Stuck with you - Wentworth Miller Fan Fiction

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tigertone

Stuck with you - Wentworth Miller Fan Fiction

Beitrag von tigertone »

Hallo zusammen,
ich muss gestehen, ich bin ein bisschen nervös. es ist meine erste fan fiction und zudem veröffentliche ich sie auch noch. naja, irgendwann ist immer das erste mal ;)

fühlt euch frei kritiken, kommentare, hinweise oder anregungen zu schreiben und habt spaß!
...tigertone

- Stuck with you -


Kapitel 1 - Das Interview

Es war ein Tag wie er schlechter nicht hätte anfangen können. Es regnete schon seitdem sie vor 2 stunden aufgestanden war und es sah nicht so aus, als würden sich die Wolken über der Stadt der Engel noch lichten. Na toll, dachte Natalie. Das war's dann also mit dem Sommerkleid, dass ich zum Interview anziehen wollte.
Das Interview war ihr wichtig. Zum ersten Mal hatte sie von ihrem Chef etwas wirklich Großes bekommen. Sie arbeitete für die Los Angeles Times seit mittlerweile einem halben Jahr. Den Job hatte sie durch einen Freund bekommen und wollte nun natürlich beweisen, dass sie nicht nur durch ihre Verbindungen zum Team gehörte. Sie wollte eine Chance zu zeigen, was in ihr steckte.
Allerdings hatte Natalie bis jetzt nur eine kleine Kolumne, für die sie regelmäßig schrieb. Bis vor einer Woche. Da platzte die Bombe im Büro ihres Chefs Carl Preston.
"Natalie, ich will, dass sie am Mittwoch ein Interview machen. Es soll auf die Gesellschaftsseite und drei Spalten sind dafür vorgesehen." Das war ein Angebot, das Natalie natürlich nicht ablehnen konnte.
"Mit wem soll ich das Interview denn führen?" fragte sie vorsichtig.
"Mit Wentworth Miller, diesem Prison Break Schauspieler, hinter dem angeblich alle Frauen her sind." sagte Preston mit einem süffisanten Lächeln.
Natalie musste schlucken. Natürlich hatte sie von Wentworth Miller schon gehört. Eigentlich hatte sie gehofft, ihm irgendwann einmal zu begegnen, nachdem klar war, dass sie nach L.A. ziehen würde. Aber das dieser Wunsch tatsächlich einmal wahr werden würde?
"Ich will ein bisschen mehr als nur dieses übliche Gewäsch, was wir in jeder Klitsch-Zeitung lesen können. Ich will Hintergrund, ich will Emotionen, ich will Geheimnisse. Und jetzt machen sie sich an die Arbeit!".

Seit diesem Satz versuchte sich Natalie auf das Wesentliche zu konzentrieren aber selbst das regelmäßige Atmen viel ihr schwer. Zum Einen, weil sie wusste, dass an diesem Interview ihre Zukunft bei der Times hängen würde und zum anderen, weil sie schon schwitzige Hände bekam, wenn sie an Wentworth dachte.
Also stand sie jetzt in ihrem kleinen Badezimmer, föhnte sich ihre langen, braunen Haare und dachte über ihr Outfit nach.
Bloß nicht zu overdressed wirken, überlegte sie. Nicht, dass er noch denkt, ich würde mich für ihn so auftakeln.
Nachdem sie ihren Kleiderschrank in ein totales Chaos verwandelt hatte, stand ihre Wahl fest: eine dunkelblaue, leicht ausgestellte Jeans, die direkt auf den Hüftknochen saß und sie um ein paar Zentimeter größer aussehen ließ und ein weißes, taillenbetontes Hemd, dessen Kragen sie um zwei Knöpfe offen ließ. Ein taillierter schwarzer Blazer und schwarze bequeme Pumps rundeten das Bild ab. Zufrieden blickte sie in den Spiegel in ihrem Flur.
Das Make up war nicht zu auffällig, nicht zu schlicht und ausnahmsweise spielten heute auch mal ihre Haare mit und standen nicht in alle Richtungen ab.
Doch, heute siehst du gut aus, Nat, dachte sie und ließ die Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen.

Der Verkehr auf dem Highway war mal wieder unübertroffen. Eine Stunde hatte sie bis zum Hotel, in dem sie mit Wentworth Miller verabredet war, veranschlagt und seit zwanzig Minuten tuckerte sie in Schrittgeschwindigkeit über die Fahrbahn.
Wer kommt denn auch auf diese bescheuerte Idee, das Interview zu der Zeit zu machen, wenn alle Berufstätigen nach Hause wollen und dann auch noch in der Innenstadt? Natalie fluchte laut.
"Nun fahr doch zu, du Idiot! Gott, wenn das so weiter geht, brauch ich mich gar nicht mehr im Hotel blicken lassen."
Nach weiteren 15 Minuten schien sich der Verkehr zu lichten und sie gab Vollgas.
Zum Glück hat der Laden einen Parkservice! dachte Natalie, als sie mit quietschenden Reifen ihren alten Jeep vor dem Hyatt zum Stehen brachte. Sie gab dem Parkjungen ihre Schlüssel und rannte in die Vorhalle, geradewegs auf die Rezeption zu.
"Guten Tag, Natalie Cramer von der L.A. Times. Ich bin mit Wentworth Miller zu einem Interview verabredet. Können sie mir sagen, wo ich ihn finde?"
Die Frau an der Rezeption guckte in ihren Computer.
"Haben sie ein Glück ihn zu treffen," sagte sie mit einem Anflug von Neid in ihrer Stimme.
Wenn du wüsstest, dachte Natalie. Mein Job hängt davon ab.
Die Rezeptionistin guckte wieder von ihrem Computer auf.
"Zimmer 1113. Sie gehen zu einem dieser Fahrstühle dort drüben und fahren in den elften Stock. Dann einfach rechts halten. Sie können Zimmer 13 nicht verfehlen. Es ist eine unserer Suiten."
"Danke sehr." sagte Natalie und drehte sich um, um zum Aufzug zu laufen.

"Das kann doch nicht wahr sein!" entfuhr es ihr, als sie eine Horde älterer Leute vor den Fahrstühlen sah. "Die wollen doch wohl nicht alle den Aufzug nehmen."
Doch, sie wollten. Circa zwanzig Rentner quetschten sich in den Aufzug und Natalie blieb nichts anderes übrig, als sich ihnen anzuschließen. Dicht gedrängt, als wäre sie die sprichwörtliche Ölsardine, wartete Natalie darauf, dass sich die Türen des Aufzugs schlossen. Natalie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie es noch rechtzeitig zum Interview schaffte. Zwei Minuten blieben ihr noch.
Langsam gingen die Türen zu. Puh, dachte Natalie und atmete tief ein. Gerade noch rechtzeitig!

Plötzlich schoss eine Hand durch den Spalt der sich schließenden Türen. Natalie erschrak. Schnell schob sie sich an einem circa 70-Jährigen, gutbeleibten Mann vorbei und drückte auf den Öffner.
"Danke, sie haben meine Hand gerettet", sagte eine tiefe Stimme.
"Schon gut, kein Problem." sagte Natalie und drehte sich um.


Kapitel 2 - Der Aufzug

Für einen Moment dachte sie, sie würde wegen der Enge im Fahrstuhl an einer Art Paranoia leiden. Stand tatsächlich kaum fünf Zentimeter von ihr entfernt der Mann, den sie interviewen sollte?
Das kann nicht wahr sein, dachte Natalie und blickte direkt in Wentworth Millers Augen.
Von Nahem sahen sie noch intensiver aus, als auf den Fotos, die sie sich immer wieder im Internet angeguckt hatte.
"Alles okay mit ihnen?" fragte er.
"Äh, ja es ist nur ... das es hier etwas eng..." stammelte Natalie während der Aufzug nach oben fuhr. Sie versuchte so neutral wie möglich zu gucken, blieb aber immer wieder mit dem Blick an ihm hängen. Deshalb bekam sie auch nicht mit, das Bewegung in die Fahrstuhlgruppe kam.
"Junge Dame würden sie uns mal durchlassen? Mädels, hier müssen wir raus." Eine Frau, Mitte 60 und weit davon entfernt ein Model für Diätpillen zu sein, drängte nach vorn. Sie schob Natalie zur Seite.
"Ähm, Entschuldigung." sagte Natalie zu der Frau und versuchte sich an die Wand des Fahrstuhls zu quetschen.
"Und sie, junger Mann, stehen auch im Weg!" die robuste Alte tippte Wentworth Miller auf die Schulter.
"Oh, Verzeihung, das war mein Fehler," sagte er mit einem charmanten Lächeln und versuchte dabei, ein paar Zentimeter auf dem Fahrstuhlboden gutzumachen.
Nein, komm nicht in meine Nähe, komm nicht in meine Nähe. Natalie war starr vor Nervosität. Je mehr Leute aus dem Fahrstuhl ausstiegen, desto näher rutschte Wentworth aus Platzmangel an sie ran.
Plötzlich standen sie sich direkt gegenüber. Keine handbreit passte mehr zwischen Natalie und ihren Interviewpartner. Wentworth, der größer war als sie, stützte sich mit einer Hand an der Aufzugwand ab und guckte ihr tief in die Augen.
"Ich hoffe, ich komm ihnen nicht zu nah?" fragte er und lächelte verschmitzt.
"Nein, nein, das ist schon okay. Ich kann ja noch etwas rücken, wenn alle raus sind." Natalie fühlte, dass sie rot wurde. Sie blickte nach unten und betrachtete ihre Schuhe.
Mein Gott, der Mann riecht so gut... dachte Natalie und atmete tief ein. Ein Gutes hat es ja, versuchte sie sich wieder in den Griff zu kriegen. Ich kann zumindest nicht später beim Interview auftauchen als er.

Der Aufzug leerte sich langsam.
"In welchen Stock wollen sie denn?" fragte Wentworth.
"Ich fürchte in den gleichen wie sie." schoss es aus Natalie raus. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Der Schauspieler zog die linke Augenbraue nach oben und guckte sie fragend an.
"Ich meine, ich bin Natalie Cramer von der L.A. Times. Wir haben ein Interview zusammen." Natalie riss sich von der Wand los, drückte den Rücken durch und zwang sich, ihm die Hand entgegen zu strecken. Wentworth sah erst sie an, dann ihre Hand und dann wieder sie. Er runzelte die Stirn.
"Ich glaube nicht, dass ich heute einen Interviewtermin habe."
"Doch, doch... ich hab's hier in meinem Terminplaner..." Natalie kramte panisch in ihrer Tasche. "Hier muss er doch irgendwo sein... ich hab's mir extra notiert... heute ist doch Mittwoch, oder?!" stammelte sie verzweifelt. Wentworth lachte schallend auf.
"Ich hab nur einen Scherz gemacht. Natürlich haben wir einen Termin. Aber ich dachte eigentlich, sie wären ein Mann."
Sie standen sich nun gegenüber mit einem Abstand, der groß genug war, dass Natalie seinen verführerischen Duft nicht mehr in der Nase hatte.
"Wie kommen sie denn darauf?" fragte sie skeptisch.
"Nun ja, meine Agentin hat ein bisschen recherchiert und mir gesagt, ich würde einen N. Cramer treffen. Und da dachte ich eben, sie wären ein Mann."
"Nein... ich bin kein... Mann." sagte Natalie leicht verwirrt.
"Das hab ich auch bemerkt," antwortete Wentworth und guckte ihr dabei tief in die Augen.
Mein Gott, jetzt sag doch irgendwas. Irgendwas interessantes, kreatives... dachte Natalie.
"Das Wetter ist ja heute wieder ziemlich... blöd, oder?" Kaum, dass sie das gesagt hatte, wäre sie am liebsten im Boden versunken. Wie dämlich kann man denn sein, schalt sie sich.
"Ja, stimmt. Blödes Wetter..." antwortete Wentworth und wandte seinen Blick von ihr ab.
Herzlichen Glückwunsch, jetzt denkt er, du bist total bescheuert! Natalie wäre am liebsten schreiend aus dem Fahrstuhl gerannt, als es plötzlich einen Ruck gab und die Lichter ausgingen.
Lizzi

Beitrag von Lizzi »

Sehr coole Geschichte :up: :D

Ich war erst etwas irritiert, weil ich an eine PB FF gedacht habe und die Frau ja so gar nicht kannte ^_^ , aber als du dann über Went geschrieben hast, hab ich´s geschnallt. Hat mir gut gefallen, besonders die Szene im Aufzug, wo er immer näher an sie rangerückt ist... *seufz

Auch dein Schreibstil gefällt mir sehr gut! Bin schon sehr gespannt, wie´s weitergeht. :)
tigertone

Beitrag von tigertone »

dankeschön lizzi. :D
hier die nächsten kapitel.


Kapitel 3 – Verpatzt

Flackernd ging die Notbeleuchtung an.
„Was zum Teufel ist denn jetzt passiert.“ Natalie hämmerte auf den Notrufknopf ein.
„Ich denke, der Fahrstuhl ist stecken geblieben.“ sagte Wentworth trocken.
„Ach was,“ antwortete Natalie leicht zickig. „Aber warum denn nur?“ Wentworth kam langsam auf sie zu.
„Haben sie etwa Angst in einem engen Fahrstuhl?“ Er legte ihr sanft seine Hand auf den Arm.
Tausende Schmetterlinge fingen an, in Natalies Bauch auf und ab zu fliegen.
Himmel noch eins, dachte sie. Jetzt steckst du mit dem attraktivsten Mann der Welt im Fahrstuhl fest und benimmst dich wie eine arrogante Zicke! Natalie guckte auf seine Hand und wurde nervös.
„Es ist nur, dass damit dann wohl das Interview geplatzt ist. Und das hätte nicht passieren dürfen.“ sagte Natalie und wurde dabei immer leiser.
„Warum?“ fragte Wentworth leise.
„Weil... weil... nun ja, ich brauche dieses Interview. Es ist eine große Chance für mich. Bisher hab ich immer nur die Gesellschaftskolumne geschrieben. Und dieses Mal hat mir Preston...“ Natalie senkte ihren Blick.
„Preston?“ fragte Wentworth leicht verwirrt.
„Mein Boss. Er hat mir das Interview zugeteilt. Drei Spalten auf der Gesellschaftsseite! Das hätte mein Durchbruch sein können. Naja gut, vielleicht kein Durchbruch. Aber ich hätte ihm endlich zeigen können, dass ich etwas drauf hab. Wissen sie, was ich noch getan hab, außer die Kolumne zu schreiben?“
„Nein, verraten sie es mir.“ er steckte seine Hände in die Taschen seiner Jeans.
„Ich habe Kaffee gekocht. Für Preston, für diese Zicke Catherine, die sämtliche Großaufträge abräumt, für ihre Assistentin und für wen sonst noch.“ Natalie seufzte.
„Ich mag Kaffee. Ich kann sie ja als Kaffeekocherin anstellen.“ Wentworth lachte leise.
„Kein Problem. Wieviel zahlen sie?“ Natalie guckte ihm tief in die Augen und lächelte verschmitzt.
„So viel sie wollen, wenn er gut ist.“
„Ich koche den besten Kaffee der Welt. Würde ich ihnen gerne beweisen, aber mir sind leider gerade die Filtertüten ausgegangen.“ Beide lachten. „Naja, die Gesellschaftskolumne ist nicht das Schlimmste. Und schließlich kann ich damit die Miete bezahlen. Also, was reg ich mich eigentlich auf.“ Natalie ließ sich langsam auf den Boden gleiten.

