FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

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Teppich

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Teppich »

OOOHA!! Went!!!
Gottseidank hat er doch noch was gesagt! Wäre zu blöd gewesen,
wenn er einfach so wieder gegangen wäre. Schliesslich konnte
Alex sich doch noch dazu durchringen, ihm davon zu erzählen.

Yeah, endlich wieder raus aus dem goldnen Käfig :D
Die Frau Hunting ist wirklich toll, dass sie sich so um sie sorgt
und ihr sogar noch anruft. Ne tolle Psychologin, wirklich.

Sag mal, die Karte, die Went da gezeichnet hat: Stammt die Idee
von Michael aus Lost? Weil der hat ja seinem Sohn auch mal so
ne Karte gezeichnet...

Hehehe, ja, als ich 2002 nach NYC ging, war ich erstmal total geplättet
von den vielen Eindrücken. Ist wirklich TOTAL anders dort. Und
shoppen kann man da auch wie verrückt ohne arm zu werden *lach*
Freut mich, dass du auf so tolle Kinder aufpassen kannst.
Hach, ich beneide dich grad TOTAL! *schmoll* ;)
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Hehe, ja shoppen kann man da ohne Ende. Hab gestern neue Vans für 7 Dollar gekauft, die kosten bei uns das 10-fache!
Nein, es ist wirklich toll hier und ich würde auch nicht tauschen wollen ;D

Nein, ich schau kein Lost an. Auf die Zeichnungen bin ich gekommen, weil Went wirklich mal einen Comic mit seinem Vater gezeichnet hat. Also hab ich sein Zeichentalent mal einfach in die Geschi eingebaut :D
Ja, Dr. Hunting is wirklich nett. Ich hab sie so sein lassen, damit Alex schnell wieder gesund wird :)


Kapitel 35: Suprise me, surprise him, surprise everybody


Wenn ich etwas durch die Therapie lernte, dann war es das Lernen. Ich lernte mich selbst kennen, meine Schwächen, meine Stärken, meine Umgebung, meine Mitmenschen und damit umzugehen. Zumindest in der Theorie. Es war ein bisschen wie Auto fahren zu lernen. Man kann die Theorie, weiß, wo Gas und Bremse ist und kennt die Straßenverkehrsregeln. Am Anfang fühlst man sich unsicher und denkt über alles nach, bevor man es tut. Doch durch Übung lernt man, nicht mehr "Hochschalten", "Bremsen" oder "Kupplung drücken" zu denken, sondern sich auf das Gespräch mit dem Beifahrer oder die Musik im Radio zu konzentrieren. Man fährt automatisch.
So erging es mir in den Stunden mit Dr. Hunting. Sie gab mir das theoretische Wissen, das ich in der Realität anwenden musste. Natürlich ging das nicht so einfach, denn ich hatte mir, wie jeder Mensch, Angewohnheiten zugelegt. Ich war nicht gerade redsam, verschwieg meine Gefühle und war sehr unsicher in vielen Dingen. Doch es ging auch nicht darum, mit großen Schritten zu starten, sondern Stück für Stück meine Ziele zu erreichen.
Dass ich das so schnell würde tun müssen, hätte ich aber selber nicht gedacht. Der Samstag fing normal an. Shalley kam zum Frühstück vorbei und brachte Hunger für zwei mit. Ihr Bauch war ordentlich gewachsen und deutlich unter dem T-Shirt zu sehen.
"Du siehst müde aus. Kannst du immer noch nicht schlafen?", fragte sie mich besorgt, als wir gemeinsam den Tisch abräumten.
"Es ist schon besser, aber manchmal muss ich so viel vom Tag aufarbeiten, dass es mich die ganze Zeit wach hält.", erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll.
"Aber es geht dir besser durch die Therapie?"
"Ja, aber es wird noch dauern."
"Du schaffst das schon. Wäre ja noch schöner, wenn du wegen so einem Aas wie Lucas dein Leben an den Nagel hängst!" Sie drückte mich kurz an sich und lächelte. Ich war ihr ebenso wie Sam dankbar für alles und eigentlich richtig froh darüber, dass die beiden ein Paar waren. Es gab mir den sicheren Rückhalt, den ich brauchte.
Sam verabschiedete sich und fuhr zur Arbeit, während Shalley und ich es uns mit Lynn im Wohnzimmer gemütlich machten. Wir schauten uns "Schneewitchen" an und Shalley lackierte mir nebenbei die Fingernägel.
"Eine Woche Krankenhaus und wenn man deine Nägel betrachtet könnte man meine, du wärst durch die Wildnis gewandert.", kommentierte sie kopfschüttelnd. Meine Nägel sahen wirklich schlimm aus, teilweise abgebissen oder dreckig. An einigen Fingern war auch die Haut aufgekratzt, weil ich so nervös gewesen war.
"Zum Glück gibt es Freundinnen, die einen wieder hübsch machen können.", grinste ich und streichelte Lynn durchs blonde Haar. Die Gedanken von letzter Nacht waren immer noch da.
"Schleim nur rum.", meinte sie unbeeindruckt, als es im gleichen Moment klingelte. "Ich geh schon!", meinte sie und erhob sich vom Sofa, die Feile in der Hand. Ich hörte und sah, wie sie die Tür öffnete und ihre Augen sich weiteten.
"Hallo!", hörte ich eine vertraute Stimme und hätte fast vor Schreck auf der Couch gestanden.
"Hi.", brachte Shalley hervor und ich hätte nicht stolzer sein können, als jetzt. Ich hätte keinen Ton herausgebracht. Sie ließ ihn hinein und während ich wie unter Schock dasaß, erschien er vor uns. Zum Glück gab mir Lynn erstmal Spielraum, um mich zu sammeln, denn sie stürmte direkt vom Sofa auf ihn zu. Shalley und ich beobachten das Wiedersehen der beiden und ich sah, dass Shalley zu Tränen gerührt war. Aber auch mich ließ es nicht kalt, erinnerte es mich doch daran, was ich eigentlich für ein Glück mit ihm hatte. Er setzte Lynn wieder behutsam auf den Boden und blickte dann erwartungsvoll zu mir. Bevor wir irgendetwas sagen konnten, mischte sich Shalley ein.
"Ich sollte einkaufen gehen, bevor die Rentner sich wieder an der Kasse vordrängeln!", meinte sie und zwinkerte mir auffällig zu. Went sah es und grinste Shalley zu. "Komm, Lynn! Wir gehen mal schauen, was es in der Süßwarenabteilung gibt.", rief sie meiner Tochter zu und war schneller mit ihr zur Tür hinaus verschwunden, als mir lieb war. Ich atmete einmal tief durch und zeigte ihm an, dass er sich aufs Sofa setzen sollte. Ihn vor mir stehen zu sehen, machte mich doch etwas nervös.
"Willst du etwas trinken?" Ich stand auf und ging in Richtung Küche.
"Ja, Wasser wäre gut." Ich hätte jetzt einen Scotch vertragen können, aber so etwas hatten wir leider nicht. Also begnügte ich mich ebenfalls mit einem Wasser und ging zu ihm zurück. Mein Herz schlug wie wild und ich vergrub meine Hände unter meinen Beinen, damit er nicht sah, dass sie zitterten.
"Wie geht´s dir?", fragte er und trank einen Schluck von seinem Wasser. Ich musterte ihn für einen Moment verstohlen und sah, wie müde er war. Ich konnte nur ahnen, dass es mit den anstrengenden Dreharbeiten zu tun hatte.
"Besser.", meinte ich und versuchte ein Lächeln. "Und dir? Du siehst etwas...geschafft aus."
"Die Dreharbeiten sind anstrengend und ich fühle mich auch noch ein wenig wie Michael." Er grinste schief und ich trank mein Glas in zwei Zügen aus. "Ich wollte dich eigentlich anrufen, aber entweder war ich schon zu müde oder es war schon zu spät.", ergänzte er und lenkte das Thema in die erwartete Richtung.
"Ist okay! Ich hatte ja nicht einmal mit einer Antwort gerechnet." Ich log mich selbst an, aber irgendwo stimmte es doch.
"Warum nicht?"
"Weil ich viel von dir verlange. Zu viel." Ich blickte auf seine Hände und versuchte die Nervosität zu unterdrücken. "Ich weiß, dass der Brief nicht viel erklärt."
"Er erklärt genug, um zu verstehen und ich bin dir dankbar für deine Offenheit. Mach dir nicht so viele Gedanken um mich, sondern werde erst mal gesund, okay? Dann können wir alles in Ruhe klären." Ich nickte nur, weil seine Worte mich schon wieder zu Tränen rührten. Warum konnte ich nicht auch so etwas Tolles sagen? Oder überhaupt etwas?
"Danke.", brachte ich hervor und schluckte heftig. Wenn er wüsste, wie viel mir das bedeutete. Für einen Moment herrschte Schweigen, keiner von uns wusste, was er sagen sollte.
"Darf ich dich umarmen oder ist das keine gute Idee?", fragte er leise und ich blickte ihm in seine blau-grünen Augen, die mich so erwartungsvoll musterten. Mein Herz klopfte wie wild, als ich vorsichtig meine Arme um seinen Körper schlang und meinen Kopf an seine Brust lehnte. Er legte seine Arme behutsam um mich und ich war gerührt, als ich hörte, dass sein Herz mindestens genauso schnell schlug wie meines. Ich lehnte meine Stirn gegen seine Schultern und schloss meine Augen, während er mir sanft über den Kopf strich. Es war, als würde er meine Seele streicheln und mich tief in meinem Innersten berühren. Zum ersten Mal fühlte es sich nicht ganz so falsch für mich an, obwohl ich immer noch diese Starre in mir spürte, die mich verkrampfen ließ. Doch darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Meine Gedanken sollten ganz ihm gehören und ich wollte diesen Moment für mich abspeichern, um mich immer wieder daran erinnern zu können, wofür ich kämpfte. Ich atmete einmal tief ein und der Geruch seines Aftershaves stieg mir in die Nase. Ein neuer Teil seiner Nähe, die ich nun kennen lernte und die mir erst jetzt so richtig bewusst wurde.
"Es wird alles wieder gut.", flüsterte er mir in mein Ohr und selbst als er so leise sprach, konnte ich heraushören, wie auch er von diesem Moment gerührt war. Langsam lösten wir uns aus unserer Umarmung und sahen uns für einen Moment an. Ich wusste, was er dachte und wollte, also schüttelte ich leicht den Kopf, um zu zeigen, dass ich nicht konnte. Noch nicht. Aber er sollte sehen, dass ich mich bemühte und es ernst meinte. Also griff ich nach seiner Hand, die so viel größer schien als meine, obwohl ich schon lange Finger hatte.
Eine ganze Weile saßen wir einfach nur so da, ohne ein Wort zu sprechen und genossen diesen Moment. Es widerstrebte mir alles ein wenig und fühlte sich unnatürlich an, aber ich liebte ihn und das war, was ich mir bewusst machen musste. Nicht nur mir selbst, sondern eigentlich auch ihm, denn ich hatte ihm noch immer nichts von meinen Gefühlen zu ihm gestanden, auch nicht in dem Brief.
"Alex?" Fast war ich schon erschrocken von dem Geräusch. "Ich muss wieder los, meine Schwester hat mich zum Essen eingeladen." Er machte keine Anstalten aufzustehen.
"Ist schon okay. Ich muss dann auch langsam Mittagessen kochen, denn Shalleys Neugier wird sie bald wieder in der Tür erscheinen lassen." Unweigerlich musste ich grinsen und stand langsam auf. Er folgte mir und trank noch schnell sein Wasser aus.
"Hast du morgen Zeit?", fragte er, als wir zur Tür gingen.
"Morgen hat Lynn einen Auftritt und ich weiß nicht, wie lange das geht und ob ich danach noch zu etwas fähig bin." Er nickte nur. "Ich kann dich ja anrufen.", ergänzte ich, damit ich den traurigen Ausdruck in seinen Augen nicht mehr sehen musste. Ich wollte ihm nie wieder weh tun.
"Okay, dann bis bald." Wir standen unschlüssig da und wussten nicht, wo wir standen oder wie weit wir gehen durften und wollten. Wir betraten neues Terrain.
"Ja, bis bald.", meinte ich leise und drückte mit meinem Gewicht gegen die Türklinke. Er sollte gehen und gleichzeitig hier bleiben. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und ließ ihn vorbei. Er schenkte mir ein Lächeln und verschwand eilends in seinem Auto, bevor ihn noch jemand erkennen konnte. Seit ich aus dem Krankenhaus raus war, waren keine Reporter aufgetaucht und ich hoffte, dass das auch so blieb.
Ich blieb noch eine Weile in der Tür stehen und ließ mich von meinen Gefühlen überwältigen. Es war ein einziger Kampf in mir. Der eine Teil war stolz auf mein Handeln und freute sich riesig über die Fortschritte. Der andere Teil starb fast vor Angst und fragte mich immer wieder, wie ich den seinen Erwartungen gerecht werden wollte. Das wusste ich selbst nicht, was mich unsicher machte. Die Freude verebbte wieder und dieses leichte Schwebegefühl verschwand. Seufzend kickte ich die Tür zu und machte mich daran, Mittag zu machen. Es war extrem heiß heute und deswegen machte ich nur einen Obstsalat zum Mittagessen. Gerade als ich die Ananas zerteilte, klingelte es an der Tür und Shalley und Evans erschienen, vollgepackt mit Tüten.
"Habt ihr auch noch was im Laden gelassen?"
"Wir haben ganz viele Süßigkeiten gekauft!", rief Evangeline aufgeregt und Shalley gab ihr einen warnenden Blick.
"Du bist mir ja ein tolles Patenkind. Dir sag ich nichts mir!" Evans schaute verstört und ich strich ihr behutsam übers Haar.
"Das war ganz richtig, Schatz. Lass dich nicht von deiner Tante ärgern.", grinste ich und schob meine Tochter ins Bad zum Hände waschen.
"Wo ist denn unser Gast?", fragte Shalley und versuchte ihre Neugier zu verstecken.
"Gegangen." Shalley machte ein paar komische Geräusche und sah mich böse an.
"Wenn er das nächste Mal kommt, klär ich das mit ihm. So kann das doch nicht weiter gehen. Ich leide schon wie ein Hund unter deiner Dummheit."
"Danke für dein Mitgefühl.", gab ich zurück. "Außerdem hab ich es nicht es nicht in den Sand gesetzt!" Shalley ließ die Butter auf den Boden fallen.
"Nicht?" Sie starrte mich fassungslos an. "Also seid ihr jetzt zusammen?"
"Nein, nicht direkt!", murmelte ich und räumte schnell die Spaghetti in den Schrank.
"Nicht? Also hast du es doch versaut!" Shalley war wieder auf 180, während ich kein Wort mehr darüber verlieren soll. "komm schon, sag mir doch auch mal was! Ich bin deine beste Freundin.", meckerte sie weiter und nahm sich ein Stück Melone.
"Wir haben geredet.", fasste ich es knapp zusammen.
"Worüber?"
"Das schöne Wetter und den tollen Strand!", erwiderte ich sarkastisch und schnitt das Obst weiter.
"Alexis, bitte bitte bitte!" Shalley sah mich mit ihren braunen Kugelaugen an und ich gab nach.
"Okay, okay. Er will mir Zeit geben, bis ich wieder gesund bin und dann wollen wir weiter sehen." Ich seufzte und legte das Messer weg, weil mich die Erinnerung wieder überrannte. Shalley nahm mich kurz in den Arm.
"Tut mir Leid, ich wollte dich nicht drängen."
"Nein, das war gut so. Ich muss darüber reden, denn nur so wird es besser." Sie nickte und wir gingen mit Schüsseln, Gabeln und dem Obstsalat bewaffnet ins Wohnzimmer.

Am nächsten Morgen stand Chaos an. Sam, Shalley und ich versuchten an alles für Evans` Ballettauftritt zu denken und liefen unruhig durch die Wohnung.
"Hast du ihre Ballerinas gesehen?"
"Nein, aber weißt du, wo ihr Rucksack ist?"
"Ja, ich glaube, er ist in ihrem Schrank!"
"Wo ist mein Kleid, Mommy?"
Fast wären wir zu spät los gefahren und mussten uns durch den Verkehr kämpfen. Sam raste durch die Straßen, überholte dort, wo es eigentlich verboten war, aber dadurch kamen wir noch rechtzeitig an. Ich brachte Evans zu Mrs. Linné und wünschte ihr viel Glück. Vor dem Eingang traf ich mich wieder mit Shalley und Sam, der die Karten hatte. Ich war furchtbar aufgeregt und drückte der Tanzgruppe ganz fest die Daumen. Doch meine Sorge war unbegründet, denn die Kleinen waren so süß anzuschauen, dass selbst Sam begeistert war.
Doch wie ich schon befürchtet hatte, verbrachten wir den ganzen Tag dort. Lynn wollte sich noch die ganzen Veranstaltungen anschauen, es waren auch mehrere Stände für Kinder aufgebaut und verbieten konnte ich es ihr ja nicht. Erst am Abend kehrten wir wieder zurück und waren wirklich geschafft. Sam trug Lynn ins Bett, während Shalley und ich uns erschöpft aufs Sofa sinken ließen.
"Also ich geh schlafen!", meinte ich zu den beiden und stand auf.
"Wir bleiben noch ein bisschen wach."
"klar, aber macht nicht so laut.", zwinkerte ich Shalley und meinem Bruder zu, die mir nur ein "Haha!" hinterherschickten.

Eine neue Woche brach an und ich war wieder die meiste Zeit Zuhause. Gleich am Montag gab es eine Überraschung, denn ich hatte eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen. Ich freute mich sehr darüber und nahm mir vor hinzugehen, egal was Sam sagen würde. Wenn ich die Chancen nicht wahrnehmen würde, dann konnte ich nie zu einem normalen Leben zurückkehren. Also trug ich mir das Datum und die Uhrzeit in den Kalender ein und machte mich auf zu der Therapiestunde mit Dr. Hunting. Auf dem Rückweg schlenderte ich noch ein wenig die Einkaufsstraße entlang und blieb Gedankenversunken vor den Schaufenstern stehen. Ich bekam gar nicht richtig mit, was ich mir da eigentlich anschaute, da ich noch immer den Gesprächen mit Dr. Hunting nachhing. Es war anstrengend alles aufzuarbeiten, seine Gefühle einzuordnen und dann daraus eine Lehre zu ziehen, die einem im Leben voranbringt. Doch es war der richtige Weg und vielleicht auch der Einzige.
Die nächsten Tage verliefen nicht anders, aber jeder war ein weiterer Schritt in mein neues altes Leben. Ich fühlte mich besser und durch dieses stressfreie Zeit konnte ich auch endlich wieder Momente genießen, ohne gleich wieder an Arbeit denken zu müssen. Shalley schleifte mich zur Kosmetikerin, wo mir alle möglichen Gesichtsmasken verpasst wurden, die sie auf Lager hatten. Auch wenn ich protestierte und einige Flüche an meine Freundin abließ, machte es doch Spaß und ich war ihr dankbar für alles, was sie für mich tat.
Doch eine Sache machte mir zu schaffen und diese betraf Went. Ich wusste, dass er viel arbeiten musste und oftmals den ganzen Tag am Set stand. Shalley hatte mir ausführlich davon berichtet und mir auch einen ganzen Haufen an Interviews vorgelesen, wobei es für mich nicht wirklich nach Went klang. Er sprach ganz anders und vor allem auch so viel. Normalerweise war er nicht ganz so gesprächig, sondern schaffte es meistens durch gezielte Fragen, andere zum Reden zu bringen. Doch darum ging es mir auch nicht, denn viel schlimmer für mich war, dass sich unser Verhältnis änderte. Er gab mir die Zeit, die ich brauchte, aber dadurch versuchten wir beide dieses Thema zu umgehen. Der ganze Wortwitz, das Flirten und Lachen ging verloren und mir wurde bewusst, dass es von Anfang auf nichts anderes herausgelaufen war, als dass wir uns ineinander verlieben würden. Nur hatte ich den Fakt die ganze Zeit ausgeblendet und ich konnte nur erahnen, wie sehr es ihn in München getroffen haben musste, als ich ihn abgewiesen hatte. Ich fragte mich, ob die Zeit etwas daran ändern würde. Schon jetzt, wenn wir miteinander telefonierten, hatten wir uns nicht viel zu erzählen. Ich konnte ihm nichts von meiner Therapie berichten und auch er konnte nicht immer nur vom Dreh sprechen, weil ich meistens keine Ahnung hatte, um was es eigentlich ging. Also waren unsere Telefonate meist nach 10 Minuten beendet. Ich war verzweifelt, weil ich nicht wollte, dass es so endet oder überhaupt vorbei ging. Doch gleichzeitig konnte ich es nicht aufhalten und musste zusehen wie wir Stück für Stück auseinander gingen.
Trotzdem war er immer noch ein wichtiger Mensch für mich und es verging kein Tag, an dem ich nicht an ihn dachte. Shalley und Sam versuchten mich immer aufzumuntern oder mir Mut zuzusprechen, wenn sie mal nicht an Ideen a lá "Mission Impossible" arbeiteten, um Went und mich zusammenzubringen. Auch wenn ich von diesen Plänen nichts hielt, musste ich doch über die beiden schmunzeln. Sie halfen mir so sehr und unterstützten mich in allen Bereichen, ohne sich zu beschweren. Ich glaube, nicht jeder hat so ein Glück zwei solche verrückten und liebenswürdigen Menschen an seiner Seite zu haben.

Am Samstagmorgen, eine Woche nachdem Went vor unserer Tür gestanden hatte, hatten Shalley, Lynn und ich es uns wieder im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Ich ertappte Shay dabei, wie sie immer wieder kurze Blicke zur Haustür warf und anscheinend auf ein Déjà-vu vom letzten Samstag wartete. Doch warum sollte er kommen? Wir hatten uns erst gestern gesehen und er würde sich garantiert an den Wochenenden ausruhen, DVD schauen und Text lernen.
Shalley hatte einige Bücher über Schwangerschaften besorgt, die wir uns nun anschauten. Da ich das ja selber schon durchgemacht hatte, konnte ich Shalley in vielen Dingen auch beruhigen, denn manche Beschreibungen klangen haarsträubend.
"Habt ihr eigentlich schon wegen einem Namen miteinander geredet?", fragte ich und blätterte durch ein Prospekt über Wassergeburten.
"Nicht so richtig. Sam bildet sich doch ganz fest ein, dass es ein Junge wird und meint, dass wir nur nach männlichen Namen schauen brauchen." Sie verdrehte die Augen und warf einen Blick in ein Buch namens "Yoga während der Schwangerschaft". Shalley betrieb nicht einmal Yoga wenn sie nicht schwanger war.
"Wollt ihr eigentlich vorher wissen, was es wird?"
"Ich möchte ja schon gerne, aber was ist, wenn sie mit der Diagnose falsch liegen? Außerdem will ich Sam nicht den Triumph gönnen, dass er richtig liegen könnte." Ich grinste. Die beiden liebten es sich zu ärgern und zu streiten, ohne es jemals ernst zu meinen.
"Ihr beiden. Wie seid ihr eigentlich jemals auf die Idee gekommen, euch ineinander zu verlieben?" Ich schüttelte den Kopf, während sie mir einen Knuff gab.
"Soll ich dich mit Details überhäufen?", grinste sie und ich hob abwehrend die Hände.
"Nein, danke! Ich gönne euch alles auf dieser Welt, aber verschont mich mit näheren Informationen."
"Mommy, der Film ist alle!", redete Lynn dazwischen und ich stand auf, um den Fernseher auszuschalten.
"Genug geschaut."
"Nein!", bockte sie herum, aber mit einem ernsten Blick meinerseits verzog sie sich in ihr Zimmer.
"Wow, ich freu mich ja schon direkt auf das, was mir bevor steht.", lachte Shalley und ich ließ mich wieder neben sie aufs Sofa fallen. Im selben Moment klingelte das Telefon. Ich seufzte und stand wieder auf.
"Bin gleich wieder da!"
"Ja, lass mich nur allein!", schmollte sie und grinste im nächsten Augenblick. Ich lief zum klingelnden Telefon und nahm den Hörer ab.
"Edwards, Guten Tag!"
"Ja, hallo. Spreche ich mit Alexis Edwards?" Am anderen Ende war eine junge Frau.
"Ehm ja, am Hörer! Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte ich vorsichtig an und wunderte mich, wer das sein könnte und woher sie meine Nummer hatte.
"Hi, ich bin Leigh Miller, Wentworths Schwester." Für einen Moment war ich einfach nur sprachlos. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. War etwas passiert?
"Hi.", gab ich zurück, weil mir nichts anderes einfiel. "Ist ehm alles okay? Mit Wentworth, meine ich?"
"Ja, alles in bester Ordnung. Ich weiß nicht, wie viel mein Bruder über mich erzählt hat, aber ich bin zur Zeit zu Besuch in L.A."
"Oh, das ist schön. Er freut sich bestimmt." Ich wusste, dass Went seine Schwestern über alles liebte.
"Er weiß nicht, dass ich hier bin. Er denkt, dass ich brav über meinen Büchern hänge und lerne." Sie lachte kurz auf und ich musste auch schmunzeln. Ja, Went war stolz, dass seine beiden Schwestern Anwälte wurden beziehungsweise schon waren.
"Wenn er es nicht weiß, wie komme ich dann ins Spiel?", hakte ich nach, da ich wissen wollte, warum sie bei mir anrief.
"Oh, tut mir Leid, wie unhöflich von mir. Ich schweife gerne mal ein bisschen ab. Wie Sie ja sicherlich wissen, hat mein Bruder am Montag Geburtstag und ich plane eine Überraschungsfeier für ihn. Letztes Jahr konnte ich nicht kommen und da wollte ich das dieses Jahr nachholen." Ich schluckte heftig. Wents Geburtstag war groß in meinem Kalender eingetragen. Langsam drehte ich mich zu Shalley um und ging dann in mein Schlafzimmer. "Naja, und ich wollte Sie zu der Feier einladen."
"Danke, ich komme gern. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
"Das wäre wirklich sehr nett. Wir haben ja nur noch zwei Tage und ich bin erst heute früh gelandet."
"Kein Problem, was haben Sie sich denn vorgestellt?" Sie erklärte mir ihre Ideen und ich fand es einfach nur süß, wie viel Mühe sie sich für ihren großen Bruder gab.
"Finden Sie das gut?", fragte sie unsicher und erinnerte mich damit so sehr an Went, aber auch an mich selbst.
"Ich finde das wunderbar und helfe Ihnen gerne!"
"Schön, haben Sie morgen Vormittag Zeit?"
"Klar, wo treffen wir uns?"
"Wissen Sie, wo Wents neue Wohnung ist?"
"Ja."
"Dann treffen wir uns um 10 Uhr dort?"
"Ja, okay. Dann bis morgen."
"Ja, bis morgen und danke für Ihre Hilfe."
"Gern geschehen." Wir verabschiedeten uns und ich ging ins Wohnzimmer zurück. Shalley sah mich erwartungsvoll an.
"Wer war das?"
"Leigh, Wents Schwester."
"Wirklich? Was wollte Sie denn?", fragte sie überrascht. Ich setzte mich neben sie und begann zu erzählen.
"Sie hat mich zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen."
"Sie dich? Zu seiner Geburtstagsfeier?"
"Ja, es soll einen Überraschung werden."
"Oh Gott, das ist ja süß von ihr. Gehst du hin?"
"Ich denke schon. Schließlich ist er ein Freund von mir." Shalley verdrehte die Augen.
"Du weißt schon, dass der Satz inhaltlich falsch ist. Es sollte eigentlich "schließlich ist er mein Freund" heißen!"
"Halt die Klappe, Shalley!", meinte ich genervt.
"Ihr habt seit eurer "Versöhnung" nicht mehr wirklich miteinander geredet oder euch gar getroffen.", warf sie ein.
"Ich höre nicht zu, Shay!" Ich steckte mir die Finger in die Ohren und summte laut vor mich hin.
"Du weißt, dass ich Recht habe, Eddy!", versuchte sie mich zu übertönen.
"Beim nächsten Mal schreibe ich in die Annonce zu "Beste Freundin gesucht", dass sie stumm sein muss.", überlegte ich laut und blickte böse auf Shay.
"Okay, okay, du gehst also zur Geburtstagsfeier deines "besten Freundes". Was schenkst du ihm denn? Was schenkt man überhaupt jemanden, der schon alles hat beziehungsweise sich alles leisten kann?" Sie sah mich fragend an. Ich schenkte ihr ein leichtes Lächeln. Man schenkte ihm etwas, das er sich nicht kaufen konnte.
"Ich schenke ihm mein Herz!", meinte ich leise und auf ein Mal war es still. So hatte ich Shalley noch nie erlebt.
"Ach, du scheiße!", war ihr erster Kommentar. "Ich meine, nein! Das ist großartig, Eddy! Oh mein Gott, mein Herz macht gerade einen Hüpfer. Das ist ja...Oh Gott, das heißt ja, verdammte..." Sie blickte mich fassungslos an.
"Ja, Shay. Das wird eine Liebeserklärung!" Das hatte ich jetzt so einfach gesagt, aber in Wirklichkeit hatte ich keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Schon allein der Gedanke daran ließ meinen Magen sich unangenehm zusammenziehen und ich wusste nicht im Ansatz, ob ich das wirklich machen würde. Vielleicht sollte ich ihme zur Absicherung noch ein "richtiges" Geschenk kaufen.
"Kannst du das denn? Ich meine, du bist doch...", fing sie vorsichtig an nachzuhaken.
"...psychisch geschädigt?"
"Du weißt genau, was ich meine!"
"Und genau deshalb findet jetzt ein großangelegter Themenwechsel statt. Wann kann ich mit Lynn beim Friseur vorbeikommen?" Doch Themenwechsel war einfacher gesagt, als getan. Meine Gedanken schwirrten nur um die Geburtstagsfeier und meiner Erklärung, von der ich nicht wusste, ob sie tatsächlich stattfinden würde. Ich hatte eine Heidenangst vor morgen und vor allem vor Montag. Was sollte ich ihm sagen, wenn wir uns gegenüber standen? Ich würde ja bestimmt auch nicht der einzige Gast sein und wenn ich es nicht einmal schaffte vor ihm allein zu sprechen, würde eine Großansage vor Publikum nicht unbedingt weiterhelfen.
Shalley schien meine Unsicherheit zu spüren und nahm mich in den Arm.
"Mach dir keine Sorgen, okay? Ich weiß, so etwas ist nicht einfach, aber wenn du keine Worte findest, dann küss ihn einfach nieder. Das hab ich bei Sam gemacht und es hat.."
"Shalley!", unterbrach ich sie und zog die Augenbrauen hoch.
"Jetzt hab dich nicht so. Das waren keine Details. Details wären Lippenbeschaffenheit, Geschmack, persönliche Bewertung,..."
"Danke für diese Einführung, aber ich passe!" Dabei war ich Shalley sehr dankbar für ihre Hilfe. Es war nur alles nicht so einfach. Vielleicht half es ja am Montag noch einmal mit Dr. Hunting darüber zu reden, damit ich nicht am Abend einem Panikanfall erliege.
"Danke.", murmelte ich zu Shalley und legte meinen Kopf auf ihre Schulter.
"Immer wieder gern, aber wenn du es noch einmal versaust, schleife ich dich eigenhändig zu ihm und folter dich, bis du es ihm sagst!", lachte sie, hatte aber einen Blick aufgesetzt, der zeigen sollte, dass sie es durchaus ernst meinte. Auch wenn ich versuchte äußerlich ruhig und gefasst zu wirken, war ich innerlich ein Wrack. Zu viel strömte auf mich ein. War es nicht zu früh dafür? Sollte ich mir mehr Zeit lassen? Er drängte mich ja nicht, aber seine Stimme am Telefon hatte mir deutlich gezeigt, dass es nur eine Frage von sehr kurzer Zeit war, bis ihm der Geduldsfaden riss und er vielleicht auch mal sauer wurde. Also musste ich endlich diesen verdammten ersten Schritt tun und alles andere würde sich dann hoffentlich ergeben. Wenn ich ihm schließlich das sagen würde, was ich fühlte, hieß das ja noch lange nicht, dass wir übereinander herfallen mussten und ab diesem Moment wie die Kletten aneinander hingen. Es hieß nur, dass die Standpunkte geklärt wurden und wir der Liebe eine Chance geben sollten. Zumindest redete ich mir das ein.
Die ganze Nacht war ich wieder wach und weil ich nicht schlafen konnte, fing ich an mir Gedanken zu der Feier zu machen und stellte eine Besorgungsliste auf. Schließlich mussten wir Essen und Getränke besorgen, Musik wäre vielleicht auch nicht schlecht und hatte Leigh überhaupt mir anderen Leuten gesprochen? Was hatte sie schon besorgt? So saß ich zwei Stunden mit einem Notizblock da und machte mir Aufzeichnungen und Stichpunkte. Vielleicht würde Leigh einiges gefallen, schließlich kannte sie Went viel besser als ich.
Mit klopfenden Herzen machte ich schließlich das Licht aus und schlief mit seinem Gesicht vor meinem inneren Auge ein.
Teppich

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Teppich »

Hehehe achsoo ;)

Wow, immerhin ne Umarmung *hach*
Und ich FREUE MICH, dass sie vorhat, ihm ihre Liebe
zu gestehen *juchuu*
Ich hoff sehr, dass sie das hinbekommt und nicht davonrennt
*droh* Das wäre doch ZUUU schade!!!
Ich drück mal ganz fest die Daumen und hoff mal,
dass sie sich was Schönes zum Anziehen leistet? ;)
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Bring Zeit mit, das Kapitel wird lang :D


