Gossip Girl FF 2: "Dan's Dirty Little Secret"
Verfasst: 17.02.2008, 11:58
Was bisher geschah: Der ehemalige Rockstar Rufus Humphrey und sein ehemaliges Groupie Lily van der Woodsen haben dank der Hilfe von Serena und - man lese und staune - Chuck Bass wieder zueinander gefunden. Während die beiden, die sich über 20 lange Jahre lang nicht lieben durften, ihr wieder gefundenes Glück genossen, tat sich Rufus’ Tochter Jenny immer noch schwer mit der Tatsache, dass ausgerechnet Lily van der Woodsen, die Mutter von ihrem Schwarm Eric, die neue Frau an der Seite ihres Vaters war. Trotz aller Bemühungen von Lily verschloss sich die 15jährige immer mehr...
Chuck Bass genoss als Belohnung für seine tatkräftige Unterstützung, seinen Vater von Lily zu trennen, zwei recht wilde Wochen mit der ebenso wilden Blair Waldorf. Sie hatten beide nicht damit gerechnet, dort einen guten Bekannten von Dan Humphrey zu treffen, und dessen “dunkles Geheimnis” sollte bald gelüftet werden.
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Der Januar 2009 war auch in New York nicht gerade warm und so beschlossen die Heimkehrer Chuck und Blair erst mal in der noblem Wohnung der Bass’ weitere Pläne zu schmieden. Das Gepäck von Blair lag noch sicher in der Limousine - wobei Chuck inzwischen leicht genervt war von ihrer Hysterie, dass jemand den Chauffeur niederschlagen und ihre unzähligen Kleider stehlen könnte.
“Die Transvestiten von New York sind nicht mehr so gewalttätig.” Mit diesen beruhigenden Worten schleppte Chuck Blair in seine Wohnung,. Er vermutete, dass sein Vater wieder bei einem geschäftlichen Meeting war, was die eindeutigen Geräusche aus dem Schlafzimmer aber nicht bestätigen wollten.
“Gott, treibt es der Alte schon unter Tags?” Chuck verzog sein Gesicht, auch wenn er selbst nicht gerade als Unschuldslamm galt. Blair dagegen wurde übermütig und wollte Chuck ärgern, was ihr auch gelang, als sie einfach die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Geschockt lief ihr Chuck hinterher, bremste aber ebenfalls ab, als Blair nach einem kurzen Blick käsebleich wieder die Tür hinter sich zuzog. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade sehen musste.
“Nun machst du mich aber echt neugierig!” Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht öffnete nun auch Chuck die Tür und als er die beiden sah, die so engumschlungen im Bett lagen, kam selbst ihm nur ein leises: “Oh mein...Teufel!” heraus.
Die beiden Liebenden hatten den unerwarteten Besuch nicht bemerkt und gönnten sich weiter ihren Spaß. Aber weder Chuck noch Blair hatten inzwischen etwas für diese Art von Späße übrig. Selbst für Chuck war diese Tatsache zu abartig - dass sich ausgerechnet Bart Bass und Eleanor Waldorf liebten.
“Chuck! Das...das ist einfach widerwärtig. Wie kommt dein Vater dazu, meine Mutter flachzulegen?”
Ehe Blair noch lauter in Panik ausbrechen konnte, zog ihr teuflischer Freund sie schon wieder aus der Wohnung. Langsam kapierte er endlich, warum sein Vater vor einigen Wochen nichts dagegen hatte, seinem Sohn die Tickets für Mauritius, die eigentlich für ihn und Lily gedacht waren, einfach so zu überlassen. Und Blair verstand nun auch endlich, warum ihre Mutter sie fast schon richtig aus der Wohnung geworfen hatte und ihr viel Spaß auf Mauritus wünschte - obwohl sie eigentlich noch zur Schule mussten. Scheinbar hatten die beiden Alten einfach vergessen, dass ihre Kinder heute zurückkamen. Weder Blair noch Chuck wollten sich vorstellen, wie lange sich die beiden schon liebten.
“Chuck, jetzt müssen wir aber wirklich was unternehmen!”
“Mhm, vielleicht sollte ich meinem Dad einfach sagen, dass das mit Lilys Krankheit nur ein Irrtum war.”
“Du willst die beiden wieder zusammenbringen?” Blair riss eine Augenbraue hoch, aber Chuck schien es durchaus ernst zu meinen. Blair musste zugeben, dass es ihr selbst lieber war, wenn Chuck wieder den Stiefbruder von Serena abgeben würde, als wenn sein Vater weiterhin ihre Mutter verführte.
Chuck und Blair warfen sich gegenseitig diabolische Blicke zu und so sehr Blair ihre Freundin Serena auch mochte, so sehr musste sie zuerst an ihre eigene Zukunft denken. Die Humphreys und die van der Woodsens sollten so bald wie möglich wieder getrennt werden...
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In der Zwischenzeit ahnten diese nichts von ihrem Unglück...
Lily und Eric waren vor einer Woche in die neue Residenz der “Van der Humphreys” - wie sich die Patchwork-Familie scherzhaft nannte - gezogen und fühlten sich recht wohl dort. Auch wenn Lily und Rufus durchaus verschiedene Geschmäcker hatten - was man an der doch unterschiedlichen Einrichtung bemerken konnte. Diese war sowohl stilvoll als auch etwas flippig - und zeigte allen Besuchern deutlich den Kontrast zwischen Lily und Rufus, die sich aber - genau wie ihre Wohnung - trotzdem harmonisch ergänzten.
