FF Wentworth Miller

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anyone

Beitrag von anyone »

So meine Lieben, es steht endlich wieder ein neuer Teil an...
Vielen Dank für die lieben Feedbacks!
Die stellen mich jedes Mal voll auf und motivieren mich immer wieder aufs Neue...

Viel Spass beim Lesen!



~Marylou~

Während Went sich mit allen angeregt unterhielt und immer wieder herzhaft lachte, hielt ich mich eher etwas zurück und beobachtete das Geschehen.
Es war schön, seine Familie zu sehen, schwarze und weisse wild durchmischt.
Und trotzdem gehörten alle derselben Familie an…
Da war eine Vertrautheit zwischen ihnen, die es nicht in jeder Familie gab.
Went kam richtig aus sich raus; man merkte sofort, wie wohl er sich hier fühlte.
Seine Eltern waren zwei sehr herzliche Menschen. Obwohl beide sehr gescheite Personen waren, gaben sie einem ihren intellektuellen Stand nicht unangenehm zu spüren.
Seine Mutter fragte mich immer wieder nach meinem Befinden und sein Vater erzählte mir laufend eine lustige Geschichte über einen der anwesenden Verwandten.
Beide gaben sich die grösste Mühe, dass ich mich hier wohlfühlte. Und das tat ich.

Wir hatten gerade mit dem Essen begonnen, als eine Frauenstimme die Gespräche der anwesenden Personen übertönte.
„Went!“, rief sie, worauf sich alle Gäste nach ihr umdrehten.
Eine grosse, schlanke Blondine trat aus der Küche in den Garten heraus und steuerte strahlend auf Went zu.
Dieser tupfte sich rasch den Mund mit einer Serviette ab und erhob sich ebenfalls strahlend.
„Leigh… Lass dich drücken.“
Die Beiden umarmten sich herzlich.
„Wie schön, dass du auch da bist!“, freute sie sich, als sie sich wieder voneinander gelöst hatten.
„Man bekommt dich ja fast nur noch im Fernsehen zu sehen!“
Ein zustimmendes Lachen ging durch die Reihen. Leigh liess ihren Blick über die anwesenden Gäste schweifen und winkte einigen lächelnd zu, dann fiel ihr Blick auf mich. Sie warf Went einen anerkennenden Blick zu.
„Sieh an, du bist nicht allein gekommen!“, bemerkte sie und reichte mir die Hand.
„Ich bin Leigh. Wents Schwester.“, stellte sie sich vor.
Ich erhob mich und nahm lächelnd ihre Hand.
„Freut mich. Ich bin Marylou.“, stellte auch ich mich höflich vor.
Ich spürte die Blicke aller Anwesenden auf mir, was mir irgendwie unangenehm war.
„Wo ist Gillian?“, erkundigte sich Went, worauf Leigh sich erneut ihm zuwandte.
Ich nutzte die Gelegenheit, um mich wieder hinzusetzen und aus dem Blickfeld der anderen zu verschwinden.
„Die kann leider nicht kommen… Sie lässt dich aber ganz lieb grüssen.“, richtete sie ihm aus, dann wandte sich an alle Gäste.
„Euch alle übrigens. Ganz liebe Grüsse von Gillian.“
Daraufhin entfernte sie sich wieder von uns und machte an den Tischen die Runde, um alle persönlich zu begrüssen.
Went setzte sich wieder hin und wandte sich mir zu.
„Gillian ist meine zweite Schwester.“, klärte er mich auf, worauf ich nur lächelnd nickte.


~Wentworth~

Nachdem Leigh unsere gesamte anwesende Verwandtschaft begrüsst und sich einen voll beladenen Teller geschnappt hatte, setzte sie sich Marylou und mir gegenüber an den Tisch. Wir begannen sofort, uns von den vergangenen Wochen zu erzählen, in denen wir uns nicht gesehen oder gemeinsam telefoniert hatten.
Leigh und ich hatten ein ziemlich enges Geschwisterverhältnis und verstanden uns blendend. Sie wusste immer als erste in der Familie, was bei mir so lief.
Von Marylou hatte sie allerdings bis jetzt noch nichts erfahren, was zur Folge hatte, dass sie immer, wenn Marylou nicht hinschaute, mit allerlei Gesten und vielsagenden Blicken herausfinden wollte, was zwischen uns lief.
Ich versuchte mir ein Grinsen zu verkneifen und vertröstete sie ebenfalls mit Gesten auf später.
Am späteren Nachmittag sassen alle irgendwo in zerstreuten Grüppchen im Garten.
Ich hatte mir soeben ein Stück Torte auf einen Pappteller geladen und wollte gerade auf Marylou zugehen, als mich meine Oma zu sich winkte.
Lächelnd ging ich zu ihr und setzte mich neben sie hin.
„Mein kleiner Wentworth…“, strahlte sie, als sie mir liebevoll über die Haare strich.
Ich grinste.
Meine Oma deutete mit dem Kopf in Marylous Richtung.
Diese sass auf einem Stein und unterhielt sich gerade mit Leigh, die sich ihr gegenüber hingesetzt hatte.
„Dieses Mädchen… Ist es was Ernstes?“, wollte meine Oma neugierig wissen.
Ich musste lächeln und schaute verträumt zu den beiden Frauen herüber.
„Ich weiss es nicht…“, murmelte ich.
In diesem Moment lachten sie auf und Marylou sah zu mir.
Als sich unsere Blicke trafen, verstummte sie augenblicklich.
Es schien, als würde die Zeit einen Moment still stehen.
Dann lächelte sie mir zu und wandte sich wieder Leigh zu.


~Marylou~

Leigh erzählte mir gerade eine lustige Geschichte aus Wents Kindheit, worauf ich lachend zu ihm herüber sah.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich zu beobachten schien.
Unsere Blicke trafen sich und augenblicklich hörte ich auf zu lachen.
Es war, als gäbe es nur noch uns zwei.
Die Leute um uns herum verschwanden, die Zeit blieb stehen, die Geräusche verstummten.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich wieder gefangen hatte, ihm zulächelte und mich wieder an Leigh wandte.
Ihr war dieser Blickkontakt natürlich nicht entgangen, worauf sie mich angrinste.
„Darf ich dich was fragen?“, tastete sie sich vorsichtig vor.
Ich lächelte verlegen und zuckte mit den Schultern.
„Zwischen dir und Went… Was läuft da genau?“
Ich lachte schüchtern.
„Ehrlich gesagt weiss ich das selbst nicht so genau… Es bewegt sich alles noch ziemlich im Ungewissen.“, erklärte ich.
Leigh nickte und musterte mich geistesabwesend.
„Vielleicht ist es ernster, als du denkst.“, murmelte sie.
„Wie meinst du das?“
Ihr Blick kam von der Ferne wieder ins hier und jetzt zurück. Sie lächelte.
„Er nimmt normalerweise keine mit nach Hause, ausser er ist fest mit ihr zusammen.“
Sie beugte sich zu mir vor.
„Aber das hast du nicht von mir…“, flüsterte sie geheimnisvoll, lehnte sich wieder zurück und zwinkerte mir vergnügt zu.
Obwohl auch ich grinste, war ich im Innern sehr ernst. Dieser Satz gab mir zu denken.

Der Tag verging wie im Flug.
Ich war keine Minute lang allein und fühlte mich von allen angenommen.
Wenn nicht Went bei mir war, kümmerten sich Leigh oder seine Eltern um mich.
Ich wurde behandelt, als gehörte ich schon längst dazu, als wäre ich Teil der Familie.
Ein wunderschönes Gefühl.
Nach und nach verschwanden die Familienangehörigen wieder.
Es war bereits dunkel geworden, als nur noch Wents Eltern, Leigh, Went und ich da waren. Wir hatten uns zu einem späten Nachtessen in der Küche um den Holztisch versammelt und waren jetzt dabei, gemütlich Kaffee zu trinken und den Tag ausklingen zu lassen.
Went und ich sassen nebeneinander auf einer Bank, uns gegenüber sassen seine Eltern. Leigh, die am Tischende auf einem Hocker sass, verabschiedete sich als Erste von der Runde.
„Ich bin müde… Ich geh dann mal schlafen.“
Sie erhob sich, gab ihren Eltern einen Gutenachtkuss und wandte sich an Went und mich.
„Übernachtet ihr auch hier?“
Went warf mir einen fragenden Blick zu.
„Na ja, eigentlich nicht…“, antwortete er unschlüssig.
„Ihr wollt jetzt noch heimfahren?“, fragte seine Mutter entsetzt.
„Es ist doch schon so dunkel draussen… Und ihr seid sicher müde, oder?“
Wieder sah mich Went fragend an.
„Was meinst du? Hast du morgen Frühschicht?“, wollte er wissen.
Ich schüttelte den Kopf.
„Dann bleibt doch hier.“, bat uns seine Mutter sofort und sah mich mit nahezu flehendem Blick an. Sofort richteten sich alle Augenpaare erwartungsvoll auf mich.


~Wentworth~

Meine Mutter hatte Recht, es war bereits ziemlich spät, um noch nach Hause zu fahren. Allerdings wollte ich auch nicht, dass sich Marylou in irgendeiner Weise dazu gedrängt fühlte, zu bleiben.
Als sie alle so erwartungsvoll anstarrten, erlöste ich sie aus der Situation.
„Wir können auch fahren, wenn du willst. Das ist kein Problem.“
Sie sah mich an.
„Was wäre denn dir lieber?“, fragte sie.
„Ich hab’s nicht eilig, nach hause zu kommen…“, antwortete ich und deutete damit an, dass ich eigentlich lieber hier bleiben würde.
Sie schien mich zu durchschauen und grinste.
„Na, dann bleiben wir doch.“, willigte sie ein, worauf sich ein strahlendes Lächeln über das Gesicht meiner Mutter breitete.
„Schön, das freut mich. Ich geh gleich das Zimmer parat machen. Gute Nacht, meine Lieben.“, verabschiedete sie sich und ging mit Leigh aus der Küche.
Dad schaute ihnen nach, bis sie im oberen Stock verschwunden waren und schaute dann in seine leere Tasse Kaffee.
„Ich geh dann wohl auch mal.“, brummte er und erhob sich auch.
„Gute Nacht.“
„Nacht, Dad.“, verabschiedete ich ihn.
„Gute Nacht, Wentworth.“, grinste Marylou und warf mir einen frechen Blick zu.
Ich musste lachen und knuffte sie in die Seite, worauf auch sie amüsiert lachte.
Wir blieben noch ein Weilchen in der Küche und unterhielten uns, doch dann erinnerte mich ein langes Gähnen daran, wie müde ich eigentlich war.
„Gehen wir auch schlafen?“, fragte ich daher.
Sie nickte und zusammen gingen wir in den oberen Stock.
Da Grandma auch hier übernachtete und das Zimmer von Gillian besetzte, teilten Marylou und ich uns mein altes Zimmer.
Meine Mutter hatte jedes unserer Zimmer so gelassen, wie wir es verlassen hatten, als wir ausgezogen waren.
So war für uns immer ein vertrauter Platz frei, falls wir hier zu Besuch waren.
Als wir eintraten, schaute sich Marylou sofort neugierig um.
Dann fiel ihr Blick aufs Bett.
Es war ein Einzelbett.
Ich konnte ihrem Gesichtsausdruck förmlich ansehen, dass es in ihrem Kopf jetzt ratterte.
„Keine Angst, du kannst alleine im Bett schlafen. Ich schlafe auf der Couch hier.“, beruhigte ich sie grinsend und deutete mit dem Kopf auf eine alte, abgewetzte Couch. Jedenfalls hätte das Zielobjekt so was Ähnliches darstellen sollen.
Marylou betrachtete die Couch kritisch und sah dann zu mir.
„Ist das wirklich dein Ernst?“, fragte sie und verzog das Gesicht.
Ich nickte lachend.
„Ist ja bloss eine Nacht. Das geht schon.“, versicherte ich ihr.


