Dann will ich doch aus gegebenen Anlass auch endlich mal meine zusammengefasste Meinung posten, nachdem ich mich in letzter Zeit nicht mal zu ausführlichen Posts in den Episodenthreads aufraffen konnte. Was an sich ja leider schon für sich spricht.
Nach einigen Tagen Abstand und dementsprechenden darüber nachdenken war die 4. für mich bisher leider die schwächste Staffel der Serie bisher. Natürlich ist "Lost" immer noch Unterhaltung auf sehr hohem Niveau, und gehört zu meinen Lieblingsserien, aber sie rangiert z.Z. nicht in meinen aktuellen Top 3. Was sich bei mir auch dahingehend äußerte, dass ich sehr selten das dringende Bedürfnis hatte unbedingt weiterzuschauen.
Einerseits lag das für mich auch an den äußeren Umständen, S4 war die erste, vor der ich eine längere Pause hatte (1 bis 3 konnte ich direkt nacheinander schauen), und leider war ich über viele der wichtigen Entwicklungen, die die WTF-Momente der Staffel ausmachten schon verspoilert. Das Widmore der Drahtzieher ist, dass die Insel sich bewegt usw.. Das hat mir doch einigen Spaß genommen, andererseits war ich in den Staffeln vorher teilweise auch oft unfreiwillig verspoilert, und war trotzdem da von den Entwicklungen immer wieder überrascht und begeistert. So ging es mir in S4 leider nie so richtig.
Mir fiel es definitiv schwer, mich von den Flashbacks auf die Flashforwards umzustellen. Zwar ist mir völlig klar, dass die Vergangenheit auserzählt war, und dass die Irrelevanz einiger FBs in S3 ja auch ein großer Kritikpunkt von vielen Seiten darstellte, aber dennoch haben die für mich immer einen wichtigen Teil meiner Liebe zur Serie ausgemacht, und als es die nicht mehr gab, ging es mir so, wie manch anderem mit der Lageratmosphäre am Anfang der 3. Staffel

. Die FBs haben mich immer richtig mit der eintsprechenden Person verbunden, und sie waren auch immer ein wichtiger Teil für die Charakterarbeit. Und die ist für mich klar das große Manko in S4. Es wurden zwar auch schon in der zweiten und dritten einige Urlosties vernachlässigt, aber dafür gab es immer neue tief beleuchtete Gesichter, Ana Lucia, Mr. Eko und die Taillies, oder Ben und Juliet, die unheimlich prägend in den jeweiligen Staffeln waren. Außerdem waren die Urlosties trotzdem immer präsent. In S4 hat man von einigen fast gar nichts gesehen, oder wenn dann nur Filler. Am besten war es noch mit Locke, von ihm hat man doch einiges an Entwicklung gehabt, aber Sawyer war reiner Stichwortgeber, Kate hat mich jetzt auch noch genervt, Jack war eigentlich bis auf den Schluss gar nicht präsent (charakterlich, nicht zeitlich), Juliet hat in S4 fast nicht stattgefunden. OK war das, was wir von Sun und Jin, Desmond un Sayid und Hurley gesehen haben. Und selbst Ben war lange Zeit nur Staffage.
An sich könnte ich damit ja leben, wenn die neuen Gesichter viel Raum eingenommen hätten, haben sie aber nicht. Charlotte und Miles fast gar nicht, Daniel im Gegensatz dazu wenigstens ein bisschen.
Die Staffel war mir definitiv zu actionlastig, und mir hat die Straffung der Folgenanzahl nicht unbedingt zugesagt.
Ich zitiere jetzt mal ein paar Fakten, die LOgigiC in einem anderen Thread zur 4. Staffel geschriebn hat, weil die mir doch oft aus der Seele sprechen. Ich hoffe das ist OK, aber ich will sie ja nicht einfach als meine Gedanken ausgeben, und so haben auch die anderen die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.
LOgigiC hat geschrieben:_Umgang mit Claire: Über die fehlende Trauer um Charlie konnte ich ja gerade noch so hinwegsehen (da die bei mir auch ausblieb