Serena und Dan waren inzwischen auch zusammengezogen, die Wohnung unter ihren Eltern war nur eine vorrübergehende Lösung, da sie ja beide bald aufs College gingen. Rufus und Lily waren unendlich stolz auf ihre Kinder, die Liebe und Schule wirklich gut miteinander vereinbaren konnten.
Sorgen bereitete ihnen einzig und allein die immer rebellischer werdende Jenny, wobei sie auch noch nicht von ihren schulischen Nöten wussten. Jenny schwänzte immer öfters Kurse und gefährdete damit ihre Zukunft auf der strengen Constance Billard School. Das war Jenny aber inzwischen wirklich egal. Seit Blair wieder ihre Macht unter der Clique zurückgewonnen hatte, machte es eh keinen Spaß mehr. Sie war dort nur Zielscheibe des Spotts, da Blair ihr immer noch nicht verzeihen konnte, dass sie einfach nach ihrem vorübergehenden „Sturz aus ihrem Thron“ einfach deren Platz eingenommen hatte.
Jenny war wütend und bemerkte nicht, dass sie eigentlich mehr auf sich selbst zornig war. Sie gab die größte Teil der Schuld einfach Lily, die sich so unverschämt in ihre Familie eingeschlichen hatte. Jenny hatte sich gerade einmal so an den Gedanken gewöhnt, dass ihre leibliche Mutter Alison wohl nie wieder mit ihrem Vater zusammenkommen würde. Aber das Lily diese Tatsache einfach so schamlos ausnutze - das konnte Jenny nicht zulassen! Jenny ahnte aber auch noch nicht, dass sie bald darauf von unerwarteter Seite Hilfe bekommen würde.
„Das Essen ist gleich fertig! Jenny, Eric, ihr könnt schon mal den Tisch decken!“ Fröhlich wie schon seit zwei Wochen rief Rufus die Kids aus ihren Zimmern. Er fühlte sich dank Lilys Liebe wieder wie ein 16jähriger und konnte sein Glück immer noch nicht begreifen. Er konnte allerdings auch Jenny nicht begreifen, die gerade eben wieder die Nase rümpfen musste.
„Das riecht wieder angebrannt und eklig! Kann deine Lily eigentlich noch was anderes als...“
„Sag es nicht, Jenny!“ Rufus stoppte seine unverschämte Tochter und blickte sie sowohl streng als auch sorgenvoll an. Er verstand sie ja, dass diese neue Situation für sie nicht gerade leicht sein musste. Trotzdem konnte er von seiner sonst so geliebten Tochter doch etwas Anstand erwarten. Lily gab sich wirklich redliche Mühe, sich in ihre Familie einzufügen. Vor einem Jahr hatte es Jenny doch noch Spaß gemacht, sich mit Lily zu treffen und mit dieser shoppen zu gehen. Aber damals waren er und Lily eben auch noch kein Paar.
„Es ist nur ganz leicht verbrannt!“, tönte Lily aus der Küche und wäre wirklich froh gewesen, wenn Jenny ihr geholfen hätte. Aber immerhin kam jetzt Rufus zu ihr und umarmte sie zärtlich.
„Riecht doch lecker! Fast so lecker wie dein göttlicher Körper!“
Rufus küsste sie am Nacken und die sonst so beherrschte Dame gurrte wie eine Taube. Ihre Herzen schlugen wieder im gemeinsamen Takt und die gegenseitige Nähe trieb ihr Blut in Wallung. Wenn Jenny nicht gewesen wäre, wer weiß, wozu sie sich noch hätten hinreißen lassen...
„Bäh, das ist ja widerlich! Ich mein jetzt das Essen - und euch! Könnt ihr euch nicht mal in der Küche beherrschen!“
Jennys entsetztes jugendliches Gesicht lugte aus der Tür hervor und riss damit Rufus und Lily wieder aus ihren romantischen und zugegebenermaßen auch erotischen Gefühlen. Die beiden räusperten sich verlegen und brachten schnell den leicht angekokelten Gänsebraten auf den Tisch. Um die Kinder glücklich zu machen, hatte Lily auch noch Pommes Frites (glücklicherweise nicht verbrannt) gemacht und Rufus‘ Einwände, dass die Kinder doch lieber Salat essen sollten, ausnahmsweise ignoriert.
„Wann kommen Serena und Dan denn endlich?“, fragte Lily, während schon alle ungeduldig bei Tisch saßen. Sie blickte auch deshalb so nervös auf ihre Uhr, weil sie die Blicke von Jenny nicht mehr ertragen konnten, die ihr immer wieder mitteilten, wie unerwünscht sie doch als Mutter war. Dabei wollte diese doch zuerst einmal nur deren Freundin sein, was aber zur Zeit unmöglich schien.
Glücklicherweise klingelte es gerade an der Tür und Rufus stürmte sofort zu dieser, um seinen Sohn samt Freundin endlich zu Tisch zu bitten. Er staunte aber nicht schlecht, als er statt dessen eine junge, wirklich hübsche, blonde Frau mit zart-dunklem Teint erblickte, die ihn freundlich anlächelte. Für eine kurze Sekunde war Rufus ganz Mann und nahm ihre Schönheit gewahr. Aber er erinnerte sich sofort an seine lang geliebte Schönheit Lily, die gerade ungeduldig mit den Kindern im Esszimmer wartete.