~Marylou~

Es ging nicht.
Während ich kurz davor war, ins schöne Land der Träume zu verschwinden, wälzte sich Went immer wieder geräuschvoll auf der ungemütlichen Couch hin und her.
So geräuschvoll, dass ich unmöglich guten Gewissens einschlafen konnte.
Ich drehte mich zu ihm um, machte das Nachttischlämpchen an und seufzte.
„Komm ins Bett, Went.“, forderte ich ihn müde auf.
Er nuschelte irgendwas von wegen das würde schon gehen, worauf ich die Bettdecke zurückschlug und mich aufrichtete. „Komm ins Bett.“, wiederholte ich betont deutlich.
Er schien zu merken, dass ich keine Widerrede duldete, erhob sich und schlurfte zum Bett.
„Und das ist auch wirklich in Ordnung für dich?“, fragte er vorsichtig.
Ich nickte und machte ihm etwas mehr Platz.
Went schlüpfte unter die Decke und machte es sich neben mir bequem, peinlich genau darauf bedacht, mir nicht all zu nahe zu kommen.
Ein relativ schwieriges Unterfangen, in Anbetracht der Grösse des Bettes.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
„Was?“, fragte er und hielt in seiner Bewegung inne.
„Nichts… Gute Nacht.“, wünschte ich und legte mich auf die Seite, ihm den Rücken zugekehrt.
„Gute Nacht.“
Er löschte das Licht und dann wurde es fast schon unheimlich still.
So still, dass ich deutlich seinen ruhigen, regelmässigen Atem hören konnte.
Auf einmal wurde ich mir der Lage, in der ich mich hier gerade befand, bewusst.
Ich lag bei Went im Bett. Und nicht nur bei ihm… Sondern auch mit ihm.
Mein Herz begann schneller zu schlagen.
Von einer Sekunde auf die andere fühlte ich mich mit der Situation total überfordert.
Ich wagte kaum noch, mich zu bewegen, aus Angst, ihn zu berühren.
Gleichzeitig wünschte ich mir nichts mehr, als seine Nähe zu spüren, mich an ihn zu kuscheln und in seinen Armen einzuschlafen.
Die Situation zwischen uns war momentan so kompliziert, dass ich nicht wusste, welche von den beiden Varianten angebracht war und welche nicht.
„Marylou?“, brach Went auf einmal die Stille.
„Hm?“, machte ich.
„Schläfst du schon?“, fragte er.
Ich unterdrückte ein Lachen.
„Mhm.“, machte ich stattdessen in gespielt ernstem Ton.
Ich hörte, wie er leise lachte und sich zu mir umdrehte.
Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und ich merkte, wie sich jeder einzelne meiner Muskeln anspannte.


~Wentworth~

So nahe bei ihr zu liegen und trotzdem genau darauf achten zu müssen, ihr nicht zu nahe zu kommen, machte mich beinahe wahnsinnig.
Ich sehnte mich so sehr nach ihrer Nähe, ihrer Wärme, dass es schon fast unerträglich war… Wie gerne hätte ich sie jetzt berührt, sie in meine Arme genommen.
Doch die Angst vor einer zweiten Abfuhr hielt mich davor zurück.
Ich befand mich in einer völlig verzwickten Situation, denn so wie es jetzt war, ging es auch nicht. Ich würde mich keine Sekunde lang entspannen können.
„Marylou?“, flüsterte ich leise.
„Hm?“, brummelte sie.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
„Schläfst du schon?“
„Mhm.“, kam zurück.
Ich musste leise lachen. Lügnerin.
Ich drehte mich zu ihr um und lag nun auf der Seite.
Marylou regte sich nicht.
„Marylou?“, flüsterte ich noch mal, und wieder erhielt ich die gleiche Antwort:
„Hm?“
Ich konnte nicht leugnen, dass mir dieses Spiel gefiel.
Auf alle Fälle war es tausend Mal besser, als verkrampft dazuliegen.
„Ich kann nicht einschlafen.“
Diesmal war sie diejenige, die leise lachen musste.
Sie drehte sich zu mir um und ich konnte das weisse ihrer Augen im Dunkeln aufblitzen sehen.
„Du klingst wie Liam…“, tuschelte sie.
Mein Herz begann zu klopfen, denn ich erkannte eine Chance, wie ich ihr näher kommen konnte, ohne dabei aufdringlich zu wirken.
„Ja? Und was tust du, wenn Liam nicht einschlafen kann?“, fragte ich und wartete gespannt ihre Antwort ab.
Alles oder nichts. Das waren die Möglichkeiten, die sie nun hatte, denn je nach Antwort brachte sie sich in eine heikle Lage.
Sie schien sich dessen bewusst zu sein, denn ihre Antwort liess lange auf sich warten.
„Ich… kuschele mit ihm.“, antwortete sie dann so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte.
Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
„Marylou?“
„Hm?“
„Ich kann nicht einschlafen…“
Lange war es mucksmäuschenstill, dann hörte ich, wie sie tief Luft holte.
Ich dagegen hörte auf zu atmen und wartete gespannt ihre Reaktion ab.
Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt.
Jetzt war sie dran.
Auf einmal rückte sie etwas näher zu mir und tastete vorsichtig mit ihrer Hand nach mir. Als sie mich anstupste, rutschte sie noch etwas näher an mich ran und begann noch etwas zurückhaltend, sanft über meinen Kopf zu streicheln.
Ich schloss die Augen und begann wieder leise zu atmen.


~Marylou~

„Marylou?“, flüsterte er erneut meinen Namen.
Ich musste lächeln.
„Hm?“
„Ich kann nicht einschlafen…“
Mein Lächelnd gefror mir auf den Lippen. Mein Herz hörte auf zu schlagen.
Ich wusste genau, worauf er hinauswollte, doch ich war mir nicht sicher, ob ich mich darauf einlassen wollte.
Was, wenn es wieder enden würde wie das letzte Mal?
Was, wenn ich wieder eine totale Blockade hatte?
Andererseits… War es nicht fast noch schlimmer, wenn ich gar nicht darauf einging?
Ich holte tief Luft und wagte kaum noch, sie wieder auszuatmen.
Vorsichtig rückte ich etwas näher an ihn ran und streckte sachte meine Hand nach ihm aus, da ich ihn im Dunkeln nicht sehen konnte. Ich berührte ihn am Arm und rutschte noch etwas näher zu ihm hin und ging mit meiner Hand etwas hoch, bis ich seinen Kopf gefunden hatte.
Ich konnte nun seinen Umriss wie einen Schatten erkennen.
Dann begann ich sanft, ihm über den Kopf zu streicheln.
Went sagte kein Wort und hielt sich ganz still, so als ob er befürchtete, eine Bewegung von ihm könnte mich zurückschrecken.
Ich fasste etwas mehr Vertrauen und rutschte so eng zu ihm, dass wir uns bei der kleinsten Bewegung berührt hätten.
Ich konnte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht fühlen.
Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken.
Zärtlich liess ich meine Hand über sein Gesicht gleiten.
Noch immer rührte er sich nicht.
Erst, als ich ganz vorsichtig mit den Fingerspitzen über seine Lippen strich, bewegte er sich. Er hob seinen Arm, nahm meine Hand in seine und drückte einen liebevollen Kuss in meine Handinnenfläche.
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.
„Komm her.“, flüsterte ich, worauf er sich eng an mich kuschelte und seinen Kopf auf meine Brust legte.
Ich legte meine Arme um ihn und kraulte still seinen Kopf.
Ein wohliges Brummen war das letzte Geräusch, das er von sich gab.
Dann wurde es ganz ruhig; einzig sein friedlicher, regelmässiger Atem war noch zu hören.
Er war eingeschlafen.
Zuletzt geändert von anyone am 31.03.2008, 22:23, insgesamt 3-mal geändert.
prisoner94941

Beitrag von prisoner94941 »

hey...toller teil! :up:
mach schnell weiter. bin gespannt, was noch passiert...
summer345

Beitrag von summer345 »

juhu, du lebst! *freu*
es war ein wunderschöner teil. hätte nicht gedacht das marylou sich drauf einlässt. aber dieses gefühl ist ätzend, ich kenne das, du liegst mit mann den du soo anziehend findest in einem bett und traust dich noch nich tmal zu atmen. Dieses GEfühl ist so woh ne ich weiß nicht. ICh bin gespannt auf den nächsten Morgen.
Aber bitte lass sie nicht morgens aufwachen und panik kriegen wenn er bei ihr liegt! BITTE NICHT
dann ist wieder den ganzen Morgen lang ein total verspanntes verhältnis da, und die beiden werden von wnets schwester ausgefragt warum die beiden sich so komisch verhalten...
das mag ich nicht
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

OH das war ja wieder wahnsinnig süß!
Ich finde deine geschichte wird von kapitel zu kapitel immer besser!
und dieser teil ist einfach unglaublich toll geworden!
es ist total goldig wie nervös die beiden sind :D
freu mich schon auf den nächsten teil :up: :up: :up:
Kikili1703

Beitrag von Kikili1703 »

Wann gehts denn weiter? Hast schon lange nix mehr geschrieben... ;-(
anyone

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von anyone »

oh mann, du hast recht, ich bin so schlecht!! :(
ich hab echt schon voll das schlechte gewissen, weil ich euch so lange warten lasse....
tatsache ist, ich hatte gerade die volle schreibblockade, bin jetzt aber ganz fleissig dabei, die fortsetzung zu schreiben.
diese woche kommt sie online, versprochen!!
und dann folgen weitere teile wieder viiiel schneller!
tut mir echt leid!
ich hoffe, ihr seid mir nicht böse und lest trotzdem treu weiter... ;)

anyone
anyone

FF Wentworth Miller

Beitrag von anyone »

Endlich ist es soweit, ich habe einen neuen Teil für euch!
Ich möchte mich nochmal ganz fest bei euch entschuldigen, dass ich euch so lange hab warten lassen... :(
Dafür ist dieser Teil ein ganzes Stück länger, als die vorherigen.
Ich hoffe, er gefällt euch!
Viel Spass,
anyone



~Wentworth~

Ich kuschelte mich ganz eng an sie und genoss es, so nah bei ihr sein zu dürfen.
Sanft kraulte sie meinen Kopf, was mir ein wohliges Brummen entlockte.
Ich spürte, wie sich ihr Körper regelmässig hob und senkte, wenn sie ein- und wieder ausatmete. Ich schloss die Augen. Ich hätte ewig so daliegen können.
Einmal mehr wurde mir bewusst, wie sehr ich ihre Anwesenheit und Nähe schätzte, ja sogar brauchte. Der Gedanke, dass sie mich morgen vielleicht schon wieder auf Abstand hielt, versetzte mir einen schmerzhaften Stich ins Herz.
Mir wurde klar, dass ich so nicht weitermachen konnte.
Ich brauchte Gewissheit darüber, ob sie meine Gefühle erwiderte.
Ich musste wissen, ob wir eine Chance hatten.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich tatsächlich ganz allein im Bett.
Verschlafen und etwas verwirrt hob ich den Kopf und sah mich im Zimmer um, wobei ich Marylou entdeckte, die gerade versuchte, die Zimmertür möglichst geräuschlos zu öffnen.
„Hey! Wo willst du denn hin?“, murmelte ich, worauf sie sich ruckartig zu mir umdrehte.
„Du… bist wach?“, fragte sie und trat ertappt von der Tür weg.
Sie trug nur ihre Unterwäsche und ein Shirt von mir, das sie glatt als Mini tragen konnte.
Kein schlechter Anblick…
Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen.
„Was?“, fragte sie etwas verunsichert.
„Du wolltest dich jetzt echt einfach davonschleichen?“, fragte ich, worauf sie verlegen grinsen musste.
„Na ja… Du hast so… friedlich ausgesehen, da wollte ich dich nicht aufwecken…“, verteidigte sie sich.
„Dafür hast du mich hier ganz allein zurückgelassen… Was für ein grausames Erwachen, nachdem ich so schön einschlafen durfte!“, machte ich ihr ein schlechtes Gewissen.
Es funktionierte tatsächlich, denn Marylou senkte schuldbewusst den Blick und kam zögerlich zurück zum Bett.
Ich machte etwas Platz, indem ich mich zur Seite drehte und an den Bettrand rutschte, damit sie sich auf die Bettkante setzen konnte.
„Tut mir Leid.“, entschuldigte sie sich und strich mir lächelnd über den Kopf.
Durch die unerwartete Berührung klopfte mein Herz gleich etwas schneller, doch ehe ich darauf reagieren konnte, zog sie ihre Hand schon wieder zurück. Schade.
„Ich sollte in etwa zwei Stunden zu Hause sein. Geht das?“, fragte sie.
Ich nickte.
„Kein Problem, das reicht sogar für ein kleines Frühstück.“


~Marylou~

Nachdem wir gefrühstückt und uns von allen verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Went fuhr mich direkt zur Arbeit, weil die Zeit nicht mehr reichte, um noch einen Abstecher nach Hause zu machen.
Als wir vor dem ‚Garrys’ hielten, sah ich zu Went und lächelte ihm unsicher zu.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich von ihm verabschieden sollte.
„Das war ein tolles Wochenende.“, begann ich und regte mich innerlich gleich auf, dass ich mit einer solch dämlichen Klausel daherkam.
„Ja, das war es.“, stimmte er mir lächelnd zu.
„Hör zu, morgen beginnen die Dreharbeiten wieder, was bedeutet, dass ich die kommenden Wochen kaum Zeit haben werde. Wenn du willst, können wir heute Abend noch was zusammen machen…“, schlug er vor und sah mich mit hoffnungsvoll an.
„Klingt gut.“, meinte ich lächelnd.
„Okay… Ich hole dich um halb acht ab, geht das?“
Ich nickte.
„Bis dann!“, verabschiedete ich mich, drückte ihm flüchtig einen kleinen Kuss auf die Wange und stieg hastig aus, damit er mich nicht zurückhalten konnte.
Ich sah nicht mal mehr zurück, sondern verschwand gleich mit klopfendem Herzen im ‚Garrys’. Ich hörte nur noch, wie er den Motor wieder startete und davonfuhr.
Ich atmete einmal tief durch, dann machte ich mich an die Arbeit.