„Äh, Entschuldigung. Ist da jemand im Fahrstuhl?“ Eine männliche Stimme kam aus dem kleinen Lautsprecher in der Wand.
„Ja,“ rief Wentworth. „Wir sind zu zweit.“
„Ich wollte mich nur für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Wir haben leider einen Kurzschluss im Aufzugsystem. Die Techniker sind zwar schon da, aber es kann vielleicht noch eine gute Stunde dauern, bis wir den Fehler behoben haben.“ erklärte die Stimme.
„Ok, gut. Danke für die Info.“ sagte Natalie.
„Ich hab eine Idee. Haben sie ihr Diktiergerät dabei?“ fragte Wentworth und setzte sich neben sie.
„Ja, na klar. Was haben sie vor?“ Natalie war etwas irritiert.
„Wir machen das Interview hier. Sie stellen mir die Fragen und ich antworte. Dann haben sie ihre Takes und alles ist gut.“ er lächelte sie an.
„Oh, okay. Gut. So könnten wir das machen.“ sagte Natalie und holte ihre kleine Maschine heraus.
„Na dann legen sie mal los.“ Wentworth guckte sie fragend an. Natalie runzelte für einen Moment die Stirn und neigte ihren Kopf zur Seite. Na dann!
„Was würden sie Mozart fragen, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten?“
„Mozart? Ach, sie spielen auf das Theaterstück an, in dem ich ihn mal gespielt hatte. Hm, mal überlegen... Ich würde ihn vielleicht fragen, mit wie vielen Frauen er tatsächlich im Bett war.“ Wentworth lachte.
Am liebsten würde ich dich das Gleiche fragen! dachte Natalie und musterte den Schauspieler eingehend. Sie konnte sein Parfum riechen, betrachtete seine Hände und ihr war, als spürte sie seine Wärme, obwohl sie gute zwanzig Zentimeter auseinander saßen. Das wird ein langes Interview... dachte Natalie und zwang sich, sich wieder zu konzentrieren.


Kapitel 4 – die Filtertüten

„Natalie, das war grandios was sie da letzte Woche abgeliefert haben! Das hätte ich ihnen gar nicht zugetraut.“ Carl Preston kam auf sie zu.
„Herzlichen Glückwunsch! Ein so gutes Interview hab ich seit Langem nicht mehr gelesen. Es war geheimnisvoll, aufklärend und hatte sehr viel Gefühl.“
„Danke Boss.“ sagte Natalie.
„Wie sind sie eigentlich auf die Idee gekommen, das Interview im Aufzug zu führen?“ Preston guckte sie fragend an.
„Naja, es war weniger eine Idee, als ein Umstand. Der Fahrstuhl ist stecken geblieben und Mister Miller war so freundlich und bot mir an, ihn dort zu befragen.“ Natalie wurde leicht rot.
„Wie auch immer, das haben sie gut gemacht Miss Cramer. Ah, Martha, haben sie sich schon um die Müllgeschichte gekümmert...“ Preston rauschte davon.
Noch leicht benommen von diesem überraschenden Lob setzte sich Natalie an ihren Schreibtisch.
„Ach, ein Zufall also“ flötete eine Stimme vor ihr.
„Guten Morgen Catherine.“ Natalie blickte hoch und guckte die Blondine in ihrem schwarzen, engsitzenden Pradakostüm an.
„Nun ja, Zufälle gehören zum Leben dazu. Meinen Glückwunsch, Nat.“ Catherine beugte sich herunter und flüsterte Natalie ins Ohr:
„Aber bilden sie sich nicht ein, dass sie jetzt alle Interviews bekommen und ihre Kolumne streichen können. Ich werde dafür sorgen, dass dieses Miller-Interview eines der wenigen war, die ihnen angeboten werden. Also, noch mal meinen herzlichen Glückwunsch!“ sagte Catherine nun laut und stolzierte davon.
„Ach ja, und noch etwas.“ Sie drehte sich um.
„Ich hätte gerne eine Tasse Kaffee. Aber diesmal bitte etwas stärker. Diese Plörre gestern konnte man ja nicht Kaffee nennen.“
„Du kannst dir deinen Kaffee sonst wohin schieben.“ knurrte Natalie und wandte sich wieder ihrem Computer zu.
„Hey, aber doch nicht so freundlich.“ Martha stand plötzlich neben Natalie und grinste schelmisch.
„Mensch, du hättest hören sollen, was sie mir gerade gesagt hat. Diese dämliche, überkandidelte Kuh.“
„Ach, gib nix drauf. Die hat doch nur Angst, dass du ihr den Job wegschnappst. Auf ein solches Interview wartet sie doch seit Ewigkeiten. Alles was von ihr kommt, sind doch nur langweilige Takes mit Fragen, die schon zigtausend Mal gestellt wurden. Also, tief durchatmen.“
„Das sagt sich so leicht, Martha. Diese Frau ist einfach nur eine Landplage.“
„Hör auf, dich darüber zu ärgern. Ich hab hier was für dich. Vielleicht muntert dich das ja auf.“ Martha gab Natalie einen weißen Umschlag.
„Was ist das?“
„Keine Ahnung, das wurde für dich vorhin am Empfang abgeben. Ich war grad unten und dachte, ich bring’s dir mal mit. Nun mach schon auf.“

Natalie nahm den Umschlag und drehte ihn um. Außer ihrem Namen und der Adresse der LA Times stand nichts drauf. Vorsichtig öffnete sie den Umschlag und guckte hinein.
„Was ist das denn?“ wunderte sich Martha.
„Das sieht so aus wie eine ... eine Filtertüte.“ antwortete Natalie verwirrt.
„Dreh doch mal um. Da steht noch was drauf.“
„12:00 Uhr, 1253 Olive Street. Hä?“ Natalie drehte die Filtertüte hin und her.
„Was soll das denn sein?“
„Na vielleicht will jemand, dass du heute dorthin kommst, Schätzchen. Ein heimlicher Verehrer vielleicht?“ Martha schmunzelte.
„Na klar, ein heimlicher Verehrer. Wie bist du denn drauf?“ fragte Natalie sarkastisch.
„Wie spät ist es jetzt?“ Martha blickte auf ihre Uhr. „Hm, 11:15 Uhr. Wenn du dich beeilst...“
„Und wenn das nur ein Trick ist. Vielleicht will mich Catherine ja reinlegen und mich bei Preston anschwärzen, wenn ich weggehe.“ Natalie zog ihre Augenbrauen zusammen.
„Mädel, du bist paranoid.“ Martha reichte Natalie ihren Blazer.
„Und jetzt verschwinde und find raus, welcher Irre dir Filtertüten schenkt.“

Kurz nach 12 kam Natalie in der Olive Street an. Ein 6 stöckiges, verschnörkeltes Apartmenthaus mit Portier versteckte sich hinter der Nummer 1253. Und nun? dachte Natalie. Hier steht ja noch nicht mal ein Name auf der Filtertüte. Das ergibt doch keinen Sinn. Natalie drehte sich um und wollte zu ihrem Jeep.
„Miss Cramer?“ Der alte Portier lief hinter Natalie her. “Sind sie Miss Cramer?”
„Äh, ja. Was...?“
„6. Stock, Apartment Nummer 3.”
“Wie bitte? Was meinen sie denn?”
„Ich habe den Auftrag einer Miss Cramer zu sagen, dass sie in den 6. Stock fahren und an der Tür von Apartment Nummer 3 klopfen soll. Also, wenn sie Miss Cramer sind, hab ich meinen Auftrag jetzt ausgeführt.“ grinste der Mann.
„Und von wem haben sie diesen Auftrag bekommen?“
„Das kann ich ihnen leider nicht sagen, Miss.“ Natalie blickte den Portier an und zuckte mit den Schultern.
„Naja dann.“ Sie ging ins Haus.

So verschnörkelt es von draußen aussah, so verspielt war es auch von innen. Die Stufen wurden von einem dunkelbraunen Teppich verziert und an den Wänden liefen schmiedeeiserne Geländer entlang.
Am Ende des Eingangsbereiches befand sich ein Aufzug, der so aussah, als hätte er die Jahrhundertwende mitgemacht. Natalie stieg ein und drückte auf den Knopf mit der Nummer 6. Langsam und mit einem Rucken setzte sich der Aufzug in Bewegung.
„Bitte bleib nicht stehen, bitte bleib nicht stehen.“ flüsterte Natalie und fuhr sich durchs Haar.
Worauf hab ich mich nur eingelassen. Was ist, wenn ein durchgeknallter Serienkiller in der Wohnung auf mich wartet. Oder irgendwas anderes Schräges. Sie schüttelte leicht den Kopf.
Martha hat recht. Du wirst langsam paranoid.

Die Türen des Aufzugs öffneten sich und Natalie ging auf den Flur. Auch hier gab es den braunen Teppich und die Wohnungstüren hatten dieselbe Farbe.
Sieht richtig edel aus, dachte Natalie.
Sie drehte sich um und suchte die Tür mit der Nummer drei. Nachdem sie sie gefunden hatte, ging sie langsam darauf zu. Sie zögerte kurz und klopfte dann beherzt an die Tür.


Kapitel 5 – der Kaffee

Es passierte nichts. Natalie klopfte noch einmal. Auch diesmal nichts.
Na toll, es war tatsächlich nur ein Gag. Und du, blödes Huhn, bist auch noch drauf reingefallen. Natalie ärgerte sich. Du bist fast eine Stunde quer durch LA gerauscht, um dich verarschen zu lassen. Preston wird dir die Hölle heiß machen, wenn er das raus findet.
Natalie drehte sich um und ging wieder zum Fahrstuhl.
„Ich dachte, sie kommen nicht mehr.“
„Was? Wer?“ Natalie drehte sich um.
Lässig lehnte Wentworth Miller im Türrahmen. Er hatte ein schwarzes T-Shirt und eine dunkelblaue Jeans an. Mit großen Augen starrte sie ihn an.
„Wollen sie nicht reinkommen?“ fragte er sie und öffnete die Tür.
„Ich... was... ich verstehe nicht...“ stammelte Natalie als sie näher kam.
„Was hat das denn alles zu bedeuten?“
„Ich will ihnen einen Job anbieten.“
„Sie wollen was?“ Natalie klappte der Unterkiefer herunter.
„Sie haben neulich im Fahrstuhl gesagt, dass sie einen fantastischen Kaffee kochen können und ich dachte mir, dass ich herausfinden muss, ob sie mich nicht vielleicht doch angelogen haben. Also bitte, kochen sie Kaffee für mich.“ grinste Wentworth.
„Das ist nicht ihr Ernst oder?“ fragte Natalie lachend.
„Sie lotsen mich von meiner Arbeit weg, nur damit ich ihnen einen Kaffee koche? Sind sie ... verrückt?“
„Vielleicht,“ antwortete Wentworth und lächelte.
„Aber jetzt kommen sie endlich rein, sonst denken die Nachbarn noch, das Kaffee kochen ein Code für irgendwelche unzüchtigen Spielchen ist.“ Natalie schüttelte den Kopf.
„Also ganz ehrlich Mister Miller. Irgendwas ist bei ihnen nicht in Ordnung.“ sagte sie und lachte.
Als sie sich an Wentworth vorbei drückte, um in die Wohnung zu gelangen, konnte sie wieder sein Parfum riechen. Im Vorbeigehen streifte sie kurz seinen Arm und ein Stromstoß schoss durch ihren Körper.
„Kommen sie mit.“ ermunterte Wentworth sie.

Sie gingen einen schmalen Flur hinunter. An den cremefarbenen Wänden hingen links und rechts gerahmte Fotos vom Prison Break Set und einige, die sie als Familienfotos identifizierte. Er führte sie in die geräumige Küche, die durch einen langen Tresen mit dem Wohnzimmer verbunden war.
„Bitteschön,“ sagte Wentworth
„Hier ist die Kaffeemaschine, da der Kaffee und ... et voila! Die Filtertüten.“ Er lehnte sich gegen den Tresen.
„Sie wollen wirklich, dass ich ihnen einen Kaffee koche?“ Natalie konnte es nicht fassen.
„Na klar, was dachten sie denn? Dass ich sie in meine Wohnung zerre und über sie herfalle?“ fragte er leise.
Keine schlechte Idee, dachte Natalie und grinste leicht.
„Nein, natürlich nicht. Also dann koche ich mal Kaffee. Haben sie vielleicht etwas Zimt?“
„Zimt? Nein, ich bin froh, dass ich noch Filtertüten hatte.“ lachte Wentworth.
„Na gut, dann beschweren sie sich aber nicht, wenn sie der Kaffee nicht umhaut.“ Sie zog ihren Blazer aus und gab ihn Wentworth.
Während er ihn weghängte, rief sie ihm zu „Wie trinken sie ihren Kaffee?“
„Ohne Zimt!“ rief er aus dem Flur.
„Scherzkeks.“ murmelte Natalie und begann das Kaffeepulver in den Filter zu füllen.

Als er zurück kam, musterte sie ihn, während der Kaffee langsam durch die Maschine blubberte. Er ging barfuß über die abgeschliffenen Holzdielen. Die Jeans war zwar ein kleines Stück zu lang, aber das gab ihm das Aussehen eines großen Jungen.
Das schwarze Shirt saß so, dass man ihm ansehen konnte, dass er ab und an trainierte. Seine Haut war leicht gebräunt und alles, an das sie in dem Moment denken konnte, war, einmal darüber zu streichen. Er setzte sich auf die helle Couch im Wohnzimmer und guckte sie an.
„Fertig,“ sagte Natalie „Tassen wären jetzt nicht schlecht.“
Wentworth stand auf und schlenderte auf sie zu. Als er am Tresen angekommen war, beugte er sich zu ihr herunter. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete seinen Duft ein. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren, seine Wärme und alles, was sie in dieser Sekunde wollte, war, ihn zu küssen.
„Die sind hier unten,“ sagte Wentworth und öffnete eine Schranktür.
Mein Gott, jetzt reiß dich zusammen, dachte Natalie und wich einen Schritt von ihm zurück.
„Oh, Dankeschön.“ Sie nahm ihm die Tassen ab und goss den Kaffee ein.
„Wo darf ich servieren, Mister Miller?“ fragte sie mit einem Grinsen.
„Ich werde den Kaffee auf der Couch einnehmen, Miss Cramer.“ entgegnete er lachend und ging ins Wohnzimmer.
„Dann werde ich ihnen folgen.“ Natalie nahm die beiden Tassen und ging ihm hinterher. Nachdem sie sich in den gegenüber stehenden Sessel gesetzt hatte, wartete sie.