„Sorry, aber wir sind mit unserer Religion zufrieden. Bitte entschuldigen Sie...“
Die junge Frau lachte herzhaft auf und Rufus war leicht irritiert, einerseits über diese Person ihm gegenüber und andererseits auch, wie seine Gefühle und seine Männlichkeit reagierten. Er schämte sich für seine unerwartete Reaktion und wollte sofort die Türe wieder schließen.
„Mr. Humphrey! Ich will doch nur Jenny besuchen. Ist sie zuhause?“
Rufus versuchte sich wieder zu beherrschen und dachte krampfhaft an seine Lily, die immer noch brav am Tisch saß, aber immer ungeduldiger wurde. Er bewunderte sie dafür, dass sie nicht einfach durch die Wohnung brüllte und ihn zurückrief.
Er wandte sich wieder der jungen Frau zu und verdammte sie dafür, dass sie ihn einfach so anlächelte. Aber eigentlich verdammte er sich selbst für seine Reaktion, die eine ihm völlig fremde Frau ihn in auslöste. Er liebte doch nur seine Lily und war glücklich, dass er nach all den Jahren mit ihr jetzt glücklich sein konnte.
„Ich bin ihre Lehrerin!“, ergänzte die junge Frau schnell und streckte ihm ihre zierliche Hand (Gott, war die Kleine süß! Rufus verfluchte sich wieder selbst...) entgegen.
„Mein Name ist Margalit Yaakov und ich unterrichte ihre Tochter seit vorgestern in Geschichte.“
Nur sehr zögerlich begann nun auch Rufus die zarte, aber doch auch recht energische Hand dieser jungen Person zu schütteln. Sie war nicht gerade unsympathisch, aber gerade nur eine schlechte Eigenschaft hätte sich der so aufgewühlte Vater und junggebliebene Mann für sie gewünscht.
Glücklicherweise wurde endlich jemand aus seiner Familie neugierig und gerade auch die richtige Person - Jenny, die die junge Frau interessiert ansah. Das könnte doch durchaus eine interessante Alternative zur „alten“ Lily sein, ihr Vater schien auch beeindruckt zu sein, auch wenn dieser es zu verstecken versuchte.
„Hallo, Jenny!“, begrüßte die junge Frau die inzwischen recht verblüffte noch jüngere Person ihr gegenüber. Jenny dachte krampfhaft nach, aber ihr fiel beim besten Willen nicht ein, woher sie diese junge Frau kennen konnte.
„Jenny, willst du nicht deine Lehrerin, Mrs. Yaakov, begrüßen?“
Während Jenny fast aus den Schuhen kippte, weil sie diese Lehrerin in der Schule ganz anders in Erinnerung hatte, korrigierte Margalit mit einem spitzbübischen Lächeln die Bemerkung dieses - doch recht attraktiven - Vaters.
„MISS Yaakov, bitte! Kann ich nun mit Jenny sprechen, oder nicht?“ Die jüdische Schönheit war sich ihrer direkten Art bewusst, aber sie schämte sich nicht dafür. Sie hatte auch nicht im Geringsten vor, Jenny zu verpetzen und zwinkerte dieser verschwörerisch zu. Jenny atmete auf und von diesem Augenblick an wurde ihr diese süße Geschichtslehrerin immer sympathischer.
Rufus besann sich dann doch noch auf seine Manieren und bat die junge Lehrerin hinein.
„Wir haben sicherlich noch etwas Braten und Pommes für sie übrig, Miss Yaakov. Setzen Sie sich einfach zu uns!“
Lily und Eric wunderten sich gleich darauf nicht schlecht, als sie diesen unerwarteten Gast begrüßen durften. Während Eric begeistert von dieser flippigen Lehrerin war, die im krassen Gegensatz zu ihrer strengen Schulkleidung heute einen kurzen Minirock und ein gewagtes, tief ausgeschnittenes Oberteil trug, war sich seine Mutter nicht sicher, ob sie diese Person auch gleich in ihr Herz schließen sollte. Jenny schien begeistert von ihrer frechen Lehrerin zu sein, deren großes Arm-Tattoo nun auch noch Rufus bewundern musste.
„Gefällt dir das junge Ding etwa?“ Lily verzog ihr sonst so schönes Gesicht und stieß Rufus leicht an die Seite. Warum mussten Männer immer nur mit ihrem kleinsten Teil denken? Sie war ihrem Liebsten sehr dankbar, als dieser sie sofort in die Arme nahm und ihr ins Ohr flüsterte: „Das junge Ding neben mir gefällt mir viel besser! Lily, du bist die einzig Begehrenswerte hier!“ Das gefiel der etwas eifersüchtigen blonden Schönheit doch etwas besser und die beiden küssten sich so demonstrativ, dass Jenny wieder nur den Kopf schütteln musste. Sie verstand sich während des Essens immer besser mit Margie (so durfte sie ihre Lehrerin zumindest außerhalb der Schule nennen), die ihr versprach, auch weiterhin ihrem Vater nichts von ihren schulischen Problemen zu erzählen. Dafür wollte sich aber die junge, sehr engagierte Lehrerin mehr um das Mädchen kümmern, dass scheinbar so einige familiäre Schwierigkeiten hatte, wie Margie schon innerhalb kürzester Zeit aufgrund einiger Beobachtungen gemerkt hatte. Sie hatte mit der aufgeweckten Jenny ganz eigene Pläne, die diese wieder mehr herausfordern sollten. Margie aber ahnte nicht, dass Jenny auch mit IHR ganz gewisse Pläne verfolgte...
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Einige Minuten davor in der kleinen, aber feinen Wohnung von Dan und Serena...
