In The Middle Of Nowhere - Wentworth Miller Fan Fiction

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tigertone

Beitrag von tigertone »

hallo ihr lieben,

es hat mal wieder ganz schön lang gedauert. ich hoffe aber, dass euch der neue teil gefällt.
falls nicht - immer her mit euren meinungen ;)

18. Kapitel

Die gute halbe Stunde, die wir auf dem Jacksboro Highway entlang fuhren, verbrachten wir schweigend.
Ich schaute die meiste Zeit aus dem Fenster und überlegte, ob ich nicht hätte mitkriegen müssen, dass Granny krank war.
So sehr ich mich auch anstrengte, mir fiel einfach nichts ein.
Sie war schon immer eine Kämpfernatur gewesen. Hatte sie Schmerzen, sagte sie nichts. Selbst wenn sie eigentlich hätte im Bett liegen müssen, war sie auf den Beinen und sorgte dafür, dass alles seinen Gang ging.
Ab und an guckte ich zu Went hinüber, der konzentriert auf die Straße blickte.
Ich war so dankbar dafür, dass er da war. Ich wusste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn er nicht bei mir gewesen wäre. Ich war sehr froh, dass er sich angeboten hatte uns zum Krankenhaus zu bringen. Ich hätte es wahrscheinlich nicht geschafft, den Wagen unfallfrei nach Fort Worth zu bringen.

Wir hielten vor dem roten, modernen Backsteinbau an.
Ich hatte ein wenig Angst davor, in das mehrstöckige Gebäude zu gehen. Angst davor, was mich drinnen erwarten würde.
Während meine Mom, die Zwillinge und ich aus dem Wagen stiegen, blieb Went im Auto sitzen.
„Kommst du nicht mit?“ fragte ich und hoffte insgeheim, er würde bei mir bleiben.
Wentworth zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ich kann nicht.“
Ich drehte mich zu meiner Familie um.
„Geht ihr schon mal vor. Ich komme gleich nach.“
Meine Mutter und die Jungs gingen die Stufen hinauf und verschwanden im Inneren des Krankenhauses.
Ich setzte mich wieder ins Auto und schloss die Tür.
Dann guckte ich ihn an.
„Es würde wahrscheinlich einen Auflauf geben, wenn ich mich da drin zeigen würde. Und ich hab keine Autogrammkarten dabei.“ Er versuchte einen Scherz.
Ich lächelte leicht.
„Hab ich total vergessen.“ sagte ich leise und guckte aus dem Fenster hinter ihm.
„Ich werde hier warten, Jay.“
Er legte die Hand auf meine Wange und streichelte sie sanft.
Ich lehnte meinen Kopf gegen sie und schloss die Augen.
„Du wirst das schon durchstehen. Mach dir keine Sorgen. Deine Granny ist tough. Sie packt das.“
„Du musst nicht warten,“ begann ich. „Mein Dad und die anderen sind hier in Fort Worth. Ich muss sie ohnehin noch anrufen und ihnen sagen, was passiert ist. Fahr nach Hause und...“ ich wusste nicht, wie ich diesen Satz beenden sollte.
Ich seufzte schwer.
„Wer weiß, wie lang es hier dauert...“
„Jay, es ist wirklich kein Problem...“
„Das weiß ich. Ich weiß es wirklich. Aber ich möchte nicht, dass du wegen mir hier deine Zeit vergeudest. Fahr zurück ins Haus meiner Oma und warte dort auf mich, wenn du willst.“ sagte ich sanft.
„Ich werde dich dort anrufen und dir Bescheid sagen, was los ist.“
„Bist du dir sicher?“
„Ja.“
‚Nein’ wäre die ehrliche Antwort gewesen. Ich wollte ihn bei mir haben, aber ich wusste auch, dass er Recht hatte. Wäre er hier entdeckt worden, hätte er wahrscheinlich einen Massenauflauf verursacht.
Ich nahm den Hausschlüssel aus meiner Tasche und hielt ihn eine Weile in der Hand.
„Hier. Nicht, dass du noch eine Scheibe einschlagen musst.“
Ich gab ihm den Schlüssel und lächelte gequält. Dann musterte sein Gesicht.
Seine grün-braunen Augen wirkten traurig.
Ich beugte mich langsam zu ihm herüber und küsste ihn sanft.
Dann stieg ich aus dem Wagen und ging, ohne mich noch einmal umzudrehen, ins Krankenhaus.

„Ihre Mutter hatte einen Schlaganfall in Kombination mit einem Schwächeanfall.“
Nachdem wir zwei Stunden auf dem Krankenhausflur gewartet hatten, sprachen wir jetzt mit dem zuständigen Arzt.
Inzwischen war auch der Rest der Familie eingetroffen.
„Wir mussten erst ein CT machen, um herauszufinden, ob es sich um einen primär ischämischen Hirninfarkt oder eine Hirnblutung handelte.“
Meine Familie nickte.
Ich nicht.
„Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche. Aber ich verstehe nicht so ganz...“
„Verzeihung Miss,“ erwiderte der Arzt verständnisvoll. „Ein Schlaganfall kann zwei Ursachen haben: Erstens eine Minderdurchblutung des Hirns und zweitens eine Hirnblutung. Bei ihrer Großmutter denken wir, dass es die erste Ursache gegeben ist. Das CT hat keine Hinweise auf eine Hirnblutung gegeben und die durchgeführte Lumbalpunktion bestätigte das. Aufgrund ihres Alters erlitt ihre Großmutter zudem einen Schwächeanfall, bei dem sie sich vermutlich den Kopf anschlug.“
Meine Mutter nickte.
Ich dachte an das Blut auf dem Teppich.
„Wir haben sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen.“
Meine Mutter schluchzte auf.
„Das sorgt dafür, dass ihr Hirn wieder mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Zusätzlich bekommt sie Thrombozytenaggregationshemmer, um ein erneutes Auftreten der zerebralen Durchblutungsstörungen zu verhindern und die Gerinnbarkeit des Blutes zu senken.“
Mit einem Blick auf meine Mom fügte er hinzu: „Medikamente. Das ist ein ganz normales Vorgehen. Sie können froh sein, dass sie sie so schnell gefunden haben. Aufgrund dessen denke ich, dass ihre Mutter keine anhaltenden Folgeschäden zurückbehalten wird.“
Gott sei Dank! Ich atmete tief durch und beruhigte mich ein wenig.
„Wann können wir zu ihr?“
„Wir werden noch ein paar Bluttests durchführen und dann wird sie eine Schwester zu ihr bringen.“
Wir bedankten uns beim Arzt und standen eine Weile schweigend zusammen.

