Zwangsregistrierung bei PC-Spielen: Eure Meinung

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colinx

Zwangsregistrierung bei PC-Spielen: Eure Meinung

Beitrag von colinx »

HI,

Bei einem sehr prominten Fall hat man es kürzlich das erste Mal gesehen. Half Life 2 - eines der meist erwarteten und auch erfolgreichsten Spiele erschien vor rund einem Monat. Doch dann kam der Clou: Man musste sich registrieren, Online registrieren auf dem Herstellervertrieb Steam, um das Spiel überhaupt spielen zu können, auch wenn man nur SP spielen wollte. Man brauchte also einen Computer mit Internetanschluss, um das Spiel zu spielen. Auf der Packung war dies aber nicht mal deutlich angezeigt worden. Desweiteren müssen bei dieser Registrierung persönliche Daten bekanntgegeben werden.
Der Hersteller (Valve) reagiert damit auf die hohe Zahl von Raubkopien.
Doch ist das hiermit zu rechtfertigen? Warum müssen dann die ehrlichen Käufer büßen für die Raubkopierer, warum mit Einschränkungen leben, warum eine stundenlange Installation in Kauf nehmen, warum seine Daten preisgeben, wenn man doch 50€ für das Spiel hinblättert?
Wird sich diese Art bewähren, wird das sicherlich nicht der letzte Fall gewesen sein und Gang und Gebe werden.

Was denkt ihr darüber? Findet ihr es Okay wenn sich die Hersteller mit dieser Art vor Raubkopien schützen wollen. Oder seid ihr demonstrativ dagegen? Kauft ihr aber solch ein Spiel dann trotzdem?

Ich für meinen Teil habe das Spiel im Regal stehen lassen. Es war nie so dass ich HL2 unbedingt kaufen musste, aber diese Zwangsregistrierung hat seinen Teil dazu getan dass ich es mir nicht kaufe. Ich hoffe das kommt jetzt nicht in Mode, denke aber das Gegenteil wird der Fall sein, da sich das System ja bewährt hat und viele das Spiel trotzdem gekauft haben.

Jetzt bin ich aber mal an eurer Meinung interessiert... Vielleicht wollen ja auch die "Nicht Computerspieler" was dazu sagen... ;)

mfg,
Clemens

Beitrag von Clemens »

aus meiner sicht mehr als nur nachvollziehbar und der logische nächste schritt

anfangs brauchte man weder wirklich einen kopierschutz noch serials, weil cd-brenner zu teuer für den mainstream waren
das hat sich geändert, also hat man kopierschutzmaßnahmen und serials eingeführt, sodass zumindest absolute anfänger nicht mehr kopieren konnten
crackseiten schossen aus dem boden wie nur was -> jeder trottel konnte ein spiel ohne cd spielen (ich weiß noch wies bei uns früher in der schule war - 1 kauft das spiel, 10 spielens mit no cd crack)
eine weitere entwicklung hat eh glaub ich half-life gestartet: multiplayer gaming nur mit eigener serial - 2 leute konnten nicht zugleich mit demselben cd-key spielen
dann begann man spiele aufzublähen ... ich denk hier z.b. an unreal tournament 2003 ... da wurden 2 dutzend maps mitgeliefert, von denen die hälfte absolut zum vergessen war (spielerisch) ... dafür passte das ganze gerade mal auf 3 cds = über 2 gbyte ... wer nicht gerade eine schnelle flatrate hatte, hat sich das spiel sicher nicht downgeloadet
logische nächste entwicklung: spiele auf dvd ... heutzutage hat jeder ein dvd-laufwerk ... ich glaube, das erste wirklich populäre beispiel war hier far cry ... aber dvd-brenner wurden auch schnell billig -> neue methoden

und hier kommt steam ins spiel ...
1 user - 1 cd-key ... selbst für den offline-modus ... d.h. jeder muss sich das spiel kaufen ... und wenn man faqs liest, dann sind die illegalen downloadversionen ziemlich verbuggt ... also sind raubkopierer wirklich abgeschreckt -> sicher gut für den hersteller
außerdem darf man den zweiten zweck von steam nicht vergessen: legaler, bezahlter download von original spielen ... ich trau mich fast zu wetten, dass andere hersteller früher oder später nachziehen werden!

meine meinung:
wenn das spiel gut ist, und das ist hl2 in jedem fall, dann kann man sowas durchaus tolerieren ... dem hersteller würden sonst millionen durch die lappen gehen ... millionen, die man zu einem gewissen anteil sicher in hl3 oder andere spiele investieren wird, vielleicht auch in neue server etc. ...

gruß
colinx

Beitrag von colinx »