Serena hatte sich sehr bemühen müssen, damit ihre Mutter am Handy nicht ihre tränenunterdrückende Stimme wahrnehmen konnte. Nur mit ganz knappen Worten sagte sie das gemeinsame Familienessen für heute ab - ihre Mutter schien eh mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Irgendwie hatte diese auch einen leicht gereizten Tonfall an sich gehabt und Serena würde sich nicht wundern, wenn auch ihre Mutter von einem männlichen Humphrey enttäuscht worden war.
Serena setzte sich wieder zu Dan auf die Couch, aber während dieser verzweifelt seinen Arm um sie legen wollte, rutschte seine aufgebrachte Freundin schnell in die andere Ecke. Was bildete sich Dan nach diesem merkwürdigen Besuch seines alten Freundes Tom ein? Sollte sie ihm wirklich Glauben schenken? Vielleicht sollte sie wirklich mehr Vertrauen zu Dan setzen, was ihr aber Angesichts der Neuigkeiten, die dieser schmierige, seltsame Freund von ihm verbreitete, schier unmöglich schien.
Dan selbst konnte nicht begreifen, was Tom auf einmal hier in New York wollte. Und vor allem - was wollte er wieder von ihm? Die beiden waren 14 Jahre alt, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten und Dan hatte längst nicht mehr an diese seltsame Zeit, als sein jugendliches Blut noch so unentschlossen war, gedacht.
Es war eine schwere Zeit für Dan gewesen, da seine Eltern Alison und Rufus sich nach langer Zeit der Harmonie immer mehr gestritten haben. Dan selbst war ein Außenseiter auf seiner ehemaligen Schule gewesen und gerade die Mädchen lachten den zurückhaltenden Jungen immer aus und spielte ihm die gemeinsten Streiche. Bis Tom auftauchte, ein neuer Schüler, der sich wirklich sehr freundschaftlich um Dan kümmerte. Dan und Tom gingen wirklich durch Dick und Dünn ... Bis zu jenem Tag, als sie nach dem Baseballtraining allein in der Umkleide waren. Dan konnte bis dahin noch nicht viel mit Mädchen anfangen, auch wenn er es gern wollte. Toms Berührungen waren so neu und aufregend gewesen - und auch der erste Kuss.
Mehr war aber wirklich nicht gelaufen, auch wenn Tom darüber sehr enttäuscht gewesen war. Dan und seine Familie zogen nach New York und der Junge war eigentlich recht froh darüber. Denn dank Tom hatte er erkannt, dass er doch NICHT homosexuell veranlagt war. Je öfters sich die beiden getroffen hatten, desto peinlicher wurde es für Dan. Und später interessierten sich auch endlich die Mädchen für ihn, was für Dan sehr angenehm war. Dann tauchte seine große Liebe Serena auf - und von da an war nun wirklich alles klar gewesen.
Aber Toms überraschender Besuch heute hatte alles zunichte gemacht. Dan verstand Serena zwar, dass sie daran sehr zu knabbern hatte, dass ihr Freund vor einigen Jahren mal einen Jungen geküsst hatte, aber das konnte sie ihm doch nicht ewig vorwerfen.
„Serena, Darling, ich bitte dich...“
Dan wollte nur ihre Hand ergreifen, aber sie zog selbst diese von ihm weg. Serena wäre ihm nur allzu gern um den Hals gefallen, sie hätte ihn gern umarmt und ihm gesagt, dass sie ihn immer noch liebt und sie alles gemeinsam durchstehen werden. Aber sie konnte es nicht, zu tief saß dieser Schock - und vor allem das mangelnde Vertrauen von Dan zu ihr.
„Du hättest es mir sagen sollen, Dan!“
„Meine Güte, ich fand das wirklich nicht so wichtig. Ich war ja noch ein Kind und habe es eben mal ausprobiert. Deswegen bin ich noch lange nicht schwul!“
„Nicht wichtig, Dan? Für mich ist es schon sehr wichtig, mit wem mein Freund alles herumgeknutscht hat. Meine Güte... Und was will Tom jetzt von dir? Kannst du mir das sagen?“
Dan zuckte nur mit seinen Schultern, was Serena noch mehr in Rage brachte. Warum sah er alles so locker? Ginge es um Chuck oder gar um Nate, wäre er der Erste, der entsetzt den Kopf schütteln würde oder gar sagen würde: „Ich hab das doch schon immer gewusst.“ Serena erkannte ihren Freund nicht wieder und dieses langjährige Geheimnis, das er ihr nicht früher anvertrauen hatte können, zerstörte alles. Vor allem ihren Glauben daran, dass Dan sie wirklich aufrichtig liebte.
Langsam stand Serena auf und blickte auf Dan herab, der sie mit seinen dunklen Augen verzweifelt ansah. Allerdings sah er nicht ein, dass er irgendeinen Fehler gemacht hätte. Wenn dieser Vorfall zu ihrer Zeit gewesen wäre, dann hätte Serena durchaus das Recht gehabt, ihr Vorwürfe zu machen. Aber so fand er ihr Verhalten einfach nur lächerlich.
„Dan, ich ziehe heute wieder ins Palace!“
„Serena, das wird jetzt aber wirklich zu albern!“
Seine Antwort war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er fand es also albern, dass sie einfach nur Zeit zum Nachdenken brauchte? Fand er es albern, dass sie einfach geschockt war, als sie von seinen jugendlichen Neigungen erfahren hatte?