Nach der Arbeit sprang ich zu Hause als erstes gleich unter die Dusche und machte mich so schnell es ging fertig, um mich dann noch um Liam kümmern zu können, bis Went auftauchte.
Ich zog eine gewöhnliche Jeans und ein weisses, schulterfreies Shirt an, da ich nicht aufgedonnert wirken wollte. Meine Haare trug ich offen und gelockt.
Als ich mit Liam in seinem Zimmer auf dem Boden sass und gerade eine Burg aus Holzklötzen baute, trat mein Vater ein und setzte sich zu uns.
„Gehst du heute noch weg?“, erkundigte er sich und fügte unserem Kunstwerk einen blauen Holzklotz hinzu.
„Ja, Went holt mich um halb acht ab.“, informierte ich ihn.
„Bleibst du lange weg?“, wollte er weiter wissen.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung… Er muss morgen ja wieder zu den Dreharbeiten, also wird es wohl nicht all zu spät werden.“
Dad nickte und musste auf einmal lächeln.
„Was ist?“
Er sah auf, mir direkt in die Augen.
„Du triffst dich sehr oft mit ihm…“
Ich wurde hellhörig. Mein Vater schien auf irgendetwas anzuspielen.
„Und?“
Er winkte ab.
„Nichts und.“, behauptete er.
„Ach komm schon, raus damit! Was hast du gerade gedacht?“, quetschte ich ihn grinsend aus. Er glaubte doch nicht ernsthaft, dass er mir was verschweigen konnte!
Dad lachte amüsiert und gab sich geschlagen.
„Ich hab gedacht… Mir ist aufgefallen, wie glücklich du wirkst, wenn du von ihm sprichst. Du hast dich verändert. Er hat dich verändert. Ich habe gehofft, dass du irgendwann wieder glücklich wirst, und jetzt bist du’s anscheinend. Es ist unglaublich schön für mich, dich so zu sehen, weißt du. Ich hab lange darauf gewartet.“
Ich betrachtete ihn gerührt und schluckte den Kloss in meinem Hals herunter.
Mein Vater lächelte mir liebevoll zu.
„Lass ihn nicht gehen, ja?“, bat er, erhob sich und verliess das Zimmer.
Ich blieb nachdenklich sitzen und schaute Liam zu, wie er Bauklotz auf Bauklotz legte.
Wieder einmal bewunderte ich meinen Vater dafür, wie er den Menschen immer genau das sagen konnte, was sie gerade hören mussten.


~Wentworth~

Punkt halb acht holte ich Marylou ab.
Sie sah absolut umwerfend aus. Das weisse, schulterlose Top betonte ihre braungebrannte Haut und hob ihre grossen, dunklen Rehaugen hervor.
Ich war völlig hin und weg.
In einem kleinen Restaurant hatte ich einen Tisch am Fenster reserviert.
Dort nahmen wir einander gegenüber Platz. Es dauerte keine fünf Minuten, bis unsere Bestellung aufgenommen wurde.
Ich ging oft in dieses Restaurant, weil dort der Rummel um meine Person sehr gering bis gar nicht vorhanden war. Die Angestellten kannten mich alle mehr oder weniger und sorgten dafür, dass die anderen Gäste gar nicht richtig mitbekamen, wer ich war.
Während dem Essen unterhielten wir uns über die verschiedensten Dinge, doch ich war nicht ganz bei der Sache. Meine Gedanken schweiften immer wieder etwas ab.
Ich war nervös.
Ich hatte mir vorgenommen, heute reinen Tisch zu machen und Marylou zu sagen, was ich für sie empfand. Und ich wollte wissen, was sie für mich empfand.
Der heutige Abend würde entscheiden, ob es mit uns weiterging oder ob unser letztes Kapitel geschrieben und abgeschlossen wurde…


~Marylou~

Obwohl Went und mir die Gesprächsthemen nie ausgingen und wir uns viel zu erzählen wussten, wurde ich das Gefühl nicht los, dass Went nicht ganz bei der Sache war.
Sein Blick driftete immer wieder irgendwo in die Ferne ab und seine Anteilnahme an dem, was ich sagte, beschränkte sich ab und zu nur auf einsilbige Kommentare.
Trotzdem genoss ich das Essen in vollen Zügen.
Nicht nur, dass es wirklich lecker war.
Aber gegenüber von Went zu sitzen, ihn betrachten zu können, Zeit mit ihm zu verbringen… All das machte diesen Abend unglaublich wertvoll.
Mein Vater hatte recht gehabt.
Went hatte in mir was ausgelöst, hatte mich verändert.
Ich fühlte mich wohl bei ihm und ich ahnte, dass wenn es mit ihm nicht klappte, es wohl mit keinem anderen klappen würde.
Ich nahm mir vor, mein Bestes zu geben. Auf keinen Fall wollte ich, dass es an mir scheiterte.
Deshalb nahm ich auch schüchtern Wents Hand, als wir das Restaurant verliessen und einen kleinen Verdauungsspaziergang machten.
Went sah überrascht auf unsere Hände und schaute mich dann mit einem liebevollen Lächeln an.
Ich spürte, wie seine Hand meine etwas fester umschloss.
Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
„Wann hast du das nächste Mal einen freien Tag?“, erkundigte ich mich.
„Hm, das dauert eine Weile… In drei, vier Wochen etwa. An den drehfreien Tagen hab ich verschiedene Promoauftritte…“, klärte er mich auf.
Ich nickte stumm.
Noch immer wirkte es befremdend auf mich, wenn er von Promoauftritten sprach.
Er begann, von einigen Geschehnissen zu berichten, die er bei vorangegangenen Auftritten erlebt hatte. Bei einigen davon kriegte ich mich beinahe nicht mehr ein vor Lachen, weil sie einfach wirklich zu komisch waren.
Durch die Erzählungen bekam ich gar nicht richtig mit, dass wir auf den Aussichtspunkt der Stadt geschlendert waren, der eine unglaubliche Aussicht auf die Lichter der Stadt bot. Fasziniert schaute ich auf die Stadt runter.
Ich war schon des Öfteren hierher gekommen, jedoch noch nie in der Nacht.
Der Anblick war wirklich eindrücklich.
„Wow…“, murmelte ich, stellte mich nahe an die Mauer, die den Aussichtspunkt schützend umrandete, und stützte meine Hände darauf ab.
Went trat ganz nahe an mich heran und umschlang vorsichtig von hinten seine Arme um meinen Bauch.
Ich spürte, wie ich mich augenblicklich etwas anspannte und mein Herz wild zu pochen begann.
Wieder empfand ich diese widersprüchlichen Gefühle:
Einerseits den Wunsch nach seiner Wärme, andererseits das Widerstreben, ihn so nahe bei mir zu spüren.
Doch dieses Mal wollte ich ihn nicht zurückweisen. Nicht schon wieder.
Ich legte meine Hände sanft auf seine und lehnte meinen Kopf an ihn.
Ich konnte seinen Atem in meinem Nacken fühlen…


~Wentworth~

Marylou stellte sich an die Mauer und liess ihren Blick über die Stadt schweifen.
Ich näherte mich ihr und stellte mich dicht hinter sie. Vorsichtig schlang ich die Arme um ihren Bauch, immer etwas von der Angst zurückgehalten, wieder abgewiesen zu werden.
Ich spürte, wie sie sich etwas anspannte und wollte schon etwas zurücktreten, als sie sanft ihre Hände auf meine legte und ihren Kopf an mich lehnte.
Ich atmete erleichtert, aber leise auf.
Eine Weile verharrten wir schweigend in dieser Position, doch dann hielt ich es nicht mehr länger aus.
Ich konnte es nicht noch länger herausschieben.
„Was ist das zwischen uns, Marylou..?“, fragte ich mit leiser Stimme.
Ich hörte, wie sie kurz den Atem anhielt und dann leise die Luft einzog.
„Wie meinst du das?“, versuchte sie der Frage auszuweichen.
„Du weißt genau, wie ich das meine.“, konterte ich.
Wieder blieb es einen Moment lang still.
„Ich weiss es nicht, Went. Sag du es mir.“, forderte sie dann leise.
Auch ich liess einen Augenblick verstreichen, bis ich ihr antworten konnte.
„Wenn ich es wüsste, würde ich dich nicht fragen… Ich weiss nur, dass ich möchte, dass was Ernstes draus wird. Weil… Ich… Ich liebe dich, Marylou.“, gestand ich.
Schlagartig hörte Marylou auf zu atmen.
Jetzt war’s raus. Ab hier gab es kein zurück mehr.
Quälende Sekunden verstrichen, in denen sie nichts sagte und wie erstarrt geradeaus blickte.
Dann löste sie sich aus meiner Umarmung und drehte sich zu mir um.
„Ist das wahr?“, fragte sie mit heiserer Stimme.
Ich hielt ihrem durchdringenden Blick mit klopfendem Herzen stand und nickte schwach.
Marylou schaute mich mit grossen Augen an, ihr Atem beschleunigte sich etwas.
Auf einmal machte sie einen Schritt auf mich zu und drückte ihre Lippen fest auf meine.
Ich war so überrumpelt von dem plötzlichen Kuss, dass ich erst gar nicht reagieren konnte.
Als ich mich wieder etwas fing, löste sich Marylou schon wieder von mir und schaute mich mit einer Mischung aus Erwartung und Unsicherheit an.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Sanft nahm ich ihren Kopf in meine Hände und zog sie an mich ran.
Marylou ging sofort darauf ein und schlang ihre Arme um meinen Hals.
Und dann berührten sich unsere Lippen erneut, diesmal unglaublich zärtlich und liebevoll.
Marylous weiche Lippen auf meinen zu spüren löste ein wohliges Kribbeln in mir aus.
Ich versank komplett in diesem Kuss, blendete alles um uns herum aus.
Es gab nur noch uns zwei.
Marylou drängte sich mir entgegen, worauf unsere Küsse leidenschaftlicher wurden.
Als sich unsere Zungen berührten, konnte ich ein leises Stöhnen nicht unterdrücken.
Mein Verlangen nach ihr wurde grösser.
Ich merkte, dass es so nicht ging.
Atemlos löste ich mich von ihr.
„Lass uns zu mir nach Hause gehen…“, schlug ich keuchend vor.
Augenblicklich wandelte sich ihr Blick.
Sie trat einen Schritt von mir zurück.
„Das… geht nicht.“, lehnte sie ab.
„Ich… Ich muss nach Hause. Zu Liam.“
Mit diesen Worten drückte sie sich an mir vorbei und eilte mit grossen Schritten davon.
„M… Marylou! Warte! Marylou! Ich wollte nicht…“, rief ich ihr verwirrt hinterher, doch sie drehte sich nicht mal mehr um.
Völlig perplex stand ich da und wusste gar nicht recht, wie mir geschah.