), aber auch sonst fand ich ihre SL mehr als fragwürdig. Da baut das gesamte Charlie-Szenario in S3 darauf auf, dass er sich für Aarons und(!) Claires Rettung opfert, und dann ist sie plötzlich weg/tot/was weiß ich? Wenn das nicht noch zufriedenstellend geklärt wird, fände ich das ziemlich bescheiden.
Für mich auch DER Kritikpunkt schlechthin. Zwar fehlte mir auch definitiv die Trauerarbeit, weil man damit mMn endlich mal Gelegenheit gehabt hätte der Frau endlich Profil zu verleihen, aber OK, wenn sie dann eh gleich verschwinden soll.

Ich gehe ja momentan davon aus dass sie tot ist, was auch immer ihr Verschwinden mit Christian genau bedeuten soll, aber wenn es nicht irgendwann mal eine Szene gibt, in der sie mit Aaron in einen Hubschrauber steigt werde ich echt sauer. Das könnte ich den Autoren, die ja sonst so akribisch arbeiten nicht verzeihen. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist, und hoffe da einfach noch auf den großen A-ha-Effekt.
LOgigiC hat geschrieben:_Danielles Abgang: OK, wenn man nichts mehr mit Danielle anfangen kann, soll mir das recht sein. Aber dieser Abgang war sowas von unwürdig, dass er mich regelrecht genervt hat.
Das hat mich wiederrum weniger gestört. Habe ich zwar als eher naja empfunden, war aber kein Aufreger für mich.
_Die vermasselte Michael-Überraschung: Selten dämlich.
Word. Wie kann man das denn bitte nur so versauen

? Als man dann Kevin Johnson zu Gesicht bekam war das ja wohl jedem klar, wer es ist. Und auch die Michael Story an sich war mir nicht ganz schlüssig. An sich finde ich ja die Idee, ihn nochmal auftauchen zu lassen (und mit ihm einige der Verstorbenen) richtig gut, aber da waren auch viele Sachen dabei, die ich echt hahnebüchen finde. Er erzählt Walt von dem Mord?

Und wie bitte soll denn das funktionieren, dass er sich dadurch von seiner Schuld reinwäscht, wenn er das Schiff in die Luft jagt?

Was hat der Mann denn für eine Vorstellung von Moral? Überhaupt, was wurde eigentlich aus der SL, dass Walt etwas Besonderes ist?
_Generell hatte S4 für mich den schwächsten Staffelauftakt (fast lückenlose Fortsetzung von S3 ohne große WTF-Momente) und den vorhersehbarsten Cliffhanger bisher (Locke im Sarg).
Auja, der Auftakt war für mich auch mehr als enttäuschend, besonders die ersten zwei Folgen haben mich ja mit dem gefühl zurückgelassen "Wars das jetzte?", ganz im Gegensatz zu den Staffelauftakts vorher.
Wobei ich ja das Bewegen der Insel schon auch noch als Cliffhanger auffasse, allerdings haben da bei mir ja mal wieder die Spoiler zugeschlagen.
_Die FF fand ich leider nicht so interessant wie erhofft, vermutlich weil deren "Ausgang" (Wunsch nach Rückkehr zur Insel) von Anfang an feststand. Hinzu kommt, dass FF-Kate mMn furchtbar war. Ich konnte ja bisher ganz gut mit ihr leben, aber was man da von ihr zu sehen bekommen hat (v.a. ihr Gerichtsprozess

