Transparent

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Schnupfen
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Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Wer kennt und guckt "Transparent"?

Nach all den positiven Kritiken und dem Thema hatte ich eigentlich erwartet, dass die Serie mir sofort gefällt. Das war nun nicht so. Grund: Mauras drei Kinder fand ich im Piloten furchtbar unsympathisch. Maura nannte am Ende das Adjektiv, das passte: Selbstsüchtig. Udn anders als in anderen Serien, die gerne realistisch, anders, freaky, shoking, verschroeben, ultranormal, was auch immer sein wollen, konnte ich bei ihnen nicht mal auf Anhieb die positiven Seiten sehen (an "SFU" musste ich z.B. gar nicht denken, so wie in der mfb-Review erwähnt). Amüsant fand ich auch wenig. Nach drei Folgen find ich nun Sarah nicht mehr ganz so schlimm, vielleicht weil ihr Problem für mich am lebensnahesten ist und nicht so überzogen dargestellt wird - wobei ihr recht zügiges Verlassen ihres Mannes nach dem schnellen Aufleben ihrer Ex-Beziehung auch nicht so ganz normal erscheint. Aber klar ist ja: Alles drei Kinder sind irgendwie voll durch, warum auch immer.

Ali dagegen finde ich fast schwer zu ertragen. Ich weiß nicht, ob es vor allem an der Schauspielerin liegt, oder an ihren Outfits, oder einfach an diesem für mich so kaum sympathisch gezeichneten Charakter. Einzig in ihrem Drogenrausch fand ich sie kurz mal ein klitzekleines bißchen süß, aber letztlich irgendwie immer noch anstrengend, abstoßend, armselig.

Josh kommt irgendwie so gar nicht bei mir an. Kann wenig mit ihm anfangen, ihn auch noch nicht fassen. Sein Sofort-Heiraten-Wollen ist wohl sein Ausleben der gestörten Bindungsproblematik seiner Familie...

Geschwisterszenen ziehen bei mir eigentlich immer, haben mich hier aber auch nicht wirklich abgeholt. Chemie flammte mal kurz auf bei Ali und Joshs Einkauf... Ansonsten wirken die oft auch recht kalt nebeneinander. Und das Spare-Rips-Essen fand ich wahrlich eklig anzuschauen...

Vielleicht gehört dieses "Abstoßen-Wollen" aber auch zur Art der Serie... Nicht umsonst wird hier mehr gezeigt als in vielen HBO-Serien bzw. auf ne andere Weise...

Das klingt erstmal recht negativ, ganz klar. Das Positive der Serie: Maura bzw. Jeffrey Tambor. Maura berührt einen, besticht, zieht an. Und ist für mich trotz allem der Grund weiter zu schauen... :anbet: Schräg? Tja, wohl wie die Serie.

Trotzdem interessiert mich (generell, nicht inhatlich bitte), wie sich die Serie entwickelt? Kommen da Entwicklungen und Einblicke bei den Drei, die sie einem (mir) näher bringen können? Ist meine Wahrnehmung total schräg oder nachvollziehbar? Kann das Mitfühlen mit den drei Kindern noch kommen?
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Lin@
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Re: Transparent

Beitrag von Lin@ »