Kapitel 36: Confessions of a broken heart


"Was hast du gestern Nacht eigentlich noch gemacht?" Sam blickte mich über den Küchentisch hinweg an und ich hielt in meiner Bewegung inne.
"Nur ein paar Notizen gemacht.", erklärte ich und belegte meinen Toast mit Käse.
"Um 2 Uhr früh?"
"Wenn eben gerade zu dieser Uhrzeit die besten Einfälle kommen." Ich zuckte mit den Schultern.
"Du bist aufgeregt, habe ich Recht?", mischte sich Shalley ein und ich hätte ihr am liebsten mein Essen ins Gesicht geworfen.
"Vielleicht", murmelte ich und biss in meinen Toast.
"Ach, komm!", meinte Sam und zog eine Augenbraue hoch.
"Ja, okay! Ich bin so aufgeregt, dass ich gleich meinen Toast auf den Boden fallen lasse, anfange hemmungslos zu schreien und ein Beatmungsgerät brauche, um den heutigen Tag zu überleben." Meine Worte trieften nur so vor Sarkasmus.
"So schlimm wird es schon nicht werden!", versuchte Shalley mir Mut zuzusprechen. "Denk an das, was du dir vorgenommen hast!" Das war jetzt die falsche Aufmunterung. Gerade deswegen war ich doch so aufgeregt.
Ich nickte nur und zog mich dann um, damit ich rechtzeitig zu dem Treffen mit Leigh kam. Mit dem Auto kämpfte ich mich durch den Verkehr nach Larchmont und als ich in Wents Straße einbog, sah ich eine junge Frau vor seinem Haus stehen. Sie war groß und schlank und sah Gilian zum Verwechseln ähnlich, nur das sie dunklere Haare hatte. Das musste Leigh sein.
Ich parkte den Wagen, stieg aus und ging auf sie zu. Sie musterte mich kurz und setzte dann ein Lächeln auf. Etwas, das sie ihrer älteren Schwester voraus hatte.
"Hallo, Leigh Miller?" Das Lächeln wurde eine Spur breiter und erinnerte mich so sehr an Went, dass es mir für einen Moment die Sprache verschlug.
"Ja, dann sind Sie Alexis Edwards?"
"Alex reicht vollkommen zu.", lachte ich und reichte ihr meine Hand.
"Oh okay, dann ich bin einfach nur Leigh." Wir mussten beide lachen und gingen zu meinem Wagen.
"Ich habe mir gestern noch ein paar Notizen gemacht und Ideen aufgeschrieben." Ich holte die Mappe vom Beifahrersitz und reichte sie ihr.
"Oh, wow! Wie lange haben Sie denn daran gesessen?" Sie blickte mich erstaunt an.
"Nicht so lange!", grinste ich und schloss mein Auto wieder ab.
"Haben Sie Lust auf einen Kaffee?", fragte sie mich und deutete die Straße runter.
"Nur wenn sie mich nicht mehr siezen!" Sie lächelte und wir bewegten uns in Richtung des Cafés. Es war wirklich nicht weit und sah sehr gemütlich aus. Wir setzten uns und bestellten uns einen Kaffee. Dann warf Leigh einen Blick in die Mappe und las sich mein Gekritzel durch. Ich erklärte ihr alles, weil es wirklich nur kurze Stichpunkte waren.
"Das ist wirklich gut! Haben Sie...Hast du das schon öfters gemacht?"
"Nein, aber ich muss bei meinem Job öfters für größere Aktionen planen und da bekommt man schnell ein Gefühl für die richtige Organisation von Feiern.", erklärte ich ihr und sie nickte.
"Stimmt, Went hat mir erzählt, dass sie in einer Bar arbeiten." Ich wurde knallrot und nahm schnell einen Schluck von meinem Kaffee. "Keine Angst, er hat mir nur Gutes erzählt!", grinste sie und ich wurde wiederum noch verlegener. In letzter Zeit war ich viel zu durchschaubar geworden.
"Ich hoffe doch!", meinte ich und fragte mich, was er ihr alles erzählt hatte. Ich wusste, dass sich die beiden sehr nahe standen.
"Ich kann dir zum Ausgleich etwas über meinen Bruder erzählen!" Sie lachte leise und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
"Nur zu gerne.", willigte ich ein und sie begann über Went zu sprechen.
"Mein Bruder ist ein großartiger Kerl. Ich hab mich schon immer gut mit ihm verstanden, obwohl uns ja 13 Jahre trennen. Er war immer mein Beschützer und hat den Ärger eingesteckt, wenn ich mal wieder etwas angestellt hatte. Auch als er dann schon zum College ging und wir uns nur noch in der Ferien oder an Feiertagen sahen." Sie machte eine kurze Pause. Ich wusste nur zu gut, wovon sie sprach. Schließlich stand ich meinem Bruder auch sehr nah.
"An meinem 10.Geburtstag ist er mit mir nach Orlando gefahren, zu Disney World und ist wirklich alles mit mir gefahren, von der Achterbahn bis hin zur Bootsfahrt."
"Wow, beneidenswert.", lachte ich.
"Ja, das stimmt."
"Wie ist es eigentlich jetzt, wo er so berühmt ist?"
"Nicht anders. Wir telefonieren jede Woche miteinander und sehen uns so oft wie möglich. Er hat sich zwar verändert, aber zum Guten. Früher war er immer sehr schüchtern und ruhig, man musste ihm jedes Wort aus der Nase ziehen." Sie machte eine Drehbewegung mit der Hand und verdrehte dabei die Augen. "Ich glaube, die Interviews und Auftritte haben ihn selbstsicherer gemacht, obwohl er für mich immer mein großer tollpatschiger Bruder bleiben wird." Ich grinste. "Manchmal hab ich schon fast Mitleid und bin kurz davor ihm dazwischenzufunken, nur um noch irgendetwas für ihn zu retten." Sie blickte mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an, dann zeigte sie wieder das Familienlächeln.
"Du solltest dich mit meinem Bruder treffen. Er sagt das Gleiche über mich.", gestand ich ihr und trank meinen Kaffee aus.
"Großer oder kleiner Bruder?"
"Zwillingsbruder, aber er bezeichnet sich gerne als großer Bruder, weil er 7 Minuten älter ist." Ich verdrehte die Augen.
"Ist das derselbe, der Vater wird?" Ich blickte sie überrascht an. "Oh, tut mir Leid, aber Went hat mir wirklich viel von dir erzählt, eigentlich ununterbrochen. Jedoch nur Gutes.", fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Was sollte ich denn jetzt dazu sagen? Was bedeutete denn, dass er viel erzählt hatte? Sie wusste garantiert über Lynn Bescheid und vielleicht sogar Deutschland, aber hatte sie auch eine Ahnung davon, dass ich im Krankenhaus gewesen war?
"Wie viel Leute hast du eigentlich für heute Abend eingeladen?", lenkte ich das Thema auf den eigentlichen Grund unseres Treffens.
"Gute Frage. Ich hab es mir aufgeschrieben." Sie kramte in ihrer Handtasche und zog einen Zettel heraus. "Also Sarah kommt mit Ehemann und Tochter, Dom mit seinen zwei Kindern, Amie, Thomas mit seiner Freundin und Kind, George mit Frau und den Kindern, ihr zwei, ich und Went. Macht 18." Sie blickte von ihrem Zettel auf zu mir.
"Wir zwei?", fragte ich nach.
"Ich dachte, dass deine Tochter mitkommt. Die anderen bringen auch ihre Kinder mit."
"Oh!", gab ich von mir und blickte sie erstaunt an. "Okay." Lynn würde sich bestimmt freuen. Was redete ich da eigentlich? Sie würde durch die Wohnung hüpfen vor Freude. Ich lächelte bei dem Gedanken daran.
"Gut, dann sind wir also 18." Ich nickte und wandte mich wieder der Mappe zu.
"Was brauchen wir jetzt eigentlich alles noch?"
"Ich hab Essen, den Barkeeper und die Getränke bestellt. Wir brauchen nur noch alles abzuholen und ein bisschen zu dekorieren." Ich war erstaunt.
"Klingt gut, aber wie kommen wir in seine Wohnung hinein?" Sie kramte wieder in ihrer Tasche und zog einen Schlüssel hervor. "Den hab ich meiner Schwester abgenommen. Sie kann leider nicht kommen, aber das ist ihr Beitrag zur Feier.", grinste sie und wir bezahlten unseren Kaffee. "Ich schlage vor wir besorgen alles, verstauen dann die Sachen bei mir im Hotel und brechen dann bei meinem Bruder ein." Sie konnte sich das Lachen kaum verkneifen.
"Ist er nicht da?"
"Nein, er ist bei einem Fotoshooting für so eine Modekette. Ich kann mir die Namen immer nicht merken." Sie zuckte mit den Schultern und wir machten uns auf den Weg zu meinem Auto und von dort aus in die Stadt. Wir holten die Getränke ab und sprachen noch einmal mit dem Barkeeper, der uns morgen ein paar leckere Getränke mixen sollte. Leigh schaute mich immer wieder fragend an und ich gab mein Ja zu allem. Nachdem alles im Auto verstaut war, kauften wir noch Dekoration wie Fackeln, Lichterketten, Teelichter, Servietten und Blumengestecke ein. Irgendwie bekamen wir das auch noch in meinen Kofferraum und fuhren dann zu Wents Haus. Leigh rief zur Absicherung noch einmal bei ihm Zuhause an, doch er ging nicht ran. Ich fühlte mich wie ein Schwerverbrecher, als wir seine Wohnung betraten. Leigh ging es anscheinend genauso, denn sie schaute mich mit großen Augen an.
"Am besten wir rühren nichts an. Mein Bruder ist Perfektionist, der merkt sofort, wenn ein Buch nicht mehr so im Regal steht wie vorher." Ich nickte und blickte mich in seiner neuen Wohnung um. Ich war noch nicht wieder hier gewesen, seit unserer Maleraktion. Es sah wirklich schön aus und ich entdeckte auch die Preise, die er in Deutschland gewonnen hatte. Sie standen im Regal gleich neben den alten Drehbüchern von Prison Break.
"Okay, mal schauen, was der Garten meines Bruders so hergibt.", riss mich Leigh aus meinen Gedanken und ich folgte ihr hinaus. In der Mitte des Gartens, unter einem Baum gelegen, stand ein großer Tisch mit 8 Stühlen darum. Leigh ging zielstrebig darauf zu. "Ich denke, der Platz reicht aus, oder?"
"Denke ich schon. Wenn ich so an meine Tochter denke, die sowieso nicht sitzen bleibt, reicht der Platz auf jeden Fall für die Erwachsenen aus.", stimmte ich ihr zu und machte schnell eine Zeichnung davon.
"Einen Grill hat er ja auch.", stellte Leigh fest und deutete in die Ecke. Ich blickte das Ding skeptisch an.
"Ich glaube nicht, dass wir damit für alle Steaks und Würstchen grillen können."
"Ich auch nicht, aber Dominic meinte, dass er noch einen mitbringen könnte." Schon hatte sie ihr Handy gezückt und rief anscheinend Dom an. Die beiden redeten kurz miteinander und Leigh streckte den Daumen nach oben. "Alles klar. Dominic hat morgen früher Schluss und bringt den Grill vorbei." Ich machte ein Häkchen auf der Liste und wir suchten einen guten Platz, wo wir morgen die Bar aufbauen würden. Schließlich entschieden wir uns für die rechte Ecke des Gartens, nicht weit vom Tisch und vom Grill entfernt.
"Dann haben die Kinder noch links Platz zum Spielen.", bemerkte ich und sie nickte zustimmend. Ich machte noch eine weitere Skizze und zeichnete die Fackeln ein und das Buffet, das gleich neben dem Grill stehen sollte.
"War das dann alles?", überlegte Leigh laut und ich überdachte alles noch einmal. "Wir brauchen noch Musik!", fiel ihr ein und ich nickte.
"Ich könnte meinen Bruder fragen, der hat sehr viele CDs und Songs. Er könnte uns bestimmt etwas zusammenstellen."
"Sehr schön, ich vertrau einfach mal in den Musikgeschmack deines Bruders.", meinte sie und wir verließen die Wohnung wieder. Hoffentlich hatten wir keine Spuren hinterlassen.
Ich fuhr Lynn zurück zu ihrem Hotel, wo wir noch die Getränke und Dekorationen unterbrachten und uns schließlich voneinander verabschiedeten.
"Dann bis morgen.", meinte ich und sie nickte.
"Ist kurz vor um 1 okay?"
"Klar. Ich hol dich hier ab.", meinte ich noch und stieg in mein Auto. Sie winkte mir noch hinterher und ich fuhr zurück nach Hause. Es war schon nach 14 Uhr und Lynn wartete bestimmt schon auf mich. Als ich die Tür aufschloss, rannte sie mir entgegen und zeigte mir ein selbst gemaltes Bild. Darauf war ein großes Haus zu sehen, vor dem drei Menschen Hand in Hand standen und die Sonne schien in der linken, oberen Ecke. Es sah wirklich toll aus und ich bedankte mich bei Lynn mit einem Kuss.
Shalley saß vor dem Computer und surfte im Internet. Ich setzte mich neben sie und ihr Blick richtete sich von dem Monitor auf mich.
"Wie war es?", fragte sie mich neugierig und trank einen Schluck von ihrem Tee.
"Gut, wir haben viel geschafft.", berichtete ich.
"Ein bisschen mehr." Sie machte mit der rechten Hand eine Drehbewegung, die mich dazu anspornen sollte, noch mehr zu sagen. Ich grinste.
"Seine Schwester ist nett, wir haben Essen und Getränke besorgt und sind in seine Wohnung eingebrochen." Sie machte große Augen.
"Eingebrochen?"
"Ja."
"Und da könnt ihr mich nicht anrufen?", meckerte sie und ich brach in Gelächter aus.
"Leigh hatte einen Schlüssel zu seiner Wohnung und wir waren auch nur kurz da, weil wir schauen wollten, wie viel Platz da ist."
"War er gar nicht da?" Sie runzelte die Stirn und blickte wieder auf den Monitor. Schnell gab sie seinen Namen auf der Internetseite ein und blickte dann ratlos zu mir.
"Nein, er hat ein Fotoshooting." Ihre Augen wurden doppelt so groß und blickten mich bettelnd an.
"Fotoshooting? Erzähl." Gib mir Informationen oder ich fall dich an, schien ihr Blick zu sagen.
"Leigh meinte etwas von einer Modekette, wusste aber den Namen nicht."
"Beanpole?" Ich verstand kein Wort. "Für die Modekette hat er zuletzt Werbung gemacht."
"Keine Ahnung, Shay. Wir haben genau einen Satz darüber geredet." Ich zuckte mit den Schultern, während sie die Augen verdrehte.
"Ihr Zwei seid mir ja ein Paar! Leigh und du steht Went wahrscheinlich am Nächsten und wisst nicht einmal, was er gerade macht." Sie schüttelte tadelnd den Kopf.
"Muss ich das denn?" Shay ignorierte meinen Einwurf und wandte sich wieder dem Monitor zu.
"Wusstest du, dass Dominic Purcell eine neue Freundin hat?"
"Ja.", gab ich zur Antwort und sie drehte sich blitzschnell zu mir um.
"Du wusstest das? Und sagst mir NICHTS?", ereiferte sie sich und ich grinste nur. Während sie noch vor sich hinfluchte, ging ich in die Küche und nahm einen Joghurt aus dem Kühlschrank. Mit zwei Löffeln bewaffnet, ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich neben Lynn auf den Boden. Ich reichte ihr einen der Löffel und schweigend begannen wir zu essen.
"Weißt du, wer morgen Geburtstag hat?", fing ich an und nahm einen weiteren Löffel von dem Joghurt.
"Nein.", meinte sie und blickte mich neugierig an.
"Onkel Went!", antwortete ich ihr und sie sah mich mit großen Augen an. Ein breites Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und vor Freude tropfte der Joghurt auf ihre Hose.
"Darf ich ihm was schenken?", fragte sich mich begeistert, den Fleck ignorierend.
"Klar, aber ich hab noch eine Überraschung für dich.", grinste ich und sie kam ein Stückchen näher zu mir. "Wir gehen morgen zu Went feiern." Wie ich es mir im Café vorgestellt hatte, fing Lynn an durch die Wohnung zu hüpfen. Sie hatte etwas von einem Ballett tanzenden Pingpong. Shalley und ich mussten ordentlich darüber lachen, gleichzeitig aber versetzte mich der Gedanke an morgen in bloße Panik. Ich schwankte zwischen völliger Unsicherheit und starkem Willen, zwischen Ja und Nein.

Die folgende Nacht war die Dritte, in der ich nicht schlafen konnte. Ich lag wach und musste hilflos zuschauen wie mich immer wieder die pure Angst überkam. Warum musste es denn immer so schwer sein? Konnte sein Geburtstag nicht schon vorbei sein und ich das Schlimmste hinter mir haben?
Um 6 Uhr stand ich auf und setzte mich mit einer Tasse Kaffee an den Küchentisch. Ich genoss die Ruhe und lauschte dem Summen des Kühlschrankes, während ich meinen Gedanken nachhing. Es war ja nicht so, dass ich die ganze Nacht etwas anderes gemacht hätte, aber einen hilfreichen Einfall hatte ich trotzdem nicht.
Schließlich griff ich nach meinem Handy und schrieb Went eine Geburtstags-SMS. Ich überlegte lang hin und her, was ich ihm schreiben könnte und hielt es am Ende ganz einfach.
"Lieber Went, alles alles Gute zum Geburtstag. Lass es dir gut gehen und vielleicht sieht man sich in den nächsten Tagen einmal. Liebe Grüße auch von Lynn, Shalley und Sam. Alex." Kurz und knapp, aber ich hatte das Gefühl ihn belogen zu haben. Ich war so furchtbar aufgeregt wegen heute Abend, dass ich nicht merkte wie Shalley in die Küche kam und vor Schreck dann meine Tasse fallen ließ. Es knallte laut und wir hatten wieder einen Becher weniger im Schrank.
"Dir auch einen guten Morgen!", meinte sie und nahm sich einen Lappen. Ich hielt sie davon ab, schließlich war sie schwanger, und räumte die Scherben selber weg. Dabei schnitt ich mich, weil ich vor Nervosität so mit den Händen zitterte.
"Merde!", fluchte ich und suchte aus einem Schieber ein Pflaster heraus.
"So nervös?" Sie schaute mich traurig an und zum ersten Mal sah ich, dass sie nicht lächelte.
"Alles in Ordnung mit dir?", ignorierte ich ihre Frage und schaute sie besorgt an.
"Nein, bin nur grade so sentimental. Er wird 36, Eddy! Das ist so erschreckend. Ich bin noch nicht einmal 30!" Sie sah aus, als würde sie gleich heulen. Ich wusste nur nicht, was ich sagen sollte, weil ich keine Antwort darauf hatte.
"Hey, aber er sieht noch nicht aus wie 36! Also stell dir einfach vor, er wird 30.", versuchte ich sie aufzumuntern und kam mir damit unheimlich dumm vor.
"Oder stell dir vor die 3 und die 6 wären vertauscht.", ergänzte Sam, der in der Tür erschien. Als Antwort bekam er von seiner Freundin einen hasserfüllten Blick und einen Knuff.
"Der Namen, den du dir ausgesucht hast...vergiss es! Unser Kind heißt Wentworth!", ging sie ihn an und verschwand im Badezimmer.
"Wow, Wentworth Earl Parker. Ich bin begeistert.", meinte er sarkastisch und lehnte sich an die Arbeitsplatte.
"Sei etwas nachsichtiger mit ihr, Sam! Sie ist schwanger und da drehen die Hormone gerne mal durch.", erklärte ich ihm und nickte mit dem Kopf in Richtung Badezimmer. Geknickt ging er zu Shalley und klopfte leise an die Tür. Ich verschwand in mein Schlafzimmer, damit die beiden sich nicht zu beobachtet fühlten und in Ruhe reden konnten. Ich brauchte selber einen Moment, um mich wieder zu beruhigen und aufzuhören so schrecklich zu zittern. Ich kam mir vor, als hätte ich Parkinson. Wie gut, dass ich heute noch mal zu Dr. Hunting gehen würde.
Eine Stunde später machte ich mich mit Lynn auf den Weg zum Kindergarten. Sie hatte gestern Abend noch 3 Bilder für Went zum Geburtstag gemalt und sich dabei vollends mit der bunten Farbe verausgabt. Ich verabschiedete mich von ihr und versprach sie pünktlich abzuholen. Einen Moment blickte ich ihr noch hinterher und wünschte mir, dass ich auch diese Leichtigkeit hätte, sich einfach über Dinge zu freuen und sie geschehen zu lassen, statt mich so sehr dagegen zu wehren und mich unwohl zu fühlen.
Ich kaufte mir noch einen Frappucchino und fuhr dann mit dem Bus zu Dr. Hunting. Ich war etwas früh dran und blätterte deshalb gelangweilt in den Zeitungen, die im Wartezimmer herumlagen. Ich war die einzige Patientin und hatte deshalb meine Ruhe. Ich nahm mir eines der Klatschblätter und schlug eine Seite nach der anderen um. Das Magazin war schon etwas älter, datiert auf Ende April. Ich wollte es gerade wieder hinlegen, weil mich der Inhalt überhaupt nicht interessierte, als mich der Schlag traf. Auf einer Doppelseite war ein Bild von Went und mir zu sehen. Es war der Tag, an dem wir vor meiner Haustür so sehr belagert worden waren, dass ich panisch nach seiner Hand gegriffen hatte. Um unsere Hände war ein riesiger roter Kreis gezogen wurden, so als würde das Bild nicht groß genug sein, um alles zu sehen. Ich hatte schon einen ähnlichen Artikel dazu gesehen, aber dennoch war es für mich immer noch irreal. Wie ein Albtraum. Nicht wegen Went, sondern auf Grund der Paprazzi. War es nicht auch einer der Gründe für meine Unsicherheit gewesen? Wie sah es jetzt für mich aus? Konnte ich damit leben oder war es mehr eine Belastung? Ich blickte wieder auf das Bild, auf meine Hand, umschlossen von seiner. Wir hatten es die ganzen Wochen geschafft, zusammen und wir würden es auch weiterhin schaffen, denn wichtig war nur, dass wir nicht anfingen zu glauben, was in den Zeitungen stand.
"Ms. Edwards, Sie können jetzt zu Dr. Hunting hineingehen.", wies mich die Assistentin an und ich lächelte flüchtig. Langsam erhob ich mich, immer noch die Zeitung in der Hand. Einen Moment zögerte ich, dann riss ich die beiden Seiten mit einem Ruck aus dem Magazin und steckte sie eilends in meine Handtasche. Erst dann betrat ich das Zimmer von Dr. Hunting, die mich anwies, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Ich setzte mich und sie sah mich erwartungsvoll an.
"Wie war Ihr Wochenende?"
"Sehr gut.", gab ich zurück. "Mr. Xs Schwester hat mich angerufen.", rutschte es mir heraus und wie immer hielt ich einen Moment inne.
"Wie kam es dazu?"
"Er hat heute Geburtstag und sie will eine Überraschungsparty für ihn organisieren."
"Kannten Sie sich vorher schon?"
"Nein, aber ihr Bruder hat mir viel von ihr erzählt."
"Hat sie Sie eingeladen?"
"Ja, ich habe ihr meine Hilfe angeboten und wir haben uns gestern getroffen, um Besorgungen zu machen."
"Wie haben Sie sich mit ihr verstanden?"
"Sehr gut. Sie war wirklich nett und wir haben viel gelacht."
"Fühlen Sie sich dadurch sicherer in Bezug zu Ihren Gefühlen?"
"Ihm gegenüber? Etwas schon, vor allem, da seine andere Schwester nicht sehr begeistert von mir war." Ich erzählte ihr von dem Treffen und dem anschließenden Streit der beiden kurz vor unserem Deutschlandbesuch.
"Wie haben Sie sich damals gefühlt?"
"Natürlich schlecht, weil ich nicht wollte, dass sich die beiden wegen mir stritten. Ich weiß ja, dass er seine Schwestern sehr liebt und deshalb tat es mir sehr weh den beiden im Weg zu stehen." Ich schluckte heftig. Wieder strömten so viele Gefühle auf mich ein, die ich verarbeiten musste. Wir unterhielten uns noch eine Weile darüber und kamen dann wieder zum Ausgangspunkt zurück, seiner Geburtstagsfeier.
"Sie gehen also heute dort hin?"
"Ja, mit Evangeline."
"Sind Sie aufgeregt?"
"Ja, bin ich. Wir haben uns zwar wieder vertragen, aber da ist immer noch diese...Barriere dazwischen. Unsere Gespräche klingen erzwungen und es fehlt dieser Wortwitz. Ich...ich kann es nicht beschreiben, aber es fühlt sich alles fremd an."
"Fremd?"
"Es ist, als hätte es die schönen Tage nicht gegeben, die Lockerheit fehlt und alles wirkt verkrampft."
"Was erwarten Sie sich von heute Abend?"
"Vielleicht zu viel? Ich weiß es nicht, aber ich will es versuchen." Mein Magen machte ein unschönes Salto. Wieder war ich an heute Abend erinnert worden. Es waren nur noch wenige Stunden, bis Went zu seiner Tür hereinkommen und wir seinen überraschten Gesichtsausdruck belächeln würden.
"Ich weiß, dass Sie verzweifelt sind und sich nichts mehr wünschen, als ihm alles zu sagen. Wenn Sie sich jedoch dazu zwingen, könnte es noch schlimmer werden." Ich nickte nur, aber ich hatte lange genug gezögert. Wenn ich nur diese Zweifel aus meinem Kopf bekommen würde! "Geduld ist der Schlüssel zum Paradies!", sagte Dr. Hunting in diesem Moment und ich konnte nichts anderes tun, als sie anzustarren. Hatte sie das gerade wirklich gesagt oder hatte ich mir das nur eingebildet?
"Wie bitte?", fragte ich deshalb noch einmal nach und sie wiederholte die Worte, die ich auch gehört hatte. Das musste einfach ein Wink mit dem Zaunpfahl sein.
"Habe ich etwas Falsches gesagt?" Dr. Hunting sah mich besorgt an, aber ich schüttelte den Kopf und lächelte.
"Nein, ganz im Gegenteil. Das waren die richtigsten Worte überhaupt!" Keine 10 Minuten später war die Stunde vorüber und ich fuhr erst nach Hause, um das Auto zu holen und dann nach Larchmont, zu Leighs Hotel. Sie wartete schon und begrüßte mich überschwänglich. Für einen Moment war ich darüber überrascht, doch dann freute ich mich umso mehr.
Wir trugen die ganzen Kisten ins Auto und fuhren zu Wents Wohnung. Leigh machte wieder denn Testanruf und als keiner abnahm, spielten wir wieder Einbrecher. Diesmal aber hatten wir kein schlechtes Gewissen mehr.
"Ich habe gestern noch mit Went telefoniert.", meinte Leigh. Stimmt, gestern war Sonntag gewesen. Da rief er immer seine Schwester an oder sie ihn.
"Und?"
"Er hat keine Ahnung. Ich hab ihm irgendwas vorgeflunkert und behauptet, bald eine Klausur zu schreiben. Er denkt jetzt bestimmt an mich, während er Mittagspause macht.", grinste sie und nahm mir eine der Kisten ab. Leigh hatte noch die Bar geholt, die wir nun noch irgendwie im Garten aufbauen mussten. Ich holte meine Skizzen hervor und dann begannen wir mit dem Aufbau. Ich war froh, zwei große Brüder zu haben, die mir so manchen Trick beigebracht hatten. Wir kamen ordentlich ins Schwitzen und bedienten uns an Wents Wasserflaschen aus dem Kühlschrank. Gleichzeitig verstauten wir die ganzen Getränke darin und im Gefrierfach. Dann ging es weiter mit der Lichterkette, die wir an die Bar tackerten. Ich hielt dabei die Leiter, während Leigh die Lichter befestigte.
"Gut so?", fragte sie mich und ich gab mein Okay. Als Test schaltete ich den Stecker ein und die Lichter erstrahlten im Sonnenlicht. "Super, also wenn das Went nicht gefällt, zieh ich ihm die Ohren lang!", grinste sie.
"Okay, ich halte ihn währenddessen fest.", stimmte ich zu und wir mussten beide lachen. Ich griff nach den Fackeln und begann damit, sie im Garten zu verbuddeln. Leigh tat es mir gleich und als wir fertig waren, sahen wir aus, als hätten wir uns im Dreck gesuhlt. Gut, dass ich nicht meine beste Kleidung an hatte.
"Gut, okay! Ich glaube, dass war alles. Die Dekoration mache ich später."
"Ich habe noch Zeit, wir können es also gleich machen!" In diesem Moment klingelte es an der Tür und wir erstarrten. Leigh klappte ihr Handy auf und tippte eine Nummer ein.
"Hi, Dominic! Bist du das an der Tür? Gut, okay!" Sie grinste und ich folgte ihr zur Tür, wo uns ein strahlender Dom empfing.
"Guten Tag, die Damen!", begrüßte und umarmte er uns und trug dann den Grill in den Garten. Als er unsere Bar und die Fackeln sah, stieß er einen Pfiff aus.
"Ward ihr das?" Leigh und ich strahlten stolz. "Wow, Respekt!", meinte er anerkennend und unser Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
"Könntest du uns noch mit etwas helfen?", fragte Leigh und Dom nickte erfreut.
"Ich dachte schon, ihr würdet nie fragen!", lachte er und half uns, den Küchentisch in den Garten zu bringen. Bei dem Gedanken daran, dass wir Wents Wohnung auf den Kopf stellten, musste ich lachen. Als ich den anderen davon erzählte, stimmten sie mit ein.
"Er wird aus allen Wolken fallen!", meinte Leigh und ich konnte nur zustimmen. Vor allem da es ja seine neue Wohnung war. "Weißt du eigentlich, wann er vom Dreh kommt?" Dom nickte.
"Sarah hat ihn unauffällig ausgefragt. Sie ist richtig gut darin. Er kommt gegen 7!", berichtete er und Leigh nickte.
"Dann haben wir ja noch genug Zeit, um die Dekorationen hinzulegen."
"Kann ich euch dabei helfen?", fragte Dom und sah uns erwartungsvoll an.
"Nein, danke. Erst heute Abend wieder, denn du bist Grillmeister.", grinste Leigh und er lachte.
"Okay, dann bis heute Abend. Ich komm ein wenig eher." Wir bedankten uns für seine Hilfe und dekorierten noch den Ess- und Buffettisch, bevor wir zu Leighs Hotel zurück fuhren.
"Ist es ausreichend, wenn ich so gegen 6 komme?", fragte ich sie, als sie ausstieg.
"Na klar, da kommt das Essen. Das reicht vollkommen zu!" Ich nickte und fuhr nach Hause.
Sam war da und bearbeitete gerade die CDs am Computer.
"Ich hab es nicht vergessen!", grinste er und zeigte mir die Songauswahl. Ich nickte und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Du bist der Beste!" Er sah mich verwirrt an.
"Ich dachte, dass wäre Wentworth?" Ich gab ihm einen Knuff.
"Blödmann!", murmelte ich und kochte uns Kaffee. Mit zwei Tassen kehrte ich zu ihm zurück und er reichte mir drei gebrannte CDs.
"Das ist die gute, alte Aretha und ihre Jahrzehntskollegen. Auf der Zweiten sind Tracks aus den 80ern zum Tanzen und das hier ist mehr so von heute. Also moderne Musik." Ich nickte und freute mich, dass er sich deshalb extra eher von der Arbeit losgeist hatte.
"Danke noch mal!"
"Jaja, aber wehe du tanzt nicht.", zwinkerte er und verabschiedete sich dann wieder. Auch ich ging nach einer kurzen Dusche wieder aus dem Haus, um Lynn abzuholen. Sie hatte heute noch Ballettunterricht und wir mussten uns danach ordentlich beeilen, um noch rechtzeitig bei Went zu sein. Doch eigentlich hätte ich mir keine Sorgen machen brauchen, denn Lynn hatte sich superschnell umgezogen, so dass wir sogar noch einen Bus eher nach Hause schafften. Shalley war auch schon da und ließ Badewasser für Lynn ein.
Keine 10 Minuten später war auch Sam wieder zurück, mit Abendessen unter dem Arm. Allerdings nur für Shalley und ihn, da wir bei Wents Feier essen würden.
"Was ziehst du eigentlich an?"
"Ich dachte eine Bluse und eine Jeans!"
"Wen willst du denn damit vom Hocker hauen? Wents Vater?", meinte Shalley und ich fühlte mich von ihren Sprüchen niedergeschlagen. Manchmal war sie wirklich sehr ehrlich, aber ich war oft auch nicht besser.
"Was schlägst du also vor?", fragte ich sie leicht verzweifelt. Sam verzog sich eilends und schaute nach Lynn. Er roch Frauengespräche schon meilenweit entfernt.
"Wie wäre es mit einem Kleid?"
"Das ist eine Geburtstagsfeier und kein Ball!", entgegnete ich und sah sie skeptisch an.
"Warum nicht? Das haut ihn um und er wird dich niederreißen und...!"
"Shalley!", unterbrach ich ihren Eifer. Heute war sie wirklich nicht ganz normal, aber ich schob es mal wieder auf ihre Schwangerschaft gepaart mit Wents Geburtstag.
"Ja, okay! Aber trotzdem kannst du dich doch mal ein wenig schick machen." Ich verdrehte die Augen und ging in mein Schlafzimmer. Shalley folgte mir, aber ich scheuchte sie ins Wohnzimmer. Verzweifelt schaute ich in meinen Kleiderschrank. Ich hatte nicht sehr viele Kleider, eigentlich nur eins und das war ein kleines Schwarzes. Doch das würde ich unter keinen Umständen anziehen, auch nicht wenn Shalley mir Prügel androhte. Also würde es doch bei Jeans und Bluse bleiben. Er kannte mich ja so und würde sich nicht daran stören.
"Na, findest wohl nichts?" Shalley und Sam, mit Lynn auf dem Arm, waren ins Zimmer gekommen. Lynn steckte in ihrem bunten Bademantel und grinste mich an.
"Doch, doch. Ich bleibe aber bei Bluse und Hose.", meinte ich und sah die Drei an. Shay warf Sam einen Blick zu, der nur nickte und beide schauten mich wieder an.
"Wir haben da was für dich. Eigentlich war es für deinen Geburtstag gedacht, aber du brauchst es eindeutig jetzt schon.", meinte Sam und Shalley zog etwas hinter ihrem Rücken hervor. Für einen Moment war ich sprachlos. Sie hielt das lilafarbene Kleid in der Hand, das ich damals in der Umkleide anprobiert hatte.
"Ich habe es gekauft, als du in Deutschland warst.", meinte Shay leise und reichte es mir.
"Oh, mein Gott! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll?!", fing ich an und starrte die beiden und das Kleid immer noch an.
"Zieh es an, Mommy!" Die Drei verschwanden wieder und ich zog mir das Kleid an. Es passte perfekt, so als wäre es nur für mich geschneidert worden. Langsam ging ich ins Wohnzimmer, wo die anderen saßen. Alle machten große Augen und grinsten breit.
"Du siehst aus wie eine Prinzessin, Mommy!", meinte Lynn und ich strahlte sie an.
"Ja, ich wusste gar nicht, dass ich so eine hübsche Schwester habe!" Ich blickte ihn böse an und er hob abwehrend die Hände. "Kompliment!!", rief er nur und ich lachte.
"Du siehst wirklich wunderschön aus, aber vielleicht ein wenig overdressed! Vielleicht finden wir noch etwas, das dazu passt.", meinte sie und zog mich wieder zurück ins Schlafzimmer. Flink durchsuchte sie meinen Schrank und wühlte sich durch die Kleidung, bis sie schließlich ein Paar schwarze Leggins hervorzog. "Hier probier das mal und zieh dazu die Ballerinas an." Sie reichte mir noch meine schwarzen Ballerinas und ich zog alles artig an. Unsicher betrachtete ich mich im Spiegel und fand das Ergebnis gar nicht mal so schlecht. Shalley gab mir noch eine schwarze, lange Perlenkette und hob dann beide Daumen.
"Du siehst wirklcih wunderschön aus. Jetzt fehlt nur noch Make-up und deine Haare!" Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, führte sie mich ins Badezimmer und legte los. Ich wollte widersprechen, aber sie ließ mich nicht. "Ich will nicht, dass dein Plan scheitert, nur weil deine Haare nicht richtig liegen, Schätzchen!", meinte sie und ich gab nach. Eine halbe Stunde später war ich fertig und alle Drei waren von den Socken.
"Wirklich toll gemacht, Shay!", meinte Sam und drückte seiner Freundin einen Kuss auf die Wange.
"Ich liebe euch!", meinte ich nur und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Dass ich innerlich kurz vor einem Herzstillstand war, ließ ich mir nicht anmerken.
"Wir uns auch!", gab Sam zurück und feixte. Ich verdrehte nur die Augen und kämmte Lynn die Haare. Sie trug ebenfalls ein Kleid, aber in ihrer Lieblingsfarbe rot. Ich band ihr einen süßen Pferdeschwanz und dann konnte es losgehen. Schnell holte ich noch Wents Geschenk und ging zur Tür.
"Was schenkst du ihm denn nun?", wollte Shalley wissen und äugte zu dem Geschenk hin. Ich grinste nur. "Komm schon, du warst gestern über zwei Stunden weg.", drängte sie mich, aber wie hätte ich ihr das erklären sollen? Es war etwas, was nur Went und ich verstanden, hoffte ich jedenfalls.
"Ich kann es nicht erklären, tut mir Leid!", meinte ich und öffnete die Tür.
"Mmh, schade! Trotzdem viel Spaß und viel Glück. Komm mir ja nicht ohne ihn hier her zurück.", drohte sie mit erhobenen Finger und lächelte süffisant.
"Hör auf sie, sie meint es ernst!", grinste Sam und stieg ins Auto. Ich folgte mit Lynn und sah Shalley noch in der Tür stehen und winken. Mein Herz schien auszusetzen und ich krallte mich im Sitz fest, nur um mich irgendwie halten zu können. Ich war kurz davor mich zu übergeben und musste das Fenster aufmachen. Die frische Luft tat mir gut und ich beruhigte mich ein wenig. Sam kämpfte uns durch den Straßenverkehr und wir kamen kurz nach 18 Uhr vor Wents Haus an. Ich sah Doms Auto dastehen und grinste. Seinen Jeep durfte er dann gleich mal eine Straße weiterparken. Ich bedankte mich bei Sam und half Lynn aus dem Auto. Mit einem letzten Hupen verschwand er und wir gingen zur Haustür. Meine Hände waren schweißnass und mein Kleid fühlte sich plötzlich eine Größe zu klein an. Ich konnte kaum noch atmen und griff nach Lynns Hand. Sie klingelte und kurz darauf öffnete sich die Tür, Leigh erschien. Sie sah wunderschön aus und trug zu meiner Freude ebenfalls ein Kleid, aber in rot.
"Hi, dein Kleid ist ja wirklich schön!", meinte sie und betrachtete mich von oben bis unten.
"Hallo, deins aber auch.", gab ich das Kompliment zurück. Leigh grinste und wandte sich dann Lynn zu.
"Hi, ich bin Leigh!", begrüßte sie meine Tochter, die plötzlich ganz schüchtern war. Lynn grinste nur und schaukelte ihren Oberkörper hin und her, ihr Kleid fest umklammert.
"Eigentlich ist sie sonst nicht so schüchtern.", erklärte ich Leigh und wir liefen ins Wohnzimmer. Es waren schon fast alle Gäste da, von denen ich, neben Dom und Joe, ein paar vom Sehen kannte. Die zwei Männer waren auch bei dem Abendessen damals gewesen. Leigh stellte mir alle vor. Einer der Männer war Thomas, der mit seiner Freundin Stacie und dem kleinen Sohn Ronan da war, der andere hieß George, war mit Denise verheiratet und hatte zwei bezaubernde Kinder namens Joshua und Kyle. Kyle war in Lynns Alter, aber die beiden waren sich wohl nicht ganz so grün. Dom umarmte mich zur Begrüßung und stellte mir seine älteste Tochter, Audrey, vor. Doch ich hatte kaum Zeit mich mit ihm zu unterhalten, denn Leigh zog mich in die Küche.
"Wir haben ein Problem.", meinte sie und sah mich ernst an. "Der Barkeeper hat vorhin gerade abgesagt!"
"Merde!", rutschte es mir heraus und ich hielt mir schnell die Hand vor den Mund. "Tut mir Leid. Und nun?"
"Keine Ahnung, ich glaube nicht, dass die weiblichen Gäste auf Limo oder Bier stehen." Sie schien wirklich verzweifelt, weil die Überraschung für ihren Bruder zu platzen schien.
"Kein Grund zur Panik, ich stell mich hinter die Bar und mach das!"
"kommt gar nicht in Frage, du bist Gast.", widersprach sie sofort und schüttelte heftig ihren Kopf, so dass ihre Locken hin- und hersprangen.
"Hast du eine bessere Idee?", fragte ich sie und damit war die Diskussion beendet. "Mal sehen, was ich aus den ganzen Getränken zaubern kann.", lächelte ich und begab mich wieder im Wohnzimmer. Mittlerweile war noch eine blonde Frau gekommen, die ich auch auf der kleinen Feier gesehen hatte.
"Hi, ich bin Amie!", stellte sie sich vor und lächelte mich an. "Du bist Alexis, die Zauberköchin!", meinte sie gleich und ich lachte kurz.
"Keine Zauberköchin, eher gute Freundin in der Not!", wiegelte ich ab und im selben Moment fiel mir etwas ein. "Was ich noch sagen wollte: Alle die ihr Auto in der Straße stehen haben, würde ich bitten, eine andere Straße auszuwählen. Wäre doch schade, wenn Wentworth schon vorher etwas mitbekommt!" Die Männer trollten sich also zur Tür hinaus und fuhren die Autos außerhalb der Sichtweite des Hauses.
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Hier der zweite Teil von Kapitel 36!


