Wie vorhersehbar sind Serien?

Das Board zur Auslandsausstrahlung von Nicht-myFanbase-Serien, egal ob aus den USA oder dem Rest der Welt.

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philomina
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Beitrag von philomina »

aceman hat geschrieben:Eine Frage nochmal: Geht es jetzt in dem Thread un die Vorhersehbarkeit von Charakteren oder um die Vorhersehbarkeit von Serien allgemein? Wenn das 1. der Fall ist, passt die Überschrift irgendwie nicht...
Die Diskussion entstand gestern abend im PB Thread zur 1. Staffel, und es kam dort auf einmal die Frage auf, ob PB und Lost in bezug darauf vergleichbar sind, dass man vorhersagen kann, dass Michael und Jack wohl kaum so bald sterben dürften. Weil das dort Off Topic -weil Crossover und Spoiler- war, hat Annika schnell diesen Thread eröffnet und sich diesen Titel spontan einfallen lassen.

Ich denke, man sich hier über jede Art der Vorhersagbarkeit austauschen :)

Bin grad so begeistert, was hier für eine lebhafte Diskussion abgegangen ist, dass ich genau alles vergessen hab, was ich beim lesen aller Beiträge zu den einzelnen sagen wollte 8-)

Ach ja, vielen Dank noch für die Rücksichtnahme, was Spoilertags auf Lost bezogen angeht, aber von mir aus dürft ihr ruhig ohne Tags schreiben, dafür sind wir doch ins Spoilerboard umgezogen :)
Mrs. Darcy
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Beitrag von Mrs. Darcy »

Tolles Thema, haben wir im Freundeskreis auch schon öfter diskutiert. :up:

Mein Problem ist, dass ich viel zu viele Serien gesehen haben und mich nur noch sehr wenig überraschen kann. Meiner Meinung nach haben auch nur sehr wenig Serien die Qualität, völlig unvorhersehbar zu sein. Farscape hat es z.B. ein, zwei Mal geschafft, mich völlig aus den Socken zu hauen. :D

Einen Haupt-Haupt-Charakter vor dem Serienende sterben zu lassen ist ein Kamikaze-Unternehmen. Wieviele Serien haben denn überlebt, nachdem der Hauptchara gewechselt hat? Die meisten Fans, und damit meine ich nicht uns Serienfreaks, verzeihen sowas nicht und finden das zu radikal und die Quoten fallen ins Bodenlose.

Ich persönlich finde es ziemlich gut, wenn Autoren trotzdem dem Mut dazu haben. Mein Gott, hab ich in der fünften Angel Staffel geheult, als
gestorben ist. In Farscape hat es sich mit Zen und Dargo ja schon abgezeichnet, völlig geschockt war ich allerdings von dem Tod von Tony & Michelle (24), Alex (Roswell), Madeleine (Nikita) und Veronica (Prison Break). Ich finde es gut, wenn man immer im Hinterkopf hat, dass es diesmal vielleicht nicht reicht. Dieses emotionale Band mit den Zuschauer sollte man aber nicht überstrapazieren, sondern nur Highlights damit setzten. Der Fokus sollte schon auf der unvorhersebaren Storyline liegen. Und damit meine ich nicht, einen völlig verqueren Plot zu entwerfen, den man nicht nachvollziehen kann. ;)

Prison Break ist vorhersehbar - stellenweise. Aber zeigt mir mal eine Serie, die das über 22 Folgen nicht von sich behaupten kann? ;) Natürlich ist Michael für mich save bis zum Serienfinal. Das ganze Serienkonzept ist um diesen Charakter aufgebaut und alles andere würde einem der Zuschauer nicht mehr abnehmen. Was wäre Akte X ohne Mulder? - Abgesetzt; Stargate ohne O´Neill? -Abgesetzt ; Profiler ohne Sam - Abgesetzt...
Viele Serien sind sogar nach dem Hauptcharakter benannt, dann müsste man sogar den Titel ändern. (Buffy, Dr. Quinn, Joan of Arcadia, Nikita, Veronica Mars...)
In Lost finde ich die Bande um Jack nicht ganz so stark wie z.B bei Prison Break um Michael oder in Alias um Sydney, da der Hauptcast auf der Insel sehr groß ist und das ganze Konzept vergleichsweise nicht in dem selben Verhältnis um Mathew Fox aufgebaut wurde. Trotzdem kann man davon aussgehen, dass er das Jenseits nicht so bald sehen wird. ;)

Day Break hatte mich des öfteren aus den Socken gehauen. Also wer den Handlungsvorlauf schon in den ersten 2 Folgen sieht, meinen Respekt. The Black Donnelly´s finde ich auch frisch und überraschend. In so kaputten Bahnen zu denken macht mir meinen gesunder Menschenverstand einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Brüder sind Top! :D

Auch Heroes hatte in der ersten Staffel zwei Wendungen drin, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ein guter Teil des Plots war trotzdem vorhersehbar. Aber das ist doch nicht schlimm. ;) Irgendwie zeichnet das doch wieder eine gute Serie aus, wenn der Plot anständig aufgebaut wird und man sich nicht für jede Folge alles neue aus den Finger saugt.
Fazit: Die Mischung sollte einfach stimmen. So einfach ist das und dann schaltet so ein kleiner Serienjunkie wie ich auch weiterhin brav ein. :D
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Maret
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Beitrag von Maret »

Mrs. Darcy hat geschrieben:In Farscape hat es sich mit Zen und Dargo ja schon abgezeichnet
Wow, das ist das erste Mal, dass ich hier einen anderen Farscape-Fan treffe. Meiner Meinung nach ist es gar nicht sicher, dass Dargo tot ist, man sieht ihn nicht direkt sterben und viele Fans sind überzeugt, dass er noch lebt ;).