Wentworth hob die Tasse an die Lippen, trank einen Schluck und stellte sie auf den Tisch.
„Und? Hab ich den Job?“ fragte Natalie ernst.
„Zumindest auf Probe. Wir wollen ja nichts überstürzen.“ gab Wentworth ebenso ernst zurück.
„Gut. Dann lassen sie mich wissen, wann ich anfangen soll. Bis dahin werde ich mich wieder in die Redaktion zurückziehen und meine Miete verdienen.“ Natalie stand auf.
„Ich danke ihnen für die Einladung Mister Miller. Es war zwar etwas ... ungewöhnlich, aber sehr angenehm.“
„Es war mir eine Freude“ entgegnete er leise und brachte sie zur Tür.
„Bis zum nächsten Mal.“ sagte Natalie und ging zum Aufzug.
Als sich seine Türen öffneten, guckte sie noch einmal zurück zum Apartment. Wentworth stand noch immer im Türrahmen. Er hob die Hand und lächelte.
„Wie heißt das Zeug noch mal, das ich nicht hatte?“ rief er ihr nach. „Zimt!“ rief Natalie zurück und verschwand im Aufzug.

Nachdem sie in die Redaktion zurückgekehrt war, setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Martha kam eilig zu ihr.
„Und, was war los?“
„Man hat mir einen Nebenjob angeboten.“ sagte Natalie lächelnd.
„Und weißt du was, ich glaube, ich werde ihn annehmen.“
Sie stand auf und ging zum Wandschrank.
„Was suchst du denn da?“ fragte Martha.
„Nichts bestimmtes“ erwiderte Natalie und nahm eine Filtertüte aus dem Regal.
Als sie zurück am Schreibtisch war, schrieb sie drauf:
„Morgen Abend, 19:30 Uhr, 54 Maryland Street. 4. Stock, Apartment 6. Bringen Sie Zimt mit.“
JeatLin

Beitrag von JeatLin »

Heey!

Du hast sie ja veröffentlicht! :D:D:D
Du kennst meine Kommentare dazu: Grandioooosss!:D:D
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Beitrag von philomina »

Dass ich dein Fan bin, weisst du auch! :D
tigertone

Beitrag von tigertone »

hihi, danke ihr zwei süßen. ich bemüh mich! :D
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

ich finds auch richtig toll! echt gut geschrieben!
wann gibts eine fortsetzung? bin schon gespannt wie es weiter geht und wann es wohl zu heißen szenen kommt ;) :D

(ich meine natürlich den heißen kaffee 8-) *husthust*)
tigertone

Beitrag von tigertone »

dankeschön XxCoopxX! :D es freut mich, dass sie dir gefällt.

also, dann geht's jetzt mal weiter. ;)

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Kapitel 6 – Ein Flop

Es war 20 nach 7 und Natalie sprang ziemlich aufgeregt in ihrer Wohnung herum. Seitdem sie nach Redaktionsschluss nach Hause gefahren war, hatte sie geputzt, gesaugt, gewischt und gewienert. Nicht, dass es ihre Wohnung nötig gehabt hätte, aber sie wollte sich einfach ablenken. Sie hatte sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, als sie gestern ihre Adresse auf die Filtertüte gekritzelt hatte.
Denn Natalie musste sich ganz klar eingestehen: bei Tageslicht betrachtet hatte Wentworth keinerlei Annäherungsversuche unternommen. Gut, sie sollte bei ihm im Apartment Kaffee kochen. Aber vielleicht hatte der Mann einfach nur einen gewissen Sinn für Humor, von dem sie meilenweit entfernt war.
Je näher sich der Zeiger ihrer Wohnzimmeruhr auf halb 8 zu bewegte, desto nervöser wurde Natalie. Was sollte sie sagen, wenn er vor der Tür steht. Es gab ja nichts, worüber sie reden konnten. Sie kannten sich ja schließlich nicht. Kurz dachte Natalie darüber nach, ob sie nicht einfach Knall auf Fall die Wohnung verlassen und erst weit nach Mitternacht wieder zurück kehren sollte. Einfach um Wentworth aus dem Weg zu gehen.
Nein, dachte sie sich. Du hast dich in diese Lage gebracht, weil du mal wieder nicht nachgedacht hast. Also musst du die Suppe auch wieder auslöffeln.
Sie sah auf die Uhr. Es war halb 8. Jetzt müsste er eigentlich gleich kommen. dachte sie und wurde noch nervöser. Sie betrachtete die Wohnung. War auch wirklich alles aufgeräumt? Lag nicht noch irgendwo ein Magazin herum, mit dem Prison Break Star auf dem Cover.
Natalie konnte nichts entdecken und war recht zufrieden mit ihrer Arbeit.

Sie ging in den Flur und starrte in den Spiegel. Schwarzes Shirt, dunkle Jeans, braune Haare, die ihr locker auf die Schultern fielen, dezentes Make up. Nichts deutete daraufhin, dass sie gute eineinhalb Stunden im Badezimmer verbracht hatte, um sich auf ihr „Date“ vorzubereiten.
5 nach halb 8. Hm, ich hätte ihn eigentlich nicht für unpünktlich gehalten... dachte Natalie als sie erneut auf die Uhr guckte. Vielleicht hat er die Filtertüte ja gar nicht bekommen? Vielleicht hat er auch keine Lust, zu kommen. Vielleicht ist es ihm ja auch unangenehm, mich wieder zusehen... Natalie nagte an ihrer Unterlippe.
Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass Wentworth bis jetzt noch nicht aufgetaucht war, auf der anderen Seite war sie enttäuscht. Natalie wanderte unruhig durchs Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein.
Nachdem sie sich durch fast alle ihrer 200 Kanäle durchgezappt hatte, stellte sie das Gerät wieder aus. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es mittlerweile zehn vor 8 war.
Aus ihrer Nervosität wurde Enttäuschung.
Er kommt bestimmt nicht mehr, dachte Natalie leicht niedergeschlagen und ging in die Küche. Hoffentlich war ihm diese Filtertütenaktion nicht zu peinlich... grübelte sie, während sie die Kaffeetassen wieder in den Schrank zurückräumte, die sie vor gut 2 Stunden akribisch auf einem Tablett drapiert hatte.
Wie bist du eigentlich auf diese saudämliche Idee gekommen? Du kannst doch nicht einfach Wentworth Miller eine blöde Filtertüte in den Briefkasten schmeißen, nur weil er dir eine in die Redaktion geschickt hat. Natalie wurde immer wütender auf sich. Sie ging ins Schlafzimmer zog ihre Jeans aus, schmiss sie auf ihr Bett und schlüpfte in ihre bequeme Jogginghose.

Gott, das ist ja so peinlich. Wer weiß, ob du nicht noch einmal ein Interview mit ihm machen musst. Und dann stehst du da! Vielleicht erzählt er es ja aber auch auf dem Set herum und dann lachen alle über dich... Aarrrgh! Natalie steigerte sich immer mehr in ihre persönlichen Horrorszenen hinein, als es plötzlich klingelte.
Sie fuhr herum.
Viertel 9 zeigte ihre Armbanduhr an.
„Verdammt, verdammt, verdammt. Wo ist meine Jeans?“ panisch zog sie die Hose vom Bett herunter, versuchte sie mit dem einen Bein anzuziehen, während sie mit dem anderen noch in der Jogginghose steckte.
Unbeholfen hüpfte Natalie durchs Wohnzimmer Richtung Flur und knallte mit dem Knie gegen die Kommode, die unter dem Spiegel stand.
„Ahhhhh, auahhhh...“ Natalie hielt sich mit einer Hand an dem Schränkchen fest und kniff die Augen zusammen. Nachdem der Schmerz verflogen war, zerrte sie ihre Jeans hoch und zog den Reißverschluss nach oben. Es klingelte noch einmal.
„Jaaaa, ich komme schon.“ Sie warf noch einen prüfenden Blick in den Spiegel.
Durch ihre Umzugsaktion sah sie völlig zerzaust aus, ihr Shirt steckte halb in der Hose und hing zur anderen Hälfte heraus und ihre Haare standen links und rechts ab. Sie glättete sie notdürftig mit der Hand, zog das Shirt gerade und öffnete die Tür.

Doch anstelle von Wentworth Miller sah sie nur einen weißen Zettel, der vor ihrem Gesicht hin und her wedelte.
„Guck mal, was mir dein Portier Ron gerade in die Hand gedrückt hat.“ Martha schob Natalie zur Seite, die noch immer ungläubig auf das Stück Papier starrte.
„Hey Süße, alles klar bei dir?“ Martha blickte ihre Kollegin fragend an.
„Was? Äh, ja... ich hatte nur mit jemand anderem... was ist das denn eigentlich?“ Mit einem Ruck hob Natalie den Kopf.
„Wie gesagt, als ich unten zur Tür rein bin, hat mir Ron den Zettel geben. Der wurde für dich von einem Mann abgegeben. Der schien es ziemlich eilig gehabt zu haben. Ron meinte, er wäre nur kurz rein, hätte den Zettel abgeliefert und wär dann gleich wieder weg.“
„Aha?! Ähhhh... gut.“
„Na, jetzt lies doch schon vor!“ Martha ließ sich ungeduldig auf die Couch fallen.
„Ähm... okay. Hier steht: Miss Cramer ... es tut mir...“ plötzlich guckte Natalie hoch. „Was machst du denn hier?“
„Och, ich war grad in der Gegend. Und nachdem du heute in der Redaktion so seltsam drauf warst, dachte ich mir, ich guck mal bei dir vorbei. Reicht das als Erklärung? Und jetzt lies endlich den Zettel vor.“
„Und von wem war der Zettel noch mal?“ Natalie war immer noch verwirrt.
„Mädel, du machst mich fertig!“ Martha schnellte nach vorn und riss Natalie das Papier aus der Hand.
„Also: Miss Cramer... es tut mir leid, dass ich ihre Einladung nicht annehmen kann. Ich weiß, dass es sehr unhöflich ist, dass ich mich nicht persönlich bei Ihnen gemeldet habe, aber mir kam leider etwas Dringendes dazwischen. Ich möchte mich trotzdem bei ihnen bedanken und hoffe, dass sie nicht allzu sehr böse auf mich sind. Ihr WM. Was soll das denn heißen?“ Martha guckte Natalie irritiert an.
„Oh Gott... nein... Das ist jetzt wirklich peinlich...“ sagte Natalie mehr zu sich selbst als zu Martha und schlug sich mit der rechten Hand an die Stirn.
Nachdem sie sich etwas gefangen hatte, begann sie zu erzählen...
Marthas Augen wurden währenddessen immer größer, bis auch sie zum Schluss sagte
„Oh... mein... Gott. Das ist wirklich peinlich!“


Kapitel 7 – Premieren und andere Probleme

Zeit heilt alle Wunden – dieser Spruch hatte tatsächlich etwas Wahres an sich, denn nachdem gute 3 Wochen nach dem Zettelfiasko vergangen waren, konnte Natalie fast schon über ihren Wentworth-Miller-Fauxpax lachen.
Es schien auch nicht so, dass Natalie in nächster Zeit in die Verlegenheit kommen würde, weitere Interviews zu machen. Catherine krallte sich mit einer dreisten Regelmäßigkeit alles, was auch nur von Weitem nach einer Befragung aussah.
Auf der einen Seite ärgerte sich Natalie darüber, weil es für sie bedeutete, wieder nur an der Kolumne schreiben zu können. Auf der anderen war sie sehr froh darüber, denn sie hatte die Nase von Stars erst einmal gestrichen voll.

Daher war sie auch eher überrascht, als Martha am Freitag morgen mit einem großen Grinsen im Gesicht an ihren Schreibtisch trat und ihr eröffnete, dass sie am Abend zu einer Filmpremiere eingeladen wären.
„Du kennst doch Mike Kerr von der Presseabteilung bei Fox, oder?“
„Nee, hilf mir mal auf die Sprünge!“
„Na der Gutaussehende! Braune Haare, an den Schläfen etwas grau – dieser George Clooney Zwilling!“
„Ach so, du meinst den, der seit neuestem deinen Schreibtisch in ein Fachgeschäft für Schnittblumen verwandelt?“ Natalie lachte.
„Ja, genau dieser Traumtyp. Er hat uns beide eingeladen für heute Abend.“
„Was wird’s denn genau sein?“
„Die Premiere im Chinese Theatre. Der Film heißt, glaub ich, „Kein Entkommen“ oder so.“
„Hmmm, klingt irgendwie nach nem Abend an dem ich Blasen an den Füßen bekommen, weil mich meine Highheels umbringen werden.“ meinte Natalie sarkastisch.
„Genau, klingt doch fantastisch! Ich hol dich dann gegen 6 ab. Die Premiere beginnt um 7.“
„Dann werden wir hundertpro zu spät kommen,“ sagte Natalie nachdenklich.
„Eben, Schätzchen. Darum geht’s doch! Eine vornehme Verspätung beim Empfang sorgt für ein bisschen Gesprächsstoff und ich könnte Mike noch etwas zappeln lassen.“
„Wie du meinst, dann bis um 6.“

Als Natalie nach Hause kam, stellte sie erst einmal ihren gesamten Kleiderschrank auf den Kopf.
Was sollte sie bloß anziehen. Jeans und Top wären zu leger, aber ein ausladendes Kleid? Nein danke. Schließlich wollte sie sich noch in ihrer Haut wohlfühlen.
Sie beschloss, das Kleid zu tragen, was sie für die letzte Weihnachtsfeier der L.A. Times gekauft, dann aber doch nicht getragen hatte.
Es war ein schwarzes, bodenlanges Satinkleid mit einem blasslila Kragen. Es war weder zu edel, noch zu einfach. Es war genau richtig.
Nachdem sie sich angezogen hatte, steckte sie ihre Haare hoch und nahm die schwarzen Hängeohrringe aus ihrer Schmuckschatulle. Fertig, dachte sie und betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Jetzt noch etwas Make up und Martha kann kommen.

Eine Viertelstunde später klingelte es an der Tür.
„Pünktlich. Auf die Sekunde!“ Natalie lächelte Martha an, die in einem schwarzen Hosenanzug steckte.
„Gut sehen sie aus, Miss Cramer!“ sagte ihre Kollegin mit einem Grinsen.
„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, Miss Davids.“ antwortete Natalie mit einem ebenso breiten Lächeln.
„Na dann, auf geht’s!“ Natalie schloss die Tür ab und machte sich mit Martha auf zum Chinese Theater.