„Dan, wenn du mich wirklich albern findest - dann war unsere ganze Liebe albern!“
Ohne noch mehr Worte zu verlieren, verließ Serena ohne Gepäck die Wohnung. Sie stürmte aus dem großen Gebäude und rannte weinend die Straße entlang. Sie brauchte jetzt unbedingt Zuspruch von ihrer besten Freundin - und ahnte nicht, dass diese sie bereits wissend erwartete...
Chuck Bass genoss als Belohnung für seine tatkräftige Unterstützung, seinen Vater von Lily zu trennen, zwei recht wilde Wochen mit der ebenso wilden Blair Waldorf. Sie hatten beide nicht damit gerechnet, dort einen guten Bekannten von Dan Humphrey zu treffen, und dessen “dunkles Geheimnis” sollte bald gelüftet werden.
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Der Januar 2009 war auch in New York nicht gerade warm und so beschlossen die Heimkehrer Chuck und Blair erst mal in der noblem Wohnung der Bass’ weitere Pläne zu schmieden. Das Gepäck von Blair lag noch sicher in der Limousine - wobei Chuck inzwischen leicht genervt war von ihrer Hysterie, dass jemand den Chauffeur niederschlagen und ihre unzähligen Kleider stehlen könnte.
“Die Transvestiten von New York sind nicht mehr so gewalttätig.” Mit diesen beruhigenden Worten schleppte Chuck Blair in seine Wohnung,. Er vermutete, dass sein Vater wieder bei einem geschäftlichen Meeting war, was die eindeutigen Geräusche aus dem Schlafzimmer aber nicht bestätigen wollten.
“Gott, treibt es der Alte schon unter Tags?” Chuck verzog sein Gesicht, auch wenn er selbst nicht gerade als Unschuldslamm galt. Blair dagegen wurde übermütig und wollte Chuck ärgern, was ihr auch gelang, als sie einfach die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Geschockt lief ihr Chuck hinterher, bremste aber ebenfalls ab, als Blair nach einem kurzen Blick käsebleich wieder die Tür hinter sich zuzog. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade sehen musste.
“Nun machst du mich aber echt neugierig!” Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht öffnete nun auch Chuck die Tür und als er die beiden sah, die so engumschlungen im Bett lagen, kam selbst ihm nur ein leises: “Oh mein...Teufel!” heraus.
Die beiden Liebenden hatten den unerwarteten Besuch nicht bemerkt und gönnten sich weiter ihren Spaß. Aber weder Chuck noch Blair hatten inzwischen etwas für diese Art von Späße übrig. Selbst für Chuck war diese Tatsache zu abartig - dass sich ausgerechnet Bart Bass und Eleanor Waldorf liebten.
“Chuck! Das...das ist einfach widerwärtig. Wie kommt dein Vater dazu, meine Mutter flachzulegen?”
Ehe Blair noch lauter in Panik ausbrechen konnte, zog ihr teuflischer Freund sie schon wieder aus der Wohnung. Langsam kapierte er endlich, warum sein Vater vor einigen Wochen nichts dagegen hatte, seinem Sohn die Tickets für Mauritius, die eigentlich für ihn und Lily gedacht waren, einfach so zu überlassen. Und Blair verstand nun auch endlich, warum ihre Mutter sie fast schon richtig aus der Wohnung geworfen hatte und ihr viel Spaß auf Mauritus wünschte - obwohl sie eigentlich noch zur Schule mussten. Scheinbar hatten die beiden Alten einfach vergessen, dass ihre Kinder heute zurückkamen. Weder Blair noch Chuck wollten sich vorstellen, wie lange sich die beiden schon liebten.
“Chuck, jetzt müssen wir aber wirklich was unternehmen!”
“Mhm, vielleicht sollte ich meinem Dad einfach sagen, dass das mit Lilys Krankheit nur ein Irrtum war.”
“Du willst die beiden wieder zusammenbringen?” Blair riss eine Augenbraue hoch, aber Chuck schien es durchaus ernst zu meinen. Blair musste zugeben, dass es ihr selbst lieber war, wenn Chuck wieder den Stiefbruder von Serena abgeben würde, als wenn sein Vater weiterhin ihre Mutter verführte.
Chuck und Blair warfen sich gegenseitig diabolische Blicke zu und so sehr Blair ihre Freundin Serena auch mochte, so sehr musste sie zuerst an ihre eigene Zukunft denken. Die Humphreys und die van der Woodsens sollten so bald wie möglich wieder getrennt werden...
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In der Zwischenzeit ahnten diese nichts von ihrem Unglück...
Lily und Eric waren vor einer Woche in die neue Residenz der “Van der Humphreys” - wie sich die Patchwork-Familie scherzhaft nannte - gezogen und fühlten sich recht wohl dort. Auch wenn Lily und Rufus durchaus verschiedene Geschmäcker hatten - was man an der doch unterschiedlichen Einrichtung bemerken konnte. Diese war sowohl stilvoll als auch etwas flippig - und zeigte allen Besuchern deutlich den Kontrast zwischen Lily und Rufus, die sich aber - genau wie ihre Wohnung - trotzdem harmonisch ergänzten.
Serena und Dan waren inzwischen auch zusammengezogen, die Wohnung unter ihren Eltern war nur eine vorrübergehende Lösung, da sie ja beide bald aufs College gingen. Rufus und Lily waren unendlich stolz auf ihre Kinder, die Liebe und Schule wirklich gut miteinander vereinbaren konnten.
