Schwarz-Rot-Goldenes Fahnenmeer - schön oder befremdlich?
ha, das trifft wohl auf mich zumanila hat geschrieben:Als Halb-Deutsche (meine andere Hälfte ist philippinisch) hatte ich oft das Gefühl, mehr deutschen Patriotismus zu besitzen als so manch anderer "Ganz-Deutscher".

als die ersten fahnen draußen hingen, kam mir das irgendwie befremdlich vor und ich fühlte mich etwas unwohl - wahrscheinlich, weil man dieses bild, welches in anderen ländern "normal" ist, nie kennengelernt hatte oder durfte, aber mittlerweile finde ich es einfach nur noch klasse! die fussball-WM tut den deutschen mehr als gut. wir werden ja immer als das volk der nörgler und pessimisten hingestellt und uns fehlte wirklich das WIR-gefühl. ich weiss zwar nicht, wie weit die deutsche elf kommt, aber ganz deutschland hat eigentlich schon jetzt gewonnen. ich glaube, ein bisschen mehr nationalsstolz ingesamt tut uns wirklich mal gut. und wie meine vorredner bereits geschrieben haben: man sollte die vergangenheit nie vergessen, aber nach vorne sehen sollte ebenfalls drin sein. und dazu gehört auch das bunte fahnenmeer. also mein fähnchen bleibt wenigstens auch nach der WM im garten hängen

- Annika
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Ich finde das "Fahnenmeer" zur Zeit auch einfach nur... schön
Es tauchen ja immer wieder die Diskussionen über Patriotismus auf und schon vor der WM habe ich immer gesagt, dass wir einfach zu unpatriotisch sind. Natürlich muss man sein Land nicht über alle(s) stellen, aber wir haben viele Dinge auf die wir stolz sein können und schließlich hat ja auch jeder seinen Grund, warum er hier bleibt und nicht auswandert
Ich hoffe, dass dieses Gefühl noch länger anhält, denn selten habe ich ein so freundliches und herzhaftes Deutschland gesehen. Endlich sind viele Barrieren gefallen, wie beispielsweise eine einfache Unterhlatung mit anderen in der Bahn... Wenn ich in anderen Ländern war (England, Ungarn, Ghana ...) da war es einfach normal dass man mit völlig Fremden Smalltalk gehalten hat. Hier war das immer fremd. Wenn man einen Platz in der Bahn gesucht hat, dann meistens fern ab von anderen Leuten. Seit die WM begonnen hat merke ich immer wieder, dass man viel schneller ins Gespräch kommt, da man ein Thema hat und die Berührungsängste einfach nicht mehr vorhanden sind...
Also Deutsche: Hebt die Fahne, wie können stolz sein: auf unsere Mannschaft, auf unser Land, auf uns!

Es tauchen ja immer wieder die Diskussionen über Patriotismus auf und schon vor der WM habe ich immer gesagt, dass wir einfach zu unpatriotisch sind. Natürlich muss man sein Land nicht über alle(s) stellen, aber wir haben viele Dinge auf die wir stolz sein können und schließlich hat ja auch jeder seinen Grund, warum er hier bleibt und nicht auswandert

Ich hoffe, dass dieses Gefühl noch länger anhält, denn selten habe ich ein so freundliches und herzhaftes Deutschland gesehen. Endlich sind viele Barrieren gefallen, wie beispielsweise eine einfache Unterhlatung mit anderen in der Bahn... Wenn ich in anderen Ländern war (England, Ungarn, Ghana ...) da war es einfach normal dass man mit völlig Fremden Smalltalk gehalten hat. Hier war das immer fremd. Wenn man einen Platz in der Bahn gesucht hat, dann meistens fern ab von anderen Leuten. Seit die WM begonnen hat merke ich immer wieder, dass man viel schneller ins Gespräch kommt, da man ein Thema hat und die Berührungsängste einfach nicht mehr vorhanden sind...
Also Deutsche: Hebt die Fahne, wie können stolz sein: auf unsere Mannschaft, auf unser Land, auf uns!
AJ hat geschrieben:ich weiss zwar nicht, wie weit die deutsche elf kommt, aber ganz deutschland hat eigentlich schon jetzt gewonnen.

