Blue Bloods

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furikuri

Blue Bloods

Beitrag von furikuri »

Eine amerikanische Serie auf ZDF-Vorabendniveau

Ein wenig reibe ich mir dann doch die Augen bei diesen durchweg guten Rezensionen von „Blue Bloods“ und leicht kann dadurch bei dieser Serie der falsche Eindruck aufkommen.
Die große Frage ist, was für Serien schätzen die bisherigen Rezensenten noch so? Wenn Sie vorrangig mit ZDF-Vorabendserien zufrieden sind, dann werden Sie sicher auch mit „Blue Bloods“ glücklich werden. Wenn Sie dann doch mehr Anspruch schätzen, dann sollten Sie nur als extremer Tom Selleck Fan zugreifen.

Auf dem Papier ist die Serie gut besetzt und auch die Grundidee ist sicherlich nicht die Neuerfindung des Rades, hat aber Potenzial. Leider bleibt die Figurenzeichnung gänzlich auf der Strecke, die Fälle (bzw. besonders die Lösungen der Fälle, die auf niedrigstem Niveau mit billigen Deus ex machina Tricks gelöst werden) sind meist banal und die Schauspieler haben sich gleich dem Niveau mitangepasst und bieten einen bis maximal zwei Gesichtsausdrücke an. Besonders Selleck macht einen so verkniffenen Eindruck, dass man seine Schmerzen förmlich spürt, wenn er diese von Pathos triefenden Dialoge sprechen muss.

Dabei sind Story und selbst die Dialoge oftmals nicht das schlimmste an der Serie. Es ist die unglaublich schlechte Figurenzeichnung, die auch keine wirkliche Weiterentwicklung erfährt.

HENRY REAGAN
Der rüstige (Ur-)Opa, der zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wirklich nichts anderes machen kann, als eine Anekdote aus der Vergangenheit zu erzählen. Geschichte scheint sich wirklich immer nur zu wiederholen, wenn er jedes aktuelle Geschehen mit einem Vortrag aus der Vergangenheit parieren kann. Für mehr dient er aber auch nicht.

FRANK REAGAN
So staatstragend wie Selleck die Rolle ausfüllt, so von Patriotismus und Pathos triefende Dialoge die Dialoge gesprochen werden („meine Stadt“, „meine Bürger“) ist er und sein Posten wohl auch als Allegorie ganz anderer Dimensionen angelegt. Der Präsident wurde ins Polizeichefamt geschrumpft, ansonsten ist aber alles gleich geblieben – inklusive der Bodyguard-Flotte. Aber abseits der Zuschaustellung bester, amerikanischster Law and Order Auffassungen darf er auch nicht wirklich zur Serie beitragen.

DANNY REAGAN
Der Veteranen-Cop der dritten mitspielenden Cop-Generation. Von der Spielzeit her die Hauptfigur, so dient sie aber vorrangig nur, um die Krimi-Storyline der Serie leidlich abzuarbeiten. Auf der einen Seite noch eine der besten Figuren, leidet sie doch extrem darunter, wie schlecht und simpel eben diese Krimi-Geschichten gestrickt sind.

JACKIE CURATOLA
Seine Partnerin. Mehr gibt es zu ihr nicht zu sagen, da sie nichts anderes als der stumpfe Sidekick ist, den es nur gibt, damit die Hauptfigur nicht immer innere Monologe sprechen muss.

JAMIE REAGAN
Die ärgerlichste und unglaubwürdigste Figur. Der jüngste der dritten Generation, hat aber schon Jura in Harvard studiert. Er hat also schon mehr als das Nest gesehen, er ist in dieser Familie von Mega-Cops groß geworden und trotzdem wirkt er durchweg naiver als jedes siebenjährige Mädchen und man hat teilweise fast schon Angst, dass er sich ohne Papas Hilfe nicht anziehen könne. Während der gesamten ersten Staffel und auch während der ersten 6 Folgen der zweiten Staffel konnte ich bei ihm absolut keine Reifung wahrnehmen. Die Figur entwickelt sich nicht im geringsten und ich bin mir auch nicht sicher, ob es NUR am Drehbuch liegt oder ob Estes es einfach nicht schafft, mit weniger Naivität im Blick zu spielen.

ERIN REAGAN-BOYLE
Meist auch nur Staffage, dient manchmal als Zwischenglied zwischen Polizei und Justiz wenn es mal in die Story passt, das wars im Großen auch schon.

DIE ENKELKINDER
Durch die Bank ebenfalls Staffage, die meist nur als Stichwortgeber agieren, um die endlosen, moralinsauren Sonntagsdinner nutzen zu können, damit auch der dümmste Zuschauer versteht, worum es eigentlich gerade geht.

Ich verstehe nicht, warum diese Serie so ankommt (in Teilen zumindest, Kabel Eins hat sie ja schon wegen zu schwacher Quoten verständlicherweise aus dem Programm gekegelt). Es gibt endlos bessere Krimiserien, bessere Anwaltsserien und auch bessere Familienserien. Jeder Bereich wird in dieser Serie Woche für Woche nach Schema F abgebügelt mit unglaubwürdigen Figuren und Kriminalfällen. Einzig Tom Selleck Fans werden ab und an ihren Spaß haben, besonders wenn er (viel zu selten) sein Magnum-Lächeln aufsetzt ...
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