Clemens hat geschrieben:außerdem darf man den zweiten zweck von steam nicht vergessen: legaler, bezahlter download von original spielen ... ich trau mich fast zu wetten, dass andere hersteller früher oder später nachziehen werden!
Und genau darin sehe ich eben das große Problem. Man muss sich nur die Entwicklung der Verpackungen anschaun. Waren das vor 8 Jahren noch schöne, große Pappschachteln mit zig Zusatzmaterlialen wie Poster, Karten, dickem Handbuch, etc, so geht der Trend seit 3-4 Jahren in Richtung der öden DVD-Boxen mit 20 Seiten Handbuch. Und HL2 geht weiterhin diese Richtung, hat sogar das Handbuch weggelassen. Und hat Steam jetzt erfolg (und das ist anzunehmen bei den Verkaufzahlen) so kann ich mir sogar vorstellen, dass der Trend in Richtung "Download von Spielen" geht. Das kann man ja schon bei Steam und HL2 so machen. Nur für mich ist wichtig, einfach as in der Hand zu haben, während der Installation das Handbuch durchzublätten, etc. Deswegen würde für mich nie diese Form des Absatzes in Frage kommen...
meine meinung:
wenn das spiel gut ist, und das ist hl2 in jedem fall, dann kann man sowas durchaus tolerieren ... dem hersteller würden sonst millionen durch die lappen gehen ... millionen, die man zu einem gewissen anteil sicher in hl3 oder andere spiele investieren wird, vielleicht auch in neue server etc. ...
Sicher, für die Hersteller ist es nahezu perfekt, weil Raubkopien sehr eingedämmt werden. Natürlich ist es noch immer möglich, an das Spiel illegal heranzukommen, nur wie du schon sagtest, für die Otto-Normal-Gamer nahezu unmöglich.

Doch wie ich auch schon in meinem Post erwähnt habe: Steam hat für mich (als ehrlichen Käufer) einfach zu viele Nachteile und Einschränkungen. Es gibt einfach so viele offene Fragen: Was passiert, wenn Valve einfach Pleite geht, und mit Valve natürlich auch Steam? Wird man dann trotzdem noch in der Lage sein HL2 spielen zu können? Was passiert wenn ich mein HL2 weiterverkaufen möchte? Bei anderen Spielen kein Problem und Gang und Gebe, bei HL2 wahrscheinlich unmöglich.
Und noch ein Punkt: Wer sich die AGBs genauer angesehen hat, wird wissen, dass Valve und Steam praktisch alle Rechte haben. Sie können plötzlich Geld für Steam verlangen, fürs Spielen, etc, und der Konsument ist praktisch wehrlos (wenn ich mehr Zeit habe werde ich dazu noch die AGBs raussuchen). Klar, es wird höchstwahrscheinlich nicht dazu kommen, trotzdem fühle ich mich als ehrlicher Käufer bei der ganzen Sache verarscht....

mfg,
Dawson Leery

Beitrag von Dawson Leery »

Amerikanischer Größenwahn?
(geschrieben von Peter Grubmair)

Wenn der Amerikaner nicht bekommt was er will, dann nimmt er es sich einfach. Als stärkste Macht auf diesem Planeten kann er sich das auch leisten. Gesetze und Regelungen anderer Länder werden dabei ebenso umgangen oder ignoriert, so wie man auch an der Meinung dieser nur wenig bis überhaupt nicht interessiert ist. Was für den Amerikaner gut ist, muss auch dem Rest der Welt passen, und wer nicht für sie ist, ist gegen sie.

Getreu diesem Motto drängt Valve eben weltweit den Spielern ein Spionagetool auf, welches das frisch installierte Spiel erst in einem mehr als unausgereiftem Prozess über das Internet enkodiert, es an einen User-Account bindet und schließlich faktisch entwertet, weil es weder möglich ist die Software wieder zu veräußern, noch hat man eine Garantie das Spiel länger als 30 Tage benutzen zu können. Begründet liegt das in der sogenannten EULA, den Geschäftsbedingungen Valves zu ihren Produkten und im besonderen zu der Steam-Software, die wir uns nun einmal näher ansehen wollen:

If Valve gives you 30 days notice, they can make you pay more for HL2:
"Valve reserves the right to change our fees or billing methods at any time and Valve will provide notice of any such change in at least thirty (30) days advance.”

Valve behält sich also das Recht vor innerhalb einer Ankündigungsfrist von nur 30 Tagen eine weitere Bezahlung für Half Life 2 zu verlangen. Eine Begründung weshalb man für ein bereits bezahltes Produkt noch einmal bezahlen muss, gibt es selbstverständlich nicht. Doch es wird noch besser:

"You agree to review the Agreement periodically to become aware of such amendments. You can view the Agreement at any time at http://www.steampowered.com/. Your failure to cancel your Account thirty (30) days after an amended Agreement is posted on Steam will mean that you accept all such amendments. If you don't agree to the amendments, or to any of the terms in this Agreement, your only remedy is to cancel your Account or a particular Subscription."