Ich fuhr heute durch ein großes Wohngebiet und es hing wirklich fast an jedem Haus mindesten (!) eine Fahne. An einem hing in jedem Fenster und in der Tür etwas Schwarz-Rot-Goldenes. Das ist einfach nur ein schönes Gefühl.
Als wir vorhin nach dem Spiel noch in eine Kneipe gingen (zwei einschliesslich mir mit Trikot) hat man sich richtig dazugehörig gefühlt. Jeder trug ein Trikot, ein Cappy oder hatte die Fahne im Gesicht.

- Maret
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Ja, dieses neue Flagge zeigen ist schon bemerkenswert. Vor allem was ich in meiner Unistadt sehe ist schon wahnsinn: Autos und Hauswände voller Deutschlandflaggen, Leute mit Deutschlandmützen und Deutschlandhemden und aufgemalten Deutschlandflaggen im Gesicht, Mädels mit Deutschlandhandtaschen und schwarz-rot-gold lackierten Fingernägeln - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
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Meine Meinung dazu: natürlich wird das nach der WM wieder abflauen, aber trotzdem gefällt es mir ganz gut
. Ich studiere Geschichte und kenne die deutsche Vergangenheit nur allzu gut, aber trotzdem darf es nichts verwerfliches sein, sich mit seinem Land zu identifizieren. Wir sind eine Generation Deutscher, die mit den Grundprinzipien der Demokratie aufgewachsen sind und diese verinnerlicht haben, wir haben unsere Probleme nicht schlechter oder besser im Griff als viele andere Länder. Die heutige Deutschlandflagge steht nicht für die Nazivergangenheit, denn die Nazis hatten ihre eigene Flagge, das schwarz-rot-gold steht vielmehr für Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und im Moment für super-spannende Fussballspiele
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Was Patriotismus angeht, werden wir ohnehin nie den Grad erreichen, der z.B. in den USA vorherrscht. Im Moment herrscht eine durch die WM ausgelöste Euphorie, die meilenweit von einem auch nur annähernd besorgniserregenden Maß entfernt ist. Ich geniesse diese Tage
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Meine Meinung dazu: natürlich wird das nach der WM wieder abflauen, aber trotzdem gefällt es mir ganz gut


Was Patriotismus angeht, werden wir ohnehin nie den Grad erreichen, der z.B. in den USA vorherrscht. Im Moment herrscht eine durch die WM ausgelöste Euphorie, die meilenweit von einem auch nur annähernd besorgniserregenden Maß entfernt ist. Ich geniesse diese Tage

Ich hab manchmal, gerade jetzt zur WM, so dass Gefühl als hätten wir Deutschen es uns zu einer anderen Zeit vielleicht gar nicht erlauben können, eine Flagge hochzuhalten und irgendwie stolz auf unser Land zu sein. So als hätten wir, wegen unserer geschichte, kein Recht dazu.Schnupfen hat geschrieben:
An meinem Fenster hängt nun auch ne große Flagge. Auch wenn ich gar kein Fußball schaue...Aber ich bin ja auch Deutscher.
Und die Flagge soll auch nach der WM hängen bleiben...
Und darauf aufbauend kommt es mir jetzt so vor als wäre von allen diese Last abgefallen weil sie jetzt endlich mal richtig Deutsche sein können und das zeigen, eben weil es wegen der WM legitim ist.
- Annika
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Aber das ist der Punkt! Es ist eben nicht nur wegen der WM legitim. Es war schon vorher legitim, aber da wir alle immer noch an das deutsche Reich denken und uns immer noch schuldig fühlen, hat sich jeder damit zurück gehalten...Lenya hat geschrieben:Und darauf aufbauend kommt es mir jetzt so vor als wäre von allen diese Last abgefallen weil sie jetzt endlich mal richtig Deutsche sein können und das zeigen, eben weil es wegen der WM legitim ist.
Ich finde es schön, dass die WM das ausgelöst hat, aber ich denke auch, dass wir danach noch stolz auf unser Land sein können! Wir müssen uns nicht verstecken und wie schon so oft gesagt wurde, der Krieg ist 60 Jahre her und wir haben unsere Schuld gebüßt! Natürlich darf die Zeit nicht vergessen werden, aber es sind nun schon mindestens 3 neue Generationen entstanden, die sich immer weiter vom Krieg entfernen, viele die damals gelebt haben und aktive Nazis waren, leben nun nicht mehr. Es hat eine neue Zeit begonnen, fernab vom Krieg und allem, deswegen finde ich, müssen wir uns nicht mehr verstecken!
Das finde ich allerdings auch. Der Gedanke war einfach so in uns drin und die WM hat diese Euphorie ins Rollen gebracht. Manchmal kommt es mir so vor, als würde ganz Deutschland aufatmen. Klingt kitschig, aber so fühlt es sich an.Lenya hat geschrieben:Ich hab manchmal, gerade jetzt zur WM, so dass Gefühl als hätten wir Deutschen es uns zu einer anderen Zeit vielleicht gar nicht erlauben können, eine Flagge hochzuhalten und irgendwie stolz auf unser Land zu sein. So als hätten wir, wegen unserer geschichte, kein Recht dazu.
Ich glaube auch, dass viele nicht wussten, worauf genau sie stolz sein sollten. Viele wissen nicht, wen Deutschland hervorgebracht hat, was dieses Land leistet und so weiter. Der Fußball ist wohl zur Zeit der offensichtlichste und aktuellste Grund zum Stolz sein.
Ich muss mich da leider teilweise miteinschließen. Das werde ich zum Grund nehmen, mich mal genauer mit unserem Land auseinanderzusetzen. Also hat die WM noch was gutes