Schnupfen hat geschrieben:Trotzdem interessiert mich (generell, nicht inhatlich bitte), wie sich die Serie entwickelt? Kommen da Entwicklungen und Einblicke bei den Drei, die sie einem (mir) näher bringen können? Ist meine Wahrnehmung total schräg oder nachvollziehbar? Kann das Mitfühlen mit den drei Kindern noch kommen?
Josh hat sich für mich im Laufe der Staffel vom unscheinbarsten zum interessantesten Charakter entwickelt. Bei Ali scheiden sich die Geister, aber bei aller Egozentrik hat sie definitiv auch eine fürsorgliche Seite, die irgendwann gegen Ende durchscheint. Sarah entwickelt sich von allen Charakteren am wenigsten, wie ich finde, aber das kann dir ja offenbar nur recht sein... Die einzig "richtige" Sympathiefigur der Serie bleibt definitiv Maura, aber die anderen sind mir mit der Zeit auch alle ans Herz gewachsen, obwohl bzw. wahrscheinlich gerade weil sie alle so verkorkst sind.
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Lin@ hat geschrieben:
Schnupfen hat geschrieben:Trotzdem interessiert mich (generell, nicht inhatlich bitte), wie sich die Serie entwickelt? Kommen da Entwicklungen und Einblicke bei den Drei, die sie einem (mir) näher bringen können? Ist meine Wahrnehmung total schräg oder nachvollziehbar? Kann das Mitfühlen mit den drei Kindern noch kommen?
Josh hat sich für mich im Laufe der Staffel vom unscheinbarsten zum interessantesten Charakter entwickelt. Bei Ali scheiden sich die Geister, aber bei aller Egozentrik hat sie definitiv auch eine fürsorgliche Seite, die irgendwann gegen Ende durchscheint. Sarah entwickelt sich von allen Charakteren am wenigsten, wie ich finde, aber das kann dir ja offenbar nur recht sein... Die einzig "richtige" Sympathiefigur der Serie bleibt definitiv Maura, aber die anderen sind mir mit der Zeit auch alle ans Herz gewachsen, obwohl bzw. wahrscheinlich gerade weil sie alle so verkorkst sind.
Danke für die Rückmeldung!

Vielleicht gewöhn ich mich langsam an den Ton der Serie (bzw. wie die drei Geschwister gezeichnet werden), aber Folge 4 fand ich nun nicht mehr so "auffällig". Sarah und Ali hatten nen schönen, deutlichen Geschwistermoment, und ihr Ausflug mit Maura an für sich war einfach auch sehr gefühlsgeladen (endlich!)...

Mal schauen wies weitergeht. Freut mich aber, dass ich so manches gar nicht so falsch wahrzunehmen scheine...
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Es geht aufwärts... Folge #5 fand ich ungewohnt lustig. Und auch Folge #6 fand ich von der Stimmung her besser und angenehmer als die ersten drei Folgen. :)
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Schnupfen hat geschrieben:Es geht aufwärts... Folge #5 fand ich ungewohnt lustig. Und auch Folge #6 fand ich von der Stimmung her besser und angenehmer als die ersten drei Folgen. :)
Anschließend gings für mich wieder etwas bergab, aber das Finale hatte dann wieder einige sehr herrliche Szenen. Für mich sind eigentlich die Eltern die, die das Herz der Serie ausmachen und sie stemmen, währned ich die Kinder eigentlich nur hinnehme, hin und wieder verstehen kann, oft aber einfach unheimlich egoistisch und unsympathisch finde - und ich mich echt frage, wie man bei solchen Eltern so werden konnte... :D Daher kann ich die Bescreibungen "menschlich" und "realistisch" irgendwie nicht ganz für die Serie nutzen, da die drei Kinder für mich oft genau so nicht sind.
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Die Serie ist zurück - und gerade auf die zwei (Groß)Eltern habe ich mich auch gefreut. Jede Szene mit ihnen war auch in 2.01 ein Genuss - aber deutlich wurde, was ja bereits im Vorfeld angekündigt wurde: Der Fokus von Moira ist weg, es geht nun um alle gleichermaßen und darum, wie sie sich auch "im Alter" noch finden müssen. Nach wie vor ein toller Ansatz, keine Frage - ich hoffe nur, dass man die drei Kinder nun etwas sympathischer und nachvollziehbarer zeigt.