Eine weitere Serie, in der ein Hauptcharakter, oder genauer sogar ein Titelcharakter, stirbt, ist McLeods Töchter. Da lag es aber wirklich daran, dass die Darstellerin nicht mehr wollte. Trotzdem hat die Serie diesen Verlust überstanden und läuft jetzt, vier Jahre später, immer noch. Charmed hat Prues Tod ebenfalls überstanden und lief noch fünf weitere Staffeln. Auch hier hatte der Tod des Charakters mit der Schauspielerin zu tun. Ich habe manchmal den Eindruck, dass ein Serientod, der unvermeidlich ist, weil die Darsteller nicht mehr zu Verfügung stehen, von den Fans eher hingenommen wird, als ein Serientod, der rein dramaturgische Ursachen hat.
Mrs. Darcy
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Beitrag von Mrs. Darcy »

Maret hat geschrieben: Wow, das ist das erste Mal, dass ich hier einen anderen Farscape-Fan treffe. Meiner Meinung nach ist es gar nicht sicher, dass Dargo tot ist, man sieht ihn nicht direkt sterben und viele Fans sind überzeugt, dass er noch lebt ;).
Ist ja klasse, dass man hier auch mal einen Scaper trifft. Ich hab bestimmt schon über XXX (sagen wir einfach viel zu viele ;) ) Serien durch, aber Farscape ist einfach meine Lieblingsserie und konkurrenzlos auf Platz 1. :D

Ich denke allerdings schon, dass Ka´Dargo tot ist. Das würde für mich sehr viel von der Stimmung kaputt machen, wenn er doch noch lebt. Nee, nee, dass geht garnicht. So sehr ich diesen Charakter geliebt habe, bitte keine Wiederauferstehung. Ich hab mir übrigens auf Aeryns und später auf Johns Beerdingung die Augen so ausgeheult, dass die Tempo-Aktien um 2 Punkte gestiegen sind. ^_^

Mit Charmed und MecLeods Töchter hast du recht, aber ist es da nicht so, dass es nicht nur einen Haupt-HauptCharakter gibt, sonder gleich 2 bzw. 3? Da teilt man sich den Serienfokus mit den Geschwistern und es ist als Zuschauer etwas leichter, jemand neues zu akzeptieren.
Maret hat geschrieben: Ich habe manchmal den Eindruck, dass ein Serientod, der unvermeidlich ist, weil die Darsteller nicht mehr zu Verfügung stehen, von den Fans eher hingenommen wird, als ein Serientod, der rein dramaturgische Ursachen hat.


Da kann ich dir nur zustimmen. Den Eindruck hab ich auch. Liegt wohl dran, dass man als Fan keine Wahl hatte und für das "Real live" mehr Verständnis hat als für die künstlerischen Ambitionen von Autoren. ;)
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philomina
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Beitrag von philomina »

So, hoffentlich krieg ich noch zusammen, was ich zu den einzelnen Kommentaren sagen wollte 8-)
Phalanxxx hat geschrieben:wenn es gut gehandhabt wird, kann so ein kleiner Ausblick hochinteressant sein.
So sehe ich das auch. Früher hab ich sogar bei jedem Buch, das ich gelesen habe, zu allererst den Schlusssatz gelesen, aber auch NUR den allerletzten Satz. Dann hab ich das ganze Buch über gerätselt, wie man dieses "Ziel" erreichen will. (Heute mach ich das allerdings nicht mehr.)
Annika hat geschrieben:Denn dann kommen mir Episoden, wo der jeweilige Charakter auf der Kippe steht oder sogar fast das Zeitliche segnet meistens einfach überflüssig vor.
An diesen Stellen wird bei mir dann die Spannung von der Frage "wie kommt er da wieder heraus?" getragen. Wie z.b. bei PB, als Linc auf dem E-Stuhl sitzt. Meines Erachtens waren da alle Möglichkeiten ausgeschöpft, wie man ihn freibekommen könnte, und ich war wahnsinnig gespannt, wie der Moment aufgelöst wurde. Und zugegebener Maßen kann ich mich, wenn ich völlig in die Serie eingetaucht bin, auch nicht von dem irrationalen Gedanken freimachen "Stirbt er doch?" ...Genauso, wenn ich gute Filme/Serien zum 2.x anschaue: ich hoffe dann manchmal so sehr, dass es diesmal anders ausgeht, dass ich (nochmals betont!) völlig irrational die Möglichkeit nicht ausschließe ;)
Annika hat geschrieben:Das gefällt mir dann nämlich wieder an Prison Break, da wir dort Michael und Lincoln noch nie in wirklich ernsthafter Todesgefahr gesehen haben.
Ich glaube, wenn wir Linc fragen, dann hatte er auf dem E-Stuhl schon das Gefühl in ernsthafter Todesgefahr zu sein, oder?! ;)
bubu hat geschrieben:-Abruzzi: Streitet mit seiner Frau, ihm ist die Mafia wohl wichtiger als Frau und Kinder -> unsympatisch -> tot

-Tweener: Hat die andern des öfteren verraten und war auch nie besonders sympatisch -> tot.
Da musste ich vorhin sehr über die Formulierung lachen :D Der Ausgang "unsympatisch -> tot" ist ja auch nicht immer zu erwarten. Bellick z.b. ist mir sehr viel unsympatischer als Abruzzi oder Tweener, und er ist immer noch da. Abgesehen davon sind sowohl Abruzzi als auch Tweener mir total ans Herz gewachsen. Tweener zwar erst in der 2. Staffel, aber Abruzzi schon in der ersten. Daher fiel mir der Abschied von diesen Charakteren schon sehr schwer!
hoernaey hat geschrieben:"Brothers & Sisters" schafft es meiner Meinung nach z.B. häufig, den Zuschauer zu überraschen und Dinge zu tun, mit denen man nicht rechnen würde in einer Serie.
Oh ja, deshalb fand ich schon den Piloten der Serie toll. Denn ich wusste so gut wie nichts, hab auch bei den Namen der Schauspieler nicht so aufgepasst, und als ich Tom Skerrit sah, war ich sicher, dass er einer der Hauptcharas ist. Und dann stirbt er am Ende des Piloten? Fand ich großartig!
Maret hat geschrieben:dann denke ich nicht die ganze Zeit "ach, die stirbt ja eh nicht", sondern lasse mich von den Emotionen mitreißen und bewegen.
Das kann ich 500%ig unterschreiben!
Maret hat geschrieben:Da sterben dann Leute, aber irgendjemand dreht die Zeit zurück und schwupps ist alles wieder gut. Da wäre sicherlich von Seiten der Autoren manchmal mehr Geschick und Sensibilität angebracht.
Hauptbeispiel in dieser Hinsicht ist ja wahrscheinlich der legendäre Serientod von Bobby Ewing in Dallas, oder?! Da stirbt der gute Mann, man dreht 1 oder 2 komplette Staffeln ohne ihn, die Zuschauer bombadieren den Sender mit Forderungen, ihn zurückzubringen. Und dann beginnt eine neue Staffel damit, dass er aus der Dusche tritt, und alles was dazwischen war, wird als Traum seiner Frau Pam ausgelegt, und man dreht völlig neue Storylines mit einem wiedergekehrten verlorenen Sohn.
Dawson Leary hat geschrieben:Die Personen sind mehr oder weniger austauschbar und können an jedem Punkt der Geschichte ohne Rücksicht auf Verluste geopfert werden, aber an der Gesamtsituation ändert sich kaum etwas
Unter diesem Konzept kann man auch Serien wie CSI etc verbuchen? Allerdings würd ich da trotzdem sagen, dass man wohl kaum Grissom, Mac oder Horatio sterben lassen würde, oder?!
Maret hat geschrieben:Oft sterben Charaktere nur, weil die Schauspieler nicht mehr wollen. Natürlich gibt es auch Serientode, die allein der Dramaturgie dienen, aber offen gestanden schadet dies einer Serie in vielen Fällen mehr, als das es nutzt.


