Wow, einfach nur Wow! Wenn das mal keine 10 von 10 Punkten-Folge war. Hier hat einfach mal alles gestimmt, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Mal schauen:
Ich muss zugeben, dass ich gespoilert war und schon wusste, dass Bert Cooper in der letzten Staffel sterben würde. Als ich das hörte, habe ich mich darüber geärgert. So ein Klischee, nur weil der Charakter alt ist, darf er das Ende der Serie nicht erleben!
Nun habe ich aber die Umsetzung gesehen und bin völlig zufrieden. Zunächst mal darüber, dass Cooper in einem glücklichen Moment sterben durfte. Er hat die Mondlandung beobachtet, diesen Quantensprung der Menschheitsgeschichte und war glücklich. Einen „schöneren“ Tod konnte man sich für ihn nicht vorstellen. Und die Leichtigkeit des abschließenden Tanz- und Gesangsauftritts hat mich restlos begeistert. Das nenne ich mal einen großartigen Abgang und schön, dass man den Schauspieler Robert Morse dadurch so ein tolles Denkmal gesetzt hat. Und schließlich: Coopers Tod passiert nicht einfach sinnlos, sondern löst eine große Veränderung in der Serienhandlung aus.
Sechs Staffeln lang hat man McCann Erikson (und anderen) immer wieder ein Schnippchen geschlagen und nun ist es also doch passiert: Goliath hat David geschluckt. Allerdings ist diese Veränderung selbstgewählt und Roger hat wohl recht: Cutler hätte nicht nach Dons Rauswurf Halt gemacht, sondern die Agentur solange weiter ihrer Persönlichkeit beraubt, bis sie nur noch aus Harry und einem fetten Computer besteht.
Überhaupt Cutler: In spätestens dieser Folge wird er für mich zum Oberschurken der ganzen Serie. Verschickt Kündigungsschreiben im Namen aller Partner unter der Hand, beleidigt Don aufs Gemeinste und nutzt Coopers Tod noch in der selben Nacht, um Don auszubooten. So ein Drecksack. Hat der eigentlich jemals selbst irgendwas Geschäftsförderndes für die Agentur getan? Und bei der Abstimmung (die nur wegen seiner Intrigen überhaupt nötig war) hebt er zuletzt, als er sieht, wie es ausgehen wird, selbst die Hand und stimmt für den Verkauf mit der Begründung, dass es um einen Haufen Kohle geht. Ehrloser geht es ja wohl nicht mehr!
Joan: Joan verstehe ich in dieser Folge nicht. Was genau hat sie gegen Don? Habe ich irgendwas verpasst?
Es wird über sie gesagt, dass sie Don nachträgt, dass er damals verhindert hat, dass die Agentur an die Börse geht und ihr dadurch ein dicker Batzen Geld entgangen ist. Wirklich, daher dieser Hass? Soll das dieselbe Joan sein, die in der Episode zuvor noch Romantik über materielle Sicherheit gestellt hat?
In dieser Folge tritt sie jedenfalls nur als geldgierig auf, was allerdings durchaus comichaft amüsant sind, als sie ebenso wie Pete am Ende die Dollarzeichen nicht mehr aus dem Gesicht bekommt und die beiden ihre Freude über den Geldsegen durch den Agenturverkauf nicht verbergen können und wollen.
Don: Don darf in dieser Folge mal wieder der gute Held sein. Besonders schön fand ich, dass gezeigt wurde, dass er in der Nacht der Mondlandung an seine Kinder denkt und diese anruft.
Und als er glaubt, dass seine Tage in der Agentur gezählt sind, tritt er die Burger-Chef-Präsentation an Peggy ab, damit diese glänzen kann.
Schließlich springt er über seinen Schatten und überzeugt seinen ewigen Konkurrenten Ted zum Bleiben in der Agentur.
Traurig, aber absehbar dann die Trennung von Megan.
Auch hier bleibt Don ruhig und verständnisvoll wie im Rest der Folge. Und nüchtern!
Peggy: Ich bin kein besonderer Peggy-Fan. Ich finde sie sympathisch, auch mit ihren Ecken und Kanten, aber oftmals finde ich ihr Verhalten überzogen oder fehl am Platz. In dieser Folge hat mir Peggy aber außerordentlich gut gefallen und es zeigt sich sehr deutlich die Entwicklung die ihr Charakter im Laufe der Staffeln durchgemacht hat. In der Folge zuvor hat sich Peggy noch vehement gegen die Zuschreibung „Emotion“ gewehrt („Don ist Emotion, ICH bin Autorität“ oder so ähnlich). Hier sehen wir aber, dass sie eben doch „Emotion ist“ und dass ihr dies auch sehr gut steht.
Die Burger Chef-Präsentation meistert sie trotz Lampenfieber mit Bravour. Wie sie den Kunden da auf einer emotionalen Basis abholt und direkt an sein Herz appelliert, das ist etwas, das wir bisher nur von Don kennen.
Noch mehr hat mich die Szene mit Nachbarsjunge Julio beeindruckt, dessen Verbindung zu ihr ja eigentlich daraus bestand, dass er auf ihrer Couch Fernsehen schauen durfte. Als er nun aber sagt, dass er umziehen wird und sie heftig umarmt, muss Peggy wohl selbst erst bemerken, dass sich dieser dicke Junge in ihr Herz geschmuggelt hat. Natürlich sind die Gedanken sofort bei Peggys eigenem Kind, das mittlerweile in Julios Alter sein dürfte, und als sie ihm sagt, dass seine Mama ihn bestimmt lieb hat und aus genau diesem Grund umziehen will, um einen Job zu bekommen und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen, war ich einfach nur gerührt.
Eine Peggy, die den Nachbarsjungen trösten kann und dabei Emotionen zulässt, nein, das wäre vor ein paar Staffeln nicht denkbar gewesen. Aber Peggy ist jetzt weiter, sie kann Gefühle zulassen und hat vielleicht endlich gelernt, dass Vernunft und Gefühl kein Widerspruch sind.
Sally: Ist es nicht unglaublich, wie ähnlich Sally ihrer Mutter Betty in dieser Folge sieht? Unfassbar.
Sally ist Rettungsschwimmerin? Huch, wie kommt denn das.
Und alle erwarten, dass sie etwas mit dem gutaussehenden Jungen im Footballtrikot anfängt, dessen zynischen Spruch über die Mondlandung sie ja auch erstmal nachplappert.
Am Ende bekommt aber nicht dieser Junge einen Kuss von ihr, sondern sein nerdiger kleiner Bruder, der ihr die Sterne zeigt (und der ausgerechnet Neil heißt!).
Eine bezaubernde kleine Storyline, die viel Stoff zum Philosophieren liefert.
Ganz besonders gefallen hat mir an dieser Folge natürlich auch der zeitgeschichtliche Aspekt der Mondlandung, die hier wunderbar eingebunden wurde. Die ganze Welt saß damals gemeinsam vor dem Fernseher und war vollkommen beeindruckt und euphorisiert von diesem Wunder. Dieses Gefühl hat die Episode ganz wunderbar transportiert.