~Marylou~

Mit klopfendem Herzen und unregelmässigem, schnellen Atem entfernte ich mich hastig von ihm. Ich fand den Weg zurück in die beleuchteten Gassen der Stadt und versuchte, möglichst schnell nach Hause zu kommen.
Dabei war ich in Gedanken noch immer bei Went.
Ich hatte ihn stehen lassen.
Ich war schon wieder abgehauen.
Dabei hatte ich mir doch vorgenommen, ihn nicht wieder zu enttäuschen.
Ich schluckte leer.
Wieso hatte er das auch sagen müssen…
Ich spürte noch immer seine Lippen auf meinen, seinen Atem auf meiner Haut.
Ich blieb stehen und atmete in paar Mal tief ein und aus.
Dabei fiel mein Blick auf eine Bar.
Alkohol.
Das würde mir meine Hemmungen bestimmt nehmen…
Kurz entschlossen marschierte ich rein und setzte mich an die Bar.
„Was kann ich der Dame bringen?“, fragte der Barkeeper sofort.
„Das stärkste, was sie haben.“, bestellte ich und bekam prompt ein absolut scheussliches flüssiges Etwas, das mir tatsächlich schon beim ersten Glas gehörig einfuhr.
Ich bestellte gleich noch eines, und danach noch ein drittes.
Vielleicht waren es auch vier, keine Ahnung mehr…
Als ich bezahlte, hatte ich auf alle Fälle bereits etwas Mühe, aufrecht zu stehen und in gerader Bahn zu gehen.
Perfekt für meinen Plan.
Entschlossen steuerte ich Wents Apartment an.
Ich klopfte verspielt einen rhythmischen Takt an seine Tür, solange, bis er sie öffnete und mich erstaunt ansah.
„Was… machst du hier?“, fragte er verwirrt.
Ich grinste ihn breit an.
„Das… wirst du gleeeich sehn.“, lallte ich mit erhobenem Zeigefinger, trat ein und drückte die Tür hinter mir zu.
„Bist du… betrunken?“, fragte er verdutzt.
Ich grinste noch breiter, machte einen grossen Schritt auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals.
„Wohow, nicht so hastig!“, versuchte er mich zu bändigen, doch ich dachte nicht daran, mich von meinem Vorhaben abbringen zu lassen.
Ich drückte ihm so stürmisch meine Lippen auf seine, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor und gegen die Wand hinter sich knallte.
Vom Knall aufgeschreckt löste ich mich kurz von ihm und staunte ihn an.
„Hast du so geknallt?“, fragte ich völlig verblüfft.
Er nickte mit schmervoll verzogenem Gesicht.
„Du knallst gut!“, lobte ich anerkennend und wollte ihn gleich wieder küssen, worauf er mich lachend von sich wegdrückte.
„Marylou, hör auf damit. Du bist ja völlig zu!“
„Stimmt nicht.“, behauptete ich und zog mit verführerischem Grinsen mein Shirt aus.
Went hob die Augenbrauen und schüttelte energisch den Kopf.
„Oh, nein, nein, nein. Zieh das wieder an.“, befahl er.
„Nein.“, weigerte ich mich und versuchte, auch ihm sein Shirt auszuziehen.
Wieder musste er lachen.
„Marylou, hör auf. Du bist betrunken. Du willst das doch gar nicht.“, redete er auf mich ein und packte mich an den Armen. Nicht so, dass er mir wehgetan hätte, aber trotzdem fest genug, dass ich mich nicht mehr aus dem Griff befreien konnte.
„Doch, natürlich will ich das!“, versicherte ich ihm schmollend.
Ich verstand beim besten Willen nicht, wieso er sich nicht darauf einliess.
Vorhin hatte er es doch auch gewollt…


~Wentworth~

Zugegeben, der Anblick von Marylou im BH rief einige anrüchige Gedanken in mir hervor, doch ich war anständig genug, ihre Situation nicht auszunutzen.
Sie war völlig voll, sie hatte keine Ahnung mehr, was sie tat…
„Komm, zieh dein Shirt wieder an. Ich bring dich nach Hause.“, bot ich ihr an.
Sie schüttelte energisch den Kopf.
„Ich will nicht nach Hause!“, protestierte sie.
„Ich will hier bleiben. Bei dir.“
Ich seufzte.
„Okay, du kannst hier bleiben. Komm mit, du kannst in meinem Bett schlafen.“
Ich zog sie an der Hand hinter mir ins Schlafzimmer.
„Zieh schon mal deine Hosen aus.“, forderte ich sie auf und kramte ein grosses, weisses Shirt von mir aus dem Kleiderschrank hervor.
Marylou liess sich aufs Bett plumpsen und dachte nicht daran, meiner Aufforderung zu folgen.
„Das ist doch dein Part.“, fand sie.
Ich unterdrückte ein Grinsen und ging mit gespielt ernster Miene auf sie zu.
„Na dann…“, meinte ich, öffnete ihre Jeans und zog sie ihr aus.
Marylou schaute mir mit grossen Augen dabei zu und versuchte erneut, mir mein Shirt auszuziehen.
„Nein, das behalte ich an.“, wehrte ich sie ab und versuchte stattdessen, ihr das frische Shirt anzuziehen.
„Was… Was machst du denn da?“, fragte sie völlig verwirrt.
„Das ist falsch rum. Du musst mich doch ausziehen!“
Diesmal konnte ich mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen.
„Marylou, hör zu. Heute Nacht passiert nichts mehr zwischen uns. Okay? Du solltest jetzt schlafen.“, versuchte ich ihr zu erklären.
Marylou machte einen Schmollmund und schaute mich böse an.
„Du bist gemein.“, beklagte sie sich.
Ich lachte leise.
„Na komm, zieh das Shirt an.“, startete ich einen neuen Versuch.
„Ich will aber deins.“, verlangte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich seufzte, zog mein Shirt aus und reichte es ihr.
Sofort griff sie danach und zog es über, dann strahlte sie mich überglücklich an.
„Und jetzt leg dich hin.“, ordnete ich weiter an.
Sie gehorchte.
Behutsam deckte ich sie zu und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht, Marylou.“
„Du kommst nicht ins Bett?“, fragte sie entsetzt und setzte sich sofort wieder kerzengerade im Bett auf.
„Nein, ich schlafe auf der Couch. Glaub mir, morgen bist du mir dafür dankbar. Leg dich jetzt wieder hin und versuch zu schlafen, ja?“
Sie öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, doch dann überlegte sie es sich doch noch anders und legte sich wieder hin.
Leise ging ich aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu.
summer345

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von summer345 »

JUHU TOLER TEIL
freu mich das went vernünftig ist, und sie wird ihm danken am nächten morgen da bin ich mir sicher
Wentpris

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von Wentpris »

^_^ haha wie geil ^_^ Marylou betrunken hehe!!
Echt toller Teil!! und das "ich liebe dich" hast du auch ganz toll verpackt :up:
der Teil hätte ruhig noch länger sein können.. Marylou betrunken gefällt mir sehr gut :D:D
manudine

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von manudine »

Super geschrieben, bin total begeistert. So sehr, dass ich die letzte halbe Stunde nicht mehr geblinzelt hab um den Text weiterlesen zu können!

Großes Lob!!!
:up_ger: :) :) :) :) :up_ger:
anyone

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von anyone »

hey meine lieben!!

eeendlich kommt die fortsetzung.
ich muss mich schon wieder entschuldigen, dass es so lange gedauert hat. :(
dafür ist der neue teil ein ganzes stück länger als die anderen und ziemlich dramatik-geladen. ;)

viel spass beim lesen!
ich freue mich über euer feedback! (lob, kritik, gedanken, was auch immer...)




~Marylou~

Als ich am nächsten Morgen erwachte, brummte mir der Schädel ganz schön.
Stirnrunzelnd setzte ich mich im Bett auf und sah mich im Zimmer um.
Ich war nicht bei mir zu Hause.
Verwirrt sah ich an mir herunter.
Ich trug ein grosses, blaues Shirt, das definitiv nicht mir gehörte.
Langsam dämmerte mir etwas.
Ich zog das Shirt etwas hoch und roch daran.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Went…
Oh mein Gott!
Went!
Augenblicklich gefror mir das Lächeln auf dem Gesicht.
Ich trug sein Shirt.
Ich lag in seinem Bett.
Und ich hatte keine Ahnung mehr, was gestern Abend passiert war.
In diesem Moment ging die Schlafzimmertür langsam auf und Went kam leise herein.
„Oh, du bist ja schon wach!“, stellte er erstaunt fest, als er mich aufrecht im Bett sitzen sah.
Er blieb unschlüssig in der Tür stehen und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte.
„Ich wollte eigentlich nur… das Drehbuch holen. Ich muss gleich zum Dreh.“
„Was… Was ist gestern passiert, Went?“, wollte ich sofort wissen, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
Dass ich völlig angespannt war, konnte ich nicht verbergen.
Went sah mich lange schweigend an, dann seufzte er und zuckte mit den Schultern.
„Ehrlich gesagt würde ich das auch gerne wissen.“
Auf meinen fragenden Blick hin führte er seine Aussage etwas präziser aus:
„Du bist betrunken hier aufgetaucht und… Na ja, du wolltest… Sex.“
Er räusperte sich etwas verlegen.
Ich starrte ihn entsetzt an.
„Ich… Was?“, stiess ich hervor.
Diese Reaktion entlockte ihm doch noch ein schwaches Lächeln.
„Glaub mir, ich war auch etwas überrascht.“, gab er zu.
„Oh mein Gott…“, nuschelte ich beschämt.
„Haben wir… Ich meine… Haben… wir…“, druckste ich herum.
Ich wagte den Gedanken kaum auszusprechen.
Went erlöste mich aus der Situation, indem er den Kopf schüttelte.
„Nein. Wir haben nicht.“
Ich atmete erleichtert auf und spürte, wie die Anspannung von mir abfiel.
Went dagegen musterte mich ausdruckslos.
Mir wurde klar, dass ich ihm wieder einmal eine Erklärung schuldig war und dass ich diesmal nicht einfach so davon kommen würde.
„Ich ähm…“, begann ich unsicher, verstummte jedoch gleich wieder, auf der Suche nach den richtigen Worten.
Went stand einfach nur da und sah mich in stummer Erwartung an.
Ich wäre ihm dankbar gewesen, wenn er jetzt irgendeine Bemerkung von sich gegeben hätte, nur damit ich wusste, was gerade in ihm vorging…
„Ich schätze, ich bin dir eine Erklärung schuldig.“, brachte ich endlich heraus und hätte mich im nächsten Moment für diese dämliche Aussage ohrfeigen können.
Went gab lange keine Reaktion von sich, dann zuckte er mit den Schultern und nickte.
„Ja, das wäre wohl… angebracht.“, bestätigte er ziemlich uneinfühlsam.
Ich atmete tief ein und presste die Lippen aufeinander.
Irgendwie hatte ich das unangenehme Gefühl, dass ich ziemlichen Mist gebaut hatte.
Das wieder gerade zu biegen, würde nicht einfach werden…


~Wentworth~

Ich fixierte Marylou, ohne dabei irgendwelche Emotionen zu zeigen.
Die ganze Nacht lang hatte ich kaum ein Auge zugetan, weil mir so viele Fragen im Kopf herumgeschwirrt waren.
Nun wollte ich endlich eine vernünftige Erklärung für ihr kompliziertes Verhalten, das sie immer wieder an den Tag legte.
Mit lieb sein hatte ich die Erklärung bisher nicht bekommen;
Jetzt würde ich es halt mal auf die harte Tour versuchen.
„Was hältst du davon, wenn wir heute Abend spazieren gehen?“, schlug sie vorsichtig vor.
„Dann haben wir genug Zeit, um zu reden.“
Ich zuckte mit einer Schulter.
„Von mir aus.“, willigte ich knapp ein.
Marylous Blick schien mich förmlich anzuflehen, nicht so hart zu ihr zu sein, doch in diesem Moment konnte ich nicht anders.
Ich wollte, dass sie den Ernst der Lage auch endlich begriff.
Bis jetzt schien sie nicht wirklich gemerkt zu haben, wie wichtig es mir war, endlich mal reinen Tisch zu machen… Wurde Zeit, dass ich es ihr begreiflich machte.
„Wann… hast du denn Zeit?“, fragte sie.
„Ich bin etwa um neun zu Hause.“
„Dann… treffen wir uns um Viertel nach im Park? Beim Spielplatz?“, schlug sie vor.
Ich nickte.
„Okay.“
Ich schnappte das Drehbuch und wollte gehen, drehte mich jedoch noch mal um.
„Wenn du gehst, kannst du den Hausschlüssel in den Briefkasten werfen.“
Mit diesen Worten und gemischten Gefühlen verliess ich das Apartment.
Mich ihr gegenüber so kühl zu verhalten, fiel mir doch nicht so leicht, wie ich geglaubt hatte…
Andererseits wäre alles andere geheuchelt gewesen.
So was Kompliziertes wie mit Marylou hatte ich echt noch nie erlebt und langsam aber sicher hatte ich genug davon.
Ich war wirklich gespannt, was sie mir heute Abend zu sagen hatte.

Der Dreh ermöglichte mir, alles mal für einige Stunden zu vergessen.
Ich war nicht mehr Wentworth, ich tauchte jetzt in Michaels Charakter ein.
Das liebte ich an der Schauspielerei: Man konnte einen Moment lang eine ganz andere Person sein, ohne sich tatsächlich in dessen Leben zurechtfinden zu müssen.

Die Stunden vergingen jedoch wie im Flug und ehe ich’s mich versah, war es auch schon Zeit, mich auf den Weg in den Park zu machen.
Mit gemischten Gefühlen verliess ich mein Apartment.
Draussen war die Luft schwül und drückend, am Himmel zogen dunkle Wolken auf.
Dem Wetter schenkte ich jedoch keine grosse Beachtung; Ich hatte anderes im Kopf.