Ein guter Gedanke.~Nadine~ hat geschrieben:Ich muss mich da leider teilweise miteinschließen. Das werde ich zum Grund nehmen, mich mal genauer mit unserem Land auseinanderzusetzen.
Habe mir gerade mal - ich weiß, nicht sonderlich einfallsreich - den Wikipedia-Artikel über unser Land durchgelesen und dabei interessante Dinge entdeckt...
_ Ein Teil von Deutschland ist nicht am Bundesgebiet angeschlossen, sondern komplett von der Schweiz umgeben: Die Gemeinde Büsingen.
_ Unsere Hymne, das Lied der Deutschen, wurde zig Jahre als Hymne gesungen, obwohl dies nie gesetzlich festgelegt war.
_ Die Insel Neuwerk gehört weder zu den nord-, noch den ostfriesischen Inseln, sondern ist ein Stadtteil Hamburgs.
_ Die tiefste jemals hier gemessene Temperatur betrug -45,9 °C, die bisher höchste Temperatur betrug 40,3 °C.
_ Am Bodensee ist der Grenzverlauf nicht recht geklärt.
_ Ganze 65 US-amerikanische Wasserstoffbomben sind noch bei uns stationiert.
_ Deutsch ist die am zweithäufigsten im Internet verwendete Sprache mit 8 % aller Internetseiten.


Leaving was the right thing to do. It’s just hard to say goodbye.
„One day at a time“
Also ich bin ja eigentlich totaler England-Fan. ich fand England schon immer gut. Aber bei dem gestrigen Spiel (Deutschland gegen Polen) habe ich gemerkt, dass mir unsere Mannschaft doch nicht so scheiß egal ist, wie ich immer behauptet habe. Also hängt seit gestern an meinem Fenster eine Deutschland- und eine Englandfahne. 

Finde ich auch nicht schlecht. Zeigt doch, dass man nicht auf Leben und Tod nur hinter einer Mannschaft stehen mussredDragon hat geschrieben:Also hängt seit gestern an meinem Fenster eine Deutschland- und eine Englandfahne.