Mit knappen 20 Minuten Verspätung kamen sie vor dem Premierenkino an. Auf dem roten Teppich war noch einiges los.
Zig Fotografen, Schreiberlinge und einige Fernsehteams stritten darum, wer das nächste Interview, das beste Foto der Stars bekommen würden. Mittendrin stand Catherine Walter mit einem Aufnahmegerät in der Hand.
„Ach, Miss Walter. Das ist aber schade, dass sie heute arbeiten müssen. Da können sie die Premiere gar nicht genießen.“ Martha guckte Catherine spitz an.
„Martha,“ flötete Catherine bissig „Dafür werde ich nachher ein Exklusivinterview mit Wentworth Miller führen. Das kann ich dann genießen.“
Natalie zuckte zusammen, zog Martha an den Fotografen vorbei und zischte „Wentworth ist hier? Sag mir bitte nicht, dass du das gewusst hast! Sag bitte, dass es ein Zufall ist.“
„Schätzchen, es gibt keine Zufälle, es gibt nur das Schicksal.“ Martha lachte ihre Kollegin an.
„Jetzt reg dich wieder ab. Klar wusste ich, dass er kommt. Fast alle Prison Break Leute sind heute da. Schließlich spielt Dominic Purcell die Hauptrolle in dem Streifen. Ich wusste aber, dass du nicht mitkommen würdest, wenn ich dir das erzähle.“
„Sag mal, spinnst du?! Natürlich wäre ich nicht mitgekommen. Nach allem was ich mir geleistet hab, kann ich ihm doch nie wieder in die Augen gucken!“ Natalie war außer sich.
„Und das, wo er doch so schöne Augen hat.“ lachte Martha.
„Komm wieder runter, Nat. So schlimm wird es nicht und ich bin mir sicher, dass wir ihn hier auch nicht zu Gesicht kriegen. Spätestens wenn Catherine ihn sich gekrallt hat, wird er für die Außenwelt verschollen sein.“
„Dein Wort in Gottes Gehörgang.“ seufzte Natalie und ging mit Martha in Richtung Eingang.

Im Inneren des weltbekannten Chinese Theaters war es trotz des Gewühls noch erstaunlich ruhig. Das Licht war gedämmt und dünne Kellnerinnen mit endlos langen Beinen servierten den Premierengästen Drinks.
„Einen Kir Royal, Miss?“ fragte eine von ihnen Natalie.
„Oh ja gerne.“ Sie trank einen Schluck und wandte sich Martha zu
„Den brauch ich jetzt wirklich. Ob’s Kir Royal auch als Doppelten gibt?!“ Martha lachte: „Jetzt mach dich nicht so fertig. Ich schwöre dir, du wirst maximal seinen Hinterkopf sehen.“
„Wessen Hinterkopf?“ fragte eine Stimme von hinten. Natalie und Martha drehten sich um.
„Oh, hallo Mike!“ hauchte Martha. „Schön dich zu sehen.“
„Ganz meinerseits, Miss Davids. Es freut mich, dass sie meiner Einladung gefolgt sind. Wenn auch etwas spät.“ fügte er mit einem Lächeln hinzu.
„Vorfreude ist die schönste Freude.“
Natalie guckte sich amüsiert die beiden an.
Sie flirten sich hier echt um Kopf und Kragen... dachte sie. Sie blickte sich suchend um. Von Wentworth Miller oder anderen Prison Break Darstellern war nichts zu sehen. Zum Glück! Natalie atmete tief durch.
„Kommt mit, der Film fängt gleich an. Ich hab uns ein paar gute Sitzplätze besorgt.“ Mike grinste glücklich und schlang den Arm um seine Eroberung.
Natalie trank den letzten Schluck Kir Royal aus, stellte das Glas einer vorbeihuschenden Kellnerin auf’s Tablett und ging den beiden hinterher.

Als sie im Kinosaal angekommen waren, sagte Mike zu Natalie: „Miss Cramer, ich hoffe, sie stört meine Sitzplatzwahl nicht.“
„Ach, ganz bestimmt nicht, Mister Kerr. Es ist so nett von ihnen, dass sie mich überhaupt eingeladen haben. Da werd ich mich bestimmt nicht über einen Sitzplatz aufregen.“ lachte Natalie.
„Vielleicht hast du ja auch gar nix dagegen,“ sagte Martha, die Natalie direkt gegenüber stand. Von ihrem Platz aus konnte sie direkt auf die Sitzreihe gucken, in der sich ihre Plätze befanden. Martha zwinkerte.
„Wieso? Was meinst du damit?“ fragte Natalie irritiert. Sie runzelte die Stirn und drehte sich langsam um.
„Nein, das ist nicht wahr!“ entfuhr es ihr.
Vanny

Beitrag von Vanny »

Hehe, ha! Haste sie reingestellt ^_^ , du weißt, dass ich sie liebe ne?
Mehr kann ich auch nicht sagen, aber du weißt ja, was ich denke, :D
:D
Lizzi

Beitrag von Lizzi »

Wow, du hast gleich zwei neue Teile reingestellt :D

Die Geschichte ist einfach super und du verstehst es echt gut, Cliffhanger zu schreiben... Spann uns nicht zu sehr auf die Folter! Bin sehr gespannt, wie´s weitergeht! :)
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philomina
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Beitrag von philomina »

Lizzi hat geschrieben:Wow, du hast gleich zwei neue Teile reingestellt
...und das beste ist, es kommen noch ganz, ganz viele :D
Lizzi hat geschrieben:du verstehst es echt gut, Cliffhanger zu schreiben... Spann uns nicht zu sehr auf die Folter! Bin sehr gespannt, wie´s weitergeht!
Ganz genauso ging's mir auch jedes mal!
tigertone

Beitrag von tigertone »

philomina hat geschrieben:
Lizzi hat geschrieben:du verstehst es echt gut, Cliffhanger zu schreiben... Spann uns nicht zu sehr auf die Folter! Bin sehr gespannt, wie´s weitergeht!
Ganz genauso ging's mir auch jedes mal!
und das schlimme war, dass nicki immer ewig warten musste, bis ich dann mal fertig war ^_^
philomina hat geschrieben: ...und das beste ist, es kommen noch ganz, ganz viele :D
danke für das kompliment, süße :D

@ alle, die gepostet haben - bin stolz wie bolle, dass es euch gefällt! :D

na dann, will ich euch nicht länger auf die folter spannen *grins*

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Kapitel 8 – der Schöne und das Biest

Direkt neben dem Sitz, der für Natalie reserviert war, saß Wentworth Miller. Der Schauspieler trug einen schwarzen Smoking, ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte und sah einfach nur umwerfend aus. Wäre es nicht so eng in dem Gang gewesen, hätten nicht Martha und Mike hinter ihr gestanden und wäre es nicht so verdammt peinlich gewesen, wäre Natalie am liebsten aus dem Kino gestürmt. Aber so musste sie Haltung bewahren.
In der Hoffnung, er würde sie nicht erkennen, schlich sich Natalie durch die Reihe zu ihrem Sitz und ließ sich so lautlos wie möglich hineingleiten. Puh, dachte sie erleichtert. Noch hat er mich nicht bemerkt. So lang das auch so bleibt, bis die Lichter ausgehen, hab ich noch eine Chance.
Wentworth hatte sich nach rechts gedreht, so dass alles, was sie von ihm sah, sein Rücken war. Mit irgendjemanden schien er sich zu unterhalten. Natalie lehnte sich ein wenig nach hinten, um einen Blick auf seine Begleitung zu werfen.
In diesem Moment beugte sich auch die Dame, die rechts von ihm saß, etwas zurück und Natalie starrte in die grüngrauen Augen ihrer Lieblingsfeindin.
„Natalie“, quiekte Catherine Walter lautstark.
„Catherine,“ murmelte Natalie und blickte verlegen auf ihre Knie. Wie kam sie aus dieser Situation heraus? Gleich würde sich Wentworth zu ihr drehen und dann...? Ja, was dann?
Bleib locker, Nat, redete sie sich selbst ein. Er wird ja wohl kaum aufstehen, mit dem Finger auf dich zeigen und "ha-ha" brüllen.
Natalie streckte ihren Rücken durch, hob ihr Kinn an und zog ihre linke Augenbraue nach oben. Egal, welcher Schlag von Wentworth käme, sie wäre gewappnet.
Wie in Zeitlupe drehte sich der Schauspieler zu ihr um, während Catherine ihm von der anderen Seite aus ins Ohr flötete.
„Das ist meine Kollegin Natalie. Sie schreibt ja eigentlich nur die kleine Gesellschaftskolumne aber ich denke, sie hatten schon einmal mit ihr zu tun.“
Wentworth guckte Natalie erst ins Gesicht, dann ließ er seinen Blick über ihr Kleid gleiten und guckte sie wieder an.
„Natalie... ich... es ist mir ein Vergnügen, sie zu sehen.“
Natalie musterte ihn mit einem spöttischen Lächeln.
„Mister Miller, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.“
In diesem Augenblick knackten die Lautsprecher, die an den Wänden des Kinosaales angebracht waren. Die Lampen wurden langsam herunter gedimmt und auf die riesige Leinwand fiel ein Lichtkegel.
Natalie guckte stur nach vorn, penibel darauf bedacht, Wentworth nicht zu nahe zu kommen.
„Dass du immer gleich so zickig sein musst, wenn du unsicher bist...“ flüsterte Martha von links.
„Psssst,“ machte Natalie und stieß ihre Freundin mit dem Ellenbogen an. „Es geht jetzt los!“

Auf der Bühne vor der Leinwand stand Regisseur Paul Greengrass und sagte ein paar Sätze zu „Kein Entkommen.“ Neben ihm trat ein sichtlich aufgeregter Dominic Purcell von einem Fuß auf den anderen.
„Ich bin froh, dass so viele von euch bei der Premiere dabei sind. „Kein Entkommen“ war ein Projekt, das mir wirklich am Herzen lag. Ich hoffe, der Film gefällt euch.“ Er grinste wie ein kleiner Schuljunge und ging von der Bühne ab.
„Warum wollen, sie denn eigentlich kein Interview mit Dom machen?“ fragte Wentworth Catherine.
„Ach wissen sie,“ gab sie mit einem aufreizenden Augenaufschlag zurück „Sie sind zur Zeit der Star in L.A.. Es würde sich einfach nicht lohnen, sich mit anderen Leuten zu beschäftigen.“ Sie lachte übertrieben laut.
„Schließlich müssen wir ja auch an unsere Auflage denken.“
Wentworth runzelte die Stirn und guckte sie ausdruckslos an.
„Können sie eigentlich Kaffee kochen?“ fragte er nach ein paar Sekunden.
Natalie musste grinsen.
„Kaffee kochen?“ Catherine musterte den Schauspieler und legte ihre Hand auf seinen Arm.
„Ich kann viele Dinge zum Kochen bringen.“ sagte sie mit einer Stimme, die keine Fragen offen ließ.

Natalie verdrehte die Augen und versuchte einen Blick auf Wentworth zu erhaschen. Der blickte nur stur geradeaus auf die Leinwand und ließ sich nichts anmerken, während sich Catherine selbstgefällig zurück lehnte.
Natalie guckte Martha an.
„Gott, was ist die Frau primitiv.“ zischte sie ihrer Freundin zu.
„Das klassische Biest eben.“ antwortete diese, als der Film anfing.

Nachdem auch der letzte Kabelträger im Abspann des Films genannt wurde, gingen die Lichter im Chinese Theater wieder an.
Natalie räusperte sich und versuchte, eventuelle Tränenschäden an ihrem Augen-Make up durch beständiges Wischen zu verbergen. Der Streifen hatte sie mitgenommen.
Dominic spielte darin einen Familienvater, dessen Tochter ins kriminelle Milieu abdriftet. Obwohl er alles tut, um sie aus dem Sumpf wieder herauszuziehen, stirbt das Mädchen am Ende an einer Überdosis Heroin. In der letzten Szene sieht man Dominic an einem grauen Dezembertag am Grab seines Kindes stehen und weinen, während sich die Wolken über ihm plötzlich lichten und ein Sonnenstrahl auf den Grabstein fällt.
Natalie, die ohnehin sehr nah am Wasser gebaut war, konnte sich nicht mehr zusammenreißen und schniefte still vor sich hin. Trotz der Tatsache, dass sie ihr Schluchzen eisern unterdrückte, war sie sich sicher, dass jeder im Saal wusste, dass sie weinte.
Während sie immer wieder ihre Augen zukniff, um die letzten Tränen zu unterdrücken, sagte Martha fassungslos „Harter Tobak! Das hätte ich nicht von ihm erwartet.“
Auch Mike Kerr war sichtlich beeindruckt.
„Meine Güte, Dom! Das war ne Meisterleistung.“ sagte er und guckte Martha und Natalie an.
Natalie nickte, sie war einfach sprachlos.
In diesem Moment betrat der Hauptdarsteller die Bühne. Noch bevor er was sagen konnte, brach ein tosender Applaus aus.
Wentworth Miller sprang auf und klatschte begeistert in die Hände. Natalie konnte sehen, dass auch die restlichen Prison Break Darsteller nichts mehr auf ihren Sitzen hielt und sie ebenfalls enthusiastisch Beifall spendeten.

Nachdem Dominic sich für die Reaktionen und für die Arbeit des Filmteams bedankt hatte, eröffnete er die Aftershow Party.
Hunderte Zuschauer strömten fast gleichzeitig nach draußen.
Natalie setzte sich auf in ihren Sessel, um dem gröbsten Gedrängel aus dem Weg zu gehen. Auch Wentworth setzte sich wieder hin und wartete. Catherine stand indes auf und blickte den Schauspieler auffordernd an.
„Ich werde jetzt zur Party gehen. Wollen sie mich begleiten, Wentworth?“ Der Prison Break Star guckte unschlüssig zu Natalie hinüber.
„Ich... ähm... Catherine... würden sie so freundlich sein und mir noch eine Minute zugestehen. Ich hätte da noch etwas zu klären...“
Natalie fuhr zusammen, sie blickte sich hilfesuchend nach Martha und Mike um, konnte sie aber nirgends entdecken.
Nein! dachte Natalie. Wo zum Teufel sind die nur?
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Einfach gehen? Sitzenbleiben und so tun, als wäre nichts gewesen? Natalie versuchte, sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen.
„Es war nett, sie wiederzusehen. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend Mister Miller.“ Sie wollte sich gerade auf die Sessellehnen stützen und aufstehen, als sie Wentworth sanft an der Hand berührte.
„Miss Cramer,“ sagte er kaum hörbar. „Würden sie noch kurz bleiben? Ich würde gern mit ihnen reden.“
Natalie sank zurück und wurde rot.
„Ich wüsste nicht, was wir...“ fing sie an, doch er unterbrach sie.
„Ich möchte mich für mein Verhalten bei ihnen entschuldigen. Ich hätte sie nicht zum Kaffee trinken einladen sollen.“
„Kochen,“ sagte Natalie geistesabwesend.
„Ähm, wie bitte?“ Wentworth guckte sie verwirrt an.
„Sie haben mich zum Kaffee Kochen eingeladen, nicht zum Kaffee trinken.“ Sie sah ihm direkt in die Augen.
„Natürlich, da haben sie recht.“ schmunzelte er.
„Wie dem auch sei. Ich möchte sie dafür um Verzeihung bitten und hoffe, dass sie diese Entschuldigung auch annehmen.“
„Warum wollen sie sich dafür eigentlich entschuldigen?“ Natalie fühlte ein unangenehmes Kribbeln im Bauch. Wollte sie hören, was er jetzt sagen würde?
„Ich denke, ich habe sie damit in Verlegenheit gebracht und vielleicht auch falsche Hoffnungen geweckt.“
Natalie zuckte unmerklich zusammen und ging auf Konfrontationskurs.
„Ich weiß nicht, wovon sie sprechen, Mister Miller!“ sagte sie mit einem bestimmten Lächeln, stand auf und verließ eilig den Saal.