~Marylou~

Nervös trat ich von einem Bein aufs andere und biss auf meiner Unterlippe herum.
Es war soweit.
Wenn ich ihn nicht verlieren wollte, musste ich es ihm sagen.
Alles.
Angespannt hob ich den Blick zum Himmel.
Er war bewölkt und grau; es sah ganz danach aus, als ob sich ein Gewitter anbraute.
Hätte genauso gut das Spiegelbild meines momentanen Innenlebens darstellen können…
Je länger Went auf sich warten liess, desto unsicherer wurde ich.
Ich spielte bereits mit dem Gedanken, in letzter Sekunde abzuhauen, als er um die Ecke bog und direkt auf mich zu kam.
Ich atmete einmal tief durch.
Kurz vor mir blieb Went stehen und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
„Hey.“, grüsste er und zwang sich zu einem Lächeln.
Ich tat es ihm gleich.
„Hey.“
Wir blieben regungslos voreinander stehen, dann machte Went eine Bewegung mit dem Kopf in Richtung Brunnen.
Ich nickte nur, worauf wir uns zögerlich in Bewegung setzten.
Es war unmöglich, die angespannte Stimmung zwischen uns zu ignorieren, was die ganze Situation für mich nur noch schwerer machte.
Inzwischen waren noch mehr dunkle Wolken aufgezogen, doch das nahm ich gar nicht wirklich wahr. Dafür war ich viel zu aufgeregt und angespannt.
„Als erstes muss ich mich wohl bei dir entschuldigen.“, begann ich schliesslich.
„Was da gestern vorgefallen ist, ist mir unglaublich peinlich. Es tut mir unendlich Leid.“
Went schenkte mir ein versöhnliches Lächeln.
„Irgendwie war es ja ganz schön amüsant.“, fand er.
„Ja?“, fragte ich unsicher, in der Hoffnung, dass sich die angespannte Stimmung etwas lockern würde.
Dies schien tatsächlich der Fall zu sein, da er mich grinsend ansah.
„Ja. Diesen Auftritt werde ich so schnell wohl nicht mehr vergessen.“
Ich verzog das Gesicht.
So genau wollte ich das dann doch nicht wissen…
In diesem Moment spürte ich den ersten Tropfen auf meiner Nase und bald darauf fielen vereinzelte Regentropfen vom Himmel.
Ich hob meinen Blick, doch Went schien dem Wetter keine Beachtung schenken zu wollen.
„Allerdings war das Ganze auch ziemlich denkwürdig.“, meinte er, worauf meine Hoffnung auf eine lockerere Stimmung so schnell wieder verflog, wie sie aufgekommen war.
„Was war da los, Marylou? Wieso… Wieso bist du erst abgehauen und dann doch noch bei mir aufgetaucht? Und das betrunken?“, wollte er mit ernster Miene wissen.
Ich sah ihn an und schluckte.


~Wentworth~

Die angespannte Stimmung zwischen uns lockerte sich allmählich etwas.
Allerdings befürchtete ich, dass Marylou diese Chance nutzen und sich erneut der geschuldeten Erklärung entziehen würde.
Deshalb wurde ich wieder ernst und kam zum eigentlichen Thema zurück.
„Was war da los, Marylou? Wieso… Wieso bist du erst abgehauen und dann doch noch bei mir aufgetaucht? Und das betrunken?“
Sie sah mich mit grossen, irgendwie ängstlichen Augen an.
„Ich…“, begann sie, verstummte jedoch gleich wieder und sah mich unsicher an.
In mir kam das blöde Gefühl auf, dass es enden würde wie jedes Mal:
Marylou konnte mir nicht sagen was los war und würde mich unwissend stehen lassen.
Dementsprechend muss auch mein Blick gewesen sein, denn in diesem Moment bat sie:
„Schau mich bitte nicht so an, es fällt mir doch so schon schwer genug…“
Ich senkte etwas beschämt den Blick und hörte, wie Marylou tief Luft holte.
„Ich muss mich wohl gleich noch mal bei dir entschuldigen… Und zwar für mein Verhalten in den vergangenen Wochen.“, begann sie von Neuem.
Ich hob als Antwort bloss den Blick und schaute sie wieder an.
„Inzwischen bin ich dir weit mehr als bloss eine Erklärung schuldig und ich… Ich weiss gar nicht, wo und wie ich anfangen soll.“, gestand sie und zwang sich zu einem Lächeln.
Ich erwiderte das Lächeln zögerlich.
In diesem Moment wurden wir von einem lauten Grollen unterbrochen.
Wir blieben stehen und hoben den Kopf, um das Spektakel, das sich nun am Himmel präsentierte, zu betrachten:
Innerhalb weniger Sekunden verdunkelte sich der Himmel komplett und der anfänglich harmlose Nieselregen verwandelte sich unheimlich schnell in eine sturmartige Sintflut.
Der gesamte Inhalt der schweren Regenwolken ergoss sich über der Stadt.
Und über uns.
Marylou und ich sahen uns zeitgleich an, völlig überrascht von diesem plötzlichen Platzregen.
„Können wir zu dir?“, fragte sie.
Ich nickte ihr zu, worauf wir uns schnellen Schrittes auf den Weg zu meinem Apartment machten.


~Marylou~

Der plötzliche Wolkenbruch traf uns mit seiner ganzen Wucht.
Einen solch starken Regen hatte ich schon lange nicht mehr erlebt.
Innert kürzester Zeit war ich bis auf die Haut völlig durchnässt, die Kleider hafteten auf meiner Haut, meine Haare tropften.
Ein Blick zu Went verriet mir, dass es ihm nicht viel besser ging, mit dem Unterschied, dass ihm nicht alle Haare im Gesicht klebten.
Als wir endlich bei ihm ankamen, waren wir beide so durchnässt, als wären wir samt Kleidung in einen Pool gefallen.
Er schloss die Haustür auf und liess mich eintreten. Er führte mich ins Bad, wo er ein Frottetuch für mich hervorsuchte. Während ich mein Gesicht und meine Haare etwas trocknete, zog sich Went sein T-Shirt aus.
Der Anblick, der sich mir daraufhin bot, liess mich einmal leer schlucken und bereitete mir unwillkürlich eine Gänsehaut.
Schnell wandte ich meinen Blick ab, um mich wieder etwas zu sammeln.
„Ist dir kalt? Wenn du willst, kannst du kurz warm duschen.“, bot er mir an.
Mein Herz begann sofort wie wild zu klopfen.
Duschen? Hier? Ich? Nackt?
Allein die Vorstellung davon machte mich beinahe verrückt.
Energisch schüttelte ich den Kopf.
„Nein, geht schon…“, wimmelte ich ab und warf ihm einen flüchtigen Blick zu.
Dabei bemerkte ich, wie er mich ziemlich keck ansah.
„Was ist?“, fragte ich und bemühte mich, diesem intensiven Blick standzuhalten.
„Du lügst…“, behauptete er selbstsicher.
„Was?“, fragte ich überrascht.
„Du hast Gänsehaut…“, erklärte er und trat vorsichtig auf mich zu.
Die Atmosphäre wurde elektrisierend.
Mein Herz begann noch schneller zu rasen als eh schon und ich konnte nicht anders, als den Atem einen kurzen Moment anzuhalten.
Noch ein Schritt, und er würde mich berühren…
Ich spürte, wie mir ein heiss-kalter Schauer über den Rücken lief.
„Das… Das liegt nicht an der Kälte…“, nuschelte ich und liess verunsichert meinen Blick umherschweifen, auf der Suche nach irgendetwas, was ich damit fixieren konnte.
Hauptsache, es waren nicht seine stechenden Augen…
Oder sein wunderschönes Gesicht…
Oder seinen nackten Oberkörper…
Irgendetwas.
Schmutzige Socken vielleicht?


~Wentworth~

Marylou trocknete sich das Gesicht und die Haare ab, während ich mich meines klatschnassen T-Shirts entledigte.
Ich warf einen flüchtigen Blick zu Marylou, die schnell ihren Blick von mir abwandte. Belustigt grinste ich und entschied, die Hosen vorerst noch anzubehalten, um sie nicht völlig aus der Fassung zu bringen.
Ihre Schüchternheit hatte etwas Liebenswürdiges an sich…
Ich dagegen betrachtete sie ungeniert.
Mit der feuchten Haut und den nassen Haaren sah sie unverschämt sexy aus…
Die angespannte Stimmung von vorhin war augenblicklich vergessen und ich spielte mit dem Gedanken, die gegebenen Umstände grosszügig zu ignorieren und sie an mich zu reissen und zu küssen…
Trotzdem hielt mich das, was noch immer zwischen uns stand, zurück.
Wahrscheinlich würde ich Marylou bloss wieder einschüchtern…
Also beschloss ich, mich erst mal zusammen zu reissen.
Ich stellte fest, dass sie Gänsehaut bekommen hatte.
„Ist dir kalt? Wenn du willst, kannst du kurz warm duschen.“, bot ich ihr fürsorglich an.
Sie schüttelte den Kopf, ohne mich dabei anzusehen.
„Nein, geht schon…“, lehnte sie ab und warf mir einen schüchternen Blick zu.
Dabei schien sie meinen intensiven Blick zu bemerken.
„Was ist?“, fragte sie und sah mich nun doch noch richtig an.
„Du lügst…“, behauptete ich selbstsicher.
„Was?“, fragte sie fassungslos.
„Du hast Gänsehaut…“, erklärte ich und liess meinen Blick erneut über ihren Körper gleiten.
Verdammt.
Mich bei diesem Anblick zusammen zu reissen, war nahezu unmöglich…
Langsam trat ich auf sie zu, ohne dabei den Blick von ihr zu nehmen.
Ich bemerkte, dass Marylous Atem schneller wurde.
Die Situation begann mir zu gefallen…
„Das… Das liegt nicht an der Kälte…“, nuschelte sie leise, wandte ihren Blick ab und liess ihn unruhig umherschweifen, peinlich genau darauf bedacht, ihn nicht auf mir ruhen zu lassen.
Amüsiert musste ich grinsen.
Ich verunsicherte sie. Das war ein gutes Zeichen…
Ich streckte meine Hand nach ihr aus und drehte ihr Gesicht zu mir um. Damit zwang ich sie, mich anzusehen.
Unsere Blicke trafen sich, worauf sie leer schluckte.
„Woran liegt es denn dann?“, fragte ich mit einem herausfordernden Unterton.
Noch immer hatte ich den Anflug eines frechen Grinsens auf meinen Lippen.
Für diese selbsterklärende Frage erntete ich einen vernichtenden Blick ihrerseits.
„Idiot.“, schimpfte sie halbherzig, konnte sich jedoch ein Grinsen auch nicht verkneifen.
Ich lachte leise und strich ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht.
Sie liess mich gewähren.
„Du machst mich auch etwas nervös…“, gestand ich flüsternd und sah ihr dabei tief in die Augen.
Ein ironisches Lachen entfuhr ihr.
„Ach ja?“, fragte sie zweiflerisch.
„In diesem Falle bist du wohl ein verdammt guter Schauspieler!“
Ich lächelte.
„Mag sein.“
Sanft strich ich mit den Fingern ihre Gesichtszüge nach.
Marylou stand regungslos vor mir und schaute mir ins Gesicht.
„Haust du wieder ab, wenn ich dich jetzt küsse?“, fragte ich leise.
Sie senkte beschämt den Blick, dann sah sie wieder auf, direkt in meine Augen.
„Nein.“, antwortete sie leise, aber bestimmt.
Wie auf Kommando liess ich meine Hand in ihren Nacken gleiten und zog sie sanft zu mir.