„Ich werde nach Hause fahren und ein paar Sachen für Granny einpacken.“ sagte ich langsam zu meiner Mutter.
„Okay,“ gab sie abwesend zurück.
„Braucht ihr noch etwas?“ Ich guckte in die Runde.
„Nein, Kleines. Es ist okay. Fahr bitte vorsichtig, ja?“ Mein Vater kam zu mir herüber und drückte mich.
„Es wird alles wieder gut.“ sagte er und gab mir seine Autoschlüssel.
Wie gern wollte ich ihm glauben.
Ich ging zum Parkplatz hinunter und setzte mich in seinen Wagen. Nachdem ich den Sitz und den Rückspiegel richtig eingestellt hatte, atmete ich tief ein. Ich spürte, wie wieder ein paar Tränen über meine Wangen liefen.
Ich wischte sie weg und ließ den Motor an.

Als ich zu Hause ankam, fiel mir ein, dass ich keinen Schlüssel mehr hatte. Ich klingelte, in der Hoffnung, Went würde durch das Fenster gucken und mich sehen.
Nichts.
Ich klingelte wieder.
Immer noch nichts.
Ich ging langsam um das Haus herum. Nirgends war etwas von ihm zu sehen.
Nachdem ich wieder an der Vordertür angekommen war, drehte ich mich zur Straße um. Mein Mustang stand noch da, wo ich ihn geparkt hatte.
Wents Wagen war nicht mehr da.
Ich klingelte noch einmal.
Bitte sei da. Bitte! flehte ich innerlich.
Nach einer Weile setzte ich mich frustriert auf die Treppe und guckte zweifelnd zu meinem Auto.
Dabei fiel mir ein weißer Umschlag auf, der in einem der Blumentöpfe vor der Haustür stand.
Ich nahm ihn und öffnete das Kuvert.
‚Jay, es tut mir unendlich leid, aber ich konnte nicht bleiben. Ich habe einen dringenden Anruf vom Set bekommen. Morgen beginnen die Dreharbeiten in Dallas und heute die Kostümproben. Ich hätte dich gern angerufen, aber ich hatte deine Nummer nicht. Bitte sei mir nicht böse und ruf mich an, wenn du das hier liest.’ Dann kam seine Telefonnummer und darunter stand: ‚Der Schlüssel liegt unter dem Blumentopf. Ich hoffe, deiner Großmutter geht es wieder besser und es war nichts Ernstes. Du wirst mir fehlen.’
Ich kramte mein Handy aus der Tasche und wählte seine Nummer. Nach ein paar Freizeichen gab ich es auf und steckte mein Telefon wieder in die Tasche.
Ich faltete das Blatt vorsichtig und legte es neben mein Handy. Dann stand ich auf und schob den Blumentopf zur Seite. Nachdem ich den Schlüssel entdeckt hatte, schloss ich die Haustür auf und ging die Treppen hinauf zum Zimmer meiner Großmutter.
In aller Eile packte ich das Wichtigste in eine Tasche und verließ das Haus wieder.
Ich setzte mich in das Auto meines Vaters und wählte erneut Wents Nummer.
Wieder nichts.
Traurig schob ich das Telefon in meine Tasche zurück und fuhr wieder nach Fort Worth.

Meine Familie hatte sich in der Zwischenzeit ins Wartezimmer begeben. Als ich es betrat kam Sam mit einem Becher Kaffee auf mich zu.
„Das nenn ich Timing, Jay.“ sagte er und lächelte mich an.
„Danke, Sam!“ Ich nahm ihm den Becher ab und stellte die Tasche auf den Boden.
„Ist schon was raus?“
„Es wird wohl noch eine halbe Stunde dauern und dann bringen sie Granny auf’s Zimmer.“ Tom stand auf und ging unsicher durch den Raum.
„Sie ist jetzt aber wieder wach.“ fügte Billy hinzu.
Ich atmete erleichtert auf und setzte mich neben meine Mutter.
„Alles okay bei dir, Mom?“
„Ja, Schätzchen. Alles gut. Danke, dass du so schnell reagiert hast. Ich konnte einfach nicht...“
„Mach dir keine Gedanken. Das ist doch in Ordnung.“ beschwichtigte ich sie.
„Wo ist eigentlich Earl?“
Kirsty hatte bis dahin an der Wand gelehnt und kam jetzt zu uns herüber.
„Er musste los.“ antwortete ich leise. „Er hat einen dringenden Anruf bekommen und konnte nicht länger bleiben.“
Kirsty nickte verstehend. Es war, als wäre sie in diesem Moment eine Erwachsene und nicht der durchgeknallte Teenager, der sie noch vor ein paar Stunden gewesen war.
Die Tür zum Wartezimmer ging auf.
„Sie können jetzt zu ihrer Mutter.“ Eine Krankenschwester stellte sich vor uns und guckte uns an.
„Ich muss sie aber bitten, dass nicht alle auf einmal zu ihr gehen. Sie braucht jetzt vor allem Ruhe und darf nicht überanstrengt werden.“
Wir nickten und beschlossen, dass meine Ma, Sam, Monica und Kevin zu ihr gehen sollten. Schließlich waren sie ihre Kinder.
Wir anderen warteten so lang und versuchten, uns die Zeit mit kleinen Spielchen zu verkürzen. Jetzt, da wir wussten, dass es Granny den Umständen entsprechend gut ging, waren wir etwas gelöster.
Irgendwann kam Kirsty zu mir.
„Wirst du ihn wieder sehen?“ fragte sie flüsternd.
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“ gab ich leise zurück.
„Hast du dir wenigstens seine Nummer geben lassen?“
Ich musste grinsen – Kirsty, die Vernünftige. Das passte irgendwie so gar nicht.
„Yep.“
„Und?“
„Nichts.“
„Wie nichts?“
„Ich kann ihn nicht erreichen. Ich werde es heute Abend noch mal probieren.“
„Und wehe nicht!“
Ich guckte Kirsty gespielt geschockt an.
„Granny, bist du es?“
Kirsty verzog ihr Gesicht zu einem Grinsen.
„Ja, mein Kind.“