Ich ging derweil hinter die Bar und schaute nach den Getränken, während die Kinder im Garten herumsprangen. Wents Geschenk stellte ich mit zu den anderen und machte mir dann eine Liste an Cocktails und Drinks, die ich machen konnte. Irgendwie würde ich das schon hinbekommen. Es waren noch circa 15 Minuten bis Went kommen würde und bis dahin holten sich alle schon mal ein Getränk zum Anstoßen. Denise half mir ein wenig und wir unterhielten uns ganz gut, als Leigh uns das Zeichen gab, wieder zurück in die Wohnung zu kommen. Sarah hatte ihr eine Nachricht geschickt, dass Went bald da sein müsste und alle warteten nun gespannt auf seine Ankunft. Selbst die Kinder waren still, nur Leigh war hibbelig und richtete die Salatschüsseln noch einmal richtig aus. Ich nahm ihre Hand, um sie beruhigen und als dann keine 5 Minuten später ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, hielten wir alle den Atem an. Alles in mir zog sich zusammen und in meinem Kopf herrschte absolute Leere. Ich betete, dass er es sein würde und gleichzeitig sträubte ich mich dagegen. Die Tür ging auf und wir fingen auf Kommando an zu singen.
"Happy Birthday to you, happy...!" Went blieb wie angewurzelt in der Tür stehen, fluchte irgendetwas und drehte sich wieder um. Die Tür fiel ins Schloss, doch wir sangen unbeirrt weiter. Keine 10 Sekunden später ging die Tür wieder auf und ein sichtlich verlegener Went trat wieder ein, schüchtern grinsend. Wir sangen die letzte Zeile des Geburtstagsliedes und dann stürmten so ziemlich alle auf ihn zu, um zu gratulieren. Ich dagegen blieb wie angewurzelt stehen und schaute diesem Spektakel ungläubig zu. Went schaute gerade überrascht auf seine kleine Schwester und hob tadelnd den Finger, musste dann aber selber lachen und umarmte sie. Es war schön zu sehen, wie sehr er sich über die Überraschung freute und alle begrüßte.
"Danke für diese gelungene Überraschung, aber ich würde mich gerne erstmal umziehen gehen." Mit diesen Worten verschwand er ins Badezimmer und wir konnten die Dusche angehen hören.
Noch hatte er mich nicht bemerkt, doch ich hatte ihn gesehen, was mich total durcheinander gebracht hatte. Ich zog mich unauffällig zurück und ging hinaus in den Garten. Ich brauchte dringend frische Luft, um nicht gleich völlig durchzudrehen. Eilig tippte ich eine Nummer in mein Handy, während ich hinter der Bar meinen Platz einnahm.
"Bei Edwards."
"Shay, ich kann das nicht!", brachte ich nur hervor und versuchte nicht so verzweifelt zu klingen, wie ich es in Wirklichkeit war. Ich hasste mit einem Mal dieses Kleid, meine Idee, hier her zu kommen und zu erwarten, dass ich das schaffen würde.
"Natürlich kannst du das!", widersprach sie mir sofort. "Einmal tief durchatmen, Süße!" Ich tat wie geheißen. "Mach dich richtig locker und dann Angriff!" Angriff, das sagte sich so leicht!
"Shay, hier sind noch mehr als 10 andere Gäste."
"Dann fang ihn irgendwo ab, wo keiner ist. In der Küche, im Bad, in seinem Schlafzimmer, egal. Nur tu es!"
"Okay, aber was ist, wenn ich wieder nicht meinen Mund aufbekomme?" Ich war nur eins: Die personifizierte Panik!
"Dann tritt Plan B in Kraft!" Plan B?
"Was besagt der?"
"Nichts. Da steht das Praktische im Vordergrund, sprich deine Lippen auf seinen. Das klappt immer!" Verdammt, das konnte ich ja erst recht nicht. Zum Glück war Shalley Meisterin im Überzeugen und ich legte etwas beruhigter auf. Ich beobachtete Lynn, die sich gut mit Audrey zu verstehen schien. Mittlerweile waren so gut wie alle in den Garten gekommen und Dom hatte bereits den Grill angeworfen. Er zwinkerte mir zu, während ich mit Denise weiter Getränke servierte oder mich mit Leigh unterhielt. Sie war immer noch total aufgeregt und hielt das Geschehen im Garten im Blick. Vor allem auf die Kleinen musste man aufpassen, denn sie tobten wild durch den Garten.
Schließlich kam Went wieder. Er hatte sich komplett umgezogen und trug nun Jeans und ein einfaches schwarzes T-Shirt. sowie Flip-Flops. Er begrüßte noch einmal alle in Ruhe, auch die Kids und es war fast schon peinlich zu sehen, wie Lynn sich in seine Arme stürzte. Denise neben mir gab ein "Awww!" von sich, während ich mich hinter der Bar ganz klein machte, denn Went blickte sich suchend nach mir um. Langsam stand er auf und drehte sich einmal um die eigene Achse, aber ich duckte mich schnell, um nach etwas zu suchen, was gar nicht da war. Mir war übel, richtig übel und das Zittern in meinen Händen war wieder da. Ich musste aufpassen, dass ich mir nicht die Finger abschnitt oder noch jemanden ernsthaft verletzte.
Mit wackligen Knien stand ich wieder auf und strich mein Kleid glatt, peinlich darauf achtend ihn nicht anzuschauen. Aber das war genauso unmöglich, wie dem Fastfood abzuschwören und unsere Blicke trafen aufeinander. Seinen Augen schienen zu leuchten, als er mich sah und es hatte ihm anscheinend die Sprache verschlagen. Für einen Moment stellte ich mir vor, dass er zu mir kam, mich in den Arm nahm und mir sagte, dass ich in diesem Kleid wunderschön aussehe und er mich liebt.
Als ich die Augen öffnete, stellte ich fest, dass er sich der Bar näherte und ich dahinter stand, ohne fliehen zu können. Schnell wischte ich mir die einzelne Träne aus dem Gesicht und versuchte nicht an Flucht zu denken, sondern kontrolliert zu atmen. Ich kann das, ich kann das, ich kann das. Niederküssen. Guter Plan. Verdammt, verdammt, verdammt.
Gerade als er an der Bar angekommen war und meine Gehirnfunktionen endgültig aussetzten, klingelte es an der Tür. Went blieb noch einen Moment vor mir stehen und wandte den Blick nach unten. Dann seufzte er und ging, mit einem letzten Blick auf mich, hinein in seine Wohnung. Ich wusste nicht, ob ich enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Es war ein einziges Gefühlswirrwarr in mir und dieser ständige Kampf zerrte an meinen Kräften. Es war als würde ich einen Schritt nach vorne gehen und dann doch wieder zwei zurück. Ich kam nie voran, sondern wich immer mehr zurück.
Went kam mit einem kleinen Kind auf dem Arm zurück, das ein süßes, rosa Mützchen trug. Ihm folgten ein junger Mann und die rothaarige Frau. Nach einem kurzen Augenblick fiel mir auch wieder ihr Name ein. Sarah. Das kleine Mädchen war also ihre Tochter und der junge Mann mit dem Bart ihr Ehemann. Die beiden begrüßten gerade alle anderen am Esstisch, als noch jemand herein kam. Es war Amaury, der breit grinsend Went auf die Schulter klopfte und sich dann den Begrüßungen anschloss.
"Hey, Alexis!", rief Sarah und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich lächelte ihr zu und hielt ihr meinen Ellbogen hin, da meine Hände verklebt waren.
"Hi!", gab ich zurück und sie bestellte sich gleichen einen Drink bei uns. Im gleichen Moment wurde ich von Amaury in seine Arme gezogen und umarmt, als würden wir uns schon Jahre kennen. Er schien richtig gute Laune zu haben und strahlte mich heller an als die Sonne zur Mittagszeit.
"Ich freu mich auch dich zu sehen!", brachte ich hervor und er lachte nur.
"Du siehst toll aus und da dachte ich, dass man das würdigen muss!" Ich lief knallrot an.
"Finger weg, Maury!", tönte Dom vom Grill her und fuchtelte mit der Grillzange herum. Bei unseren überraschten Gesichtern fing er an zu lachen und zwinkerte uns zu. Ich blickte etwas betreten zu Boden und beschloss erstmal meine Hände waschen zu gehen. Es fühlte sich ein wenig an, als hätte ich Leim zwischen den Fingern. In der Küche fand ich auch gleich ein wenig Ruhe vor dem Trubel und seifte meine Hände ordentlich ein. Dieser Kirschsirup war wirklich ekelhaft klebrig und schien sich nicht von meinen Fingern lösen zu wollen. Schließlich hatte ich es mit Hilfe der Handbürste geschafft und wollte gerade wieder hinaus, als plötzlich jemand die Küche betrat. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich griff mit der linken Hand nach der Arbeitsplatte, um nicht umzufallen. Went kam langsam näher und seine Blicke schienen mich an Ort und Stelle festzunageln. Doch er wusste nicht, was ich vorhatte. Demnach gab es auch keine Erwartungen seinerseits. Ich löste mich aus meiner Starre und ging ebenfalls langsam auf ihn zu. Wir standen voreinander und die Zeit schien still zu stehen. Es gab keine Feier mehr, keine Partygäste, nur uns. Ich blickte ihn in die Augen und war überwältigt von der Zärtlichkeit, die darin lag. Er hatte Erwartungen an mich und vielleicht konnte ich diese nicht erfüllen, doch ich brauchte ihn mehr als alles andere.
"Alles Gute zum Geburtstag!", meinte ich leise und er zog mich zu einer Umarmung heran. Ich presste mein Gesicht an seine Schulter und wusste, dass ich keine Worte finden würde. Ich liebte diesen Mann so sehr, dass Worte reine Untertreibung wären.
"Danke!", flüsterte er so leise in mein Ohr, dass mein Herzschlag es übertont haben musste. Wir lösten uns voneinander und schauten uns nur fragend an. Ich musste es ihm sagen, irgendwie.
"Bekomm ich gar kein Geschenk?", fragte er mit einem frechen Grinsen und ich schaute lächelnd zu Boden. Ich spürte die Panik in mir, konnte die Angst förmlich greifen und doch stand ich hier vor ihm und lächelte. Weil meine Liebe zu ihm stärker war. Ich blickte wieder zu ihm auf.
"Doch, natürlich!", antwortete ich ihm leise und zog sein Gesicht mit beiden Händen näher. Als wir uns küssten, fühlte es sich an, als hätten wir nie etwas anderes getan. Unsere Lippen fanden zueinander wie zwei Puzzleteile. Genau passend. Seine Küsse schmeckten nach Minzzahnpasta, die ein leichtes Brennen auf meinen Lippen verursachte. Ich wurde von meinen Gefühlen überflutet und seine Hände, die zärtlich mein Gesicht umfassten, lösten eine Gänsehaut in mir aus. Langsam lehnte ich mich nach hinten an die Arbeitsplatte und er drückte seinen Körper gegen meinen. Ich spürte wie seine Zunge meine umkreiste, als würde er sie zum Spielen auffordern. Für einen Moment war ich wieder der Panik nahe, aber dann entspannte ich mich wieder und konnte mit Erleichterung feststellen, dass ich das Küssen nicht verlernt hatte.
Plötzlich räusperte sich jemand hinter uns und wir fuhren erschrocken auseinander. Es war Leigh, die nur ein "Sorry" murmelte und nach dem großen Messer auf der Ablage fischte. Sie hatte fast das gleiche Strahlen wie Amaury aufgesetzt und zwinkerte ihrem Bruder kurz zu, bevor sie wieder verschwand. Went war rot angelaufen und schaute mich verlegen an. Dann lächelte er mich an und streichelte mir über die Wange. Es war eine kleine Geste, aber sie löste so viel in mir aus. Ich konnte nichts anderes als zu grinsen und meine Hand auf seine zu legen. Wir küssten uns noch einmal kurz.
"Lass uns später reden, okay?", durchbrach er die Stille und ich nickte nur, unfähig etwas zu sagen. Er nahm meine Hand und zog mich hinaus. Ich lief nicht mehr in meinen Ballerinas, sondern schwebte neben ihm her. Erst im Wohnzimmer ließ er meine Hand wieder los und ich war ihm sehr dankbar dafür, denn auf die Blicke seiner Freunde hatte ich keine Lust. Ich konnte es ja noch nicht einmal fassen, was ich soeben getan hatte und kämpfte auf dem Weg zur Bar mit meinen Gefühlen. Ich schwankte zwischen Glück und Verzweiflung, Stolz und schierer Angst. Was hatte ich getan? Es gab nun kein Zurück mehr, zumindest keinen Weg, der uns nicht beiden das Herz brechen würde. Jemand hielt mich am Arm fest und ich blickte erschrocken auf. Es war Leigh. Mein Herz setzte aus. Ich wollte nicht mit ihr darüber reden, weil ich nicht nur Angst vor der Sache selbst hatte, sondern auch vor ihrer Reaktion. Was war, wenn sie, wie ihre Schwester, gegen mich war? Wenn sie mich nicht mochte?
"Willst du gar nicht mitessen?", fragte sie mich überrascht und ich war völlig perplex über diese Frage.
"Was? Oh ja, doch natürlich." Ich folgte ihr ans Büffet, wo sie ihrem Bruder ein paar Worte ins Ohr murmelte und sich dann ihre Kamera griff.
"Okay, ich danke euch für euer Kommen, auch wenn ich den Abend ein wenig anders geplant hatte." Allgemeines Gelächter stimmte ein, als Went die Augen leicht verdrehte. Uns war allen bewusst, was er meinte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sich eine große Pizza bestellt und hätte den Abend mit DVD schauen verbracht. Leigh neben mir machte eifrig Fotos und hatte anscheinend ein Dauergrinsen aufgesetzt. "Trotzdem freu ich mich natürlich besonders über das zahlreiche Erscheinen und wenn dann meine Schwester genug Fotos gemacht hat, würde ich das Büffet frei geben." Alle lachten und spendeten kurz Applaus. Went nahm sich den ersten Teller und begutachtete erstmal alles.
"Junge, beeil dich, wir wollen auch noch was essen!", rief Amaury und schob Went zur Seite, um sich etwas vom Tomatensalat zu nehmen. Es war einfach herrlich anzusehen, wie alle ein paar Witze auf Wents Kosten machten und er tat mir fast schon ein bisschen Leid. Immer wieder trafen unsere Blicke kurz aufeinander und wir lächelten uns verstohlen zu.
Mit Lynn ging ich als eine der Letzten ans Büffet und ich füllte unsere Teller nach ihren Wünschen. Schließlich nahmen wir alle am Esstisch Platz. Eigentlich hatte ich mich neben Dom setzen wollen, aber Leigh hatte mir den Stuhl vor meinen Augen weggeschnappt und mich nur vielsagend angesehen. Jetzt war nur noch der Platz zwischen Went und Amaury frei und ich setzte mich widerwillig zwischen die beiden. Lynn kletterte auf meinen Schoß und griff nach ihrer Gabel, um schon mit dem Essen anzufangen. Ich hielt sie davon ab und erklärte ihr, dass wir noch warten mussten.
"Gleich zwei Schönheiten neben mir.", bemerkte Amaury und zwinkerte Lynn zu, die frech zurückgrinste.
"Wie heißt du?", fragte sie ihn neugierig und er lachte.
"Amaury." Ich warf einen Blick zu Went und er lächelte mir wieder zu. In diesem Moment hoben alle ihre Gläser und wir taten es ihnen schnell nach.
"Auf das Geburtstagskind!", meinte Leigh.
"Auf den alten Sack da drüben!", grinste Thomas und alle lachten.
"Es geht stark auf die 40 zu, mein Lieber!", bemerkte George trocken und Went verschluckte sich an seinem Sekt. Sarah, die rechts von ihm saß, klopfte ihm auf den Rücken, musste aber selber lachen. "Die Potenz sinkt, auch bei dir!"
"Ab jetzt kannst du nur noch halb so viele Fans beglücken." Nahezu alle prusteten in ihre Gläser oder suchten eine andere Möglichkeit sich nicht an ihrem Getränk zu verschlucken und auch wenn es nur Spaß war, lief ich knallrot an.
Nachdem sich alle beruhigt hatten, konnte es dann mit Essen losgehen und alle lobten Dom für seine leckeren Steaks und Würstchen. Ich konnte kaum etwas essen, weil mein Magen mit anderem beschäftigt war, als Essen. Den leckeren Salat zwang ich mir dann doch irgendwie hinunter und half dann Lynn beim Würstchen essen. Went neben uns schnitt ständig Grimassen, was Kyle und die anderen Jungs zum Lachen brachte.
"Dass meine Frau auf dich steht, damit kann ich ganz gut leben, aber dass du mir jetzt auch noch meine Kinder verziehst, ist wirklich eine Frechheit.", bemerkte George und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. 5 Minuten lang bekam sich keiner mehr ein, selbst Went lachte Tränen. Heute bekam er aber auch wirklich sein Fett weg. Sarahs Tochter, die Keala hieß, schien weniger begeistert von dem ganzen Trubel und machte ordentlich Radau.
"Ich mach schon!", erbarmte sich Went, der schon mit Essen fertig war. Er nahm Sarah Keala ab, stellte sie hin und nahm sie an beiden Händen. Anscheinend lernte sie gerade laufen und begann auf wackligen Beinen voranzuschreiten.
"Lauf einfach so lange weiter, bis sie eingeschlafen ist.", meinte Sarah trocken und bei Wents überraschtem Gesichtsausdruck war das Gejohle der Tischrunde wieder groß. Ich glaube, so viel hatte ich noch nie gelacht. Mir tat schon der Bauch weh und ich war froh, als Lynn wieder spielen ging.
Mittlerweile war die Sonne schon untergegangen und Leigh und ich zündeten die Fackeln und Kerzen an. Alles war nun in einem orangenen Schimmer erleuchtet, begleitet von Sams CD. Denise, Leigh, Stacie und ich räumten das Geschirr in die Küche, wo sich die Teller neben dem Geschirrspüler stapelten.
"Wer macht das eigentlich alles sauber?", fragte Went uns, als der Tisch frei geräumt war. Wir sahen uns ratlos an und er grinste. "Dachte ich mir doch, dass ihr das macht! Danke." Wir sahen ihm sprachlos hinterher, während er mit Dom, Amaury, Thomas und George ein Bier trank.
Um 9 rief ich dann Shalley an, damit sie Lynn abholen kam. Auch Denise und Stacie verabschiedeten sich mit den Kindern, gefolgt von Josh, der eine schlafende Keala nach Hause fuhr. Unsere Gruppe schrumpfte also ordentlich zusammen und wir nahmen alle um den Tisch Platz. 10 Minuten später war Shalley da und wollte mich ausfragen, aber ich vertröstete sie mit einem Grinsen auf morgen. Sie machte nur eine Strike-Bewegung und drückte mich kurz an sich. Als ich wieder in den Garten trat, wurde Went gerade von Sarah zu einem Tanz gezwungen.
"Du kannst dich doch nicht einfach verweigern, wenn sie unser Lied spielen, Schatz!", meinte sie und alle lachten. Went gab nach und tanzte eine Runde mit ihr zu "Here, there and everywhere" von den Beatles. Dom und ich schlossen uns an, gefolgt von Amaury und Amie. Nur George und Thomas weigerten sich strikt miteinander zu tanzen. Dom war ein ganz guter Tänzer und obwohl das Lied sehr langsam war, schaffte er es, mir nicht auf die Zehen zu treten. Wir unterhielten uns kurz miteinander, bis das Lied zu Ende war. Thomas und George klatschten Beifall und riefen laut "Scofield! Scofield! Scofield!" Ich wollte nicht wissen, wie viel sie schon getrunken hatten und was sie an Wents 35. Geburtstag mit ihm angestellt hatten.
Wir setzten uns alle wieder und unterhielten uns noch eine Weile, wobei immer wieder Sticheleien auf Went niedergingen. Er nahm es aber gelassen und lachte meistens mit. Anscheinend waren seine Freunde immer so nett zu ihm. Ich stand immer wieder auf, um neue Cocktails zu mischen, so dass nur flüchtige Blicke zu Went möglich waren.
"Ich glaube, wir sollten das Geburtstagskind jetzt mal in Ruhe lassen.", meinte Leigh mit einem Blick auf die Uhr.
"Kommt noch jemand mit weiterfeiern?", fragte Dom gleich und alle bis auf Went und ich stimmten zu.
"Komm doch mit, Alex!", rief Amaury mir zu und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich ehm muss morgen sehr früh raus.", lehnte ich ab.
"Schade.", meinte er und Leigh stand auf. Ich sah, wie sie Sarah zuzwinkerte und beide verabschiedeten sich mit Umarmung und Küsschen von Went. Die anderen 4 folgten zugleich. Alle waren so schnell verschwunden, das mir zu spät auffiel, dass Went und ich nun allein waren. Die Tür fiel ins Schloss und es kehrte Ruhe ein. Went legte kurz den Kopf in den Nacken und atmete einmal laut durch. Dann drehte er sich zu mir herum und sah mich wieder mit so wunderschön leuchtenden Augen an. Doch diesmal hatten sie keine so beruhigende Wirkung, denn ich verfiel gehörig in Panik. Die Worte "Er", "Ich" und "Allein" in einem Satz, waren nicht Teil meines Plans gewesen und die Situation überforderte mich heillos.
"Ich...", begann ich langsam.
"...Sollte gehen?" Er hatte meinen Blick zur Tür bemerkt und sah mich nun enttäuscht an.
"Nein!", widersprach ich und suchte verzweifelt nach Worten.
"Was ist los?", fragte er mich und ich senkte den Blick, um Zeit zu gewinnen und nicht von seinen Augen durchbohrt zu werden. Er kam ein paar Schritte auf mich zu und nahm mich einfach in den Arm. "Angst?" Ich nickte nur und war dankbar für sein Verständnis. Im Hintergrund lief noch immer die CD von Sam und ganz automatisch begannen wir uns langsam dazu zu bewegen. Er griff nach meiner Hand und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, während wir uns noch immer langsam im Kreis drehten.
"Besser?" Ich blickte auf und bemerkte erstaunt, dass ich tatsächlich ruhiger war. Sein Kopf kam meinem langsam näher und wir küssten uns wieder zärtlich, doch es war wieder anders. Genauso schön, aber anders. Er hatte von der Knoblauchsauce gegessen und ich wurde sogleich wieder an Nürnberg erinnert.
"Du hast Tomatensalat gegessen, oder?", lachte er, als wir uns voneinander lösten und ich grinste verlegen.
"Ja, und ich kenne jetzt jemanden, der bei der Knoblauchsauce zugeschlagen hat."
"Alles Simones Schuld.", murmelte er und küsste mich noch einmal. Ich kicherte leise und wir lösten uns langsam voneinander. "Willst du noch etwas essen oder trinken?" Ich schüttelte nur den Kopf und er musste unweigerlich gähnen. "Oh, tut mir Leid, dass..." Ich nahm seine Hand und drückte sie kurz.
"Du bist müde, das ist normal." Er nickte und gähnte gleich noch einmal. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verbeißen und holte mein Handy hervor.
"Wen rufst du an?", fragte er etwas verwirrt.
"Shalley, damit sie mich abholt."
"Oh!" Seine Augen spiegelten Enttäuschung wider und es gab mir ein Stich ins Herz, dass ich so einfach gehen würde. Doch Lynn musste morgen früh in den Kindergarten gebracht werden.
"Hey, Shay. Kannst du mich abholen?", sprach ich in den Hörer und hörte Shalleys Seufzen.
"Sorry, Eddy, aber ich kann nicht. Mein Rücken tut höllisch weh und das Auto hat vorhin auf der Heimfahrt so komische Geräusche gemacht.", jammerte sie mir vor.
"Warte nur bis ich nach Hause komme.", presste ich in den Hörer. Ich wusste, was sie vorhatte. Indem sie sich weigerte mich abzuholen, würde ich bei Went übernachten müssen.
"Du wirst mir noch mal dankbar dafür sein.", gab sie schnippisch zurück und ich legte auf. Unsicher blickte ich zu Went, der im Garten die restlichen Sachen zusammenräumte. Langsam ging ich zu ihm und er drehte sich zu mir herum.
"Wann musst du morgen früh denn aufstehen?", fragte ich ihn und ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
"Gegen halb 7!", meinte er und blickte mich immer noch strahlend an, während mir nicht wirklich danach zumute war. Ich freute mich einerseits, aber der ganze Tag war heute so anstrengend gewesen, dass ich mich kraftlos fühlte und nicht wusste, ob ich noch einmal meine Ängste niederringen konnte.
"Okay.", meinte ich nur und half ihm die Tischdecke zusammenzulegen.
"Du kannst in meinem Bett schlafen und ich mach es mir auf meinem Sofa bequem."
"Nein, das musst du nicht. Wir können..", fing ich an und stockte, verwundert über meine eigenen Worte.
"Du brauchst das nicht zu tun, nur um mir einen Gefallen zu tun."
"Tu ich nicht!", widersprach ich ihm trotzig, traute mich aber nicht ihm in die Augen zu schauen. Er kam auf mich zu und hob mein Kinn, so dass ich ihn ansehen musste.
"Ich will nicht, dass du dich zu irgendetwas zwingst, was du nicht wirklich willst, okay?", meinte er leise und ich nickte. Warum war er nur so geduldig mit mir? Ich, an seiner Stelle, wäre schon längst gegangen. Seine Worte ließen mich heftig schlucken und ich war den Tränen nahe. Ich hatte plötzlich Angst, dass er mich wirklich verlassen und ich wieder allein sein würde.
"Kann ich trotzdem bei dir schlafen?", fragte ich ihn schon fast bittend und sah ihn an. Er lachte leise und nahm mich in den Arm.
"Ja, darfst du.", meinte er und wir gingen hinein. Da ich nichts bei mir hatte und ich nicht im Kleid schlafen konnte, gab er mir eines seiner großen Hemden, die mir bis zu den Oberschenkel reichten. Sogar eine Zahnbürste hatte er für mich und ließ mir im Bad den Vortritt. Als ich mir gerade die Zähne säuberte, lugte ich durch die Badetür und sah, wie er zwischen Wohn- und Schlafzimmer hin- und herlief. Er trug ein paar Kissen und eine Decke für mich unter dem Arm. Ich entfernte noch mühsam mein Make-up und ging dann zu ihm ins Schlafzimmer. Went zog sich gerade sein T-Shirt über den Kopf und obwohl ich wusste, wie er unten drunter aussah, sah ich automatisch weg. Mein Blick blieb an dem Bild über seinem Bett hängen und mein Herz setzte einen Moment aus. Es war mein Einzugsgeschenk, das Foto von Went, mit Lynn auf den Schultern, aus dem Zoo. Mom hatte es bei einer Freundin vergrößern und einrahmen lassen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weil ich einfach nur von dieser Geste gerührt war. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er es über sein Bett hing. Eigentlich hatte ich nicht einmal erwartet, dass er es überhaupt aufhing.
"Du kannst ins Bad, wenn du möchtest!", riss ich mich von meinen Gedanken los und blickte ihn an. Seine Augen musterten mich und huschten von meinen nackten Beinen, über sein T-Shirt zu meinem Gesicht. Dann lächelte er und verschwand im Bad. Ich setzte mich auf die Bettkante und schaute mich um. Müdigkeit überkam mich und ich hätte mich schon am liebsten hingelegt und die Augen zugemacht. Ich ließ mich nach hinten fallen und starrte an die Decke. Meine Augenlider wurden furchtbar schwer und ich schloss kurz meine Augen.
Plötzlich spürte ich, wie jemand mir eine Decke überlegte und öffnete langsam meine Augen. Went stand über mir und blickte mich verlegen an.
"Eigentlich wollte ich dich gerade nicht damit wecken.", gestand er und hielt noch immer die Decke in der Hand. Ich lächelte leicht und schloss die Augen wieder. Im Essen musste eine Schlaftablette gewesen sein, so müde war ich. Went gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Gute Nacht!", murmelte er und seine Schritte entfernten sich vom Bett.
"Nicht gehen!", jammerte ich, war aber unfähig meine Augen aufzumachen. Stattdessen bewegte ich mich langsam so, dass ich nicht mehr quer auf dem Bett lag. Went schaltete das Licht aus und ich hörte das Tapsen seiner Füße und wie er neben mir ins Bett kroch. Es war mucksmäuschenstill bis auf unsere Atmung und ich traute mich nicht einzuschlafen. Ich sah den Umriss seiner linken Schulter, da das Mondlicht zum Fenster hinein schien. Er hatte also sein Gesicht zu mir gedreht. Langsam rückte ich näher zu ihm und suchte nach seiner Hand. Er fand mich aber schneller und strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Ich kuschelte mich an ihn und während ich das leichte Beben seines Körpers an meinem spürte, schlief ich ein.
Elana

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Elana »

huhu goska,
ich habe mich nur deinetwegen hier angemeldet, damit ich auch mal was schreiben kann.....
ich liebe deine geschichte, verfolge sie vom ersten tag an und schaue jeden tag nach, ob es ein update gibt...
:anbet:
sie ist großartig geschrieben, fesselnd und voller gefühl, man kann darin versinken, die charakter sind super geschrieben/ beschrieben!
aber an der stelle aufhören und noch kein neues kap hier haben ist ganz schön fies :wtf: :D
ich hoffe, das ich nicht zu lange auf das nächste warten muß....

lg ela
Teppich

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Teppich »

:anbet: :anbet: :anbet: :anbet: :anbet: :anbet:
ENDLICH!!!! EEEEENDLICH!!!!!!
Ich bin gerade sowas von überglücklich!!!! :D
Applaus für Alex, dass sie sich endlich mal überwunden hat
und den grossen Schritt gewagt hat! Freut mich seeehr! ^_^

Die Party war ja süss *hehe* Und dass Went das Bild von Evans, Alex
und ihm überm Bett hängen hat, das ist ja mal sowas von süss!!!