Kapitel 9 – 20, 30 Jahre

Im Foyer angekommen suchte sie verzweifelt die Menschenmenge nach Martha und Mike ab. Irgendwo in diesem Gewühl mussten sie doch stecken. Sie schob sich an den Stehtischen vorbei, an denen sich mehr oder weniger prominente Menschen fast erdrückten, nur um einen Blick auf Dominic Purcell, Paul Greengrass und die anderen Beteiligten des Films zu werfen.
Sie hatte weder Augen für Catherine, die ihr einen spöttischen Blick schenkte und ihr zurief „Natalie, ist wohl nicht so gelaufen, wie erhofft...?“ noch wollte sie wissen, wo Wentworth in diesem Moment war. Sie wollte einfach nur weg. Weg von dieser Premierenfeier, weg von diesem Kino, weg von der Meute.
Alles, was sie wollte, war ein Taxi, ihr Bett und jede Menge Schokolade.
Was Wentworth zu ihr gesagt hatte, hatte sie tief getroffen. Zum Einen ärgerte sie sich darüber, dass sie für ihn so durchschaubar gewesen war. Gut, genauer betrachtet hätte der Mann blind sein müssen, um nicht zu bemerken, dass sie auf ihn stand. Zum Anderen war sie aber auch wütend darüber, dass er einen harmlosen Flirt mit ihr noch nicht mal in Betracht zog.
Während sie über ihn und seine Ansprache nachdachte, versuchte sie Martha und Mike ausfindig zu machen. Aber keine Chance, die beiden waren wie vom Erdboden verschluckt.

Nachdem sie fünf Minuten unschlüssig im Foyer gestanden hatte und sich trotz der Menschenmassen ziemlich einsam fühlte, fasste sie einen Entschluss. Sie würde sich einfach ein Taxi rufen, nach Hause fahren und den ganzen Abend vergessen.
Sollten Martha und Mike doch verschwunden bleiben! Gedanken musste sie sich um die beiden Turteltauben jedenfalls keine machen. Als sie zum Ausgang ging, bemerkte sie, dass Wentworth auf sie zukam.
Nein, nicht schon wieder, dachte sie leicht panisch und versuchte ihm auszuweichen. Sie schlängelte sich durch die Premierengäste hindurch und ging hastig im Zickzack Richtung Tür.
Leider waren ihre Highheels nicht gerade für einen Sprint geeignet, weswegen sie nur langsam voran kam.
Kurz bevor sie den Ausgang erreichte, fühlte sie, wie eine Hand sie von hinten an der Schulter packte. Sie wirbelte herum und sah Wentworth an. In ihrem Magen rumorte es. Sie war sich nicht sicher ob es Wut, Enttäuschung oder Nervosität war. Vielleicht auch alle drei Dinge zusammen.
Wentworth setzte gerade zum Reden an, als es aus Natalie heraus brach: „Mister Miller, ich werde ihre Entschuldigung, so absurd sie auch sein mag, annehmen. Ich möchte ihnen aber trotzdem etwas dazu sagen. Sicherlich war die Aktion mit dem Kaffee sehr überraschend, allerdings fand ich sie auch angenehm. Punkt zwei: Ja, ich finde sie attraktiv, aber das heißt noch lange nicht, dass sie mir schlaflose Nächte bereiten und drittens: selbst wenn es so wäre, dass ich mir in irgendeiner Art und Weise Hoffnungen gemacht hätte, müssen sie mir schon zugestehen, dass ich damit umgehen kann. Ich bin keine 18 mehr! Meine Welt bricht nicht zusammen, wenn ich abgewiesen werde. Gut, es ist nicht gerade das tollste Gefühl, dass man haben kann, aber mein Gott! Ich bin erwachsen. Ich werde mich deshalb nicht gleich aus dem Fenster stürzen. Ich wünsche ihnen noch eine schöne Premierenfeier.“
Sie atmete tief ein und erwartete, dass Wentworth sofort auf dem Absatz kehrt machen würde, aber er blieb stehen und musterte sie.
„Darf ich ihnen jetzt mal etwas sagen?“ fragte er.
„Wenn sie wollen,“ antwortete Natalie leicht gereizt.
„Punkt eins: es ist mir nicht egal, wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe. Wenn ich der Meinung bin, einen Fehler begangen zu haben, entschuldige ich mich dafür. Und in ihrem Fall, war ich dieser Meinung. Zweitens: auch ich fand das Kaffee Kochen sehr schön und wenn ich ehrlich bin, könnte ich mir sogar vorstellen, das noch einmal zu wiederholen. Es ist nett jemanden von der Presse kennenzulernen, der nicht gleich alles, was er bei einem zwanglosen Gespräch hört oder sieht, zu einem Bericht verarbeitet. Und drittens: ich bin ein vorsichtiger Mensch, der nicht gleich jeden mit offenem Herzen empfängt. Deshalb müssen sie es mir nachsehen, Miss Cramer, dass ich zunächst Distanz wahre, bevor ich auftaue.“

Nachdem er geendet hatte, guckten sich beide für einen Moment an, ohne etwas zu sagen. Dann atmete Natalie tief durch und streckte die Hand aus.
„Okay, alles noch mal von vorn. Guten Abend Mister Miller, mein Name ist Natalie Cramer von der L.A. Times. Ich freue mich sehr, sie kennenzulernen. Hoffentlich finden sie das jetzt nicht zu überstürzt, aber ich würde mich freuen, wenn ich sie irgendwann einmal zu einem Kaffee einladen dürfte. So in 20, 30 Jahren – wann immer ihnen danach ist.“ Natalie lächelte ihren Gegenüber an.
Wentworth nahm ihre Hand, guckte ihr sanft in die Augen und sagte leise: „Miss Cramer, dass Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Ich nehme ihre Einladung zum Essen gerne an. Wenn sie mir ihre Visitenkarte geben, würde ich sie demnächst anrufen.“
„Kaffee trinken, Mister Miller. Ich wollte sie zum Kaffee trinken einladen.“ korrigierte ihn Natalie etwas verwirrt.
„Und ich sie zum Essen. So in 20, 30 Jahren.“ lachte er spitzbübisch.
„Nun gut, wie sie meinen. Mit einer Visitenkarte kann ich momentan leider nicht dienen, aber rufen sie einfach irgendwann in der Zentrale der Times an. Sie werden dann durchgestellt. Einen schönen Abend noch.“ Natalie zog lächelnd ihre Hand zurück, drehte sich um und ging zum Ausgang.
Am liebsten hätte sie jeden umarmt, der ihr entgegen kam, aber sie riss sich trotz der vielen Schmetterlinge im Bauch zusammen.
Dass Wentworth Miller ihr gedankenverloren nachsah, bemerkte sie nicht.
Vanny

Beitrag von Vanny »

haha! erste!
ach, ich freu mich, du weißt, dass ich "Stuck with you" liebe, genau wie dieses Kapitel ;)
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

och das ist ja total süüüüüß! :D

aber das macht mich ganz wahnsinnig dass sich die beiden so schrecklich kompliziert anstellen ;) !

aber naja das macht ja auch die spannung aus.. also hut ab tigertone :up:
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

langsam wirds zeit für ne fortsetzung ;)

heute muss ich nicht lernen und hab grad die ganze zeit lust weiter zu lesen :D
tigertone

Beitrag von tigertone »

heute geht's dann mal weiter -
danke an alle für die fbs! freu mich extrem drüber!

Kapitel 10 – Nur eine Frage

Als Natalie die Redaktion der Times betrat, wusste sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Normalerweise herrschte in dem Großraumbüro ein geordnetes, wenn auch teilweise etwas lautes, Chaos. Aber diesmal war alles anders.
Die Kollegen saßen an ihrem Schreibtisch und guckten ernst auf ihre Computer. Ein paar saßen in Grüppchen zusammen und tuschelten. Nachdem Natalie ihre Tasche auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, guckte sie nach vorn zum Büro ihres Chefs Carl Preston. Durch den Glasscheiben hindurch sah sie einen leeren Raum.
Komisch, dachte sie und guckte auf ihre Armbanduhr.
Normalerweise kommt Carl doch immer pünktlich um 7. Jetzt ist es schon dreiviertel 8. Wo steckt der nur? Natalie blickte sich um und sah Martha auf sie zustürzen.
Ihre Kollegin sah ziemlich aufgelöst aus.
„Sag mal, was ist denn hier los? Wo ist Preston?“
„In einer Besprechung. Ganz oben.“ sagte Martha und zog Natalie auf den Stuhl.
„Es geht das Gerücht, dass wir einen neuen Boss kriegen. Preston soll wohl angeblich versetzt werden. Er soll ins New Yorker Büro wechseln.“ flüsterte Martha.
„Was? Das gibt’s doch nicht.“ Natalie war geschockt.
„Pssst, nicht so laut. Noch ist nichts sicher. Aber man weiß ja nie. Na ja, und jetzt machen sich halt eben alle Gedanken, ob sie unter dem Neuen ihren Job behalten werden oder ob er sie nach und nach rauswirft.“ Martha guckte zu Prestons Büro herüber.
„Wenn das stimmt, was getuschelt wird, wird mir der alte Herr ganz schön fehlen.“
„Gibt es denn einen Grund, warum Preston nach New York soll?“ fragte Natalie.
„Er soll wohl früher, als er hier eingestellt wurde, das Angebot bekommen haben, rüber zu gehen, sobald ein Platz frei wird. Und so wie ich gehört habe, ist der New Yorker Redaktionschef in den Ruhestand gegangen. Also wäre der Posten für Preston jetzt da.“ sagte Martha bedrückt.
Natalie war nicht ganz wohl bei der Sache. Sie mochte Preston. Er war ein toller Chef, ziemlich streng zwar aber immer sachlich. Sie kannte ihn zwar erst seit einem halben Jahr, aber sie fühlte sich in seiner Gegenwart wohl.
„Und jetzt?“ Natalie blickte Martha fragend an.
„Jetzt warten wir ab. In 10 Minuten gehen wir zur Redaktionskonferenz und hoffen, dass uns etwas gesagt wird. Wenn nicht, werden wir hier wohl noch alle verrückt.“ Martha lachte ein bisschen. „Bis dahin kannst du uns ja einen deiner fantastischen Kaffees kredenzen.“ sagte sie und zwinkerte Natalie an.
„Blöde Kuh!“ grinste Natalie und machte sich auf zum Pausenraum.

Der kleine Raum war weiß gekachelt. In der Mitte stand ein kleiner runder Tisch, an dem zwei Kollegen saßen.
„Morgen Ted, Morgen Bill.“ sagte Natalie und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen, die an der Wand neben der Spüle stand.
„Morgen Nat,“ sagte Bill, der für die regionale Politikseite bei der Times zuständig war.
„Hast du’s schon gehört. Das mit Carl?“
Natalie nickte.
„Wenn das wirklich so kommt und wir gefeuert werden, geht mir der Arsch ganz schön auf Grundeis. Ich hab meine Hypothek, die Schule der Kinder ist auch nicht ohne und wer will schon nen Politikredakteur anstellen. Die gibt’s doch mittlerweile wie Sand am Meer.“
„Mensch, mach dir nicht solche Sorgen, Bill.“ sagte Natalie, während sie das Kaffeepulver in den Filter füllte.
„Erstens sind das nur Gerüchte und zweitens...“ Natalie machte ein Pause. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Es sind eben nur Gerüchte. Lass uns erst einmal die Konferenz abwarten.“
„Sei mal nicht zu optimistisch,“ klinkte sich Ted in das Gespräch ein. „Eine Gesellschaftskolumne kann auch von jedem geschrieben werden. Und Praktikanten müssen noch nicht mal bezahlt werden.“
„Hör auf Ted,“ zischte Bill seinen beleibten Kollegen an. Natalie drehte sich um.
„Na, herzlichen Dank für diese Aufmunterung am frühen morgen.“ erwiderte sie trocken.
„So hab ich’s doch nicht gemeint.“ stotterte Ted kleinlaut.
„Ist schon okay, Ted.“ Natalie drehte sich wieder zur Kaffeemaschine herum.
Bis es aus dieser laut röchelte, sagte keiner ein Wort. Natalie füllte zwei Tassen, goss etwas Milch hinein und ging zur Tür.
„Na dann ihr zwei. Bis gleich.“ Sie nippte nachdenklich an ihrer Tasse während sie den Gang zu ihrem Schreibtisch herunter ging.
„Was ist denn mit dir los,“ fragte Martha und nahm ihr eine Tasse ab.
„Ach nichts. Komm, lass uns gehen, die Konferenz fängt gleich an.“

In der Mitte des Großraumbüros stand ein riesiger runder Tisch. Jeden Morgen versammelten sich dort alle Kollegen, um über die Ereignisse und Themen, die in der Times ihren Platz finden würden, zu sprechen.
Preston war der erste, der sich an den Konferenztisch stellte. Während nach und nach alle eintrudelten, begann er zu sprechen.
„Guten Morgen zusammen. Ich weiß, dass einige Gerüchte hier die Runde gemacht haben und ich würde gern mit ihnen darüber reden. Es stimmt, dass man mir einen Posten bei der New Yorker Abteilung angeboten hat.“
Ein Raunen ging durch die Journalisten.
„Es stimmt auch, dass ich darum gebeten habe, dorthin versetzt zu werden. Deshalb möchte ich ihnen jetzt sagen...“ Preston verstummte für einen Moment und blickte auf sein Heft, das er immer mit sich herumtrug. Die Spannung war kaum auszuhalten. Jeder am Tisch hielt die Luft an und erwartete, das Carl Preston die Bombe platzen ließ.
„Sie waren ein wunderbares Team. Ich hatte zwar sehr viel Stress mit ihnen, aber auch sehr viel Spaß. Ich weiß, dass ich mich auf jeden einzelnen von ihnen verlassen kann und deshalb habe ich das Angebot... abgelehnt.“
„Gott sei dank“ schoss es aus Martha heraus und ein paar andere Kollegen pflichteten ihr bei.
„Nun gut,“ setzte Preston hinterher. „Eine Rolle hat dabei auch gespielt, dass ich in New York das gleiche Gehalt hätte kriegen sollen.“
Ein befreites Gelächter machte die Runde.
„Und jetzt meine Lieben,“ Carl Preston klatschte in die Hände „Jetzt machen wir uns mal daran, eine Zeitung auf die Beine zu stellen.“

Nach der Konferenz ging Natalie zusammen mit Martha wieder zu ihrem Schreibtisch.
„Zum Glück ist es alles gut ausgegangen. Ich dachte schon, ich müsste Mike nach nem Job bei Fox anbetteln.“ Sie grinste.
„Apropos Fox? Hat sich Mister Miller eigentlich schon bei dir gemeldet? Die Premierenparty ist ja nun auch einige Tage vorbei.“
Natalie schüttelte den Kopf und stellte ihre Kaffeetasse ab.
„Nein, hat er nicht und ich glaube auch, dass er es nicht tun wird. Ich meine, warum sollte er sich denn dazu herablassen? Ich bin bestimmt nicht die einzige Frau, die er kennengelernt hat. Und auf der Party war ich auch nicht gerade die flirtwilligste Person auf dem Erdball.“
„Ach, mach dich doch nicht kleiner als du bist. Ich denke, er hat dich zum Essen eingeladen.“
„Ja und? In 20 bis 30 Jahren hat er gesagt. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er das auch tun wird.“ Natalie zog ihre linke Augenbraue hoch und lächelte etwas sarkastisch.
„Wart’s ab.“ antwortete Martha.
„So wie ich dich kenne, hast du einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“
„Wenn du wüsstest“ sagte Natalie und lachte laut.