Am späten Nachmittag fuhren wir zurück nach Hause, allerdings nur um auszumachen, wer die erste Schicht im Krankenhaus übernehmen würde. Obwohl es für Granny ganz gut aussah, war sie noch lange nicht über den Berg. Wir wollten einfach nicht, dass sie alleine in ihrem Zimmer lag.
Ich meldete mich freiwillig und ging in mein Zimmer, um mich umzuziehen.
Ich guckte auf das Bett und wurde plötzlich traurig. Obwohl ich darin erst am Morgen neben Went aufgewacht war, schien es Millionen Jahre her zu sein. Ich legte mich auf seine Seite und atmete tief ein. Die Bettwäsche roch noch leicht nach ihm. Nach einer kleinen Weile richtete ich mich langsam wieder auf und unternahm einen weiteren Versuch, ihn zu erreichen.
Auch diesmal kam nichts außer einem Freizeichen.
Ich überprüfte, ob meine Nummer mitgesendet wurde. Erleichtert stellte ich fest, dass es so war. Wenn er also sein Handy nimmt, würde er meine Nummer haben und sich bei mir melden.
Ich ging unter die Dusche, zog mich an, nahm zwei Bücher aus meiner Tasche und ging damit hinunter. Ich verabschiedete mich von allen und fuhr wieder zurück zum Krankenhaus – zum dritten Mal an diesem Tag.
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

das ist mir grad alles zu traurig :( jay tut mir richtig leid..
aber das kapitel ist natürlich trotzdem toll :D

ein klitzekleiner fehler hat sich eingeschlichen
(diesmal sag ichs gleich damit du nicht wieder mt mir schimpfen kannst :D)
Dann musterte sein Gesicht.
lass uns diesmal bitte nicht so lang warten.. ich kann es nicht ertragen, dass jay so traurig ist :cry:


;)
Lizzi

Beitrag von Lizzi »

XxCoopxX hat geschrieben:das ist mir grad alles zu traurig :( jay tut mir richtig leid..
aber das kapitel ist natürlich trotzdem toll :D

ein klitzekleiner fehler hat sich eingeschlichen
(diesmal sag ichs gleich damit du nicht wieder mt mir schimpfen kannst :D)
Dann musterte sein Gesicht.
lass uns diesmal bitte nicht so lang warten.. ich kann es nicht ertragen, dass jay so traurig ist :cry:


;)
Das kann ich ganz genauso unterschreiben. Das ist wirklich alles total traurig. Schade auch, dass Went jetzt weg ist. Bin schon sehr gespannt, wann und ob die Beiden sich wiedersehen.

Ansonsten aber wie immer: Super gut geschrieben! :up:
prisoner94941

Beitrag von prisoner94941 »

stimmt. der teil ist wieder einmal voll toll. :up: aber es soll mal wieder was gutes passieren. jay tut mir voll leid und gute neuigkeiten kann man ihr ja nur wünschen...

ich freu mich schon, wenns wieder weiter geht...
tigertone

Beitrag von tigertone »

N'Abend zusammen,

ich konnte mir schon denken, dass ihr nicht ganz so begeistert von dem traurigen teil seid. aber wenn ich euch beruhigen kann: es wird nicht so traurig bleiben :D

und damit ich keinen rüffel kriege, weil ich mir wieder so lang zeit gelassen habe (@coop :D ) hier der neue teil.

freu mich wieder auf eure feedbacks - egal ob positiv oder negativ.

drück euch-
und wie immer: viel spaß!

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19. Kapitel

Krankenhäuser machen mich nervös. Wenn man nicht gerade auf der Neugeborenen-Station rumhängt, sieht man meistens nur traurige, erschöpfte oder teilnahmslose Gesichter.
Nachdem ich die Lage im Zimmer meine Großmutter überprüft hatte, ging ich nach draußen.
In einer Ecke versteckt, zündete ich mir die erste Zigarette seit Wochen an. Ich inhalierte den Rauch und bemerkte, wie mir schwindlig wurde.
Meine Güte! Warum hab ich eigentlich aufgehört?
Ich guckte die Zigarette an und nahm zwei weitere Züge. Dann drückte ich sie wieder aus.
Böses Kraut! Ganz böses Kraut!
Mittlerweile war es dunkel geworden. Ich schlich wieder ins Krankenhaus, vorbei an der Rezeption, zum Fahrstuhl. Nachdem ich im dritten Stock angekommen war, blieb ich eine Weile vor der Zimmertür stehen.
Die Ereignisse des Tages gingen mir durch den Kopf und ich war froh, dass alles relativ glimpflich ausgegangen war. Ich atmete noch einmal tief durch und betrat den Raum.
Meine Granny schlief friedlich und alles deutete darauf hin, dass es ihr gut ging.
Ich setzte mich in den Stuhl neben ihrem Bett und schlief erschöpft ein.

Went kam auf mich zu. Er lächelte mich an. Ich stand hinter einer Absperrung, eingequetscht zwischen Hunderten anderen Frauen. Went blieb stehen.
„Went!“ schrie ich, doch es ging in dem Kreischen der anderen unter.
Ich streckte die Arme aus und versuchte, über das Gitter zu klettern.
„Went!“
Langsam drehte er sich um und ging weg.
„Went!“ Ich hievte mich über das Geländer und sprang auf die andere Seite. Wie eine Irre rannte ich über den Teppich und versuchte, den Security-Leuten auszuweichen. Einer nach dem anderen heftete sich an meine Fersen. Schließlich wurde ich von hinten gepackt und weggezogen.
„Went!“ Verzweifelt schrie ich nach ihm, aber er schien mich nicht zu hören.
Dann wurde plötzlich alles grau und verschwamm vor meinen Augen.

Ich wachte auf. Mein Rücken tat mir weh. Ich blinzelte durch den Raum und sah, dass meine Oma immer noch schlief. Ich stand auf und streckte mich.
Der Stuhl hatte mich zu einem Invaliden gemacht. Alles tat mir weh und ich wollte nur noch unter eine heiße Dusche. Ich verließ das Zimmer und ging zu dem Kaffeeautomaten, der am Ende des Flures stand. Ich warf ein paar Münzen ein und guckte auf meine Uhr. Es war kurz vor acht.
Ich rieb mir meine Augen und dachte nach.
In ein paar Minuten müsste jemand zur Wachablösung auftauchen. Dann fahr ich nach Haus und werde duschen. Dann Frühstück und gegen zehn versuche ich, Went noch einmal zu erreichen.
Ich nahm den Kaffee aus der Ausgabe und lief den Flur entlang. So langsam kamen meine müden Knochen in Schwung. In diesem Moment kam eine Gruppe Ärzte durch die Tür am Ende des Flures.
„Miss Parker“, sprach mich der Oberarzt an. „Wie hat ihre Großmutter geschlafen?“
„Soweit ich das mitbekommen habe, sehr ruhig.“ antwortete ich und schämte mich ein wenig, dass ich selbst eingeschlafen war.
„Gut, dann werden wir jetzt mit der Visite beginnen. Würden sie so lange hier warten?“
„Na klar, kein Problem.“ Insgeheim war ich froh, dass die Ärzte da waren. Sie könnten sich wirklich um sie kümmern, im Gegensatz zu mir. Ich hatte nur dagesessen und Granny angestarrt.