Ein anderer Fall ist es natürlich in Büchern, da gibt es keine Schauspieler, die nicht mehr wollen. Kennt ihr die Inspector Lynley-Serie von Elizabeth George? (Ich meine jetzt nicht die Verfilmung). Dort drehen sich die einzelnen Bände ungefähr 50/50 um Backgroundstory der Hauptcharas und Kriminalfall.
Spoiler
Im aktuellsten Band stirbt Helen Lynley
, und ich hab damit so Null gerechnet! Da hat man (wieviele?) 7 oder 8 Bände lang mit diesen Hauptcharas "gelebt",
Spoiler
obwohl Helen natürlich nur ein Neben-Hauptchara ist, und dann stirbt die einfach und völlig sinnlos?
Und dann muss man ewig warten, bis der nächste Band geschrieben ist (in dem Fall sogar der übernächste), um zu erfahren, wie das der Dramaturgie dienen soll. Das ist echt hart!
aceman hat geschrieben:Ich denke, wenn man 24 gut abschließen will, dann muss man Jack sterben lassen.
Bin echt mal gespannt, ob das bei PB nicht auch so enden wird/muss. Wentworth sagt ja selber schon in jedem Interview, dass man sich die Brüder kaum mehr happy mit einem Scuba-Shop vorstellen kann.
Mrs. Darcy hat geschrieben:Die Mischung sollte einfach stimmen. So einfach ist das und dann schaltet so ein kleiner Serienjunkie wie ich auch weiterhin brav ein.
Auch das kann ich nur unterschreiben!

Und, um nochmal auf Dallas und die 70er/80er Jahre zurückzukommen, ich glaube, was Vorhersagbarkeit angeht, sind wir heutzutage echt einfach schon sehr geübt in unserem Zuschauerverhalten. Als am Ende der 3. Staffel damals auf J.R. Ewing geschossen wurde, ging ein solcher Aufruhr durch die Zuschauermassen, dass die 8-Uhr-Nachrichten sogar davon berichteten "Who shot J.R.?" :D

EDIT: Als unvorhersagbarste Serie (von denen, die ich kenne) würde ich nach wie vor meine absolute Lieblingsserie betrachten: Twin Peaks! Da ist nichtmal der Hauptchara Specialagent Cooper vor einem üblen Schicksal gefeit.
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Annika
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Beitrag von Annika »

philomina hat geschrieben:
Phalanxxx hat geschrieben:wenn es gut gehandhabt wird, kann so ein kleiner Ausblick hochinteressant sein.
So sehe ich das auch. Früher hab ich sogar bei jedem Buch, das ich gelesen habe, zu allererst den Schlusssatz gelesen, aber auch NUR den allerletzten Satz.
Das gibt es nicht... Ich lese immer den ersten und letzten Satz eines Buches, wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob ich es kaufen soll. Wenn beide Sätze "spannend" sind, dann ist es gekauft...
An diesen Stellen wird bei mir dann die Spannung von der Frage "wie kommt er da wieder heraus?" getragen.
Manchmal ja, manchmal nein. Dafür muss es gut inszeniert sein. Die Handlung um Linc aus PB, die du ansprichst habe ich auch so empfunden und fand es deswegen auch nicht schlimm, außerdem war es von Nöten, dass er dem Stuhl entgegensieht, weil es sich von der Handlung angeboten hat. Bei "Grey's" allerdings stelle ich mir diese Frage einfach nicht, sie schafft es halt doch und überlebt und dann sind alle froh... Es gibt also durchaus Szenen bei denen diese Spannung vorhanden ist, aber auch viele wo die Spannung nicht gegeben ist und ich es deswegen überflüssig finde.

Da lobe ich mir dann lieber keine Nahtod-Erfahrungen, sondern andere sehr brenzliche Situationen, wie am Ende der fünften Staffel von "24", als Jack von den Chinesen gefangen genommen wurde. (Obwohl die Auflösung seines Zurückkommens auch nicht so dolle war)
Ich glaube, wenn wir Linc fragen, dann hatte er auf dem E-Stuhl schon das Gefühl in ernsthafter Todesgefahr zu sein, oder?! ;)
Gut, aber das war für mich - wie oben schon erwähnt - einfach ein Muss, da er die Todesstrafe bekommen hat und deswegen einmal auf dem Stuhl landen musste (was dementsprechend auch voraussehbar war)
Da musste ich vorhin sehr über die Formulierung lachen :D Der Ausgang "unsympatisch -> tot" ist ja auch nicht immer zu erwarten.
Ich denke das kann man so kategorisch auch nicht sagen, denn man braucht die unsympathischen einfach in der Serie. Sie stellen immer einen Gegenpart zu den "Helden" da, deswegen wird man nicht alle sterben lassen. Ich denke das ist auch mit ein Grund dafür, dass T-Bag und Bellick immer noch bei Prison Break sind.
Unter diesem Konzept kann man auch Serien wie CSI etc verbuchen? Allerdings würd ich da trotzdem sagen, dass man wohl kaum Grissom, Mac oder Horatio sterben lassen würde, oder?!
Bei Grissom wurde es doch schon oft angesprochen... Aber ich denke dann hört CSI auch auf, denn obwohl die Serie nicht auf seinem Charakter basiert, ist er doch schon ein sehr fester Bestandteil.
Bin echt mal gespannt, ob das bei PB nicht auch so enden wird/muss. Wentworth sagt ja selber schon in jedem Interview, dass man sich die Brüder kaum mehr happy mit einem Scuba-Shop vorstellen kann.
Aber er sagte auch mal, dass es auch daran liegt, weil sie zu viele Opfer gebracht haben. Aber ich lass mich überraschen...
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philomina
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Beitrag von philomina »

Annika hat geschrieben:Das gibt es nicht... Ich lese immer den ersten und letzten Satz eines Buches, wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob ich es kaufen soll. Wenn beide Sätze "spannend" sind, dann ist es gekauft...
Stimmt! In dem Fall mach ich es auch heute noch :)
Annika hat geschrieben:Da lobe ich mir dann lieber keine Nahtod-Erfahrungen, sondern andere sehr brenzliche Situationen
Ich glaube, was noch keiner angesprochen hat: Wie sieht's denn damit aus, wenn ein guter Hauptcharakater, ein Held also, nicht vor dem Tod steht, aber davor von der guten auf die böse Seite zu wechseln? (Sowas wird bei Soaps ja leider sehr ausgelutscht)
Bei Lex Luthor z.b. (ok, er ist nicht der Held der Serie) ist es absehbar, dennoch finde ich, wird diese Zerrissenheit auf dem Wege von gut nach böse seit diversen Staffeln bereits von Michael Rosenbaum grandios dargestellt, so dass ich NIE vorhersagen kann, an welcher Stelle dazwischen er sich gerade befindet. Somit ist sein Handeln für mich meist überraschend.

