Ich habe nun doch bis zu dieser Episode aufgeholt, muss mich mittlerweile aber wirklich fragen, warum ich es getan habe. Mein größtes Problem mit "Glee" ist auch gar nicht mehr direkt, dass ein Klischee an das nächste gereiht wird, sondern wie "preachy" die Serie ist, obwohl gerade sie immer wieder die schlimmsten Stereotypen hervorbringt. Das ganz allgemeine Problem damit hat jemand von TV.com in einer Review zu "Never Been Kissed" mal kurz angesprochen. Damit hat der Reviewer zwar fast eine ganze Staffel Vorsprung, aber die grundlegenden Punkte bleiben bestehen:
[url=http://www.tv.com/how-glees-gay-bullying-plot-misses-the-mark/story/24522.html]TV.com[/url] (Vorsicht: Spoiler bis einschl. #2.06! (?)) hat geschrieben:I appreciate the need for queer representation on television. I appreciate that a mainstream series is taking on the issue of bullying in light of several recent gay suicides. What I don’t appreciate is the hypocrisy of Glee telling me to be tolerant.
[...]
I just don’t think Glee is all that tolerant on the whole. The series gives us a bunch of flat high school stereotypes that it fleshes out whenever it’s convenient for the plot. What is Kurt’s defining characteristic other than his sexuality? Not to mention the fact that his flamboyance and femininity are so often played for laughs. And it’s not just the gay character—or characters, since we have more than one now. How about the representations of Jews on this show? There's Rachel, an obnoxious overachiever who wants to be Barbra Streisand. [...] And, OK, Puck, but I’m pretty sure the joke there is that he’s not what you’d expect a Jew to be.
Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich der Einzige hier bin, der das so sieht, anhand der Bewertung der Episode hier im Forum würde ich es zumindest erst mal annehmen.
Ich finde es schlimm, wie "Glee" denkt, es könnte die offensichtlichsten Stereotypen (diesmal Behinderte und Homosexuelle) rauskehren, um damit Sympathien zu schüren. Dass man sie dadurch erst recht bloßstellt und sie größtenteils nur dazu da sind, um dem Zuschauer auf möglichst manipulative Art und Weise klarzumachen, dass er das als toleranter Mensch gefälligst toll zu finden hat, scheint nicht aufzufallen. Man spielt bewusst mit den fiesesten Stereotypen, führt sie vor und erwartet dann, dass alle Beifall klatschen, weil die Leute eben anders sind.
Hat es unbedingt eine bzw. zwei geistig Behinderte gebraucht, um zu zeigen, dass Sue selbst die (!) gleich bzw. besser behandelt und dadurch plötzlich ein besserer Mensch ist? Das Ganze ist zwar nicht ganz so ekelhaft, wie diese schlimme "Wir sind Deutschland" Werbung damals, als man einen geistig Behinderten vor einem Mahnmal vorführen musste, aber letzten Endes einfach nur unausgewogen und manipulativ.
Wenn "Glee" tatsächlich daran interessiert wäre, Vielfalt in der Serie darzustellen, würde sie nicht jedes Mal ein riesengroßes Fass aufmachen und Schwule und Behinderte auf eben genau das reduzieren.
Ja ja, "die Gesellschaft macht's doch genauso", "Glee will ihr nur den Spiegel vorhalten", "Glee spielt lediglich mit Stereotypen" usw.
"Nip/Tuck" wurde ja auch oft genug kritisiert für die Art und Weise, wie sie vor allem Transsexuelle/Transgender darstellte, seitdem scheint Ryan Murphy nichts dazugelernt zu haben.
Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass jegliche Diskussion diesbezüglich sinnlos ist, weil die einen es pro und die anderen es contra auslegen. Ich persönlich finde die Art und Weise, wie "Glee" mit Minderheiten umgeht und gleichzeitig denkt, dem Publikum vorzupredigen, wie es zu denken hat, schlicht und ergreifend sehr sehr ärgerlich und wollte das nur einmal runterschreiben, weil mir das bei den bisherigen Diskussionen ein wenig gefehlt hat.