Ich ging zum Aufzug und fuhr ins Erdgeschoss. Vor der Tür kramte ich in meiner Tasche nach meinen Zigaretten. Ich holte die kleine Schachtel raus, klappte sie auf und zog eine Zigarette heraus. Dann starrte ich sie an.
Nein.
Ich steckte sie zurück in die Schachtel und überlegte kurz, ob ich sie in den Mülleimer schmeißen sollte. Ich entschied mich dagegen – wer weiß, ob ich sie nicht noch irgendwann brauchen würde. Dann ging ich ein paar Schritte vor dem Krankenhaus hin und her.
Ein paar Minuten später tauchte meine Mutter auf.
„Die Ablösung ist da!“ sagte sie lächelnd und umarmte mich.
„Wunderbar,“ gestand ich, „Ich brauch jetzt unbedingt eine Dusche.“
Ich wollte mich gerade umdrehen, als meine Mutter mich zurückhielt.
„Du, Jay, ich hab das gestern nicht so ganz mitbekommen, aber als ich heute darüber nachgedacht habe...“ meine Mutter machte eine ihrer berühmten Kunstpausen. Ich ließ mich auf ihr Spiel ein.
„Was denn?“ fragte ich, obwohl ich wusste, dass sie auch so weitergeredet hätte.
„Also... du hast doch Earl gerufen...“
„Ja?!“
„Wieso hast du ihn Went genannt?“
Ach herrje! Das war mir nicht aufgefallen. Ausrede! Schnell! Ich brauche eine Ausrede!
„Das... Das ist sein zweiter Name. Gefällt mir einfach besser.“
Sehr schön... das war noch nicht mal gelogen!
„Aha.“ Meine Mutter dehnte das Wort wie Kaugummi, den man um den Zeigefinger wickelt.
Oh, oh...
„Na gut, dann lass uns mal reingehen.“
Das klingt nicht gut. Das klingt gar nicht gut.
Ich wusste, dass bei diesem Thema noch nicht das letzte Wort gesprochen war. Weil ich aber keine schlafenden Hunde wecken wollte, beließ ich es einfach dabei und trottete meiner Mom hinterher.

Nachdem die Ärzte uns bestätigt hatten, dass es Grandma soweit ganz gut ging und ich mir von ihr die Gefahren des Rauchens aufzählen lassen musste – Häuptling Adlerauge hatte natürlich die Schachtel in meiner Tasche gesehen – fuhr ich nach Hause.
Ich erstattete den anderen in der Küche Bericht, verschlang dabei zwei Bagels mit Frischkäse und flitzte dann ins Bad.
Nach der Dusche verbarrikadierte ich mich in meinem Zimmer und wählte noch einmal Wents Nummer.
Wenn das jetzt wieder nichts wird, sollte ich es wohl als Zeichen werten...
Ein Freizeichen ertönte.
Ich guckte im Zimmer umher.
Noch eins.
Ich betrachtete meine Fingernägel.
Das tat ich auch während des dritten, vierten und fünften Freizeichens.
Beim sechsten legte ich auf und ließ mich auf’s Bett fallen.
Dann war’s das jetzt wohl...
Ich starrte an die Decke und überlegte, ob das Ganze nicht doch ein wenig viel für ihn war. Schließlich kannte er weder mich noch meine Familie und dann so etwas...
Plötzlich klingelte mein Handy.
Ich fuhr hoch und guckte auf das Display. Teilnehmer unbekannt. Die anfängliche Euphorie legte sich.

„Jay Parker. Guten Tag.“
„Jay, hi. Went hier.“
Wumm – die Euphorie war wieder da.
„Oh... Hallo. Ich dachte nicht, dass ich dich noch mal an die Strippe kriegen würde.“
„Ja, war ziemlich stressig. Wie geht’s dir? Alles okay bei deiner Granny?“
„Sie hatte wohl einen leichten Schlaganfall, wird aber wieder ganz gesund, sagen die Ärzte.“
„Oh, das tut mir leid. Und wie geht es dir damit?“
„Jetzt, wo ich weiß, dass alles wieder gut wird... ganz okay.“ Für einen Moment schwiegen wir beide.
„Du hör mal, Went, es war verdammt nett von dir, was du getan hast.“
„Was meinst du?“
„Na alles. Dass du mir geholfen hast, dass du uns ins Krankenhaus gebracht hast...“
„Dass ich den Tisch abgeräumt habe?“ unterbrach er mich lachend.
„Hm... nenn es eine Übersprunghandlung. Aber ja. Auch dafür.“
„Du bist wirklich ziemlich schräg drauf, Jay.“
„Ich weiß,“ sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Dagegen ist kein Kraut gewachsen.“
„Das ist völlig in Ordnung. Das macht dich so sympathisch.“
Ein kleines Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus.
„Ach was?! Wirklich?“ versuchte ich vorsichtig, mehr aus ihm herauszukitzeln.
„Klar. Ich hätte die Grits nicht vom Herd genommen, wenn ich dich nicht mögen würde. Ich hätte sie anbrennen lassen.“
Ich musste leise lachen.
„Au weia. Wie fies von dir!“
„Ja, ich kann manchmal ein ganz schöner Schweinehund sein.“
„Das glaube ich auf Anhieb. Du hast da auch so was in deinen Augen... das macht mir Angst.“
Ich grinste den Hörer an und ließ mich auf’s Bett fallen.
„Was machen die Dreharbeiten?“
„Sind anstrengend. Wir hatten bis jetzt ein paar Szenen... Ich glaub, ich brauch heute Abend dringend eine Massage.“
Oh. Mein. Gott.
Ich musste schlucken und versuchte, das Bild, was sich langsam in meinem Kopf aufbaute, zu verdrängen.
„Jay?“
Ich räusperte mich.
„Ja?“
„Ah, gut. Ich dachte, die Leitung wäre zusammengebrochen.“
Nicht die Leitung, Went. Ich. Ich bin zusammengebrochen.
„Na, dann lass dich heute Abend mal gut durchkneten.“ sagte ich mit einem klitzekleinen Anflug von irrationaler Eifersucht.
„Werd ich. Wie lang bleibst du noch in Azle?“
„Ich weiß es noch nicht genau. Mein Chef hat mir erst mal eine Woche freigegeben. Ich hab gesagt, ich würde mich melden, wenn ich mehr Zeit bräuchte.“
Will er mich etwa wieder sehen? Will er? Ja? Ja?
„Dann bestell deiner Großmutter eine gute Besserung von mir und grüß deine Familie. Es war echt sehr nett von ihr, dass sie mich so aufgenommen haben. Ach ja, und sag Kirsty, dass wir den Fototermin nachholen werden, ja?“
OH!
Ein großes, schwarzes Loch öffnete sich und verschlang mich.
„Klar, mach ich.“ Ich versuchte, nicht ganz so enttäuscht zu klingen.
„Ich muss jetzt wieder los. Ich muss gleich aus dem Fenster springen...“
„Du musst was?“ fragte ich irritiert.
„Ich springe mit Dom aus einem Fenster.“
„Ach... na klar. Mach ich auch öfter...“
„Wir sind auf der Flucht.“
„Na, dann flüchte mal schön. Aber lauf nicht zu weit raus.“ Ich schüttelte den Kopf und grinste.
„Mach’s gut, Jay.“
„Du auch.“
Ich legte auf und drehte mich auf den Bauch.
Dann schrie ich in mein Kissen.