In dem Moment klingelte das Telefon. Natalie und Martha sahen sich erstaunt an. Zögernd hob Natalie den Hörer ab.
„Ja?“
„Natalie, bist du das? Hier ist Jane vom Empfang. Ich hab jemanden für dich in der Leitung. Ist so ein schräger Typ. Der behauptet doch tatsächlich, er wäre Wentworth Miller. Ich hab ihm gesagt, dass er sich mal schön selbst verarschen soll. Willst du den Freak haben oder soll ich ihn abwimmeln?“
„Oh Gott, nein,“ lachte Natalie, „Stell ihn durch!“
Martha guckte sie fragend an.
„Wenn man vom Teufel spricht...“ flüsterte Natalie während sie die Hand über die Muschel legte. Martha verdrehte dich Augen und ging lachend davon.

„Natalie Cramer, Los Angeles Times, Guten Morgen.“
„Guten Morgen Miss Cramer,“ sagte Wentworth auf der anderen Seite der Leitung.
„Wie geht es ihnen?“
„Fantastisch, danke. Was machen sie denn schon so früh am Morgen?“ sie guckte auf ihre Uhr.
„Es ist viertel nach 9. Ich dachte immer, Schauspieler stehen erst gegen Mittag auf.“
Wentworth lachte leise.
„Ich bin eben nicht so wie andere Schauspieler.“
„Das habe ich auch bemerkt,“ antwortete Natalie und lächelte dabei.
„Ich hatte überlegt, dass ich mich bei ihnen noch mal für den reizenden Abend neulich bedanke. Aber dann dachte ich mir, dass er zumindest am Anfang gar nicht so reizend war.“ Er lachte wieder.
„Wie dem auch sei, ich hab versprochen, sie anzurufen, also tu ich es jetzt.“
Natalie musste schmunzeln.
„So, so. Und sie rufen nur an, um mir zu zeigen, dass sie Versprechen nicht brechen, Mr. Miller? Das finde ich sehr nett von ihnen.“ Während sie beide lachten blickte sich Natalie zu Martha um und zuckte etwas hilflos mit einem Grinsen im Gesicht mit den Schultern.
„So bin ich nun einmal. Immer politisch korrekt. Nein, ich wollte sie eigentlich fragen, ob sie mir bei einer Sache helfen könnten.“
„Aha, von daher weht der Wind. Dann schießen sie mal los.“ Natalie setze sich auf ihren Stuhl.
„Nun, es geht... ähm... um Folgendes. Die Tochter einer Freundin würde gern einmal für einen Tag bei ihnen in die Redaktion reinschnuppern. Sie möchte später einmal zur Zeitung, weiß aber noch nicht, ob das auch etwas für sie ist. Deshalb hat mich Mel gefragt, ob ich jemanden bei der Times kenne und sie sind mir da eingefallen. Ich hätte auch ihre Kollegin Miss Walter gefragt, aber sie ist so...“ Wentworth stockte.
„Speziell?“ fragte Natalie und lachte.
„Ähm, so kann man es auch ausdrücken.“
„Nun, Mister Miller. Eigentlich müsste die Tochter ihrer Freundin dafür eine Bewerbung schreiben. Aber ich denke, das kriegen wir auch so hin. Kann sie am Samstag so gegen 10 vorbeikommen? Ich würde ihr dann alles zeigen.“ Natalie atmete tief durch und unternahm einen Flirtversuch.
„Kann ich denn sonst noch etwas für sie tun?“ fragte sie mit einer sehr charmanten Stimme.
„Nein danke,“ antwortete Wentworth. „Das war eigentlich schon alles.“
„Oh,“ entfuhr es Natalie leicht enttäuscht aber sie riss sich gleich wieder zusammen.
„Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag.“
„Ich danke ihnen, Miss Cramer. Sie haben mir sehr geholfen. Vielleicht bis bald.“ Wentworth legte auf.

„Und? Wie war’s? was wollte er?“ Martha stand erwartungsvoll vor Natalies Schreibtisch.
„Nichts Wichtiges, ich soll die Tochter einer Freundin von ihm hier herumführen.“
„Oh...“ hauchte Martha.
„Ja, genau, oh.“ sagte Natalie mit hängenden Mundwinkeln.
„Aber wenigstens hat er nicht Catherine gefragt.“ meinte sie lächelnd und machte sich an die Arbeit.

Kapitel 11 – Kaffee und Shopping

Seit Wochen hatte sie sich auf ihren freien Tag gefreut.
Kein Stress, keine Telefoninterviews, keine Catherine, die die ganze Zeit auf einen Fehler von ihr wartete.
Natalie stand in ihrer kleinen Küche und brachte die Kaffeemaschine in Gang. Am Küchentisch saß Martha, die ebenfalls frei hatte, und naschte von den Cornflakes, die ihr Natalie hingestellt hatte.
„Wie war eigentlich die Führung?“ fragte sie.
„Die was? Ach ja, war ganz nett. Das Mädchen heißt Sharon. Ist gerade mal 15 aber schon ziemlich fit. Ich glaube, wenn sie wirklich zur Zeitung will, wäre sie bei uns ganz gut aufgehoben. Ich hab ihr ein paar Aufgaben gegeben. Sie sollte an der Müllgeschichte arbeiten, die du vor ein paar Wochen ausgegraben hast. Und was soll ich dir sagen – sie war richtig flink, was die Zusammenhänge betraf. Eine Stunde hat sie dran gesessen und nur zweimal nachgefragt, wie sie weiter machen soll. Und zum Schluss hatte sie einen ganz passablen Artikel zusammen.“
Natalie goss Kaffee in die zwei Tassen vor ihr, trug eine zu ihrer Freundin hinüber und setzte sich mit an den Tisch.
„Also ist meine Nachfolge gesichert.“ lachte Martha.
„Und wie ist ihre Mutter so, die Freundin von Wentworth?“
Eine Freundin von Wentworth, meine Liebe.“ lachte Natalie.
„Ja, Mel war sehr sympathisch. Als Sharon sich in der Redaktion umguckte, hat sie mir gesagt, ich soll ihn nicht so ernst nehmen. Er sei so sehr darauf bedacht, immer alles richtig zu machen, dass er manchmal nicht merke, dass ihm das Feingefühl abhanden kommt.“ Natalie stockte kurz und zog eine Grimasse.
„Er soll ihr gesagt haben, dass ich eine interessante Frau bin. Was soll ich denn davon halten? Wenn einem das Essen nicht schmeckt, sagt man auch, es sei interessant.“
„Ach du.“ Martha verdrehte die Augen.
„Mach einfach das, was dir Mel geraten hat, nimm ihn nicht zu ernst. Wer weiß, vielleicht ist das ja ein Kompliment, das er nur selten macht.“
„Ja klar,“ antwortete Natalie. „Das wird’s sein. So jetzt trink aber endlich aus. Ich will los – shoppen!“

Nachdem Natalie und Martha den Santa Monica Freeway hinunter gefahren waren, stoppten sie vor ihrem Ziel: dem riesigen LA Fashion District. In dem Komplex waren über 1000 Läden untergebracht – genau das richtige für zwei Frauen und einen freien Tag.
„Na dann mal rein in das Getümmel,“ freute sich Martha und zog Natalie am Arm.
„Was wollen wir als erstes kaufen? Schuhe, Klamotten, Schmuck?“
„Genau. In dieser Reihenfolge!“ grinste Natalie.
Sie gingen in den ersten Laden und probierten sich durch das Angebot.
„Hier,“ sagte Martha und hielt ihr ein paar gefährlich aussehende Highheels hin. „Probier die mal an.“
„Martha, die sind giftgrün. Ich hab nix grünes in meinem Schrank. Die kann ich nie tragen.“ Natalie grinste ihre Freundin an.
„Und genau deswegen, müssen wir dir noch was Grünes kaufen, Schätzchen.“
„Na, wenn es unbedingt sein muss...“ Natalie lachte, schnappte sich die Schuhe und ging zur Kasse.
„Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Wollen wir schnell noch nen Abstecher zu Starbucks machen?“ fragte sie Martha.
„Na meinetwegen, aber danach wird fleißig weiter geshoppt.“
„Abgemacht.“
Natalie hakte sich bei Martha unter und zusammen gingen sie in Richtung Food Court.
Die riesige Abteilung in der Mitte des Shoppingcenters war prall gefüllt mit Läden, die nur eines anboten: Nahrungsmittel. Egal ob, Burger, mexikanisches Essen, Waffeln oder Pekingente. Im Food Court konnte man alles in sich reinschaufeln.
„Du, Martha, geh schon mal vor, ich will mir noch schnell nen Donut holen!“ rief Natalie ihrer Freundin hinterher und verschwand in dem orange-pinkfarbenen Backwarenladen.

Nachdem sie ihren Lieblingsdonut, ein mit Puderzucker bestreuter Vanillecremedonut, verputzt hatte, folgte sie Martha ins Starbucks.
In dem Kaffeeladen, war es ziemlich voll. Zig Menschen drängten sich um einen Tisch und schossen wild mit ihren Photohandys ein paar Bilder.
Verdammte Touristen! dachte Natalie und stellte sich in die Schlange vor dem Tresen.
Martha stand einige Meter weiter weg und unterhielt sich gerade mit jemandem aufgeregt. Was sie sagte, war Natalie egal. Sie kannte den Mann nicht und wollte nur schnell ihren Kaffee holen.
„Sie wünschen?“ fragte die Verkäuferin und starrte Natalie an.
„Ich nehme einen Grande Breakfast Blend mit fettarmer Milch.“
Während sich die Verkäuferin daran machte, den Kaffee zuzubereiten, blickte sich Natalie um. An dem Tisch standen immer noch ein paar Leute und knipsten sich die Finger wund.
Natalie wurde neugierig und lehnte sich ein Stück nach hinten, um zu sehen, wer das Objekt der Begierde wohl sei. In diesem Augenblick bildete sich zwischen den Hobbyfotografen ein kleiner Gang und ein Mann schritt hindurch.
Gerade wollte sich Natalie wieder umdrehen, als sie erkannte, wer dort auf den Tresen zuging.

„Ihr Kaffee ist fertig.“
Natalie reagierte nicht, sondern starrte auf Wentworth Miller, der auf sie zuging.
„Miss, ihr Kaffee!“ die Verkäuferin wurde ungeduldig.
„Ja... äh... natürlich. Entschuldigen sie bitte. Stimmt so.“ Natalie legte eine 5-Dollar-Note auf den Tisch und nahm ihren Kaffee.
„Miss Cramer,“ sagte Wentworth als er bei ihr angekommen war.
Die Fans machten noch immer fleißig Fotos von ihrem Idol, doch ihn schien das nicht zu stören.
In seinem weißen Shirt und der blauen Jeans sah er gar nicht so aus, als wäre er der umjubelte Schauspieler, der von jeden Zeitschriftencover herunter lächelte.
„Das ist ja eine Überraschung! Ich möchte mich noch mal bei ihnen bedanken, dass sie Sharon die Redaktion gezeigt haben. Sie war total begeistert.“
„Wie? Ach ja,“ stammelte Natalie. Jetzt reiß dich doch endlich zusammen, dachte sie sich. Du blamierst dich ja total!
„Es war schön, ihr alles zu zeigen. Das, was ich von ihr gesehen hab, ist auch nicht schlecht. Sie hat ein Talent zum Schreiben.“ sagte Natalie laut und lächelte.
„Ja, das hat sie. Ähm... Miss Cramer? Darf ich ihnen mal….” Wentworth hob die Hand und fasste ihr an die Nase.
„Was... was machen sie denn da?“ Natalie zuckte zurück, während die Fotohandys immer näher auf sie zukamen.
„Ich will nur ... sie haben da was.“ Wentworth fuhr ihr mit dem Daumen sanft über die Nasenspitze. Er hob seinen Finger und zeigte ihn Natalie. Ein weißes Pulver war darauf zu sehen.
„Oh, mein Gott nein!“ flüsterte sie etwas verwirrt. Dann lachte sie.
„Das ist Puderzucker. Ich kann mich bei Donuts nie zurückhalten. Ich fresse sie regelrecht.“
Auch Wentworth lachte laut.
„Zum Glück, ich dachte schon, ich müsste sie zu einer Drogenberatungsstelle bringen.“
„Nein, das wird nicht nötig sein. Ich weiß schon alles, was man über Koks wissen muss.“ Natalie zwinkerte ihm zu.
„Ähm... gut, ich werd dann mal wieder.“ Wentworth reichte ihr die Hand.
„Einen schönen Tag noch Mister Miller. Und danke für die Hilfe.“
„Immer wieder gerne, Miss Cramer.“ Als er sich umdrehte, wurde er wieder von seinen Fans belagert.

Natalie guckte ihn verträumt an, als er zum hundertsten Mal seine Unterschrift auf einen Pappbecher oder eine Papierservierte kritzelte. Als er zur Tür raus ging drehte er sich noch einmal um, guckte sie an und lächelte sanft. Natalie hob die Hand und lächelte zurück.
„Sag mal, war das Wentworth?“ Natalie hatte gar nicht bemerkt, dass Martha hinter ihr stand.
„Ähm, ja.“
„Und?“
„War schön. Verdammt, ich glaub, wenn ich ihn noch einmal sehe und er wieder so nett ist, werde ich ihm komplett verfallen.“ Natalie verdrehte die Augen.
„Warum denn aber nicht?“ fragte Martha. „Er scheint doch sehr nett zu sein.“
„Martha, er ist Schauspieler. Ich denke nicht, dass ich mich mit einem Schauspieler einlassen werde.“
„Warte doch einfach ab!“ Martha drehte sich um und zog ihre Freundin aus dem Laden heraus.
Während sie weggingen, bemerkten sie nicht, dass plötzlich ein Fotograf mit seiner Kamera auf sie zielte.
Wentpris

Beitrag von Wentpris »

wie geil ist das denn mit dem puderzucker ^_^

also ich weiß auch nicht wieso aber ich find s richtigtoll deine sachen zu lesen :up:
Lizzi

Beitrag von Lizzi »

Und schon wieder ein toller neuer Teil :D Mit so einem Grinsen im Gesicht, arbeitet es sich irgendwie gleich viel besser!..:)

Ich freue mich schon auf mehr und hoffe, dass Went irgendwann nicht mehr ganz so distanziert ist. Aber ich befürchte irgendwie, dass das Foto was am Ende geschossen wurde, erstmal nicht zu einer Annäherung der beiden beiträgt, sondern eher zu einigem Ärger...
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Beitrag von philomina »

XxCoopxX hat geschrieben:also ich weiß auch nicht wieso
Ich schätze mal, weil Natalie ein so authentischer Charakter ist, dass man sich ziemlich gut mit ihr identifizieren kann, oder? :)
tigertone

Beitrag von tigertone »

so, ich stell heute mal gleich mehr teile rein, damit ihr ein bisschen "futter" habt. :D . danke für eure lieben fbs. ich könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich drüber freue!