Valve meint also allen Ernstes einen Vertrag einseitig innerhalb 30 Tage ändern zu können, ohne den Vertragspartner (den Kunden) um sein Einverständnis zu bitten. Wenn Valve in Zukunft also eine noch frechere Idee hat den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen, müssen sie nur ihre Lizenzbestimmungen ändern und der Kunde hat sie zu akzeptieren. Ohne eine Chance dagegen vorgehen zu können, denn akzeptiert man die neuen Bedingungen nicht, muss man das Spielen mit Half Life 2 innerhalb der 30 Tage einstellen. Doch es wird immer noch besser:

You can't sell a copy of HL2 second hand:
"If you permit others to use your Account, you are responsible for their illegal or improper use by such persons. Your Account and Subscription(s) are subject to the Agreement. You may not sell or charge others for the right to use your Account, or otherwise share or transfer your Account.”

Man kann sein mit barer Münze bezahltes Half Life 2 nicht weiterverkaufen. Nicht etwa weil es technisch oder physikalisch nicht möglich wäre, sondern weil es Valve so haben will. Ohne das es dafür eine rechtliche Grundlage gäbe, verbietet einem Valve das Produkt nach Gebrauch weiter zu verkaufen. Auch hierfür gibt es selbstverständlich keine Begründung, nur eine böse Warnung: Wer seinen Account einem anderen überlässt ist für dessen „illegale Handlungen“ verantwortlich. An dieser Stelle darf man schon fragen, wie denn eine illegale Handlung mit einem legalen Produkt aussieht? Ein legal im Handel erworbenes Spiel wird plötzlich illegal weil es den Besitzer gewechselt hat? Das würde sich Valve wohl so wünschen, dass sie selbst bestimmen dürfen was legal und was illegal ist. In einem demokratischen Staat ist dafür aber noch immer die Judikative zuständig, und nicht eine Software-Klitsche die sich selbst zum Ankläger, Richter und Henker aufspielt. Womit wir beim letzten Punkt angelangt wären, nämlich der – man darf sie anhand der Veröffentlichungen der Entwickler im Steam-Forum wirklich so nennen – hämischen Sperrung von 20.000 angeblich illegalen Steam-Accounts. Denn im Grunde kann man Valve keinen Vorwurf machen, wenn sie wirklich illegale Keys feststellen und diese vom Dienst ausschließen. Einen mehr als bitteren Beigeschmack bekommt die Sache aber dadurch, dass Valve besagten illegalen Key selbst im Forum veröffentlichte und den Leuten die besagten Key verwendeten nicht nur das Half Life 2 sperrten, sondern alle Valve-Produkte blockierten, auch die, die zuvor mit einem legalen Key aktiviert wurden. Valve scheut sich also nicht davor die eigenen Kunden, auch wenn das nur ein Bruchteil der 20.000 gewesen sind, zu bestrafen, indem sie ihnen finanziellen Schaden zufügt. Denn Valve verlässt sich voll auf seine Steam-Software, die, das sollten wir nicht vergessen, bis zum letzten Augenblick mehr schlecht als recht funktionierte, und überprüft überhaupt nicht die Rechtmäßigkeit ihres Vorgehens. Ganz im Gegenteil meint man im eigenen Forum nur, dass diejenigen Leute die gesperrt wurden genau JETZT zu Schwitzen anfangen sollen. Das ist doch genau der richtige Ton um mit seiner Kundschaft umzugehen. Klüger wäre es gewesen sich direkt an die vermeintlichen Raubkopierer zu wenden, statt die weltweite Kundschaft vor den Kopf zu stoßen.