„Alles okay mit dir?“
Ich hatte nicht bemerkt, dass mein Vater ins Zimmer gekommen war. Jetzt stand er an der Tür und guckte mich zweifelnd an.
„Alles super, Dad. Alles super.“
Er schüttelte den Kopf und drehte sich um.
„Ich glaube, du solltest jetzt besser schlafen. Wer weiß, was du sonst noch anstellst.“
Ich richtete mich auf und sah ihn mit einem irren Blick an.
„Ich werde nackt auf die Straße laufen und alle Autoscheiben einschlagen.“
Ich ließ ein schrilles Lachen ertönen.
„Was auch immer. Aber sei dabei nicht ganz so laut.“ war der trockene Kommentar meines Dads.
Er schloss die Tür hinter sich und ging nach unten.
Ich legte mich wieder hin, zog mir die Decke über den Körper und versuchte, ein wenig nachzudenken.
Nach 30 Sekunden war ich eingeschlafen.
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

das ist aber lieb von dir, dass du uns diesmal nicht so lang hast warten lassen :D

tja.. was soll ich noch sagen?
einfach toll! das telefonat war soo witzig
„Sind anstrengend. Wir hatten bis jetzt ein paar Szenen... Ich glaub, ich brauch heute Abend dringend eine Massage.“
Oh. Mein. Gott.
Ich musste schlucken und versuchte, das Bild, was sich langsam in meinem Kopf aufbaute, zu verdrängen.
„Jay?“
Ich räusperte mich.
„Ja?“
„Ah, gut. Ich dachte, die Leitung wäre zusammengebrochen.“
Nicht die Leitung, Went. Ich. Ich bin zusammengebrochen.
kann ich verstehen :D
„Ich muss jetzt wieder los. Ich muss gleich aus dem Fenster springen...“
„Du musst was?“ fragte ich irritiert.
„Ich springe mit Dom aus einem Fenster.“
„Ach... na klar. Mach ich auch öfter...“
wie geil ist das denn ^_^
eigentlich könnt ich gleich das ganze gespräch zitieren 8-)

einfach ein toller teil und genau das richtige nach einem sooo langen blöden tag und dafür danke ich dir :D
F-27

Beitrag von F-27 »

aiai...
Gleich zwei Kapitel die ich nachholen DARF...
Das freut mich doch sehr :D

edit:

Wiedermal tolle Arbeit...

Hab übrigens heute deine gesamte andere FF gedruckt und (schon wieder :D ) während den Lektionen gelesen. Gerade vorhin bin ich fertig geworde. Mein Urteil: Ich bin begeistert!
Du solltest echt beruflich Bücher schreiben, bei dieser Begabung... :D

P.S.: Hat mir also noch nie Ärger eingebracht... ;) Bin geschickt in solchen Sachen...
tigertone

Beitrag von tigertone »

F-27 hat geschrieben:aiai...
P.S.: Hat mir also noch nie Ärger eingebracht... ;) Bin geschickt in solchen Sachen...
*g* haste aber glück gehabt ;o)

so dann jetzt mal den nächsten teil.
wünsch euch viel spaß - hab so ein bisschen das gefühl, dass euch die ff nicht mehr so richtig gefällt. ich hoffe, ich lieg falsch - falls es doch an dem sein sollte, sagt es ruhig. ;)

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20. Kapitel

Irgendetwas kitzelte.
Es war meine Nase.
Ich öffnete die Augen und blinzelte. Die Sonne schien durch das Fenster und tauchte nicht nur den gesamten Raum in ein wunderbares Gelb – nein, sie sorgte auch dafür, dass ich mal wieder ohne meinen Wecker wach wurde.
„Hmpf,“, machte ich und drehte mich zur Seite. Ich tastete mit zugekniffenen Augen auf dem Nachttisch herum und suchte nach meinem Handy.
Ein Blick auf das Display verriet, dass es kurz nach neun war.
Und dass ich eine Kurzmitteilung bekommen hatte.
Verwundert öffnete ich sie.
Und dann quietschte ich.
‚Guten Morgen. Ich hoffe, du hast dir diesmal nichts beim Aufstehen getan. Ruf mich bitte an, wenn du wach bist. W.’
Ich quietschte noch mal.
Oh mein Gott. Was will er? WAS WILL ER?
In meinem Bauch rumorte es gewaltig. Ich setzte mich aufrecht hin, klemmte meine Haare hinter die Ohren und wählte mit zittrigen Händen Wents Nummer.
Nach dem zweiten Klingeln ging er ran.
„Miller?“.
„Parker!“, antwortete ich trocken.
„Wentworth.“.
„Jay.“ .
Eine kurze Pause entstand.
„Dallas.“,sagte er dann.
„Ähm... Azle. Du bist.“, mir gefiel das Spielchen.
„Schön dass du anrufst!“ Ich konnte hören, dass er ins Telefon grinste.
„Ich bin halt ein netter Mensch.“, gab ich zurück und lachte.
„Hör zu. Ich wollte dich eigentlich fragen...“, er machte eine Pause.
„Ja?“, hakte ich nach und versuchte, dabei nicht ganz so nervös zu klingen.
„Na ja... Also... Hm... Gestern Abend fand ich die Idee noch gut...“
Oh Gott, was will er denn? Dass ich mit ihm durchbrenne? Dass ich ihm in Las Vegas in einer kitschigen Kapelle das Jawort gebe? Dass ich die Mutter seiner Kinder werde? Ja, ja und nochmals ja!
„Sag’s doch einfach!“, ermunterte ich ihn.
„Ich wollte dich fragen, ob du... Ob du mit mir essen gehen möchtest. Hier in Dallas?“
Herzstillstand! Kriege... keine... Luft... mehr!
„Jay, du bist noch dran, oder?“
„Ja.“, quietschte ich in einer Oktave, die selbst Mariah Carey nicht besser hinbekommen hätte. Dann räusperte ich mich und versuchte, meine normale Tonhöhe wiederzufinden.
„Ähm... Ja. Ich bin noch dran.“.
„Und?“, fragte er unsicher.
„Klar... ist doch eine schöne Idee.“.
„Kennst du das Bice? Im Crescent Court?“
„Nö. Aber dann werd ich es wohl kennenlernen...” sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
„Gut, dann heute Abend? Um acht? Ich reservier uns einen Tisch.“.
„Okay. Dann bis heute Abend.“.
„Bis dann!“, gab er zurück und legte auf.
Für eine Weile starrte ich mein Telefon an.
Ist das jetzt wirklich passiert?
Ich brauchte eine Weile bis ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte.
Dann sprang ich aus dem Bett und tanzte wie wildgeworden durchs Zimmer.