~Marylou~

Langsam kamen sich unsere Gesichter näher.
Ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht und schloss meine Augen.
Kurz darauf spürte ich seine warmen Lippen auf meinen.
Er küsste mich mit so viel Liebe und Zärtlichkeit, dass sich mein Herz beinahe schmerzvoll zusammenkrampfte.
Wie automatisch schlang ich meine Arme um seinen Hals, worauf er mich ganz nahe an sich heranzog.
Die plötzliche Nähe löste eine Welle der Erregung in mir aus.
Mein Körper drängte sich ihm unweigerlich entgegen und ich merkte, wie sehr ich mich nach seiner Nähe sehnte.
Seiner ganzen Nähe.
Ich öffnete meinen Mund ein wenig, worauf Went seine Zunge in meinen Mund schob. Mein Körper erzitterte.
Dies schien auch Went nicht zu entgehen, denn er löste sich etwas von mir und schaute mir tief in die Augen.
Ich dagegen wollte nicht, dass er von mir abließ, ging gleich wieder auf ihn zu und küsste ihn erneut.
Went folgte meiner stummen Bitte ohne weiteres Zögern.
Unsere Küsse wurden leidenschaftlicher und ich spürte, wie Went seine Hände knapp unter mein Shirt gleiten liess.
Wieder erzitterte mein Körper unter dieser Berührung, mein Herz klopfte schneller.
Während er mein Shirt ein wenig hochschob, begann er, meinen Hals zu küssen.
Ich biss mir genüsslich auf die Lippen und liess meine Hände über seinen nackten Oberkörper gleiten.
Es fühlte sich unverschämt gut an…
Ich wollte ihn.
Und das sogar ohne Alkohol.
Ein glückliches Lächeln huschte über meine Lippen.
Dass auch Went mich wollte, war nicht mehr zu bestreiten.
Als unsere Lippen wieder zueinander fanden, entfuhr ihm ein leises Stöhnen.
Leidenschaftlich drückte er mich gegen die kühle Wand hinter mir.
Augenblicklich verschwand jegliche Lust und Erregung, die in mir aufgekommen war und machte stattdessen purer Panik platz.
Ich stand mit dem Rücken gegen die Wand.
Ich hatte keine Ausweichmöglichkeit mehr.
Ich war ihm wehrlos ausgeliefert.
Schlagartig kamen alte Erinnerungen hoch.
„Hör auf!“, rief ich panisch und stiess Went unsanft von mir.
„Hör auf!“
Verdattert sah er mich an.
„Was… Hab ich… was falsch gemacht?“, fragte er verdattert, während ich versuchte, meinen zitternden Körper wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Ja… Nein…“, stammelte ich und verschränkte die Arme schützend vor meinem Oberkörper.
„Marylou…“, stiess er hilflos hervor, trat auf mich zu und streckte behutsam seinen Arm nach mir aus. Bevor er mich jedoch berühren konnte, schlug ich seine Hand grob weg.
„Fass mich nicht an!“, zischte ich.
Wents betroffener, schuldbewusster Blick verwandelte sich sogleich in einen wütenden.
„Was zum Teufel soll das, Marylou?“, fragte er scharf.
„Hab ich irgendetwas getan, womit ich dieses Verhalten verdient hätte?“
Diese Frage erschütterte mich.
Erst jetzt realisierte ich, was ich da eben getan hatte.
Er hatte das nicht verdient.
Verzweifelt schaute ich ihn an.
„Tut… mir Leid!“, stammelte ich verdattert.
Went zeigte sich ungerührt. Er erwiderte meinen Blick böse und biss die Zähne fest aufeinander.
Dieser Anblick war wie ein Stich mitten in mein Herz.
„Ist das ein Spiel?“, zischte er.
„Nein… Nein, das ist kein Spiel!“, stotterte ich.
„Was ist es dann? Was soll das hier? Macht es dir Spass, mich zu verarschen? Gibt es dir irgendeinen verdammten Kick, mich immer wieder abzuweisen?“, fragte er weiter.
Ich schüttelte den Kopf.
Ich fühlte mich elend.
„Nein… Went, so ist das nicht…“, versuchte ich ihn verzweifelt zu beruhigen.
Der Versuch schlug fehl.
„Dann sag mir endlich, was hier abgeht!“, verlangte er verbittert.
„Ich wollte ja, aber…“
„Kein Aber, Marylou!“, fiel er mir schreiend ins Wort.
Ich zuckte unwillkürlich zusammen.
„Ich habe deine verdammten Ausreden satt! Ich habe es satt, nie zu wissen, woran ich bin! Also klär mich endlich mal darüber auf, was verdammt noch mal hier abgeht!“
Went funkelte mich so böse an, dass mir die Tränen in die Augen stiegen.
Ich ertrug diesen Blick nicht.
Er sah mich an, als gäbe es keine Person auf der ganzen Welt, die er in diesem Moment mehr hasste, als mich.
Ich spürte, wie in mir alles kaputt ging und es mich innerlich zerriss.


~Wentworth~

Ich war unglaublich wütend.
Diesmal hatte sie es zu weit getrieben.
Rasend vor Wut funkelte ich sie an, mit zusammengebissenen Zähnen.
Marylou stiegen die Tränen in die Augen.
Sie presste sich an die Wand und hielt die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt.
Sie sah aus wie ein Häufchen Elend.
„Ich… Ich kann es dir nicht sagen.“, stammelte sie.
„Nicht so!“
Ich lachte spöttisch auf und warf die Hände in die Luft.
„Wieso verwundert mich das nicht?“, zischte ich und streifte sie mit einem verächtlichen Blick.
„Went, bitte…“, flehte sie mit zittriger Stimme, die ersten Tränen kullerten ihre Wangen herunter.
„Wage es ja nicht, mich jetzt um etwas zu bitten!“, unterbrach ich sie zischend.
Was erlaubte die sich hier?
Marylou drückte sich von der Wand ab und drängte sich an mir vorbei, zur Haustür.
„Ja, hau doch ab!“, rief ich ihr wütend nach.
„Hau ab, das kannst du ja am besten, nicht wahr?“
Ich trat aus dem Bad und sah, wie sie die Tür aufriss.
Ein Schluchzer entfuhr ihr, kurz darauf schlug sie die Tür wieder hinter sich zu.
Mit aller Wucht doppelte ich nach und kickte mit dem Fuss kräftig dagegen.
„Hau doch ab!“, schrie ich.
„Hau ab! Hau ab!“
Ich wandte mich von der Tür ab, krümmte mich und stützte meinen Kopf in meine Hände. Ich spürte, wie auch mir die Tränen in die Augen schossen.
So fest ich konnte, biss ich meine Zähne aufeinander.
„Verdammte Scheisse!“, fluchte ich verzweifelt, richtete mich wieder auf und schlug mehrmals mit der flachen Hand gegen die geschlossene Tür.
„Verdammte Scheisse!“, schrie ich, immer und immer wieder.
Den dadurch entstehenden Schmerz nahm ich gar nicht wahr.
Zu gross war der Schmerz, den ich in mir drin fühlte.
Als ich mich etwas beruhigt hatte, stand ich schwer atmend vor der Tür.
Ich schloss die Augen.
Ich musste weg von hier.
Ich musste zum See.
Wieder einmal.
summer345

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von summer345 »

ach du meine scheiße.... du machst mir angst, ich stehe unter schock!!!
einfach nur wow!!! maaaaan, bitte las sie es ihm endlich sage, ich leide soo mit den beiden, und went tut mir sooo leid!!!!!!!! ich hoffe das du diesmal schnell einen neuen schreibst, ich halt das net aus. und achsi, ich finde diese FF genial.. un evtl könntest du sie ja auch mal
bei www.prisonbreakforum.de mal reinstellen, die sind immer heiß auf neue storys!! und diese hier ist genial!!!! die sollten noch mehr leute zu gesicht bekommen!!!! falls du es tust und dich da mal anmeldest, mein nickname ist dort der gleiche....

ALSO HAU IN DIE TASTEN ICH WILL MEHR LESEN
Wentpris

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von Wentpris »

Einfach wieder toll!!
Da kriegt man wirklich angst, wenn man sich vorstellt das Went so wütend ist
ich hab richtig gänsehaut beim lesen bekommen..
Marylou sollte echt mal den Mund aufkriegen!!

Einfach wieder toll =)
prisoner94941

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von prisoner94941 »

hey....einfach toll!!! :up:
und bitte, bitte lass uns jetzt nicht lange warten!!!!!! ich möchte endlich wisen , ob meine vermutung bzgl. marylous vergangenheit stimmt. ;) lg
anyone

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von anyone »

ihr seid der hammer...
vielen dank für eure treue und eure feedbacks, die mir seeeehr viel bedeuten!! :)

ich verspreche euch hoch und heilig, dass die fortsetzung noch diese woche kommt.
ich hab schon viel weitergeschrieben, muss aber noch an den feinheiten schleifen. ;)

bis dahin wünsche ich euch alles gute!
eure anyone :)
anyone

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von anyone »

hey leudels! :D

ich weiss, ich hab euch versprochen, diese woche einen neuen teil online zu stellen...
und meine frist läuft in knapp 2 stunden ab.
die sache ist die:
ich HABE einen neuen teil für euch.
das problem ist nur, er ist doppelt so lang wie gewöhnlich, und ich bin jetzt völlig mit der situation überfordert. ^_^ ^_^

deshalb möchte ich euch jetzt fragen, ob ihr euch einen so langen teil "antun" wollt oder ob ich das ganze so bearbeiten soll, dass man ohne probleme zwei teile draus machen kann -
was natürlich zur folge hätte, dass ihr bis etwa dienstag warten müsstet.

also, was meint ihr?
ich warte noch euren vorschlag ab, dann stelle ich die fortsetzung online... ob jetzt kurz oder lang. ;)

bis dahin alles gute,
eure anyone
softy2404

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von softy2404 »

alsooooo ich finde du solltest sie schön lang rein stellen :D:D:D:D
nellily

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von nellily »

ich bin auch für die lange Version... :D :D :D
anyone

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von anyone »

okay meine lieben, ich hab euch gewarnt...
aber ihr habt's ja nicht anders gewollt. ^_^

hier kommt also der extra-lange teil.
ich hoffe, er gefällt euch!!

und schon mal als vorwarnung, die fortsetzung wird dann wohl wieder etwas länger auf sich warten lassen. :ohwell:


freue mich auf eure feedbacks!






~Marylou~

Von Schluchzern geschüttelt stürzte ich aus Wents Apartment.
Draussen regnete es noch immer in Strömen, doch das war mir egal.
Ich wollte einfach nur weg.
Weg von Went.
Völlig ziellos irrte ich durch die dunklen Strassen und Gassen der Stadt, bis ich mich schliesslich erschöpft an einer Wand herunter gleiten liess. Ich stützte meinen Kopf auf meinen Armen ab und weinte hemmungslos vor mich hin.
Noch nie hatte ich einen derartigen Schmerz in mir gefühlt. Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand das Herz auseinander gerissen, mitten durch.
Und nun sass ich hier und musste darauf warten, dass es aufhörte zu bluten…
Doch das tat es nicht.
Ich krümmte mich zusammen und wurde erneut von Schluchzern geschüttelt.
Wieso hatte das alles bloss passieren müssen?
Wieso konnte ich nicht einfach vergessen, was gewesen war und endlich lieben wie alle anderen auch?
So viel Schmerz hatte ich Went bereits zugefügt.
Er hatte das nicht verdient.
Er war der wunderbarste Mann, dem ich je in meinem Leben begegnet war.
Und ich liebte ihn.
Ich liebte ihn so sehr, dass ich es kaum mit Worten beschreiben konnte und trotzdem konnte ich mich nicht dazu überwinden, mich auf ihn einzulassen.
Stattdessen verletzte ich ihn immer und immer wieder…
Ich spürte, wie heisse Tränen über meine Wangen kullerten.
Das Leben war so unfair…


~Wentworth~

Mit langsamen Schritten näherte ich mich dem Ufer.
Inzwischen war ich wieder bis auf die Haut durchnässt, doch das war mir egal.
Die Hände in den Hosentaschen vergraben starrte ich ausdruckslos aufs Wasser hinaus. Ich war noch immer unglaublich wütend und verletzt.
Einmal mehr hatte Marylou mir unglaublich wehgetan, einmal mehr hatte sie mich allein zurückgelassen, ohne dass ich recht wusste, was vor sich ging.
Der Schmerz in mir war so gross, dass ich ihn nicht mit Worten beschreiben konnte.
Ich wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass dies das Ende unserer gemeinsamen Geschichte war und das wahrscheinlich sogar ich derjenige sein würde, der dieser Geschichte ein Ende setzte.
Zu viel war kaputt gegangen, zu viel war geschehen.
Minutenlang blieb ich regungslos am Ufer stehen, verbittert, wütend und traurig zugleich.
Ich weiss nicht, wie viel Zeit so verstrich, bis ich auf einmal ein Knacken hinter mir hörte. Erschrocken fuhr ich herum und erstarrte augenblicklich.
Marylou…
Auch sie blieb stehen und sah mich unsicher an.
„Du warst nicht mehr bei dir zu Hause… Also hab ich mir gedacht, dass du wahrscheinlich hier bist…“, erklärte sie und begann nervös mit ihren Fingern zu spielen.
Ich hielt den Atem an.
Ich wollte nicht, dass sie hierher kam. Ich wollte allein sein.
„Was willst du hier?“, fragte ich kühl.
Sie räusperte sich.
„Ich… Ich möchte dir endlich alles erklären.“
Ich betrachtete sie, ohne jegliche Emotionen zu zeigen und schüttelte nach einer Weile langsam den Kopf.
„Das geht nicht, Marylou. Du hattest deine Chance, jetzt ist es zu spät. Ich will deine Erklärungen nicht mehr hören.“
Marylou sah mich mit flehendem Blick an und schluckte.
„Bitte Went! Diesmal… möchte ich dir wirklich alles erklären!“, versicherte sie mit zittriger Stimme.
„Nein.“, gab ich trocken zurück.
Sie presste die Lippen fest aufeinander, Tränen stiegen in ihre Augen.
Der Anblick tat mir weh.
Als sie den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, unterbrach ich sie energisch:
„Lass mich einfach in Ruhe und verschwinde, Marylou!“
Mein Herz klopfte wie verrückt.
Ich ertrug ihre Anwesenheit nicht.
Nicht jetzt.
Ich wollte, dass sie ging.
Sie dagegen dachte nicht daran und wollte bleiben.
„Bitte schick mich nicht weg, Went.“, bat sie mit bebender Stimme.
Ich biss die Zähne fest aufeinander und sah sie lange schweigend an.
Da stand sie vor mir, die Frau, die ich liebte.
Der Regen prasselte auf sie nieder, ihre Kleider klebten auf ihrer Haut, die Haare tropften, Tränen liefen über ihre Wangen.
Sie schaute mich mit ihren grossen, erwartungsvollen Augen an.
Den Augen, in denen ich mich schon so oft verloren hatte…
„Es geht nicht, Marylou.“, stiess ich schliesslich mühsam hervor.
„Es ist zu viel kaputt.“
Marylou schluchzte auf und schlug sich die Hand vor den Mund.
„Du solltest gehen.“, flüsterte ich und wandte mich ab, da ich diesen Anblick nicht länger ertragen konnte.
Einige Sekunden war es still, dann brach Marylou das Schweigen:
„Went, wenn du mich jetzt wegschickst, dann… Dann komme ich nicht wieder.“
Man hörte, dass sie sich Mühe geben musste, ihre Stimme fest und sicher klingen zu lassen.
„Wenn du mich jetzt wegschickst, dann gehe ich für immer.“
Bei dieser Aussage krampfte sich mein Herz schmerzlich zusammen.
Die Vorstellung, dass sie für immer aus meinem Leben verschwinden würde, war fürchterlich. Gleichzeitig spürte ich, dass ich das alles so nicht mehr konnte.
Ich schloss die Augen und schluckte, dann drehte ich mich wieder zu ihr um und sah sie traurig an.
„Geh, Marylou.“, flüsterte ich.
Sie schluchzte hörbar auf und wandte ihren Blick von mir ab.
Eine Weile blieb sie so stehen, dann nickte sie, machte Kehrt und verschwand wieder dorthin, wo sie hergekommen war.
Erst, als sie aus meinem Blickfeld verschwunden war, füllten sich auch meine Augen mit Tränen. Ich formte meine Hand zur Faust und presste sie fest gegen meinen Mund, um einen lauten Schluchzer zu unterdrücken.