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Kapitel 12 – Surprise, Surprise

Es war Samstag morgen, kurz nach 8 als ein schrilles Telefonklingeln Natalie aus dem Schlaf riss. Sie fuhr erschrocken hoch und musste sich erst einmal orientieren. Wo war sie überhaupt? Sie blickte sich in ihrem Schlafzimmer um.

Der Traum, den sie bis gerade eben noch hatte, war so schön, dass sie Probleme hatte wieder in die Realität zurückzufinden. Sie hatte mit Wentworth Miller an einem menschenleeren Strand gesessen. Der Sonnenuntergang tauchte alles in ein magisches Rot und sie hatte ihren Kopf in seinen Schoß gelegt. Während sie ihre Handflächen aneinander pressten und sich gegenseitig sanft über die Finger strichen, beugte er sich herunter und wollte sie gerade eben küssen.

Das Klingeln ließ diesen Traum jedoch genau an der Stelle wie eine Seifenblase platzen. Das verdammte Telefon. Wenn das jetzt nicht wirklich wichtig ist, gibt’s Tote! dachte Natalie grimmig, schnappte sich das Telefon, das neben ihr auf dem Nachttisch lag und nahm den Anruf an.
„Nat, Nat, hast du es schon gesehen?“ Martha war am anderen Ende der Leitung und keuchte vor Aufregung.
„Martha, sag mal hast du nen Knall? Es ist kurz nach 8 am Samstag Morgen und ich habe gerade so schön geträu...“ sie konnte den Satz nicht beenden.
„Das heißt, du hast es noch nicht gesehen?“
„Was denn gesehen? Mensch Martha, drück dich genauer aus!“ Natalie war etwas sauer.
„Schätzchen, schalte den Fernseher an, aber pronto! Kanal 7 – Entertainment now.”
Natalie kam Marthas Aufforderung nach, kramte die Fernbedienung aus den Falten ihrer Bettdecke heraus und drückte den “Power”-Knopf.

„... wer seine neue Freundin ist, wissen wir nicht hundertprozentig. Es heißt allerdings, dass sie eine Reporterin von der LA Times sein soll. Augenzeugen berichteten, dass der Schauspieler und die Journalistin keinen Hehl daraus machten, was sie für einander empfinden. Die beiden sollen sehr innig miteinander umgegangen sein, wie diese Bilder hier beweisen...“ ratterte die Ansagerin ihren Text herunter.

Natalie saß senkrecht im Bett und schlug sich mit der Hand an die Stirn.
„Das kann nicht wahr sein,“ flüsterte sie fassungslos in den Hörer.
Sie starrte auf den Fernseher, in dem sie gerade ein Bild von sich und Wentworth sah. Er wischte ihr den Puderzucker von der Nase und darunter stand: „Wentworths neue Flamme“.
„Mein Gott Martha, wie ist das denn zustande gekommen? Ich hab mich doch nur mit ihm unterhalten. Wie können die nur...?“ Natalie schüttelte den Kopf.
„Süße, versuch dich zu beruhigen. Vielleicht hat’s noch keiner gesehen. Es ist ja auch noch früh. Am Samstag Morgen guckt doch keiner Fernsehen...“
„Außer du, Martha und hunderttausend andere Menschen. Verdammt! Was ist, wenn das Catherine gesehen hat? Dann kann ich mir am Montag wahrscheinlich sonst was anhören... Ahhhhhh, diese Scheißfotografen. Warum können die Situationen nicht so darstellen, wie sie tatsächlich passiert sind?“ Natalie war vom Bett aufgesprungen und tigerte durchs Schlafzimmer.
„Weil sich das nicht verkaufen würde.“ erwiderte Martha trocken.
„Mist, verdammter Mist... das ist doch richtig... gahhh.“ Natalie, war vor Wut den Tränen nah.
„Jetzt reg dich nicht auf. Warte erstmal ab, ob überhaupt was passiert. Ich wollte ja nur, dass du Bescheid weißt.“
„Ja danke. Grrrrrr. Vielleicht hast du recht. Ich reg mich jetzt nicht mehr auf. Ich steh das durch, weil... weil es niemand gesehen hat und... überhaupt. Danke für die Info, Martha.“
„Gern geschehen. Ich komm nachher noch mal vorbei. Wenn zwischendurch irgendwas passiert, ruf mich einfach an.“
„Mach ich.“ Natalie legte auf und schmiss sich auf’s Bett.

Nachdem sie wieder ruhiger geworden ist, ging sie ins Bad. Sie ließ warmes Wasser in die Wanne, während sie sich die Zähne putzte, kippte ein wenig Badezusatz dazu und steckte sich die Haare hoch. Danach ging sie ins Wohnzimmer, legte die alte Turandot-Platte auf, die ihr bis jetzt immer geholfen hatte, ihre Nerven zu beruhigen. Während Luciano Pavarotti die ersten Töne von „Nessun Dorma“ sang, ging sie zurück ins Badezimmer.
Sie war gerade ins Wasser gesunken, als es an der Wohnungstür klingelte.
Was will sie denn jetzt schon hier? dachte Natalie und stieg wieder aus der Wanne. Nachdem sie sich notdürftig in ein Handtuch gewickelt hatte, schlurfte sie zur Tür und drückte die Klinke runter.
„Martha, komm rein. Ich hatte mir grad die Wanne volllaufen lassen. Ich zieh nur schnell was an. Mach dir am besten einen Kaffee.“
Sie lief gerade durch den Flur, als sie hinter sich eine tiefe Stimme hörte.

„Ähm, Miss Cramer... ich bin nicht Martha.”
Natalie fuhr wie vom Blitz getroffen herum und starrte Richtung Wohnungstür. Mit Jeans, schwarzem T-Shirt und Basecap bekleidet, stand dort Wentworth Miller.
„Was zum Teufel wollen sie denn hier?“ Natalie war völlig verblüfft.
„Und woher wissen sie, wo ich wohne?“
„Erinnern sie sich noch an die Filtertüten?“ fragte Wentworth.
„Oh, ach ja... natürlich.“ entgegnete Natalie verlegen.
„Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich sie so früh störe, aber ich muss unbedingt mit ihnen reden. Ich dachte, dass dieses Gespräch nicht am Telefon geführt werden sollte. Haben sie Zeit?“
„Ich... äh...“ Natalie brachte es nicht fertig noch mehr zu sagen.
Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Erst die Geschichte im Fernsehen und dann stand Wentworth direkt vor ihr, während sie nur mit einem Handtuch bekleidet...
Moment mal, dachte sie. Ich hab nur ein Handtuch an? Verdammt! Ich hab ja nur ein Handtuch an! Sie wurde knallrot.
„Mister Miller, würden sie mich für einen Moment entschuldigen? Ich müsste mir mal eben kurz... also... ähm, gehen sie schon mal ins Wohnzimmer, ich bin in 10 Minuten bei ihnen.“

Natalie lief so schnell es ging den Flur herunter und stürzte ins Bad. Während sie die Dusche anstellte, hörte sie, wie er die Tür schloss. Sie zog den Stöpsel aus dem Wannenboden heraus, sprang in die kleine Duschkabine und stellte sich unter das lauwarme Wasser.
Ihr schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Warum war er hier, worüber wollte er mit ihr reden. Hatte er etwa auch diese unsägliche Sendung gesehen?
Sie trocknete sich ab, schlang sich noch einmal das Handtuch um den Körper und stürmte aus dem Bad. Als sie am Wohnzimmer vorbei hastete, sah sie ihn auf dem Sofa sitzen.
Warum hab ich ihn nicht ins Schlafzimmer geschickt? dachte sie und musste unwillkürlich grinsen.
„Ich bin gleich soweit, noch 5 Minuten.“ rief sie ihm zu und verschwand im Schlafzimmer. Sie zog sich schnell eine Jeans und ein ausgewaschenes graues Top an und ging zurück.
„Darf ich ihnen irgendetwas anbieten? Einen Kaffee vielleicht?“ fragte Natalie während sie versuchte, sich innerlich auf das anstehende Gespräch vorzubereiten.
„Das wäre sehr nett von ihnen.“
„Mit Milch und Zucker?“
„Nur Milch.“ antwortete Wentworth, lehnte sich zurück und legte seine Arme über die Rückenlehne.
Im Hintergrund sang Luciano Pavarotti noch immer seine Arien. Keiner von beiden sagte etwas bis Natalie mit den gefüllten Kaffeetassen zum Sofa ging.
„Sie mögen Klassik?“ begann Wentworth.
„Ja, vor allem, wenn ich mich über etwas aufgeregt habe.“ meinte Natalie gedankenverloren.
„Worüber haben sie sich denn aufgeregt?“ Wentworth guckte sie fragend an.
„Ich... heute morgen... also...“ stammelte Natalie herum. Sie holte tief Luft.
„Ich bin heute morgen von Martha angerufen worden. Sie kennen sie vielleicht, ich war mit ihr bei der Premierenfeier von „Kein Entkommen“.“
Wentworth nickte langsam.
„Sie erzählte mir, dass ich den Fernseher anstellen solle und nachdem ich das getan hab, habe ich uns beide... also sie und mich... also ich habe ein Foto von uns gesehen und die Moderatorin erzählte gerade, dass ich ihre... nun ja, sie sagte, wir hätten sehr innig miteinander... ähm... verstehen sie, was ich meine?“ Natalie zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ja, ich weiß. Ich hab den Ausschnitt gestern auch gesehen.“ sagte Wentworth ernst.

„Gestern? Das Ganze lief schon gestern?“ Natalie sprang auf und lief auf und ab. Wentworths Blick folgte ihr.
„Dann haben die das schon gestern gezeigt? Und jeder hat es gesehen? Und das heute morgen war nur eine Wiederholung? Ich fass es nicht, ich fass es echt nicht.“ Natalie ballte die Hände zur Faust.
„Das heißt, sie haben mit der ganzen Geschichte nichts am Hut?“ fragte er sie sanft. Natalie riss die Augen auf und starrte ihn an.
„Wie? Damit was am Hut haben? Denken sie, ich hab denen einen Tipp gegeben? Spinnen sie? Wie kommen sie denn darauf?“ Natalie wurde sauer.
„Naja, sagen wir mal so. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand daraus Profit schlagen will, dass er mich kennt.“ Er beugte sich nach vorn und guckte ihr direkt in die Augen.
„Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder?“ fragte Natalie entgeistert. „Für wen halten sie mich eigentlich? Für irgendeine dahergelaufene Kuh, die keinerlei Anstand besitzt? Haben sie sich schon mal gefragt, was ich davon haben könnte? Mal abgesehen, von den paar hundert Piepen, die der Sender zahlen würde. Wenn überhaupt... Ich werde mir am Montag wahrscheinlich von Catherine Walter einiges anhören dürfen. Die Geschichte wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten und jeder wird mich angucken, als wäre ich vom anderen Stern.“

Natalie redete sich richtig in Rage als das Telefon klingelt. Sie stand unschlüssig da.
„Wollen sie nicht rangehen?“ fragte Wentworth.
„Äh, ja.“ Natalie ging ins Schlafzimmer und holte das Telefon.
„Natalie Cramer, Guten Morgen?“
Eine männliche Stimme klang durch den Hörer.
„Miss Cramer? Mein Name ist Max Crowne von Entertainment Weekly.“
„Ja, und?“ fragte Natalie misstrauisch.
„Ich wollte fragen, ob ich mit ihnen über ihre Beziehung mit Wentworth Miller plaudern könnte?“
„Ich habe keine Beziehung mit Mister Miller.“ sagte sie ganz ruhig.
„Aber sie waren doch zusammen mit ihm im LA Fashion District, oder nicht?“ fragte der Mann unverblümt.
„Nein, ich meine ja, ich meine..." Natalie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
"Also haben sie eine Beziehnung mit Mister Miller." stellte der Mann am anderen Ende der Leitung fest.
Natalie wurde sauer.
"Nein, das hab ich... ach, wissen sie was? Es ist mir völlig egal, was sie sich zusammenreimen werden. Egal, was ich sage, sie werden ja ohnehin nur eine Liebesgeschichte daraus machen. Also schreiben sie, was sie wollen. Guten Tag!“

Natalie legte auf, setzte sich auf’s Sofa und massierte sich die Schläfen.
„Es tut mir leid,“ sagte Wentworth leise und rutschte etwas näher an sie heran.
„Ich wollte nur sicher gehen.“
„Warum denn nur? Sie sind doch Schauspieler. Da müsste so was doch an ihnen abprallen.“ Natalie sah ihn enttäuscht an.
„Ja, eigentlich schon, aber...“ er machte eine Pause.
„Was aber?“
„Bei ihnen ist das was anderes. Ich...“ er senkte seinen Blick.
„Ich mag sie und... ich wollte mich eben vergewissern, dass sie auch...“ er guckte sie etwas hilflos an.
Natalie war skeptisch. „Dass ich es auch wert bin, gemocht zu werden?“
„Ja, so in etwa.“
Sie drehte sich zu ihm um, zog die Beine auf’s Sofa und guckte ihm geradewegs in die Augen.
„Mister Miller, ich weiß ja mittlerweile, dass sie misstrauisch sind. Und das ist auch ihr gutes Recht. Aber ich kann ihnen versichern, dass ich niemals etwas an die Presse weitergeben würde. Überlegen sie doch mal, ich arbeite bei einer Zeitung. Als ob ich den lieben langen Tag nichts besseres zu tun hätte, als mit irgendwelchen Klatsch-Show-Produzenten zu telefonieren. Glauben sie mir, wenn das meine Art wäre, hätten sie das schon viel früher realisiert.“

Sie sah ihn an und spürte plötzlich tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch.
Seine Augen strahlten eine Geborgenheit aus, die sie kaum für möglich gehalten hätte. Sie wandte ihren Blick ab und musterte seine Hände. Doch die Schmetterlinge wollten nicht aufhören zu fliegen.
Als sie ihm wieder ins Gesicht guckte, merkte sie, dass er ihr immer noch in die Augen sah.
Natalie atmete tief ein und aus. Sie sagten beide nichts, aber es lag eine Spannung in der Luft, die keine Fragen offen ließ.
Natalie beugte sich fast unmerklich zu ihm herüber. Sie konnte an nichts mehr denken, wollte nur ihn nur noch küssen. Sie konnte nichts dagegen tun.
Auch Wentworth kam zögernd näher. Ihre Lippen waren nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt, als es plötzlich klingelte.

Kapitel 13 – Monopoly

Natalie zuckte zusammen. Für einen kurzen Augenblick dachte sie, sie hätte sich verhört. Als es noch einmal klingelte, riss sie sich los und stand auf.
Oh Gott, dachte Natalie. Du hast nicht wirklich versucht, ihn grad zu küssen, oder?! Sie spürte, dass sie rot wurde. Sie verließ das Wohnzimmer so schnell es ihr möglich war, ging zur Tür und öffnete sie.