Nachdem ich im Bad fertig war, ging ich mit einem breiten Grinsen nach unten. In der Küche ereilte mich gleich die nächste gute Nachricht.
Meine Oma war wieder voll auf der Höhe und kommandierte, wie es sich für einen General gehörte, das Krankenhauspersonal herum. Meine Mutter erzählte, wie sie die Schwestern hin und her gescheucht hatte. Schlecht für die Damen, aber mich freute es trotzdem.
Ich machte mir etwas zu essen und versuchte, mich auf die Küchengespräche zu konzentrieren. Aber alles, woran ich denken konnte war, dass ich mich mit Went treffen würde.
Scheinbar verliehen diese Gedanken meinem Gesicht einen leicht entrückten Ausdruck, denn Sam kam mit einem sorgenvollen Blick angeschlichen und legte seine Hand auf meine Stirn.
„Hm... kein Fieber. Aber irgendetwas ist anders!“
Ich grinste breit.
„Jay, du siehst so... wie heißt das Wort noch mal? Ach ja: glücklich. Du siehst so glücklich aus!“
Mein Grinsen wurde noch breiter.
„Hat es was mit einem gewissen Mann zu tun?“
Meine Mundwinkel hatten die Ohren erreicht.
„Gibt es irgendwas, womit man das wieder wegkriegt?“
Meine Mundwinkel trafen am Hinterkopf aufeinander.
Sam schüttelte den Kopf und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Wann trefft ihr euch?“
Dieser Mann war ein Meister im Gedankenlesen.
„Heute Abend. Im Bice.“, sagte ich immer noch grinsend.
„Oh.“
Das Grinsen war schlagartig vorbei.
„Was oh?“, fragte ich misstrauisch.
„Ein teurer Schuppen. Mit Jeans ist da nix.“.
„Oh!“, machte nun auch ich. „Ich hab aber nichts anderes mit!“.
„Na dann hast du nur zwei Möglichkeiten...“, jetzt war es Sam, der breit lächelte.
„Nämlich?“
„Absagen...“
„Bist du verrückt?“, unterbrach ich ihn entgeistert.
„...oder Shoppen!“
„Nummer zwei!“, sagte ich bestimmt.
„Und du kommst mit!“

Kurz nach elf kamen wir in Fort Worth an. Ich parkte meinen Wagen auf dem riesigen Parkplatz der Hulen Mall und steuerte zusammen mit Sam Macys an. Nach endlosem Suchen fand ich ein paar Teile, die es wert waren, mit in die Umkleide genommen zu werden.
Zum einen ein schwarzer Calvin Klein Anzug, der ziemlich edel aussah, zum anderen ein schwarzes Etuikleid mit farblich passendem Lackgürtel. Mein Geschmack war es nicht, aber Sam fand es „Einfach phänomenal!“. Außerdem hatte ich noch einen schwarzen Bleistiftrock gefunden, eine weitgeschnittene Wollhose, diverse andere Hosen, Oberteile und schlussendlich noch eine Jeans. Ich konnte einfach nicht anders.
Sam machte es sich vor der Umkleide bequem und schon konnte die Modenschau beginnen.
In dem Anzug fühlte ich mich zwar wohl, aber nach zwei, drei Drehungen entschied Sam, dass er nicht richtig saß.
Als nächstes kombinierte ich den Bleistiftrock mit einem kurzärmligen, gepunkteten Shirt was mir ein „Willst du zur Bank?“, von Sam einbrachte.
Also wieder raus aus dem Outfit und rein ins nächste.
Die Wollhose war dran. Dazu ein Satintop und wieder raus aus der Kabine.
Sam salutierte.
Ich verdrehte die Augen.
Zurück in die Umkleide.
Hose an, Oberteil drüber, raus, Kopfschütteln, fluchen, rein, umziehen.
Das Ganze dauerte ungefähr eine Stunde, bis ich entnervt das Etuikleid überzog und mit einem Killer-Blick wieder vor Sam trat.
„Warum hast du das nicht zuerst angezogen?“ wollte er wissen.
„Weil... Ich will kein Kleid anziehen“, maulte ich und drehte mich vor dem Spiegel hin und her.
„Warum nicht?“
„Weil... Das ist zu overdressed!“, dass es mir eigentlich doch ganz gut gefiel konnte ich natürlich nicht zugeben.
„Wenn du schwarze, blickdichte Strumpfhosen dazu anziehst und ein paar schmale Stiefel ist es gar nicht mehr so overdressed.“, gab mein persönlicher Einkaufsberater zurück.
Verdammt. Er hat Recht. Verdammt!
„Ich hab aber keine Stiefel“, noch konnte ich mich nicht geschlagen geben.
„Nimm die hier“, Sam zauberte ein paar schwarze Stiefel mit hohem Absatz und einen, zum Kleid passenden, Trenchcoat hervor.
Noch mal verdammt!
Ich zog alles an und musterte mich im Spiegel. Dann ging ich zu Sam und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Stirn.
„Sag nichts!“
„Was sollte ich denn sagen?“, fragte er unschuldig.
„Sag. Einfach. Nichts!“
Ich klemmte mir die Sachen unter den Arm und ging zur Kasse. Nachdem ich bezahlt hatte, war ich zwar absolut pleite, aber was tut man nicht alles für einen Mann?

Die Stunden bis zum Abend zogen sich hin. Immer wieder lief ich in mein Zimmer und überprüfte, ob das Outfit noch immer so saß, wie bei Macys.
Das tat es.
Egal, wie oft ich es an und dann wieder auszog.
Zwischendurch guckte ich panisch auf mein Handy, aus Angst, Went würde doch noch absagen.
Aber nichts.
Das Date stand.
Je später es wurde, desto nervöser wurde ich.
Gegen halb fünf konnte mich nichts mehr halten und ich lief ins Bad, um mich zu beschäftigen. Mit Make-Up und Haarstyling. Nachdem auch das vollbracht war, setzte ich mich in die Küche und trank einen Kaffee.
Komischerweise schien der mich zu beruhigen und um kurz nach sechs machte ich mich auf nach Dallas.
Zugegeben – nicht ganz zwei Stunden für den Weg einzuplanen, war etwas hochgegriffen, aber ich wollte sicher gehen, dass ich nicht zu spät kam. Schließlich hatte ich keine Ahnung, wo das Bice zu finden war.
Nachdem sich, dank Navigationsgerät, herausstellte, dass es nur knapp 50 Meilen von Azle aus waren, tuckerte ich gemächlich über den Airport Freeway meinem Ziel entgegen.