Von der Inszenierung, grad von Bildern, Kamera und Farben aus, war die Folge ganz großes Kino. Vorherrschend weiß - umso größer dann die Wirkung am Ende, als auf Alis Balkon eine bunte Person sitzt - die aus dem Flashback nach 1933, den ich so gar nicht einsortieren kann (aber dazu gleich mehr). Die ganze Endsequenz war GROSSARTIG - von außen gefilmt in die von großen Glasfronten umgebenen Zimmer des Hotels, nach wie vor alles in weiß, von rechts nach links wandernd (Zufall, dass man Hebräisch in dieser Richtung liest?), eine Perspektive... :anbet:

Parallel dazu war natürlich auch die erste Szene der Folge bemerkenswert: Der Blick auf die Hochzeitsgesellschaft bzw. Familie, die sich fürs Foto zusammenstellt, eine Perspektive, kein Zoom, kein Cut. Cineastisch toll (und ausdrucksstark - denn: Kein Fokus mehr auf Moira), aber inhaltlich anstrengend: Wie die alle durcheinander plapperten und schrien - ich hätt am liesbten einen Schuh auf die Mannschaft geworfen. Aber so ist die Serie: Auch gerne anstrengend. Ob ich das noch ne Staffel, gerade wenns weniger um die bezaubernde Moira geht, aushalte - ich bin gespannt. Aber ich versuch's.

So, nun zu meiner großen Irritation der Folge: Der Flashback. 1933 in Berlin. Wer soll da gezeigt worden sein? Vom Alter her kann es niemand sein, den wir kennen. Wo ist dann da der Zusammenhang? Gerade zum Tanz des Neffen von Moria? Geht's um Moiras Mutter, die ja erwähnt wurde? Hm, wird sicher aufgeklärt. Fand ich so aber ganz ungewohnt für die Serie.

Wer sonst hat wieder einegschaltet?
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Schnupfen
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Schaut jemand S3?
3.01 war nun gerade voll nach meinem Geschmack, weil: Nur Moira. (Naja, mit ein bißchen Rachel, die dank nur Voice-Overs auch ausnahmsweise mal gut eingesetzt wurde.) Ne schöne Geschichte um sie und die junge Frau, wo es natürlich um so viel mehr als nur das Trans-Thema ging. Um Alter, um Religion, um Gesellschaft, Interkultur, Vorurteile, Generationen...
Gerade die Einleitung, als Moira erzählt, dass sie doch eigentlich happy sein müsste, sich aber nicht so fühlt, fühlt sich für mich nach ner thematisch tollen S3 an...
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Re: Transparent

Beitrag von MONKEYINABOX »

Mich konnte die Serie bisher nur mässig bis gar nicht begeistern. Ich stecke gerade am Anfang der 2. Staffel und überlege mir, ob ich sie nicht ganz abbrechen will. Ich fand S1 schon nicht überwältigend, aber S2 ist im Vergleich noch mal langweiliger und nerviger. Bei Stichwort nervig wären wir auch schon mit dem Problem, das ich mit der Serie habe: Ich finde fast alle Charaktere durchweg unsympathisch, vor allem was die Kinder von Maura angeht. (Gaby Hoffmann spielt mal wieder den gleichen Charakter wie in Girls und da mochte ich sie auch schon nicht.)

Das Transgender-Thema ist ja topaktuell und hätte viel Potential geboten, das mMn durch die ganzen übertriebenen und unnötigen Handlungsstränge der Kinder verschenkt wird. Ich finde es schwer, das Transgender-Thema in diesem Kontext ernst zu nehmen, denn gelegentlich kommt bei mir das Gefühl auf, als würde alles absichtlich ins Lächerliche gezogen werden. Ich hatte auch den Eindruck, dass amazon zu sehr eine wannabe-HBO-Serie daraus machen sollte. Sexszenen oder ähnlich vulgäre Szenen sind ja total okay, aber dann sollten sie auch bitte in die Storyline passen. Bei Transparent wäre weniger definitiv mehr gewesen. Viel Sex und nackte Haut /ungleich/ eine gute Serie. Und hier liegt mMn das zweite Problem, das ich persönlich mit der Serie habe.
Es fehlt mir generell ein richtiger Handlungsbogen. Die Serie plätschert oftmals nur so vor sich hin, ganz so als ob die skurrilen Charaktere ausreichen, um einen zu unterhalten. Und das tut es bei mir nicht.