„Schätzchen, du hast ja keine Ahnung, was vorm Haus los ist.“ Martha trat ein und redete munter drauflos, ohne einen Blick auf die ziemlich ratlose Natalie zu werfen.
„Ron hat alle Mühe, die ganzen Journalisten wieder nach draußen zu zitieren.“
Martha hängte ihren Blazer auf und ging in Richtung Wohnzimmer.
„Martha, nicht... ich muss dir was sagen...“ Natalie versuchte den Redeschwall ihrer Freundin zu unterbrechen, aber sie ließ sich nicht abhalten.
„Du hättest ihn sehen sollen. Mich wollte er auch rauswerfen, bis er gemerkt hatt wer... ich... oh... mein... Gott...!“ Martha hatte das Wohnzimmer erreicht, blieb im Türrahmen wie angewurzelt stehen und starrte Wentworth an als wäre er ein Außerirdischer.

“Ähm... Guten Tag... sie müssen Martha sein.“ Wentworth schien sich sichtlich unwohl zu fühlen.
Er war aufgestanden und hatte seine Hände in die Hosentaschen gesteckt. Natalie warf ihm einen Blick zu. Als er ihn erwiderte, wurde sie wieder rot und schaute schnell zu Martha, die ihren Blick zwischen den beiden wandern ließ.
„Äh, ja... Martha... schön dass du da bist. Ähm, Mister Miller kennst du ja bereits... er... er... er ist hier weil...“ Natalie wusste nicht mehr weiter.
„Ich wollte nur eine Sache mit Miss Cramer klären. Das haben wir getan. Ich denke, ich sollte besser gehen.“ Wentworth guckte Natalie verlegen an.
„Hm, ja... das sollten sie wohl.“ sie wusste nicht was sie sagen sollte. Jetzt komm schon Nat, es ist nichts passiert. Also bleib locker! schalt sie sich.
Sie ging zu ihm hinüber und gab ihm die Hand.
Es war, als hätte sie einen Stromstoß bekommen, als sie seine Finger an ihren spürte. Seine Haut war so weich. Am liebsten hätte sie ihn nicht mehr losgelassen. Auch Wentworth machte keine Anstalten den Griff wieder zu lösen.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“ sagte Martha plötzlich.
„Ich nehme an, dass die Journalisten nicht wegen der Architektur des Hauses hier sind. Wenn sie also nicht wollen, dass sie sich wie die Geier auf sie stürzen, Mister Miller, sollten sie erst einmal hier bleiben.“ Martha zwinkerte Natalie zu.
Diese verdrehte die Augen und hoffte inständig, dass Wentworth die Geste nicht gesehen hatte.
„Ich mach uns erst mal einen starken Kaffee und dann überlegen wir, was wir tun können.“ sagte Martha resolut.

Als sie in die Küche ging, standen sich Natalie und Wentworth unschlüssig gegenüber. Natalie fing sich als erste.
„Vielleicht ist Marthas Vorschlag gar nicht so schlecht. Vielleicht sollten sie wirklich hier bleiben. Nur so lang, bis die Meute weg ist.“
Sie ging zum Fenster und guckte vorsichtig durch die Gardinen. Unten auf der Straße waren ungefähr 15 Menschen versammelt. Die einen mit Kameras, die anderen mit Fotoapparaten bewaffnet. Zwei Übertragungswagen waren auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt.
„Verdammt, das ist nicht wahr.“ sagte sie.
Wentworth kam zu ihr herüber und guckte ebenfalls auf die Straße. Er stand so dicht bei ihr, dass sie seinen Duft in der Nase hatte.
Sie hielt das nicht aus.
Man muss doch darüber reden können! Natalie drehte sich zu ihm um, hob den Kopf etwas und guckte ihn an.
„Mister Miller, ich... es tut mir leid... ich war nur so aufgewühlt und...“ sie senkte den Kopf und murmelte „Es tut mir einfach nur verdammt leid.“

Einen Moment lang sagte Wentworth nichts. Dann legt er sanft seine Hände an ihr Gesicht und hob ihren Kopf an.
Für einen Augenblick dachte sie, er würde sie küssen. Aber er ließ seine Hände nur vorsichtig an ihrem Hals herunter gleiten.
Natalie bekam eine Gänsehaut.
„Bitte entschuldigen sie sich nicht.“ flüsterte er und guckte ihr tief in die Augen.
Es war der perfekte Augenblick. Alles schien so weit weg. Die Sache im Fernsehen, die Journalisten, selbst Martha war nicht mehr da. Es gab nur noch sie und Wentworth. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
„Bitte entschuldigen sie sich nicht dafür. Es war einfach zu...“
„Kaffee ist fertig.“ Martha kam aus der Küche und jonglierte drei Tassen und eine Milchkännchen durch den Raum.
Natalie fuhr herum.
Sie hätte ihre Freundin in dem Moment einfach nur aus der Wohnung schmeißen wollen. Stattdessen setzte sie ein Lächeln auf und half Martha dabei, die Tassen auf dem Couchtisch abzustellen. Wentworth drehte sich vom Fenster weg und klatschte in die Hände.
„Und was machen wir jetzt bis die Jungs da unten weg sind?“
Natalie sah ihn ratlos an.
„Hast du nicht noch dieses alte Monopolyspiel im Schrank, Nat?“ fragte Martha.
„Äh, ja. Natürlich. Also Monopoly?“ Natalie schaute Wentworth fragend an.
“Na dann, Monopoly.“ sagte er und ließ sich auf’s Sofa fallen.

Natalie kramte das Spiel raus, stellte es auf den Tisch und wollte sich gerade auf den Sessel setzen, der gegenüber der Couch stand, doch Martha kam ihr zuvor.
„Lass mich mal bitte auf den Sessel. Dann hab ich es nicht so weit zur Küche... wenn ich, äh... mal was holen muss.“
„Was musst du denn aus der Küche...? Ach vergiss es!“ Natalie setzte sich notgedrungen auf’s Sofa, peinlich genau darauf achtend, dass sie Wentworth nicht zu nah kam.
„Na dann kann’s ja losgehen,“ sagte Wentworth und nahm die Würfel in die Hand.

Während sie spielten, sah Natalie immer wieder verstohlen zu ihm herüber. Es war schön ihm dabei zuzugucken, wie er sich über einen geschickten Spielzug freute oder sich über eine zu hohe Hypothek ärgerte.
Es war als säßen drei Freunde zusammen, weil sie es wollten und nicht, weil vor dem Haus die Pressemeute wartete.
Irgendwann meldete sich Natalies Magen mit einem lauten Knurren. Sie stand auf. Wentworth guckte sie an und zog die Augenbrauen hoch.
„Haben sie Hunger?“ fragte er.
Natalie blickte auf ihre Uhr. Es war mittlerweile halb drei und sie hatte noch nicht einmal gefrühstückt.
„Äh, scheint so, oder? Ich werd uns dann mal was zu Essen machen. Nudeln und Lachscreme?“
Wentworth guckte sie verblüfft an.
„Sagen sie bloß, sie können kochen?!“
„Alles was irgendwie aus der Tüte oder dem Gefrierschrank kommt, ja.“ Natalie lachte ihn an.
„Na, dann können sie mehr als ich. Ich wär dabei. Haben sie auch Hunger, Martha?“
„Darauf können sie wetten.“ sagte sie und guckte Natalie erwartungsvoll an.
„Soll ich dir helfen?“
„Nein danke, kümmere du dich lieber um unseren Gast und würfle für mich mit. Aber pass auf, dass er nicht zu hohe Mietpreise verlangt.“ Natalie zwinkerte Wentworth zu und der grinste zurück.
„Bevor es weitergeht – könnten sie mir zeigen, wo das Bad ist?“
„Ja, natürlich, Mister Miller. Kommen sie mit.“ Er folgte ihr.

Als sie außerhalb Marthas Sichtweite waren, legte er ihr seine Hand auf die Schulter und drehte sie sanft herum. Wieder begann es in Natalies Bauch zu rumoren, aber diesmal war ganz bestimmt nicht der Hunger daran Schuld.
„Ich wollte mich bei ihnen bedanken. Es ist trotz allem ein wunderschöner Tag. Ich bin froh, dass ich ihn mit ihnen verbringe.“ sagte er leise.
„Da müssten wir eigentlich den Journalisten unten einen Präsentkorb schicken.“ flüsterte Natalie und lehnte sich gegen die Wand.
Zum zweiten Mal an diesem Tag klopfte ihr Herz so laut, dass sie Angst hatte, er könnte es hören.
Wentworth strich mit seiner Hand gedankenverloren durch ihr Haar.
„Was ich vorhin gesagt habe, meinte ich wirklich ernst. Ich mag Sie.“
„Mister Miller, wenn sie damit nicht langsam aufhören, kann ich für nichts mehr garantieren.“ flüsterte Natalie.
„Womit aufhören?“ murmelte er und kam näher.
Sie konnte seinen Atem auf ihren Lippen spüren und sehnte sich danach, dass er sie endlich küsste.
„Damit.“ hauchte sie, während ihre Knie immer weicher wurden.
Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und ließ sie ganz langsam an beiden Seiten mit einem sanften Druck herunter gleiten. Er zog sie ganz nah an sich ran und guckte ihr tief in die Augen.
Nur noch wenige Millimeter trennten sie von einem Kuss.
Natalie öffnete leicht ihre Lippen.
„Ich weiß nicht, ob das jetzt eine so gute Idee ist...“ versuchte sie es noch ein letztes Mal, aber ihre Stimme versagte.
„Das weiß ich auch nicht.“ antwortete Wentworth leise und vergrub seine Hand in ihren Haaren. Natalie drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite und atmete schwer.
Wentworth fuhr mit seinem Daumen zärtlich an ihrem Kinn entlang, über ihren Hals und zeichnete ihr Schlüsselbein nach. Sie krallte ihre Fingernägel in seine Seiten und stöhnte leise. Er stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab und guckte ihr in die Augen.
Plötzlich begannen beide leise zu lachen.

„So viel zum Thema „Distanz wahren“.“ flüsterte Natalie. Sie machte eine kurze Pause, um sich zu sammeln.
„Ich werd mich jetzt um das Essen kümmern.“ sagte sie und schob ihn sanft von sich weg. Wentworth nickte.
Während er in Richtung Bad ging, huschte sie in die Küche. Dort angekommen, lehnte sie sich gegen den riesigen Kühlschrank und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.
„Warum hast du ihn nicht einfach geküsst?“ fragte Martha, die plötzlich im Türrahmen auftauchte.
„Sag nicht, du hast alles gesehen?“
„Nee, Schätzchen. Aber ich habe euch gehört."
Natalie zog eine Augenbraue nach oben.
"Du weißt doch, dass ich gute Ohren habe. Und ich sag dir eins, wenn er jetzt nicht im Bad wäre, würde ich jetzt sofort unter die kalte Dusche springen.“ Martha lachte und begann mit Natalie zusammen, das Essen vorzubreiten.

Kapitel 14 – Eine Abfuhr

Während des Essens sagte keiner ein Wort. Für Natalie war es noch immer unfassbar, was zuvor passiert ist.
Hatte sie wirklich mit Wentworth im Flur gestanden und ihren Gefühlen freien Lauf gelassen? Sie guckte ihn immer wieder an, aber in seinem Gesicht war nichts davon zu sehen, dass auch er sich Gedanken darüber machte.
Sie räumte wortlos die Teller in die Küche und ging zum Fenster. Natalie zog vorsichtig die Gardinen zur Seite.
„Es scheint, als hätten sie aufgegeben.“ sagte sie mit einem Blick auf die Straße.
„Ich werde Ron mal fragen, ob wirklich keiner mehr da ist.“ Natalie ging zur Wohnungstür und nahm das Haustelefon ab.
„Ron, Natalie hier. Stehen unten immer noch die Journalisten herum?“
„Nein, Miss Cramer. Die Luft ist rein. Ich wollte sie auch gerade anrufen.“
„Okay, herzlichen Dank. Auch dafür, dass sie sie abgewimmelt haben.“ seufzte sie erleichtert.
„Gern geschehen, Miss Cramer.“

Natalie ging zurück ins Wohnzimmer. Sie blieb stehen und lehnte sich nachdenklich an den Türrahmen. Nach einer kurzen Pause sagte sie ernst.
„Alles okay. Sie können jetzt gehen Mister Miller.“ Wentworth guckte sie erstaunt an.
„Ähm, gut.“ Er stand auf und verabschiedete sich bei Martha.
„Ich begleite sie noch heraus.“ Natalie drehte sich um und ging den Flur hinunter. Wentworth folgte ihr.
Als sie die Tür öffnete, legt er ihr seine Hand auf den Arm und fragte sie leise „Was ist mit ihnen los, Natalie?“
Sie zögerte und senkte den Blick.
„Ich... ich weiß es nicht. Ich glaube, dass das im Flur ein Fehler war.“ Er ließ sie los und ging ein Stück zurück. Sein Oberkörper straffte sich leicht.
„Wenn sie so denken, möchte ich mich für mein Verhalten entschuldigen, Miss Cramer.“
„Bitte, seien sie mir nicht böse... aber... es ist alles so kompliziert. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll... ich weiß gar nichts mehr.“ Natalie guckte ihn an. Eine Mischung aus Trotz und Verzweiflung flackerte in ihren Augen auf.
Wentworth fuhr sich mit einer Hand über seine kurzen Haare und seufzte. Am liebsten hätte Natalie in dem Moment alles wieder rückgängig gemacht, aber sie hatte immer noch Zweifel. War es wirklich eine so gute Idee, sich darauf einzulassen? Sie wusste es nicht.
„Hören sie, Miss Cramer. Ich kann ihnen die Entscheidung nicht abnehmen. Wenn sie der Meinung sind, dass es ein Fehler war, werde ich das akzeptieren. Haben sie noch ein schönes Wochenende.“

Er ging hinaus und sie schloss die Tür. Langsam ließ sie sich daran herunter gleiten. Martha kam in den Flur und guckte sie lange an.
„Was hast du getan?“ fragte sie.
„Ich habe es beendet bevor es beginnen konnte.“
„Bist dir sicher, dass das richtig war?“
Natalie schlug die Hände vor’s Gesicht, massierte kurz ihre Stirn und guckte Martha dann an.
„Willst du die Wahrheit wissen?“ Martha nickte und hockte sich neben sie. „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“
„Warum hast du es denn dann getan? Warum hast du es nicht so gelassen, wie es war und darauf gewartet, dass er den ersten Schritt macht?“
„Weil ich Panik bekommen habe!“ sagte Natalie ärgerlich und stand auf.
„Ach, Süße, na dann kann dir keiner helfen. Da musst du selbst durch.“ Martha umarmte ihre Freundin.
„Ja, ich weiß, ich weiß.“ seufzte Natalie.
„Versuch es zu vergessen. Wenn’s nicht klappt, ruf mich einfach an. Kann auch mitten in der Nacht sein.“
Martha nahm ihren Blazer von der Garderobe, legte ihn über ihren Arm und öffnete die Tür.
„Bis Montag spätestens.“
„Ja bis dann, Martha.“ sagte Natalie und ließ die Tür ins Schloss fallen.
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