Hach, ich bin grad total überwältigt und klopfe Shalley mal
symbolisch auf die Schulter! GUUUT, dass sie ihr das Kleid
gekauft hat! :D :D
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Juhu, zwei Leser!!!!!! :anbet: :anbet: :anbet:
Danke für euer Lob und ich hab auch schon insgesamt 39 Kapitel fertig... ;)
Mal sehen, wann ich Zeit und Lust für das Nächste habe.

@Ela: Ich fühle mich fast schon geehrt, dass du dich extra wegen mir hier angemeldet hast :D

Da muss es ja ganz schnell weitergehen :)
Viel Spaß beim lesen!


Kapitel 37: Welcome to the family!


Ich öffnete meine Augen einen kleinen Spalt und schaute mich verwundert um. Im gleichen Moment kamen die Erinnerungen an gestern Abend hoch und mit ihnen der Grund, warum ich in einem fremden Bett lag. Ich war noch hundemüde und schloss meine Augen. Warum war ich überhaupt wach geworden? Meine Frage wurde durch das Klingeln der Tür beantwortet und ich hörte Went neben mir kurz aufstöhnen. Wir hatten anscheinend Rücken an Rücken geschlafen, denn als er sich bewegte, bekam ich seinen Ellebogen an meiner Schulter zu spüren.
Es klingelte wieder und ich steckte meinen Kopf unter mein Kopfkissen, während sich Went langsam aufrichtete. Er sah zerknautscht aus und blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich lächelte verschlafen und richtete mich ebenfalls auf.
"Ich glaube, du solltest lieber die Tür öffnen!", murmelte ich und er gab seufzend nach. Langsam kletterte er über mich drüber und gab mir auf seinem Weg noch einen Kuss.
"Guten Morgen!", murmelte er und verschwand mit seiner Hose aus dem Schlafzimmer. Ich zog meine Beine an meinen Oberkörper und wartete. Went rief ein lautes "Ich komme!" zur Tür hin und ich konnte hören, wie er mit jemandem redete. Kurze Zeit später trat er wieder ins Schlafzimmer.
"Es ist Leigh. Sie will mit dir sprechen." Ich blickte ihn entsetzt an. "Was ist?"
"Ehm...Was soll sie denn denken, wenn ich jetzt einfach so aus deinem Schlafzimmer rausspaziere, halbnackt und zerzaust?" Er gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Erstens weiß sie sowieso, dass du hier drin bist." Er grinste breit. "Und Zweitens siehst du wie immer wunderschön aus." Went zog mich an der Hand aus dem Bett, obwohl diese Situation mehr als nur unangenehm für mich war. Er konnte nicht von mir verlangen, dass ich halbnackt vor seine Schwester trat. "Zur Not kannst du ja auch ein paar kurze Hosen von mir anziehen."
"Weil mir die ja auch passen!", meinte ich und zog meine Augenbrauen hoch.
"Ich kann ja hinten halten.", grinste er. Ich gab ihm einen Klaps auf den Oberarm.
"Aufwachen, Mr. Miller!", meinte ich und wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum.
"Euch Frauen kann man aber auch gar nichts recht machen.", schmollte er und zog mich zur Tür hinaus. Ich versuchte noch etwas an meinen Haaren zu richten, aber Leigh stand so im Wohnzimmer, dass sie uns sofort sah. Also versuchte ich Wents T-Shirt zu glätten, damit es so viel von meinen Beinen bedeckte, wie möglich. Wer hatte noch mal die Idee gehabt im Kleid zur Party zu gehen?
"Tut mir Leid, dass ich euch so aus dem Bett werfe, aber mein Flieger geht ziemlich früh und ich wollte mich noch verabschieden.", plapperte sie drauf los und ich fühlte mich nicht mehr ganz so nackt.
"Kein Problem, wir müssen sowieso früh raus.", wiegelte ich ab und unterdrückte gleichzeitig ein Gähnen.
"Dann ist ja gut.", grinste sie und schaute zu ihrem großen Bruder, der eine Unschuldsmiene aufsetzte.
"Willst du noch mit frühstücken?", fragte Went, doch Leigh schüttelte heftig den Kopf.
"Nein, sonst verpasse ich nur den Flug und dann muss ich mich bei dir einquartieren!" Sie machte einen entsetzten Gesichtsausdruck und grinste mir dann zu. Ich fühlte mich wieder nackt. "Ach ja, ich brauche noch deine E-mail-Adresse, damit ich dir die Bilder zuschicken kann!", fiel ihr plötzlich ein und sie suchte einen Zettel und einen Stift aus ihrer Tasche heraus.
"Ich hab keine E-mail, aber du kannst sie an die meines Bruders schicken. Am besten einfach "Für Alex" in den Betreff schreiben, dann weiß er Bescheid.", erklärte ich und schrieb ihr die Adresse meines Bruders auf. Auf dem Zettel standen schon die Adressen der anderen. Über mir hatte sich Dom verewigt, der aber nur krakelige Linien hingeschrieben hatte. Ich konnte nicht ein Wort lesen, außer seinen Namen.
Ich reichte Leigh den Zettel und sie verabschiedete sich. Went bedankte sich noch einmal bei ihr und umarmte seine kleine Schwester herzlich. Es war mir schon fast peinlich zuzuschauen, weil ich die beiden nicht stören wollte. Schließlich lösten sie sich voneinander und Leigh kam auf mich zu. Trotz meiner halbnackten Erscheinung umarmte sie mich und ich konnte über ihre Schulter Went lächeln sehen.
"Pass gut auf ihn auf!", meinte sie so leise, dass nur ich es hörte und ich nickte unmerklich. Sie lächelte uns ein letztes Mal zu und verschwand dann wieder winkend. Einen Moment herrschte Schweigen. Ich wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte, weil er zu sehr in Gedanken versunken schien. Doch er drehte sich grinsend zu mir um.
"Siehst du, war doch gar nicht so schlimm!" Reicht mir mal bitte jemand ein Kissen, damit ich es ihm ins Gesicht werfen kann?
"Ja, vielleicht für jemanden, der komplett angezogen ist!", gab ich zurück und warf ihm einen bösen Blick zu.
"Sie hat doch nichts gesagt." Er legte den Arm um mich und zog mich in die Küche. "Was willst du essen?"
"Keine Ahnung, was hast du denn anzubieten?", grinste ich und er öffnete den Kühlschrank.
"Kalte Würstchen und Steaks, Salate, Knoblauchsauce,..", fing er an aufzuzählen.
"Schon gut. Hast du etwas, von dem sich mir nicht gleich der Magen rumdreht?" Er tat so als würde er überlegen.
"Ich kann dir Pop tarts machen!"
"Was ist das?"
"Lass dich überraschen.", meinte er und schob mich aus der Küche ins Bad. "Zieh dich in Ruhe an und mach eben, was Frauen so im Bad machen." Ich konnte bei seinen Worten nur lachen. Was sollte ich denn anziehen? Das Kleid? Ich ging trotzdem ins Bad und machte mich etwas frisch. Meine Haare sahen schön verstrubbelt aus und da Went keine Haarbürste hatte, musste ich mein Haupt mit meinen Fingern retten.
Nach 10 Minuten kam ich wieder in die Küche und bekam einen Kaffee gereicht.
"Wo sind nun diese Pop tarts?" Er deutete auf den Toaster und kurz darauf machte es "Plopp!" und zwei Kekse erschienen. Kekse zum Frühstück?
"Bitte schön." Ich blickte auf ein quadratisches Etwas und dann auf Went.
"Das isst du zum Frühstück?" Wir blickten uns an und ich versuchte nicht allzu geschockt oder enttäuscht auszusehen.
"Nicht immer. Außerdem solltest du es erstmal probieren, bevor du meckerst.", meinte er und biss in sein Pop tart. Ich tat es ihm gleich und fühlte mich, als würde ich in eines von Sams Schokoriegeln beißen. Einfach nur purer Zucker, aber er hatte es ja lieb gemeint und deshalb zwang ich mir das Ding herunter.
"Wegen uns...", fing er plötzlich an und das Pop tart in meinem Magen nahm Schräglage ein. Wahrscheinlich verstopfte es jetzt meinen Darmgang, toll. Ich hielt mit dem Kauen inne und blickte ihn an. Seine Augen hatten wieder diese Zärtlichkeit, bei der ich eine Gänsehaut bekam. "Ich weiß, dass es nicht einfach für dich wird, weil ich so viel arbeiten muss und wegen der Paparazzi, aber ich werde so oft ich kann für Lynn und dich da sein." Die letzten Worte sprach er sehr leise aus, so als würde sie ihm nicht lauter über die Lippen kommen und ich war gerührt darüber, wie viel Gedanken er sich über uns machte. Ich konnte nichts anderes tun als nicken und nach seiner Hand zu greifen.
"Danke.", meinte ich nur und war in diesem Moment überglücklich, weil er mich nicht unter Druck setzte und trotzdem hatte ich das Gefühl nicht genug für ihn zu tun und ihn immer wieder zu enttäuschen.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich bald los musste. Went blickte ebenfalls auf seine Uhr und erhob sich dann. Mit seinen nackten Füßen tapste er zum Geschirrspüler und räumte unsere Teller rein. Ich stand ebenfalls auf und wusste nicht so Recht, was ich tun sollte. Ein wenig verloren stellte ich mich in den Türrahmen und dachte nach. Jetzt, wo wir endlich zusammen waren, fühlte es sich trotzdem fremd an. Es war ungewohnt ihn zu küssen, auch wenn ich mir nichts Schöneres vorstellen konnte. Doch ich hatte immer noch Zweifel, ob wir es schaffen würden, wenn er so viel unterwegs war.
"Hey, nicht schon wieder so weit weg denken, schön hier bleiben.", riss er mich plötzlich aus den Gedanken und küsste mich. Ich lehnte mich an den Rahmen und vergrub meine Hände in seinem T-Shirt. Seine Haut war wunderbar warm und seine Finger, die sanft über mein Gesicht strichen, waren weich und zärtlich.
"Heute ist das erste Mal, dass ich nicht zum Filmset will.", meinte er leise und rieb seine Nase ganz leicht an meiner.
"Wenn du nicht gehst, bin ich wahrscheinlich die Buhfrau der Nation.", erwiderte ich und lachte nervös. Seine Worte bedeuteten mir sehr viel, aber sie lasteten auch schwer auf mir.
"Dann sollten wir uns wohl beeilen." Wir küssten uns ein letztes Mal und er verschwand im Bad, während ich wieder in meine Kleidung schlüpfte. Ich bekam mir blöd vor, mitten am Tag ein solches Kleid zu tragen, aber ich konnte ja nicht nackt gehen. Kaum war ich angezogen, war Went schon wieder aus dem Bad raus und schlüpfte schnell in ein paar frische Klamotten.
"Können wir?", fragte er und ich nickte. Langsam erhob ich mich und folgte ihm zur Tür. Im Wohnzimmer griff er noch nach zwei Tüten und seinem Rucksack.
"Was ist da drin?" Ich war mal wieder neugierig und er grinste frech darüber.
"Meine Geschenke. Ich nehme sie mit zum Dreh und schaue sie mir dort an." Oh Gott, wenn jemand mein Geschenk sieht! Ich bekam einen leichten Panikanfall und hätte ihm am liebsten mein Päckchen wieder weggenommen.
"Vergiss es!", lachte er und zog die Tüten außerhalb meiner Reichweite, so als hätte er meine Gedanken gelesen. Gleichzeitig machte er einen Schritt nach vorn, legte die Tüten auf den Tisch und küsste mich. Ich war im ersten Moment perplex über seine Leidenschaft, die er in den Kuss legte, aber erwiderte es dann ebenso stürmisch. Ich schloss meine Augen und nahm alles mit den verbliebenen Sinnen auf. Seine leicht rauhen Lippen, sein Aftershave, seine Hände, den Geschmack seiner Küsse und das wilde Klopfen meines Herzens.
"Phew!", rutschte es mir heraus und er strahlte mich ein wenig verlegen an.
"Naja, muss ja bis Freitag ausreichen." Seine Augen bekamen einen traurigen Ausdruck und ich streichelte ihm über die Wange. Er sah so verletzlich aus und ich hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen.
"Hier, noch einen für unterwegs.", meinte ich und er lächelte.
"Du bist unglaublich.", gab er zurück, nahm meine Hand und in die andere seine Tüten. Ich öffnete die Tür und sah ihn noch einmal an. Er erwiderte meinen Blick und es fühlte sich alles wie ein Traum an. Ich hätte nie gedacht, mich noch einmal so zu verlieben!
Die Fahrt verlief meist schweigend, Ella Fitzgerald redete für uns. Jedes Wort wäre zu viel gewesen und so hingen wir beide unseren Gedanken nach, während wir in Richtung Downtown fuhren. Als wir vor meiner Wohnung hielten, wusste ich nicht, wie ich mich verabschieden sollte. Schließlich konnten überall Fotografen lauern und Bilder von uns beiden, wie wir uns küssten, wollte ich nicht in der Zeitung sehen. Went nahm meine Hand und blickte mich wieder so traurig an.
"Sehen wir uns Freitag bei mir?", fragte er und ich zögerte einen Moment. "Bring Lynn mit.", ergänzte er und lächelte. Ich drückte seine Hand zum Abschluss und stieg aus. Da stand ich in meinem lilafarbenen Kleid, etwas verloren und wäre am liebsten wieder zu ihm eingestiegen. Ich zwang mich zu einem Lächeln und ging dann die Treppen hinauf zur Tür, wo ich ihm noch nachsah und erst dann die Tür aufschloss.
"Mommy!", wurde ich lautstark empfangen. Lynn rannte mir in ihrem Nachthemd entgegen und umarmte mich. "Wo warst du denn?" Ihre Stimme klang vorwurfsvoll und ich fühlte mich ertappt. Was sollte ich ihr denn antworten?
"Ich hab bei einem Freund übernachtet, weil es gestern so spät geworden ist.", erklärte ich ihr und blickte auf zu Shalley, die bis über beide Ohren grinste.
"Ist es immer noch EIN Freund?", fragte sie mich und unweigerlich musste ich grinsen. Eigentlich wollte ich es nicht gleich so offensichtlich zeigen, aber ich konnte nicht anders. Ich war überglücklich und unendlich traurig zu gleich.
Sam kam aus der Küche, sah mein Grinsen und wusste Bescheid.
"Na, endlich! Langsam gingen uns beiden schon die Ideen aus." Was sollte das denn heißen? Hatten die beiden etwa was ausgeheckt gehabt?
"Wie war es denn?", mischte sich Shalley ein und zog mich zum Sofa, während Sam sich um Lynn kümmerte. "Erzähl!" Sie erwartete doch jetzt nicht etwa Details?
"Es war eine schöne Feier und ehm ja, mit einem schönen Ende!" Shay quiekte und gab gleichzeitig ein paar unverständliche Worte von sich, bevor sie mich in eine Umarmung zog.
"Ich freu mich so für euch und wenn es eine verdient hat, ihn zu bekommen, wenn ich es schon nicht bin, dann du!", meinte sie und ich zog bei ihren Glückwünschen ein wenig die Augenbrauen hoch. "Und wie küsst er so?" Sie sah mich mit großen, fragenden Augen an und erinnerte mich damit an die Katze aus "Shrek!".
"Gut!", gab ich zur Antwort, weil mir nichts anderes einfiel.
"Gut? Das ist jetzt nicht dein Ernst! Du küsst Wentworth Miller und alles was du dazu sagen kannst ist gut?" Sie rückte ein Stück näher zu mir heran, als könnte sie dann die Antwort in meinen Augen ablesen.
"Okay, er ist ein sehr guter Küsser. Zufrieden?" Ich war von ihrer Neugier etwas genervt, schließlich fragte ich sie auch nicht über die Fähigkeiten meines Bruders aus.
"Nein, aber es reicht erstmal für heute aus und irgendwann werde ich euch sowieso mal zusammen erwischen.", grinste sie schelmisch und erhob sich. Ich folgte ihr in die Küche und schmierte mir erstmal einen Toast. Der Pop tarts hatte sich nicht wirklich lange gehalten.
"Wann trefft ihr euch eigentlich wieder?", fragte Shalley und nahm einen Schluck von ihrem Tee.
"Freitag."
"Freitag?" Sie machte große Augen. "Nicht früher?"
"Er muss lange arbeiten und bleibt dann die Woche über in seinem Trailer."
"Oh. Dann seht ihr euch ja nur am Wochenende?"
"Während der Dreharbeiten, ja.", meinte ich und versuchte nicht allzu sehr darüber nachzudenken. Damit war das Thema beendet, zumindest vorerst. Ich wusste, dass Shalley über den Tag hinweg noch mehr Fragen einfallen würden. Eigentlich aber wollte ich nicht darüber reden. Konnte es nicht einfach nur so sein? Wir sind zusammen. Punkt. Keine weiteren Fragen.
Ich stand auf und ging zu Sam und Lynn, um zu schauen wie weit sie waren und um zu helfen. Immerhin hatte sie schon ihre Sachen für den Kindergarten an, aber ihre Haare sahen noch ungekämmt aus.
Eine halbe Stunde später waren die Tränen getrocknet und Lynn auch nicht mehr sauer auf mich, weil ihre Haare so verfitzt gewesen waren und ich ihr beim Kämmen wehgetan hatte. Aber es war nötig gewesen und so kamen wir auch noch pünktlich am Kindergarten an. Ich verabschiedete mich von Lynn und machte mich dann auf dem Weg zu Dr. Hunting. Es gab viel zu besprechen, also zumindest für mich.
Ich erzählte ihr, von der Geburtstagsparty und sie war im ersten Moment erst einmal nur sprachlos. Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet, war aber natürlich trotzdem positiv überrascht und erfreut. Das brachte aber auch die Frage auf, wie ich mir jetzt die Zukunft vorstellte. Zu meinem eigenen Erstaunen hatte ich keine direkte Antwort darauf. Alles was ich wusste war, dass ich ihn liebte, aber wie die gemeinsame Zukunft aussah und ob es sie überhaupt gab, konnte ich nicht sagen. Ich hatte Zweifel wegen Lynn, weil ich nicht wollte, dass er sich in die Vaterrolle gedrängt fühlte und Shalley und Sam wollte ich auch nicht so einfach im Stich lassen.
Es war also alles nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mit Went zusammenzukommen war ein großer Schritt gewesen, aber nicht der über die Ziellinie. Vielleicht war es gerade deshalb nicht ganz so schlimm, wenn wir uns die Woche über nicht sahen. So fühlte ich mich nicht eingeengt oder unter Druck gesetzt, sondern hatte Zeit mich mit meinen Problemen auseinanderzusetzen.
Trotzdem vermisste ich ihn sehr und hätte ihn gerne angerufen, aber ich traute mich nicht ihn bei seiner Arbeit anzurufen. Schließlich verlangte sein Job große Konzentration ab und abends war er bestimmt zu müde für große Gespräche. Also freute ich mich auf Freitag und lenkte mich mit Arbeit ab. Ich holte mir Informationen für meine Bewerbungsgespräche ein, denn mittlerweile hatte ich noch zwei weitere Einladungen erhalten.
Mittwochabend saß ich dafür vor dem Computer, neben mir eine große Tüte Kaubonbons und arbeitete mich durch die Homepages der verschiedenen Firmen. Sam war arbeiten und Shalley in ihrer Wohnung, so dass ich mit Lynn alleine war. Ich notierte mir gerade die Mitarbeiteranzahl, als das Telefon klingelte. Ich drehte mich auf dem Stuhl herum und machte mich lang, um das Gerät von dem kleinen Tisch zu schnappen.
"Edwards!", meldete ich mich und fragte mich, wer so spät noch anrufen würde.
"Hi. Habe ich dich geweckt?" Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und mein Herz machte einen großen Hüpfer. Die ganze Zeit hatte ich mir gewünscht, dass er anrufen würde und nun war er am anderen Ende der Leitung.
"Hallo, nein, ich bin gerade am arbeiten.", antwortete ich und lehnte mich nach hinten.
"Jetzt noch? Hast du nicht absolute s Arbeitsverbot?" Es war nur lieb von ihm gemeint, aber ich war langsam angenervt davon, dass mich alle bevormundeten.
"Nur ein bisschen Recherche.", wiegelte ich ab.
"Für was?"
"Meine möglichen neuen Arbeitsgeber. Ich hab doch nächste Woche die Vorstellungsgespräche."
"Wirklich? Das wusste ich noch gar nicht."
"Muss ich wohl vergessen haben.", grinste ich. "Ich hab drei Zusagen bekommen." Ich nannte ihm die drei Physiotherapien, wobei eine eher ein Kosmetiksalon war.
"Nimm das Dritte.", entschied er und meinte damit genau den Schönheitssalon.
"Ole Henriksen?"
"Klar, die sind gut." Ich musste unweigerlich lachen.
"Was?"
"Nichts.", erwiderte ich und konnte mir einen Kommentar dann doch nicht verkneifen. "Du gehst zur Kosmetik!"
"Ja, was denkst du denn? Meine rasierten Beine, die gezupften Augenbrauen, mein makelloser Teint...das kommt nicht von alleine!" Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus und ich konnte mich vor Lachen kaum noch auf den Stuhl halten.
"Jetzt mal ehrlich. Woher kennst du dich so gut aus?", hakte ich nach.
"Ich geh dort ab und zu mal hin, wenn ich mich entspannen will. Nur zur Massage."
"Ach, deswegen soll ich wohl dort arbeiten?"
"Nein, nur wenn ich dann Rabatt bekomme.", lachte er und ich hörte ein lautes "Pling!" im Hörer.
"Arbeitest du noch?", wechselte ich das Thema.
"Nein, ich bin grad in meinem Trailer angekommen und mache mir grad noch mein spätes Abendessen." Ich blickte auf die Uhr. Es war nach 22 Uhr.
"Was gibt´s denn?"
"Ravioli aus der Dose.", lachte er und mir drehte sich der Magen um.
"Ich koch dir am Freitag mal was Ordentliches, deine Essgewohnheiten sind ja schrecklich."
"Ja, Freitag." Seine Stimme klang plötzlich anders.
"Was ist? Musst du länger arbeiten?" Für einen Moment herrschte Stille.
"Nein, wie kommst du darauf?"
"Weil deine Stimme gerade so traurig klang."
"Es ist eben erst Mittwoch und ich mach mir eben meine Gedanken.", warf er ein.
"Worüber?"
"Über uns." Ich hielt einen Moment inne, bevor ich selber antwortete.
"Ich auch."
"Und was ist dein Ergebnis?"
"So weit bin ich noch gar nicht. Erst bei der Pro-Contra-Argumentation."
"Pro-Contra-Argumentation? Worüber? Über unsere Beziehung?" Verdammt. So hatte ich das eigentlich nicht sagen wollen und nun war er sauer.
"Ja und Nein. Es ist... mehr über die Zukunft." Oh Gott, das war ja noch schlimmer.
"Also ist dann Pro für und Contra gegen eine Zukunft mit mir?" Seine Stimme klang richtig verärgert und gereizt.
"Jetzt sei doch nicht gleich so aufgebracht!", versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Bin ich nicht!", gab er zurück und klang genau nach dem Gegenteil. "Ich möchte nur endlich wissen, woran ich bin. Du hast geschrieben, dass du Angst davor hast, noch einmal allein gelassen zu werden und ich versteh das auch, nach all dem, was passiert ist. Aber ich hab langsam das Gefühl, dass ich derjenige sein sollte, der Angst davor hat, allein zurückgelassen zu werden." Er war völlig außer sich, während ich einfach nur geschockt auf den Bildschirm vor mir starrte. Hatten wir uns nicht gerade noch über seine Witze totgelacht?
"Ich will mich jetzt nicht mit dir streiten, Went! Eigentlich will ich mich überhaupt nicht mit dir streiten. Lass uns am Freitag in Ruhe darüber reden, okay?"
"Du weichst mir schon wieder aus!", überging er meinen Vorschlag und ich war den Tränen nah. Es war als hätte ich eine Kettenreaktion auf einem Minenfeld ausgelöst und würde nun von aufgewirbeltem Staub umgeben sein. Was war nur plötzlich los mit ihm?
"Went, bitte!", meinte ich matt und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich konnte seine Wut verstehen, aber über solche Themen wollte ich nicht mit ihm am Telefon sprechen, schon gar nicht so spät. "Lass uns am Freitag reden. Wir sind beide müde und vielleicht auch ein wenig gereizt."
"Und du denkst, dass es da anders ist?" Er war nicht wirklich zu beruhigen, ich wollte aber auch nicht einfach auflegen und Angst haben müssen, dass er am Freitag nicht da sein würde.
"Das vielleicht nicht, aber ich kann dir wenigstens in die Augen sehen und sicher sein, dass nicht noch ein Dritter vom FBI mit zuhört." Es war ein Versuch, um die Situation noch zu retten. Ich hörte, wie er etwas auf den Tisch fallen ließ und es laut klirrte. Er war immer noch wütend auf mich.
"Okay, dann bis Freitag." Seine Stimme klang alles andere als begeistert und ich wusste einfach nicht, was ihn nun so genau aufregte.
"Bis Freitag.", bestätigte ich und legte dann auf, um ihn genau im selben Moment wieder anrufen zu wollen. War sein Geburtstag wirklich erst zwei Tage her? Es fühlte sich eher so an, als hätten wir die Zeit des Verliebtseins übersprungen und wären direkt in eine Krise gekommen.Vielleicht waren wir aber auch beide nur erschöpft und übermüdet gewesen.
Ich schaltete den Computer aus, ging ins Bad und zog mir meinen Pyjama an. Mit einer Flasche Wasser ging ich zu Bett und überlegte, wie ich das am Freitag wieder in Ordnung bringen konnte. Plötzlich ging der Klingelton meines Handys los und ich bekam einen Herzanfall. Mistding. Ich schaltete es schnell ab und sah, dass es eine SMS war. Hätte mich nicht gewundert, wenn es Sam gewesen wäre, der wissen wollte, ob alles in Ordnung war.
"Ich hab gerade richtig Mist gebaut, oder? Ich weiß nicht, was mit mir los war, aber es lag garantiert nicht an dir. Lass uns Freitag reden, wirklich. Schlaf gut. Went."
Damit hätte ich nun nicht gerechnet, aber umso mehr freute ich mich über diese Entschuldigung und konnte ihm gar nicht böse sein. Leigh hatte Recht gehabt, dass er manchmal ein kleiner Tollpatsch war und wenn sie von unserem Telefonst wüsste, hätte sie ihm bestimmt die Ohren lang gezogen. Auch wenn ich die Vorstellung witzig fand, konnte ich nicht so richtig lachen. Viel zu sehr beschäftigten mich die Worte, die er am Telefon zu mir gesagt hatte. Es war das erste Mal, dass er nicht so geduldig gewesen war und vielleicht hatte er mir in diesem Moment auch zum ersten Mal seine wahren Gedanken darüber mitgeteilt. Ich wusste, dass ich ihm auswich und dass er Antworten wollte, die ich ihm geben musste, wenn ich ihn nicht verlieren wollte. Trotzdem hatte mich das alles mitgenommen und die Nacht verfolgten mich seltsame Träume.
Ich war die ganze Zeit von vielen Menschen umgeben, aber ich konnte Went nicht sehen und je mehr ich nach ihm suchte, umso weniger fand ich eine Spur oder sah ihn überhaupt irgendwo.
Ich brauchte nach dem Erwachen einen Moment, um mich zu sammeln. Das Gefühl, irgendwann allein zu sein, ließ mich immer noch nicht los und deswegen nahm mich der Traum auch so mit. Es war wie immer gut, mit jemandem darüber zu reden, auch wenn ich mir langsam wünschte, dass ich auch mal wieder mit Shalley so frei und offen reden konnte. Aber ich hatte Zweifel, ob sie nicht vielleicht doch irgendetwas über Went an fremde Leute verraten würde. Schon allein diesen Gedanken zu haben, brachte mir große Schuldgefühle ein, schließlich war Shalley nicht irgendjemand. Sie war meine beste Freundin und auch meine Schwägerin in spe. Doch da Dr. Hunting nicht wusste, wer Mr. X in Wirklichkeit war, war ich in diesem Fall mit meinem Problem allein.
Als ich am Nachmittag nach Larchmont fuhr, um Lynn abzuholen, war ich noch immer in Gedanken darüber versunken. Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen Shalley gegenüber. Sie hatte so viel für mich getan und ich wusste, dass sie nie etwas an die Presse oder sonst irgendjemanden verraten würde. Und trotzdem wurde ich diese Vertrauensblockade nicht los. Es war zum verzweifeln. Zu allem Unglück tauchten auch noch meine ganz speziellen Freunde wieder auf. Ich hatte die Fotografen schon fast vermisst. Ohne sie groß zu beachten oder gar ihre Fragen zu beantworten, ging ich weiter und war froh, als wir endlich Zuhause waren und ich die Tür hinter mir zuschlagen konnte.
Sam war auch schon da und hing vorm Computer.
"Hi!", rief ich ihm zu und er drehte sich zu uns herum.
"Hi! Na, Prinzessin, wie war es im Kindergarten?", fragte er Lynn, die auf seinen Schoß kletterte.
"Toll, ich hab einen großen Kuchen gebacken!", begann sie zu erzählen und ich sah belustigt zu, wie sich Sams Gesicht in Erstaunen und Freude verwandelte. Ich ging in die Küche und fing an Nudeln für das Abendessen zu kochen.
"Kommt Shalley zum Essen?", fragte ich Sam, bevor ich die Nudeln in das kochende Wasser schüttete.
"Ja, aber sie kommt etwas später. Sie hat noch einen Arzttermin." Ich lugte aus der Küchentür ins Wohnzimmer.
"Was Schlimmes?"
"Nein, nur Routineuntersuchung." Er schaute wieder auf den Bildschirm, während Lynn im Wohnzimmer sang.
"Und da bist du nicht mit dabei?"
"Was denkst du denn, warum das Frauenarzt heißt?", meinte er und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich verdrehte nur die Augen und ging nach den Nudeln schauen. "Du hast übrigens eine E-mail!", rief er mir hinterher und ich ging zurück. E-mail?
"Von wem denn?"
"Scofields kleiner Schwester!", meinte er.
"Haha, sag schon!"
"Das steht hier, wirklich!", behauptete er.
"Lass mal sehen. Kannst du mal kurz auf die Nudeln aufpassen?" Er nickte und ich nahm seinen Platz vor dem Computer ein. Da stand tatsächlich "Scofields-little-sister" als E-mail Adresse da und so langsam wurde mir klar, wer es war. Es konnte eigentlich nur Leigh sein und der Betreff bestätigte das. Neugierig öffnete ich die E-mail und las mir ihren Text durch.
"Hallo Alex,
Wie versprochen schicke ich dir die Bilder von Wents Geburtstagsfeier. Ich wollte mich hiermit auch noch mal für deine Hilfe bedanken. Es hat richtig Spaß gemacht und Dank deines Einsatzes hinter der Bar ist ja auch alles gut gegangen. :)
Im Anhang findest du die besten Bilder, du kannst mich aber auch noch einmal anschreiben, wenn du alle haben möchtest.