Und wie sieht es mit Supernatural aus? Ist der Schritt absehbar, dass Sam zur dunklen Seite überwechselt? So dass die Brüder einander eines Tages als echte Feinde gegenüberstehen? Ich glaube es nicht, aber ich fänd es sehr mutig!

So oft wie Wentworth in Interviews davon spricht, dass Michael durch sein Handeln mehr und mehr von seinem "Heldenruhm" einbüßt, (obwohl ich nicht weiss, ob die Zuschauer das auch so empfinden?!) und so sehr sich Wentworth ja auch wünscht, mal den Bösen zu spielen, könnte man sowas bei PB erwarten?
Dawson Leery

Beitrag von Dawson Leery »

philomina hat geschrieben:
Dawson Leery hat geschrieben:Die Personen sind mehr oder weniger austauschbar und können an jedem Punkt der Geschichte ohne Rücksicht auf Verluste geopfert werden, aber an der Gesamtsituation ändert sich kaum etwas
Unter diesem Konzept kann man auch Serien wie CSI etc verbuchen? Allerdings würd ich da trotzdem sagen, dass man wohl kaum Grissom, Mac oder Horatio sterben lassen würde, oder?!
Bild Du hast jetzt nicht wirklich gerade diese Beiden miteinander vergleichen, oder?!

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Bei CSI steht der zu aufklärende Mord im Mittelpunkt und der Stil wie er aufgeklärt wird. Dabei ist das Opfer, die Ermittelnden und die Stadt austauschbar.




Bei The Wire ist der Star der Serie die Stadt Baltimore bzw. die amerikanische Großstadt am Anfang des 21. Jahrhunderts an sich; das andere Amerika, das arme Amerika, das Amerika welches in den Medien und in nahezu jeder anderen Fernsehserie nicht stattfindet und/oder nicht richtig (re)präsentiert wird, weil die Drehbuchautoren, die in West Los Angeles leben keine Ahnung haben was im Osten der Stadt vor sich geht und die Themen Armut, Verbrechen und Polizeiarbeit nur aus anderen Fernsehserien kennen, welche wiederum nur von Leuten gemacht werden die mit Armut, Verbrechen und Polizeiarbeit auch nie etwas am Hut hatten.



Erfinder David Simon spricht selber davon, daß es in der Serie über das Ende des amerikanischen Imperiums geht.
Hier hat man es weniger mit einer Fernsehserie zu tun als mit einem bebilderten Roman und mit einem zu einem zutiefst pessimistischen und wütenden Manifest, die den Finger ganz tief in die Wunde Amerikas legt.

Hier wird gezeigt, daß der Krieg gegen Drogen, No Child Left Behind und Just Say No nicht funktionieren und warum.

Hier wird anklagt, daß sich Amerika mehr und mehr in eine Oligarchie (vom griech.: oligarchia "Herrschaft Weniger") verwandelt, daß die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt und jeden neuen Tag aufgrund von Kapitalismus, Profiten und Habgier jeder einzelne von uns ein Stückchen weniger wert ist da aufgrund der industriellen Revolution der einzelne nicht mehr gebraucht wird um Vermögen anzuhäufen und zu vermehren.





Mit der Austauschbarkeit und Vorhersehbarkeit ist hier ist gemeint, daß es keine Rolle spielt welcher Gangster nun erschossen wird und wie viele große und kleine Fische man hinter Schloss und Riegel bringt, es kommen immer wieder neue finstere Gestalten nach die den Platz einnehmen der frei wurde. Man schlägt der Hydra einen Kopf ab und zwei neue wachsen nach.

Es spielt keine Rolle welcher Polizist nun welche Moral und welches Können an den Tag legt, Hauptsache der Polizeichef kann am Ende des Jahres ein Quote von mehr 50% aufgeklärter Morde aufweisen in einer Stadt mit 250 bis 300 Morden pro Jahr um so die Öffentlichkeit bei Laune zu halten.

Es spielt kein Rolle wer nun Lehrer einer Klasse ist, wie er sich um sie kümmert, wie er sich au das restliche Leben vorbereitet und was er ihnen an sozialen Dingen beibringt die nicht auf dem Lehrplan stehen. Es zählt nur, daß bei dem vorher einstudierten und auswendig gelernten Abschlußtest ein Resultat abliefert wird welches zeigt, daß die Achtklässler in zwei bestimmten Fächern "nur" 2 Jahre hinterherhinken.

Es spielt im Grunde auch keine Rolle wer nun Bürgermeister ist, denn jeder wird es mit der selben Bürokratie, mit selben dicken Minus im Budget und mit den selben politischen Seil- und Machenschaften zu tun haben wo jeder einzelne nur auf den größtmöglichen eigenen Erfolg aus ist.



In der Serie wird desöfteren in Bezug auf das Drogengeschäft und alles was damit unmittelbar zu tun hat (das Geschäft, das Geldwaschen, die Morde, die Verhaftungen, die Bestechung, ...) von "The Game" gesprochen und bei diesem Spiel ist es nebensächlich wer nun mitspielt: "The game is fucking the game, period".



Gruß
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philomina
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Beitrag von philomina »

Dawson Leery hat geschrieben:Du hast jetzt nicht wirklich gerade diese Beiden miteinander vergleichen, oder?!
Nee, Äpfel und Birnen habe ich nicht verglichen :) Ich habe an der Stelle genau genommen gar nichts verglichen. Ich kenne The Wire auch gar nicht. Ich habe nur festgestellt, dass der von mir zitierte Part deines Beitrags
Dawson Leery hat geschrieben:Die Personen sind mehr oder weniger austauschbar und können an jedem Punkt der Geschichte ohne Rücksicht auf Verluste geopfert werden, aber an der Gesamtsituation ändert sich kaum etwas
ähnlich klingt, wie das Konzept, nach dem CSI funktioniert.