Kurz nach halb acht war ich am Crescent Court und eine kurze Parkplatzsuche später stand ich vor dem Bice. Sam hatte sich nicht geirrt. Der Laden war wirklich eher etwas für die gehobenere Gesellschaft.
Ich strich meinen Mantel glatt, umklammerte meine Handtasche und stakste etwas unsicher zum Eingang des Restaurants. Sollte ich nun schon hineingehen oder besser draußen warten?
Ich verfluchte meine Unsicherheit und entschied, bis um acht zu warten. Sollte er bis dahin nicht auftauchen, würde ich hineingehen.
Die Minuten verstrichen.
Ich guckte nervös auf meine Uhr. Es war Viertel vor acht. Went war nicht in Sicht. Ich ging die Straße auf und ab und ließ meine Uhr nicht aus den Augen.
Zehn vor acht.
Fünf vor acht.
Meine Nervosität wurde immer größer.
Plötzlich entdeckte ich am Eingang eine Person, die mir bekannt vorkam.
Ich ging ein Stück auf sie zu.
Es war nicht Went.
Es war Kyle.
prisoner94941

Beitrag von prisoner94941 »

hey tigertone...also ich kann dich beruhigen: ich für meinen teil liebe die ff immer noch! :D viell könnte es mal wieder so richtige spannungen zwischen went und jay geben... wenn du weißt, was ich meine...bevor ich jetzt weiterschreibe, lese ich jetzt aber erst mal das neue kapitel *freu*, vielleicht hast du meinen wunsch ja bereits erfüllt. ;)
prisoner94941

Beitrag von prisoner94941 »

sooo...wie erwartet: einfach perfekt. genau das, was ich jetzt lesen wollte. na gut, zugegeben, eigentlich besser, als ich es mir je hätte ausdenken können. :up:
der anfang war besonders zum schreien. das könnte ich sein:
tigertone hat geschrieben:Ein Blick auf das Display verriet, dass es kurz nach neun war.
Und dass ich eine Kurzmitteilung bekommen hatte.
Verwundert öffnete ich sie.
Und dann quietschte ich.
‚Guten Morgen. Ich hoffe, du hast dir diesmal nichts beim Aufstehen getan. Ruf mich bitte an, wenn du wach bist. W.’
Ich quietschte noch mal.
Oh mein Gott. Was will er? WAS WILL ER?
In meinem Bauch rumorte es gewaltig. Ich setzte mich aufrecht hin, klemmte meine Haare hinter die Ohren und wählte mit zittrigen Händen Wents Nummer.
echt toll! :anbet:
nur die sache mit kyle hat mich jetzt doch ein bisschen verwirrt...also bitte ganz schnell weiter posten! ;)
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Beitrag von philomina »

tigertone hat geschrieben:hab so ein bisschen das gefühl, dass euch die ff nicht mehr so richtig gefällt. ich hoffe, ich lieg falsch - falls es doch an dem sein sollte, sagt es ruhig.
Also, dann versuch ich mal, es irgendwie in Worte zu fassen ;)
Vorweg, mir gefällt dein Schreibtstil nach wie vor immer besser! Du hast auf jeden Fall Talent, aus dem was machen solltest. Hörst Du?!

Die erste Story eignete sich nur meiner Meinung nach besser als FF, von der man immer nur ein Kapitel nach dem anderen bekam. Sie war vergleichsweise knapp, pointiert, jedes Kapitel war spannend, es ging mit enormem Tempo voran, jedes Ende war ein Cliffhanger, der jeder Drama/Comedy/Actionserie würdig war, und nach überschaubarer Zeit gab es das Happy End :)

Die neue Story klingt viel mehr nach längerem Roman. Man hat noch gar keine Vorstellung, wo alles hinführen könnte, und da du diesmal viel mehr Kapitel einbaust, die Jays Geschichte Tiefe verleihen, hat man auch keine Idee, wie bald es zur erhofften Action kommen könnte. Die Kapitel sind weiterhin lustig, aber nicht ganz so treibend im Tempo.
Ich hab manchmal den Eindruck, ich würde gern weiterlesen, weniger weil der Cliffhanger wieder so gut ist, sondern um von den ruhigeren Passagen wieder in die aufregenderen zu kommen.
Das sind definitiv Pluspunkte bei einem Roman, den man verschlingen kann und nicht nach einem ruhigeren Kapitel warten muß, bis es weitergeht.

Versteht man, was ich meine? Die erste Story war eine "reißerische" (im positiven Sinne), die den Leser auf Trab gehalten hat, die neue ist ein Roman, bei dem man langsam eine tiefere Bindung zur Protagonistin aufbaut. Da sind dann nicht alle Kapitel SO spannend, aber man fühlt auf Dauer stärker mit ihr.
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Beitrag von evenstar »

philomina hat geschrieben:Die erste Story war eine "reißerische" (im positiven Sinne), die den Leser auf Trab gehalten hat, die neue ist ein Roman, bei dem man langsam eine tiefere Bindung zur Protagonistin aufbaut. Da sind dann nicht alle Kapitel SO spannend, aber man fühlt auf Dauer stärker mit ihr.
Also ich verstehe es und unterschreib das mal so und bin ich ein Fan von Romanen, somit..
Ich find die Story einfch klasse, klar, es passiert nicht sooooviel, wie in der ersten, wo es von einem Event zum nächsten ging, aber das macht es nicht schlechter! Wie Nicki schon geschrieben hat kommt man so Jay um einiges näher und kann sich besser in sie hineinversetzten.

Das neue Kapitel war auch wieder klasse, ich find es immer wieder sooo lustig, wenn Jay ihr "Anfälle" bekommt. Unglaublich sympatisch ;)
Und wo ist Went? Kyle soll weg! Ganz ganz schnell! Tzztztzzz
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

philomina hat geschrieben: Die erste Story eignete sich nur meiner
Versteht man, was ich meine? Die erste Story war eine "reißerische" (im positiven Sinne), die den Leser auf Trab gehalten hat, die neue ist ein Roman, bei dem man langsam eine tiefere Bindung zur Protagonistin aufbaut. Da sind dann nicht alle Kapitel SO spannend, aber man fühlt auf Dauer stärker mit ihr.
da kann ich nur zustimmen..
evenstar hat geschrieben:Ich find die Story einfch klasse, klar, es passiert nicht sooooviel, wie in der ersten, wo es von einem Event zum nächsten ging, aber das macht es nicht schlechter! Wie Nicki schon geschrieben hat kommt man so Jay um einiges näher und kann sich besser in sie hineinversetzten.
und auch hier kann ich nur zustimmen :D

wie ich schon mal sagte, gefällt mir einiges an der zweiten ff besser als an der ersten zB dein schreibstil u.a.

aber da die zweite eben wirklich mehr in richtung roman geht, ist es hier eben schade, dass wir zwischen den einzelnen kapiteln länger warten müssen im vergleich zur ersten. (was ja natürlich absolut verständlich ist!)

bei mir ist es halt so, dass ich durch das "längere" warten immer wieder erst wieder in die geschichte reinkommen muss und dafür nochmal das kapitel davor lesen muss, da eben einzelne kapitel nicht soo der knüller sind wie andere.

aber wie gesagt ich LIEBE deine geschichte und du bist meine leiblingsautorin (:D) und ich bleib dir treu bis zur letzten zeile ;)
Lizzi

Beitrag von Lizzi »

So, dann melde ich mich auch mal wieder zu Wort.