Liebe Grüße,
Leigh

P.S.1: Ich wollte nur noch mal sagen, dass ich mich wirklich für euch beide freue und euch alles Gute für die Zukunft wünsche. Ich denke, dass wir uns bestimmt in nächster Zeit öfter mal sehen werden. ;) Ach ja, schau dir bei den Bildern unbedingt mal IMG_2027 und IMG_2041 an. Auf Ersterem sieht er übrigens dich an.

P.S.2: Weißt du, wie Doms E-mail lautet? Ich kann seine Schrift nicht lesen. :( "

Bei ihrem zweiten Post scriptum musste ich laut lachen und schrieb ihr eine kurze Antwort zurück.
"Hi Leigh,
danke für deine Mühen wegen der Bilder und danke auch für alles andere. Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen (und ich rede hier wirklich von ALLEM!!!) und es hat mir ebenfalls sehr viel Spaß gemacht, vor allem das Einbrechen.
Mit Doms Adresse kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen, aber vielleicht schreibst du ihm einfach eine SMS und er schreibt es dir noch mal ordentlich auf.

Bis bald,
Alex"
Als ich es abgeschickt hatte, wartete ich noch einen Moment, um mich zu sammeln und schaute mir dann die Bilder an. Bei jedem Foto klopfte mein Herz wie wild und wurde immer schneller, bis es plötzlich bei Bild IMG_2027 stehen blieb. Ich bekam eine Gänsehaut und einen dicken Kloß im Hals, so sehr war ich von seinem Gesichtsausdruck gerührt. Es war wieder dieser liebevolle Blick, der so voller Zärtlichkeit war, dass alles dagegen belanglos wirkte. Ich liebte diese Momentaufnahme, vor allem weil es ein Schwarz-Weiß-Foto war.
Widerwillig klickte ich mich durch die anderen Bilder, bis ich IMG_2041 erreichte und wieder setzte mein Herz für ein paar Sekunden aus. Leigh hatte wirklich tolle Fotos gemacht und dieses hatte einfach den "Aww"-Effekt. Es zeigte Lynn und Went in dem Moment, als sie sich umarmten und ich konnte mir richtig gut vorstellen, was für ein toller Vater Went wäre. Doch ich weigerte mich ihm dies aufzuzwingen.
Ich schloss den Anhang und die E-mail und ging in die Küche. Sam schüttete gerade die Nudeln ab und ich deckte Gedanken verloren den Tisch.
"Darf ich mal sagen, dass du ziemlich scheiße aussiehst!", bemerkte Sam sehr uncharmant. Ich blickte überrascht auf.
"Scheiße sagt man nicht, Onkel Sam!", rief Lynn von der Tür her und schaute ihn böse an. Ich grinste nur und holte Ketchup aus dem Kühlschrank.
"Ach, und was nimmst du denn da gerade in den Mund, mmh?", hörte ich Sam hinter mir sagen und Lynn kicherte verlegen.
"Ich bin da, wer noch?", kam es von der Tür her und kurz darauf erschien Shalley in der Küche.
"ICH!!!", rief Lynn laut und hüpfte vor Shalley auf und ab.
"Du? Na, dann bin ich ja beruhigt, puh!" Sie wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn und zwinkerte uns zu. Sam gab ihr einen Kuss, bei dem Lynn laut "Igitt!" und Sam und Shalley ihr dann auch noch einen Kuss auf die Wange drückten. Wir setzten uns alle um den Tisch herum und ich verteilte die Nudeln auf die Teller.
"Sag mal, war Went da oder warum herrscht mal wieder Fotografenverkehr vor der Haustür?" Sam und ich stöhnten gleichzeitig auf und sahen sie an.
"Ist jetzt nicht wahr, oder?", fragte er und Shay nickte.
"Es sind nicht viele, vielleicht eine Hand voll."
"Das ist eine Hand voll zu viel!", bemerkte ich trocken und den Rest des Essens verbrachten wir schweigend.
Sam verabschiedete sich kurz danach und ich brachte Lynn zu Bett, um mich danach erschöpft neben Shay aufs Sofa fallen zu lassen.
"Was ist denn los, Süße?", fragte sie mich und bevor ich antworten konnte, klingelte das Telefon. Ich blickte erschrocken auf und sah dann Shalley an. Sie zuckte nur mit den Schultern und ich stand auf, um ran zu gehen. Ein wenig graute mir davor, weil ich betete, dass es besser enden würde, als das Telefonat gestern.
"Edwards?", meldete ich mich vorsichtig.
"Kind, ich freu mich ja so für dich!" Ich war so überrascht über diese euphorische und vor allem laute Stimme, dass ich den Hörer erst mal weg hielt.
"Hi, ehm Mom!", antwortete ich verschüchtert. "Wieso freust du dich für mich?"
"Sam hat mich doch angerufen, wegen dir und Wentworth!" Okay, mein Bruder war ein toter Mann. "Eigentlich wollte ich schon viel früher anrufen, aber du weißt ja wie das ist."
"Danke, Mom!", presste ich hervor und versuchte sie abzuwimmeln.
"Du musst ihn unbedingt mal mitbringen und mir vorstellen. Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass meine Tochter unter die Haube kommt!" WAS?
"Mom, halt mal! Unter die Haube?" Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber das Wort "Panik" drängte sich mir doch ein wenig auf. Sollte ich mich etwa unter Druck gesetzt fühlen?
"Ja, wieso nicht? Du wirst 30, Schatz!"
"Danke für die Erinnerung, aber NEIN!", sagte ich bestimmt. "Außerdem, weiß Dad schon davon?"
"Naja, er weiß von Wentworth, aber nicht, dass ihr ein Paar seid." Oh toll.
"Und? Wie hat er reagiert?", fragte ich gespannt.
"Er hat gesagt, dass er am 28. Juni zur Gartenparty kommen kann, wenn er möchte." Für einen Moment war ich sprachlos. Der Tag des Jahres für meinen Vater und er lädt den Freund seiner einzigen Tochter ein? Reden wir hier über meinen Vater?
"Wirklich?"
"Ja!!!!! Ich musste ihn natürlich erst ein wenig bearbeiten und für die Tränen, die ich dafür vergossen habe, verlange ich mindestens eine Flasche Gin von dir, aber am Ende hat er die Einladung ausgesprochen."
"Wow, danke, Mom.", meinte ich leise und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Das Dad mal so etwas machen würde, hätte ich nie gedacht und auch wenn ich Went eigentlich nicht gleich mit meiner Familie belagern wollte, wollte ich die Zustimmung von meinem Vater haben. Der Streit von April hatte mich sehr verletzt und ich wollte nicht, dass es jetzt wieder so werden würde.
Ich redete noch eine Weile mit meiner Mom und legte dann auf. Grinsend ging ich zurück zu Shalley.
"Hat Went auch eine Einladung bekommen?", quiekte sie und klatschte vor Freude in die Hände.
"Wieso auch?"
"Weil ich eine bekommen habe!", meinte sie altklug und ich verdrehte die Augen.
"Wow, da habt ihr ja was gemeinsam. Ihr solltet heiraten!", gab ich sarkastisch zurück.
"Nicht ohne deine Segen!"
"Hast du ein Glück, dass ich heute meinen sozialen Tag habe!", gab ich zurück und wir konnten uns vor Lachen kaum noch halten. Ich lehnte mich an ihre Schulter und hielt mir den Bauch, der vom lachen wehtat.
"Bist du eigentlich schon aufgeregt wegen morgen?", fragte sie und ich dachte über ihre Frage nach.
"Ein wenig, aber wir haben uns schon so oft getroffen und Lynn ist ja auch dabei.", versuchte ich vor allem mich selber zu beruhigen. In Wirklichkeit war ich wegen morgen total nervös. Schon allein der Gedanke mit ihm noch einmal über alles zu reden, ließ mir den Schweiß auf der Stirn stehen. Was sollte ich ihm denn sagen, wenn ich überhaupt reden konnte?
"Ihr schafft das schon und auch wenn ich dich beneide, ein klein wenig nur, aber ihr gehört zusammen.", zwinkerte sie mir noch einmal zu und verabschiedete sich dann. Ich blieb noch eine Weile sitzen, bevor ich mich auch ins Bett begab.

Der Freitag verging wie im Fluge und ehe ich es mich versah, machte ich mich mit Lynn auf den Weg zu Went. Ich hatte Lasagne gemacht und sie in Alufolie gepackt, damit sie länger warm blieb. Lynn war total aufgeregt und zappelte unruhig in ihrem Kindersitz hin und her. Sam und Shalley hatten mir noch einmal Mut zugesprochen und mich dann ins Auto geschoben und nun gab es kein Entkommen mehr. Ich hatte Went nur noch eine SMS tippen können, um Bescheid zu sagen, dass wir kommen würden.
"Wann sind wir da?", fragte Lynn und blickte zum Fenster hinaus.
"Du weißt doch, wo Went wohnt!", gab ich zur Antwort und fuhr Richtung Larchmont. Doch ich konnte ihre Nervosität durchaus verstehen, schließlich hielt ich mich am Steuer fest, als wäre es mein Rettungsring.
10 Minuten später waren wir in seiner Straße angekommen und ich parkte meinen Wagen vor seinem. Lynn machte sich von ihrem Gurt los und wartete ungeduldig, bis ich die Tür geöffnet hatte. Ich nahm noch die Lasagne heraus und folgte ihr den Weg zum Haus entlang. Lynn klingelte und Went öffnete kurz darauf. Im ersten Moment sahen wir uns beide unsicher an, während Lynn in die Wohnung stürmte und lautstark "Hallo!" rief. Ich grinste und ging auf ihn zu. Er senkte den Kopf und schaute mich mit traurigen Augen an.
"Es tut mir so unglaublich Leid wegen Mittwoch. Bist du noch böse?" Er sah aus wie ein kleiner Junge und hätte ich nicht die Lasagne in den Händen gehabt, hätte ich ihn in den Arm genommen und gedrückt.
"Wäre ich sonst hier?", stellte ich die Gegenfrage und er lächelte erleichtert. Wieder trafen unsere Blicke aufeinander und ich wurde augenblicklich an Leighs Bild erinnert. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich mit derselben Leidenschaft, die auch in seinen Augen stand.
"Mommy, ich hab Hunger.", rief Lynn aus dem Wohnzimmer und wir lösten uns lachend voneinander.
"Komm rein!" Went zog mich an der Hand herein und schloss die Tür hinter mir. Zu dritt gingen wir in die Küche und ich packte die Lasagne aus.
"Wow, hast du die gemacht?", fragte er erstaunt und rieb sich verlegen die Hand am Hinterkopf. "Dabei bin ich doch der Gastgeber."
"Wir bräuchten Teller und Besteck.", warf ich ein und er grinste. Wir wärmten die Lasagne noch einmal kurz im Backofen auf und setzten uns dann in den Garten. Es war wunderschön draußen und die leckere Lasagne dazu machte es wirklich zu einem schönen Abend. Lynn hüpfte nach dem Essen im Garten herum, während wir vorgaben in der Küche das Geschirr zu spülen. Doch schon nach dem zweiten Teller, zog er mich zu sich ran und küsste mich wieder. Ich fühlte mich wie Brause, die man ins Wasserglas geschüttet hatte, überall auf und in meinem Körper kribbelte es.
"Und was machen wir jetzt?", fragte ich ihn, als ich Lynn aus dem Wohnzimmer kommen hörte. Er küsste mich ein letztes Mal und grinste.
"Onkel Walt besuchen.", meinte er nur und zog mich ins Wohnzimmer. Ich setzte mich aufs Sofa, während Lynn an Wents Beinen klebte. Der Größenunterschied und die Art, wie sie miteinander umgingen, machten die beiden zu einem süßen Pärchen. Went suchte in seinem Schrank nach etwas und holte schließlich einen Stapel DVDs hervor. Nun wusste ich auch, wer Onkel Walt war. Went wollte Trickfilme anschauen. Ich fand die Idee toll, weil Lynn Disneyfilme über alles liebte und sich bestimmt ewig nicht entscheiden konnte. Went legte die DVDs nebeneinander auf den Tisch und Lynn tippte auf das "Dschungelbuch". Das ging aber schnell, wunderte ich mich.
Bevor es losgehen konnte, versorgte uns Went noch mit Getränken und steckte eine Tüte Fertigpopcorn in die Mikrowelle. Lynn und ich sahen fasziniert zu, wie sich die Tüte langsam aufrichtete und das Mais zu Popcorn zu wurde.
"Ist es fertig?"
"Gleich. Noch einen Moment."
"Es riecht gut, Mommy."
"Ja, aber nicht das es anbrennt."
"Nein, es poppt noch zu sehr."
"Ja, du hast Recht."
"Mach aus, mach aus!"
"Wieso? Hab Geduld."
"Die 4 Minuten sind um."
"Das ist die Mindestzeit."
"Onkel Went, mach aus."
"Vertraut mir doch mal."
"Es riecht schon verbrannt!"
"Noch einen Moment."
"Ist das Poppen weniger geworden?"
"Nein, hörst du es? plopp, plopp, plopp!"
"Jetzt ist es wirklich gut, Went!"
"Einen Moment noch!"
"Ausmachen!"
"Warte, noch nicht!" Went hielt die Hand am Knopf und sah uns grinsend an, während wir uns vor Aufregung fast in die Hose machten.
"Los jetzt."
"Ich hau dich!", rief Lynn und sah ihn so böse an, dass er schnell ausmachte. Ich lachte, als er sich an der Tüte verbrannte und half ihm, dass Popcorn ordentlich durchzuschütteln. Dann wurde alles gerecht auf drei Schüsseln verteilt und es ging zurück ins Wohnzimmer. Went machte die DVD an und wir setzten uns aufs Sofa. Went rechts und Lynn links von mir, schauten wir uns den Film an. Es war wirklich schön und ich fühlte mich ein wenig in meine Kindheit zurückversetzt, als ich den Film mit meinen Brüdern gesehen hatte. Lynn tanzte und sang bei jedem Lied kräftig mit und lachte über wirklich alles und jeden. Ab der Mitte des Filmes wurde sie jedoch müde und legte ihren Kopf auf meinen Schoß. Ich kuschelte mich an Went und er legte den Arm um mich, während wir den Film zu Ende schauten. Ab und zu summte er leise mit oder trommelte sanft mit seinen Fingern im Takt der Melodie auf meine Schultern. Ich lächelte nur in mich hinein und achtete darauf, dass er nicht wieder versuchte mir Popcorn zu klauen, weil er sein eigenes schon gegessen hatte.
Als der Film zu Ende war und ich mich vorsichtig aufrichtete, tat mir alles weh. Went gab mir eine kurze Schultermassage und schaute, ob Lynn schlief.
"Sie träumt bestimmt von Mogli!", grinste er und hob sie vorsichtig hoch, um sie in sein Bett zu tragen. Ich folgte ihm und deckte sie vorsichtig zu. Mein Herzklopfen war wieder da und ich trat mir zittrigen Knien zu ihm in den Garten hinaus. Er saß auf einem der Stühle unter dem kleinen Baum und schaute in den Himmel. Ich ließ mich neben ihm nieder, lehnte meinen Kopf an seine Schulter und beobachtete ihn. Er sah ein wenig blass aus.
"Du siehst müde aus!", bemerkte ich leise und er drehte seinen Kopf zu mir.
"Mir geht´s gut!", beharrte er und legte seinen Arm um mich. "Ist dir kalt?", fragte er und ich versuchte meine Gänsehaut zu verbergen. Doch es war deutlich kälter, als noch zum Abendessen. Went ließ mich los und zog sich seinen schwarzen Pullover aus. Er reichte ihn mir, doch ich lehnte ab.
"Und ich dachte, Frauen stehen auf so was!", meinte er schulterzuckend und wollte sich gerade den Pulli wieder überziehen, als ich es ihm wegnahm und mir anzog. Ich sah darin aus wie ein Schluck Wasser, aber er war schön weich und warm. Went legte wieder seinen Arm um mich und ich kuschelte mich an ihn.
"Was war am Mittwoch los?", fragte ich in die Stille, um das Gespräch zu beginnen.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht lag es an der Uhrzeit. Ich hatte vorher 13 Stunden vor der Kamera gestanden, mich verausgabt und dich dann angerufen. Ich weiß auch nicht, warum ich mich so aufgeregt habe."
"Weil du sauer warst auf mich, verständlicherweise."
"Ich war nicht sauer auf dich."
"Hör auf zu lügen. Du warst wütend auf mich, weil ich etwas von Pro-Contra gesagt habe."
"Ja, okay, ich war wütend deswegen. Es klang in dem Moment aber für mich so, als würdest du an unserer Beziehung zweifeln und den Glauben daran verlieren, bevor es überhaupt richtig angefangen hat." Er klang so verletzlich in diesem Moment und mir wurde wieder richtig bewusst, was ich mit meinen Worten angerichtet hatte.
"Ich habe Zweifel, vielleicht auch berechtigte, aber ich versuche einfach nur eine verdammte Lösung für alles zu finden. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll: Ich will Sam und Shalley nicht im Stich lassen, mich genügend um Lynn kümmern, meinen Job wiederhaben, das Sorgerecht nicht an Lucas verlieren und auch gleichzeitig noch genügend Zeit für dich finden." Ich biss mir auf die Zunge, weil mir die Sache mit Lucas herausgerutscht war. Verdammt. Went richtete sich ein wenig auf und sah mich an.
"Was ist mit Lucas?"
"Er ehm will das Sorgerecht für Lynn.", erklärte ich ihm schließlich und blickte zu Boden. Teilweise aus Scham, aber auch weil der Gedanke daran mir die Tränen in die Augen stiegen ließ.
"Was? Seit wann weißt du das?" Im Dunklen konnte ich sein Gesicht nur undeutlich sehen und wusste deshalb nicht, ob er nun wütend auf mich oder Lucas war. Vielleicht auf uns beide.
"Seit Mitte Mai." Ich hatte es ihm verschwiegen und ich brauchte ihn nicht zu sehen, um zu merken, dass er enttäuscht war. Er antwortete mir nicht, sondern atmete nur ein paar Mal tief durch.
"Habt ihr euch schon um einen Anwalt gekümmert?", fragte er nur, vermied es aber mich anzublicken.
"Sam hat jemanden organisiert."
"Nehmt euch den Besten, den ihr bekommen könnt.", meinte er und sah mich an.
"Went, ich will...!", begann ich doch, er unterbrach mit einer Geste.
"Alex, du kannst nicht immer alles alleine machen. Wenn du Lynn verlierst und ich die Chance gehabt hätte mit so etwas Simplen wie Geld dies zu verhindern, was meinst du wie ich mich fühlen würde? Ihr seid mir beide sehr wichtig und ich will euch helfen, weil ihr mich glücklich macht. Außerdem dachte ich, dass man in einer Beziehung Dinge miteinander teilt. Gute und Schlechte. Das macht Liebe doch aus, das man nicht allein ist, sondern etwas mit jemandem teilt. Probleme, Glücksmomente, Witze und wenn du nicht gleich aufhörst zu weinen, dann teile ich auch noch meine Tränen mit dir." Ich lachte und weinte zugleich, weil mich seine Worte so sehr berührten. Er zog mich zu sich und wir küssten uns, wobei sich meine Tränen ihren Weg von meinen auf seine Wange bahnten.
"Danke.", murmelte ich und gab ihm noch einen Kuss. Dann wischte ich mir schnell die Tränen weg und sah ihn an. "Ich weiß, dass passt jetzt gerade gar nicht, aber meine Eltern haben dich zu ihrem Grillfest am 29. Juni eingeladen. Wenn du zu erschöpft bist, dann müssen wir nicht hin, aber meine Eltern, okay mehr meine Mutter, aber eigentlich auch mein Vater. Also zumindest würden sie dich gerne..." Er verschloss meine Lippen mit seinen.
"Ehe ich deinen Worten nicht mehr folgen kann, sage ich lieber gleich Ja.", lachte er und mir fiel ein Stein vom Herzen. Gleichzeitig fing es wieder schneller an zu schlagen, denn meine Eltern und Went würden sich in weniger als 4 Wochen gegenüberstehen. Nicht gerade ein Grund wirklich glücklich zu sein.
"Oh gut, dann nimm dir an dem Wochenende nichts vor.", lächelte ich und wir blickten eine Weile schweigend in den Himmel.
"Ich bin müde.", gähnte ich nach einer Weile und rieb mir die Augen.
"Willst du ins Bett?", fragte er und streckte sich.
"Ja.", meinte ich und fühlte mich unwohl.
"Okay, dann hol ich mal die Decke für dich."
"Ehm...Went, bist du mir böse, wenn ich mit Lynn nach Hause fahre?" Er hielt in seiner Bewegung inne und sah mich an.
"Nein, ist in Ordnung!" Im wirklichen Leben war er so ein schlechter Lügner und deshalb hielt ich ihn am Arm fest.
"Ich habe es ihr noch nicht gesagt.", erklärte ich ihm und er nickte. "Sehen wir uns morgen?"
"Ich bin morgen zum Mittag eingeladen, bei George. Kyle hat Geburtstag, aber ich kann auch absagen."
"Nein, geh! George ist dein bester Freund und ihr seht euch so schon sehr wenig."
"Willst du mitkommen?"
"Nein, geh du nur und hab deinen Spaß, okay?" Ich gab ihm einen Kuss, stand auf und zog ihn mit mir.
"Er weiß es sowieso."
"Wer weiß was?"
"George und alle anderen. Was denkst du denn, wie ich am Dienstag von Maury, Sarah und Dom ausgefragt worden bin?" Er lachte und ich legte meinen Arm um seine Hüfte. "Das war eine großangelegte Verkupplung gewesen." Nun musste ich auch lachen und dachte an Montag zurück, wie sie alle mit einem Mal verschwunden waren.
"Kannst du mal sehen, was du für tolle Freunde hast."
"Denk ja nicht, dass Shalley und Sam so unschuldig sind. Die hatten ihre Finger da genauso mit drin." Ich sah ihn ungläubig an.
"Wirklich? Na, die können was erleben!", grinste ich und schlich leise in Wents Schlafzimmer, um Lynn ins Auto zu tragen.
"Warte, ich helfe dir!", erklang es hinter mir und Went ging zu seinem Bett. Am Anfang sah ich Lynn gar nicht, weil sie so klein im Vergleich zu seinem Bett war. Vorsichtig hob er sie hoch, ohne dass sie wach wurde. Ich öffnete die Türen und lief vor zum Auto. Wir schafften es dann, Lynn ins Auto zu bekommen und anzuschnallen und es herrschte einen Moment Stille.
"Ich komme morgen Abend vorbei.", meinte er und zog mich zu einem Kuss heran.
"Nicht, wenn uns jemand sieht.", warnte ich ihn und ging einen Schritt zurück.
"Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Reporter nur bei dir vor der Tür stehen.", lachte er und drückte mir doch einen Kuss auf, den ich erwiderte und am liebsten nie hätte enden lassen. Das Kribbeln gefiel mir viel zu gut, auch wenn mein Magen komische Sachen veranstaltete. Es fühlte sich an, als würde er sich gleichzeitig zusammenziehen und strecken wollen.
"Okay, dann bis morgen." Keiner von uns beiden rührte sich und ich sah ihn an.
"Ich liebe dich!", flüsterte er nur und ich drückte ihm nur noch schnell einen Kuss auf den Mund, bevor ich ins Auto stieg. Mein Herz klopfte wie wild gegen meinen Brustkorb und ich atmete so heftig wie nach einem Marathonlauf.
Was war, wenn ich ihm nichts erwidern konnte? Nicht einmal, dass ich ihn liebte.
Elana

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Elana »

huhu goska,
wow ich bin hin und weg, die beiden (3) sind sooo süß miteinander, mensch habe ich mich erschrocken, als die beiden sich gestritten haben, aber zum glück ist alles wieder in ordnung.....

2 leser? ich glaube, du hast einige mehr, die sind nur zu faul, genau wie, ich was zu schreiben ;OD

lg ela
Teppich

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Teppich »

Hehehe, auch ich hab mich da erschrocken, als sie
sich da gestritten haben. Aber es war schon verständlich,
er war müde und sie ist sich halt noch unsicher wegen der
Zukunft, kam halt in diesem Moment etwas krass rüber.
Aber guuut, sie haben sich vertragen und ich muss echt
betonen, wie süüüss Went und Lynn miteinander umgehen
*schmacht* Wirklich knuffig!
Sag mal, hast du da irgendwo ne Vorlage zu den Fotos?
Nur so aus Neugier ;)

An die Leute, die hier mitlesen: SCHREIBT MAL WAS!!!!
;)
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

huhu ihr beiden^^
Danke, dass ihr hier Werbung macht :) Find ich echt süß von euch.
Naja, ich hasse es alles perfekt zu machen, nur weil sie jetzt zusammen sind. Die beiden waren sehr lange Zeit Single und ich denke, da ist es am Anfang sehr schwierig den Partner bei Problemen und Entscheidungen einzubeziehen :/
Foto hab ich nicht direkt, aber ich weiß, wie die einzelnen Charaktere aussehen, das macht es einfach :D

So, weiter gehts, auch wenn nicht mehr viele Kapitel da sind :( Ich muss mich unbedingt mal wieder hinsetzen...damn it!

Erstmal, viel Spaß beim lesen :)


Kapitel 38: Two hats


Es klopfte an meiner Tür und ich hob den Kopf. Ich war schon seit mindestens einer halben Stunde wach, doch hatte keine Lust aufzustehen. Sam lugte hinter der Tür hervor.
"Guten Morgen, willst du mit frühstücken?", fragte er, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Alles okay mit dir?" Diesmal nickte ich und er verstand, dass ich alleine sein wollte.
"Denk nicht so viel darüber nach!", ermahnte ich mich selbst und stieg aus meinem Bett. Heute würde Kelly, Lynns Freundin, vorbeikommen und ich wollte mit den beiden an den Strand gehen. Also zog ich mich an, frühstückte doch noch mit Sam und Lynn und packte dann unsere Badesachen ein. Sam verabschiedete sich von uns, weil er zu Shalley wollte und wir fuhren zu Kelly. Sie und ihre Mutter warteten schon und eine Stunde später hatten wir einen Platz am Strand gefunden. Es war wahnsinnig viel los, aber bei diesem super Wetter war das ja kein Wunder. Ich stellte den gemieteten Sonnenschirm auf und cremte die beiden Mädels dann mit Sonnenmilch ein, bevor sie sich mit Schwimmflügeln in die Fluten stürzten. Langsam watete ich hinterher und passte auf, dass die beiden nicht untergingen oder von einer Welle erfasst wurden.
Zum Mittag gingen wir etwas essen und meine Gedanken hingen bei Went, der bestimmt gerade bei George war. Ich vermisste ihn und hätte gerne heute den ganzen Tag mit ihm verbracht, weil das Wochenende einfach immer so schnell verging. Wenigstens würde er heute Abend kommen und für einen Moment schloss ich meine Augen, um seine Küsse noch einmal auf meinen Lippen zu fühlen. Ich hätte nie gedacht, dass mich das so glücklich machen würde und mich auch auf eine Art beflügelte. Vielleicht hatte ich einfach nur vergessen, wie sich so etwas anfühlte und brauchte die Erinnerung, um wieder gesund zu werden.