Sorgen bereitete ihnen einzig und allein die immer rebellischer werdende Jenny, wobei sie auch noch nicht von ihren schulischen Nöten wussten. Jenny schwänzte immer öfters Kurse und gefährdete damit ihre Zukunft auf der strengen Constance Billard School. Das war Jenny aber inzwischen wirklich egal. Seit Blair wieder ihre Macht unter der Clique zurückgewonnen hatte, machte es eh keinen Spaß mehr. Sie war dort nur Zielscheibe des Spotts, da Blair ihr immer noch nicht verzeihen konnte, dass sie einfach nach ihrem vorübergehenden „Sturz aus ihrem Thron“ einfach deren Platz eingenommen hatte.
Jenny war wütend und bemerkte nicht, dass sie eigentlich mehr auf sich selbst zornig war. Sie gab die größte Teil der Schuld einfach Lily, die sich so unverschämt in ihre Familie eingeschlichen hatte. Jenny hatte sich gerade einmal so an den Gedanken gewöhnt, dass ihre leibliche Mutter Alison wohl nie wieder mit ihrem Vater zusammenkommen würde. Aber das Lily diese Tatsache einfach so schamlos ausnutze - das konnte Jenny nicht zulassen! Jenny ahnte aber auch noch nicht, dass sie bald darauf von unerwarteter Seite Hilfe bekommen würde.
„Das Essen ist gleich fertig! Jenny, Eric, ihr könnt schon mal den Tisch decken!“ Fröhlich wie schon seit zwei Wochen rief Rufus die Kids aus ihren Zimmern. Er fühlte sich dank Lilys Liebe wieder wie ein 16jähriger und konnte sein Glück immer noch nicht begreifen. Er konnte allerdings auch Jenny nicht begreifen, die gerade eben wieder die Nase rümpfen musste.
„Das riecht wieder angebrannt und eklig! Kann deine Lily eigentlich noch was anderes als...“
„Sag es nicht, Jenny!“ Rufus stoppte seine unverschämte Tochter und blickte sie sowohl streng als auch sorgenvoll an. Er verstand sie ja, dass diese neue Situation für sie nicht gerade leicht sein musste. Trotzdem konnte er von seiner sonst so geliebten Tochter doch etwas Anstand erwarten. Lily gab sich wirklich redliche Mühe, sich in ihre Familie einzufügen. Vor einem Jahr hatte es Jenny doch noch Spaß gemacht, sich mit Lily zu treffen und mit dieser shoppen zu gehen. Aber damals waren er und Lily eben auch noch kein Paar.
„Es ist nur ganz leicht verbrannt!“, tönte Lily aus der Küche und wäre wirklich froh gewesen, wenn Jenny ihr geholfen hätte. Aber immerhin kam jetzt Rufus zu ihr und umarmte sie zärtlich.
„Riecht doch lecker! Fast so lecker wie dein göttlicher Körper!“
Rufus küsste sie am Nacken und die sonst so beherrschte Dame gurrte wie eine Taube. Ihre Herzen schlugen wieder im gemeinsamen Takt und die gegenseitige Nähe trieb ihr Blut in Wallung. Wenn Jenny nicht gewesen wäre, wer weiß, wozu sie sich noch hätten hinreißen lassen...
„Bäh, das ist ja widerlich! Ich mein jetzt das Essen - und euch! Könnt ihr euch nicht mal in der Küche beherrschen!“
Jennys entsetztes jugendliches Gesicht lugte aus der Tür hervor und riss damit Rufus und Lily wieder aus ihren romantischen und zugegebenermaßen auch erotischen Gefühlen. Die beiden räusperten sich verlegen und brachten schnell den leicht angekokelten Gänsebraten auf den Tisch. Um die Kinder glücklich zu machen, hatte Lily auch noch Pommes Frites (glücklicherweise nicht verbrannt) gemacht und Rufus‘ Einwände, dass die Kinder doch lieber Salat essen sollten, ausnahmsweise ignoriert.
„Wann kommen Serena und Dan denn endlich?“, fragte Lily, während schon alle ungeduldig bei Tisch saßen. Sie blickte auch deshalb so nervös auf ihre Uhr, weil sie die Blicke von Jenny nicht mehr ertragen konnten, die ihr immer wieder mitteilten, wie unerwünscht sie doch als Mutter war. Dabei wollte diese doch zuerst einmal nur deren Freundin sein, was aber zur Zeit unmöglich schien.
Glücklicherweise klingelte es gerade an der Tür und Rufus stürmte sofort zu dieser, um seinen Sohn samt Freundin endlich zu Tisch zu bitten. Er staunte aber nicht schlecht, als er statt dessen eine junge, wirklich hübsche, blonde Frau mit zart-dunklem Teint erblickte, die ihn freundlich anlächelte. Für eine kurze Sekunde war Rufus ganz Mann und nahm ihre Schönheit gewahr. Aber er erinnerte sich sofort an seine lang geliebte Schönheit Lily, die gerade ungeduldig mit den Kindern im Esszimmer wartete.
„Sorry, aber wir sind mit unserer Religion zufrieden. Bitte entschuldigen Sie...“
Die junge Frau lachte herzhaft auf und Rufus war leicht irritiert, einerseits über diese Person ihm gegenüber und andererseits auch, wie seine Gefühle und seine Männlichkeit reagierten. Er schämte sich für seine unerwartete Reaktion und wollte sofort die Türe wieder schließen.