@ Schnupfen: Bei Wikipedia wollte ich auch mal schauen


Na sieh mal einer an. Haben wir wieder was gelernt, denn das wusste ich nicht.Schnupfen hat geschrieben:_ Deutsch ist die am zweithäufigsten im Internet verwendete Sprache mit 8 % aller Internetseiten.
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Deutsch war sogar mal die Wissenschaftsprache schlecht hin (bis zum 2. Weltkrieg) und die Uni in Paris hatte knapp 45 % ihrer gesamten Bücher auf deutsch! Außerdem waren wir Vorreiter vieler Universitätssysteme. Beispielsweise hat sich Amerika viel von unserem Bildungssystem abgeuckt und dass dann ein wenig erweitert!~Nadine~ hat geschrieben:Na sieh mal einer an. Haben wir wieder was gelernt, denn das wusste ich nicht.Schnupfen hat geschrieben:_ Deutsch ist die am zweithäufigsten im Internet verwendete Sprache mit 8 % aller Internetseiten.
Es gibt soooooooo viele Sachen, die von deutschen entwickelt und erfunden worden sind, dass ist echt total erstaunlich...
Ich weiß, dass das nicht wahr ist sondern nur ein Gerücht, kann Dir aber momentan leider keine Quelle nennen. In irgendeinem meiner Bücher für meine Magisterarbeit steht das aber ich habe leider keinen wirklichen Überblick mehr.~Nadine~ hat geschrieben:Das ist jetzt OT, aber das ist so ein Gerücht, dass ich früher nie glauben konnte: stimmt es, dass Deutsch nur knapp gegen Englisch "verloren" hat, als es um die Weltsprache ging?
Unsere Englischlehrerin hat uns das früher auch immer erzählt.

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Ja, das ist die berühmte Muehlenberg-Legende. Demnach soll es vor mehr als 200 Jahren in den USA eine Gesetzesvorlage gegeben haben, Deutsch als offizielle Landessprache einzuführen. Das Gesetz soll an einer einzigen Stimme gescheitert sein, nämlich am Widerspruch des Deutschamerikaners Frederick Augustus Conrad Muehlenberg.Sandra hat geschrieben:Ich weiß, dass das nicht wahr ist sondern nur ein Gerücht, kann Dir aber momentan leider keine Quelle nennen. In irgendeinem meiner Bücher für meine Magisterarbeit steht das aber ich habe leider keinen wirklichen Überblick mehr.~Nadine~ hat geschrieben:Das ist jetzt OT, aber das ist so ein Gerücht, dass ich früher nie glauben konnte: stimmt es, dass Deutsch nur knapp gegen Englisch "verloren" hat, als es um die Weltsprache ging?
Unsere Englischlehrerin hat uns das früher auch immer erzählt.
Unsere Historikerin...!Maret hat geschrieben: Ja, das ist die berühmte Muehlenberg-Legende. Demnach soll es vor mehr als 200 Jahren in den USA eine Gesetzesvorlage gegeben haben, Deutsch als offizielle Landessprache einzuführen. Das Gesetz soll an einer einzigen Stimme gescheitert sein, nämlich am Widerspruch des Deutschamerikaners Frederick Augustus Conrad Muehlenberg.

Ein bißchen ist schon dran (nicht an der Mühlenberg-Legende, sondern an der Wichtigkeit der Sprache und Ablösung durch Englisch), aber nicht wirklich viel:
Wikipedia hat geschrieben:Die deutsche Sprache war einst die Verkehrssprache von Mitteleuropa, Osteuropa und Skandinavien. Zeitweilig hatte Deutsch auch international eine gewisse Bedeutung als Wissenschaftssprache, bevor es von Englisch abgelöst wurde. In Europa ist es nach Englisch die am häufigsten unterrichtete Fremdsprache, weltweit liegt sie hier auf dem dritten Platz. Innerhalb der Europäischen Union ist Deutsch die Sprache mit den meisten Muttersprachlern, noch vor Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch. Deutsch ist die am zweithäufigsten im Internet verwendete Sprache mit 8 % aller Internetseiten, nach englisch mit 50 % aller Seiten.

Leaving was the right thing to do. It’s just hard to say goodbye.
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Ich fand die Muehlenberg-Legende auf jeden Fall immer sehr unterhaltsam, aber wie groß der Kern an Wahrheit darin ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt
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Es ist auf jeden Fall so, das die Deutsche Sprache ihr Zentrum in Mitteleuropa hat und ungefähr sieben Prozent aller Europäer in der Lage sind, einem Situationsgespräch auf Deutsch zu folgen und daran eigenständig teilzuhaben. Deutsch ist somit nach dem Englischen die zweite Fremdsprache Europas. Nicht schlecht, oder?

Es ist auf jeden Fall so, das die Deutsche Sprache ihr Zentrum in Mitteleuropa hat und ungefähr sieben Prozent aller Europäer in der Lage sind, einem Situationsgespräch auf Deutsch zu folgen und daran eigenständig teilzuhaben. Deutsch ist somit nach dem Englischen die zweite Fremdsprache Europas. Nicht schlecht, oder?