Braun gebrannt empfing ich Went am Abend an der Tür. Ich zog ihn an seinem blauen T-Shirt herein und drückte ihm einen Kuss auf dem Mund, nur um wieder so nah bei ihm zu sein.
"Wir sind dann mal weg.", erklang es hinter uns und wir drehten uns ertappt herum. Ich hatte total vergessen, dass Sam und Shalley auch noch da waren. Shay sah mich grinsend an.
"Erwischt!", meinte sie nur und winkte dann Went zu, bevor die beiden verschwanden. Er sah mich verdutzt an und grinste dann.
"Hast du schon was gegessen?", fragte ich ihn und ging in die Küche.
"Ja, das ist das Einzige, was ich heute gemacht habe. Denise hat mal wieder übertrieben.", lachte er und lehnte sich an die Arbeitsplatte.
"Was zu trinken?", bot ich ihm stattdessen an und er nickte.
"Wasser oder Saft ist okay.", meinte er und starrte auf den Union Jack an der Wand. Ich reichte ihm sein Glas und stupste ihn mit dem Kopf an der Schulter.
"Alles klar?", forschte ich nach und er blickte mich überrascht an.
"Ja, aber ich hab dich heute vermisst und mir gewünscht, lieber bei dir zu sein." Warum brachten mich seine Worte bloß immer so schnell zum Heulen? Ich schluckte heftig und versuchte dann meine Stimmbänder wieder in den Gang zu bekommen.
"Ich dich auch.", meinte ich und wir küssten uns, bevor wir uns ins Wohnzimmer begaben.
"Ich hab total vergessen, mich für dein Geschenk zu bedanken!", meinte er und drehte sich zu mir um.
"Oh Gott, du hast es wirklich ausgepackt?" Ich schaute ihn mit großen Augen an und musste mein Glas abstellen, als er grinsend nickte.
"Jetzt schau nicht so geschockt, ich finde es toll."
"Na, wenigstens hast du den Witz dahinter verstanden.", versuchte ich das Gute an der Sache zu sehen und lachte nervös auf.
"War ja nicht schwer und extra wegen dir werde ich es auch mal anziehen!"
"Solltest du! Nicht, das du dich schmutzig machst!", grinste ich und stellte ihn mir in seiner neuen Küchenschürze vor.
"Nur eins hab ich nicht verstanden. Was bedeuten die Initialin K.K.?"
"Kleiner Küchenhelfer!", lachte ich und er sah mich böse an.
"Kleiner?" Er rückte näher zu mir und beugte sich über mich. "Dann zieh ich es aber nicht an!", protestierte er und ich verdrehte die Augen.
"Immer diese Eitelkeiten, Mr. Miller!" Ich schüttelte missbilligend den Kopf, während er vor Lachen seinen Kopf in meiner Bluse vergrub. Ich streichelte ihm über den Kopf und sah amüsiert zu, wie sein ersticktes Lachen den Raum füllte.
"Sag, wenn du wieder aufnahmefähig bist, ich geh in der Zwischenzeit mal nach Lynn sehen.", frotzelte ich und er hob den Kopf. Seine Augen waren ganz feucht und er gab immer noch kichernde und gurrende Geräusche von sich. Mittlerweile musste ich mir auch schon das Lachen verkneifen, obwohl ich nicht mit ihm, sondern über ihn lachte. "Geht´s wieder oder soll ich den Arzt rufen?"
"Sorry, eigentlich war es gar nicht so witzig, aber ich konnte nicht wieder aufhören.", grinste er und stand auf.
"Und wo gehst du jetzt hin?"
"Badezimmer!", meinte er nur und war schon verschwunden. Im ersten Moment war ich verdutzt, dann stand ich ebenfalls auf und ging in mein Schlafzimmer, um Wents Pullover zu holen. Ich hatte ihn gestern einfach an gelassen und total vergessen ihn zurückzugeben. Als er aus dem Bad zurückkam, drückte ich ihm den Pulli in die Hand.
"Hier, den hab ich beim letzten Mal einfach mitgenommen."
"Ich weiß, ich hab dich damit wegfahren sehen.", grinste er und gab mir seinen Pullover zurück. "Behalt ihn, falls ich ihn mal brauche." Für einen kurzen Augenblick sah ich ihn perplex an, dann verstand ich, was er meinte.
"Ach, der Herr glaubt, er könne hier mal übernachten und sich häuslich einrichten?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Das schien ihn zu verunsichern.
"Naja, ich meinte...eigentlich nicht...ehm..!" Als ich anfing zu lachen, war er vollends verwirrt.
"War doch nur Spaß!", erlöste ich ihn und zog mir seinen Pulli über. Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder und er setzte sich neben mich.
"Haha, gar nicht spaßig!", erwiderte er und ließ sich einfach zur Seite auf mich fallen. Gleichzeitig fing er an mich durchzukitzeln. Ich war sehr krabbelig und zappelte unter ihm wie ein Fisch, versucht nicht laut aufzuschreien.
"Hör auf!", rief ich, aber er ignorierte meine Worte und machte weiter. Das konnte ich mir natürlich nicht gefallen lassen und fing an ihn ebenfalls durchzukitzeln.
"Na, warte!", brachte er lachend hervor und versuchte meinen Händen zu entkommen. Mittlerweile bekam ich kaum noch Luft vor Lachen, Zappeln und Schreien.
"Okay, Waffenstillstand!", versuchte ich es, aber er beugte sich nur über mich, ohne seine Finger von mir zu lassen. Unsere Gesichter trennten nur noch wenige Zentimeter.
"Nur wenn du mich küsst!"
"Iiiiieeehhh, nein! Bist du verrückt? So was mache ich doch nicht!", weigerte ich mich.
"Gut, dann mach ich es eben.", beschloss er und küsste mich einfach. Mir wurde heiß und kalt zugleich und das Kribbeln auf meinem Körper wollte gar nicht mehr aufhören, als wir uns immer leidenschaftlicher küssten. Ich wusste gar nicht wohin mit meinen Händen, weil mir meine Gehirnfunktionen abhanden gekommen waren. Ich konnte weder denken noch groß handeln, es gab nur noch ihn und mich. Wenn es nur nicht so unbequem wäre.
"Mir ist heiß!", brachte ich hervor und er grinste schelmisch. "Dein Pullover ist zu warm.", bremste ich ihn und zog ihn wieder näher zu mir. Gerade als er mich wieder küssen wollte, hielt ich mich zurück und flüsterte: "Was hältst du von einem Stellungswechsel?"
"Okay!", stimmte er zu, gab mir noch den Kuss und richtete sich wieder auf. "Ich liege sowieso lieber unten!"
"Ah, gut zu wissen!", lachte ich und zog mir den Pullover wieder aus. Ich spürte seine Blicke auf mir und bekam eine Gänsehaut. Wie machte er das nur? Er schaute mich nur an! Keine Worte, keine Berührungen, nur sein Blick. Doch schon allein das reichte aus, um mich von der Welle des Glücks davontragen zu lassen. Ich kuschelte mich an ihn und legte meine Hand um seinen Bauch, so wie ich es damals getan hatte, als ich ihn so schlimm gekratzt hatte.
"Leigh hat mir die Bilder von deinem Geburtstag geschickt.", unterbrach ich die Stille.
"Ach herrje, wirklich?" Er stöhnte auf und lachte dann leise. "Sie hat schon immer gerne Fotos gemacht, leider nicht immer nur Vorteilhafte."
"Ich hab noch nicht alle gesehen, aber bis jetzt fand ich alle gut.", beruhigte ich ihn. "Du kannst sie dir ja morgen mal anschauen."
"Ich weiß nicht, ob ich morgen noch so viel Zeit habe extra noch mal zu euch zu kommen, weil ich mich wieder auf die Dreharbeiten vorbereiten muss.", meinte er traurig, doch ich lächelte nur.
"Musst du denn gleich nach dem Frühstück wieder los?" Für einen Moment schaute er verdutzt, doch dann breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus.
"Ich denke, dass ich gerade noch so 5 Minuten Zeit habe." Er kniff die Augen zu und sah mich an.
"Nicht machen, davon bekommt man Falten.", warnte ich ihn, doch er lachte nur.
"Dann nimmst du mich wohl nicht mehr, oder wie?"
"Nur mit Lachfalten!", meinte ich und erhob mich vom Sofa.
"Wohin gehst du jetzt?"
"In mein Schlafzimmer, um mein Bett auf den Extragast einzurichten.", grinste ich.
"Kann ich dir helfen?"
"Nein, du kannst dich ehm umziehen." Ich lief rot an und drehte mich schnell von ihm weg.
"Jetzt schon?"
"Es ist nach um 11 und ich weiß, dass Lynn morgen sehr früh wach sein wird. Und da ihr Onkel nicht da ist, bin ich die erste Adresse.", lachte ich und verdrehte die Augen.
"Oh, okay. Was heißt sehr früh?"
"Du wirst es merken." Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und ging in mein Schlafzimmer, um die zweite Decke herauszusuchen. Kissen hatte ich ja genug in meinem Bett, also brauchte ich nur die Bettdecke neu beziehen. Das ging relativ schnell und da Went noch nicht fertig war, beschloss ich, mich hier umzuziehen. Gerade als ich mir mein Top übergezogen hatte, kam er ins Schlafzimmer und ich drehte mich überrascht zu ihm um. Er hatte nur Boxershorts an und ich musste heftig schlucken, da der Anblick mir mehr als nur gefiel. Ich liebte Männer in Boxershorts, weil sie dadurch verletzlicher wirkten, als sie es vielleicht jemals zeigen wollten. Es war für mich, als würden sie ihre raue Schale ablegen und nun den weichen Kern zeigen.
"Ich hol dir mal ein T-Shirt von Sam!", riss ich mich von seinem Anblick los und wollte an ihm vorbei laufen, doch er hielt mich am Arm fest, zog mich zu sich heran und küsste mich einfach. Im ersten Moment war ich überrascht, doch dann erwiderte ich seine Küsse und lehnte mich an ihn.
"Womit hab ich denn das verdient?", fragte ich ihn leise und spielte mit seinen Fingern herum.
"Einfach nur so.", lächelte er und sah mir in die Augen. "Und weil ich dich halbnackt sehr attraktiv finde." Knallpink anzulaufen war das Einzige, was ich erwidern konnte. Ich starrte ihn einfach nur an, unfähig etwas zu erwidern. "Sorry, ich wollte dich nicht..!", fing er an und sah mich erschrocken an. Er war ein so großartiger Mensch und ich musste unweigerlich lächeln, als er mich mit so großen Augen ansah.
"Nein, ist okay.", meinte ich schnell und gab ihm einen Kuss. "Es ist nur, dass Theorie und Praxis noch weit auseinander liegen." Er sah mich fragend an und ich überlegte, wie ich es richtig sagen könnte, um nicht wieder Missverständnisse aufkeimen zu lassen. "Warte kurz, ich hol dir erst dein Shirt.", meinte ich und auf dem Weg in Sams Zimmer überlegte ich mir fieberhaft die richtigen Worte.
"Hier!" Ich gab ihm das T-Shirt und legte mich ins Bett. Er tat es mir nach und ich legte mich ganz nah zu ihm. Doch so konnte ich nicht klar denken, wenn seine Nähe mich so nervös machte. Also richtete ich mich etwas auf und zog die Knie an, während er liegen blieb.
"Was ich gerade meinte, war, dass die Therapie mir zwar hilft, aber es immer noch ein Unterschied ist zwischen Reden und Handeln. Ich rede viel mit Dr. Hunting und ich vertraue ihr, aber sie ist eine neutrale Person, die nur mit ihrer Erfahrung helfen kann. Sie kennt die Protagonisten meiner Lebensgeschichte nicht und das macht es für mich einfacher, als...als wenn ich mit dir darüber rede.", schloss ich und hoffte, dass er es ein wenig verstehen würde. "Also...das heißt nicht, dass ich nicht will, aber es ist wie eine Blockade. Ich kann dann nichts sagen oder tun, ich fühle mich wie gelähmt." Went streichelte an meinem rechten Bein entlang und nahm dann meine Hand.
"Ist es nur bei mir so?"
"Nein, eigentlich bei allen. Es ist nicht deine Schuld, sondern liegt viel mehr in meiner Vergangenheit. Ich weiß nicht, wie ich dir das verständlich machen kann. Es ist, als würde ich aus zwei Personen bestehen. Die eine ist sehr ängstlich und von Phobien geplagt, während die andere viel lieber den inneren Wünschen nachhängt. Ich will, kann aber nicht immer. Also, wenn ich das nächste Mal wieder so reagiere, hat das nichts mit dir zu tun." Ich streichelte über seinen Kopf und spürte die kurzen Stoppeln an meinen Fingerspitzen.
"Kann ich irgendwas machen, damit du dich..naja...besser fühlst?" Mittlerweile hatte er sich auch hingesetzt, meine Hand aber nicht losgelassen.
"Nicht aufhören. Es mag dumm klingen, aber nur wenn ich meiner Angst stelle, werde ich hoffentlich merken, dass sie unbegründet ist." Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und fühlte mich besser. Ich hatte ihm endlich ein wenig von meinen Problemen mitteilen können, auch wenn das nur ein Bruchteil war. Schon allein, dass er Verständnis für meine Situation zeigte, machte ihm zu einem besonderen Menschen für mich und ich liebte ihn noch ein wenig mehr, wenn das überhaupt möglich war.
Ich küsste sanft sein Schlüsselbein und wanderte dann langsam hoch zu seinem Hals, als ich merkte, dass es ihm gefiel.
"Mach ruhig weiter, wenn du mich in den Wahnsinn treiben willst.", knurrte er und küsste mich auf die Schläfe. Ich lächelte nur und rutschte hinunter auf mein Kissen. Er zog die Decke nach oben und deckte uns beide zu.
"Gute Nacht.", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Nase. "Oh Mist, daneben." Wir mussten beide lachen und ich tastete mit der Hand nach seinem Gesicht. Als ich seine Lippen gefunden hatte, gab ich ihm einen Kuss und er rutschte noch ein Stück näher.
"Gute Nacht.", gab ich zurück und griff nach seiner Hand. Lächelnd und mit leicht klopfendem Herzen schlief ich ein.

Jemand öffnete die Tür und ich schrak hoch. Es war stockdunkel und ich konnte niemanden erkennen. Dann hörte ich das leise Tapsen nackter Füße und Wents kurzes aufstöhnen, als Lynn einfach über ihn hinwegkletterte. Sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen und krabbelte einfach zu mir, unter die Decke. Ich streichelte ihr verschlafen über das blonde Haar und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Gut, dass mein Bett so groß war, dachte ich noch grinsend. Dann schloss ich wieder meine Augen und schlief weiter.
"Mommy!"
"Mmmmh.", knurrte ich und wurde wieder an der Schulter gerüttelt. Ich blinzelte und bemerkte, dass es gerade einmal Dämmerung sein musste. Lynn hockte vor mir und sah mich leicht panisch an. War etwa was passiert? Langsam richtete ich mich auf.
"Mommy!", rief sie wieder und deutete auf Went. "Da ist jemand!" Ich lächelte leicht und dachte an die letzte Nacht, als sie einfach über ihn geklettert war.
"Ja, das ist Onkel Went. Lass ihn noch ein bisschen schlafen.", murmelte ich und wollte mich gerade wieder hinlegen, als sie anfing zu weinen. Ich sah sie nur erschrocken an, unfähig zu reagieren. Was war mit ihr los? "Schatz!", meinte ich, doch sie weinte nur weiter.
"Er soll weggehen!", heulte sie und ich verstand noch weniger als vorher. Nur eins fiel mir auf: Went hatte kein T-Shirt mehr an! "Weggehen!", rief Lynn wieder und begann Went aus dem Bett zu schieben. Natürlich klappte es nicht, weil sie viel zu schwach dafür war, aber dadurch wurde Went wach. Er schaute wie ich total verwirrt auf Lynn und setzte sich aufrecht hin.
"Daddy!" Lynn weinte so herzzereißend, dass ich fast mit anfing und auch Went schien es nicht kalt zu lassen. Doch sie war nicht zu beruhigen und deshalb nahm ich sie auf meine Arme und trug sie aus dem Schlafzimmer. An der Tür warf ich Went noch einen letzten Blick zu, den er mit einem verzweifelten erwiderte. Ich trug Lynn zu ihrem Lieblingsplatz, unter den Schreibtisch und nahm sie in meine Arme. Ich wiegte sie solange hin und her, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte. Ihr Verhalten hatte uns wirklich erschreckt und ich konnte es mir nicht erklären. Sie liebte Went über alles, also warum ist sie jetzt so verängstigt?
"Weg?", fragte sie leise und sah mich mit verweinten Augen an.
"Was ist los, Prinzessin?" Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und atmete ihren kindlichen Geruch ein.
"Daddy!", weinte sie und ich konnte mir nur denken, dass sie damit Sam meinte.
"Was ist mit Onkel Sam?", fragte ich sie und sie fing wieder an zu weinen. "Shhh, nicht wieder weinen. Sam kommt doch heute wieder."
"Ja?" Ich nickte. "Er ist bei Shalley und kommt heute nach der Arbeit wieder nach Hause.", erklärte ich ihr.
"Er geht nicht weg?", hakte sie nach und so langsam dämmerte es mir.
"Nein, er kommt wieder." Sie sah mich an, ihre großen blauen Augen wässrig schimmernd. Ich wusste nun, warum sie so geweint hatte und hoffte, es aus der Welt schaffen zu können. Mir wurde bewusst, dass ich trotz der tollen Momente mit Went, immer noch Lynns Mutter war und ich nicht einfach über ihren Kopf hinweg entscheiden konnte. "Lynn, bist du so traurig, weil Onkel Went bei mir im Bett schläft?", fragte ich sie direkt und fühlte mich schlecht.
"Ist mein Freund.", murmelte sie und drückte ihr Gesicht in meine Schulter.
"Das ist er doch auch weiterhin, glaub mir." Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
"Doch und er hat dich so lieb wie du ihn. Kannst du ihn fragen.", schlug ich vor, doch sie schüttelte wieder nur den Kopf. Wie konnte ich ihr das alles begreiflich machen? Ich atmete einmal tief ein und begann ihr dann ein Märchen zu erzählen. "Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Evangeline."
"Wie ich?", fragte sie neugierig und ich lächelte.
"Wie du. Sie wurde von allen nur Lynn genannt und lebte mit ihrer Mutter und ihrem Onkel in einer großen Stadt. Lynn war ein fröhliches und liebes Kind, aber manchmal ein wenig wild. So kippte sie dem...dem Prinzen Wentworth einmal ihr Getränk über die Rüstung.", dachte ich mir schnell aus und als ich Lynn leise kichern hörte, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war. "Der Prinz nahm es zum Glück mit Humor und war fortan öfters bei Lynn und ihrer Mutter zu Besuch. Er mochte die beiden sehr und war gerne mit ihnen zusammen. Sie unternahmen viel gemeinsam und verbrachten die Nachmittage zusammen. Auch Lynns Mutter mochte den Prinzen sehr, da er sehr nett war und gut aussah." Ich lief etwas rot an, aber Lynn kicherte nur neben mir und ich fuhr fort. "Der Prinz und die junge Mutter verliebten sich ineinander, aber die beiden hatten trotzdem Lynn noch lieb und verbrachten noch viele gemeinsame Nachmittage zusammen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann...", endete ich die Geschichte und sah Lynn an. Die Tränen waren getrocknet.
"...Leben sie noch heute.", meinte sie und grinste. Ich nahm sie in meine Arme und kuschelte mich an sie.
"Ich hab dich lieb, Lynn!", flüsterte ich und verharrte so mit ihr in dieser Position, bis sie eingeschlafen war. Ich legte sie wieder in ihr Bett und deckte sie zu. Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer, blickte ich auf die Uhr und sah, dass es erst kurz vor 5 Uhr war. Ich stöhnte kurz auf und öffnete die Tür. Went war noch wach und hob den Kopf, als ich eintrat. Ich lächelte ihm zu und kroch zu ihm unter die Decke.
"Was war los?"
"Ich glaube, wir haben sie mächtig verschreckt." Ich lachte leise und begann zu erzählen. "Warum liegst du überhaupt ohne T-Shirt im Bett?", fragte ich ihn leicht vorwurfsvoll, als ich geendet hatte.
"Mir war es zu warm die Nacht, da hab ich es ausgezogen.", meinte er und schaute etwas verlegen. "Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich damit eine kleine Katastrophe auslöse."
"Ich hätte vorher mit ihr reden sollen, dann wäre der Morgen wohl etwas anders verlaufen.", warf ich ein und machte mir große Vorwürfe. Wie hätte ich wohl reagiert, wenn ich im Bett meiner Mutter einen halbnackten Mann vorgefunden hätte. Ich wäre auch verstört gewesen.
"Mach dir nicht so viele Gedanken deswegen. Sie hat sich doch wieder beruhigt." Ich nickte, aber fühlte mich trotzdem schlecht. Ich hatte Lynn noch nie vorher so erlebt.
Went stand auf und zog sich sein T-Shirt an, bevor er sich wieder an mich kuschelte. Ich kraulte ihm sanft durch das Haar, von dem ich meinte, dass man es wachsen sehen konnte und hörte, wie seine Atemzüge regelmäßiger wurden. Er war wieder eingeschlafen, während ich hellwach war. Das gab mir Zeit noch ein bisschen nachzudenken, aber auch die Zeit mit ihm genießen. Er schnarchte manchmal leise, womit ich absolut leben konnte, aber lauter durfte es nicht werden, sonst würde ich ihn aufs Sofa verbannen.
Halb Sieben stand ich leise auf und schaltete die Kaffeemaschine an, bevor ich unter die Dusche stieg. Lynn und Went ließ ich noch ein bisschen schlafen und holte erst mal die Zeitung von draußen herein. Dass ich dort allerdings auf eine Horde von Reportern treffen würde, hätte ich nicht gedacht. Gut, dass ich nicht nur in Handtuch hinausgegangen war, sondern mir etwas angezogen hatte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was ansonsten losgegangen wäre.
Schnell schnappte ich mir die Zeitung, ignorierte die Fragen und schlug die Tür wieder zu. So langsam brauchten wir wirklich einen Hinterausgang. Ich blickte in die Zeitung, um nach dem Wetter zu sehen, doch es sah nach einem sonnigen Tag aus, der aber in Regen enden würde. Rechts von mir öffnete sich die Tür und Lynn kam heraus. Sie hatte ihren Teddy in der rechten Hand und sah mich verschlafen an. Ich hockte mich vor ihr hin und gab ihr einen Kuss.
"Alles wieder okay?", fragte ich sie und sie vergrub ihr Gesicht in meinem T-Shirt. Sie redete anscheinend nicht gerne darüber. Von wem sie das wohl hatte? Ich stand auf und nahm ihre Hand. "Wollen wir Onkel Went wecken gehen?" Sie nickte zaghaft und folgte mir ins Schlafzimmer. Went lag noch genauso da wie vorhin und Lynn und ich kicherten leise vor uns hin, als wir uns neben ihn ins Bett setzten. Lynn versteckte sich aber hinter meinem Rücken und lugte nur ab und zu über meine Schulter, während wir warteten, bis er von alleine wach wurde.
"Du bist gemein!", knurrte er nach ein paar Minuten und begann sich langsam zu regen.
"Ich hab gar nichts gemacht!", gab ich zurück und zog ihm ein Stück der Decke weg. Wieder murrte er und hielt die Bettdecke fest. Ohne Gnade nahm ich sie ihm mit einem Ruck weg.
"Lasst mich schlafen!" Er machte eine Geste, die uns aus dem Zimmer scheuchen sollte und rollte sich wie ein Fötus zusammen, um sich warm zu halten.
"Das ist mein Bett, Mr. Miller. Außerdem bin ich nicht allein.", grinste ich und er öffnete langsam ein Auge. Als er Lynn sah, lächelte er und streckte sich. Mein Blick rutschte augenblicklich zu seinem Bauch, der unter dem T-Shirt hervorblitzte. Lynn hatte sich wieder hinter meinem Rücken versteckt und umklammerte ängstlich meinen Arm. Sie traute sich nicht ihn anzusehen.
Ich drehte mich vorsichtig zu ihr um und sah sie lächelnd an. Dann nickte ich über meine Schulter hinweg auf Went, doch sie schüttelte nur den Kopf.
"Er beißt nicht.", murmelte ich und sie kicherte leise. Ich nahm ihre Hand und sie stand langsam auf, um sich dann aber wieder in meine Arme zu werfen.
"Angst?", fragte ich und sie nickte leise. Ich blickte kurz zu Went, der schon wieder am einschlafen war und dann zurück zu Lynn. Ich flüsterte ihr etwas ins Ohr und sie nickte grinsend. Langsam ging sie auf Went zu, der die Augen wieder geschlossen hatte und hockte sich vor ihm hin. Es sah so süß aus, wie sie im Nachthemd dastand und ihn aufmerksam musterte.
"Hey!", meinte er und öffnete die Augen wieder. Für einen Moment herrschte Stille, dann beugte sie sich vor zu ihm. Doch statt das zu sagen, was ich ihr ins Ohr geflüstert hatte, fragte sie ihn, ob er ein Prinz sei. Ich biss in mein Kissen vor Lachen und bedeutete Went, Ja zu sagen.
"Ja.", meinte er langsam und sah mich über Lynns Schulter fragend an. Ich grinste nur, denn im selben Moment umarmte Lynn Went und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Danach versteckte sie sich wieder hinter meinem Rücken und vergrub ihr Gesicht in der Decke. Ich streichelte ihr durchs Haar und hob sie hoch, wobei sie versuchte sich weiterhin zu verstecken. Ich warf Went einen fragenden Blick zu. Was hatte sie ihm denn gesagt?
"Prinzengeheimnis.", sagte er nur und schlief weiter. Schlafmütze, dachte ich nur und fing an ihn zu kitzeln. Er gab Knurrgeräusche von sich und versuchte meinen Fingern zu entkommen, doch ich machte einfach weiter. Langschläfer hatten bei uns nichts zu lachen. Lynn fand meine Idee witzig und half mir beim Durchkitzeln. "Noch 5 Minuten schlafen, bitte!", presste er lachend hervor und wehrte unsere Hände ab. Mittlerweile war er aber auch hellwach und so konnte er seine 5 Minuten Extraschlaf vergessen. Ich gab ihm einen Kuss als Trost und half ihm dann auf die Beine.
"Okay, okay. Ihr lass mich doch sowieso nicht in Ruhe, oder?", gab er schließlich nach und verschwand mit seinen Sachen im Bad. Ich ging währenddessen mit Lynn in ihr Zimmer und suchte etwas zum Anziehen für sie heraus. Wir wollten nach dem Frühstück auf den Spielplatz und ich packte schon einmal ein paar Sachen dafür zusammen.
Went erschien in der Tür, angezogen und auch deutlich munterer. Er zwinkerte uns zu und schaute sich interessiert in Lynns Zimmer um.
"In der Küche ist Kaffee.", meinte ich zu ihm und er wandte sich von den Bildern ab.
"Habt ihr schon gefrühstückt?"
"Nein, aber damit du nicht wieder einschläfst.", zog ich ihn auf und er verdrehte die Augen.
"Es ist noch nicht einmal um 8, also habt ein wenig Nachsicht. Außerdem ist heute Sonntag!", verteidigte er sich und suchte Hilfe und Unterstützung bei Lynn, die aber gar nicht an der Diskussion interessiert zu sein schien. Viel lieber wühlte sie sich durch die Kleider in ihrem Schrank. Ich reichte ihr das Rote und half ihr beim anziehen, während Went mit dem Drachen, der von der Decke hing, spielte, indem er ihn auf und ab hüpfen ließ.
"Bist du dann fertig mit Spielen oder soll ich dich später abholen?", grinste ich und er sah mich beleidigt an.
"Kuss. Gaaaaannnzzz schnell.", meinte er nur und lachte schon, bevor ich ihm den Kuss geben konnte. Lynn machte ein lautes "Iiiieeehhh"- Geräusch und sah uns mit gerümpfter Nase an.
"Da will wohl noch jemand einen Kuss haben.", lachte ich, fing Lynn ein, bevor sie wegrennen konnte und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
"Ich hab Hunger!", rief sie, als sie sich aus meiner Umarmung befreit hatte und lief in die Küche. Wir folgten ihr und fingen an den Tisch zu decken. Diesmal gab es aber etwas Ordentliches und nicht nur Pop tarts.
Lynn machte natürlich Faxen am Tisch und ich wollte sie schon ermahnen, als ich aus den Augenwinkeln sah, dass Went sie dazu anspornte. Also schenkte ich ihm einen bösen Blick, den er auch mit einem Kuss nicht wegbekam.
"Ich glaube, George hatte Recht. Du verziehst unsere Kinder.", beschwerte ich mich und sah ihn weiter ernst an.
"Ja, okay. Keine Grimassen mehr am Tisch.", gab er nach und ich setzte wieder mein Lächeln auf. Geht doch.
Nach dem Frühstück packte ich die letzten Sachen zusammen und sah Went erwartungsvoll an. Ich wollte, dass er mitkommt und nicht jetzt schon ging, aber wenn er noch viel zu tun hatte, konnte und wollte ich ihn nicht aufhalten.
"So schnell wirst du mich nicht los. Bis zum Mittag habe ich noch Zeit.", beruhigte er mich und ich gab ihm vor Freude einen langen Kuss. Der Abschied wäre mir jetzt in diesem Moment sehr schwer gefallen.
Damit wir nicht noch mehr Zeit verloren, nahm ich Lynn bei der Hand und Went nahm die Tasche. Gemeinsam traten wir aus der Wohnung und wurden von dem Kicken der Kameras empfangen. Meine gute Laune war gleich dahin und genervt lief ich zum Auto, denn den Weg zum Spielplatz wollte ich nicht mit Fotografen an meine Fersen hinter mich bringen. Ich schnallte Lynn an und stieg ein, Went folgte mir und ich fuhr aus der Parklücke. Zwar folgten uns einige Reporter mit ihren Wagen und Motorrädern, aber nach einer Weile konnten wir sie kurzzeitig abschütteln. Bald würden sie uns bestimmt finden, bis dahin aber wollten wir noch ein wenig Zeit genießen. Lynn ging zu den anderen Kindern spielen, während Went und ich ihr von der Bank aus zusahen. Doch so richtig wollte die Anspannung nicht von uns beiden abfallen. Wir fühlten uns beobachtet und Went saß auch mit Abstand neben mir, die Hände in den Hosentaschen.
"Aus solchen Gründen verlasse ich so wenig das Haus.", meinte er nach einer Weile und deutete auf die Reporter auf der anderen Seite des Spielplatzes. Sie hatten uns gefunden und würden uns auch nicht in Ruhe lassen, bis sie ein verdammtes Foto von uns beiden in eindeutiger Position hatten und dann würde auch noch lange nicht vorbei sein. Sie würden immer mehr wollen. Das Einzige, was wir machen konnten, war ihnen nichts zu geben und zu hoffen, dass sie irgendwann aufgeben würden.
Wir blieben noch bis Mittag, dann musste Went sich wegen der Dreharbeiten vorbereiten. Mit dem Auto fuhren wir nach Larchmont und gingen noch einmal mit in sein Haus, damit wir uns richtig verabschieden konnten. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, fiel die Anspannung von uns ab und ich ging zu ihm, um ihn zu umarmen. Went drückte mir einen Kuss auf die Stirn und sah mich dann verzweifelt an. Seine Augen schienen um Verzeihung bitten zu wollen, doch egal, was ich ihm auch gesagt hätte, Worte wären in diesem Falle nicht genug gewesen. Ich konnte ihm die Schuldgefühle nicht abnehmen, so sehr ich auch wollte.
"Sehen wir uns Freitag?", fragte ich leise und rührte mich keinen Zentimeter aus seiner Umarmung.
"Ja, ich habe Donnerstag frei. Kann ich dich da anrufen?"
"Du kannst auch vorbeikommen, ich bin fast den ganzen Tag Zuhause."
"Ich habe nicht wirklich frei, sondern nur keine Dreharbeiten. Aber ich hab eher Schluss und ich müsste dich nicht mitten in der Nacht anrufen." Ich drehte mich von ihm weg und wandte mich Lynn zu, damit er nicht sah, dass ich Tränen in den Augen hatte.
"Nicht weinen, Mommy!", verriet mich Lynn und ich lächelte schwach. Ich war verzweifelt. Als ich so lange mit mir gerungen hatte, hatte ich gedacht, dass die Liebe zu Went mich glücklich machen würde. Doch nun stand ich hier neben ihm und weinte, obwohl ich das hatte, was ich mir so sehr gewünscht hatte.
Ich hob Lynn hoch und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich wieder zu Went umdrehte. Er sah erschöpft aus und blickte mich traurig an. Ich wollte, dass dieser Moment vorbei ist und ich ihn bald glücklich sehen würde.
"Sag noch auf Wiedersehen, Lynn!", meinte ich und sie kletterte zu Went auf den Arm. Die beiden umarmten sich und Went streichelte ihr über den Kopf. Ich trat einen Schritt näher und wir küssten uns noch einmal. Dann nahm ich Lynn und ging wieder zur Tür, Went folgte uns langsam. Ich drehte mich noch einmal zu ihm herum und lächelte ihm zu.
"Bis Freitag!" Es klang eigenartig, aber ich konnte nichts anderes sagen. Er nahm meine Hand und erwiderte: "Ja, bis Freitag...und ehm...!" Er stockte für einen Moment und senkte dann den Blick. "Passt auf euch auf." Ich nickte, konnte aber nicht gehen. Bis Freitag würde eine Ewigkeit vergehen und jeder Tag würde drei Mal so lange dauern. Konnte ich da einfach so gehen? Ich drückte seine Hand und sah ihn flehentlich an, dass er mich küssen sollte und er verstand mein Zögern. Lächelnd kam er näher und gab mir einen Kuss, bei dem ich fast Lynn hätte fallen lassen. Für einen Moment war der Vormittag vergessen und ich war einfach nur glücklich darüber, ihn bei mir zu haben. In meinem Herzen.
Elana

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Elana »

oh, ich kann das sooo gut verstehen, das sie traurig ist, ihn nur so wenig zu sehen, nichts ist schlimmer, wenn man frisch verliebt ist.......

:<> oh arme lynn, was wird sie nur sagen, wenn sam irgendwann mal geht......bei der reaktion, möchte ich mir das nicht ausmalen....

wie? es sind nicht mehr viele kaps? :cry: ich hatte gehofft, das sie noch heiraten und kinder kriegen ;OD das geht ja nun nicht so schnell in ein paar kapiteln... oder machst du noch ne fortsetzung?
wenn nicht hoffe ich doch noch mehr von dir zu lesen, sowas schönes, wie dies hier!?
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Ich hatte eigentlich versucht zu sagen, dass ich bisher nur bis Kapitel 39 geschrieben habe und es aber noch weiter geht. Sorry, dass du das Missverstanden hast :(

So, jetz also das letzte fertige Kapitel :)



Kapitel 39: L.A., S. F. and P.A.


