Ich finde die propagierte Erziehung in Everwood alles andere als gut, am Wenigsten die der Abbots. Diese Familie ist alles andere als Intakt. Der Vater ist ein totaler Neurotiker und die Mutter eine dominante selbstgerechte Frau.
Bei solchen Eltern ist es kein Wunder das Amy so ausgeflippt ist und oft so manipulierend ist. Wenn Kinder ständig reglementiert werden, entwickeln sie Strategien wie sie die Regeln umgehen können, ohne bestraft zu werden (und eine Strategie ist andere zu manipulieren). Das ist der Einzige Lerneffekt, der so eine strenge Behandlung bewirkt. Amy wird ihr lebenlang mit Menschen so umgehen. Hätte sie den Kampf gegen ihre Eltern gewonnen bzw. ihn gar nicht erst ausfechten müssen, wäre das vielleicht noch anders gekommen, aber so...
Dass Bright so schlecht mit Mädchen umgeht, liegt hauptsächlich an der Mutter. Die ist so dominant und streng, dass Bright den dadurch entstehenden Hass auf sie auf alle anderen Frauen projeziert und sie dementsprechend behandelt (in besonders extremen Fällen können Söhne durch so eine dominante Mutter sogar Pädofilie entwickeln). Und wegen dieser einen Standpauke würde Bright im wahren Leben niemals seine Haltung zu Frauen ändern. Im Gegenteil, indem die Mutter sich so streng verhält, wie sie es immer tut, verstärkt sie sein Verhalten noch. Hätte er sie als liebevolle Mutter erlebt (oder Harold als liebevollen Vater(!)), die (der) ihm Respekt entgegenbringt und niemals durch irgendwelche Erziehungsmethoden seine Integrität verletzt, würde er den Frauen heute ebenso viel Respekt und Liebe entgegenbringen.
Bei der Familie Brown sieht das alle etwas besser aus. Allerdings erfährt man nicht viel über die Erziehungsmethoden der Mutter. Sie wird sehr von allen idealisiert, wie es meist bei verstorbenen Elternteilen der Fall ist.
Ich meine aber, dass Ephram öfters Andeutungen darüber gemacht hat, dass die Mutter alles sehr locker genommen hat.
Dass Ephram wütend auf Andy ist, ist doch wohl klar. Er war ständig bei der Arbeit und hat ihn und seine Mutter häufig versetzt, so dass er ihn nie richtig kennenlernen konnte. Dann stirbt seine geliebte Mutter und Andy schleppt ihn an den Arsch der Welt und spielt sich als Daddy auf, der meint über ihn bestimmen zu können. Dass sich ein so frei aufgewachsener Junge gegen soetwas wehrt ist doch nur natürlich, und richtig sowieso.
Später hatte er dann dazugelernt und einiges begriffen,aber da wars mit der Erziehung schon längst zu spät.
Das dazulernen und begreifen entwickelt sich mit dem Alter und der Reife. Erziehung kann das niemals erreichen, im Gegenteil sie untergräbt es sogar noch.
Es stimmt, dass die Art der Darstellung dieser Thematik in Everwood einzigartig ist. Aber realistisch ist sie nicht gerade (höchstens aus soziologischer Sicht, sprich oberflächlicher Sicht

). Bei der 3. Staffel hatte ich allerdings das Gefühl, dass man (vielleicht auf Grund von Zuschauerreaktionen) die Darstellung der Erziehungsthematik verändert hat. Denn was bei den Abotts abgelaufen ist und wie es geendet hat, Unterschied sich doch sehr von dem wie es zuvor bei den Browns abgelaufen war. Denn das hatte mich noch sehr überrascht und mich dazu gebracht die Serie immer weiter zu schauen. Später unterschied sich die Serie nicht mehr von anderen Familienserien wie Eine Himmlische Familie, in denen die Eltern die Kinder grundsätzlich selbstgerecht und von oben herab behandeln.