Eure Meinung zur 1. Staffel

Diskutiert mit anderen Fans über den Flair der 60er Jahre und die Mitarbeiter der Werbeagentur "Sterling Cooper".
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philomina
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Eure Meinung zur 1. Staffel

Beitrag von philomina »

Im Staffelreview zur 1. Staffel habe ich den Schwerpunkt fast ausschließlich auf den Aspekt der Einsamkeit gelegt, der bei allen Hauptcharakteren meines Erachtens nach und nach freigelegt wird. In meinen Augen ist diese kleinschrittige Charakterarbeit die absolute Stärke der Serie, die in diesem 60er Jahre-Umfeld von den zum Teil großartigen Schauspielern wunderbar dargestellt wird.

Was meint ihr? Seht ihr die Gewichtung anders oder ähnlich?
JustinFected

Re: Eure Meinung zur 1. Staffel

Beitrag von JustinFected »

Ich habe ein wenig Schwierigkeiten damit, hier breit und lang meine Meinung darzulegen, da es eineinhalb Jahre her ist, als ich die erste Staffel gesehen habe, mich dementsprechend an gewisse Punkte gar nicht mehr erinnern kann oder Angst habe, für die zweite Staffel zu spoilern, weil ich das Geschehen teilweise nicht trennen kann, und weil ich deinem Staffelfazit eigentlich nur Recht geben kann. ;)

Den Aspekt der Einsamkeit der einzelnen Charaktere als roten Faden zu nehmen, der sich durch die Staffel zieht, gefällt mir sehr gut. Auf der einen Seite das großspurige und selbstsichere Verhalten im Berufsleben, auf der anderen Seite das problembehaftete und teilweise richtiggehend traumatische Privatleben, das man versucht zu kompensieren, indem man sich im Beruf so verhält wie man es eben tut. Bei denjenigen, wo man Einblick in das Privatleben bekommt (Don, Pete, Roger, Peggy und Betty) ist genau das nämlich der Fall. Alle versuchen, sich möglichst perfekt zu geben, damit ihnen auch ja nichts zur Last gelegt werden kann, da ja irgendwie alles als Schwäche angesehen und sofort ausgeschlachtet werden könnte (siehe Dons Privatfotos).

"Mad Men" hat ein recht langsames Erzähltempo, was bei charakterbasierten Serien aber relativ oft der Fall ist und weswegen ich damit auch keinerlei Probleme habe, im Gegenteil. Durch das Tempo bekommt man regelrechte Persönlichkeitsprofile der einzelnen Charaktere, die das Ganze so faszinierend machen. Das 60er Jahre Setting ist daher auch ein guter "Aufhänger", um erstmal angefixt zu sein, weil es so detailverliebt dargestellt wird und viele Leute einen derartigen Einblick in die Zeit damals bisher gar nicht hatten - auch wenn der durchschnittliche "Mad Men" Zuschauer sich anscheinend ja doch deutlich von der üblichen Zielgruppe einer TV-Serie absetzt und größtenteils Besserverdienende ab 30 anspricht. :D

Von den einzelnen Charakteren her übt Don natürlich die größte Faszination aus, nachdem er der Dreh- und Angelpunkt ist, derjenige, aus dessen Sicht "Mad Men" praktisch erzählt wird. Und sich mal so eben eine neue Identität zuzulegen ist ja trotz alledem erst mal recht ungewöhnlich und diese eine Episode in der erste Staffel, die was von seinem früheren Leben gezeigt hat, ist viel zu wenig. :D
Peggy kommt dann ganz knapp dahinter als interessanteste Figur, weil man über ihr Privatleben ja auch relativ wenig weiß und man natürlich wissen möchte, wie es dazu kam, dass sie teilweise über Leichen zu gehen scheint, obwohl sie dabei immer einen möglichst naiv-kindlichen Eindruck zu machen scheint - was aber natürlich auch viel mit ihrem Äußeren zusammenhängt. Bei Joan als Queen Bee ist das Auftreten gleich ein ganz anderes.

Insgesamt lässt sich nur sagen, dass ich bereits von der ersten Staffel von "Mad Men" sehr angetan war, auch wenn ich teilweise ein paar Wochen die Episoden aufgeschoben habe, weil ich nicht so ganz wusste, wo das alles hinführen soll und mir auch nicht sicher war, was aus einer Serie werden kann, die auf einem Sender wie AMC läuft. Spätestens seit der Episode mit Don im Krieg bin ich aber Feuer und Flamme und die vielen Auszeichnungen geben der Serie Recht. ;)
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philomina
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Re: Eure Meinung zur 1. Staffel

Beitrag von philomina »