Wenn man jemanden liebt, dann ist man bereit alles für ihn zu tun. Man nimmt Schmerzen in Kauf, Umwege, schlaflose Nächte und begibt sich in die Höhle des Löwen, um das Unmögliche zu vollziehen.
Seit diesem chaotischen Sonntagmorgen, an dem Lynn wohl den Schock ihres Lebens erhalten hatte, waren fast 3 Wochen vergangen und wenn ich, wie in diesem Moment, mir den Wind um die Ohren wehen ließ und den Moment der Ruhe genoss, dann ließ ich gerne alles noch einmal Revue passieren.
Zum Beispiel den schmerzvollen Abschied in seiner Wohnung und die Einsicht, dass auch 5 Tage irgendwann vorbei waren und man sich dann wieder strahlend gegenüberstehen konnte. Die Trennungen während der Woche waren immer noch schwer, aber die Freude auf das Wochenende überwog und außerdem waren wir beide so sehr beschäftigt gewesen, dass wir gar keine Zeit dazu gehabt hatten, ständig auf die Uhr zu blicken und die Stunden herunterzuzählen.
Sam hatte einen Anwalt organisiert, der sich wirklich gut um die Sorgerechtsangelegenheit kümmerte. Er machte uns auch Hoffnung auf einen guten Ausgang der Verhandlungen, da fast nichts für Lucas sprach. Nur die Tatsache, dass ich einen Nervenzusammenbruch hatte und nun in psychologischer Betreuung war, könnte ein Problem darstellen. Doch wenn ich mich offen dazu bekannte und wir nachweisen konnten, dass Lynn in keinster Weise darunter litt, dürfte auch das nicht zu unserem Nachteil gewertet werden. Das beruhigte mich ungemein und ich sah dem Gerichtstermin in knapp einem Monat etwas gelassener entgegen. Trotzdem versuchte ich Went so weit wie möglich herauszuhalten. Ich wollte ihn nicht noch mit Einzelheiten belasten, da ihn die Dreharbeiten sehr viel Kraft abverlangten. Er meinte zwar immer, dass er nach Drehschluss alles hinter sich lassen würde, was mit Michael zu tun hatte, aber die Nächte sagten mir etwas anderes. Es war nicht jedes Mal so und er schrie auch nie oder ähnliches. Aber er redete im Schlaf und nannte manchmal Namen, die es nur in der Show gab. Auch wenn er loslassen wollte, so verfolgte ihn das Geschehen des Tages bis in seine Träume. Er beruhigte sich zwar immer schnell, wenn ich ihm sanft über den Kopf streichelte und ihm sagte, dass alles in Ordnung war, aber mich nahm das immer selber sehr mit und ich konnte danach oftmals nicht gleich wieder einschlafen. Als ich ihm davon erzählte, konnte er sich nicht daran erinnern, aber es schien ihn auch zu beunruhigen.
Dennoch gab es auch viele schöne Momente. Zum Beispiel wenn Lynn ihn jeden Samstag weckte, indem sie ins Schlafzimmer schlich, auf seinen Rücken oder Bauch kletterte und ihn dann fragte, ob er mit Mittag essen möchte. Kurz darauf hörte ich sie immer vor Freude quietschen und lachen, weil er sie durchkitzelte. Die beiden waren ein Herz und eine Seele und Lynn schien auch nicht mehr eifersüchtig zu sein. Sie sah uns zwar immer noch skeptisch an, wenn wir uns vor ihr küssten, aber grinste dann breit, wenn ich ihr auch einen Kuss gab.
Shalley und Sam kamen meist am Sonntagnachmittag zurück, wenn Went oftmals schon gegangen war oder gerade auf dem Sprung war. Die beiden hatten immer noch dieses breite Strahlen im Gesicht, wenn sie uns sahen und Shay war neugierig wie immer. Doch was sollte ich ihr denn schon groß erzählen? Ja, ich war glücklich und Nein, wir hatten noch keinen Sex gehabt. Wir unterschieden uns einfach nicht von anderen Paaren, sondern verbrachten stinknormale Wochenenden zusammen. DVD anschauen, zusammen essen, lachen, reden, Scrabble spielen und auf den Spielplatz gehen, was anderes machten wir eigentlich nicht.
Mit einem Lächeln erinnerte ich mich an die Woche nach unserem ersten gemeinsamen Wochenende, als mir Dr. Hunting den Auftrag gab, für alle Menschen, die mir Nahe standen einen Brief zu schreiben und ihnen den dann auch vorzulesen. Ich hatte sie erst entsetzt angesehen, aber sie hatte sich nicht erweichen lassen und so hatte ich die ganzen Tage über jeden Abend dagesessen und mir überlegt, was ich schreiben könnte. Bei Shalley und Sam war es mir noch relativ einfach gelungen, die passenden Worte zu finden und auch für Lynn hatte ich etwas aufschreiben können, aber bei Went gab es einfach nichts, was ich ihm hätte sagen können. Das lag weniger daran, dass wir uns schon alles gesagt hätten, aber ich mochte große Liebeserklärungen nicht, vor allem wenn ich sie vorher auf ein Blatt schreiben musste. So etwas sollte spontan und von Herzen kommen, nicht abgelesen und 10-fach überdacht. Dennoch versuchte ich es und zerknüllte einen Ansatz nach dem anderen. Manchmal warf ich das Blatt schon in den Mülleimer, bevor ich etwas darauf geschrieben hatte, nur weil mir der Gedanke nicht gefallen hatte. Am Ende hatte ich genau einen Satz notiert und gebetet, dass ich ihn auch am Samstag vorlesen würde können.
Bei Shalley und Sam hatte ich schon mal geübt und es war sehr emotional geworden. Ich hatte ihnen nicht erzählt, dass die Idee von Dr. Hunting war, sondern den beiden einfach meine Gedanken vorgelesen. Als ich geendet hatte, liefen uns alle die Tränen herunter, selbst meinem Bruder und nach einer langen Umarmung konnten wir wieder lachen. Es war also gar nicht so schlimm geworden, wie ich es immer gedacht hatte und so fühlte ich mich ein wenig mutiger als ich Lynn beim Einschlafen sagte, dass ich sie über alles liebte.
Doch bei Went war es alles andere als einfach. Wir standen an dem folgenden Samstagabend zusammen in der Küche und ich wusste nicht, wo ich beginnen sollte. Ich hatte ihm schon am Donnerstag am Telefon davon erzählt und er hatte gemeint, dass er nicht böse wäre, wenn es nicht klappen würde. Das hatte mich umso mehr angespornt und ich hatte den einen Satz ungefähr hundert Mal vor dem Spiegel geprobt. In der Küche stand dann aber kein Spiegel und ich war auch nicht allein und meine Nervosität stieg ins Unendliche, als ich ihn ansah. Ich holte einmal tief Luft und nahm seine Hand, die meine Finger sanft umschloss.
"Ich liebe dich?", sagte ich schließlich und wäre am liebsten gegangen. Das war kein Aussagesatz gewesen, sondern eine Frage. Ich kam mir so dumm vor. "Merde! Kann ich noch einmal anfangen?", bat ich ihn schon fast verzweifelt, doch er zog mich nur näher zu sich.
"Scheiß drauf!", lachte er und ich hob, überrascht über seine Ausdrucksweise, meine Augenbrauen. "Du brauchst dir hier nichts abringen für mich, irgendwann kommt es vielleicht von alleine und bis dahin warte ich eben geduldig." Wir küssten uns und er strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
"Ich möchte aber nicht, dass du immer warten musst.", hatte ich trotzig zurückgegeben.
"Ich liebe dich auch?,", kam es von ihm. Er grinste und ich lief ein wenig rot an. In diesem Moment war mir das alles ziemlich peinlich gewesen, aber mittlerweile konnte ich ebenfalls darüber lachen. Vor allem da es mir wirklich einen Tag später automatisch über die Lippen gekommen war. Wir hatten uns wieder voneinander verabschieden müssen und unschlüssig in seiner Wohnung gestanden. Schließlich hatte er mich in seine Arme genommen und in diesem Moment, als ich diese Vertrautheit gespürt hatte und ich für kein Geld der Welt diesen Platz hergegeben hätte, hatte ich es ihm einfach gesagt. Zwar sehr leise, aber jedes Wort wirklich gemeint.
"Sollte mir das den Abschied leichter machen.", hatte er gescherzt und wir hatten uns danach noch einmal leidenschaftlich geküsst, bevor ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge gegangen war.
Doch der Abschied hatte nicht lange gedauert, denn Went hatte Mittwoch frei bekommen. Herzschmerz, wie er meinte und mich dabei so liebevoll angesehen, dass ich nichts anderes tun konnte, als ihn von seiner Erkrankung zu heilen. Wir waren küssend aufs Sofa gelangt und er hatte mich auf seinen Schoß gezogen. Meine Gehirnfunktionen waren in diesem Moment gekappt und somit hatte ich auch keine Zeit darüber nachzudenken. Ich hatte ihn an seiner emofindlichen Stelle am Hals und Schlüsselbein geküsst, während er mit den Händen unter meinem T-Shirt hochgeglitten war. Langsam hatte ich sein Hemd geöffnet und mich dann mit meinen Lippen vorgearbeitet. Seine Freude darüber hatte er nicht lange verbergen können und hatte mich deswegen fragend angesehen, doch ich hatte ihn nur einen langen Kuss als Antwort gegeben.
"Wie war noch mal der Name deiner Psychologin? Sie macht verdammt gute Arbeit.", hatte er mir ins Ohr geraunt und im nächsten Moment hatte ich entsetzt vor ihm gestanden.
"Merde! Verdammt, verdammt.", war das Einzige, was ich hervorgebracht hatte und er hatte mich geschockt angeschaut. "Ich hab das total vergessen." Mit diesen Worten war ich ins Schlafzimmer gestürzt und hatte mir unterwegs mein Shirt über den Kopf gezogen.
"Hey, langsam! Ich kann mich nicht so schnell ausziehen." Seine Worte hatten mich zum Lachen gebracht und ich war noch mal zu ihm zurückgegangen.
"Tut mir Leid, aber ich hab einen Termin bei meiner Psychologin." Ich hatte einen flüchtigen Blick auf seine Hose geworfen, doch er hatte nur abgewunken und meine Hände genommen.
"Deine Gesundheit geht vor."
"Ich beeile mich. Soll ich dir was Leckeres zum Mittag mitbringen?" Er glitt mit seinen Lippen von meinem BH zu meinem Bauchnabel und küsste ihn. Mein Herz schlug bis zum Hals und seine Berührungen fühlten sich wie pures Feuer an. Warum war ich plötzlich wieder froh gewesen, den Termin zu haben?
"Nein, du reichst mir vollkommen als Dessert." Wir hatten uns ein letztes Mal geküsst, bevor ich mich schnell umgezogen hatte und gerade noch pünktlich bei Dr. Hunting angekommen war.
Als ich mit einer großen Chinapfanne wieder Zuhause angekommen war, hatte er auf dem Sofa gelegen und geschlafen. Überhaupt schlief er viel, aber als mir Sarah am folgenden Freitag bei Amaurys Gartenparty von den anstrengenden Dreharbeiten erzählte, wunderte mich gar nichts mehr. Ich verstand nur zu gut, wie sich alle fühlen mussten, denn mir war es durch meine zwei Jobs auch nicht anders gegangen.
Nach der Gartenparty sahen wir uns nur noch einmal kurz am Sonntag, da er Samstag hatte arbeiten müssen und ich bei Amys Geburtstagsfeier gewesen war. Doch es würde wieder ein neues Wochenende kommen und es würde das in Palo Alto sein. Ich war total aufgeregt, während Went gelassen gewirkt hatte. Ich hatte ihn pausenlos am Ohr gehangen mit dem, was er gegenüber meinem Vater lieber nicht sagen sollte und ihm versucht Französisch beizubringen. Der Versuch hatte damit geendet, dass wir wild küssend auf dem Sofa landeten und keine zwei Minuten später mein Bruder reingeplatzt war. Er war sofort wieder zur Tür rausmarschiert und hatte mich angerufen, bevor er wieder reingekommen war. Ihm war es anscheinend genauso peinlich wie uns, aber da wir ja noch unsere Klamotten angehabt hatten, konnten wir schnell darüber lachen.

Nun also waren wir auf dem Weg nach San Francisco. Wir, also Went, Sam, Shalley, Lynn und ich waren mit Wents Wagen unterwegs. Die Männer saßen vorne, während wir drei Frauen hinten saßen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Shalley ständig ehrfürchtig über die Sitze strich und hätte Lynn nicht zwischen uns gesessen, hätte ich Shay schon längst einen Knuff in die Schulter gegeben. Doch bald hatte sie sich wieder beruhigt gehabt und ebenfalls zum Fenster hinausgeschaut.
Wir wollten den Tag am Strand verbringen, bevor wir am Abend zu meinen Eltern fahren würden. Mein Vater sollte nicht zu viel Gelegenheit bekommen, Went zu testen. Ich hoffte inständig, dass es keine Vorfälle geben würde und Mom noch einmal mit ihm geredet hatte.
Ich hörte, wie Sam Went Instruktionen gab, damit wir schnell die kleine Bucht fanden, die uns Ian empfohlen hatte. Sie lag ein wenig abseits und wurde meist nur von Einheimischen benutzt. Touristen kamen nur selten her. Also genau das, was wir brauchten. Ich freute mich still darüber, dass mein Bruder und Went sich so gut verstanden und schmunzelte bei dem Gedanken an die Standpauke von Sam, die er Went vor nicht allzu langer Zeit gehalten hatte. Es hatte sich doch vieles am Ende zum Guten gewendet.
15 Minuten später rannte Lynn vor uns den Weg zum Strand entlang. Went und Sam trugen unsere Taschen, während Shalley sich bei mir untergehakt hatte. Sie war in den letzten Wochen Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben gewesen. Ich hatte ihr so viel zu verdanken, dass Worte schon gar nicht mehr ausreichten. Umso schlimmer waren natürlich meine Schuldgefühle, weil ich so an ihrer Vertrauenswürdigkeit gezweifelt hatte. Dabei hatte sie alles getan, um es zu widerlegen.
"Diese Typen da draußen nerven!", hatte sie mir an einem Freitagabend mitgeteilt und war missgelaunt ins Wohnzimmer gestürmt.
"Ja, aber es sind auch die Leute, die deine Sucht befriedigen.", war meine Antwort gewesen und ich hatte mich amüsiert neben ihr aufs Sofa gesetzt.
"Trotzdem. Die belagern euch Tag und Nacht und eure Feinde sind auch meine Feinde!" Sie war in diesem Moment einfach nur die beste Freundin, die man sich wünschen konnte. Shay schritt im Wohnzimmer auf und ab und ließ wunderbare Salven auf die Fotografen ab.
"Ich mein, okay, ich bin süchtig nach Klatsch, aber dafür müssen die die Leute doch nicht so belästigen. Kann man die nicht verklagen? Oder boykottieren? Verweigern, das ist es! Ich werde mir keine Zeitungen und Internetartikel mehr durchlesen." Ich schaute sie grinsend an. Sie hatte erstens nicht bemerkt, dass Went hinter ihr stand und Zweitens zweifelte ich an ihren Plänen. "Ja, das werde ich wirklich machen. Kannst du mal sehen, was ich alles für meine beste Freundin und ihren Freund mache."
"Das hältst du keine zwei Tage aus!", hatte ich lachend prophezeit, auch wenn ich ihre Geste süß fand. Seit diesem Tag waren zwei Wochen vergangen und sie hatte ihr Wort gehalten. Keine Klatschmagazine, keine Internetseiten, nur dem Fanclub blieb sie treu. Ich hätte das nie von ihr erwartet, selbst Sam und Went staunten nicht schlecht.
Das Beste kam aber noch, als sie uns eine weitere Woche später vor den PC lockte und uns unbedingt etwas zeigen wollte. Wir hatten schließlich nachgegeben und waren verwundert, als sie auf die Fanclub-Seite gegangen war. Doch was dann kam, machte mich bis heute sprachlos. Shalley hatte mit einer Freundin tatsächlich eine Boykottaktion gestartet und innerhalb einer Woche hatten sich über 1500 Leute dieser Petition angeschlossen. Went und ich hatten fast zwei Stunden vor dem Computer gesessen und uns die ganzen Kommentare der Fans durchgelesen. "Ich wünsche Wentworth und Alexis ganz viel Glück für die Zukunft. Denn wenn er glücklich ist, sind es seine Fans doch auch." und viele andere Glückwünsche ließen die Emotionen in mir hochkochen und am Ende saß ich heulend da und konnte nicht mehr weiterlesen. Ich umarmte Shalley und sie verstand auch ohne jegliche Worte, dass ich ihr mehr als dankbar war. Went war ebenfalls sprachlos und nahm Shalley kurz in den Arm, aber das reichte schon, um ihr ein Dauergrinsen aufs Gesicht zu zaubern.
Die Boykottaktion hatte sogar wirklich Erfolg, zumindest einen Kleinen. Wir wussten, dass die Fotografen nicht aufhören würden uns zu verfolgen, aber wenigstens auf Lynn sollten sie Rücksicht nehmen. Tatsächlich ließen sie mich morgens in Ruhe, wenn ich Lynn in den Kindergarten brachte und bedrängten mich auch nicht so sehr, wenn ich sie auf dem Arm trug. Es war ein kleiner Sieg, aber er bedeutete mir sehr viel und ich wusste, wem ich ihn zu verdanken hatte.
Doch ich hatte Shalley und Sam noch sehr viel mehr zu verdanken. Da ich seit dieser Woche wieder arbeiten ging, kümmerten sich die beiden noch mehr mit um Lynn und nahmen mir viel Arbeit ab. Dadurch konnte ich auch gelassener zu den Bewerbungsgesprächen gehen und bekam tatsächlich eine Anstellung! Zwar nicht bei Ole Henriksen, was Went ein wenig zu enttäuschen schien, aber in einer Physiotherapie nicht weit von Larchmont entfernt. Es war also alles perfekt und ich konnte es nicht erwarten, bis ich am 11. August meinen ersten Arbeitstag haben würde.
"Dann sind wir ja bald keine Arbeitskollegen mehr.", hatte Went gescherzt, aber ich hatte trotzdem den Stolz aus seiner Stimme herausgehört. Ich hatte ihm deswegen extra während der Dreharbeiten angerufen, obwohl ich das immer hatte vermeiden wollen. Zum Glück nahm er es mir nicht übel, sondern erzählte es auch gleich an Dom, Sarah und Amaury weiter. Aus dem Hintergrund konnte ich dann noch zusätzliche Glückwünsche hören und eine Stunde später bekam ich auch noch einen riesigen Strauß Blumen von Went per Bote. Shalley war grün vor Neid gewesen und ich hatte den Strauß deshalb im Wohnzimmer platziert, wo sie ihn auch öfters sehen konnte.

"Lynn, ich möchte dich vorher eincremen, bevor du ins Wasser gehst!", rief ich meiner Tochter zu, die schon mit den Füßen im Wasser stand. Während Sam und Went den Sonnenschirm aufstellten und die Handtücher ausbreiteten, machten wir Lynn wassertauglich. Das hieß, sie mit Sonnenmilch einzuschmieren und die Schwimmflügel aufzublasen. Shalley und ich waren danach hochrot im Gesicht, wovon Sam lachend ein Foto schoss. Als Strafe musste er mit Lynn ins Wasser gehen und auf sie aufpassen, während wir drei es uns auf den Handtüchern gemütlich machten. Went las in einem Buch, während ich, mit dem Kopf auf seinem Steiß, schlief. Natürlich wurde ich wieder unsanft von meinem Bruder geweckt, der seine nassen Haare über mir schüttelte. Lachend jagte ich ihn über den Strand ins Wasser und klammerte mich an seinen Rücken, um ihn zu tauchen. Shalley nahm alles mit der Kamera auf und bekam sich vor Lachen nicht mehr ein, während ich patschnass aus dem Meer stieg. Nur Lynn hatte Mitleid mit mir und trocknete mich mit ihrem nassen, sandigen Handtuch ab. Ich glaube, bei Mom und Dad durfte ich mich erstmal duschen gehen.
Am Nachmittag packte ich dann die Lunch- und Kühlbox aus, damit alle ihren Hunger stillen konnten. Shalley und ich hatten Obstsalat und Sandwiches gemacht, die sich alle schmecken ließen, wobei Lynn alle zwang von ihrem Essen zu kosten. Nachdem alle mehr oder weniger davon abgebissen hatten, rannte sie zu dem herumstreunenden Hund an dem Strand und gab ihm das restliche Sandwich. Went nutzte den Moment des allgemeinen Gelächters, um sich hinter mich zu setzen, so dass ich zwischen seinen Beinen saß und mich an ihn anlehnen konnte. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und legte dabei seine Arme um mich. Ich grinste und drehte mich halb zu ihm um, damit ich sein breites Lächeln sehen konnte. Nach all dem Stress der letzten Wochen war dieser Platz das Paradies auf Erden. Hier mussten wir nicht ständig nach Fotografen Ausschau halten und konnten entspannter miteinander umgehen.
"Warum hast du dich eigentlich nicht als Köchin beworben?", fragte er mich und biss von seinem Sandwich ab.
"Weil die Bewerbungszeit schon vorbei ist und mein Küchenjunge gerade anderweitig beschäftigt ist.", gab ich zurück und er kniff die Augen zusammen.
"Dann ist er aber kein guter Küchenhelfer.", meinte er ernst und ich drehte mich ganz zu ihm herum.
"Er ist ja noch in seiner Ausbildung.", flüsterte ich fast schon und gab ihm einen Kuss. Ich kniete mich hin, damit ich nicht auf ihn drauf fiel und spürte wie seine Zunge frech zu meiner vordrang. Seine Küsse ließen mich noch immer schwach werden und ein bisschen dümmlich lächeln.
"Achtung, Fotografen!", rief Sam plötzlich und wir fuhren erschrocken auseinander. Ich blickte mich hektisch um, sah aber nur meinen lachenden Bruder. "Reingefallen!", prustete er und bekam sich nicht mehr ein. Das war wirklich so gemein von ihm! Wütend sprang ich auf und versuchte seinen Kopf in den Sand zu drücken. Da er vor Lachen kaum noch Luft bekam, war ich im Vorteil und schaffte es sein Gesicht voll mit Sand zu beschmieren. Shalleys Gelächter schien man noch meilenweit zu hören, als sie ihren Freund nach meiner Attacke sah. Ich stimmte mit ein und dachte nur, dass es ihm ganz recht geschah.
Went hatte sich mittlerweile nach hinten in den Sand fallen lassen und lag alle Viere von sich gestreckt da. Ich legte mich auf den Bauch neben ihn und platzierte mein Kinn auf seiner Brust.
"Nicht böse sein!", murmelte ich, da er keine Anstalten machte mit mir zu reden.
"Ich bin nicht böse!", kam es zurück und ich rutschte noch ein Stück näher an ihn heran.
"Was denn dann?"
"Ich denke nach."
"Worüber?" Toll, ich musste ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Wenn er jetzt bockte, würde ich nicht mit nach Palo Alto kommen und wenn ich nach L.A. laufen würde müssen.
"Wie ich mich an deinem Bruder rächen kann, weil er mir die knappe Zeit mit meiner Freundin versaut.", meinte er und drehte sich langsam zur Seite. Die Worte "meine Freundin" ließen meinen Magen ein Extra-Salto drehen.
"Du weißt doch wie er ist. Der Neid der Besitzlosen." Ich verdrehte die Augen und spielte wieder mit seinen Fingern.
"Er hat doch Shalley."
"Siehst du die beiden, wie sie sich sich knutschend über den Strand wälzen?", fragte ich sarkastisch und er blickte kurz über meine Schultern.
"Krise?"
"Nein, sie hat ihn drei Tage Kussverbot erteilt, weil er nicht mit zu den Terminen beim Arzt mitkommt." Nun konnte sich Went sein Grinsen nicht mehr verkneifen.
"Nur Kussverbot?" Seine Augen nahmen diesen schelmischen Ausdruck an, der meine und seine Gedanken schmutziges Land betreten ließ.
"Ehrlich gesagt hab ich sie nicht weiter deswegen gefragt.", gab ich zu und hob dabei meine Augenbrauen ein wenig an. Statt einer Antwort sah er mich einfach nur an, was mich leicht verunsicherte und als er dann sanft eine Strähne hinter mein Ohr strich, war es ganz um mich geschehen. Hätte ich gestanden, wäre ich vermutlich wie ein Brett nach hinten umgekippt.
Ganz langsam näherte ich mich ihm und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. Wieder sah er mich nur an und biss sich auf die Lippen. Mit einem Lächeln auf den Lippen küsste ich ihn noch einmal, diesmal aber richtig. Erwartungsvoll sah ich an, da er den nächsten Schritt machen sollte. Er kam dieser unausgesprochenen Aufforderung nach und beugte sich leicht über mich. Es gab wieder nur noch ihn und mich, aber dennoch linste ich zur Sicherheit über seine Schultern und stellte mit Beruhigung fest, dass Sam und Shalley mit Lynn im Wasser waren und uns diesmal keiner stören würde.
Ich legte meine Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu mir. Er küsste mich zärtlich, wurde dann aber schnell leidenschaftlicher und begann dann meinen Hals zu liebkosen, indem er ihn sanft mit den Lippen berührte und dann leicht drüber blies, so dass ich am ganzen Körper Gänsehaut bekam. Ich stöhnte leise in sein Ohr und nahm seinen Kopf in meine Hände, um ihn wieder nach oben zu ziehen.
"Was machst du mit mir?", fragte ich ihn nur und sah ihm in die Augen. Sie leuchteten wie Smaragde in der Sonne und mein Herz schlug so wild, dass man eigentlich hätte sehen müssen, wie es gegen meine Brust hämmerte.
"Dich verführen!"
"Am Strand? Vor den Augen meines Bruders, meiner besten Freundin und meiner Tochter?", zog ich ihn ein bisschen auf. Er seufzte und legte seinen Kopf auf mein Dekolleté und machte dann mit seinen Lippen ein Pupsgeräusch auf meiner Haut. Kichernd umklammerte ich seinen Körper mit meinen Armen und Beinen.
"Jetzt mach mal nicht meine hart erarbeitete Stimmung zunichte.", murrte er und begann mich durchzukrabbeln. Wir wälzten uns lachend über den Sand und versuchten uns gegenseitig am Kitzeln zu hindern.
"Das ist unfair, du hast noch so viel an.", beschwerte ich mich und versuchte mit meinen Finger unter sein T-Shirt zu kommen.
"Ich hab eben keine Lust auf Sonnenbrand.", wehrte er sich und ließ seine Finger über meine Seiten gleiten. Ich wand mich unter ihm und versuchte mich aus seiner Umklammerung zu befreien.
"Du bist nur..ah, nicht da...du bist.. wirst du wohl, hehe, aufhören...nur prüde!", presste ich lachend vor und schaffte es endlich unter sein T-Shirt. Ich spürte wie er seinen Bauch unter meinen Berührungen einzog und etwas zurückwich.
"Ich bin nicht prüde. Schau!" Er kniete sich hin und zog sich das T-Shirt mit einem Ruck über den Kopf. "Zufrieden, Ms. Edwards?" Er setzte ein gestelltes Zahnpastalächeln auf.
"Mehr als das!", meinte ich, ließ meinen Blick über seinen Oberkörper gleiten und zog ihn dann wieder näher zu mir. "Ich kann dich ja auch eincremen, damit du dich nicht verbrennst." Er streckte mir die Zunge heraus und lehnte dann seine Stirn gegen meine. Ich legte wieder meine Arme um ihn und küsste ihn. "Na, komm her, mein Kuschelhase.", grinste ich und er legte sich neben mich auf den Bauch. Ich holte die Tube Sonnenmilch hervor und tat etwas davon auf seinen Rücken, bevor ich mich auf seinen Hintern setzte. Dann begann ich ihm die Creme einzumassieren, während er leise eine Melodie summte. Seine Haut fühlte sich wunderbar weich und warm an, so dass ich die Massage noch ein wenig hinzog. Danach legte ich mich auf ihn drauf und schloss wie er die Augen.