So wie du The Wire beschreibst, frag ich mich, wie das als Serie umsetzbar ist. Es klingt danach, als würde jeder Themenblock Romanlänge umfassen müssen, um der Sache gerecht zu werden. Aber so ähnlich schriebst du das ja selbst auch schon.
Dawson Leery

Beitrag von Dawson Leery »

philomina hat geschrieben:Ich kenne The Wire auch gar nicht. Ich habe nur festgestellt, dass der von mir zitierte Part deines Beitrags [...] ähnlich klingt, wie das Konzept, nach dem CSI funktioniert.
Hätte der Absatz alleine gestanden würde ich dir zustimmen, aber wenn man die vorhergehenden Absätze hinzunimmt dürfte, so hatte ich gehofft, klar gewesen sein was ich meinte:
Bei The Wire hat man es dagegen eher mit so etwas wie einer griechischen Tragödie von z.B. Aischylos zu tun in denen die Figuren mit dem Schicksal und den Göttern hadern und wo die Götter (die Institutionen: Polizei, Justiz, Politik, Bildungssystem, Drogenorganisation) in alles hineinpfuschen und letztlich immer stärker als der Einzelne.
Die Geschichte steht im Vordergrund und nicht deren Figuren. Diese sind im Grunde nur Mittel zum Zweck und werden wie Schachfiguren über das Brett geschoben. Ein wenig wie Tolstoj im Fernsehen.
[...]



philomina hat geschrieben:So wie du The Wire beschreibst, frag ich mich, wie das als Serie umsetzbar ist. Es klingt danach, als würde jeder Themenblock Romanlänge umfassen müssen, um der Sache gerecht zu werden. Aber so ähnlich schriebst du das ja selbst auch schon.
Die ganze Serie ist in einzelne Kapitel gegliedert:

In der 1. Staffel geht es den Drogenring von Avon Barkesdale. Bis zur Mitte der Staffel wissen die Polizisten nicht einmal wie Barkesdale aussieht -- etwas, was der Zuschauer schon nach wenigen Minutes weiß. Das Leben in den Ghettos und deren Personen werden vorgestellt und es wird wie bei den ersten Kapiteln eines Buches die Grundlage für die weitere Geschichte geschaffen.

In der 2. Staffel verlagert sich das Geschehen zum Hafen Baltimores und es wird anhand der illegal agierenden Hafenarbeiter der langsame Untergang der Gewerkschaften und das Wegbrechen der Mittelschicht veranschaulicht.

In der 3. Staffel geht's wieder zurück auf die Straße wo ein ranghoher Polizist auf eigene Verantwortung den Drogenhandel legalisiert. Außerdem wird anhand eines aufstrebenden Politikers gezeigt was es bedeutet in einen Wahlkampf zu ziehen.

In der 4. Staffel liegt der Schwerpunkt auf dem maroden Schulsystem, welches anhand von vier Jugendlichen und einen neuen idealistischen Lehrer verdeutlicht wird.

Und die 5. und letzte Staffel wird es ab Januar um die Themen Obdachlosigkeit, Medien und Medienkonsum gehen wobei der Fokus hier beim Journalismus liegen wird: welche Geschichten werden erzählt, welches nicht und warum bleibt als beim Alten.



Was über die Staffeln gleich bleibt, ist, daß sich die Polizei in Form der Major Case Unit sich mit Hilfe einer von einem Richter bewilligten Telefonüberwachung an "die Bösen" heftet und versucht sie dadurch zu überführen.




Um solche Strukturen aber lebendig werden und sie interessant bleiben zu lassen braucht man einen Erzählrhythmus mit langen, epischen Bögen und einer Überfülle an Figuren.
Die Serie bricht dazu mit den vorhandenen Erzählstrukturen welche man sonst aus den meisten anderen Serien kennt: drei kleinere Cliffhanger vor der Werbeblöcken, einen mittleren am Ende der Folge und einen großen am Ende einer Staffel damit der Zuschauer auch jaaaa wieder einschaltet.
Bei The Wire gibt es keine Cliffhanger. Jede Staffel ist ein für sich abgeschlossenen Kapitel innerhalb des Buches und die Werbe-Cliffhanger fallen dank HBO sowieso weg.





Wie schon einmal in einem anderen Thema geschrieben: David Simon ist ein griechischer Gott und die Serie ist vielleicht der Höhepunkt moderner Unterhaltung, mediumübergreifend.
Simon und sein kongenialer Partner Ed Burns sollten IMO für die Serie den Literatur-Nobelpreis bekommen ... ok, etwas übertrieben, aber Pullizer sollte es schon sein.



Auf der Website Metacritic, die Bewertungen publizierter Kritiken sammelt und zusammenfasst erhielt die vierte Staffel eine Durchschnittsbewertung von 98%, den höchsten Wert in der Geschichte der Seite und die wohl größte Ansammlung von professionellen Reviews im Superlativ die ich je gesehen habe.


Außerdem hat keine andere Serie in den letzten Jahren so viele und so hohe Platzierungen bei The Futon Critic, die jedes Jahr eine Liste der 50 besten Episodenfolgen des Jahres erstellen.

Sammlung dieser Platzierungen (ohne Spoiler):
Spoiler
Staffel 1
1. "the wire: sentencing"
(originally aired september 8, 2002)
Without question "The Wire's" season finale was one of those episodes where afterward you shut the television off and sit there for a few minutes stunned by what you just watched. By far and away the best new series of 2002, David Simon's drama literally reinvented how a cop series could be done in the same way Stephen Bocho did a decade ago with "N.Y.P.D. Blue."
Cynical, raw and without the rampant showboating for Emmys many series out there pull, "The Wire" really felt like you were watching actual people, not just characters. And whose spine didn't chill a little when McNulty is asked "So, where don't you want to go?" or had their stomach drop when McNulty himself declares in the final sequence, "Jesus, what the hell have I done?" About as good as television can possibly get.

5. "the wire: cleaning up"
(originally aired september 1, 2002)
"This is me, yo, right here," says a sobbing Wallace (Michael B. Jordan) as [...]. You'd be hard pressed to find a harder to watch sequence than this one in 2002 [...]. I get the shivers just thinking about it.