„Mr. Humphrey! Ich will doch nur Jenny besuchen. Ist sie zuhause?“
Rufus versuchte sich wieder zu beherrschen und dachte krampfhaft an seine Lily, die immer noch brav am Tisch saß, aber immer ungeduldiger wurde. Er bewunderte sie dafür, dass sie nicht einfach durch die Wohnung brüllte und ihn zurückrief.
Er wandte sich wieder der jungen Frau zu und verdammte sie dafür, dass sie ihn einfach so anlächelte. Aber eigentlich verdammte er sich selbst für seine Reaktion, die eine ihm völlig fremde Frau ihn in auslöste. Er liebte doch nur seine Lily und war glücklich, dass er nach all den Jahren mit ihr jetzt glücklich sein konnte.
„Ich bin ihre Lehrerin!“, ergänzte die junge Frau schnell und streckte ihm ihre zierliche Hand (Gott, war die Kleine süß! Rufus verfluchte sich wieder selbst...) entgegen.
„Mein Name ist Margalit Yaakov und ich unterrichte ihre Tochter seit vorgestern in Geschichte.“
Nur sehr zögerlich begann nun auch Rufus die zarte, aber doch auch recht energische Hand dieser jungen Person zu schütteln. Sie war nicht gerade unsympathisch, aber gerade nur eine schlechte Eigenschaft hätte sich der so aufgewühlte Vater und junggebliebene Mann für sie gewünscht.
Glücklicherweise wurde endlich jemand aus seiner Familie neugierig und gerade auch die richtige Person - Jenny, die die junge Frau interessiert ansah. Das könnte doch durchaus eine interessante Alternative zur „alten“ Lily sein, ihr Vater schien auch beeindruckt zu sein, auch wenn dieser es zu verstecken versuchte.
„Hallo, Jenny!“, begrüßte die junge Frau die inzwischen recht verblüffte noch jüngere Person ihr gegenüber. Jenny dachte krampfhaft nach, aber ihr fiel beim besten Willen nicht ein, woher sie diese junge Frau kennen konnte.
„Jenny, willst du nicht deine Lehrerin, Mrs. Yaakov, begrüßen?“
Während Jenny fast aus den Schuhen kippte, weil sie diese Lehrerin in der Schule ganz anders in Erinnerung hatte, korrigierte Margalit mit einem spitzbübischen Lächeln die Bemerkung dieses - doch recht attraktiven - Vaters.
„MISS Yaakov, bitte! Kann ich nun mit Jenny sprechen, oder nicht?“ Die jüdische Schönheit war sich ihrer direkten Art bewusst, aber sie schämte sich nicht dafür. Sie hatte auch nicht im Geringsten vor, Jenny zu verpetzen und zwinkerte dieser verschwörerisch zu. Jenny atmete auf und von diesem Augenblick an wurde ihr diese süße Geschichtslehrerin immer sympathischer.
Rufus besann sich dann doch noch auf seine Manieren und bat die junge Lehrerin hinein.
„Wir haben sicherlich noch etwas Braten und Pommes für sie übrig, Miss Yaakov. Setzen Sie sich einfach zu uns!“
Lily und Eric wunderten sich gleich darauf nicht schlecht, als sie diesen unerwarteten Gast begrüßen durften. Während Eric begeistert von dieser flippigen Lehrerin war, die im krassen Gegensatz zu ihrer strengen Schulkleidung heute einen kurzen Minirock und ein gewagtes, tief ausgeschnittenes Oberteil trug, war sich seine Mutter nicht sicher, ob sie diese Person auch gleich in ihr Herz schließen sollte. Jenny schien begeistert von ihrer frechen Lehrerin zu sein, deren großes Arm-Tattoo nun auch noch Rufus bewundern musste.
„Gefällt dir das junge Ding etwa?“ Lily verzog ihr sonst so schönes Gesicht und stieß Rufus leicht an die Seite. Warum mussten Männer immer nur mit ihrem kleinsten Teil denken? Sie war ihrem Liebsten sehr dankbar, als dieser sie sofort in die Arme nahm und ihr ins Ohr flüsterte: „Das junge Ding neben mir gefällt mir viel besser! Lily, du bist die einzig Begehrenswerte hier!“ Das gefiel der etwas eifersüchtigen blonden Schönheit doch etwas besser und die beiden küssten sich so demonstrativ, dass Jenny wieder nur den Kopf schütteln musste. Sie verstand sich während des Essens immer besser mit Margie (so durfte sie ihre Lehrerin zumindest außerhalb der Schule nennen), die ihr versprach, auch weiterhin ihrem Vater nichts von ihren schulischen Problemen zu erzählen. Dafür wollte sich aber die junge, sehr engagierte Lehrerin mehr um das Mädchen kümmern, dass scheinbar so einige familiäre Schwierigkeiten hatte, wie Margie schon innerhalb kürzester Zeit aufgrund einiger Beobachtungen gemerkt hatte. Sie hatte mit der aufgeweckten Jenny ganz eigene Pläne, die diese wieder mehr herausfordern sollten. Margie aber ahnte nicht, dass Jenny auch mit IHR ganz gewisse Pläne verfolgte...
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Einige Minuten davor in der kleinen, aber feinen Wohnung von Dan und Serena...
Serena hatte sich sehr bemühen müssen, damit ihre Mutter am Handy nicht ihre tränenunterdrückende Stimme wahrnehmen konnte. Nur mit ganz knappen Worten sagte sie das gemeinsame Familienessen für heute ab - ihre Mutter schien eh mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Irgendwie hatte diese auch einen leicht gereizten Tonfall an sich gehabt und Serena würde sich nicht wundern, wenn auch ihre Mutter von einem männlichen Humphrey enttäuscht worden war.
