wiederum halten die Gebührengegner für nicht vermittelbar: Rüttgers habe damit "ein klares Wahlversprechen gebrochen", erklärt Sascha Vogt, Geschäftsführer des ABS.

Quelle: www.spiegel.de/unispiegel

Gesamter Bericht: http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 46,00.html

Ich hoffe ich konnte dir helfen.
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Blondchen
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Beitrag von Blondchen »

@ ~Kaja~
Mensch, ich habe, als ich deinen Text zitiert habe, noch daran gedacht, "Oh, pass auf, die heißt Kaja, nicht Katja.. Sorry, dass ich das dann trotzdem irgendwie wieder vergessen habe... Ich bin augenblicklich ziemlich dusselig..

1440€ im Jahr sind für jemanden, der sich eigenlich auf seine Ausbildung konzentrieren sollte, um später als Ingenieur (zum Beispiel) dem Staat Geld einbringen und ihn wirtschaftlich voran treiben sollte, wirklich ziemlich viel Geld.
Prinzipiell ist es natürlich unangenehm, mit einem Berg Schulden in den Beruf zu starten, sprich, man fängt nicht bei null, sondern bei minus an, trotzdem würde ich sagen, dass gerade Berufe wie der des Ingenieurs, sehr schnell sehr viel Geld einbringen. Wirklich schlimm sind, wie schon erwähnt, ich hatte das auch bereits im Fernsehen gehört, diejenigen Journalisten, die zwei Jahre volle Arbeit leisten, ohne dafür irgendeine Gegenleistung (also Geld) zu bekommen, weil der Betrieb eine volle Stelle einspart, indem er sie durch Praktikanten ersetzt! Das ist wirklich eine Schweinerei! :down:

Doch das Problem bleibt:
Wie soll man sonst die maroden Unis/das marode Bildungssystem sanieren? Dazu brauch man einfach Geld und weil auch die Studenten das einfordern und davon provitieren, bin ich trotz all der Schwierig-, und Unannehmlichkeiten der Meinung, dass Studiengebühren vorerst eine pasable Lösung sind.
Irgendwie kann ich gar nicht sagen, ob ich dafür oder dagegen bin, es gibt da einfach kein Schwarz Weiß. Einschränkungen müssen wir schließlich momentan überall machen, aber dafür haben wir, bzw. unsere Eltern und zT auch Großeltern gut gelebt, besser, als viele andere Länder und nicht nur die in der sogenannten dritten Welt.
Wenn wir jetzt nichts ändern, werden wir und vorallem unsere Kinder (Warum klingt das jetzt so furchtbar nach Moralapostel/Religionslehrer?) später Konsequenzen tragen, die weitaus schlimmer sind als eineinhalb Tausend Euro für das Studium zu zahlen (oder drei Jahre länger arbeiten, oder arbeitslos sein und trotzdem fast 2000€ monatlich zu bekommen etc pp)
"Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen."
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