12. "the wire: old cases"
(originally aired june 23, 2002)
While the taboos of adult language and nudity are slowly being eaten away on network television, it could be only on HBO that you have an entire five minute sequence where two characters simply say "fuck" in a myriad tones as they investigate a crime scene. This series got a lot of flack for its rampant potty mouthing but I deny anyone to watch that scene without cracking a smile. More importantly is that it fit perfectly with the harried personalities of partners McNulty (Dominic West) and Bunk (Wendell Pierce) and wasn't just a cheap "we're on HBO" stunt.


Staffel 2
9. "the wire: all prologue"
(originally aired: july 6, 2003)
There's simply been nobody like Omar (Michael K. Williams) on television before and he absolutely steals the show in this episode as he's called on to testify for the D.A.'s office. After being grilled by the defense for his less than moral activities, Omar responds with a amazing, funny and cheer inducing monologue about the legal system.

16. "the wire: port in a storm"
(originally aired: august 24, 2003)
"The Wire" once again reminded us happy endings are all too rare in the "real" world with its second season finale. Plus who couldn't help but get psyched about the impending showdown between Avon Barksdale (Wood Harris) and Stringer Bell (Idris Elba) next season?


Staffel 3
2. "the wire: mission accomplished"
(originally aired december 19, 2004)
Every year, "The Wire" builds up to a boiling point where you think the good guys will win and the bad guys will lose - and damn if every year "The Wire" doesn't find a new way to show that real life never works quite like that. From the demolition of its psuedo-"Amsterdam" to McNulty's realization of "who the hell have I been chasing," season three once again proved why this series is an American classic.

9. "the wire: middle ground"
(originally aired december 12, 2004)
"The Wire" hasn't been shy about offing significant characters, but [...]? [...] Making matters all the more heart-wrenching is that the moment comes just as the cops finally catch him on the wire and think they've just sealed their case.

15. "the wire: moral midgetry"
(originally aired november 14, 2004)
It was the showdown we all knew had to happen [...]: "You know the difference between me and you? I'm bleedin' red and you bleedin' green. I look at you these days, String, you know what I see? I see a man without a country. Not hard enough for this right here and maybe, just maybe, not smart enough for them out there..." What follows is absolutely, jaw dropping riveting as Idris Elba and Wood Harris prove themselves to be some of TV's most talented actors.


Staffel 4
2. "the wire: final grades" (hbo)
(originally aired: december 10, 2006)
David Simon did it again. He made us think these four boys - Namond (Julito McCullum), Michael (Tristan Wilds), Randy (Maestro Harrell) and Duquan (Jermaine Crawford) - could have at the very least a future and ripped the rug out from under nearly all of them. He gave us a voice in Bodie (JD Williams), who rallied against the current state of "the game," [...]. He gave us a saintly mayor (Aidan Gillen) only to muzzle him with bureaucracy. In the end however he did give us the "old" McNulty (Dominic West) back and the promise to fight the good fight once again. And I'm sure he'll make us believe again - and rip the rug out from under us again. And I wouldn't have it any other way.


P.S.: merkt man, daß ich über die Serie den ganzen Tag schreiben könnte? :D


Gruß
JustinFected

Beitrag von JustinFected »

Dawson Leery hat geschrieben: P.S.: merkt man, daß ich über die Serie den ganzen Tag schreiben könnte? :D


Gruß
Du hast den sehr guten ZEIT-Artikel vergessen. Aber der wäre dann wahrscheinlich beim nächsten Beitrag gekommen. :D
(Wobei ich gerade sehe, dass du auf dessen Inhalte ohnehin schon größtenteils eingegangen bist. Na ja, jetzt steht der Link da. Nix für ungut. *g*)

Stimmt schon, ich habe bisher auch nur begeisterte The Wire-Zuschauer erlebt und irgendwie scheint sich nahezu jeder Kritiker einig zu sein, dass das das Beste ist, was das Fernsehen zu bieten hat. Ich müsste dringend mal mit der Serie anfangen.
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Annika
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Beitrag von Annika »

Ein wenig Off-Topic... Ich glaube das wird die nächste Serie sein, die ich mir angucke... der Lobgesang verspricht ja einiges!
Dawson Leery

Beitrag von Dawson Leery »

Phalanxxx hat geschrieben:Du hast den sehr guten ZEIT-Artikel vergessen. Aber der wäre dann wahrscheinlich beim nächsten Beitrag gekommen. :D
(Wobei ich gerade sehe, dass du auf dessen Inhalte ohnehin schon größtenteils eingegangen bist. Na ja, jetzt steht der Link da. Nix für ungut. *g*)
Yep, wobei Simon in Interviews und Vorträgen auch immer wieder gerne die selben Stichwörter benutzt (Ende des amerikanischen Imperiums, Roman, Shakespeare, Aischylos, Tolstoj) und ich sie dann auch aus Faulheit übernehme da ich diese Art von Lobpreisung auch nicht zum ersten Mal mache.


Phalanxxx hat geschrieben: Ich müsste dringend mal mit der Serie anfangen.
Annika hat geschrieben:Ich glaube das wird die nächste Serie sein, die ich mir angucke... der Lobgesang verspricht ja einiges!
Gute bis sehr gute Englischkenntnisse sind unerlässlich und selbst dann sollte man Untertitel ernsthaft in Erwägung ziehen außer man versteht auch ohne Hilfe das was Snoop hier in der Auftaktszene der 4. Staffel sagt, in der sie(!) eine Nagelpistole in einem Baumarkt kauft (größtenteils spoilerfrei).

http://youtube.com/watch?v=gE-uY7P3pe4
I seen a tiny-ass .22 round-nose strap a nigger plenty of days, man. Motherfuckers get up in you like a pinball, rip your ass up. Big joints, though... Big joints, man, just break your bones, you say, "fuck it."
^_^



Eine deutsche Synchronisation gibt es nicht weil sie auch keinen Sinn machen würde da die Serie einen Höchstgrad an Authentizität und Realismus erreicht.

Zu kaum einem Zeitpunkt der Geschichte hat man das Gefühl das es sich hier um ausgedachte Geschichte handelt, sondern um eine reale Handlung die sich genau so in Baltimore abspielte und bei der man das Glück hat ihr beizuwohnen.


Dazu passt folgende Anekdote in der vor zwei Jahren eine Drogen-Gang aus dem New Yorker Stadtteil Queens Kommunikations-Techniken direkt aus der Serie übernommen hat.
The accused leaders of the Queens gang [...] mimicked the practice of characters in "The Wire," using disposable cellphones to make it more difficult for the police to eavesdrop on them.