Langsam neigte sich der Nachmittag dem Ende entgegen und wir machten uns auf den Weg zu Ian, der uns angeboten hatte, uns bei ihm umzuziehen. Eine Stunde nach unserem Aufbruch erreichten wir die Wohnung meines Bruders, die er als Architekt selber entworfen hatte. Ian begrüßte uns schon an der Tür, reichte Went aber skeptisch die Hand.
"Hey Großer!", meinte ich zu ihm und sah ihn eindringlich an. Ian lächelte nur und führte uns durch die Wohnung, die sie vor kurzem umgebaut hatten. Collin hatte jetzt ein eigenes kleines Zimmer und Ian ein größeres Büro. Nach der kleinen Führung zeigte er uns einen Platz, wo wir uns umziehen konnten. Ich ging erstmal mit Lynn ins Bad und befreite sie unter der der Dusche von dem ganzen Sand und Salz. In ein Handtuch eingewickelt, durfte sie ein wenig Fernsehen schauen, damit wir uns in Ruhe umziehen konnten. Nacheinander gingen wir alle schnell duschen und zogen uns dann an. Shalley und ich halfen uns gegenseitig mit den Haaren und dem Schminken, damit es schneller ging. Zum Schluss zogen wir Lynn noch saubere, ordentliche Kleidung an.
Pünktlich halb Sieben verließen wir mit meinem Bruder die Wohnung. Selma und Collin waren schon bei meinen Eltern in Palo Alto. Sam und Shalley fuhren bei Ian mit, während Lynn und ich uns mit Went auf den Weg machten. Ich war furchtbar nervös, denn schließlich lernten meine Eltern heute meinen Freund kennen. Immer wieder blickte ich Went von der Seite an, doch bis auf das übliche Trommeln seiner Finger merkte ich ihm keine Nervosität an.
Die Fahrt verging für mich viel zu schnell und schon bald bogen wir in die Straße meiner Eltern ein.
"Hier bist du also aufgewachsen. Schöne Gegend.", bemerkte er.
"Ja, da hinten haben wir immer gespielt und uns vor unseren Eltern versteckt.", grinste ich und deutete auf eine Stelle, dicht bewachsen mit Büschen. Went parkte direkt hinter Ian und es herrschte einen Moment der Stille. Dann beugte er sich zu mir herüber und gab mir einen Kuss.
"Ich lieb dich?", meinte er nur und stieg aus. In diesem Augenblick merkte ich erst wirklich wie nervös er war und es versuchte nicht zu zeigen. Ich öffnete ebenfalls die Tür und half Lynn beim Aussteigen. Went nahm unsere Taschen und wir folgten den anderen Dreien zur Tür. Ian klingelte und mein Herz schlug so heftig gegen meine Brust, das es richtig wehtat. Schnell griff ich nach Wents Hand und lächelte ihm zu. Meine Eltern mussten ihn einfach mögen. Punkt. Aus. Bei Mom machte ich mir da auch keine Gedanken, nur meinen Dad mussten wir noch überzeugen.
Die Tür ging auf und meine Mom kam uns mit einem Schrei entgegen. Nacheinander umarmte sie erst Ian, Sam und mich, dann Shalley und Went. Er war ganz überrascht davon, schien sich aber über die herzliche Begrüßung sehr zu freuen. Zum Schluss kam Lynn dran und wurde von meiner Mutter begutachtet und geknuddelt.
"Kommt rein. Das Essen ist schon fertig.", meinte sie und wir folgten ihr in die Küche. Eine Tour durchs Haus konnte ich Went später noch geben, denn wenn meine Mutter erst einmal in ihrem Element war, konnte sie keiner mehr stoppen. Es duftete wunderbar nach Apfelkuchen und ich sah belustigt zu wie alle die Nase nach oben reckten und schnupperten. Selma stand am Tisch und verteilte gerade das Besteck als wir eintraten und sie drehte sich erfreut zu uns herum. Ihr Blick fiel auf Went und sie erstarrte für einen Moment, bevor sie sich wieder fing und uns zulächelte. Nach einer weiteren Begrüßung unterhielten wir uns kurz und sahen zum Fenster hinaus, wo Dad gerade mit Collin durch den Garten zum Haus lief.
Collin hatte vor zwei Tagen Geburtstag gehabt und zählte jetzt stolze drei Jahre. Sam, Shalley, Went und ich hatten für das Geschenk zusammengelegt und uns für ein ferngesteuertes Auto entschieden, das jetzt in einer riesigen Box verpackt war.
Meine Mom nutzte den kurzen Wartemoment, um Went ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Neugierig wie sie war, fragte sie ihn über seine Familie aus und das sie gelesen hatte, dass seine Eltern Akademiker waren. Ich wäre am liebsten im Boden versunken, biss aber stattdessen die Zähne zusammen und summte in meinem Kopf eine fröhliche Melodie.
Als mein Vater den Raum betrat, gab es das dritte Begrüßungskomitee und er schien auch sehr erfreut über unser zahlreiches Kommen. Wir umarmten uns und er fragte mich nach meinem Befinden, bevor er Went die Hand reichten und ich die beiden einander vorstellte. Ich sah es ihm an der Nasenspitze an, dass Mom ihn kräftig zugesprochen hatte und er sich jeglichen Kommentar verkniff.
Mittlerweile hatte sich mein Herzschlag einigermaßen beruhigt und wir konnten Collin sein Geschenk überreichen, dessen Einpackpapier nach zwei Minuten in kleine Stücke zerrissen auf dem Boden lag. Dafür war die Freude dann umso größer bei ihm und hätte Mom nicht zum Abendessen gedrängt, wären Collin und Dad erst mal im Garten damit verschwunden.
Wir nahmen unsere Plätze an der großen Tischrunde ein und Mom verteilte die Teller mit der Vorspeise. Es gab einfachen Salat mit einem sehr leckeren Dressing und nebenbei unterhielten wir uns wegen der Grillparty morgen. Dad hatte alles aufs Genaueste geplant und auch schon alles besorgt. Morgen früh brauchte es nur noch aufgebaut werden. Sam, Ian und Went boten sich sofort als Helfer an und ich wusste schon, wer Morgen die Fäden in den Händen halten würde. Dad würde sie ordentlich durch den Garten scheuchen.
Bei der Hauptspeise, bei der es leckeren Yorkshire Pudding gab, wechselte Mom geschickt das Thema auf meinen neuen Arbeitsplatz. Mir war das Ganze unangenehm, vor allem als Dad auch noch mit den Weingläsern darauf anstoßen ließ. Trotzdem wurde es ein schöner Abend, in dessen Folge wir uns noch hinaus in den Garten setzten, nachdem die Kinder eingeschlafen waren.
Draußen war es kühl geworden und alle hatten ihre Pullover angezogen, wobei ich mich noch zusätzlich an Went kuschelte, der sich gut mit meiner Mutter verstand, während mein Vater ihn noch skeptisch aus der Entfernung beobachtete. Nach einer Weile gesellte ich mich mit zu Selma und Shalley, die mich mit ihrem Gelächter ansteckten und keiner von uns am Ende wusste, warum und worüber wir eigentlich so lachten. Ich wurde dann von meinem großen Bruder befreit und wir liefen ein Stück den Garten hinunter. Mir war klar, worüber er sprechen wollte, deshalb hielt ich mich zunächst bedeckt.
"Ich denke mal, du weißt, was jetzt kommt, aber ich verspreche, dass es keine Rede wird." Unweigerlich musste ich über seine selbstironischen Worte lächeln und blickte zu Ian auf. "Ich möchte dir eigentlich nur alles Gute wünschen und das mein ich wirklich so. Dad und ich sind manchmal ein wenig zu sehr Beschützer, das weiß ich und er wahrscheinlich auch, aber deine Zeit im Krankenhaus hat mir viel zu denken gegeben. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, wenn ich dir in irgendeiner Weise zu Nahe getreten bin oder mich in Dinge eingemischt habe, die einzig und allein dich etwas angehen. Nun ja, du bist nun einmal meine kleine Schwester und ich seh dich nicht gerne traurig. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen." Bei seinen letzten Worten sah er mich an und drehte sich dann in Richtung Haus um. "Wentworth scheint ein netter Kerl zu sein und wenn du mit ihm glücklich bist und wirst, dann bin ich es auch." Er lächelte etwas gekünstelt, denn auch in der Dunkelheit sah ich, dass er den Tränen nahe war. Wir umarmten uns und blieben dann noch eine Weile schweigend stehen.
"Danke.", meinte ich schließlich. "Du weißt, wie viel mir das bedeutet." Er nickte nur und Arm in Arm gingen wir zu den anderen zurück.
"Pass auf dich auf, Kleine!", murmelte er, als wir uns lösten. Ich grinste nur und sah zu Went, der sich zu meiner Überraschung mit Selma und Shalley unterhielt. Ich beobachtete die Drei kurz und setzte mich dann zu meiner Mutter, die in den Himmel schaute und die Sterne beobachtete. Ich legte den Arm um sie und folgte ihrem Blick. Es sah wirklich wunderschön aus, wie über uns Millionen von kleinen Punkten zu strahlen schienen.
"Habt ihr alles geklärt, Ian und du?", fragte meine Mutter und schaute überrascht zu ihr.
"Woher weißt du das?"
"Ich bin nicht blind. Ihr saht sehr ernst aus, als er gesprochen hat." Wie hatte sie das in der Dunkelheit so genau sehen können?
"Mom, lüg mich nicht an! Er hat mir dir geredet oder du etwa mit ihm?" Ich sah sie fragend an und sie seufzte.
"Ja, wir haben miteinander gesprochen, als du im Krankenhaus warst. Er war wirklich fertig mit den Nerven deswegen und hat sich Vorwürfe gemacht. Deshalb hab ich mich mit ihm in Ruhe unterhalten und ihm zu einem Gespräch mit dir geraten. Und es hat ja geklappt, oder nicht?" Ich lächelte.
"Ja, Mom, das hat es!" Ich nahm ihre Hand und war stolz darauf, die beste Mom der Welt zu haben. Daran bestand kein Zweifel.
Wieder herrschte einen Moment schweigen, bis sie sich zu mir herumdrehte und mich fragend ansah.
"So, nun erzähl mir aber genau, wie ihr beiden es endlich Zustande gebracht habt, zusammenzukommen. Das war ja schlimmer als in jedem guten Krimi!" Ich lachte leise, gab dann aber nach und begann zu erzählen. Ab und zu wurde ich mit Fragen seitens meiner Mutter unterbrochen, aber dann verfiel sie in Schweigen. Auch als ich geendet hatte, sagte sie nichts. Es war, als hätte sie mir nicht zugehört.
"Mom, alles okay?"
"Ja, ja." Es schien als hätte ich sie von weit her zurück in die Gegenwart geholt. "Nur ein bisschen in Gedanken gewesen.", murmelte sie und hatte wieder diesen verklärten Blick. Ich wusste, dass sie an die Zeit dachte, als sie Dad kennen gelernt hatte. Das tat sie oft und ab und zu erzählte sie uns auch davon. Jedoch fragte ich mich, ob sie so viel darüber nachdachte, weil sie einfach so wunderschön war, auch bis heute oder weil sie dieser Zeit nachtrauerte und sie sich zurückwünschte. Ich wusste, dass es für meine Eltern nicht einfach war miteinander zu leben, denn so sehr sie sich auch liebten, waren sie doch unterschiedlich. Sie waren in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen, die sich eigentlich nicht leiden konnten und lebten in einem fremden Land, fernab der Heimat. Außerdem lebte mein Vater für seinen Beruf und seinen Garten und ich bezweifelte, dass dies auch immer meine Mutter involvierte. Es hatte sich eben doch vieles verändert, seit wir alle von Palo Alto weggezogen waren und unser eigenes Leben führten.
Mit diesen Gedanken ging ich zurück zu Went und nach einem kurzen Wortwechsel verabschiedeten wir uns von den anderen und zogen uns zurück. Went, Lynn und ich schliefen in meinem Zimmer. Mom hatte die beiden Betten von Lynn und mir zusammen geschoben und noch eine Extraliege aufgebaut. Er ging als erstes ins Bad, während ich nach Lynn schaute, die aber tief und fest schlief. Ich zog mich aus und schlüpfte in meine Schlafsachen, bevor ich Went folgte. Er putzte sich gerade die Zähne und mit dem weißen Schaum vor dem Mund, sah er ein wenig aus, als hätte er Tollwut. Ich stellte mich neben ihm und er versuchte mich zu küssen. Mit Zahnpasta an der Wange, putzte ich mir ebenfalls die Zähne und spritzte ihn mit Wasser voll. Danach flüchtete ich in mein Schlafzimmer und versteckte mich unter der Bettdecke.
Went kam kurz darauf ins Zimmer und ich wartete gespannt auf seine Reaktion. Ich kam mir vor, als wäre ich 5 und würde mich hinter der Tür vor meinen Eltern verstecken, um sie zu erschrecken. Im nächsten Moment wurde mir die Bettdecke entrissen und Went packte mich sanft.
"Buh!", meinte er leise, während ich einen Aufschrei unterdrückte, um Lynn nicht zu wecken. "Flüchtest du einfach vor mir, das kann ich ja leiden.", grinste er und beugte sich über mich. Gerade als ich dachte, dass wir uns küssen würden, steckte er mir die Zunge heraus und ließ sich neben mich, in seine Hälfte des Bettes, fallen. Okay, dann eben nicht. Ich drehte mich gespielt beleidigt auf die andere Seite und atmete einmal laut und frustriert aus. Plötzlich tippte er mir auf die Schulter und ich drehte mich zu ihm herum, um Sekunden später seine Lippen auf meinen zu spüren. Mein Herz führte einen langen Freudentanz auf, als ich seinen Kuss erwiderte und seine warme Haut spürte, obwohl wir uns, außer am Mund, nicht berührten.
Auch wenn wir uns manchmal wie kleine Kinder benahmen, liebte ich besonders diese Momente, in denen wir so locker miteinander umgingen und uns selbst nicht ernst nahmen, denn es hatte auch Zeiten gegeben, in denen wir weit davon entfernt waren.
Went kuschelte sich an mich, was mich zum Lächeln brachte. Er war jemand, der Umarmungen und Streicheleinheiten brauchte, vor allem wenn er direkt vom Dreh kam. Dann war er einfach nur erschöpft und ich war immer gerührt, mit welcher Offenheit er mir seine verletzliche Seite zeigte, weil sie mich auch dazu brachte, mehr zu meinen eigenen Schwächen zu stehen.
"Worüber hast du dich eigentlich mit Selma und Shalley unterhalten?" Verdammte Neugier, jetzt war es mir doch herausgerutscht!
"Durfte ich nicht?", kam es von ihm zurück und ich verdrehte die Augen.
"Doch, klar. Aber die beiden waren vorhin etwas überdreht und deswegen habe ich mich ein wenig gewundert."
"Sie haben sich ganz normal mit mir über alles und nichts unterhalten, wenn das deine Sorge war."
"Alles und nichts?"
"Ja, über Gott und die Welt, einfach querbeet.", gab er zurück und drehte sich zu mir herum. "Natürlich waren sie nicht so anspruchsvoll, tiefgründig und weltbewegend wie unsere Gespräche, aber es war ganz okay.", ergänzte er sarkastisch und lachte dann leise.
"Gut, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass dich meine Familie unterfordern würde."
"Nein, jetzt mal im Ernst.", beendete er das Wortspiel und hörte auf zu grinsen. "Ich mag deine Familie. Deine Mutter kann echt gut kochen und deine Schwägerinnen sind mit erhöhtem Alkoholspiegel sehr unterhaltsam. Ich hatte also heute sehr viel Spaß."
"Phew, dann willst du mich also weiterhin sehen?", grinste ich und kam ein Stück näher.
"Nein, ich brauche nur für heute Nacht ein Dach über den Kopf, deswegen bin ich noch hier." Wir lachten beide leise und ich schaltete danach meine Nachttischlampe aus. Ich kuschelte mich wieder an ihn und atmete eine Mischung aus frischer Bettwäsche und seinem Aftershave ein.
"Gute Nacht!", murmelte ich schlaftrunken und schloss meine Augen.
"Schlaf gut."
"Du..auch.", meinte ich lahm, weil der Schlaf mich übermannte. Ich spürte noch, wie er mich auf die Stirn küsste und dann war ich schon eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wurde ich von Lynns Gebrabbel aufgeweckt. Total verschlafen hob ich den Kopf und blickte auf ihr Bett. Es war leer und ich setzte mich aufrecht hin, um den Raum überblicken zu können. Lynn saß auf dem Boden, zwischen Wents und ihrem Bett und malte in einem Buch.
"Morgen, Schatz! Was machst du da?", fragte ich sie und schaute kurz auf Went, der noch tief und fest schlief.
"Ich male Onkel Wents Buch aus!", erklärte sie mir und ich fuhr mir durchs Haar, bevor ich mich ein wenig über Went beugte, um sie besser zu sehen.
"Was für ein...Lynn!" Ich war aufgesprungen und förmlich auf sie zugehechtet. "Onkel Wents Buch" war nichts anderes als sein Drehbuch für Prison Break. Ich wusste nicht, wie sie es gefunden hatte, aber es konnte nicht lange gedauert haben, denn sie hatte schon mindestens 3 Doppelseiten mit Filz- und Buntstift ausgemalt. In den buntesten Farben schillerten mir ihre Krakeleien entgegen, die natürlich dort waren, wo auch der Text stand.
Went war durch meinen Krach ebenfalls aufgetaucht und ich schaute ihn schuldbewusst an. Das Drehbuch hielt ich hinter meinem Rücken versteckt.
"Ihr seht süß aus, wenn ihr etwas ausgefressen habt.", grinste er verschlafen und ich holte das Buch hervor.
"Es tut mir Leid.", meinte ich kleinlaut. Im ersten Moment sah er nur verwirrt darauf, dann fing er an zu lachen.
"Mach dir keine Sorgen, das ist nicht so schlimm. Außerdem kann ich so vielleicht endlich mal nachweisen, dass Chris mir ständig mein Drehbuch klaut." Ich verstand natürlich nur Bahnhof und fragte mich, wer Chris war. "Chris ist ein Schauspielkollege von mir, der gerne mal sein Drehbuch verlegt und sich dann einfach meins nimmt.", erklärte er mir grinsend und kniff Lynn sanft in die Nase. Sie drehte sich kichernd weg und auch ich hatte mich wieder beruhigt. Müde kletterte ich zurück zu ihm ins Bett und holte mir meinen Guten-Morgen-Kuss ab.
"Guten Morgen, schöne Frau!", meinte er lächelnd und zog mich näher zu sich.
"Hallo, junger Mann!", flötete ich und er kniff zweifelnd ein Auge zu. Dann drehte er sich zu Lynn herum.
"Deine Mom macht sich lustig über mich!", beschwerte er sich bei ihr und ich gab ihm einen Knuff auf die Brust.
"Mach ich gar nicht!", war mein Protest und ich begann ihn durchzukitzeln.
"Kitzeln!", rief Lynn begeistert und kletterte ebenfalls ins Bett, um Went zu ärgern. Gegen unsere vielen Finger hatte er natürlich keine Chance und gab schnell auf.
"Frühstück!", meinte er geschafft und wir stimmten nur zu gerne zu.
Wir zogen uns an und erschienen dann unten in der Küche, wo Mom schon am Werkeln war. Ich half ihr beim Frühstück, während Went Lynn und Collin bei Laune hielt. Nach und nach kamen auch die anderen aus ihren Betten und wir konnten unser Frühstück bei strahlendem Sonnenschein im Garten einnehmen. Dad schien das aber überhaupt nicht zu gefallen, denn er fluchte unentwegt auf Französisch über das Wetter. Sam und ich grinsten uns nur zu und freuten uns auf die Grillparty.
Shalley, Selma, Mom und ich verzogen uns dann in die Küche, um alles an Essen für die Feier vorzubreiten, während die Männer sich draußen ans Werk machten. Da die Liveübertragung durch die Zeitverschiebung schon gegen Mittag stattfand, hatten wir nicht viel Zeit und wir konnten Dad hören, wie er Anweisungen gab. Ich warf immer wieder einen Blick nach draußen und sah zu, wie zunächst langsam das große Zelt aufgebaut wurde und danach die Leinwand.
Wir kamen ebenfalls gut voran und hatten uns die Aufgaben gut eingeteilt. Shalley und ich waren für die Salate zuständig, Selma für die Saucen, Dressings und Dips, während Mom sich um die Steaks, Würstchen und das Geschirr kümmerte. Zwischendurch schaute sie immer wieder nach den Kindern.
Um 11 kamen dann die Judsons vorbei. Ich erkannte Brad sofort, denn schließlich hatten wir uns bei meinem letzten Besuch getroffen. Mit ihm waren seine Frau Meredith und seine Tochter Susan gekommen, die auch Mann und Tochter dabei hatte.
"Hallo, Alexis!", begrüßte mich Brad und nahm die Hundeleine in die andere Hand. Ich konnte mich gar nicht mehr an ihren Hund erinnern, der mich jetzt mit seiner riesigen Schnauze beschnupperte. "Das ist Rupert.", erklärte er mir stolz und deutete auf den riesigen Bernhardiner. Ich mochte Hunde eigentlich, aber bei manchen Rassen fragte ich mich, ob sie nicht schon zur Art der Bären gehörten. Wenn Rupert sich auf die Hinterbeine stellen würde, wäre er deutlich größer als ich.
Zusammen gingen wir in den Garten, wo unsere fleißigen Männer schon die Bänke unter dem Zelt aufgestellt hatten. Alle Vier lagen nun auf der Wiese und ruhten sich aus. Als Dad aber Brad sah, sprang er schnell auf und ging auf uns zu. Auch die anderen quälten sich hoch und ich ging schnell ins Haus, um ihnen Wasser zu holen.
Als ich zurückkam, verteilte mein Vater gerade die T-Shirts. Ich stellte mich neben Went, um mir auch eins abzuholen. Mein Dad sah ihn skeptisch an, als die beiden sich gegenüberstanden und ich gab Went einen kleinen Knuff, damit er das richtige Trikot nahm, aber er griff genau zum Falschen. Innerlich stöhnte ich schon auf, aber aus Soldarität zu ihm, nahm ich ebenfalls ein deutsches Shirt aus der Kiste. Dad sah mich entsetzt an, aber ich lächelte nur. Wenn, dann würde ich erhobenen Hauptes und mit Went untergehen. Noch aber war das Spiel nicht ausgetragen und wir würden vielleicht eine Überraschung erleben.
Ich zog mir mein T-Shirt über und half dann meiner Mutter und den anderen, das Essen nach draußen zu bringen. Jedem wurde noch eine Tüte Chips und Popcorn in die Hand gedrückt, bevor ich mich neben Went setzte, Lynn auf meinem Schoss.
"Die Verlierermannschaft darf alles abbauen.", rief mein Vater noch, kurz bevor es losging. Ich verdrehte nur die Augen und schaute gebannt auf die Leinwand. Sam hatte versucht Went die Regeln des Fußballs beizubringen, war aber kläglich gescheitert, denn er sah nur mit fragendem Blick auf das Spielfeld. Also erklärte ich ihm leise, was vor sich ging und warum der Schiedsrichter ständig pfiff. Brad stand hinter dem Grill und verfolgte von dort aus das Spiel, während alle anderen Platz auf den Bänken gefunden hatten.
Die ersten zehn Minuten spielten die Deutschen richtig gut und ich hatte sogar die Hoffnung, dass wir doch nicht verlieren würden, aber dann drehten die Spanier den Spieß um. Ich hatte fast schon Mitleid mit der deutschen Mannschaft, denn sie spielten grottenschlecht. Trotzdem ließen wir uns die gute Stimmung nicht verderben und jubelten kräftig mit.
In der Halbzeit holte ich für Lynn etwas zu essen und zu trinken, während Went nach drinnen verschwand und nicht wiederkam. Es waren nur noch 2 Minuten bis zum Wiederanpfiff und ich ging vorsichtshalber mal nachschauen. Ich fand ihn im Wohnzimmer sitzend mit einem Buch auf dem Schoss.
"Was machst du denn..?", fing ich an und dann sah ich, was er für ein Buch in der Hand hielt. Panik ergriff mich. "Woher hast du das?", fragte ich ihn und wollte es ihm aus der Hand reißen, doch er entzog sich nur grinsend meiner Rreichweite.
"Ich hab es dir angedroht.", lachte er. "Deine Mutter war so freundlich und hat es mir gegeben." Ich ließ mich neben ihn fallen und wäre am liebsten im Boden versunken, vorher hätte ich aber noch meine Mutter umgebracht. Sie konnte ihm doch nicht einfach das Fotoalbum mit meinen Kinderbildern geben!
"Was hast du dir denn schon angeschaut?", hakte ich vorsichtig nach. Wieder grinste er nur.
"Bisher nur deine Babyfotos. Eine Schnute konntest du ja schon immer ziehen.", zog er mich auf und deutete auf ein Bild von mir. Ich musste ungefähr ein halbes Jahr alt gewesen sein und verzog gerade das Gesicht, als hätte ich in eine Zitrone gebissen.
Went blätterte munter weiter und hielt bei einem Foto von Sam und mir an. Er sah mich fragend an.
"Da sind wir knapp drei Jahre alt. Es war, glaube ich, der Todestag von William Shakespeare und wir durften seine Zwillingskinder Judith und Hamnet bei dem Umzug spielen.", erklärte ich ihm und er lächelte. "Meine Tante hat übrigens Williams Frau gespielt und mein Opa den alten Shakespeare. War sozusagen eine Famililenveranstaltung."
"Dann stammst du wohl aus einer berühmten Schauspielerfamilie?" Ich verdrehte die Augen.
"Wohl eher nicht, aber meine Familie arbeitet viel für den Shakespeare Trust in Stratford. Meine Oma gibt bis heute noch Rundführungen durch das Geburtshaus in der Henley Street!"
"Wow, dann bin ich ihr vielleicht schon mal begegnet.", meinte er und blätterte weiter. Mittlerweile waren wir schon bei den Bildern angekommen, die in Amerika gemacht wurden. Die ersten Monate hatten wir in New York gewohnt, bevor wir dann nach Palo Alto ziehen konnten.
"Somit haben wir für ein paar Monate in der gleichen Stadt gewohnt.", grinste ich uns sah ihn an.
"Vielleicht sind wir uns mal über den Weg gelaufen und wissen es nur nicht.", sponn er weiter und ich fasste ihm spaßeshalber an die Stirn.
"Heiß, ganz heiß!", witzelte ich und gab ihm einen Kuss.
"Das kühlt mich aber nicht wirklich ab!" Ich verdrehte nur die Augen, nahm ihm das Buch aus der Hand und zog ihn vom Sofa.
"Komm, sonst verpassen wir noch das ganze Spiel!" Hand in Hand liefen wir zu den anderen zurück und nahmen uns etwas zu essen mit. Rupert gesellte sich zu uns und strich immer wieder um uns herum, in der Hoffnung etwas von den Steaks abzubekommen. Went wuschelte ihm nur kurz durch das Fell und ich erbarmte mich, ihm ein Stück Fleisch zu geben. Gebannt schauten wir zu, wie er es aß, weil auf der Leinwand sah es eher bescheiden für uns aus. Deutschland lieferte eine schwache Leistung ab und ich war ein wenig sauer auf Went, weil wir nun alles mit abbauen mussten. Am Ende verloren wir 1:0 gegen Spanien und Sam ging zu jedem mit Deutschland-Trikot hin und lachte ihn aus. Dabei rief er immer laut "Spananien!", was ihm Collin und Lynn nachtaten. Nach einer Weile war ich richtig genervt und fuhr meinen Zwillingsbruder an, dass er doch bitte einfach mal den Mund halten sollte.
Dad analysierte dann noch das ganze Spiel mit uns und kam zu dem Schluss, dass Spanien verdient gewonnen hat. Ich konnte mir das nicht mehr anhören und fing schon einmal an, die ganzen Schüsseln ins Haus zu bringen. Shalley, die ebenfalls verloren hatte, half mir dabei.
"Wo ist Went?", fragte ich meine Mutter, als ihn nicht mehr unter den anderen sehen konnte.
"Er ist eben hineingegangen.", meinte sie nur und ich runzelte die Stirn. Dann hätte ich ihn doch eigentlich sehen müssen, oder?
Ich ging noch einmal ins Haus hinein. Vielleicht wollte er sich noch das Fotoalbum zu Ende ansehen. Doch im Wohnzimmer war er nicht und auch nicht im Bad oder in der Küche. Er konnte also nur oben sein. Langsam ging ich die Treppe nach oben, in unser Zimmer.
Went stand in der offenen Badtür und sah mich überrascht an. Ich merkte noch, wie er die Ärmel seines T-Shirts herunterzog und dann schnell nach etwas auf dem Bett griff.
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte ich vorsichtig, denn er sah etwas blass aus.
"Ja ja, alles okay.", meinte er nur und kratzte sich unauffällig am Arm. Ich setzte mich aufs Bett und versuchte herauszufinden, was mit ihm los war. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Hatte es Streit gegeben, vielleicht mit meinem Vater?
"Was ist mit deinem Arm?" Mir war aufgefallen, dass er sich immer wieder an den Armen kratzte. "Hat dich etwas gestochen?"
"Nein, alles in Ordnung." Er klang schon leicht gereizt.
"Irgendetwas ist doch mit dir. Liegt es an mir?" Er schaute überrascht auf und im gleichen Moment glitten seine Finger wieder über seinen rechten Arm.
"Nein, es ist wirklich nichts.", beharrte er, doch mittlerweile konnte er mich damit nicht mehr überzeugen. Kurzerhand griff ich nach seinem Arm und schob den Ärmel hoch. Er versuchte sich mir zu entziehen, aber ich blickte ihn verzweifelt an, so dass er es zuließ.
"Ach, du scheiße!", entfuhr es mir. "Was ist mit dir passiert?" Ich schob ihm auch noch den anderen Ärmel hoch, doch auch da sah es nicht anders aus. Überall hatte er riesige rote Flecke, die teilweise aufgekratzt waren.
"Ich bin allergisch auf Hunde!", murmelte er und blickte zu Boden.
"Du bist allergisch auf Hunde und sagst kein Wort?", fuhr ich ihn an. Ich wusste nicht, ob ich vor Wut oder Panik schrie. Vielleicht auch wegen beidem.
"Ich bin nicht auf alle Arten allergisch.", versuchte er sich herauszureden, aber ich war viel zu geschockt, um das jetzt einfach so hinzunehmen.
"Das ist doch egal, aber ich hätte schon gerne gewusst, dass du gegen Hunde allergisch bist."
"Es geht schon."
"Es geht schon?" Ich hob nur kurz sein T-Shirt am Bauch an, um zu wissen, dass er diese Flecken vermutlich überall am Körper hatte. "Wir fahren ins Krankenhaus.", sagte ich bestimmt.
"Nein, du weißt, dass das nicht geht. Wenn die Presse mitbekommt, dass ich hier bin, gibt es nur wieder Ärger!", erklärte er, doch ich hörte ihm nicht richtig zu. Mir standen mittlerweile die Tränen in den Augen, weil ich so eine Angst um ihn hatte. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass solche Allergien auch tödlich sein konnten und war nun wirklich wütend auf ihn.
"Weißt du, dass mir das so etwas von egal ist, weil ich mich lieber der Meute an Paparazzis stelle, als dich wegen deiner Sturheit und Eitelkeit zu verlieren.", heulte ich und sah, wie er mich geschockt anblickte.
"Alex, ich...es tut mir Leid. Wenn du willst, fahren wir natürlich ins Krankenhaus."
"Es geht hier um dich und ich seh dir an, dass es dir schlecht geht. Also warum quälst du dich so?" Ich wollte ihm helfen, weil ich nur erahnen konnte, wie schlimm der Juckreiz und die Schmerzen waren.
"Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, aber das ist mir wohl nicht gelungen.", gab er kleinlaut zu. Ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, aber traute mich auf Grund der Ausschläge nicht.
"Okay, dann sage ich noch schnell Bescheid. Geh du schon zu Auto.", meinte ich und ging wieder hinunter in den Garten. Meine Mutter kam mir schon entgegen und sah mich besorgt an.
"Alles in Ordnung, Kind?"
"Ja, alles okay.", log ich. "Went und ich müssen noch einmal weg, könntest du dich um Lynn kümmern?"
"Natürlich, geht nur."
"Danke, Mom. Ich melde mich später noch einmal." Ich winkte ihr und ging dann zügig zum Auto. Went saß auf dem Beifahrersitz und kratzte sich schon wieder, hörte aber auf, als er mich sah.
"Ist es sehr schlimm?", fragte ich ihn leise und startete den Motor.
"Stell dir vor, dass Tausende von Ameisen auf dir herumlaufen und dich angepinkelt haben. So ungefähr.", erklärte er und setzte ein gequältes Lächeln auf. Ich drückte kurz seine Hand und fuhr dann zügig ins Krankenhaus. Kurz bevor wir da waren, setzte Went sich sein Käppi auf.
"Sie nehmen es dir sowieso ab.", meinte ich, doch er behielt es auf.
"Ja, aber dann sehen mich wenigstens nicht alle."
Ich parkte den Wagen auf dem Parkplatz und ging mit ihm zum Eingang. Noch immer kratzte er sich pausenlos an den Armen und am Oberkörper, weswegen ich seine Hand nahm und sie festhielt. Ich ging direkt auf die Rezeption zu und schilderte der Krankenschwester das Problem. Sie bat uns kurz Platz zu nehmen und wir setzten uns in den Aufenthaltsraum. Zum Glück war nicht viel los und es dauerte nicht lange, bis wir aufgerufen wurden. Ich hatte meinen Namen angegeben, damit hier nicht gleich die Hölle losbrach, wenn "Wentworth Miller, bitte" aus den Boxen schallte.
Wir gingen einen langen Gang entlang und wurden in ein Untersuchungszimmer geführt. Die Schwester bat mich draußen zu warten, während Went hinter der Türe stand. Die folgenden Minuten waren die wohl längsten meines Lebens. Unruhig tigerte ich vor der Tür auf und ab, blickte immer wieder zur Tür und knabberte an meinen Fingernägeln. Die schrecklichsten Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und ich hatte wirklich Angst, dass es etwas wirklich Schlimmes sein könnte.
Schließlich ging die Türe auf und die Krankenschwester kam heraus. Erwartungsvoll sah ich sie an und hätte sie am liebsten besprungen, nur um eine schnellere und gute Antwort zu bekommen.
"Es geht ihm gut und wir haben ihm eine beruhigende Salbe aufgetragen. Trotzdem möchte der Arzt, dass er über Nacht hier bleibt." Mir fiel ein Stein vom Herzen und kurz zögerte ich, um sie zu umarmen, ließ es dann aber.
"Kann ich zu ihm?"
"Ja, aber er wurde schon auf sein Zimmer gebracht." Sie erklärte mir den Weg und ich unterdrückte den Reiz zu ihm zu rennen. Endlich stand ich vor der Tür und klopfte leise an. Vorsichtig lugte ich hinter der Tür ins Zimmer und sah ihn auf dem Bett liegen. Er hatte zwar nur Boxershorts an, sah aber trotzdem bekleidet aus, da sein halber Körper mit Verbänden versehen war.
"Hi.", meinte ich leise und ging zu ihm. Er schenkte mir ein Lächeln und ich griff nervös nach seiner Hand.
"Hi. Ich hab schlechte Neuigkeiten."
"Ich weiß schon, dass du hier bleiben musst." Ich setzte mich zu ihm aufs Bett und betrachtete seinen Körper oder was davon noch zu sehen war.
"Du musst nicht hier bleiben.", meinte er nur leise und blickte zum Fenster hinaus.
"Und wenn ich aber will?", widersprach ich bockig und griff nach meinem Telefon. Ich ging kurz hinaus und sagte meinem Bruder über alles Bescheid. Er versprach, sich um Lynn zu kümmern und wünschte Went gute Besserung. Ich verabschiedete mich, legte auf und ging zurück zu ihm. Er hatte die Augen geschlossen und lag friedlich da. Wenn es nicht das Krankenhausbett gewesen wäre, hätte dieser Anblick durchaus etwas Reizvolles gehabt.
Langsam ging ich zu ihm und setzte mich wieder auf sein Bett. Er schien eingeschlafen zu sein und ich nahm sacht seine Hand.
"Tu mir das nie wieder an, okay?", sprach ich leise und sah ihn traurig an.
"Komm her!", meinte er und öffnete verschlafen seine Augen. An den Händen zog er mich näher zu sich und rückte ein Stück zur linken Seite des Bettes. Ich legte mich neben ihn und er gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Ich liebe dich?", sagte er so liebevoll, dass ich ihm nicht mehr böse sein konnte. Ich deckte ihn vorsichtig zu und sah zu, wie er einschlief und sein Atem in regelmäßigen Zügen gegen meine Haut prallte, mir sanfte Schauer über den ganzen Körper einbrachte und ich ihm sanft durchs Haar strich.
"Ich liebe dich auch?", gab ich zurück und schlief ebenfalls ein.
Elana

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Elana »

na puh, dann habe ich ja nochmal glückgehabt, das ich mich vertan habe, vor lauter panik habe ich wohl nicht richtig gelesen 8-)

oh wie süß ich glaube ich führe das ich liebe dich als frage auch bei mir ein, was meint ihr, wie blöd mein mann aus der wäschen gucken würde :D , aber ich finde das hat schon was kultiges....
ich liebe es, wenn die beiden zusammen sind, das versétzt mich so ein bisschen in meine anfangszeit mit meinem mann zurück, als wir noch frisch verliebt waren, lang ist es her...... :<>
und went ist so tapfer, das er das mit dem hund und seinem ausschlag so lange aushält... sie ist ihm sooo wichtig :anbet:

ich finde langsam könnte mal das nächste kap kommen ;OD hatte nen hartes arbeitsreiches wochenende ( im hotel, bin fix und alle) und heute wieder das geheule von meinem jüngsten, der nicht in die kita will :cry: , ich brauche nen kap oder 2 um das durch zu stehen, morgen geht das wieder los, möchte ihn am liebsten wieder mitnehmen, aber es ist das letzte jahr vor der schule, das ist wichtig, aber sooo schwer, ich bin so traurig......
sorry mußte mal mein herz ausschütten.....

lg ela
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Nicht schlimm, Elana! Ich kenn das. Meine Twins sind auch 5 und manchmal so weinerlich. Und dann gibts wieder Momente wo man die einfach nur in den Arm nehmen würde, aber hart bleiben muss, weil sie etwas lernen sollen :(

Naja, ich versuche mich zu beeilen und vielleicht (aber auch nur vielleicht) werde ich diese Woche noch mit dem nächstenKapitel fertig ;)


Liebe Grüße

Goska
Elana

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Elana »

zwillinge in dem alter :<> hilfe du arme, mir reicht schon einer mit fast 6, der große ist 9.....
läuft es sonst gut mit allem? so weit weg? hast du schon was sehen können?

lg ela
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Die Twins sind aber superlieb, nur eben ein wenig weinerlich. Die heulen los, wo es gar nichts zu heulen gibt ;D

Naja, also ich hab schon einiges von Connecticut und auch New York gesehen...total schön da :)
Bis jetzt läuft alles gut und heute Abend kommt mit Prison Break Season 4 die Krönung :D
Ich hoffe, ich hab den richtigen Sender.. *bibber* Gibt ja mehr als einen FOX Sender ;(

Ich bin so gespannt :)

Wie heißen denn deine Kids?
Elana

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Elana »

:<> :<> :<> :<>

heute kommt die 4. staffel oh hast du ein glück, das du grad da bist, oh man ich bin ja so gespannt, es gibt ja schon einiges zu lesen, ich beneide dich ja so und ich glaube du mußt mich unbedingt ein bisschen spoilern, per pn natürlich ;OD

der kleine ist der lucas und der große niklas, habe den kleinen heute zuhause behalten, weil er sogar gestern vorm schlafengehen noch geweint hat, das er mich vermisst, morgen müssen wir zu einer beerdigung, aber donnerstag muß er wieder in die kita....

wow new york, stell ich mir aufregend vor mit den ganzen wolkenkratzern, vielleicht triffst du went ja mal irgendwo ;OD oder orlando bloom, der ist da ja öfter, ich galub, wäre das damals zu meiner zeit auch so modern gewesen, wäre ich auch für ein jahr ins ausland gegangen....aber da war das leider noch nicht so üblich.....

lg ela
Goska

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Goska »

Ja, gestern die Premiere war richtig geil...Action pur, aber natürlich auch Emotionen...ich sag nur MiSa :)

Ansonsten will ich nicht zu viel verraten, wenn du ein wenig Englisch kannst, kann man es sich auch schon im Internet anschauen :)

Meine heißen Erin und Katie. :) Ja, und werden in 20 Tagen 5 Jahre alt...Gott, das wird ein Fest :wtf:

New York war Hammer...beim Sonnenuntergang standen wir auf dem Rockefeller Center...ich hab echt schöne Fotos machen können... *-*
Went will ich natürlich unbedingt treffen, bin ja Weihnachten und Neujahr in L.A., vll treff ich ihn ja mal bei Starbucks :D
Elana

Re: FF "Cupid´s chokehold" Wentworth Miller-FF

Beitrag von Elana »

8-) , wenn du ihn da triffst, dann pack ihn ein und bring ihn bloß mit :D

oh ja die misa sache, da freue ich mich am meisten drauf, man kann sie sich im netz ansehen? :<>

2 mädels die 5 werden in den staaten? ohha, das wird wirklich ne party, da mußt du unbegingt von erzählen, ob die das da so übertreiben, wie man es im tv immer sieht *lach* und auch, was da so am 31. 10 abgeht, du sitzt ja nun an der quelle ;)

lg ela
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