Serena setzte sich wieder zu Dan auf die Couch, aber während dieser verzweifelt seinen Arm um sie legen wollte, rutschte seine aufgebrachte Freundin schnell in die andere Ecke. Was bildete sich Dan nach diesem merkwürdigen Besuch seines alten Freundes Tom ein? Sollte sie ihm wirklich Glauben schenken? Vielleicht sollte sie wirklich mehr Vertrauen zu Dan setzen, was ihr aber Angesichts der Neuigkeiten, die dieser schmierige, seltsame Freund von ihm verbreitete, schier unmöglich schien.
Dan selbst konnte nicht begreifen, was Tom auf einmal hier in New York wollte. Und vor allem - was wollte er wieder von ihm? Die beiden waren 14 Jahre alt, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten und Dan hatte längst nicht mehr an diese seltsame Zeit, als sein jugendliches Blut noch so unentschlossen war, gedacht.
Es war eine schwere Zeit für Dan gewesen, da seine Eltern Alison und Rufus sich nach langer Zeit der Harmonie immer mehr gestritten haben. Dan selbst war ein Außenseiter auf seiner ehemaligen Schule gewesen und gerade die Mädchen lachten den zurückhaltenden Jungen immer aus und spielte ihm die gemeinsten Streiche. Bis Tom auftauchte, ein neuer Schüler, der sich wirklich sehr freundschaftlich um Dan kümmerte. Dan und Tom gingen wirklich durch Dick und Dünn ... Bis zu jenem Tag, als sie nach dem Baseballtraining allein in der Umkleide waren. Dan konnte bis dahin noch nicht viel mit Mädchen anfangen, auch wenn er es gern wollte. Toms Berührungen waren so neu und aufregend gewesen - und auch der erste Kuss.
Mehr war aber wirklich nicht gelaufen, auch wenn Tom darüber sehr enttäuscht gewesen war. Dan und seine Familie zogen nach New York und der Junge war eigentlich recht froh darüber. Denn dank Tom hatte er erkannt, dass er doch NICHT homosexuell veranlagt war. Je öfters sich die beiden getroffen hatten, desto peinlicher wurde es für Dan. Und später interessierten sich auch endlich die Mädchen für ihn, was für Dan sehr angenehm war. Dann tauchte seine große Liebe Serena auf - und von da an war nun wirklich alles klar gewesen.
Aber Toms überraschender Besuch heute hatte alles zunichte gemacht. Dan verstand Serena zwar, dass sie daran sehr zu knabbern hatte, dass ihr Freund vor einigen Jahren mal einen Jungen geküsst hatte, aber das konnte sie ihm doch nicht ewig vorwerfen.
„Serena, Darling, ich bitte dich...“
Dan wollte nur ihre Hand ergreifen, aber sie zog selbst diese von ihm weg. Serena wäre ihm nur allzu gern um den Hals gefallen, sie hätte ihn gern umarmt und ihm gesagt, dass sie ihn immer noch liebt und sie alles gemeinsam durchstehen werden. Aber sie konnte es nicht, zu tief saß dieser Schock - und vor allem das mangelnde Vertrauen von Dan zu ihr.
„Du hättest es mir sagen sollen, Dan!“
„Meine Güte, ich fand das wirklich nicht so wichtig. Ich war ja noch ein Kind und habe es eben mal ausprobiert. Deswegen bin ich noch lange nicht schwul!“
„Nicht wichtig, Dan? Für mich ist es schon sehr wichtig, mit wem mein Freund alles herumgeknutscht hat. Meine Güte... Und was will Tom jetzt von dir? Kannst du mir das sagen?“
Dan zuckte nur mit seinen Schultern, was Serena noch mehr in Rage brachte. Warum sah er alles so locker? Ginge es um Chuck oder gar um Nate, wäre er der Erste, der entsetzt den Kopf schütteln würde oder gar sagen würde: „Ich hab das doch schon immer gewusst.“ Serena erkannte ihren Freund nicht wieder und dieses langjährige Geheimnis, das er ihr nicht früher anvertrauen hatte können, zerstörte alles. Vor allem ihren Glauben daran, dass Dan sie wirklich aufrichtig liebte.
Langsam stand Serena auf und blickte auf Dan herab, der sie mit seinen dunklen Augen verzweifelt ansah. Allerdings sah er nicht ein, dass er irgendeinen Fehler gemacht hätte. Wenn dieser Vorfall zu ihrer Zeit gewesen wäre, dann hätte Serena durchaus das Recht gehabt, ihr Vorwürfe zu machen. Aber so fand er ihr Verhalten einfach nur lächerlich.
„Dan, ich ziehe heute wieder ins Palace!“
„Serena, das wird jetzt aber wirklich zu albern!“
Seine Antwort war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er fand es also albern, dass sie einfach nur Zeit zum Nachdenken brauchte? Fand er es albern, dass sie einfach geschockt war, als sie von seinen jugendlichen Neigungen erfahren hatte?
„Dan, wenn du mich wirklich albern findest - dann war unsere ganze Liebe albern!“
Ohne noch mehr Worte zu verlieren, verließ Serena ohne Gepäck die Wohnung. Sie stürmte aus dem großen Gebäude und rannte weinend die Straße entlang. Sie brauchte jetzt unbedingt Zuspruch von ihrer besten Freundin - und ahnte nicht, dass diese sie bereits wissend erwartete...