Each time the suspects switched phones, investigators and prosecutors had to go back to court and seek approval for a new wiretap from a State Supreme Court justice [...].


"Believe it or not, these guys copy 'The Wire,' " said the sergeant, who is assigned to the Organized Crime Investigation Division. "They were constantly dumping their phones. It made our job so much harder."

Sergeant Rodriguez said several members of the gang were big fans of the HBO show and talked about it constantly. He said that the investigators could catch up on the latest developments in the show, if they hadn't seen it, when members of the gang talked about it the next day. "If we missed anything, we got it from them Monday morning," he said.
[...]
http://www.nytimes.com/2005/01/15/nyreg ... 4c&ei=5070




Zudem ist am Anfang der Serie sehr viel Geduld gefragt. Man wird niemanden finde, der bereits nach zwei Folgen einen Lobgesang auf die Serie singen wird.
Sie fängt sehr gemächlich an, gerade zu langweilig, aber hier werden die Grundlagen gelegt und wie bei einem Buch mit 600 Seiten sollte man auch hier die gesamte Serie nicht nach 20 Seiten bzw. nach 2 bis 3 Folgen beurteilen.

Die Serie braucht vielleicht 4 bis 7 Stunden bis sie ins Rollen kommt und man überhaupt einen ersten Eindruck bekommt um was es hier geht, welche die Haupt- und welche die Nebenrollen sind und bis man so langsam als deutsches Vorstadtkind die Gangster von der Straße auseinander halten kann. Es dauert dann zwei Staffeln [25 Stunden] bis man überhaupt begreift wie umfangreich die Handlung eigentlich ist.

Für die ersten 6 Folgen habe etwa 2.5 Wochen gebraucht, für die restlichen 3.5 Staffeln (44 Stunden) nur knapp die Hälfte. Privatleben lag zu dem Zeitpunkt am Boden, aber da muß man halt durch. Am Ende der ersten Staffel hat man angebissen, am Ende der dritten Staffel ist man besessen. Und die vierte Staffel ist vielleicht die bisher beste. :)


Gruß
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philomina
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Beitrag von philomina »

Nachdem Dawson seiner Lieblingsserie The Wire einen eigenen Thread gewidmet hat ;) bin ich mal so frei, mich selbst zu zitieren, um die Diskussion vielleicht nochmal in Gang zu bringen. Weiss nicht, ob ihr hier Lust habt, crossover zu spekulieren, aber ich denke, es passt nicht nur zum Threadtitel zu diskutieren, was vorhersehbar war, sondern auch, was absehbar erscheint, und was nicht.

Mich würde jedenfalls sehr interessieren, was ihr meint:
Philomina hat geschrieben:Ich glaube, was noch keiner angesprochen hat: Wie sieht's denn damit aus, wenn ein guter Hauptcharakater, ein Held also, nicht vor dem Tod steht, aber davor von der guten auf die böse Seite zu wechseln? (Sowas wird bei Soaps ja leider sehr ausgelutscht)
Bei Lex Luthor z.b. (ok, er ist nicht der Held der Serie) ist es absehbar, dennoch finde ich, wird diese Zerrissenheit auf dem Wege von gut nach böse seit diversen Staffeln bereits von Michael Rosenbaum grandios dargestellt, so dass ich NIE vorhersagen kann, an welcher Stelle dazwischen er sich gerade befindet. Somit ist sein Handeln für mich meist überraschend.

Und wie sieht es mit Supernatural aus? Ist der Schritt absehbar, dass Sam zur dunklen Seite überwechselt? So dass die Brüder einander eines Tages als echte Feinde gegenüberstehen? Ich glaube es nicht, aber ich fänd es sehr mutig!

So oft wie Wentworth in Interviews davon spricht, dass Michael durch sein Handeln mehr und mehr von seinem "Heldenruhm" einbüßt, (obwohl ich nicht weiss, ob die Zuschauer das auch so empfinden?!) und so sehr sich Wentworth ja auch wünscht, mal den Bösen zu spielen, könnte man sowas bei PB erwarten?
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Annika
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Beitrag von Annika »

philomina hat geschrieben:Bei Lex Luthor z.b. (ok, er ist nicht der Held der Serie) ist es absehbar, dennoch finde ich, wird diese Zerrissenheit auf dem Wege von gut nach böse seit diversen Staffeln bereits von Michael Rosenbaum grandios dargestellt, so dass ich NIE vorhersagen kann, an welcher Stelle dazwischen er sich gerade befindet. Somit ist sein Handeln für mich meist überraschend.
Ich guck die Serie ja nicht mehr regelmäßig, aber genau das was du beschrieben hast, fand ich auch immer gut. Die Frage eben danach, wann es soweit ist, wie er dazu getrieben wird etc. Keine Ahnung wie weit wir bei Smallville gerade sind, aber nachdem ich wusste, dass er mit Lana zusammen ist, dachte ich ja immer, dass genau das der Knackpunkt wird - zumindest vor allem, wenn man an seine und Clarks Freundschaft denkt. Danach sollten die beiden zumindest nicht mehr einander vertrauen oder so...
So oft wie Wentworth in Interviews davon spricht, dass Michael durch sein Handeln mehr und mehr von seinem "Heldenruhm" einbüßt, (obwohl ich nicht weiss, ob die Zuschauer das auch so empfinden?!) und so sehr sich Wentworth ja auch wünscht, mal den Bösen zu spielen, könnte man sowas bei PB erwarten?
Hier bin ich mir nicht so ganz mit mir selber einig. Ich denke durch den Tod von Sara wird der Gejagte zum Jäger. Also Böse wird er in dem Sinne für mich nicht, sondern eher "wider seiner Natur". Ich denke wir werden schon einen Michael sehen, der sich mit Mahone zusammenschließt und den Untergang der Company einleitet (Vielleicht ist das aber auch nur Wunschdenken)
Yavanna

Beitrag von Yavanna »

Es gab eine birtische Serie, nämlich "Hex" bei der der Hauptcharacter Cassy gestorben ist. Das hat mich damals sehr überrascht, hat aber auch dazu geführt, dass ich die Serie nicht weitergeschaut habe.

Ein weiteres Beispiel wäre noch Charmed, wo Prue sterben musste, was aber natürlich nur auf die Probleme zwischen Shannon und den Produzenten zurückzuführen war.

Fast jede Serie ist in gewisser Weise vorhersehbar, es gibt eigentlich nur eine Serie die es fast jede Woche geschafft hat mich staunen zu lassen und das was Veronica Mars in ihren besten Zeiten. Ob es sich um die Motw handelte, oder um das Staffel Mystery, die Serie war immer für Überraschungen gut. Leider ist das in Staffel drei total verloren gegangen. Wenn man schon vor Veronica weiß was Sache ist, ist das eindeutig kein gutes Zeichen.