~Marylou~

Die Regentropfen vermischten sich mit den Tränen auf meinem Gesicht.
Weinend suchte ich mir meinen Weg zurück, bis ich mich auf einmal vor dem Brunnen im Park wiederfand.
Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte ihn an.
Vor meinem inneren Auge sah ich, wie Went und ich davor tanzten, wie ich mich an ihn klammerte. Ich hatte ein Lächeln im Gesicht.
Ich schlug meine Hand vor den Mund und spürte, wie heisse Tränen über meine Wangen kullerten.
Dieser Tanz schien schon so lange her zu sein…
Langsam, beinahe andächtig, ging auf den Brunnen zu, ohne dabei meinen Blick von ihm abzuwenden.
Als ich bei ihm angelangt war, legte ich vorsichtig die Hand auf den Steinrand und schaute auf das Wasser, das durch den prasselnden Regen spielerisch aufspritze.
Einen kurzen Moment blieb ich so stehen und starrte einfach nur auf das Wasser, ohne es dabei jedoch wirklich wahrzunehmen.
Dann stieg ich wie in Trance über den Steinrand in den Brunnen. Das Wasser kam mir nur bis knapp unter die Knie.
Es war kalt, doch das kümmerte mich herzlich wenig.
Ich watete durch das Wasser, bis hin zur Mitte des Brunnens. Dort setzte ich mich ins Wasser, zog die Beine an meinen Körper und schlang meine Arme fest darum.
So blieb ich sitzen, meinen Oberkörper sanft hin- und herwippend.
Vielleicht würde das Wasser ja alles wegspülen, wenn ich nur lange genug wartete…


~Wentworth~

Ich weiss nicht, wie lange ich noch am See verweilt und still vor mich hingeweint hatte, doch irgendwann wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, erhob mich und machte mich wieder auf den Weg nach Hause.
Ich war müde und wollte ins Bett…
Kaum hatte ich die Tür aufgeschlossen, klingelte das Telefon.
Überrascht warf ich einen Blick auf die Küchenuhr.
Zwei Uhr morgens…
Zögerlich nahm ich den Hörer in die Hand und ging ran.
„Miller?“, meldete ich mich.
„Hi Wentworth, hier ist Jeffrey. Es tut mir schrecklich Leid, dass ich so spät noch anrufe… Ich hoffe, ich habe sie nicht geweckt?“, entschuldigte sich Jeffrey sofort.
Ich war nicht wenig überrascht, dass Jeffrey bei mir anrief.
Noch dazu um diese Uhrzeit.
„Hi Jeffrey… Nein, nein… Ich war noch wach.“, beruhigte ich ihn.
„Oh gut. Ich wollte eigentlich Marylou erreichen, doch sie geht nicht an ihr Handy ran… Und da sie sich ja noch mit ihnen getroffen hat, habe ich mir gedacht, dass sie womöglich noch bei ihnen ist.“, erklärte er und fügte gleich noch hinzu:
„Es geht um Liam.“
Augenblicklich spannten sich meine Muskeln an.
Marylou war nicht bei sich zu Hause.
Sie ging nicht an ihr Handy.
Wir hatten uns gestritten und sie war weinend davongegangen…
Die Wut gegen sie, die Trauer, all diese Gefühle wichen nun unendlicher Sorge.
„Sie ist nicht zu Hause?“, hakte ich besorgt nach.
„Nein… Heisst das, bei ihnen ist sie auch nicht?“, fragte Jeffrey, und auch bei ihm konnte man die zunehmende Sorge deutlich heraushören.
„Wann ist sie denn bei ihnen gegangen?“
Ich presste meine Lippen aufeinander und räusperte mich.
„Ähm… Sie ist schon ziemlich lange weg. Wir… Wir haben uns gestritten.“, gestand ich mit schlechtem Gewissen.
Ich hörte, wie Jeffrey tief einatmete.
„Ich dachte, sie wollte endlich alles erklären?“, fragte er.
Ich stutzte.
Jeffrey wusste davon?
Wenn selbst er davon wusste… Wie wichtig war es dann wohl für Marylou, dass auch ich Bescheid wusste?
„Ja… schon, aber… sie konnte nicht.“, gab ich verwirrt Auskunft.
Jeffrey seufzte.
Meine Verwirrung nahm zu.
„Sie wissen wohl mehr als ich?“, fragte ich verunsichert.
Eine kleine Pause entstand, dann antwortete Jeffrey:
„Hören sie, Wentworth… Ich kann diesen Part nicht für Marylou übernehmen. Ich kann sie nur bitten, ihr noch eine Chance zu geben, egal was da heute passiert ist.“
Diesmal war ich derjenige, der eine Pause machte.
Anscheinend war da wirklich mehr, als ich im Moment erkennen konnte.
Sie einfach gehen zu lassen, wäre der grösste Fehler meines Lebens.
Ich würde nicht nur nie erfahren, was da los war, ich würde auch die Frau verlieren, die ich von ganzem Herzen liebte.
„Ich gehe sie suchen.“, versprach ich Jeffrey kurz entschlossen.
„Danke.“, war alles, was Jeffrey noch sagen konnte.
Er hörte sich erleichtert an.

In meinem Kopf ging ich alle Möglichkeiten durch, wo sie sich wohl aufhalten konnte.
See, zu Hause, Garrys, Park,… Park!
So schnell ich konnte setzte ich mich ins Auto und raste zum Park.
Auf einem Parkplatz vor dem Eingang stellte ich das Auto ab und rannte ohne abzuschliessen in den Park.
„Marylou!“, rief ich in die Nacht, doch keine Antwort kam zurück.
Suchend liess ich meinen Blick über das Gelände schweifen, doch ich konnte nirgends jemanden erkennen.
Auch beim Spielplatz war niemand.
„Marylou!“, rief ich wieder.
Meine Stimme klang verzweifelt.
‚Der Brunnen!’, schoss es mir plötzlich durch den Kopf.
Ich lief, als wäre ein Löwe hinter mir her. Bei jedem Schritt spritzte Wasser mit klatschendem Geräusch aus den Pfützen auf, es regnete noch immer in Strömen.
Als der Brunnen endlich in Sichtweite rückte, begann mein Herz unruhig zu klopfen.
Ich sah niemanden.
Was, wenn sie nicht hier war?
Wo sollte ich dann suchen?
„Marylou!“, rief ich erneut, doch keine Antwort kam zurück.
Auf einmal erkannte ich eine Gestalt im Wasser.
Vorsichtig näherte ich mich und dann erkannte ich sie:
Marylou sass mit angewinkelten Beinen im plätschernden Wasser, zitternd vor Kälte und starrte auf einen imaginären Punkt im Wasser.
„Was tust du denn da…“, fragte ich sanft und stieg zu ihr in den Brunnen, erleichtert, dass ich sie gefunden hatte.
Marylou sah nicht auf, auch nicht, als ich mich neben ihr ins Wasser gleiten liess und mich neben sie setzte.
Es verstrich eine Weile, in der sie einfach schweigend vor sich hinstarrte und so tat, als würde sie mich gar nicht bemerken.
Dann antwortete sie plötzlich leise:
„Ich warte darauf, dass das Wasser alles wegspült…“
Sie drehte ihren Kopf zu mir um und sah mich traurig an.
Ihre Augen waren gerötet.
„Es funktioniert nicht.“, stiess sie mit tränenerstickter Stimme hervor.


~Marylou~

Went betrachtete mich mitfühlend.
Ich erwiderte seinen Blick und sah ihm in die Augen, in der Hoffnung, dort irgendwas zu finden, was mir Halt gegeben hätte.
Ich fand nichts – er schien selbst nach Halt zu suchen.
Ich musste es ihm sagen… Ich musste ihm alles erzählen, von Anfang an.
Für ihn.
Für uns.
„Erinnerst du dich noch an den Tag, als wir uns kennengelernt haben?“, fragte ich und musste unwillkürlich lächeln.
Auch auf Wents Lippen bildete sich ein schwaches Lächeln, als er nickte.
„Damals hast du nach Liams Vater gefragt…“
Ich verstummte und wandte den Blick ab.
Mein Herz pochte gegen meine Brust und ich merkte, wie ich nervös wurde.
So ging das nicht. Ich musste irgendwie anders beginnen.
Ich sah wieder auf.
„Es war an einem Samstag… Ich war damals 17 Jahre alt und mit ein paar Freunden aus, ein bisschen Party machen. Allerdings fühlte sich eine Freundin von mir nicht so gut und wollte deshalb früher nach Hause gehen als die anderen. Ich erklärte mich bereit, mit ihr mitzugehen, damit sie nicht alleine unterwegs war. Wir gingen also raus, als ihr einfiel, dass sie ihre Jacke vergessen hatte. Sie kehrte daher noch mal zurück in den Club, währen ich draussen auf sie wartete.“
Ich machte eine kurze Pause und sah Went genau in die Augen.
Er sass ganz still da und hörte mir gespannt zu.
Ich gewann etwas an Sicherheit und erzählte weiter:
„Ausser mir hatte es noch so einen Typen draussen, der eine rauchte. Er hatte schon vorher immer wieder zu uns rüber geschaut und als meine Freundin rein ging, kam er zu mir. Er versuchte mich anzubaggern, doch ich liess ihn abblitzen.“
Ich schmunzelte und fügte hinzu:
„Er war nicht so mein Typ.“
Dieser Kommentar brachte auch Went zum lächeln.


~Wentworth~

Gebannt sass ich neben ihr im Brunnen und hörte still zu, was sie mir da erzählte.
Instinktiv verhielt ich mich möglichst ruhig, um nicht zu riskieren, dass sie wieder vorzeitig damit aufhörte.
„Leider gehörte er nicht zu der Sorte, die wissen, wie man mit einem Korb umgeht.“, nahm sie den Faden wieder auf.
„Er beschimpfte mich und wurde richtig wütend… Am Anfang fand ich die ganze Nummer nur peinlich, doch dann bekam ich richtig Angst vor ihm. Ich weiss nicht, aber da lag irgendwie was in seinem Blick… In der Art, wie er mich ansah.“
Sie stockte, ihr Atem beschleunigte sich etwas.
Sie wandte den Blick von mir ab und fixierte irgendeinen Punkt im Wasser.
„Ich hab ihm gesagt, er solle verschwinden, doch er dachte nicht daran und wurde richtig aufdringlich… Worauf ich ihm so richtig eine geknallt habe. Für einen Moment stand er mir fassungslos gegenüber, völlig überrumpelt von meiner Reaktion, doch dann wurde er erst so richtig wütend. Er… packte mich brutal an den Armen und zog mich in eine dunkle Gasse. Ich konnte zappeln und schreien wie ich wollte, es nützte nichts… Er war viel stärker als ich und zudem war keine Menschenseele um uns herum, die mich gehört hätte. Panik überkam mich. Ich… ich versuchte, mich loszureissen, doch dann schlug er mir mit voller Wucht ins Gesicht…“
Sie verzog schmervoll das Gesicht, so, als ob sie diesen Schlag erneut spüren würde.
Ich sass ganz angespannt da und wagte kaum mehr zu atmen.
Ich ahnte, worauf sie hinauswollte, doch der Gedanke war zu schrecklich, als dass ich ihn wahrhaben wollte.
Also blieb ich einfach regungslos sitzen und hörte ihr zu.
„Der… Der Schlag war so heftig, dass mir augenblicklich die Tränen in die Augen stiegen. Völlig benommen taumelte ich umher, bis er mich wieder an den Armen packte und gegen die kalte Mauerwand eines alten Gebäudes presste. Ich… Ich war…“
Sie stockte erneut, ihre Lippen bebten.
Dann sah sie auf, mitten in meine Augen.
„Ich konnte nicht ausweichen, verstehst du? Ich war… Ich war ihm völlig ausgeliefert.“
Der Satz kam ihr nur mühsam über die Lippen, ihre Stimme versagte beinahe.
Sie presste ihre Hand auf ihren Mund und schloss die Augen, worauf ein paar Tränen über ihre Wangen kullerten.
Ich ahnte, wie schmerzlich die Erinnerungen für sie sein mussten.
Ich wollte nicht, dass sie sich das meinetwegen antat.
„Marylou, du musst nicht…“
„Nicht, Went.“, fiel sie mir ins Wort und hob die Hand.
„Bitte sag nichts.“
Ich presste die Lippen aufeinander und nickte.