), war sogar mir zu viel. Vom leidigen Love-Triangle ganz zu schweigen.
Generell bin ich von der Handlung in der Zukunft auch etwas enttäuscht. Da ich davon ausgehe, dass die Zeit zwischen der Rettung, und dem Ende an Jeremy Benthams Sarg jetzt erzählt ist und da dann auch nichts mehr kommt, finde ich viele Entwicklungen nicht nachvollziehbar, um nicht zu sagen konstruiert.
_Jack: Das er erst nichts von Aaron Wissen wollte, sich deshalb von Kate zurückgezogen hatte kann ich nicht nachvollziehen, warum? Weil er erfahren hatte, dass Aaron sein Neffe ist? Trotzdem, warum? Und dann spielen sie trotzdem einträchtige Kleinfamilie? Und er kann es Kate nicht mal zugestehen dass sie für den zurückgebliebenen Sawyer Dinge erledigt? Nein, tut mir leid, da sehe ich die Erklärungen gar nicht, und sorgt bei mir bisher nur für ein reinstes Kopfschütteln. Der Rest bei ihm geht OK, der Absturz in die Drogen usw., allerdings fand ich, dass seine Verantwortung in Bezug auf die Rückkehr und die Lüge mir auf der Insel erst viel zu spät thematisiert wurde.
_Sayid: Die Tatsache dass er ein Killer im Auftrage Bens ist war natürlich einer der WTF-Momente der Staffel, aber die erklärung dafür hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Das entspricht nicht dem Sayid, wie ich bisher dachte ihn zu kennen. Und dank fehlender Charakterarbeit, weiß ic auch nicht, wie er dazu wurde.
_Kate: Leider ist sie ja als Mensch in der Zukunft nur noch Mutter, in eizigster Funktion, was ich ein bischen dürftig finde. Und ihren Prozess fand ich einfach nur schauderhaft, ganz schlimm.
_Sun: Ihre Entwicklung in der zukunft geht für mich OK, ich finde sogar die toughe Geschäftsfrau echt spannend.
_Über Hurley gibt es da ja nicht viel zu sagen, was an sich ja auch schon eine Aussage ist.
_Ben und Widmore finde ich spannend, besonders unter dem Aspekt von Alex Tod, und dem Einbringen von Penny.
_Teil 3 vom Finale: Bin ich echt der Einzige, der die "Dialoge" da z.T. haarsträubend fand? Mein persönliches "Highlight": Die Insel verschwindet, weit und breit ist nur Wasser zu sehen, und Jack meint ernsthaft: "Neben der Hauptinsel gibt's doch noch eine kleinere Insel, auf der wir landen können!"

Oder der Monolog von Stehaufmännchen Keamy darüber, warum man mithilfe einer Schussweste Schusswunden überleben kann. Ganz zu schweigen davon, dass er in der einen Szene zusammengeschlagen beim Hubschrauberlandeplatz liegt und im nächsten Moment wohlauf den geheimen Eingang zur Orchidee gefunden hat!? *seufz*
Fand ich jetzt im Original nicht sooo schlimm, wenn allerdings auch nicht allzu toll.
_Viel zu wenig Charakterarbeit bei den alten Losties!! Da hab ich mich z.B. zwischendurch echt gefragt, ob man diese unnötige Blinddarmsache von Jack nur deshalb eingebaut hat, um Juliet in S4 eine halbwegs vernünftige Aufgabe zukommen zu lassen. Und bei den Neulingen hat in meinen Augen auch nur Daniel so viel Profil bekommen, dass er für mich weiter interessant ist.
Wie gesagt, dem schließe ich mich komplett an.
Und der Vollständigkeit halber natürlich auch Deine positiven Aspekte
S4 hatte definitiv richtig tolle Highlights. Natürlich Des/Penny. Ben ebenso. Und Sun!!! Allerdings gab es für mich eben wenige Folgen, die nicht auch irgendwelche weniger guten Szenen/Entwicklungen beinhalteten .
(...)
Das klingt jetzt, so auf einen Haufen, natürlich extrem abwertend, was es aber im Endeffekt nicht unbedingt war. Wie gesagt, mir hat S4 ja prinzipiell gut gefallen, nur kann ich halt diese überschwänglichen Reaktionen in den Epi-Threads nicht ganz nachvollziehen.
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich zwar "Lost" auch in Staffel 4 spannende und gut Unterhaltung fand, aber dennoch fällt die Serie für mich z.Z. klar hinter meine Erwartungen zurück.