Wir fassen also zusammen: Die Firma Valve, welche in den letzten Jahren nur wegen ihrer unsicheren Server aufgefallen ist, auf denen sich die Hacker wie Japanische Touristen auf dem Münchner Marienplatz tummelten, führt das weltweit erste Online-Distributionssystem für ihre Software ein, über das der Kunde nach Abgabe seiner persönlichen Daten und Kreditkarteninformationen online Software erstehen kann. Für den geleistete Kaufpreis aber erhält der Kunde nicht etwa ein vollwertiges Spiel, nein, gerade mal die Erlaubnis besagtes Spiel für exakt 30 Tage zu spielen. Sollte es Valve einfallen, kann sie diesen Zeitraum auch jederzeit verkürzen oder komplett aufheben, denn das Recht die Lizenzbedingungen jederzeit und ohne Rückfrage ändern zu dürfen behält man sich ja vor. Zusätzlich muss man mit dem Gedanken leben, dass nun eine Firma, die bereits bewiesen hat, dass sie auf ihre Daten nicht aufpassen kann, im Besitz aller relevanten persönlichen Daten der Kunden ist, dieser aber im Gegenzug praktisch entrechtet wird. In einem Satz zusammengefasst: Valve darf alles, sogar sich am Konto des Kunden bedienen und seine rechtmäßig erworbene Software entwerten, und der Kunde darf nichts, außer Schwitzen vor Angst. Angst, was wohl mit seinen Daten passiert bei einer Firma die sich nicht davor scheut ihre Kunden wie Freiwild zu behandeln, Angst vor dem Tag an dem das bezahlte Spiel nicht mehr funktioniert weil Valve keine Lust mehr hat und Angst davor sich überhaupt zu Wort zu melden, weil Kritik am Steam-System in den Foren überhaupt nicht gerne gelesen und meist rüde kommentiert wird.

Liebes Valve-Team, so geht das natürlich nicht. Man kann euch ja eine gewisse Bauernschläue nicht absprechen wie ihr Vivendi über den Tisch gezogen habt, welche die Entwicklung von Half Life 2 bezahlt haben und nun in die Röhre kucken wo es ums Verdienen geht. Auch ist der grundsätzliche Gedanke einer Online-Distribution sicher nicht schlecht und birgt gewisses Potenzial in sich. Warum aber muss es sein, dass ihr den Kunden das Gefühl gebt ein Verbrecher zu sein? Wart ihr es nicht selbst, die behauptet haben, dass dank des Steam-Systems Raubkopien überhaupt nicht möglich sind? Und wart ihr es nicht selbst die besagten „illegalen CD-Key“ ins Forum gestellt habt? Könnte man da nicht schon von einer Verführung zum Diebstahl sprechen? Und wenn ihr euch schon so im Recht fühlt, warum müsst ihr eure Kunden auffordern „zu schwitzen“? Wenn ihr euch so sicher seid es mit Raubkopierern zu tun zu haben, weshalb geht ihr nicht den Rechtsweg und zeigt entsprechende Leute einfach an? Etwa aus Ermangelung gerichtsfester Beweise? Und wenn ihr so von der Qualität eurer Produkte überzeugt seit, warum räumt ihr dann dem Kunden nur ein lächerliches und rechtlich nicht haltbares 30 Tage Recht zu spielen ein? Und wie stellt ihr euch ein Vertrauensverhältnis zwischen Euch und den Kunden vor, wenn ihr ihm alle vom Gesetzgeber vorgesehenen Verbraucherrechte beraubt? Denn ein Gesetz welches den Verkauf gebrauchter Software verbietet existiert nicht, ganz im Gegenteil gibt es eine ganze Branche die von gebrauchter Software lebt.

Oder stellt Valves Tour nichts anderes als den neuen American Way Of Life dar? Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.

you should be very nervous right about NOW.


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Dazu kommt:
  • Zur Deaktivierung des Accounts (z.B. wenn man es weiterverkaufen will) will Valve 10,- USD UND die DVD sehen - das ganze natürlich auf dem Postweg (US-Porto kommt noch Mal hinzu).
  • Nach 30 Tagen ist es nicht mehr möglich offline zu spielen - man muß sich erneut per Passwort online einloggen.
  • Selbst die Demo von HL2 muß man per Stream freischalten
  • Wenn Valve z.B. durch eine Klagewelle Konkurs anmelden und den Server abschalten würde kann man das Spiel gleich in den Müll werfen
Bei Half Life 3 kommt wohl dann Gabe Newell persönlich vorbei um den Freischaltcode einzutippen, und HL 4 kann man nur noch in einem Keller der Valve-Firmenzentrale spielen.



Fazit: Kein Spiel der Welt ist es wert sich so verarschen zu lassen und ich kann nur hoffen, daß die Verantwortlichen von Valve in der Hölle schmoren!


edit:
Verdammt, wofür habe ich mir jetzt die Mühe gemacht, wenn schon alles im Vorgängerposting steht, welches 5 Min. früher abgeschickt wurde?! :motz: ;)



Gruß
colinx

Beitrag von colinx »

Dawson Leery hat geschrieben: edit:
Verdammt, wofür habe ich mir jetzt die Mühe gemacht, wenn schon alles im Vorgängerposting steht, welches 5 Min. früher abgeschickt wurde?! :motz: ;)

Gruß
Trotzdem, ist ein sehr gute Artikel von... Herrn Peter Grubmair. Und ich muss mir wenigstens jetzt nichtmehr die AGBs von HL2 raussuchen, weil ja schon alles sehr schön im Artikel steht.

MfG,
Antworten

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