Schade. Wie gesagt, ein interessantes Thema, das viel Spielraum bieten würde. Aber da gibt es deutlich bessere Serien die solche und andere, die Sexualität betreffende Themen, behandeln.
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Schnupfen
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Versteh ich voll. Auch mir gings anfangs und teilweise immer noch so. Ich empfand in S2 dann aber ne Verbesserung, weil die "Kinder" doch Anteile an Sympathie je nachdem aufkommen ließen. Es wird halt dann deutlich, dass die Serie nicht ne "Transen-Serie" ist, sondern dass es neben Maura auch um andere Menschen geht, die ihre Identität suchen, sich verändern (Transformation), etc.... Das muss man halt sehen können. Es gibt schon schöne, sehr großartig geschriebene Momente.

Aber, naja, kann auch verstehen, wenn man nicht mehr will...
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Schaut's noch jemand?

Ich habe nun mit S4 begonnen und war wieder erstaunt, wie sehr sich meine Wahrnehmung der Figuren mittlerweile gewandelt hat - früher haben die Kinder derart genervt, jetzt sind sie zwar auch noch spleenig und verkorkst, aber ich finds eher charmant und nett, manches auch ulkig... Gerade wie die drei in 4.01 auf das Hausdach sind und den Sexsuchttest gemacht haben - war herrlich geschrieben und gespielt.

Inszeniert ists eh weiterhin großartig - die Bilder, die Farben, der Filter, die Locations! :anbet: Immer wieder lustig, dass die Klamotten voll nach 80ern aussehen, es aber heute spielt... Vermutlich sind die Erfahrungen der Serienschöpferin mit dem Thema in den 80ern anzusiedeln?
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Re: Transparent

Beitrag von Schnupfen »

Hat schon jemand den Abschlussfilm gesehen?

Ich war ja wirklich skeptisch. Eine Serie, die "Trans-Parent" heißt, ohne den Trans-Elternteil? Auf einmal ein Musical? Eine 100minütige Folge?

Bereits beim zweiten Song war klar, dass es funktioniert. Und einfach gut, clever und durchdacht gemacht ist. Sowohl die Lieder, ihr Stil, alle schnell eingängig, aber nicht vorhersehbar, sehr unterschiedlich und doch sehr kongruent.

Und auch die Story passte absolut. Es war mehr Story, viel mehr Story und Dialog als ich dachte. Nach vier Staffeln waren die Figuren wohl auch schon in Positionen gerückt, in denen man sie nun innerhalb eines Films zum Abschluss, zur Closure, zu sowas in der Art bringen konnte. Es passt bei allen.

Und es wurde wieder mit vielen sehr charmanten Momenten und Szenen getan. Früher gingen v.a. die Geschwister mir ja vor allem oft auch auf den Keks - hier waren sie eher für die Gefühle und den Charme da. Hingegen Shelly ging mir hier wieder sehr auf den Keks - und doch schafft Judith Light es im Handumdrehen, dass man sie dann doch wieder herzt!

Das Großartigste - neben Scenestealer Shakina Nayfack als Ava - an der Folge war für mich aber, dass man Davina so viel Raum gab. Klar, man brauchte wohl in ner Trans-Serie nach Moiras Tod viel Screentime für ne Trans-Figur - aber so wurde diese loyale und aufbauende Figur endlich mal richtig gewürdigt. Und Alexandra Billings konnte auch grad in der Szene, wo Davina nicht nur so stark sein musste, sondern mit den Geschwistern weinen durfte, zeigen, was sie schauspielerisch kann. VOm Singen ganz zu schweigen.
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