Muss sagen, dass ich Prison Break und auch Lost in ihren ersten Staffeln teilweise sehr unvorhersehbar fand. Klar, kann man davon ausgehen, dass die Hauptcharaktere nicht sterben, aber bei Vorhersehbarkeit muss es ja nicht um den Tod eines Charakters gehen.
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Beitrag von Annika »

Yavanna hat geschrieben:Fast jede Serie ist in gewisser Weise vorhersehbar, es gibt eigentlich nur eine Serie die es fast jede Woche geschafft hat mich staunen zu lassen und das was Veronica Mars in ihren besten Zeiten.
Das stimmt. Damals mit Beaver war ich echt platt, vor allem, als sich dann alles zusammen gefügt hat. Auch die Tatsache, dass Duncan noch mal aufgetaucht ist und Aaron hat erschießen lassen. Großartig!

Bei der dritten Staffel fand ich es nur vollkommen "unvorhersehbar", dass man die Fans so im Regen stehen lässt und kein LoVe-Ende gemacht hat. Das war mal extrem überraschend, allerdings in einem extrem negativen Sinn!
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Beitrag von Hero-Boy »

philomina hat geschrieben: Bei Lex Luthor z.b. (ok, er ist nicht der Held der Serie) ist es absehbar, dennoch finde ich, wird diese Zerrissenheit auf dem Wege von gut nach böse seit diversen Staffeln bereits von Michael Rosenbaum grandios dargestellt, so dass ich NIE vorhersagen kann, an welcher Stelle dazwischen er sich gerade befindet. Somit ist sein Handeln für mich meist überraschend.
Also für mich ist Lex ab S6 ganz klar auf der dunklen Seite. Bei den ersten 5 Staffeln muss ich dir zustimmen, da wusste man bei ihm nie so bescheid aber mittlerweile merkt selbst ein Nichtkenner der Serie das er nicht auf der guten Seite steht.
philomina hat geschrieben: So oft wie Wentworth in Interviews davon spricht, dass Michael durch sein Handeln mehr und mehr von seinem "Heldenruhm" einbüßt, (obwohl ich nicht weiss, ob die Zuschauer das auch so empfinden?!) und so sehr sich Wentworth ja auch wünscht, mal den Bösen zu spielen, könnte man sowas bei PB erwarten?
Auf keinen Fall wird Michael richtig böse, das kann Amerika sich gar nicht erlauben. Wer soll den sonst der Held der Serie sein?
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Beitrag von philomina »

Hero-Boy hat geschrieben:Also für mich ist Lex ab S6 ganz klar auf der dunklen Seite. Bei den ersten 5 Staffeln muss ich dir zustimmen, da wusste man bei ihm nie so bescheid aber mittlerweile merkt selbst ein Nichtkenner der Serie das er nicht auf der guten Seite steht.
Staffel 6 hab ich noch nicht gesehen, dank deutschem TV... Das war doch die 5., die hier zuletzt ausgestrahlt wurde, oder?! Und da ist nix mehr mit Zerrissenheit bei Lex? :(
Hero-Boy hat geschrieben:Auf keinen Fall wird Michael richtig böse, das kann Amerika sich gar nicht erlauben. Wer soll den sonst der Held der Serie sein?
Lincoln! Unser immernoch in den Credits erstgenannter Hauptdarsteller Dominic Purcell?! Unmöglich wäre es von der Handlung her nicht, finde ich. Aber von außen betrachtet rechne ich natürlich auch nicht damit.
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Re: Wie vorhersehbar sind Serien?

Beitrag von philomina »

Hach ja, gute alte Zeiten :D Hier waren schöne Diskussionen im Gange!
Annika hat geschrieben:Ok, die Diskussion drehte sich darum, dass einige fanden, dass "Prison Break" vorhersehbar war, zumindest im Bezug darauf, dass Michael nicht sterben würde.
Und jetzt ist er doch tot, der Gute. Man hat damit der Serie den Gnadenstoß versetzt und ihn den Heldentod sterben lassen.


Holen wir doch mal die alten Fragen raus :D
philomina hat geschrieben:Wie sieht's denn damit aus, wenn ein guter Hauptcharakater, ein Held also, nicht vor dem Tod steht, aber davor von der guten auf die böse Seite zu wechseln?
Bei Lex Luthor z.b. (ok, er ist nicht der Held der Serie) ist es absehbar, dennoch finde ich, wird diese Zerrissenheit auf dem Wege von gut nach böse seit diversen Staffeln bereits von Michael Rosenbaum grandios dargestellt, so dass ich NIE vorhersagen kann, an welcher Stelle dazwischen er sich gerade befindet. Somit ist sein Handeln für mich meist überraschend.
Für S8 war ich ja sicher, dass man Lex für Gastauftritte zurückholen würde, und was war - man sah "Lex", aber nicht Michael Rosenbaum. Was meint ihr? Ist es absehbar, dass man Michael Rosenbaum zurückholt?
Und wie sieht es mit Supernatural aus? Ist der Schritt absehbar, dass Sam zur dunklen Seite überwechselt? So dass die Brüder einander eines Tages als echte Feinde gegenüberstehen? Ich glaube es nicht, aber ich fänd es sehr mutig!
Sie haben schon 2-3 sehr gute Schritte in der Richtung gemacht, aber nach wie vor glaube ich nicht, dass es zum Endgame zwischen den beiden kommt.
So oft wie Wentworth in Interviews davon spricht, dass Michael durch sein Handeln mehr und mehr von seinem "Heldenruhm" einbüßt, und so sehr sich Wentworth ja auch wünscht, mal den Bösen zu spielen, könnte man sowas bei PB erwarten?
*gähn* Wentworth darf sogar in seiner nächsten Rolle bei "X-Men" (war es doch?) wieder den guten Michael Scofield geben, zumindest etwas sehr ähnliches.


Aber nun gibt es natürlich viele neue Serien und Überlegungen...

Würde Mr. Draper aus SterlingCooper aussteigen? Würden die Drapers wirklich ihre Ehe beenden?
Wird eine Serie wie "Mad Men" überhaupt "vorhersehbarer" dadurch, dass möglicherweise beides nie der Fall sein wird?

Was fällt euch noch ein?


REMINDER: Große Ereignisse einzelner Serien bitte in Spoilertags, da hier kaum jeder alle Serien kennt :)
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