Phalanxxx hat geschrieben:und weil ich deinem Staffelfazit eigentlich nur Recht geben kann.
Interessant. Freut mich zu hören :)
Das 60er Jahre Setting ist daher auch ein guter "Aufhänger", um erstmal angefixt zu sein, weil es so detailverliebt dargestellt wird und viele Leute einen derartigen Einblick in die Zeit damals bisher gar nicht hatten - auch wenn der durchschnittliche "Mad Men" Zuschauer sich anscheinend ja doch deutlich von der üblichen Zielgruppe einer TV-Serie absetzt und größtenteils Besserverdienende ab 30 anspricht.
Das kann ich mir vorstellen :D
Hab neulich meinen Eltern von der Serie erzählt, die damals nur ein wenig jünger waren als Pete / Peggy, und hab mich gefragt, wie ihnen die Serie gefallen würde. Bin bei dem Gedanken allerdings nicht wirklich weit gekommen, da sie die Serie im Vergleich zu sich selber in eingen Punkten wohl für "typisch amerikanisch übertrieben" halten würden.
Von den einzelnen Charakteren her übt Don natürlich die größte Faszination aus, nachdem er der Dreh- und Angelpunkt ist, derjenige, aus dessen Sicht "Mad Men" praktisch erzählt wird. Und sich mal so eben eine neue Identität zuzulegen ist ja trotz alledem erst mal recht ungewöhnlich und diese eine Episode in der erste Staffel, die was von seinem früheren Leben gezeigt hat, ist viel zu wenig.
Fandest du es auf diese Weise zu wenig, dass du enttäuscht war, dass nicht mehr kam? So ging es mir nämlich nicht. Ich fand die Rückblicke alle jeweils auch total toll, fand das Maß aber auch gut gewählt. Zumindest für den Rahmen, den wir in S1 brauchten.
Peggy kommt dann ganz knapp dahinter als interessanteste Figur, weil man über ihr Privatleben ja auch relativ wenig weiß und man natürlich wissen möchte, wie es dazu kam, dass sie teilweise über Leichen zu gehen scheint, obwohl sie dabei immer einen möglichst naiv-kindlichen Eindruck zu machen scheint - was aber natürlich auch viel mit ihrem Äußeren zusammenhängt.
Peggy fand ich eigentlich gar nicht so besonders interessant, und hab nie nachgegrübelt, was bei ihr vorgehen mag, da man ja manchmal Einblicke bekam, die aber allesamt darauf schließen ließen, dass bei ihr eben nichts los ist. ...bis dann das Staffelfinale kam. Das war echt der Hammer! Kann sie wirklich selbst nicht realisiert haben, dass sie hochschwanger ist? Normalerweise merkt man sowas doch.
Insgesamt lässt sich nur sagen, dass ich bereits von der ersten Staffel von "Mad Men" sehr angetan war, auch wenn ich teilweise ein paar Wochen die Episoden aufgeschoben habe, weil ich nicht so ganz wusste, wo das alles hinführen soll
S1 hat mich beinahe vom Fleck weg gepackt. Ich fand allen voran Don und alles um seine Familie und seine Affären äußerst spannend!

Leider komm ich dagegen in S2 nicht so ganz rein.
Bis #2.06:
Spoiler
Zwischen den Staffeln vergingen also 1.5 Jahre, und wir wissen immernoch sehr wenig, was da vorgefallen ist, außer dass Dons großes "Man muss alles vergessen" immer im Vordergrund steht. Da war der eine Satz von Betty zu Don "You promised not to disappear like that again." Und dann die Sache mit Peggys Kind. Aber worauf die Staffel hinauswill, ist mir bis jetzt noch nicht klar. Und so packend wie S1 find ich sie auch noch nicht?!
JustinFected

Re: Eure Meinung zur 1. Staffel

Beitrag von JustinFected »

philomina hat geschrieben: Das kann ich mir vorstellen :D
Hab neulich meinen Eltern von der Serie erzählt, die damals nur ein wenig jünger waren als Pete / Peggy, und hab mich gefragt, wie ihnen die Serie gefallen würde. Bin bei dem Gedanken allerdings nicht wirklich weit gekommen, da sie die Serie im Vergleich zu sich selber in eingen Punkten wohl für "typisch amerikanisch übertrieben" halten würden.
Na ja, wenn sie in den USA zu der Zeit nicht gelebt haben, muss es ja nicht zwangsläufig so sein, dass es wirklich übertrieben ist, nur eben etwas krasser im Vergleich zu Deutschland. ;)
Gibt ja einige Stimmen von Leuten aus der Zeit, die den Realismus der Serie loben.
Fandest du es auf diese Weise zu wenig, dass du enttäuscht war, dass nicht mehr kam? So ging es mir nämlich nicht. Ich fand die Rückblicke alle jeweils auch total toll, fand das Maß aber auch gut gewählt. Zumindest für den Rahmen, den wir in S1 brauchten.
Enttäuscht nicht, nein. Aber irgendwie möchte man natürlich am liebsten alles über Don erfahren. Dass es aus dramaturgischer Sicht so besser ist, wie sie in Staffel 1 gemacht haben, ist aber auch klar.
Peggy fand ich eigentlich gar nicht so besonders interessant, und hab nie nachgegrübelt, was bei ihr vorgehen mag, da man ja manchmal Einblicke bekam, die aber allesamt darauf schließen ließen, dass bei ihr eben nichts los ist. ...bis dann das Staffelfinale kam. Das war echt der Hammer! Kann sie wirklich selbst nicht realisiert haben, dass sie hochschwanger ist? Normalerweise merkt man sowas doch.
Eben, normalerweise. War übrigens auch der Punkt, der vielen an der Staffel nicht gefallen hat (mir auch nicht), die sie ansonsten nahezu perfekt fanden.
Leider komm ich dagegen in S2 nicht so ganz rein.
[...]
Die letzten Episoden nehmen IMHO noch sehr viel Fahrt auf und dann wird's auch extrem gut. Fand den Einstieg aber auch sehr ordentlich.
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