~Marylou~

Als ich mich wieder etwas gefasst hatte, erzählte ich mühselig weiter:
„Ich versuchte noch einige Male, mich irgendwie zu wehren, doch ich hatte keine Chance… Bei jeder unerwünschten Bewegung kassierte ich einen heftigen Schlag ins Gesicht oder in den Bauch, begleitet von Beschimpfungen und Flüchen… bis ich schliesslich kraftlos zusammensank. Er… Er riss mir die Kleider vom Leib… und…“
Ich atmete tief durch und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Dann sprach ich endlich leise aus, was ich so lange nicht hatte sagen können:
„Und dann hat er… mich… vergewaltigt.“
Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, presste ich meine Hand auf meinen Mund, um einen lauten Schluchzer zu unterdrücken.
Die ganzen Erinnerungen, die ich hatte verdrängen wollen, kamen hoch.
Ich schloss die Augen und sah sein Gesicht vor mir, roch seinen Gestank nach Bier, Rauch und Schweiss… Fühlte die kalte Wand in meinem Rücken, seine Hände an Stellen auf meinem Körper, an die sie nicht gehörten.
Ich spürte, wie mein ganzer Körper zitterte und es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich wieder gefasst hatte und unsicher aufsah, direkt in Wents Augen.
Sie hatten sich mit Tränen gefüllt.
In seinem Blick lag Ohnmacht, Schmerz und Mitleid.
Er presste seine Lippen fest zusammen, unfähig, darauf etwas zu erwidern.
Ich erwartete auch keine Antwort von ihm.
Was hätte er dazu schon sagen sollen?
Erneut kullerten Tränen über mein Gesicht.
Ich senkte den Blick und versuchte, den Kloss in meinem Hals herunter zu schlucken.
Es dauerte eine Weile, bis ich fortfahren konnte:
„Die folgenden Wochen waren die Hölle für mich. Mein Vater zeigte ihn an, worauf ich zahlreiche Untersuchungen und Verhörungen über mich ergehen lassen musste. Unzählige Male musste ich fremden Menschen erzählen, was mir angetan worden war. Das war der absolute Horror. Hinzu kam, dass ich einen Selbsthass auf mich entwickelte. Ich hasste mich dafür, dass ich mich nicht hatte wehren können… Ich hasste, dass ich es zugelassen hatte… Ich hasste den Gedanken, Opfer solcher Gewalt geworden zu sein. Dieser… Typ… hatte in mir so vieles zerstört. Anfangs konnte ich nicht mal mehr normal auf Männer reagieren. Sobald mir einer auch nur ein wenig zu nahe kam, geriet ich in Panik. Ich konnte nicht mehr alleine raus, hatte Angst im Dunkeln und sah in jedem Mann nur noch ein gestörtes, notgeiles Arschloch…“
Ich verstummte einen Augenblick, um mir eine kleine Pause zu gönnen.
Es fiel mir unglaublich schwer, ihm das alles zu erzählen.
Nicht nur, weil Erinnerungen hochkamen, die ich nicht zulassen wollte…
Sondern auch, weil ich ihm damit alles von mir preisgab.
Went schien dies bewusst zu sein, denn er betrachtete mich mit einer Zärtlichkeit in seinem Blick, die mir neue Kraft schenkte.
Er wartete meine Pause schweigend ab und gab mir Zeit, mich zu sammeln.
Ich war ihm sehr dankbar dafür.


~Wentworth~

Marylou machte erneut eine kleine Pause, um sich zu sammeln, dann fuhr sie fort:
„Meine Angstzustände wurden immer schlimmer und mein Selbsthass immer grösser. Ich spielte sogar mit dem Gedanken, mir das Leben zu nehmen…“
Ihre Stimme versagte und sie schluckte leer.
Als sie weiter sprach, zitterte ihre Stimme.
„Ich dachte, schlimmer könne es nicht mehr werden. Ich hatte mich getäuscht.“
Marylou sah mich an und zwang sich zu einem Lächeln.
„Ich erfuhr, dass ich schwanger war.“
Ich schluckte.
Liam…
„Mein erster Gedanke war Abtreibung. Auf keinen Fall wollte ich neun Monate lang ein kleines Bisschen Etwas in mir herumtragen, das durch Gewalt entstanden war und zur Hälfte aus meinem Peiniger bestand. Zudem hatte er mein Leben schon genug zerstört… Ich wollte doch nicht schon mit 18 Mutter werden!“, gab sie zu.
„Doch irgendetwas hielt mich davon zurück…“
Ihr Blick schweifte in die Ferne und wurde plötzlich liebevoller.
„Wahrscheinlich war ich mir einfach bewusst darüber, dass Liam nicht nur Teil dieses grässlichen Menschen war… Sondern auch ein Teil von mir.“
Sie wandte sich wieder mir zu und zuckte lächelnd mit den Schultern.
„Was soll ich sagen? Er war mein Baby!“
Ich musste unwillkürlich lächeln, doch sagen konnte ich nichts.
Ich war viel zu ergriffen von dem, was sie mir da erzählte.
„Liam rettete mir das Leben. Er war der einzige Grund, wieso ich mir nichts antat und stattdessen versuchte, wieder ins Leben zurück zu finden. Ich wusste, dass er keinen Vater haben würde… Also sollte er wenigstens eine Mutter haben.“
Sie verstummte und sah nachdenklich auf das plätschernde Wasser.
Ich dagegen hatte während der ganzen Zeit kein einziges Mal den Blick von ihr genommen und tat es auch jetzt nicht.
Es war, als würde ich sie zum ersten Mal sehen.
Ich sah zum ersten Mal, wer sie wirklich war.
Und sie schien noch viel schöner zu sein als sonst…
„Ich bin nie in Therapie gegangen. Ich hatte meine Geschichte so oft erzählen müssen, dass ich nach der Gerichtsverhandlung nie wieder auch nur ein Wort darüber verloren habe. Mein Vater half mir so gut es ging, wieder zur Normalität zurück zu finden und in vielerlei Hinsicht gelang es mir tatsächlich ziemlich gut. Das Schwierigste von allem war jedoch, zu lernen, den Männern wieder zu vertrauen. Ich fürchte, ich hab das bis heute nicht wirklich geschafft…“
Sie sah mich traurig an und ich wusste sofort, dass sie mich damit meinte.
Auf einmal kam ich mir vor wie der grösste Idiot.
Es hatte so viele Anzeichen gegeben, und ich Trottel hatte nie auch nur das Geringste vermutet.
Nie hatte ich wirklich Rücksicht auf sie genommen… Und sie damit immer wieder in eine unangenehme Lage gebracht.
Ich war so dumm gewesen…


~Marylou~

Ich hielt kurz inne und sah zu Went. Auch er schaute mich an, sanft und bestürzt zugleich.
„Weißt du Went… Seit diesem Samstag… Seit dies geschehen ist, habe ich keinen Mann je wieder an mich rangelassen. Nie. Kein Händchenhalten, keine Umarmung, keinen Kuss und schon gar keinen Sex. Ich habe mir immer alle Mühe gegeben, die Typen rechtzeitig zu verjagen.“
Ich lachte leise, worauf auch Went sich zu einem Lächeln zwang.
Der Versuch scheiterte kläglich.
Ich holte tief, aber kaum hörbar Luft.
Es war nun nahezu alles gesagt.
Fehlte nur noch das letzte Stück…
Das, was mich fast am meisten Überwindung kostete, aber dennoch gesagt werden musste.
„Doch dann kamst du, Went.“, sagte ich leise.
Die Pause, die nun entstand, dauerte lange.
Ich musste mich etwas sammeln, um die richtigen Worte zu finden.
Went betrachtete mich zärtlich, sagte jedoch kein Wort.
Er wartete einfach ab, bis ich weiter sprach, wie schon so oft heute Abend.
„Du hast… Du hast etwas in mir ausgelöst, wogegen ich mich jahrelang gewehrt hatte, Went. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, war ich in einem inneren Konflikt, völlig hin- und hergerissen von meinen Gefühlen. Einerseits tat mir diese unbekannte Nähe und Wärme unglaublich gut, doch andererseits wollte und konnte ich das, was sich zwischen uns entwickelte, nicht zulassen… Denn es rief automatisch auch diese Erinnerungen in mir hoch, die ich doch so gerne vergessen wollte.“, begann ich zu erklären.
Er senkte kurz den Blick, sah jedoch gleich wieder auf.


~Wentworth~

Ich wagte kaum noch zu atmen, so angespannt war ich.
Mein Herz klopfte wild gegen meine Brust und in meinem Kopf wirbelten tausend Gedanken herum.
Irgendwie war das alles gerade ein bisschen viel auf einmal, doch ich war froh, dass sie mir endlich die Wahrheit sagte.
Die ganze Wahrheit.
„Mir wurde jedoch ziemlich schnell klar, dass ich mich nicht dagegen wehren konnte. Mit dir war es irgendwie anders… Es war… richtig. Ich wusste, wenn es mit dir nicht funktionieren würde, dann würde es mit keinem anderen funktionieren. Deshalb wollte ich, dass es klappt. Das wollte ich wirklich. Vor allem wollte ich, dass du nicht für meine Vergangenheit bezahlen musst. Glaub mir, ich hab mir wirklich Mühe gegeben…“, gestand sie.
Sie lächelte resigniert und zuckte mit den Schultern.
„Aber es ist mir nicht gelungen, Went. Ich hab dir so oft wehgetan… Und das tut mir unendlich Leid.“
Sie verstummte und senkte schuldbewusst den Blick.
„Marylou, das muss dir nicht leid tun!“, widersprach ich.
„Mir tut es Leid! Das alles, es…“
Ich unterbrach mich selbst und suchte nach den richtigen Worten, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es zu all dem keine richtigen Worte gab.
Marylou sah auf und lächelte mir liebevoll zu.
Da wusste ich, dass sie mich auch so verstand.
„Went… Wenn du das mit mir wirklich ernst meinst… Dann musst du Geduld haben und mir Zeit geben. Anders kann ich das nicht.“, sagte sie leise.
Ich schaute ihr in die Augen und nickte.
„Ich geb’ dir alle Zeit der Welt.“, versprach ich.
„Wenn du nur bei mir bleibst…“
Ein glückliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
„Ja.“, flüsterte sie.
„Ich bleibe.“
Ich öffnete meine Arme, worauf sie sich an mich kuschelte und ihren Kopf auf meine Brust legte. Sanft legte ich meine Hand auf ihren Kopf und begann, ihr behutsam über die nassen Haare zu streichen.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, blieben wir so im Brunnen sitzen, klatschnass vom Brunnenwasser und vom Regen.
Doch das spielte jetzt keine Rolle.
Für mich zählte nur, dass Marylou bei mir war.
nellily

Re: FF Wentworth Miller

Beitrag von nellily »

WOW! Ich weiss grad gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin echt sprachlos, und das will was heissen. Das hat mich echt berührt und ich habe jede Sekunde mitgelitten. Das war wieder mal wie Kino, ich hatte echt wieder das Gefühl, hautnah dabei zu sein - hoffentlich bekomm ich jetzt keine Blasenentzündung vom mit-im-Brunnen-sitzen... :o
Ich werde jetzt glaube ich doch noch mal eine Runde um den Block gehn um auf andere, klare Gedanken zu kommen. Dann kann ich vielleicht auch ein "sinnvolleres" feedback geben.

Aber eins steht ausser Frage: Du bist meine Queen of fanfiction! :up: :up:
Antworten

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