Zu allererst: Ich fand den Teil wieder einmal toll. Besonders gut hat mir diese Passage gefallen:
„Hat es was mit einem gewissen Mann zu tun?“
Meine Mundwinkel hatten die Ohren erreicht.
„Gibt es irgendwas, womit man das wieder wegkriegt?“
Meine Mundwinkel trafen am Hinterkopf aufeinander.
^_^

Ansonsten mag ich deine Geschichte auch sehr. Was mir allerdings nicht gefallen hat, war diese dramatische Krankenhausgeschichte mit der Oma. Das war mir einfach zu "Romantypisch", dabei braucht deine Geschichte solche Dinge gar nicht um interessant zu sein. Mir hat das spritzige zwischendurch so unglaublich gut gefallen, dass dies für mich ein kleiner Dämpfer war. Dennoch liebe ich deine Geschichte und lese sie auch immer, auch wenn mir manchmal einfach kein Feedback dazu einfällt. Das soll auf keinen Fall bedeuten, dass mit die FF nicht gefällt, hörst du! denn ich freu mich jedesmal darauf, wenn ich sehe, dass du wieder einen neuen Teil geschrieben hast.
Coop hat geschrieben:aber wie gesagt ich LIEBE deine geschichte und du bist meine leiblingsautorin () und ich bleib dir treu bis zur letzten zeile
So gehts mir auch, daher: Keine Angst, wir werden garantiert bis zum Ende dabei bleiben. :)

Allerdings bin ich grad ein wenig faul und steh etwas auf dem Schlauch: Wer war nochmal Kyle? Ihr Ex?
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

ach ja hab ich ja ganz vergessen zu sagen:
der letzte teil war wieder mal total genial! endlich zeigt went mal initiative!

dabei fällt mir auch ein, dass ich vorallem den humor in deinen geschichten liebe. und der ist in der zweiten ff eindeutig noch besser als in der ersten!
ich liebe einfach deine sprüche.. (nicht nur in deinen geschichten :D)

@Lizzy
ja kyle ist ihr ex!
Lizzi

Beitrag von Lizzi »

XxCoopxX hat geschrieben: dabei fällt mir auch ein, dass ich vorallem den humor in deinen geschichten liebe. und der ist in der zweiten ff eindeutig noch besser als in der ersten!
ich liebe einfach deine sprüche.. (nicht nur in deinen geschichten :D)
Unterschreib ich mal wieder Kommentarlos :)
XxCoopxX hat geschrieben: @Lizzy
ja kyle ist ihr ex!
Danke! :)
Stevie1980

Beitrag von Stevie1980 »

Also wirklich, :<> wie kommst Du darauf, dass uns Deine FF nicht mehr gefällt.
Ich war schon ganz fuchsig wann der nächste Teil kommt und finde ihn wieder einfach genial, phänomenal und überhaupt und sowieso.

Schreib ganz schnell weiter. Ich will mehr. :motz:

Liebe Grüße
nadja22

Beitrag von nadja22 »

Du darfst dir nicht einreden das uns die FF nicht gefällt. Das stimmt nämlich überhaupt nicht. Sie ist soooooo toll und ich freu mich immer wenn ein neuer Teil on ist
Coffee

Beitrag von Coffee »

Sooorrry, dass ich so lange kein FB mehr gegeben hab. Ich bin einfach wieder nicht dazu gekommen.

ich find Deine FF nach wie vor genial, sie hat hoehen und tiefen, wie halt ueblich.
Ich grinste den Hörer an und ließ mich auf’s Bett fallen.
„Was machen die Dreharbeiten?“
„Sind anstrengend. Wir hatten bis jetzt ein paar Szenen... Ich glaub, ich brauch heute Abend dringend eine Massage.“
Oh. Mein. Gott.
Ich musste schlucken und versuchte, das Bild, was sich langsam in meinem Kopf aufbaute, zu verdrängen.
„Jay?“
Ich räusperte mich.
„Ja?“
„Ah, gut. Ich dachte, die Leitung wäre zusammengebrochen.“
Nicht die Leitung, Went. Ich. Ich bin zusammengebrochen
das find ich einfach zum bruellen. (ich weiss, ich hink mit den Teilen hinterher aber ich versuchs zumindest ;))

Zum neusten Teil kann ich nur sagen, Du hast dich da in was schoenes hinein geritten, statt Went Kyle antraben zu lassen. Bin gespannt, wie Du da wieder rauskommen willst..
Bitte nicht, so ala "went sieht die beiden, zieht die falschen Schluesse und haut ab und meldet sich nicht bei Jay"

Bin gespannt. Schreib bald weiter.
tigertone

Beitrag von tigertone »

jetzt hab ich aber was losgetreten :schaem:
danke euch, für die lieben fbs. ich hatte nur den eindruck, was wahrscheinlich mit meinem gemütszustand zusammen hing und mit der tatsache, dass ich selbst nicht wusste, wie ich aus diesem krankenhausdilemma wieder rauskomme... das ist mir jetzt aber ein bisschen peinlich. sorry. :schaem:
der nächste teil kommt bald.

@coffee - nein, so wirds nicht ;)
@nicki - versteh, was du meinst. danke süße - da sieht man, dass du dir wieder mehr gedanken machst, als ich :D
@evenstar - anfälle gibts wieder. versprochen!
@prisoner - steckt also in jedem von uns ein bisschen jay :D
@coop - ich werd schon wieder rot *g*
@lizzi - dann hattest du genau das gleiche bauchgefühl bei der krankenhausgeschichte wie ich. am anfang fand ich es gut und dann wollte einfach nichts gescheites mehr bei rumkommen. aber ich hatte es ja schon gepostet...
@stevie - wie süß von dir, das bequatschen wir noch *lol*
@nadja - danke! ich werd versuchen, nicht mehr so quer zu denken (oh gott, ich glaub, ich bin natalie *gg*)
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